Ehrun des Menschen im Islam
Prof. Dr. M. Shama
Bei der Beschreibung des Menschen sind die Philosophen von
jeher ratlos. Sie definierten ihn folgendermassen: Er sei ein vernunftbegabtes
Tier, ein schaffendes Tier, ein ansässiges Tier, ein metaphysisches Tier, ein
göttliches Tier, ein zahmes Tier oder ein lachendes Tier etc. Einige von ihnen
wandten sich der dunklen Seite des Menschen zu, indem sie ihn definierten, er sei ein Wolf für seinen Bruder Mensch, ein
Raubtier oder das einzige Tier, das anderen Schmerzen zufügt – und zwar nur zum Zweck dieses Schmerzzufügens an
sich. Oder er sei ein unbedeutendes umherirrendes Partikelchen irgendwo im
riesigen schweigenden Universum oder eine nutzlose Kapriole. Oder er sei
inmitten der Existenz als grösster Irrtum und unheilbare Krankheit sowie ein
Dilemma, das das Leben im Laufe dessen Entwicklung erreicht hat. Ja, die
Existenzialisten gingen bei der Illustration der „Sinnleere“ der menschlichen
Existenz sogar noch weiter, so dass ihr Führer Sartre etwa sagte: „Der Mensch
ist der Existie-rende, der fühlt, dass er
ohne Wert erschaffen wurde, ich meine, dass er sich selbst begreift, und zwar
unter der Beschreibung der Sinnleere, die keinen Wert hat. Er weiss stets, dass
er überflüssig ist.
Öffnen wir die
Bücher der Theologen, der Kirchenväter, von Pascal, von Bossuet, von Massillon
und von anderen, die im Namen der christ-lichen Tradition sprechen, finden wir,
dass der Mensch – nach Auffassung all jener – ein niederes Geschöpf sei, das
weder irgendeine Reinheit noch irgendeine Tugend besitze noch in sich Unschuld
trage. Bei den Vertretern der Theorie der „Erbsünde“ ist er ein strauchelndes
und tierisches Gesch-öpf. Ihn erblindet seine niedrige Begierde, so dass er –
gäbe es nicht dessen Furcht vor dem Höllenfeuer oder gäbe es nicht dessen
Respekt vor den Machtorganen in der Gesellschaft – sich dazu erkühnte
niedrigste Todsün-den zu begehen und nicht davor zurückschreckte abscheulichste
Verbrechen durchzuführen.
Der Islam
spricht über den Menschen seit Beginn der Schöpfung. Er legt dar, dass Gott den
ersten Menschen (Adam) aus haftendem Lehm erschuf. So sagt der Erhabene: „...
Fürwahr, WIR haben sie aus festhaf-tendem Lehm erschaffen“ (Sure 37, Vers 11). Gott erwähnt darüber hinaus,
dass ER ihn aus einer knetbaren Tonmasse aus fauligem schwarzen Schla-mm
erschuf. So sagt ER: „Und als dein Herr zu den Engeln sprach: „Fürwahr, ICH
stehe im Begriff ein menschliches Wesen aus einer trockenen knetbaren Lehmmasse
aus stinkigem formbarem schwar-zem Schlamm zu erschaffen.“ (Sure 15, Vers 28). Wir bemerken also, dass Gott drei
Substanzen, aus denen ER den Menschen erschaffen hat, erwähnt hat, nämlich
erstens den festhaftenden Lehm, zweitens die trockene knetbare Lehmmasse und
drittens den stinkigen formbaren schwarzen Schlamm. Was nun den Lehm betrifft,
so handelt es sich um mit Wasser vermischtem Staub. Bleibt dieser eine
bestimmte Weile, wird er schwarz und stinkig und bildet die knetbare Lehmmasse.
Der stinkige schwarze Schlamm schliesslich ist es, mit dem Figuren und Statuen
gestaltet werden. Sind dies nun die Phasen für die Zusammensetzung der
Schöpfung Adams aus dem Staub, der keinen Wert in der Welt der irdenen
Komponenten hat? Vielleicht! Dies veranlasste einige der Materialisten zu
sagen, dass der Mensch wertlos sei: „Bringen wir einen Menschen, der circa 63
Kilogramm wiegt, und analysieren wir seine Zusammensetzung, finden wir, dass
sein Körper folgende Substanzen enthält:
Ein Quantum
Fett, das für die Herstellung von sieben Stück Seife ausreicht, ein Quantum
Kohlenstoff für die Herstellung von sieben Bleistif-ten, ein Quantum Phosphor,
das für die Herstellung von hundertzwanzig Streichhölzern ausreicht, ein
Quantum Magnesiumsalz, das sich für eine einzige Dosis Abführmittel eignet, ein
Quantum Eisen, aus dem man einen mittelgrossen Nagel herstellen kann, ein
Quantum Kalk, das für das Kalken eines Hühnerstalles ausreicht, ein Quantum
Schwefel, das die Haut eines einzigen Hundes von in dessen Haaren sitzenden
Flöhen befreit, und ein Quantum Wasser, das ein Fass mir zehn Gallonen füllt.“
Diese
Substanzen kauft man auf dem Markt für einen Geldbetrag, der ein paar Euro
entspricht. Dies ist also nach Auffassung dieser Gruppierung von Materialisten
der Wert des Menschen: Ein Konglomerat materieller Elemente, die auf eine
bestimmte Weise zusammengefügt werden, damit sie verschiedene Aufgaben
erfüllen, allerdings wohlgeordnet und harmon-ierend. Würde diese Ordnung
beeinträchtigt und schwankten die Faktoren der Harmonie, zerfielen diese Komponenten
und zerrönnen sie, bildeten sie etwas anderes, nämlich, was man als den Tod
bezeichnet.
Fehlen in
dieser Vorstellung, die den Menschen zur Verachtung und ebenso zur
Geringschätzung seiner selbst einlädt, die ihn seine Existenz als etwas
Sinnleeres sehen lässt, dem keinerlei Aufmerksamkeit gebührt und das auch
keinerlei Nachdenken über ihn verlangt, da er sich ja in seiner Zusammensetzung
hinsichtlich dessen, was ihn umgibt, überhaupt nicht unterscheidet, nicht
Ursache und Wirkung unter den verschiedenen Substa-nzen in Form von chemischen
Reaktionen sogar bei den subtilsten Spezi-fika, die ihn von Anderen unterscheiden,
als da ist die Kraft des Begreifens und des Denkens, sowie ein dynamischer
Zyklus, der zum Stillstand kommt, sobald ein Störfaktor in diesen chemischen
Reaktionen oder eine Schwankung beim Wirkungsprozess zwischen dessen
verschiedenen Funk-tionen auftritt?
Zweifelsohne
verursacht diese Betrachtung des Menschen, dass er fühlt, er sei hinsichtlich
der anderen erwähnenswerten Kreaturen nichts, denn solange die Synthese
einheitlich ist und die Elemente gleich sind und es nichts gibt, was ihn von
Anderen unterscheidet, so ist er wirklich wie ein Insekt oder wie ein Tier mit
dessen Substanz und Synthese. Einer der Exis-tenzialisten brachte die
Unterschieds-losigkeit zwischen dem Menschen und den anderen Lebewesen zum
Ausdruck, indem er sagte: „Sind wir eine Idee mehr als die Insekten eine Idee
sind?! Wir betragen nicht mehr als unsere Seelen, und ebenso die Insekten. Der
Unterschied zwischen uns und den Insekten ist lediglich der Unterschied der
Überlegenheit, und der Unterschied der Überlegenheit zwischen uns und
hochstehenden Tieren übersteigt nicht viel den Unterschied der Überlegenheit
zwischen dem niedrigsten Insekt und dem hochstehendsten Tier. Was verlieren wir
aber oder verliert das Universum, oder was verlieren Sonne und Mond ob des
Verlustes unserer Seele?“
Diese
Vorstellung abstrahiert den Menschen vom subtilsten dessen Spezifika und raubt
ihm, womit Gott ihn vor SEINEN übrigen Geschöpfen ausgezeichnet und ihm über
sie den Vorrang gegeben hat, als da ist das göttliche Einhauchen, das Gott
diesem Körper verleiht, so dass er in ein anderes Wesen gewandelt wurde, das
sich bei dessen Spezifika, Neigungen, Tendenzen und Denkweisen von allem
unterscheidet, was es ausser ihm an Geschöpfen gibt.
„Und ihm
von MEINEM Geist eingehaucht haben werde, ....“
(Sure 15, Vers 29).
Dieses Einhauchen ist es, das ihn von
der Erde emporhebt und ihn in den Himmel schweben lässt, hochgestellt über die
übrigen Geschöpfe, die Gott auf dieser Erde erschaffen hat. So ist er eine
andere Art, die sich von ihnen unterscheidet und Vorrang vor ihnen hat. Das ist
auch der Grund, weshalb er die Herrschaft über sie innehat. Sie sind ihrerseits
ihm dienstbar gemacht worden, damit er in all seinen Lebenssituationen aus ihnen
Nutzen zieht. Diese Vorstellung lässt den Menschen die Macht und die Würde
fühlen und verleiht ihm einen Nimbus von Grossartigkeit und Ranghöhe, was ihn
wiederum seine Autorität über alles, was ihn umgibt, spüren lässt. So geht er
daran das Universum zu kultivieren, damit er die folgenden Worte Gotts, des
Erhabenen, realisiert: „... ER brachte euch aus der Erde hervor und gab sie
euch zu besiedeln ...“ (Sure 11, Vers 61) und SEINE Worte: „... Und ER ist es, DER euch als
Stellvertreter der Erde einsetzte ...“ (Sure 6, Vers 165). Denn das Fühlen des Menschen, dass er
Stellvertreter ist, unterscheidet sich ganz erheblich von seinem Fühlen, dass
er eine Kreatur genauso wie die Insekten und die Würmer der Erde sei.
Die Betrachtung des Menschen bei den
Materialisten ist nicht ein-heitlich. So sind sie bei der Vorstellung der
Elemente, aus denen der Mensch besteht, und auch bei der Erklärung dessen
Existenz unter-schied-licher Ansicht. Während einige von ihnen meinen, er sei
ein Klumpen aus Fleisch, Blut und Knochen usw., wie wir zuvor dargelegt haben,
vertreten andere die These, seine
Existenz in dieser Form sei ein Glied in der Entwi-cklungskette der Lebewesen.
Der Mensch ist somit bei ihnen der Bruder der Insekten, wobei aber seine
Entwicklung schneller fortschritt, so dass er in diese Form umgewandelt wurde.
Zu den bekanntesten Aussagen in diesem Zusammenhang gehört die Meinung von
Darwin, die sich darin zusammenfassen lässt, dass der Mensch als Lebewesen drei
Phasen in seinen Entwicklungsstufen durchschritten habe, in deren letzten Phase
er zu seiner jetzigen Gestalt überwechselte, und zwar die Phase des Affen. So
breitete sich unter den Menschen aus, dass der Mensch vom Affen absta-mme.
Diese
Betrachtung des Menschen unterscheidet sich nicht vom vorher Erwähnten, denn
beide ziehen ihn herunter und setzen ihn in Widerspruch zu dem, was ihn von den
anderen Lebewesen unterscheidet. Er erkennt zwar seine Entwicklung an, aber das
Konzept dieser Entwicklung bei ihm hängt von den materiellen Elementen ab. Sie
dringt nicht zu dem vor, was hinter der Materie an Geist und Seele sowie Höhe
und Transparenz liegt, und geht sogar über das Dasein eines entwickelten Tieres
nicht hinaus, das von einer Phase zur anderen entwickelt, bis er da ist, wo er
nun steht. Denn das tierische Wesen ist sein Ursprung und der Materialismus
sein Thron. Er besteht lediglich aus den niederen Elementen, auch wenn sie sich
ein bisschen mehr aufwärtsentwickelten als ähnliche andere.
Ist das nicht als die schlimmste
Vorstellung von der Seele des Menschen zu betrachten?
Gibt es etwas, das noch schlimmer ist als
diese Betrachtung seines Lebens?
Er sieht sich
selbst als ein niederes Geschöpf, das sich in nichts vom Tier unterscheidet. Er
zeichnet sich durch keinen Vorzug aus, der sein Ansehen hebt und seine Stellung
unter den Geschöpfen stärkt. Im Schatten dieser Betrachtung fühlt er den
heruntergekommenen Zustand, die Schmut-zigkeit und die Herabwürdigung.
Dementsprechend hat er keine Abneigung gegen die Schmutzigkeit, da sie ja sein
Ursprung ist. Er schämt sich auch nicht in die Gefilde der Dreckigkeit und des
Morastes abzustürzen, denn er stammt ja aus ihnen. Es gibt nichts, was ihn
daraus emporhebt oder ihn anspornt sich all dessen zu entledigen. Sauberes
Leben ist ihm etwas Frem-des und es gibt auch nicht die geringste Verbindung zwischen
ihm und hehren Eigenschaften, denn er ist all dessen ledig, was ihn veranlassen
könnte sich ihnen zu nähern oder was in ihm die Charakteristika des Zutr-auens
zu ihnen respektive das Suchen nach ihnen oder das Sich-Beflei-ssigen ihrer
anwachsen lassen könnte. Er ist pure Materie. Es gibt in ihm nichts, was diese
Materie verfeinert oder sie von Makeln befreit und sie in die Welt der hehren
Eigenschaften erhebt und damit zu den Hori-zonten der höchsten Wahrheit fliegt,
auf dass er lüsterne Begierden meistere und sich von materiellen Wünschen
fernhalte und sich so ihr nähere und auf deren Zufriedenheit abziele.
Die Betrachtung
des Menschen bei den Materialisten bedeutet eine Verachtung seiner und eine
Geringschätzung dessen Natur sowie dessen Absinken bis auf die Stufen der
Vertiertheit. Dagegen schaut der Islam auf den Menschen in einer Weise, dass er
– auch wenn er aus festhaftendem Lehm, aus trockener knetbarer Lehmmasse und
aus stinkigem formbarem schwarzem Schlamm erschaffen wurde – bei Gott ein
geehrtes Geschöpf ist, das sein Herr in schönstem Ebenmasser-schuf, formte und
seine Gestaltung präzise und schön beherrschte. ER erschuf den Menschen
eigenhändig, hauchte in ihn von SEINEM Geist ein und befahl den Engeln in
Ehrung seiner und um ihn fühlen zu lassen, dass er vor SEINER übrigen Schöpfung
ausgezeichnet ist, sich vor ihm niederzuwerfen. Darin liegt ein Antrieb, dass
er alles unternimmt, was dazu geeignet ist ihn aus dem mate-riellen Bereich
herauszuheben und mit ihm in den Himmel der hehren Eigenschaften zu schweben,
und zwar weit von jedem Materialismus und dessen Unrat und in Vermeidung all
dessen, was dazu geeignet ist ihn in den Abgrund zu ziehen, wo Schmutzigkeit,
Herabwürdigung und Unter-gang herrschen – bis auf eine für ihn überhaupt nicht
adäquate Stufe, insofern als er ein Geschöpf darstellt, das Gott vor den
übrigen Geschöpfen bevorzugt, da ER ja
in ihn von SEINEM Geist einhauchte, ihn mit dem Niederwerfen der Engel vor ihm
ehrte, ihn mit Erkenntnis und Willen auszeichnete, ihn auf der Erde als SEINEN
Statthalter einsetzte und ihn zum Angelpunkt der bewussten Aktivität im
Universum machte. ER machte ihm, was in den Himmeln und was auf Erden,
dienstbar. Deshalb steht ihm alles im Universum zu Diensten, wohingegen Gott ihn zu absolut
nichts dienstbar machte, sondern ihn vielmehr dazu aufforderte allein IHM
anbetend zu dienen.
Die materielle
Stellung des Menschen unter den Geschöpfen ist kaum erwähnenswert. Von seiner
Grösse und seiner materiellen Zusammen-setzung her stellt er im Vergleich zum
Universum und auch zu den vielen anderen Geschöpfen, die auf der Erdoberfläche
leben, etwas äusserst Geringes dar. Aber hinsichtlich dessen, was ihm Gott an
Geist, Erkenntnis-kraft, Willen und Tiefblick verleiht, bildet er etwas Grosses.
Indem er nun mit diesen nichtmateriellen Eigenschaften eine hehre Stellung
erworben hat, fühlt er die Hoheit und die Erhabenheit über die anderen Geschöpfe.
Dieses Gefühl führt ihn dazu jede ihm zur Verfügung stehende Energie
aufzuwenden, damit er hoch im Himmel der Tugend und der Würde bleibt.
Ehrung des Menschen durch Gott
In vielen Versen des ehrwürdigen Qurʾān betont Gott, dass
ER den Men-schen ehrte und ihn vor allen übrigen Geschöpfen bevorzugte. Dazu
gehö-ren die Worte des Erhabenen: „Und WIR haben ja die Nachkommen Adams
geehrt und sie zu Wasser und zu Lande getragen und sie mit Gutem versorgt und
sie mit einem Vorzug vor vielen von denen, die WIR erschaffen haben,
ausgezeichnet.“
(QurʾāSure 17, Vers 70).
Und SEINE Worte: „ER erschuf den Menschen. ER lehrte ihn
das Darlegen“ (Qurʾān, Sure 55, Verse 3-4).
Und SEINE Worte: „WIR erschufen den Menschen gewiss in
schönstem Ebenmass“ (Sure 95, Vers 3).
Ja, die Darstellung des ehrwürdigen Qurʾān, dass Gott die
Engel davon unterrichtete, ER werde auf Erden einen Statthalter einsetzen, und
das Demonstrieren deren Furcht davor, dass dieses Geschöpf auf der Erde Unheil
anrichten werde, und dann die Darlegung Gotts ihnen gegenüber durch den
schlagenden Beweis, dass dieses Geschöpf Verstand, Wissen und Begreifen dessen,
was ihn umgibt, haben werde, stellen für den Menschen sogar eine klare
Darlegung des Ausmasses seiner Überlegen-heit über Gotts Geschöpfe und seiner
Bevorzugung vor ihnen dar und zwar, weil ihn der in ihm begreifende Verstand
von der Herabsetzung durch den Materialismus in den Himmel des Begreifens und
des Verstehens erhöhte. Der Erhabene sagt: Und als dein Herr zu den Engeln
sprach: „Fürwahr, ICH stehe im Begriff auf Erden einen Stellvertreter
einzusetzen.“ Sie sprachen: „Setzt DU auf ihr jemanden ein, der auf ihr Unheil
anrichtet und das Blut vergie-sst? Und wir lobpreisen DEINE Erhabenheit über
jeden Mangel und rühmen DEINE Heiligkeit.“ ER sprach: „Für-wahr, ICH weiss
um das, was ihr nicht wisst.“ Und ER lehrte Adam die Namen, ihrer alle. Als-dann
legte ER sie den Engeln vor und sprach: „Gebt MIR die Namen dieser kund,
so ihr denn wahrhaft seid!“ Sie sprachen: „Erhaben bist DU über jeden Mangel!
Kein Wissen ist bei uns ausser dem, das DU uns gelehrt hast. Fürwahr, DU, DU
bist der Allwissende, der Allweise!“ ER sprach: „O Adam! Gib mir die Namen derer
kund!“ Als er ihnen nun ihre Namen kundgegeben hatte, sprach ER: „Habe ICH euch
nicht gesagt: «Fürwahr, ICH weiss um das Übersinnliche der Himmel und der Erde
und ICH weiss um das, was ihr äussert und was ihr zu verheimlichen pflegt»?“ (Qurʾān, Sure 2 Verse 30-33).
.
Auch hatte
Gott die Engel angewiesen sich vor Adam niederzu-werfen – wobei sie Gotts
nahestehende anbetende Diener sind, die sich nicht gegen Gott nicht auflehnen
in dem, was ER sie anweist, und sie sind diejenigen, die Gotts Erhabenheit über
jeden Mangel Tag und Nacht lobpreisen, wes-halb sich niemand unter den
Geschöpfen Gotts befindet, der IHM näher als sie wäre – eine Ankündigung, dass
der Mensch eine hehre Stellung beim Herrn der Welten, dem Hocherhabenen,
eingenommen hat. Und was für eine Stellung ist vergleichbar mit der
Bewillkommnung seiner in den geis-tigen Welten? Diese Bewill- sich als Begrüssung für ihn niederwerfen.
Diese Begrüssung drückt die Sympathie für die Hochachtung und Wert-schätzung
aus, weshalb Gott sie zu den IHM nahestehendsten SEINER Geschöpfe gemacht hat.
Der Erhabene sagt: Als dein Herr zu den Engeln sprach: „ICH stehe im Begriff
ein menschliches Wesen aus Lehm zu erschaffen. Wenn ICH es also ebenmässig
geformt und ihm von MEINEM Geist eingehaucht haben werde, dann fallt
niederwerfend vor ihm!“ Da warfen sich die Engel alle von ihnen allesamt nieder
– ausser Iblis“ (Qurʾā,Sure 38, Verse 71-74).
Iblis hat die Bedeutung
der Niederwerfung vor dem Menschen nicht verstanden. Er hat auch ihren Grund
nicht begriffen. Deshalb kommen-tierte er das Sich-nicht-Niederwerfen mit einer
rein materiellen Erschei-nungsform, als Gott ihn nach dem
Sich-nicht-Niederwerfen fragte. Der Erhabene sagt: „ER sagte: “O Iblīs! Was
hat dich gehindert, dass du dich niederwirfst vor dem, was ICH eigenhändig
erschaffen habe? Bist du hochmütig oder gehörst du zu den Höherrangigen? Er
sprach: „Ich bin besser als er. DU hast mich aus Feuer erschaffen, und DU hast
ihn aus Lehm erschaffen….“
(Qurʾān, Sure 38, Verse 75-76).
Iblis widersetzte sich der Anweisung seines
Herrn, so entrichtete er den Gruss für dieses neue Geschöpf nicht, denn der
Hass und der Neid ob der Ehrung des Menschen durch Gott und dessen Erhöhung
über den Grad der Engel, führten ihn zum Hochmut. So lehnte er das demütige
Unter-werfen unter die Anweisung Gotts ab. Deshalb gehört er zu den
Islam-Leugnern.
Was war nun die Folge dieser
Meuterei?
Und was war das Schicksal desjenigen, der den Vorzug des
Menschen nicht anerkannte und ihn somit auch nicht hochschätzte Ehrerbietung
zollte?
Der ehrwürdige
Qurʾān erwähnt, dass er schmerzhaft bestraft wurde, da ihn nämlich Gott aus
SEINER Barmherzigkeit verstiess und ihn verfluchte. So wurde er allerorts ein
Verstossener und für alle Zeiten ein von jeder Zunge Verfluchter. Der Erhabene
sagt: ... „Geh also aus ihm hinaus! Denn fürwahr, du bist ein mit
Steinwürfen Verdammter! Und fürwahr! Auf dir liegt mein Fluch bis zum Tage des
Letzten Gerichts!“
(Qurʾān, Sure 38, Verse 77-78).
Und wen Gott
verflucht, der wird für sich keinen Helfer finden, und wen Gott aus SEINER
Barmherzigkeit verstösst, der wird keinen einzigen Augenblick Glückseligkeit
fühlen. Sein Leben bleibt vielmehr ein Leben der Armseligkeit, des Elends und
des Schmerzes, indem er seinen Geist zusammendrückt, bis die Letzte Stunde
anbricht, und an jenem Tag wird er in die Hölle geworfen werden – ein schlimmes
Ende.
Und was für eine Sünde beging Iblis, so
dass er all diese Pein im Diesseits und im Jenseits findet?
Es ist nichts
weiter als seine Ablehnung den Menschen zu ehren, wie ihn sein Herr angewiesen
hatte. Dies legt die Bevorzugung des Menschen beim Herrn des ganzen Universums
und seine Stellung beim allerschaffe-nen Urheber der Gestirne, und was sich auf
ihnen befindet, und Schöpfer der Himmels und dessen, was zwischen ihnen liegt,
dar.
Unterscheidet man zwischen der
Betrachtung des Menschen bei den Materialisten, die ihn ja lediglich als ein
Tier gelten lassen, das isst, trinkt, seine Begierden sowie seine Instinkte und
Triebe befriedigt, und zwar ohne ein geringstes Gefühl für das, was ihn
inmitten der Ehrung Gotts für ihn zur Überlegenheit und zum Aufstieg nach oben antreibt.
So fühlt er das Ausmass der Beleidigung und Verachtung seitens der
Materialisten, und auch die Demütigung und die Geringschätzung, wenn er sich in
deren Einflusssphäre bewegt, deren Passionen folgt und in deren Begierden
verstrickt wird. Dahingegen flösst der Islam den Menschen Selbstvert-rauen
sowie Selbstbewusstsein ein. Ja, er ist sogar voller Stolz auf die Weiten des
Glaubens, weil seine Abstammung auf Gott zurückgeführt wird und er mit IHM
verbunden ist, und auch, weil ER ihn eigenhändig erschaffen hat. Er kommt IHM
näher, weil ER ihn bevorzugt und vor den übrigen Geschöpfen geehrt hat. Dieses
Gespür ist nicht unbedeutend in der Welt des Menschen, denn es beeinflusst sein
Gefühl, das ihn dazu anspornt sich nicht dazu herabzulassen Schändlichkeiten zu
begehen, weil solche seiner Stellung nicht angemessen sind. Somit wird sein
Verhalten verfeinert, und so hält er sich an den Weg des Guten, der ihm
Glückselig-keit im Diesseits und Erfolg im Jenseits einbringt.
Durch das
Begehen der sogenannten Erbsünde durch Adam wird diese Ehrung des Menschen
nicht geschmälert, denn Gott hat ihm diese erste Sünde vergeben. Darüber sagt
der ehrwürdige Qurʾān in der Aussage des Erhabenen: „Da flüsterte ihm der
Satan ein. Er sagte: „O Adam! Soll ich dich zum Baum der Ewigkeit führen und zu
einer Herrschaft, die nicht vergeht?“ So assen sie beide von ihm. Da zeigte
sich ihnen beiden ihre Blösse und sie begannen beide, Blätter des
Paradiesgartens auf sich zusammenzuheften. Und Adam rebellierte gegen seinen
Herrn. Da ging er in Verirrung. Alsdann erwählte ihn sein Herr. So wandte ER
ihm vergebend SEINE Gnade wieder zu und leitete recht.“
(Qurʾān, Sure 20, Verse 120-122).
Dies bedeutet,
dass – nach Auffassung des Islam – niemand die erste Sünde trägt ausser Adam
und seine Ehefrau und dass Gott ihnen beiden verzieh, als sie ihren Herrn
darum baten ihnen SEINE Gnade wieder zuteil werden zu lassen. Ein islamisches
Grundprinzip lautet, dass keine Sünden-last tragende Seele die Sündenlast einer
anderen auf sich zu nehmen hat, wie der ehrwürdige Qurʾān dies im Vers 18 der
Sure 35 bestimmt. Somit tragen die Kinder Adams dessen Sündenlast jener ersten
Sünde nicht, weil sie diese nicht begangen haben. Und genau das ist die
Vorstellung von Gerechtigkeit, die alle gesetzliche Bestimmungen proklamieren,
wobei es unerheblich ist, ob es sich um göttliche oder menschliche handelt,
aufrufen, wie auch der Intellekt ihnen zustimmt und die Vernunft sie annimmt.
Prof. Dr. M. Shama
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