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الأربعاء، 22 أبريل 2020

Einkiang zwischen den heiligen Texten und den geistigen Gegebenheit


Einklang zwischen den heiligen Texten 
und den geistigen Gegebenheit    

                                                                        Prof. Dr. M. Shama       
 Gott erschuf den Menschen und zeichnete ihn gegenüber allen Lebewesen mit dem Verstand aus, damit dieser sein Verhalten kontrolliere, seine Bezie-hungen mit seinen Mitmenschen organisiere und ihm dabei helfe, was sich im Universum an Naturphänomenen befindet, in seinen Dienst zu stellen um sein Leben zu bewahren, ihn in die Lage versetze zu entdecken, was im Universum an Geheimnissen für die Entwicklung seiner Lebensordnung existiert sowie ihn beim Rhythmus im Umgang mit sich selbst, mit seiner Gesellschaft und mit dem,was ihn an Mensch, Fauna und Flora umgibt, unterstütze. Der Verstand stellt ergo den Angelpunkt des Lebens und die Quelle der Ideen dar, die das Agieren der Individuen und Gesellschaften lenken. Er ist es, die die Gewohnheiten und Traditionen der Gesellschaften bestimmt und deren Werte und Prinzipien verankert. Er ist es ferner, der nachsinnt, kreiert, vorhersagt und prophezeit. Somit erhoben die Religionen seinen Rang und richteten an ihn ihr Wort. Im Evangelium steht „Am Anfang war das Wort’’, nämlich der Verstand. Und auch der ehrwürdige Qurʾān wandte sich mit seinem ersten an Mohammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) herabgesandten Vers an den Verstand, denn der Erha-bene sagte, als ER SEINE Rede an Muhammad richtete „Lies!“, das heisst, benutze den Verstand, denn dieser wird dich zum geraden Weg rechtleiten. Des Weiteren hielten ihn die Philosophen und Denker heilig. Unter ande-rem  sagten sie Folgendes:
      „Ich bin jene lebende lodernde Wesenheit des geheiligten Geistes, die in der Schönheit der Felder glüht. Ich leuchte auch im Wasser und verbrenne in der Sonne, im Mond und in den Sternen... Und ich atme in der Weite des Grünen und in den Blumen. Sprudelt das Wasser hervor, dann ist das so als ob es im Leben pulsiert. Und nichts anderes als jenes tue ich... Ich bin die Weisheit. Mein Wort, das wie Donner dröhnt, ist es fürwahr, das alles erschuf... Ich bin das Leben.“ (Hildegard von Bingen, aus dem Buch „Der Verstand und das Auge“ von Ergenz Arbor)
 Das Universum selbst hält das Leben nicht für billig. Das Leben ist ergo eine Angelegenheit eines raren Vorkommnisses unter Billionen von Gala-xien und Sonnensystemen, die den Weltraum ausfüllen. In unserem eigenen Sonnensystem gibt es Leben nur auf einem Planeten. Das Leben auf diesem Planeten variiert in Millionen Arten mit verschiedenen Formen. Unter diesen Millionen Arten gibt es nur eine Art – als da ist das Menschengesch-lecht –, die über einige bestimmte verbindende Talente verfügt, die sie wiederum gegenüber allen anderen Arten in überwältigender Weise ausge-zeichnet sein lässt. Eins dieser Talente ist die kreierende Klugheit, die dem Menschen das Nachsinnen, Vorhersagen und Prophezeien ermöglicht und ihn zum Verständnis früherer Erfahrungen und Vorstellen von künftigen Regungen führt. Es gibt ferner unzählbare Talente, die noch weit entfernt von der Erkenntnis derer sind, die sich ihrer bedienen, als da sind die Talente der Hoffnung, des Gewissen, der Bewertung der Schönheit, der  Liebe und des Glaubens (Norman Kazbitz in seinem Buch Wer verteidigt den Menschen?)
      „Was das Leben vorantreibt, ist seine nicht eindeutige Erkenntnis von Ideen und Meinungen, die heutige Sprachen nicht ausdrücken können.“
                                                                   (Alfred North Huwaithed)[1]
      Die Gewohnheiten, die Traditionen, die ethischen Werte, die Prin-zipien und das Verhalten gehören zum Produkt des menschlichen Verstands. Somit ist die Verbindung zwischen beidem eine enge und unauflösbare oder nicht abzuschwächende, ausser wenn der Verstand etwas ihm Neues in einer derartigen Stärke kreiert, die ihn befähigt nachzuweisen, dass es angemes-sener und würdiger ist den Platz des Alteneinzunehmen. Aus diesem Grund ist es bekannt und steht es aus historischer und sozialer Sicht fest, dass es einen Konflikt zwischen dem Alten und dem Neuen gibt, in dem der Vers-tand eine zentrale Rolle spielt. Wurde es ihm klar, dass das Alte nicht mehr üblich ist und nicht mehr zu den Erfordernissen des Lebens passt und das Neue seine Würdigkeit und Eignung für das Leben unter Beweis stellt, übernimmt das Neue in toto oder teilweise die Stelle des Alten. Erfordert die Angelegenheit den Einklang zwischen dem Neuen und dem Alten, neigt der Verstand dazu. Ja er zieht ihn sogar allen anderen Möglichkeiten vor, und zwar insbesondere dann, wenn sich das Alte auf historische Wurzeln und religiöse Heiligkeit stützt. Der Einklang ist ein Versuch des Interpretie-rens der heiligen Texte, um deren Konzeption den Erfordernissen einer Epoche anzupassen. Der Mensch übt diesen rationalen Prozess von alters her aus, denn Kreativität und Erneuerung gehören zur Natur des mensch-lichen Lebens. Prallt das Neue auf die Gewohnheiten und Traditionen der Gesellschaft, führt das zum Verschwinden und Verbergen des Alten, falls dessen Voraussetzungen sich abschwächen und erschöpfen, oder zur Modi-fikation seines Wesens und zum Einimpfen des Neuen in das Alte. Prallt das Neue indes auf heilige Texte und weist das Neue seine Eignung für das Lebens nach, greifen die Denker zum Interpretieren der Texte, damit das Neue mit dem Alten übereinstimmt., Dieses Phänomen scheint durch die Phasen der historischen Wandlung klar zu sein. Die Ereignisse in den men-schlichen Gesellschaften haben bestätigt, dass die Phase des Wandels zu den gefährlichsten Phasen gehört, die die menschlichen Gesellschaften pas-sieren, denn sie ist die Phase eines scharfen Konflikts unter den geistigen Strömungen, die verschiedene Quellen und Herde haben, deren Inhalt und deren Formen wider streitend sind und die in den Zielen und Zwecken weit auseinander liegen. Dies liegt daran, dass die Ordnung des Universums sich auf das Prinzip der Bewegung und des Wachsens stützt und sich die Grund-lage der Lebensdynamik auf die Veränderung konzentriert. Vergessen die Menschen dies, kommt das Pulsieren der Existenz zum Stillstand und ver-siegt die Bewegung des Lebens auf immer. Die Gewöhnung der Menschen an das Übliche und deren Angst von der Zukunft treibt sie in den Glauben, da jedes Neue in sich selbst eine drohende Gefahr trägt, die die Grund-lagen, auf denen sich das Leben der Menschen stabilisiert, vergangen sein lässt und die Stabilität, mit der sie vertraut sind und an die sie sich gewöhnt haben, erschüttert, selbst wenn dies den Grund für ihre Dekadenz und ihre Rückständigkeit darstellt. Sie sind mit dem zufrieden, was sie bei ihren Ahnen fanden und in dessen Schatten sie heranwuchsen und sich ent-wickelten, selbst wenn dies in einigen Aspekten Bestandteilen etwas enthält, was ihren Entwicklungsverlauf hemmt und sie unfähig macht das zu erreichen, was ihre Beschwerlichkeiten beseitigt und ihre Schmerzen abschwächt. Somit beginnt der Konflikt zwischen dem, der zum Abschüt-teln der Spuren der Vergangenheit und Aufnahme alles Neuen mit offenen Armen und zur Annahme jeder Neuentwicklung aufruft, zumal dies – nach seiner Meinung – das  Rad des Lebens hin zum Fortschritt drehe und bei der Befreiung von den Spuren der Vergangenheit überall da helfe, wo es Rückständigkeit und Dekadenz in den gesamten Lebensbereichen gibt, und denen, die Erneuerungen ablehnen und auf dem Festhalten am Alten behar-ren wie auch immer seine Werte und sein Einfluss im Leben seien. Sie mei-nen, dass das Neue kein Gewicht habe und man es deswegen nicht akzep-tieren solle sowie keine Wurzeln, die seine Existenz in der Gesellschaft festigen und den Menschen dazu anspornen mit ihm umzugehen, da es sich hier um eine „Bidʿa“, also um eine Ketzerei handle, die den irreführe, der ihr folge: Sie führe ihn in ein bodenloses Tal, wo er seine Identität verliere und sich seine Konturen inmitten der vielen neuen Bilder und Formen auflösten. Auf diese Weise zerrinne sein Wesen und zerfalle sein Dasein als Folge dieses Neuangekommenen.
      Zwischen diesen und jenen gibt es eine Gruppe, die sich nicht für das Neue begeistert; vielmehr zwingen sie die Lebensumstände zum Umgang mit ihm. Sie missbilligt das Alte nicht, sondern verschliesst davor unter dem Druck der Lebensumstände die Augen und zieht sich angesichts der Gegebenheiten der Zeit und der Lebenserfordernisse von ihm zurück.. Aus diesem Grund sieht man diese Gruppe konsterniert und durcheinander. Zahlreiche Tendenzen zerrissen sie und werfen sie in den geistigen Strö-mungen von allen Seiten hin und her. Diese Gruppe hört auf diejenigen, die am Alten festhalten und in toto zu ihm neigen, und macht ihre Gefühle mit dem vertraut, was sie an Belegen und Beweisen ständig wiederholen, zumal die Wurzeln des Alten tief in sie reichen und sich in ihren Gefühlen und Empfindungen verzweigen. Diese Gruppe lauscht ferner denjenigen, die zum Neuen aufrufen; sie verschliessen also ihre Ohren nicht vor deren Stimme und weisen keinen Beleg oder Beweis von ihnen zurück. Denn die Realität des Lebens unterstützt sie, der Wunsch nach Fortschritt und Auf-stieg bestätigt sie und die Hoffnung auf die Befreiung von der Hegemo-nie derjenigen, die die Zügel der zeitgenössischen Technologie in Händen hal-ten, hilft ihnen und veranlasst die Zögernden zur Parteinahme für ihre Reihen.
      Ist der Standpunkt der Erneuerer und der Konservativen klar, bleibt der Standpunkt der breiten Masse der Bevölkerung schwankend. Er pendelt hin und her zwischen diesen und jenen. Manchmal neigt er in toto zur Seite der Erneuerer, und zwar dann, wenn die weltlichen Interessen überwiegen und der Einfluss der Zivilisation und deren Glanz in den Augen und Ohren klar wird, und manchmal hält sie fanatisch am Alten fest, wenn die Gefühle überwiegen, die Empfindungen aufflammen und lodern.[2]
      Somit ist der Einklang absolut notwendig. Dies ist ein soziales Phä-nomen, von dem keine Gesellschaft trotz verschiedener Kulturen und Reli-gionen und differierender Stufen der Zivilisation und des Fortschritts frei ist. Die Leute setzten sich zu allen Zeiten und setzen sich nach wie vor mit diesem Phänomen auseinander. Und dieses Phänomen wird – solange es einen Verstand gibt, der kreiert und erneuert, und solange die Gesell-schaften an ihren alten Traditionen festhalten und ihre Religionen und Weltanschauungen im Griff behalten – in den menschlichen Gesellschaften bleiben, bis die Erde und alles auf ihr wieder zu Gott zurückkehrt. Betrach-ten wir einen Aspekt menschlichen Denkens, wie etwa die Philosophie, finden wir das Phänomen des Einklangs klar und deutlich, denn die Geschi-chte dieses Phänomens geht auf das Erscheinen der Philosophie selbst zurück. Die alten Philosophen versuchten die Philosophie und das, was diese an Wissenschaften und Methoden enthält, mit den vorherrschenden Religionen in Einklang zu bringen. Die Stoiker interpretierten sogar die Symbole von Volksreligionen in philosophischer Weise.
    Imbaduqlis wies bei dem Versuch Wege zum Einklang zwischen Denken und Religion zu kreieren ein überragendes Geschick auf. Darüber hinaus wandte Platon gewaltige Bemühungen zur Durchführung dieser anstren-genden Arbeit auf, die das Buch „Von der Religion zur Philosophie“ (From Religion to Philosophy) dahingehend beschreibt, dass dieser Platon „seinen Fuss auf die Erde setzte und den Himmel in der Hand hielt.“ Dies ist eine Metapher für den Einklang, zwischen irdischem menschlichem Denken und der vom Himmel herabgesandten Offenbarung.[3]
      Die Philosophen praktizierten ihre Denkaktivität um ererbte Ideen in den menschlichen Gesellschaften aus. Die Philosophie zeigte sich also als eine Erklärung respektive Begründung der Umweltereignisse sowie als akkurate Analyse, Festlegung und Einklang zwischen den unterschiedli-chen Elementen in diesem Erbe. Philon aus Alexandria (gest. 50 v. Chr.) erklärte die jüdische Gesetzgebung in einer philosophischen Weise, wobei er die in ihr enthaltenen Symbole verdeutlicht. Diesen Versuch unternah-men als Folge der Beeinflussung des Neuplatonismus auch die Kirchen-väter, wie etwa der heilige Augustinus (430 n. Chr.). Auf diese Weise grün-deten sie die Scholastik, deren Höhepunkt im dreizehnten nachchristlichen Jahrhundert mit Albertus Mag-nus und dem heiligen Thomas von Aquin war.[4].
      Die Strömung des Einklangs zwischen Religionen und Philosophie kam in der Geschichte menschlichen Denkens nie zum Stillstand. Seit der Men-sch zu philosophieren begann, trat auch der Einklang zwischen Philoso-phie und Religion zutage. Es gibt in der Geschichte keinen Philosophen, der nicht über die Religion gesprochen hätte – sei es nun in negativer oder positiver Weise. Dementsprechend dauerte der Versuch Religion und Philo-sophie in Einklang zu bringen in allen Epochen an, bis dies eines der Kenn-zeichen der philosophischen Forschungen wurde. Die Philosophie vermi-schte sich mit der Himmelsreligion zur Zeit des Hellenismus, als die Rabbis der Juden und die Theologen der Christen religiöse Fragen in philo-sophischer Weise behandelten und sie dann mit dem Ziel der Verbreitung und Unterstützung der jüdischen und christlichen religiösen Ansichten zu Platon oder Aristoteles in Beziehung setzten. Denn der Zusammenhang dieser Fragen mit Platon und Aristoteles – die ja zwei Führer der griechi-schen Weisheit darstellen – unterstützt diese Fragen von der Philosophie her, und zwar neben der Unterstützung von Seiten der Himmelsoffenba-rung. 
      Die Philosophen der Muslime haben dieses Phänomen nicht beiseite gelassen. Sie behandelten seit der Epoche der Muʿtazila und dann durch Al-Kindī, Farabīi, Ibn Rušd (Averroes) und Ibn Sīnā (Avicenna) die Frage des Einklangs bald mittelbar, bald unmittelbar in ihren Büchern. Al-Kindi sagte etwa: „Um die Wahrheit religiöser Kenntnisse weiss man durch die geis-tigen Massstäbe.“ Er meint, dass sowohl Religion als auch Philosophie um einen Angelpunkt kreisen, als da ist die Wahrheit, und ebenfalls dasselbe Ziel bezwecken, also das Gelangen zur Wahrheit. Aus diesem Grund sagt Al-Kindī: „Die  edelste Disziplin der Philosophie ist das Wissen mittels der göttlichen Philosophie respektive der Ersten Philosophie oder. die Wissen-schaft der Ersten Wahrheit, die den Anlass einer jeden Wahrheit darstellt, so wie auch der Anlass einer jeden Sache und deren Bestätigung die Wahrheit ist. Die Wahrheit unterscheidet nicht zwischen Philosophie und Religion, wie unterschiedlich auch immer Fragenstellungen und Methoden der bei-den sein mögen.“ Er geht sogar noch weiter, insofern als er meint, dass Religion und Philosophie – im Allgemeinen – hinsichtlich des Themas, der Methode und des Zieles in Einklang stehen.
      Religion und Philosophie stehen ergo hinsichtlich des Themas im Einklang, denn das Thema der beiden ist das Gelangen zur Wahrheit. Und auch hinsichtlich des Zwecks und des Zieles stehen beide im Einklang, da beide nach dem Zugrundlegen der Werte der Wahrheit, Gerechtigkeit und des Guten, was alle rechtschaffenen und nützlichen Taten umfasst, streben.[5]
      Die Denker erklärten die zusammengefassten religiösen Wahrheiten mittels philosophischer Meinungen und interpretierten die religiösen Begri-ffe in einer Weise, die mit den Aussagen der Weisen übereinstimmt. Die religiösen Wahrheiten, die durch philosophische Ansichten erklärt werden, sind meistens Aussagen der Religion über Schöpfung und Natur. Die relig-iösen Begriffe, die durch das interpretiert wurden, was zu den Aussagen der Weisen passt, stellen die Begriffe der Religion über die Metaphysik dar. Was es in der Philosophie gibt, geht auf die Religion zurück, und was es in der Religion gibt, kann auch auf die Philosophie zurückgehen, und zwar je nach dem, der den Einklang sucht: Gibt es eine Parteinahme für die Reli-gion, neigt er zum Zurückführen auf die Religion, was in der Philosophie ist; ist er indes erfüllt von Liebe die Philosophie, interessiert er sich für das Zurückführen auf die Philosophie, was in der Religion ist..
      Das Werk des Juden Aristopolos beeinflusste die Christen und half deren Umwelt beim Aufbau der philosophischen Schule in Alexandria, die bekannt ist ob des Prägens hinsichtlich des Einklangs zwischen Christen-tum und griechischer Philosophie. Darüber hinaus befand sich unter den Männern der Schule Jaḥjā An-Naḥwī, der die Lehren der griechischen Philosophie auf das Christentum zurückführte. Das Werk der Christen – und besonders das von Jaḥjā Al-Naḥwi –hatte wiederum möglicherweise einen starken Einfluss darauf, dass die Muslime sich dem Einklang zwi-schen Islam und griechischer Philosophie zuwandten. Das Philosophieren der Muslime stellte sich sogar als dieser Einklang dar. Das hatte ebenfalls einen grossen Einfluss darauf, dass einige Muslime – wie etwa die Iḫwānu-s-Safā und andere wie beispielsweise Muhammad Ibn Tāher Bahrām Al-Mantiqī As-Siǧistānī – die griechi-sche Philosophie mit dem Islam in eine Reihe stellten.
      Nicht nur diese Leute befassten sich mit diesen Thema. Viele Muslime im Mittelalter, die sich mit den Geisteswissenschaften beschäftigten, waren derselben Ansicht. So sagt etwa Al-Ġazālī (in seinem Buch Der Retter vor dem Irrtum): „Die Philosophen entnahmen die Regeln der Politik den zu den Propheten herabgesandten Büchern Gottes sowie den von Gottes vor-trefflichen Freunden ererbten Weisheiten... Sie entnahmen den Ethikkodex der islamischen Mystik, den Gott seher Nahestehenden, die beharrlich sind im Gedenken Gottes. im Trotzen von Leidenschaft und im Besch-reiten des Weges zu Gott, dem Erhabenen. Sie vermischten dies mit ihrer Aussage um durch die Verschönerung dieser Aussage zur Verbreitung ihres Eitelkeit zu gelangen.“ Jaḥjā An-Naḥwī sah indes keine schlechte Absicht bei Platon, als er diesen bei seinem Denken straucheln sah, wohingegen Al-Ġazālī glaubte, dass die Philosophen der Muslime absichtlich das Eitle verbrei-teten. Diese Behauptung war eine seiner Stützen bei der Bekämpfung der Philosophen und der Philosophie.
      Wenn nun Al-Ğazālī die Ansicht vertritt, dass die Philosophen ihre Philosophie den herabgesandten Büchern Gottes entnahmen, so bestimmt Aš-Šahrastānī aber in seinem Buch Die Religionen und die Glaubensrich-tungenالملل والنحل)  ( was seine Definition unterstützte – den Propheten als den, von dem ein bestimmter der bekannten Philosophen etwas übernahm. Er erwähnt beispielsweise von Anbāqalīdis: „Er ist bei den Wissenschaften gewiss sehr feinsinnig. Er pflegte zur Zeit des Propheten David (Friede sei mit ihm!) zu diesem zu gehen und bei ihm zu studieren. Er suchte Luqmān, den Weisen, auf und übernahm von ihm Weisheit. Dann kehrte er nach Griechenland zurück und war von Nutzen.“ Šauqī sagt in seinem Gedicht, in dem er den Gesandten lobt:
 Durch dich, o Sohn des ʿAbdulllāh, entstand Toleranz
Durch die würdigste der Religionen der Rechtleitung fest.
Sie wurde auf das Eins-Sein Gottes gebaut.
Es ist eine Wahrheit, Zu der Sokrates und die Alten aufriefen.
Durch ihr Licht wandelten in der Geschichte
Die Priester des Niltals und die Wahrsager.[6]

Aspekte des Einklanges


      Es ist gleich, ob die Quelle für den von den Philosophen der Muslime gewünschten Einklang zwischen Religion und Philosophie dieses atraktives Bild –hinsichtlich der religiösen Seite– war, das die griechi-schen Ansich-ten begleitete und durch das diejenigen der Muslime, die den Einklang suchten, getäuscht wurden und ihm dadurch ihr Vertrauen schenkten, oder ob sein Ausgangspunkt etwas anderes war, jedenfalls besteht dieser Eink-lang aus zwei Arten:

 

Der erste Typ


      Der erste und nahe liegende Typ erklärt die allgemeinen religiösen Wahrheiten durch philosophische Ansichten, die etwas damit zu tun haben, dass sie detailliert sind. Al-Fārābī in seinem Buch Schnitze der Weisheit, Ibn Sina in seinen Forschungsschriften über die Weisheit und die Natur-wissenschaften und Iḫwānu-s-Ṣafā in ihren Forschungs-schriften stellten einen Einklang zwischen Religion und Philosophie her, indem sie diesem Typ in ihrem Einklang folgten, denn sie erklärten die religiösen Wahrheiten durch die griechischen philosophischen Ansichten.
     Wenn wir uns beispielsweise mit dem Buch Schnitze der Weisheit beschäftigen, finden wir, dass Al-Fārābī die Worte Gottes ER ist der Erste und der Letzte auf platonische Weise erklärte. So äussert er sich zu ER ist gewiss der Erste unter dem Gesichtspunkt, dass ER aus SICH SELBST stammt und durch IHN jedes ausser IHM Existierende entsteht. Und ER ist der Erste unter dem Gesichtspunkt, dass ER das erste Wesen im Dasein bis in die Nähe von IHM ist... ER ist der Erste, denn wenn man alles betrach-tet, dann hat ER zuerst dessen Einfluss in ihm und danach angenommen – ohne Zeit. ER ist der Letzte, denn wenn man den Zweck und die Prinzipien der Dinge betrachtet und IHM zuordnet, endet bei IHM das Zugeschrie-bene. ER ist der Letzte, denn ER ist das wahre Ziel in jedem Wünschen. Das Ziel liegt etwa im Glück in der Frage: „Warum hast du Wasser getrun-ken?“ Du antwortest „Um der Veränderung des Befinden willen.“ Man fragt: „Warum wolltest du das Befinden verändern?’’ Du antwortest: „Um der Gesundheit willen.“ Man fragt: „Warum hast du Gesundheit gewün-scht?“ Und deine Ant-wort lautet: „Um des Glücks und des Guten willen.“ Daraufhin wird keine Frage mehr gestellt, auf die man antworten müsste, denn Glück und Gutes wünscht man um ihrer selbst und nicht für etwas Anderes... ER ist der erste Geliebte und deswegen ist ER der Letzte eines jeden Zieles. Er ist der Erste im Gedanken, der Letzte beim Erhalten, ER.“
      Man hält es für wahrscheinlich, dass diese philosophische Erklärung Plotins oder allgemein einer neuplatonischen Methode zuzuschreiben ist, denn sie enthält Ausdrücke, die die Lehre „Auslese und Auswahl“ spüren lässt, wie der Ausdruck das Existierende für Anderen, der auf die Ansicht des Aristoteles zurückgeht, neben dem Ausdruck aus ihm hervorgehen, der die Ansicht Platons repräsentiert.[7]
     Dieser Typ ist der der Interpretation.[8] Er ist präziser und tiefgehender als der vorangegangene Typ. Damit meine ich die Interpretation der relig-iösen Wahrheiten mittels dem, was mit den philosophischen Ansichten oder dem Unterwerfen dieser Wahrheiten für diese Ansichten im Einklang steht.. Ibn Rušd (Averroes) sagt: „Wir, die Muslime, erklären mit Entschie-denheit, dass die Beweissicht zu keinem Widerspruch dessen führt, was im  Gesetz[9] erschienen ist, denn die Wahrheit steht ja zur Wahrheit nicht im Widerspruch, sondern steht mit ihr im Einklang und ist für sie ein Zeuge.“  
      Ist dies nun der Fall und führt die Beweissicht zu irgendwelchen Kenntnissen irgendeiner existierenden Sache diese existierende Sache stets durch die Gesetzgebung entweder verschwiegen oder erwähnt. Verschweigt die Gesetzgebung diese Sache, gibt es hier auch keinen Wider-spruch, wie etwa die Urteile, die die Gesetzgebung nicht erwähnt und die der Rechts-gelehrte durch den gesetzliche Analogieschluss herausfindet. Spricht die Gesetzgebung diese Sache aus, wird dieses äusserliche Erwähnen stets mit den Ergebnissen der Beweisführung entweder in Einklang oder in Widerspruch zu ihnen stehen. Steht sie mit der Beweisführung im Einklang, braucht man nicht mehr darüber zu sprechen. Steht sie indes zur Beweisführung im Widerspruch, ist ihre Interpretation erforderlich.[10] Diese Art findet man zwar auch bei Al-Fārābī, aber ihr Vorhandensein ist besonders deutlich bei Ibn Sina. Dagegen findet man sie kaum bei Iwānu-s-Safā.
       Der Einklang bei Ibn Ruschd liegt weniger zwischen den Problemen der Religion und denen der griechischen Philosophie als vielmehr zwischen der Natur des Verstandes und der Natur der Religion respektive zwischen den Zielen der Philosophie und denen der Religion. Er sagt: „Hieraus ist deutlich geworden, dass die Sicht der Bücher der Alten pflichtgemäss der Gesetzgebung ist, denn ihr Sinn in ihren Büchern und ihre Absicht ist das Ziel, zu dem die Gesetzgebung uns anspornt. Wer diejenigen, die auf derar-tige Bücher ihr Augenmerk richten können – nämlich diejenigen, die sowohl von Natur aus intelli-gent sind als auch gesetzmässige Gerechtig-keit sowie wissenschaftliche und moralische Tugend besitzen –, den Einblick verbietet, der verwehrt den Leuten die Tür, durch die das Gesetz die Leute zum Kennenlernen Gottes aufruft. Diese Tür ist die Tür des Betrachtens, das zum wahrhaftigsten Erkennen Gottes führt, und jenes Verbieten bedeutet äusserste Unwissenheit und Entfernt sein von Gott, dem Erhabenen.[11]
      Der Einklang der Sufis – vor allem Ibn Arabi – zwischen Religion und  Philosophie liegt einer metaphorischen Erklärung näher als eine Interpre-tation gemäss dem Sprachgebrauch. Denn wenn die Nicht-Sufis unter den Philosophen der Muslime manchmal ein Auseinanderklaffen zwischen den philosophischen Ansichten und den religiösen islamischen Ansichten finden, die sie in Einklang zu bringen versuchen, finden sie nun sehr oft eine Annäherung zwischen den beiden Arten, und zwar insbesondere dann, wenn die philosophischen Ansichten aus den Lehren Platons herrühren. Was nun aber die Lehrmeinung der Sufis betrifft, so kann deren Grundlage sich extrem weit von der des Islam entfernen. Goldziehrr sagt: „Es ist nicht einfach für die Sufis des Islam, Gedanken des Sufismus im Qurʾān aufzu-finden oder ihre Auffassung von der Religion oder von der Welt durch das Heilige Buch zu beweisen; denn es ist schwer sich religiöse Ansichten vorzustellen, die miteinander im Widerstreit stehen, als da sind der wahre Islam und der Sufismus. Im Islam findet man das rationale Verständnis für die Trennung Gottes von der Welt, wohingegen es im Sufismus die dogma-tische Annahme der Immanenz Gottes in der Welt gibt.
     Der Versuch, Sufismus und Islam in Einklang zu bringen, muss ergo auf starkem Zusammenbringen der beiden Parteien und sogar noch besser auf einem starken Annähern der Qurʾān-Texte in Richtung Sufismus beruhen. Es ist mithin nicht so einfach in religiösen Begriffen durch das, was man positivistische Bedeutung nennt, wie etwa primäre Bedeutung, oder durch die sogenannte sekundäre Bedeutung, das heisst die metaphorische Bedeu-tung, etwas zu finden, was die Grundlage des Sufismus liefert. Dement-sprechend kann es also gar keinen Zweifel geben, dass für den Fall, dass die religiösen Begriffe die sufistischen Bedeutungen enthalten und man diese durch jene interpretieren kann, die Bedeutung jener Begriffe so wie die Hinweise darauf angesehen wird.. Mit anderen Worten: Diese Bedeu-tung entspricht nicht der allgemeinen Sprachgepflogenheit und dem laufen-den Typ bei der Benennung ihrer Begriffe für ihre Bedeutungen und für das Verstehen dieses von jenem.[12]

Die zweite Typ

Einklang bei den Gruppen

der Scholastik

Der Einklang mittels der Interpretation beschränkte sich nicht nur auf die Philosophen; auch die Scholastiker machten von dieser Gebrauch. Die ʾAšʿariten und die Muʿtaziliten interpretierten den Qurʾān-Vers des Sich-Niederlassens auf den Thron und die Geschichte des Herabsteigens und andere Qurʾān-Verse, die vom äusseren Anschein die Ähnlichkeit Gottes, des Erhabenen, mit den Vorgängen beweisen. Darüber hinaus interpretier-ten sie die Qurʾān-Verse, deren äusserer Sinn mit anderen deutlichen Qurʾān-Texten im Widerspruch steht.
      Ferner machten fast alle islamischen Gruppen von der Interpreta-tion Gebrauch um ihre Ansichten und die Texte des ehrwürdigen Qurʾāns und der Propheten-Ḥadīṯe in Einklang zu bringen. „Selbst wenn der Qurʾān nichts enthielte, was einige dieser Versuche unterstützte, muss man unbedi-ngt jeden Versuch dieser Art aufs Geratewohl unternehmen.[13] Enthielten einige der Begriffe des Qurʾān keine Wahrscheinlichkeit, deren Herleitung zwei oder mehrere Aspekte hervorbrächte, wäre die Komplikation eine der hervorragendsten Merkmale dieser Herleitung!! Eine derartige Wahrschein-lichkeit ist kein Sonder-fall des Qurʾān, insofern als er der Qurʾān ist, son-dern gilt als Besonderheit für die Sprache im Allgemeinen, denn dies gehört zu deren Natur. Die „Wahrheit” und die „Metapher” sind nichts weiter als zwei Sypole dieser Natur; sie sind zwei Disziplinen der Wahr-scheinlichkeit!
                                                     Prof. Dr. M. Shama

*    *     *



[1]   Numan Bril, S. 7
[2] Schama, S. 4f.
[3] Vgl. Refat, S. 3.
[4] Ibid., zitiert nach Muhammad Kamal Ibrahim Ğacfar, in: Philosophie: Studien und Texte, Verlag der Wissenschaften, 1976, S. 63.d
[5])  A.a.O., zitiert nach Al-Kindi bis Muctasim Bi-llah, in: Die Erste Philosophie, S. 73.
[6] Alhi, S. 143, 191
[7])   Weitere Beispiele für diese Orientierung siehe Al-Bahiyy, S. 210ff.
[8])  Interpretation bedeutet das Ableiten der Bedeutung eines Ausdrucks aus einer wahren Bedeutung zu einer metaphorischen ohne Verstoss gegen die arabische Sprache bei Metaphern wie die Benennung  einer Sache durch dessen Ähnliches, Grund, Folgendes, Vergleichs oder Anderes, was man= =zu Definitionen der Kategorien metaphorischer Aus-sagen zählt... Wir bestimmen mit aller Entschiedenheit, dass alles, zu dem ein Beweis führt und was dem äusseren Anschein des Gesetzes wider-spricht, dass jener äussere Anschein nach den Regeln der arabischen Interpretation  als Interpretation akzeptiert wird. Diese Angelegenheit bezweifelt kein Muslim und beurteilt kein Gläubiger= =skeptisch. Was ist höher zu schätzen als der Zuwachs an Überzeugung bei dem, der diese Bedeutung betreibt und versucht und dieses Ziel des Kombinierens zwischen Rationalem und Überliefertem beabsichtigt! (Ibn Rušd, S. 32f.)
[9] ) Gemeint: Gottesgesetz.
[10])  Ibn Ruschd, S, 31f.
[11])   Ibid., S. 28f.
[12]) Al-Bahiyy, S. 223f.
[13]) Ahmad Ibn Chābit von den Muctaziliten sah die gleiche Meinung von Christen, die dem Messias einen Teil der Göttlichkeit gaben. Er benutzt für die Bestätigung seiner Meinung einige Verse des ehrwürdigen Qurʾān und edle Ḥadīṯe. Aš-Šahrastānī zitiert nach ihm (Teil 1, S. 89, hrsg. von Badrān) Folgendes: „Der Messias zieht die Schöpfung im Jenseits zur Rechenschaft, und das ist die Bedeutung der Worte des Erhabenen Und dein Herr kommt und die Engel, Reihe um Reihe. (Sure 89, 22). Er ist es auch, der durch Schatten-dächer der Wolken kommt. Er ist auch mit den Worten des Erhabenen gemeint ...oder dass dein Herr kommt... (Sure 6, 158). Er ist auch gemeint mit den Worten des Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) Gott erschuf Adam in Gestalt des Allerbarmers und mit seinen Worten Der Allgewaltige stellt SEINEN Fuss in das Höllenfeuer. Ahmad Ibn Chābit interpretierte auch seine Worte (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) Ihr werdet euren Herrn am Jüngsten Tag sehen, wie ihr den Mond in der Nacht des Vollmonds sähet. Mit dem Sehen meinte er das des allerersten Verstandes, der der allererste Schöpfer ist. Er ist auch der effektiv aktive Verstand, aus dem sich die Bilder alles Vorhandenen  reichlich ergiessen. Der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) meinte diesen Verstand durch seine Worte: Das erste, was Gott, der Erhabene, erschuf, war der Verstand, dann sagte ER zu ihm: „Komm!... Er ist es, der sich am Jüngsten Tag zeigen wird und die´= =Schleier zwischen ihm und den aus ihm stammenden Bildern werden gehoben und so wird man ihn ganz klar sehen.“ Was nun aber den Allgewährenden Schöpfer des Verstandes betrifft, so kann man ihn überhaupt nicht sehen. S. (92, Teil I Die Religionen, (Badrān).

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