13. Notwendigkeit der Sendung
der Gesandten
Blickte der
Mensch um sich und betrachtete er genau die Erschei-nungsbilder des Lebens und
beschäftigte er sich in seinen Gedanken eingehend mit den Wesenszügen jedes
einzelnen Menschen, erfasste er mannigfaltige Verschiedenheiten, zahlreiche
Sinnesarten, vielfältige Naturelle und unterschiedliche Meinungen, die an die
Grenze von Widerspruch, Unvereinbarkeit und sogar langdauerndem Widerstreit
reichen, was die Gesellschaft an den Abgrund des Untergangs oder ins Verderben führt.
Diese
Verschiedenheit und dieser Widerstreit umfassen zwei Aspek-te des Menschen: den
physiologischen und den geistigen. Die Gestalt eines jeden Menschen und dessen
Wesenszüge unterscheiden sich von der Gestalt des anderen, selbst wenn er ein
leiblicher Bruder von glei-chen Eltern wäre. Genauso sind die Ideen derart
mannigfaltig, dass es selten – oder sogar fast unmöglich – ist, dass Ideen
zweier Personen völlig identisch sind. Was wir indes von Zeit zu Zeit an
geistiger oder körperlicher Übereinstimmung zwischen zwei Personen hören, ist
lediglich im generell Allgemeinen, das heißt im größten Teil der Wesenszüge
oder Ideen. Eine totale Übereinstimmung ist jedoch unmöglich.
Der ehrwürdige
Qurʾān weist auf dieses Phänomen in den Worten des Erhabenen hin:
„Und wenn dein
Herr wollte, machte ER die Menschen gewiss zu
einer einzigen Gemeinschaft, und sie sind immer noch unterschied-lich.“ (Qurʾān, Surah
11, Vers 118)
Die
Verschiedenheit und die Mannigfaltigkeit der Ideen und Orien-tierungen sind
eine notwendige Eigenschaft für die Gesellschaften und Individuen. Die
Gelehrten begründen dies damit, dass der Mensch ein Produkt seiner Umwelt ist.
Da die Umwelten unterschiedlich und man-nigfaltig sind, muss auch die
Konstitution der Menschen mannigfach und unterschiedlich sein. Sogar bei den
Individuen, die in einer einzi-gen Umwelt leben, zeigen sich
Unterschiedlichkeiten, denn auch eine Umwelt enthält zahlreiche Elemente. Die
Fähigkeit des Menschen tendiert zu einem Element, zu dem ein anderer vielleicht
nicht tendiert. Daher kommt die Verschiedenheit unter den Mitgliedern einer
einzigen Gesellschaft, sogar unter den Angehörigen einer einzigen Familie.
Dementsprechend
ist es nicht möglich, dass die Menschen sich von selbst in einem geistigen
Prinzip treffen oder sich auf eine einzige Ord-nung in ihrem Leben einigen
respektive durch ihren Verstand zu einem einheitlichen System in ihrem sozialen
Leben geleitet werden, in-dem sie vereinbaren, dass dieses System das
glückliche Leben für sie garan-tiert oder sie vor Schmach bei ihrem
gesellschaftlichen Umgang und ihren gegenseitigen Beziehungen bewahrt. Die
Ereignisse der vergan-genen und gegenwärtigen Historie bestätigen uns diesen
Sinn. Die His-torie informierte uns und die Ereignisse, die wir jeden Tag
sehen, kün-den uns von unterschiedlichen Meinungen, zahlreichen Ideo-logien und
schrankenlosen politischen Orientierungen, wobei ihre Anhänger behaupten, dass
sie das idealste, beste und geeignetste System für die menschliche Gesellschaft
brächten. Der Anhänger eines jeden Prinzips behauptet, dass das, was er
besitze, das Richtige sei, und was der andere besitze, das Falsche und für das
Bewegen des Schiffsruders des menschlichen Lebens nicht geeignet sei.
Inmitten
dieser miteinander im Widerstreit stehenden Behauptungen und den streitenden
Stimmen ist es für den Menschen mit dessen begrenztem Denkvermögen nicht
möglich, dass er eine Meinung vor einer anderen bevorzugt oder sich ohne
Zweifel auf die Richtigkeit einer Orientierung unter Ausschluss einer anderen
verlässt. Ja es ist sogar unmöglich, dass irgendeine Orientierung im Einklang
mit der Wahrheit in allen Lebensbereichen steht, denn ihre Anhänger und
Erfinder sind ja Menschen, die in ihrer Mentalität bestimmen kulture-llen
Umwelten unterworfen sind. Es ist mithin nicht möglich, dass der Verstand
allein zu all dem führt, was der Menschheit nützt, zumal er ja bestimmten
Umständen unterworfen ist, deren Überwindung er nicht vermag.
Deshalb
war das Schicken von Gesandten nötig, damit sie den Men-schen darlegten, was zu
verstehen diese nicht in der Lage sind, oder sie ihnen deutlich erklärten, was
ihnen durch deren milieubedingte Nach-lässigkeit entfallen war, und sie auf den
geraden Weg führten sowie ihnen den Aspekt des Fehlgehens aufzeigten, in das
deren unfähiger Verstand hinsichtlich der Dogmen und des gesellschaftlichen
Umgangs gelangt war. Somit werden ihre Dogmen geradlinig und ihr Leben ver-läuft
in eine gerade Richtung. Gott, der Erhabene, sagt:
„Und WIR
schickten keinen Gesandten es sei denn mit der Sprache dessen Volkes, damit er
ihnen erläutere...“ (Qurʾān,
Surah 14, Vers 4)
Das
heißt, er soll ihnen den Irrtum, in dem sie sich befinden, aufzei-gen und sie
anweisen diesen zu vermeiden sowie ihnen die Offen-barung Gottes übermitteln
und ihnen empfehlen dieser zu folgen.
Das
Schicken der Gesandten ist also notwendig zur Darlegung dessen, worin die
Menschen unterschiedlicher Meinung sind, und zum Herausführen dessen, der aus
ihren Reihen im Fehlgehen übereinstim-mte, aus dem Kreise dieses Irrtums zum
Licht des Glaubens sowie zur Rechtleitung dessen, der bei der Interpretation
der vorangegangenen Botschaften irrte oder verwundene Wege beim Heranziehen
religiöser Texte beschritt und sie in einer Weise interpretierte, die seinen
sich gegen das Recht auflehnenden Neigungen diente und seine Vorliebe für die
auf die tiefsten Stufen gestürzten Leidenschaft und Begierde befriedigte. Gott,
der Erhabene, sagt:
Die
Menschen waren eine einzige Gemeinschaft.[1]
Da sandte Gott die Propheten als Überbringer froher Botschaft und Warner und
sandte mit ihnen das BUCH mit der Wahrheit hinab, damit es unter den Menschen
in dem richte, worin sie uneins waren. Uneins waren indes nur diejenigen, denen
es gegeben ward, nachdem zu ihnen deut-liche Beweise gekommen waren, aus Neid
untereinander. So lei-tete Gott diejenigen, die glaubten, zu dem, worin sie
hinsichtlich der Wahr-heit mit SEINER Erlaubnis uneins waren, und Gott leitet,
wen ER will, auf einen geraden Weg.“ (Qurʾān, Surah 2,
Vers 213)
Das
Schicken der Gesandten ist also für die Rechtleitung des unfähigen menschlichen
Verstands zu einem unfehlbaren Weg, da es ja vom Allwissenden und Allweisen
ist, sowie für die Übermittlung der rechten Entscheidung für die Menschen bei
dem, worüber sie streiten, und für die Bekanntgabe an sie, dass der Lohn
dessen, der Gottes durch die auf die Gesandten herabgesandte Offenbarung
vorgezeichnetem Weg folgt, das Paradies und das Ende desjenigen, der von diesem
Weg abweicht, die Hölle sein wird. Gott, der Erhabene, sagt:
„Und WIR schicken die Gesandten nur als
Überbringer froher Botschaft und Warner...“ (Qurʾān,
Surah 6, Vers 48)
Das
Schicken der Gesandten ist auch für das Aufstellen eines Argu-ments gegen die
Leute. Gott, der Erhabene, sagt:
„Gesandte,
Überbringer froher Botschaften und Warner, damit die Menschen gegen Gott kein
Argument nach den Gesandten haben..“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 165)
Und ER sagt auch:
„Und
dein Herr ist keine Orte vernichtend, bis ER in ihre Metro-pole einen Gesandten
schickt, der ihnen UNSERE Verse rezitiert...“
(Qurʾān, Surah 28, Vers 59)
Es gibt also keine Entschuldigung für den,
der dem Glauben ab-schwört und mit dem Leugnen des Islam fortfährt und auch
nicht für den, der fehlgeht und somit seiner Vorliebe folgt, und für den,
dessen Verstand unfähig ist den geraden Weg zu erreichen und der sich auf seine
Unfähigkeit stützte. Er stellte seine Leitung nicht den Gesandten und Propheten
anheim, denen die Offenbarung herabgesandt wurde. Aber ausschließlich sie waren
es, die den Menschen alles erklärten, was mit dem Glauben zusammenhängt, und
ihnen den Weg der Recht-leitung aufzeigten. Deshalb wird derjenige nicht
erhört, der die Bot-schaft der Gesandten und Propheten ableugnet, wenn er um
Schutz bittet, während er sich am Tag der Auferstehung in der Pein des Höl-lenfeuers
befindet. Und es werden auch als seine Bestrafung für seinen Standpunkt
gegenüber den Gesandten im Diesseits weder sein Schreien noch sein Heulen
berücksichtigt werden. Gott, der Erhabene, sagt:
„Und
diejenigen, die im Höllenfeuer sind, werden zu den Hütern der Hölle sagen:
„Ruft euren Herrn an, ER möge uns einen Tag die Pein erleichtern!“ Sie werden
sagen: „Pflegten denn zu euch eure Ge-sandten nicht mit deutlichen Zeichen zu
kommen?“ Sie werden sagen: „Jawohl!“ Sie werden sagen: „So bittet!“ Und das
Bittgebet der Islam-Leugner ist nur verloren.“ (Qurʾān, Surah 40, Verse 49-50)
Und ER
sagt auch:
„Reisten
sie denn nicht im Land umher und sahen, wie das Ende derer war, die vor ihnen
waren? Sie waren stärker an Kraft als sie und an Spuren im Land. Doch erfasste
sie Gott in ihren Sünden, und es gab für sie gegenüber Gott keinerlei
Beschützer. Dies war so, weil ihre Gesandten immer wieder mit deutlichen
Beweisen zu ihnen kamen, sie aber
ungläubig blieben. Da erfasste sie Gott. Fürwahr, ER ist stark, streng im
Strafen.“ (Qurʾān, Surah 40, Verse 21-22)
Kurz
gesagt, die Verschiedenheit der natürlichen und kulturellen Umwelten stellen
einen Grund der Verschiedenheit der Menschen bei deren Neigungen und Ideen dar,
was die menschlichen Gesellschaften in den unterschiedlichsten geistigen
Orientierungen nur so wimmeln lässt, wobei der menschliche Verstand zum
Erkennen des Richtigen und Falschen nicht fähig ist. Deshalb schickte Gott die
Gesandten um den Menschen das zu erklären sowie diese vor zerstörenden Fehden
und vernichtenden Streitigkeiten zu erretten. So führen sie ein glück-liches
Leben im Diesseits und erhalten eine gute Vergeltung im Jen-seits. Gott
bestätigt dies, indem ER sagt:
„O ihr, die glauben! Leistet Gott und dem Gesandten Folge,
wenn er euch zu dem aufruft, was euch Leben gibt!..“ (Qurʾān, Surah 8, Vers 24)
Denn die Verschiedenheit der Ideen, deren
Fehden sowie die Unfä-higkeit zur Kenntnis dessen, was davon nützt und was
schadet, ist Leblosigkeit der Gesellschaften und Individuen. Wenn jemand zu
ihnen kommt, nämlich die Gesandten, um ihnen zum Befolgen dessen aufzu-rufen,
was sie vor dieser geistigen Verwirrung errettet, sollen sie ihm folgen, denn
darin liegt für sie das Leben.
* * *
14. Werbende
Gedanken um das
Schicken des
Gesandten
(Gott segne ihn
und schenke ihm Heil!)
Im
sechsten nachchristlichen Jahrhundert befand sich die Welt in stockfinsterer
Dunkelheit und rabenschwarzer Nacht. Denn das Licht der göttlichen Wahrheit war
zwischen Unrecht und Tyrannei der Perserkönige und der Unmoral der Römer als
Ergebnis deren Abweichung von den Lehren des Messias (Friede sei mit ihm!)
verloren gegangen. Und die Priester konnten den Menschen die Wahrheit nicht
erklären, weil sie nichts hatten außer Gedanken einer Gruppe von Leuten, die
zum Wesen der Himmelsbotschaft zu gelangen versuchten. Aber sie waren hilflos,
weil der Mensch nicht zu jenem Wesen gelangen kann, es sei denn durch die vom
Him-melherabgesandte Offenbarung.
Was aber
den betrifft, der zur damaligen Zeit außerhalb dieser beiden großen Länder
stand, so war auch er in keiner besseren Lage hinsichtlich seiner Beziehung zur
Religion Gottes, des Einen, des allmächtigen Bezwingers. Denn man formte mit
eigenen Hän-den Steine und stellte diese neben dem Haus Gottes in Mekka auf und
betete diese Steine statt Gottes an. Dieses Verhalten jener Leute ist
erstaunlich! Sie beteten Götzenbilder im Haus Gottes an und sahen taube Steine
neben der ehrenhaften Kabah als heilig an und ließen die Lehren ihrer Väter,
die Abraham und Ismail (Friede sei mit ihnen beiden!) sie gelehrt hatten. Diese
Leute folgten dem Weg des Satans. So begruben sie aus Angst vor Armut Töchter
bei lebendigem Leibe und vergaßen, dass Gott der Gewäh-rende des
Lebensunterhalts ist. Sie töteten sich gegenseitig um einer Tendenz zum
Stammesfanatismus zu entsprechen sowie den Wunsch nach heidnischer Begeisterung
zu erfüllen.
·
Das war der
Zustand der menschlichen Gesellschaft vor der
Sendung Muammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!).
·
In Persien gab
es Unrecht, Versklavung und Feueranbetung!
·
In Rom gab es
Unmoral und Fehden unter Denkrichtungen, begleitet von Blutvergießen und
Vertreibung von Kindern.
·
Auf der
Arabischen Halbinsel gab es Anbetung der Steine und das Ansehen von
Götzenbildern als heilig, umgeben von
Stam-mesfanatismus, heidnischer Hoffart sowie Unmoral, was zur
Entfernung von Tugend und zur Leugnung der Prinzipien sozia-ler Gerechtigkeit
führte.
Das war
als ein ankündendes Zeichen für das Schicken eines Gesandten, der die
Menschheit aus dem Irrtum rettet und sie zum geraden Weg rechtleitet. Und so
sandte Gott Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) – zur Rechtleitung
führend, eine frohe Nachricht verkündend und warnend:
„O du Prophet! Fürwahr, WIR
haben dich als einen Zeugen und als Überbringer froher Botschaft und als Warner
entsandt!“
(Qurʾān, Surah 33,
Vers 45)
Du
überbringst dem, der dir folgt, die frohe Botschaft vom Paradies und dessen
Belohnung und du warnst den, der dir wider-spricht, vor der Hölle und deren
Pein.
Du
überbringst dem, der an dich als Gesandter glaubt, frohe Botschaft vom
Wohlgefallen Gottes und SEINEM Mitgefühl und du warnst den, der deine
Prophetenschaft ableugnet, vor dem Zorn Gottes und SEINER Strafe.
Du
überbringst dem, der dich für glaubwürdig hält, frohe Botschaft von der
Sicherheit und Schonung im Diesseits und im Jenseits und du warnst den, der
dich als Lügner bezeichnet, vor der Schande im Diesseits und dem Verlust im
Jenseits.
Du
überbringst dem, der Gott gehorcht, frohe Botschaft von der Vergeltung im
Diesseits und im Jenseits und du warnst den, der sich gegen IHN auflehnt, vor
dem klaren Verlust sowohl im Dies-seits als auch im Jenseits.
Du
verkündest dem, der sich den Anweisungen der Offenba-rung fügt, ein für die
Gott Fürchtenden vorbereitetes Paradies, dessen Weite Himmel und Erde beträgt,
und du warnst den, der vom Gesetz Gottes abweicht, vor einem Höllenfeuer,
dessen Brennmaterial die Menschen und die Steine sind - vorbereitet für die
durch ihre Opposition zum himmlischen Gesetz gegenüber sich selbst Ungerechten,
die andere da-durch ungerecht behandeln, dass sie ihnen deren legitimen
Ansprüche, die Gott ihnen zu geben sie verpflichtete, raubten.
Gott schickte
SEINEN Gesandten (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) als Barmherzigkeit für alle Welten:
„Und
WIR entsandten dich nur als eine Barmherzigkeit für die Welten.“ (Qurʾān, Surah 21, Vers 107)
Als
Barmherzigkeit für sie, weil er die Schwachen vor dem Unrecht der Hochmütigen
errettete. Auch befreite er die Hochmü-tigen von der Herrschaft ihrer zum Bösen
antreibenden Seelen über ihre Taten. So erbarmte er sich ihrer hinsichtlich
deren Übernahme der Verantwortung für das, was sie an Sünden begingen.
Das
Schicken des Gesandten gilt als ein Licht sowie eine Recht-leitung für alle und
auch als Erziehung sowie Ehrung für die gesamten Men-schen. Der Gesandte Gottes
sprach die Wahrheit, als er über sich selbst sprach und sagte: „Ich bin gewiss
nichts anderes als eine geschenkte Barmherzigkeit.“
Er war
in der Tat eine geschenkte Barmherzigkeit für jene im Meer der Finsternis
herumzappelnde eingebildete Welt in der Wüste der Unwissenheit. Muhammad (Gott
segne ihn und schenke ihm Heil!) kam in diese Welt und belebte sie nach deren
Leblosig-keit:
„Ist
denn, wer tot war – WIR gaben ihm also Leben und WIR ließen ihm ein Licht
werden, mit dem er unter den Menschen wandelt – wie jemand, der in Finsternis
ist und nicht aus ihr herauskommt?“
(Qurʾān, Surah 6, Vers 122)
Muhammad
kam in diese Welt, leitete sie nach deren Fehlgehen recht, brachte ihr deren
verloren gegangenes richtige und vernün-ftige Verhalten zurück und stellte für
sie nach deren Zusammen-bruch deren Bestand wieder her.
Er gab der
Welt deren Rechte auf Denken und Leben. Er unter-schied nicht zwischen jung und
alt oder arm und reich, es sei denn durch das Fürchten Gottes:
„...Fürwahr,
der Angesehenste von euch bei Gott ist der Gott am meisten Fürchtende von
euch...“ (Qurʾān, Surah 49,
Vers 13)
Du lässt Gerechtigkeit widerfahren Arm
und Reich -
So ist im Recht auf Leben alles gleich!
Muhammad
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) wurde ge-sandt und befreite Vernunft und
Körper. Auch erleuchtete er Orte und Länder. Sein Licht breitete sich von der
Arabischen Halbinsel aus, nach-dem er in die Herzen den Geist Gottes ausgesandt
hatte. Ferner bewegte er mittels der Lehren des Koran die Gefühle und
kombinierte die Vernunft mit der Offenbarung des Himmels und bereitete den
Illusionen und Schmähungen ein Ende. So zogen seine Gefährten in die Welt
· wie
Lampen, die leuchten,
·
wie Banner, die
rechtleiten, wie der Gesandte (Gott segne ihn
und schenke ihm Heil!) sagte: „Meine Gefährten sind wie Sterne. Wen von
ihnen ihr als Beispiel nehmt, von dem werdet ihr rechtgeleitet.“,
·
wie Leuchter,
die die Dunkelheit hinwegfegen,
·
wie Reiter, die
Unmoral und Unrecht beenden.
Diese
Gefährten hatten die Zügel der Macht in der Welt in ihrer Hand und säuberten
die Welt von den Götzen und Götzenbildern. Sie wandelten die Länder in Meere
von Wissen und Kenntnissen und pflanzten lobenswerte Charaktereigenschaften und
tugend-hafte Eigenschaften ein. Sie wurden – obwohl sie gestern Feinde waren –
einander liebende Brüder, die zum Guten aufriefen, das Rechte geboten und das
Verwerfliche verboten. Es entspricht der absoluten Wahrheit, was Gott sagt:
„Und
haltet euch allesamt an Gottes Band fest und zersplittert euch nicht und
gedenkt der Gnadenbezeigungen Gottes euch gegenüber als ihr Feinde wart und ER
eure Herzen zusammen-führte, so dass ihr durch SEINE Gnade Brüder wurdet, und
ihr wart am Rande einer Feuergrube und ER errettete euch vor ihr. Auf diese
Weise legt Gott euch SEINE Zeichen dar, vielleicht lasst ihr euch rechtleiten.
Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft und das
Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet. Und jene, sie sind die
Erfolgreichen.“
(Qurʾān,
Surah 3, Verse 103-104)
* * *
15. Propheten und Gesandte
Gott
zeichnete den Menschen vor allen Lebewesen mit Vernun-ft aus. Dies war ein
Grund für die Dienstbarmachung all dessen, was sich im sichtbaren Dasein
befindet. Gott, der Erhabene, sagt:
„...Und
dienstbar machte ER euch das Schiff, damit es auf dem Meer auf SEINE Anordnung
durchsegeln, und dienstbar machte ER euch die Flüsse. Und dienstbar machte ER
euch die Sonne und den Mond, beide unentwegt, und dienstbar machte ER euch die
Nacht und den Tag.“
(Qurʾān, Surah 14, Verse 32-33)
Und ER sagt
auch:
„Hast du
denn nicht gesehen, dass Gott euch dienstbar machte, was auf Erden,...“ (Qurʾān,
Surah 22, Vers 65)
Ferner sagt ER:
„Gott
ist es, DER euch dienstbar machte das Meer, damit das Schiff auf ihm auf SEINE
Anordnung durchsegeln und damit ihr von SEINER Gnade erstrebt und vielleicht
seid ihr ja dankbar. Und ER machte euch dienstbar, was in den Himmeln und auf
Erden alles von IHM. Fürwahr, darin sind gewiss Zeichen für Leute, die
nachdenken.“ (Qurʾān, Surah
45, Verse 12-13)
Der Mensch
verwandte seine Vernunft bei der Nutzung dessen, was sich in der Welt befindet.
Er konnte indes nicht allein zur Rea-lität des Daseins und zur Kenntnis dessen,
was dem Menschen nach dem Tode passiert, gelangen. Genauso fehlt es seiner
Vernun-ft am Erzielen einer festen Ordnung für das Leben, die die Gesell-schaften
vor Zerfall und Zusammenbruch bewahrt. Deshalb wählte Gott von SEINEN anbetend
Dienenden Menschen aus, zu denen ER SEINE Offenbarung herabsandte, damit sie
diese den Men-schen übermitteln und die Leute auffordern das zu befolgen, was
in der Offenbarung an Anweisungen steht, und zu vermeiden, was in ihr verboten
ist – sofern diese Leute das Glück im Diesseits und den Erfolg im Jenseits
wollen. Der Erhabene sagt:
„Gott erwählt aus den Engeln Gesandte und aus den
Menschen...“
(Qurʾān, Surah 22, Vers 75)
Und ER sagt
auch:
„O ihr Menschen! Zu euch gekommen
ist bereits der Gesandte mit der Wahrheit von eurem Herrn. Glaubt also zu eurem
Guten!.“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 170)
ER sagt ferner:
„Und
kein Mensch ist dazu angetan, dass Gott mit ihm spricht, es sei denn durch
Offenbarung oder von hinter einem Schleier oder ER sendet einen Boten, dann
offenbart er gemäß SEINER Ermäch-tigung,
was ER will...“
(Qurʾān,
Surah 42, Vers 51)
ER sagt
weiterhin:
„Gott
hatte ja den Gläubigen Huld erwiesen, als ER zu ihnen einen Gesandten aus ihren
Reihen schickte,...“
(Qurʾān,
Surah 3, Vers 164)
Der Gesandte ist
ergo eine Person, die Gott von den Menschen auswählte, damit er ihnen
übermittle, was Gott ihnen übermitteln will.
Es wird auf ihn
auch der Begriff Prophet angewandt. Gott, der Erhabene, sagt:
„O
du Prophet, setz dich gegen die Islam-Leugner und die Heu-chler ein und
verfahre streng mit ihnen!...“
(Qurʾān, Surah 9, Vers 73)
Und ER sagt
auch:
„Die
Menschen waren eine einzige Gemeinschaft. Da sandte Gott die Propheten als
Überbringer froher Botschaft und War-ner...“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 213)
ER sagt ferner:
„Fürwahr, WIR haben dir geoffenbart wie WIR
Noah geoffen-bart haben sowie den Propheten nach ihm...“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 163)
ER sagt
weiterhin:
„O du Prophet! Fürwahr, WIR
haben dich entsandt als einen Zeugen und als Überbringer froher Botschaft und
als Warner.“
(Qurʾān, Surah 33, Vers 45)
Es gibt indes
eine Meinung, die besagt, der Prophet sei der, zu dem eine Offenbarung
herabgesandt wurde, wobei ihm aber nicht deren Übermittlung aufgetragen wurde.
Und der Gesandte sei der, zu dem eine Offenbarung herabgesandt wurde, wobei ihm
aber deren Übermittlung aufgetragen wurde. Folglich sei er auch ein Prophet.
Das heißt, jeder Gesandte ist ein Prophet, aber nicht jeder Prophet ist ein
Ge-sandter, weil er ja, wenn ihm die Übermittlung nicht aufgetragen wird, nur
ein Prophet ist. Erhält er aber den Auf-trag, ist er ein Gesandter im Hinblick
darauf, dass er ein Prophet lediglich durch das Herabsenden der Offenbarung auf
ihn ist. Diese Interpretation ist aber unzutreffend, und der Beweis dafür ist,
dass Gott allen Menschen den einladenden Aufruf zu Gott aufträgt und ihnen das
Verschweigen der Wahrheit verbietet sowie sie vor deren Nicht-Übermittlung
warnt. Der Erhabene sagt, indem ER den, der den Auftrag Gottes nicht
übermittelt, warnt:
„Und
da Gott den Bund geschlossen hatte mit denjenigen, denen das BUCH gegeben ward:
„Ihr legt es ganz gewiss den Menschen dar! Und verheimlicht es nicht!“ Da
warfen sie es hinter ihre Rücken weg und erkauften es um einen geringen Preis.
Und wie elend ist, was sie erkaufen!“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 187)
Das bedeutet,
dass ihr eine große Sünde begeht, wenn ihr wie sie handelt und die Anordnung Gottes
verheimlicht und sie den Menschen nicht übermittelt. Das Gebieten des Rechten
und das Verbieten des Verwerflichen sind die Aufgabe eines jeden Gläu-bigen und
einer jeden Gläubigen. Gott, der Erhabene, sagt:
„Die
gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Schutzfreund.
Sie gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche...“ (Qurʾān, Surah 9, Vers 71)
Und ER sagt
auch:
„Und es
soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft und das Rechte
gebietet und das Verwerfliche verbietet...“ (Qurʾān, Surah 3, Vers 104)
ER berichtet
auch über die Empfehlung Luqmns an dessen Sohn:
„O mein
Sohn! Verrichte das Pflichtgebet! Und gebiete das Rechte und verbiete das
Verwerfliche!...“
(Qurʾān,
Surah 31, Vers 17)
Somit wird
klargestellt, dass es zu den Pflichten eines Gläubi-gen gehört den Menschen die
Gesetzgebung Gottes zu übermitteln und sie deren Bestimmungen zu lehren und die
Menschen zu deren Befolgen aufzufordern und den zu warnen, der von ihnen die
Auf-forderung Gottes nicht beachtet.
Da nun also das
Übermitteln eine Pflicht aller Menschen darste-llt, ist es keine Pflicht des
Propheten, auf den die Offenbarung Gottes herabgesandt wurde!! Die Aussage,
dass der Prophet derje-nige sei, zu dem eine Offenbarung herabgesandt wurde ohne
zu deren Übermittlung aufgefordert zu werden, ist unter zwei Gesich-tspunkten
falsch.
Der erste
Gesichtspunkt: Diese Aussage hebt eines der Prinzi-pien der Religion auf, als
da ist die Übermittlung und das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen.
Denn wenn das Übermitteln eine Pflicht für jeden Muslim ist, dann ist es für
den Propheten eine größere Verpflichtung, ja sogar die erste Sache, die er
durchzuführen hat.
Der zweite Gesichtspunkt, der die
Fehlerhaftigkeit dieser Mei-nung klar macht, besteht im Folgenden: Wenn die
Offenbarung zum Propheten herabgesandt wurde, wie kann er dann nicht mit deren
Übermittlung beauftragt werden? Derartiges ist mit der Vernunft unvereinbar.
Ja, es ist sogar absurd und undenkbar dies Gott, dem Erhabenen, zuzuschreiben,
denn wie soll Gott eine Offenbarung zu einem Menschen hinabsenden, den ER
auserwählt hat, um diesem dann nicht deren Übermittlung aufzutragen? Wenn es
sich so verhielte – und Gott, der Hocherhabene, ist erhaben darüber –, worin
läge dann der Nutzen im Herabsenden dieser Offenbarung?!
Ergo gibt es keinen Unterschied zwischen einem
Propheten und einem Gesandten. Der Gesandte ist ein Prophet, und der Prophet
ist ein Gesandter, will sagen beide Begriffe sind Synonyme, wobei indes der
Begriff Prophet präziser ist, weil er im Arabischen einzig und allein auf
die-jenigen angewandt wird, die Gott auserwählt hat. Steht indes der Begriff
Gesandter allein, wird er auf andere ange-wandt. So sind unter den Menschen die
Wortverbindungen „der Gesandte des Königs“ oder „der Gesandte der Regierung“
oder „der Gesandte des Volkes“ verbreitet. Aber man sagt nicht „der Prophet des
Königs“ oder der Prophet der Regierung“. Der Begriff „Prophet“ ist somit
speziell für denjenigen, den Gott von den Menschen auserwählt und dem ER eine
Offenbarung schickt und deren Übermitteln an die Menschen aufträgt. Seine
Anwendung ist auch ohne Hinzufügung des Namens des majestätischen Schöpfers
erlaubt. Sagt man also „Prophet“ oder „der Prophet“, dann meint man damit den
Propheten Gottes.
Ist das Wort „Gesandter“ ohne den bestimmten
Artikel, wird es nur unter Hinzufügung des Namens des majestätischen Schöpfers
benutzt. So sagt man etwa „der Gesandte Gottes“. Sagt man indes lediglich
„Gesandter“, also ohne Hinzufügung des Namens des majestätischen Schöpfers,
dann ist es denkbar, dass man damit „Gesandter Gottes“ oder den Gesandten
irgendjemandes außer IHM aus den Reihen der Menschen meint.
Des Weiteren beinhaltet das Wort „Prophet“
Verkünder des Übersinnlichen, und dies gilt nur für denjenigen, den Gott aus
SEINEN anbetend Dienenden auserwählt hat, wohingegen das Wort „Gesandter“ dies
vom Begriff an sich her nicht beinhaltet, sondern nur mittels dessen, was man
darunter versteht. Steht es unter Hinzufügung des Namens des majestätischen
Schöpfers, benutzt man es für jemanden, zu dem die Offenbarung herab-gesandt
wurde, solange zu ihm die Offenbarung gesandt wird. Vielleicht verkündet Gott
ihm etwas Übersinnliches, das er den Menschen übermitteln soll.
Gott schickte zahlreiche Propheten – und
Gesandte –, über einige von denen ER uns im ehrwürdigen Koran unterrichtet,
wohingegen ER uns über andere nicht informiert. Gott, der Erha-bene, sagt:
„Fürwahr,
WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geoffen-bart haben sowie den Propheten
nach ihm und WIR haben Abraham geoffenbart und Ismail und Isaak und Jakob und
den Enkeln und Jesus und Hiob und Jonas und Aaron und Salomo, und WIR gaben
David den Psalter, und Gesandten, von
denen WIR dir bereits vorher berichtet haben, und Gesandten, von denen WIR dir
nicht berichtet haben, und Gott richtete an Moses Worte.“
(Qurʾān, Surah 4, Verse 163-164)
Und ER sagt
auch:
„WIR schickten Gesandte schon vor dir; zu ihnen gehören
einige, von denen WIR dir berichteten, und zu ihnen gehören einige, von denen
WIR dir nicht berichteten....“
(Qurʾān, Surah 40, Vers 78)
Gott, der
Hocherhabene, erwähnte im ehrwürdigen Koran die Namen der Propheten,
hinsichtlich derer SEINE Weisheit es erfor-derte sie uns zu übermitteln, als da
sind Adam, Idris, Hud, Salih, Abraham, Lot, Ismail, Isaak, Jakob, Joseph, Hiob,
Schuaib, Moses, Aaron, Jonas, David, Salomo, Elisa, Zacharias, Johannes, Jesus,
gemäß vieler Kommentatoren auch Dhu-l-Kifl, sowie ihrer aller Herr und
Abschluss Muhammad (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!).
Der Glaube an
sie alle ist Pflicht. Wer einen von ihnen ableug-net, ist kein Muslim, zumal es
zu den Bedingungen der Wahrhaf-tigkeit des Islam gehört, dass man an das
glaubt, was Muhammad (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) an Offenbarung herab-gesandt wurde. Und zu ihm wurde die
Offenbarung mit der Infor-mation herabgesandt, dass sie Propheten sind. Wer
mithin auch nur an einen von ihnen nicht glaubt, leugnet eine Textstelle des
ehrwü-rdigen Koran, und wer eine Textstelle des ehrwürdigen Qurʾān leugnet, der
ist ein Islam-Leugner. Gott, der Hocherhabene, sagt:
„Der
Gesandte glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn herabgesandt ward – und die
Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE
Gesandten. „Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von SEINEN Gesan-dten.“... (Qurʾān, Surah 2, Vers 285)
Zusammenfassend
können wir sagen, dass Gott aus seinen IHN an-betend Dienenden auserwählte, an
wen ER die Offenbarung hinabsandte und wen ER mit der Übermittlung an die
Menschen beauftragte. ER nennt sie sowohl Prophet als auch Gesandter. Jeder
Prophet ist ein Gesandter und jeder Gesandter ist ein Pro-phet. Es handelt sich
um zwei synonyme Ausdrücke, die auf dieje-nigen angewandt werden, die Gott
auserwählt und mit SEINER Offenbarung ausgezeichnet sowie mit deren
Übermittlung beauf-tragt hat. Im ehrwürdigen Koran informierte ER uns über
einige von ihnen, und SEINE Weisheit wollte es, dass ER uns über einige andere
nicht informierte. Der Glaube an sie alle ist Pflicht. Wer einen von ihnen
ableugnet, ist ein Islam-Leugner, und wer den Islam leugnet, dessen Leugnen ist
zu seinen Ungunsten, und wer Rechtschaffenes tut, zu dessen Gunsten ist dies.
Unser Herr behan-delt keinen IHN anbetend Dienenden ungerecht.
* * *
16. Wunder und Wundertaten
In unserem
bisher Gesagten legten wir bereits dar, dass der Mensch durch sich selbst nicht
zu einem Lebenssystem gelangen kann, das den Bestand des Individuums wie auch
der Gesellschaft sichert und den Menschen Glückseligkeit, Sicherheit und Zuver-sicht
gewährleistet. Hier-aus ergab sich die Notwendigkeit für das Schicken von
Gesandten, die dem Menschen das darlegten, was dessen Verstand nicht zu
erfassen vermochte, und ihm erläuterten, was ihm verborgen geblieben war.
Viele nahmen für
sich selbst diese Eigenschaft in Anspruch und be-haupteten, sie seien von Gott
gesandt. Was diese Behauptung betrifft, so waren sie Lügner. Sie versuchten die
Menschen zu täu-schen um un-ter ihnen eine besondere Position einzunehmen und
zu einem besonde-ren Nimbus zu gelangen sowie sie hinsichtlich Vermögen und
Interessen zu übervorteilen. Um nun den Wahr-haften über den Lügner obsie-gen
und klar hervortreten zu lassen, dass ein Gesandter im Gegensatz zum falschen
und vortäuschen-den Angeber wirklich von Gott ist, unterstützte Gott
diejenigen, die ER sandte, mit Wundern, die bewiesen, dass deren Aussage
stimmte, und klarlegten, dass sie in dem, was sie an Kunde brach-ten,
Übermittler von Gott sind.
Unter Wunder
verstehen wir eine abnorme Angelegenheit, die Gott mittels derer, die ER zu den
Menschen sandte, als einen Beweis dafür demonstrierte, dass sie wahrhaft sind.
Der ehrwür-dige Koran nennt sie „Zeichen“, dass heißt, sie sind ein Kennzei-chen
und ein Beleg für die Ehrlichkeit des Gesandten in allem, was dieser über Gott,
den Hocherhabenen, berichtet. Gott sagt in SEINEM brillanten BUCH:
„Und diejenigen, die kein Wissen haben,
sagen: „Warum spri-cht denn Gott nicht zu uns oder kommt zu uns kein Zeichen?“
Ebenso sprachen die Leute vor ihnen gleich ihrem Reden. Ihre Herzen ähneln
einander. WIR legten die Zeichen schon dar für Leute, die fest glauben.“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 118)
Und der Erhabene sagt auch:
„Und
Moses sprach: „O Pharao! Fürwahr, ich bin ein Gesan-dter vom Herrn der Welten.
Es ziemt sich mir nichts als die Wahr-heit über Gott zu sprechen. Ich bin zu
euch schon mit einem deut-lichen Beweis von eurem Herrn gekommen. So lass die
Kinder Israel mit mir ziehen!“ Er sprach: „Wenn du schon mit einem Zei-chen
gekommen bist, so weise es vor, so du denn zu den Wahr-haften gehörst!“ (Qurʾān,
Surah 7, Verse 104-106)
Das heißt, wenn du schon mit einem Wunder gekommen bist, das beweist,
dass du wahrhaft bist, dann lege es uns dar, sofern du denn bei deiner
Behauptung ein Prophet zu sein ehrlich bist!
„Da warf er seinen Stab hin, und siehe,
da ward er eine offensi-chtliche Schlange! Und er zog seine Hand hervor, und
siehe, da ward sie weiß für die Betrachter!“
(Qurʾān, Surah 7, Verse 107-108)
Damit nun das Wunder die Leute zwang es anzuerkennen, trat durch die
Hand eines jeden Propheten ein Zeichen in einem Bereich zutage, in dem dessen
jeweiliges Volk besonders bewan-dert war und Hervorragendes leistete sowie
dafür berühmt war. Denn wer die Geheimnisse einer Wissenschaft kennt und deren
Details erfasst und dann jemanden sieht, der in der Lage ist mit Phänomenen
aufzuwarten, die außerhalb des Könnens der Kory-phäen auf diesem Gebiet liegen,
begreift, dass er vor einem Phä-nomen steht, das die Kraft des Menschen
übersteigt, vor einem Phänomen, das vorzuweisen nur jemand vermag, der von
jeman-dem unterstützt wird, der das gesamte Universum besitzt und beherrscht.
Deshalb glaubten die Zauberer, als sie sahen, dass der Stab des Moses das
verschlang, was sie an Zauber bewerkstelligt hatten. Denn sie wussten, dass sie
vor einer Handlung standen, die kein Mensch bewältigen kann. Gott, der
Erhabene, sagt, indem ER SEINEN Gesandten über diesen Vorfall unterrichtet:
„So wurden die Zauberer zur anberaumten
Frist an einem bestimmten Tag versammelt. Und zu den Leuten ward gesagt: „Seid
ihr versam-melt? Vielleicht folgen wir ja den Zauberern, sobald sie die
Obsiegenden sind!“ Und als die Zauberer kamen, sagten sie zum Pharao: „Fürwahr,
wir werden doch wohl gewiss einen Lohn haben, wenn wir die Obsiegenden sind?“
Er sagte: „Ja! Und fürwahr, ihr werdet dann zu den Nahestehenden gehö-ren!“
Moses sprach zu ihnen: „Werft hin, was ihr zu werfen habt!“ Da warfen sie ihre
Stricke und Stäbe hin und sagten: „Bei der Macht Pharaos! Fürwahr wir, wir sind
gewiss die Obsiegenden!“ Da warf Moses seinen Stab hin und siehe, da verschlang
dieser, was sie vortäuschten. Da fielen die Zauberer anbetend nieder. Sie
sagten: „Wir glauben an den Herrn der Welten, den Herrn von Moses und
Aaron!“ (Qurʾān, Surah 26, Verse 38-48)
Die Zauberer glaubten und bestätigten, dass er ein Gesandter von Gott
ist. Denn sie hatten begriffen, dass das, was er vollbrach-te, keine Zauberei
war. Es überstieg die Kapazität eines Zauberers. Jenes konnte also nur mit der
Unterstützung von Gott geschehen. Und das bestätigt, was er über Gott
berichtet, dass er nämlich ein Gesandter ist und zu den Menschen geschickt
wurde um diesen den Weg der Rechtleitung darzulegen sowie sie davor zu warnen
fehlzugehen oder den Weg des Satans zu beschreiten.
Auch das Wunder Jesu kam aus einem Bereich, für den sein Volk berühmt
war, nämlich in der Kunst der Medizin, in der es Hervorragendes leistete. Sie
gingen davon aus alles an kleinen und großen Dingen im Körper des Menschen zu
kennen. Da kam Jesus (Friede sei mit ihm!) und Gott ließ durch dessen Hand auf
diesem Gebiet zutage treten, was sie zum Verstummen brachte und sie unfähig
machte etwas Ähnliches zu bewerkstelligen – obwohl sie darin Meister waren. So
war schon Jesu Geburt ohne Vater für sie ein Wunder. Gott, der Erhabene, sagt:
„Sie sprach: „Wie soll ich denn einen
Jungen bekommen, und es hat mich kein Mensch berührt? Und ich bin keine
unkeusche Frau!“ Er sprach: „Es ist so! Dein Herr hat gesagt: «Das ist MIR ein
Leichtes. Und damit WIR ihn zu einem Zeichen für die Men-schen machen und zu
einer Barmherzigkeit von UNS. Und es ist eine beschlossene Sache.“ (Qurʾān, Surah 19, Verse 20-21)
Und auch Jesu Reden in der Wiege ist ein Wunder. Gott, der Erhabene,
sagt:
„So kam sie mit
ihm zu ihren Leuten, sie trug ihn. Sie spra-chen: „O Maria! Du hast ja
sicher etwas Unerhörtes getan! O Schwester Aarons! Dein Vater war kein Mann von
Schlechtigkeit und deine Mutter war keine unkeusche Frau!“ Da wies sie auf ihn.
Sie sagten: „Wie reden wir mit jemandem, der in der Wiege ein kleines Kind
ist?“ Er sprach: „Fürwahr, ich bin Gottes anbetend Dienender. ER hat mir das
BUCH gegeben und ER hat mich zu einem Propheten gemacht.“ (Qurʾān, Surah 19, Verse 27-30)
Mit der Erlaubnis Gottes heilte er darüber
hinaus die Blinden und die Aussätzigen und erweckte die Toten zum Leben. Gott,
der Erhabene, sagt beim Informieren über dieses Wunder:
„Sie
sprach: „Mein Herr! Wie soll ich denn einen Sohn bekom-men und es hat mich kein
Mensch berührt?“ Er sprach: „Es ist so! Gott erschafft, was ER will. Wenn ER
eine Sache beschlossen hat, so sagt ER nichts weiter als «Sei!» und sie ist
es.“ Und ER lehrt ihn das BUCH und die Weisheit und die Thora und das Evange-lium.
Und als ein Gesandter zu den Kindern Israel: „Fürwahr, ich bin zu euch mit
einem Zeichen von eurem Herrn gekommen, dass ich nämlich aus Lehm die Form
eines Vogels schaffe. Da hauche ich in sie hinein und sie ist mit Erlaubnis
Gottes ein Vogel. Und ich heile den Blinden und Aussätzigen, und ich rufe mit
Erlaubnis Gottes die Toten wieder ins Leben. Und ich verkünde euch, was ihr
esst und was ihr in euren Häusern aufspeichert. Fürwahr, darin ist gewiss ein
Zeichen für euch, so ihr denn Gläubige seid.“
(Qurʾān, Surah 3, Verse 47-49)
Und ER sagt auch:
Da Gott
sprach: „O Jesus, Sohn der Maria! Gedenke MEINER Gnade dir gegenüber und deiner
Mutter gegenüber, als ICH dich mit dem Geist der Lauterkeit unterstützte: Du
sprachest zu den Menschen in der Wiege und als Erwachsener. Und als ICH dich
das BUCH und die Weisheit und die Thora und das Evangelium lehrte. Und als du
mit MEINER Erlaubnis aus Lehm die Form eines Vogels schufest und in sie
hineinhauchtest und sie mit MEINER Erlaubnis zum Vogel ward. Und als du mit
MEINER Erlaubnis den Blinden und den Aussätzigen heiltest und als du mit MEINER
Erlaubnis die Toten erwecktest...“
(Qurʾān,
Surah 5, Vers 110)
Was man an auftauchenden Wunderdingen durch
die Hand der Zauberer und Wahrsager sieht, gehört nicht zur Kategorie der Zei-chen,
mittels derer Gott SEINE Gesandten unterstützte. Sie sind vielmehr Wunderdinge
für den, der ihr Geheimnis nicht kennt. Denn sie gehen möglicherweise zurück
auf die Fingerfertigkeit, die der normale Mensch nicht bemerkt. Vielleicht
gehen sie auch zurück auf des Zauberers Zuhilfenahme einiger Leute, die die Zu-schauer
nicht sehen. Womöglich gibt es auch eine optische Täu-schung. Oder sie gehen
eventuell darauf zurück, dass einige Perso-nen über außergewöhnliche
körperliche und geistige Kräfte verfü-gen, die es ihnen ermöglichen derartige
Wunderdinge zu vollbrin-gen.
Um was für eine Quelle auch immer es sich bei
diesen Wunder-dingen handeln mag, es sind beschränkte Kräfte, deren begrenzten
Rahmen deren Besitzer nicht überschreiten kann. Niemand kennt die Grenzen diese
Kräfte außer derjenige, dem etwas davon gege-ben ist. Wenn er deshalb durch
eine Handlung überrascht wird, die den üblichen Rahmen hinsichtlich der
geschickten Leute auf die-sem Gebiet überschreitet, dann begreift er schnell,
dass er vor einer Macht steht, die die Macht derer überschreitet, deren Hilfe
man sucht, respektive mit einer Macht konfrontiert ist, die seine eigenen
Fähigkeiten, mittels derer er sich von den anderen abhebt, domi-niert. Was auch
immer diese Leute an Wunderdingen bringen mögen, so ist das meiste davon Lug
und Trug. Gott, der Erhabene, sagt:
„Soll ICH euch von denen Kunde geben,
auf die die Satane hinabfahren? Sie fahren hinab auf jeden sündhaften
Schwindler. Sie tragen dem Ohr vor, und die meisten von ihnen sind Lügner.“
(Qurʾān,
Surah 26, Verse 221-223)
Auch was der Wahrsager bringt, beweist nicht,
dass er wahrhaft ist in dem, was er behauptet. Die Wahrsager schmiedeten gegen
Gott Lügen und behaupteten etwas, was vom Himmel nicht herab-gesandt wurde, und
logen bei dem, was sie mitteilten. So soll der Gläubige sie nicht für
glaubwürdig halten. Ein authentischer Ḥadīṯ bestätigt, dass der Prophet (Gott
segne ihn und schenke ihm Heil!) über die Wahrsager befragt wurde. Man sagte
ihm: „Es gibt unter uns Leute, die zu den Wahrsagern gehen.“ Der Prophet sagte:
„Sie sollen nicht zu ihnen gehen!“ Es ist auch bestätigt, dass der Pro-phet
sagte: „Wer zu einem Wahrsager geht und ihn über etwas fragt, dessen
Pflichtgebet wird vierzig Tage lang nicht akzeptiert.“
Die Wunder der Propheten unterscheiden sich
also von dem, was die Zauberer und Wahrsager bringen. Der Zauberer hat begre-nzte
Kräfte. Was aber durch die Hand des Propheten zutage tritt, hat keine Grenzen,
denn es ist von Gott, dem Besitzer absoluter Fähigkeit. Das meiste, über das Wahrsager
informieren, ist Lüge, denn Gott gibt niemandem Kenntnis vom Übersinnlichen, es
sei denn, dieser ist ein Gesandter, und dann auch nur innerhalb dessen, was
Gott an Übermittlung an die Leute will. Gott, der Erhabene, sagt:
„Der
Allwissende um das Übersinnliche, ER enthüllt nieman-dem SEIN Übersinnliches,
außer dem, mit wem von einem Gesan-dten ER zufrie-den ist. Fürwahr, ER
platziert vor ihm und hinter ihm eine Wache, damit ER erfahre, dass sie die
Botschaften ihres Herrn auch wirklich übermitteln. Und ER ist vertraut mit dem,
was bei ihnen ist, und ER erfasst ganz genau jede Sache zahlenmäßig.“
(Qurʾān, Surah 72, Verse 26-28)
Sind die Wunder der frühen Propheten
materielle vorübergehe-nde Zeichen, die nur den verpflichten, der sie sieht,
stellen die Wunder von Muhammad (Gott segne ihn
und schenke ihm Heil!) ein ewig bleibendes Zeichen dar, das alle
Menschen zu verschie-densten Zeiten und in verschiedensten Gegenden der Welt
begrei-fen und das jedem Menschen zur Verfügung steht, nämlich der ehrwürdige
Koran, den Gott zu Muhammad (Gott segne ihn
und schenke ihm Heil!) als Bestätigung für dessen Anspruch herabsan-dte.
Gott, der Erhabene, sagt:
„Denken
sie denn nicht sorgfältig über den Koran nach? Wenn er von einem anderen als
Gott wäre, fänden sie in ihm gewiss viel Widerspruch.“ (Qurʾān, Surah 4, Vers 82)
Und ER sagt:
„Sprich: „Wenn sich auch die Menschen
und die Dschinn zusa-mmentäten um einen Koran gleich diesem hervorzubringen,
sie brächten keinen gleichen hervor, auch wenn die einen den anderen
beistünden.“ (Qurʾān, Surah 17, Vers 88)
Es bleibt noch ein weiterer Punkt, der mit
abnormen Dingen zusammenhängt, nämlich die Wundertat. Von ihr ist unter der
breiten Masse bekannt, dass es sich um eine Angelegenheit hande-lt, die Gott
durch einen Gott Fürchtenden diesem zu Ehren zutage treten lässt. Die Wahr-heit
dieser Frage besteht darin, dass jeder, der die religiösen Pflichten verrichtet
und die Empfehlungen durchführt und sich unter den Leuten in einer Weise
verhält, mit der Gott und SEIN Gesandter zufrieden sind, ein vertrauter Freund
Gottes ist – auf Grund der Worte des
Erhabenen:
„Wisset fürwahr, dass über die
Vertrauten Gottes keine Furcht kommt und dass sie nicht traurig sind!
Diejenigen, die glauben, und Gott zu fürchten pflegen.“ (Qurʾān,
Surah 10, Verse 62-63)
Die Ehrung für diesen Gott Fürchtenden
geschieht nicht durch das Auftauchen abnormer Dinge durch dessen Hand, denn das
gehört zu den Besonderheiten der Prophetenschaft, und sie erschie-nen durch die
Hand der Propheten auch nur bei Bedarf an Zwang zum Akzeptieren durch die
Opponierenden. Und es waren keine täglichen Gewohnheiten. Wenn dies so der Fall
bei den Propheten ist, wie kann man dann an das Erscheinen abnormer Dinge durch
die Hand eines ganz normalen Menschen, der zur Übermittlung Gottes Botschaft ja
gar nicht auserwählt wurde, glauben? Er braucht doch überhaupt nichts, was
seine Wahrhaftigkeit bestätigt. Seine Ehrung besteht in nichts anderem als im
Verleihen des Erfol-gs von Gottes für ihn zum rechtschaffenen Handeln und in
dessen Rechtleitung auf den Weg des Erfolgs in den verschiedenen Lebe-nsbereichen.
Passiert etwas Unübliches durch die Hand eines
Menschen, gilt dies noch nicht als Beweis für dessen Fürchten Gottes. Mūsā Ibn
ʿAbd-l- ʾAʿlā ʾAs-sadafī sagte: „Ich habe zu Aš-Šāfiʿī gesagt, unser Gefährte
Al-Laith pflegte zu sagen: „Wenn ihr einen Mann seht, der auf dem Wasser
schreitet, lasst euch durch ihn nicht täu-schen, bis ihr seine Angelegenheit
dem BUCH und der Sunnah unterbreitet.“ Da sagte ʾAš-Šāfiʿī: «Al-Laith (Gott sei
ihm barm-herzig!) hat das kurz gesagt. Richtig ist vielmehr: Wenn ihr einen
Mann seht, der auf dem Wasser schreitet und durch die Luft fliegt, lasst euch
durch ihn nicht täuschen, bis ihr seine Angelegenheit dem BUCH unterbreitet.»“
Das heißt, Gegenstand der Bewertung des Gläubigen ist gutes Verhalten und
rechtschaffenes Han-deln und nicht das, was durch dessen Hände zutage tritt und
möglicher-weise ein Werk des Teufels ist und was diejenigen, die sich die
vertrauliche Freundschaft Gottes anmaßen, an Verhalten praktizie-ren, was der
Dummheit näher ist als der Art und Weise des Fürch-tens Gottes und den
Eigenschaften der Rechtschaffenheit. Und das hat nichts mit Religion zu tun. Einige
Leute führen nun immer wie-der an, der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) habe gesagt: „Ich habe auf die Insassen des Paradieses geb-lickt,
und da sah ich dessen meisten Insassen als dumme Leute.“ Es stimmt nicht, dass
dieser Ausspruch vom Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
ist und man soll ihm das nicht zuschreiben. Denn das Paradies wurde für
niemanden anders als die Einsichtigen erschaffen, deren Vernunft und Verstand
sie zum Glauben an Gott, SEINE Engel, SEINE Bücher, SEINE Gesandten und den
Letzten Tag führten.
Gott erwähnt auch die Insassen des Paradieses
und deren Eigen-schaften in SEINEM BUCH, wobei ER unter deren Eigenschaften die
Dummheit, die ja Schwäche der Vernunft bedeutet, nicht erwähnt.
Kurz gesagt können wir sagen, dass die
Wundertat nichts Auße-rgewöhnliches darstellt, das Gott durch die Hand eines
Menschen zutage treten lässt. Sie stellt vielmehr eine Ehrung von Gott gegen-über
diesem anbetend Dienenden dar, wobei ER ihm Erfolg beim Guten im Diesseits und
im Jenseits verleiht.
*
* *
17- STELLUNG DER SINNLICH
WAHRNEHMBAREN
WUNDER IM ISLAM
Gott
gab dem Menschen den Vorzug vor den übrigen Lebewe-sen. ER verlieh ihm die
Vernunft, derer dieser sich bei der Ausein-andersetzung mit dem bedient, was
ihn an Hindernissen auf dem Schauplatz des Lebens trifft, und ihn zum Wege der
Wahrheit rechtleitet und ihn dazu führt, was er tun soll – sei es auf den
Gebieten des materiellen Lebens oder bei all dem, was mit dem geistigen Aspekt
im Leben der Menschheit zusammenhängt, wie die Rechtleitung zur religiösen
Welt-anschauung und das Erfahren dessen, was mit dieser an Glauben an den
Schöpfer und an Glau-ben an die Auferstehung und ans Ablegen der Rechenschaft
sowie an Überzeugtsein von Belohnung und Bestrafung früher oder später in
Verbindung steht.
Obwohl die Vernunft ihre Fähigkeit in vielen
mit den Erschei-nungsbildern der Naturzusammenhängenden Wissenschaftsberei-chen
nachwies, vermochte sie nicht zu begreifen, was dahinter steckt. Darüber hinaus
konnte sie nicht dahin führen, was für die Gesellschaft in all deren Aspekten
gut ist. Sie erfasste vielmehr nur einen Teil der Reformaspekte, während sie
viel davon nicht zu begreifen vermochte. Das heißt, die Vernunft ist in ihrer
Betrach-tungsweise bei dem, was für das Leben des Individuums und des
Kollektivs geeignet ist, partiell.
Aus diesem Grund schickte Gott Gesandte, die
der Vernunft die umfassende Methode darlegten, die die Gesellschaften zu dem
führt, worin deren Wohlergehen in allen Aspekten des Lebens liegt. Ferner
machten die Gesandten der Vernunft die Verfahrens-weise klar, der sie folgen
soll, so dass sie nicht auf Gebieten fehl-geht, deren Grenzen unbekannt sind,
nicht in bodenlose Tiefen abstürzt und nicht in trostlose Einöden fällt. All
dies fügt ihr nichts als Untergang und Zerstörung zu. Auf Grund dessen, was die
Men-schen ob der Vielfalt dessen, was sie an unter-schiedlichen Stim-men hören,
die zu Reformen aufrufen, und an Män-nern sehen, die das Gewand der Reform
tragen, wiesen sie die Aufrufe der Gesan-dten zurück. Denn sie meinten, diese
Gesandten seien wie die anderen, die diesen Weg beschritten und hinter
Berühmtheit herlie-fen oder danach strebten Vermögen oder Nimbus zu bekommen
oder Macht zu erlangen wünschten um den Beherrschungs- und Machttrieb zu
stillen.
Somit war es unabdingbar die Gesandten durch
Wunder zu unterstützen, die sie von jenen unterscheiden, damit ihre Angele-genheit
nicht mit jenen vermischt wird, die diese Eigenschaft lügnerisch und betrügerisch
für sich in Anspruch nehmen, und damit ein Argument gegen die Leugnenden
angeführt wird, so dass sie nichts haben, womit sie ihr Leugnen begründen.
Weiterhin soll dieses Wunder eine Bekräftigung für den Glauben derjenigen sein,
die schon glauben, sowie für die Zuver-sicht in ihren Herzen und Ruhe in ihren
Seelen, damit es nicht für den Satan eine Einstieg-luke in diese bildet – oder
ein Tor für die Hindernis-se, die den Weg des einladenden Aufrufs blockieren
und auf diesen einwirken.
Gott unterstützte SEINE Gesandten mit
verschiedenen, sinnlich wahrnehmbaren Wundern, und ER gestaltete ein jedes
Wunder in einem Bereich, in dem deren jeweiliges Volk Hervorragendes leistete,
damit die Wunder die jeweiligen Gegner zum Anerkennen zwingen. Denn ist das
Wunder aus einem Bereich, in dem sie Koryphäen sind, und deren Fähigkeit wird
trotzdem überfordert, dann gibt dies in viel stärkerem Maße Anlass zur
Akzeptanz, dass zu dieser Handlung ein normaler Mensch nicht in der Lage ist.
Der ehrwürdige Koran berichtet über einige dieser Wunder, mit denen die
Gesandten Gottes unterstützt wurden. So sagt er etwa über das Wunder von Moses:
„Und als die Zauberer kamen, sagten sie
zum Pharao: „Für-wahr, wir werden doch wohl gewiss einen Lohn haben, wenn wir
die Obsiegenden sind?“ Er sagte: „Ja! Und fürwahr, ihr werdet dann zu den Nahestehenden
gehören!“ Moses sprach zu ihnen: „Werft hin, was ihr zu werfen habt!“ Da warfen
sie ihre Stricke und Stäbe hin und sagten: „Bei der Macht Pharaos! Fürwahr wir,
wir sind gewiss die Obsiegen-den!“ Da warf Moses seinen Stab hin und siehe, da
verschlang dieser, was sie vortäuschten. Da fielen die Zauberer anbetend
nieder. Sie sagten: „Wir glauben an den Herrn der Welten, den Herrn von Moses
und Aaron!“
(Qurʾān, Surah 26, Verse 41-48)
Das Wunder Jesu (Friede sei mit ihm!) war auf einem Gebiet, von dem
sein Volk überzeugt war, es sei Meister darin, nämlich die Medizinwissenschaft.
Gott, der Erhabene, sagt:
„Da Gott sprach:
„O Jesus, Sohn der Maria! Gedenke MEINER Gnade dir gegenüber und deiner Mutter
gegenüber, als ICH dich mit dem Geist der Lauterkeit unterstützte: Du sprachest
zu den Menschen in der Wiege und als Erwachsener. Und als ICH dich das BUCH und
die Weisheit und die Thora und das Evange-lium lehrte. Und als du mit MEINER
Erlaubnis aus Lehm die Form eines Vogels schufest und in sie hineinhauchtest
und sie mit MEINER Erlaubnis zum Vogel ward. Und als du mit MEINER Erlaubnis
den Blinden und den Aussätzigen heiltest und als du mit MEINER Erlaubnis die Toten
erwecktest. Und als ICH die Kinder Israel von dir zurückhielt, als du ihnen die
deutlichen Beweise brachtest. Da sprachen diejenigen von ihnen, die leugnen
unter ihnen: „Fürwahr, dies ist nichts als offenkundiger Zauber.“
(Qurʾān, Surah 5, Vers
110)
Es gibt viele sinnlich wahrnehmbare Wunder, mit denen Gott SEINE
Gesandten unterstützte, wie etwa die Spaltung des Meeres durch Moses (Friede
sei mit ihm!) oder das Hervorsprudeln von Quellen aus dem Felsen, nachdem Moses
diesen mit seinem Stab geschlagen hatte, oder das Herabkommen einer Festtafel
vom Himmel für Jesus (Friede sei mit ihm!). Ja sogar dessen Geburt ohne Vater
ist dessen größtes sinnlich wahrnehmbares Wunder, und sie galt in dessen Zeit
als Herausforderung der Medizin-wissenschaftler, und dies ist bis heute so
geblieben.
Freilich haben die sinnlich wahrnehmbaren Wunder lediglich auf diejenigen
eine überzeugende Wirkung, die sie sehen und derer sie mit ihren eigenen Augen
Zeuge sind. Wer von ihnen indes nur gehört hat ohne sie selbst zu sehen, dessen
Inneres erzählt ihm über deren Nichtglaubwürdigkeit. Er behauptet, die
Überlieferer seien bei der Tradierung des Geschehenen nicht ehrlich, ja sogar,
einige von ihnen, die das Wunder gesehen haben, bestätigten es nicht und behaupteten
es handle sich um Zauberei und ein Wunder bestätige die Glaubwürdigkeit eines
Gesandten nicht, wie es beispielsweise mit Jesus (Friede sei mit ihm!) geschah,
als nämlich die Leugnen-den unter ihnen sagten:
„Fürwahr, dies
ist nichts als offenkundiger Zauber.“
(Qurʾān, Surah 5, Vers 110)
Dasselbe widerfuhr auch Moses (Friede sei mit ihm!), als er über die
Zauberer als Sieger hervorging, als nämlich der Pharao sagte:
„Fürwahr, er ist gewiss euer
Meister, der euch die Zauberei gelehrt hat!...“ (Qurʾān, Surah 26, Vers 49)
Deshalb war das Wunder Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) der ehrwürdige Koran,
denn er ist für die gesamte Menschheit zu jeder Zeit und an jedem Ort. Es ist
nicht allen möglich das sinnlich wahrnehmbare Wunder zu sehen, wenn es der
Beweis für die Wahrhaftigkeit des Propheten ist. So ist der ehrwürdige Koran
ein Argument gegen den, der Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
sah, sowie gegen den, der ihn nicht sah, da er ja nach wie vor unter uns ist.
Jedermann kann ihn also lesen und die Aspekte seines Wundercharakters
begreifen. Er ist beredter als irgendein sinnlich wahr-nehmbares Wunder. Denn
man kann nicht bei ihm anführen, was bei dem sinnlich wahrnehm-baren Wunder angeführt
wird, dass es sich nämlich um Zauberei handle. Er stellt also eine klare
Darlegung sowie Gesetzesregeln dar. Wenn die Gesellschaften diese Regeln in die
Praxis umsetzen, wird ihre Angelegenheit in Ordnung sein. Niemand denn ein
Einfa-ltspinsel, dessen Meinung in der Welt nicht ins Gewicht fällt, kann das
ableugnen.
Darüber hinaus gibt es keinen Zweifel an den
Mitteilungen des Qurʾān, wie es bei der Überlieferung des sinnlich
wahrnehmbaren Wunders für den der Fall ist, der dieses nicht gesehen hat. Denn
der Koran befindet sich ja vor diesem Menschen mit seinen Eleme-nten und Regeln
und enthält nichts, was imaginäre Phantastereien vorspiegelt oder weit von der
Realität entfernte Illusionen sugge-riert. Er umfasst zwischen seinen beiden
Buchdeckeln keinen Aspekt, der der Wirklichkeit widerspräche, und auch keine
Infor-mation, die belegte, dass durch die Hand Muhammads (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) ein sinnlich wahrnehmbares Wunder zutage getreten wäre. Und
dies ist nur deshalb so, weil sich der Islam bei der Überzeugung der Opponenten
lediglich auf die geis-tigen Aspekte konzentriert, und zwar ob deren
Allgemeinheit und Gültigkeit für jede Zeit und für jeden Ort.
Was in den Hadithen vom Hinausfließen des Wassers aus
den Fingern des Propheten Muhammad und vom Weinen des Baumstu-mpfes, an den
sich der Prophet während seiner Ansprachen lehnte, von der Rückgabe der
Sehkraft von Qatāda und von anderen sinn-lich wahrnehmbaren Wundern überliefert
ist, gehört nicht zu den Überlieferungen authentischer Sammlungen. Ihre
Schwäche wird noch dadurch vermehrt, dass im ehrwürdigen Qurʾān nichts Ähnli-ches
steht, was wiederum belegt, dass die sinnlich wahrnehmbaren Wunder kein
grundlegendes Element auf dem Gebiet des einladen-den Aufrufs zum Islam darstellen.
Vielmehr ist das bloße Sich-Beschränken auf den ehrwürdigen Koran erforderlich.
Denn er ist das erste und das letzte Wunder und er stellt das beredtste Argu-ment
dar, worauf sich der muslimische einladende Aufrufende in unserer gegenwärtigen
Zeit stützt.
* * *
18.
LAUTERKEIT DER PROPHETEN
UND
DEREN DISTANZIERUNG
VON
DEM,
WAS
SICH NICHT GEHÖRT
Es gehört zu den unbestrittenen Tatsachen, dass man,
wenn man einen Boten schicken oder einen Menschen beauftragen will irgendetwas
zu tun, versucht eine zuverlässige und ehrliche Person auszuwählen, damit diese
die Botschaft in der besten Weise über-mittelt, und zwar ohne Verfälschung,
Vertauschung oder Verände-rung. Es gibt keinen Menschen auf Erden, der einen
anderen Weg beim Auswählen seiner Boten und Repräsentanten beschritt, sonst
wäre er gedankenlos und unfähig zum Begreifen der primären Prinzipien beim Verstehen
der Natur der Dinge. Wenn dies nun der Fall mit Menschen beim Auswählen dessen
Repräsentanten ist – und sie haben im Dasein die Stufe der Vollkommenheit nicht
erreicht –, dann gilt dies erst recht für Gott, DER einen absoluten Willen hat
und hinsichtlich SEINES Wesens und SEINER Eigen-schaften vollkommen ist. Wen ER
auserwählt, der muss sich durch die Eigenschaften Ehrlichkeit und
Zuverlässigkeit auszeichnen, sich mit dem Gewand der Tugend und Ehre schmücken,
sich durch seinen guten Charakter sowie seine lobenswerten Eigenschaften und
seinen Abstand von Stätten des Satans sowie von Orten des Übels auszeichnen.
Auf diese Weise hat der Satan zu ihm keinen Zugang und die Helfer des Übels
finden keinen Weg zu ihm. Er ist gefeit gegen jeden, der gegen die Ehre
verstößt, die Würde verletzt oder die Tugend verachtet und die Zuverlässigkeit
beseitigt oder das Ansehen vermindert und die hohe Stellung in den Seelen der
Menschen erschüttert.
Wenn wir uns die Geschichte derer anschauen, die Gott
von SEINEN anbetend Dienenden auserwählte und um der Über-mittlung SEINER
Botschaft willen sandte, finden wir, dass sie die besten Menschen vor der Zeit
der Botschaft sowie danach waren, sei es hinsichtlich des Verhaltens oder der
menschlichen geistigen und seelischen Verfassung, Moral oder Gestalt. Es gab
also unter ihnen niemanden, der unter einer Körperbehinderung litt oder durch
eine Eigenschaft, die auf Menschen abstoßend wirkt, besch-rieben wird. Darüber
hinaus zeichnete sich ihr Verhalten vor ihren Mitbürgern aus. Die Gesandten
nahmen am Begehen deren Sünden nicht teil und unterstützten nicht deren
Gewohnheiten, die mit der Lehre des Eins-Seins Gottes und DESSEN Achtung unvereinbar
sind. Durch ihr Verhalten trat auch nichts Schändliches oder Entehrendes auf.
Gott, der Erhabene, richtete an SEINEN Prophe-ten (Gott segne ihn und schenke
ihm Heil!) folgende Worte:
„Und
fürwahr, du bist gewiss von erhabener Charakterart.“
(Qurʾān, Surah 68, Vers 4)
Und ER sagt:
„Und wärest du rau und harten Herzens gewesen, hätten
sie sich aus deiner Nähe sich zerstreuend entfernt.“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 159)
Gott erklärt uns, dass alle Propheten zu einer
ausgewählten, von Übel und Sünden freien Schicht gehören. ER sagt:
„Fürwahr,
Gott erwählte Adam und Noah und die Familie des Abraham und die Familie des
Imran vor den Welten, einer des anderen Nachkommenschaft...“ (Qurʾān, Surah 3, Verse 33-34)
ER sagt auch:
„...Fürwahr, Gott erwählte ihn vor euch und vermehrte ihm
Fähig-keiten im Wissen und Körper...“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 247)
ER sagt ferner:
„ER sprach: „O Moses! Fürwahr, ICH habe dich vor den
Men-schen erwählt durch MEINE Botschaften und durch MEIN Reden. So nimm, was
ICH dir gegeben habe und sei der Dankbaren einer!“ (Qurʾān, Surah 7, Vers
144)
Und ER sagt weiterhin:
„Und
gedenke UNSERER anbetend Dienenden Abraham, Isaak und Jakob, Männer von Kraft und
Einsicht! Fürwahr, WIR wählten sie aus besonders zum Gedenken an das Jenseits.
Fürwahr, sie gehören bei UNS gewiss zu den Auserwählten, den Besten. Und
gedenke des Ismail und Elisa und Dhu-l-Kifl! Und alle gehören zu den Besten.“ (Qurʾān,
Surah 38, Verse 45-48)
Diese Qurʾānverse
legen dar, dass die Gesandten die Besten der Schöpfung Gottes hinsichtlich
Moral, Verhalten und Konstitu-tion sowie bevorzugt vor allen anderen sind. Sonst
hätte Gott ja Menschen erwählt, die sich vor ihnen auszeichnen.
Wenn also das Verhalten der Auserwählten vor der
Sendung sich auf allen Gebieten vor ihren Mitbürgern auszeichnete, da sie ja
die ehrlichsten Leute beim Reden und die besten hinsichtlich der Moral waren,
am meisten gaben sowie freigebig und großzügig waren, den stärksten Mut hatten,
die tapfersten Leute auf dem Sch-lachtfeld waren, am hartnäckigsten beim
Festhalten an der Wahr-heit und beim Nicht-Verzichten auf sie oder bei der
Unzufrieden-heit mit einem Ersatz dafür waren sowie am entferntesten von den
Bereichen des Argwohns und Stätten der Vergnügungen und des Frevels, dann
begingen sie also auch keine schwere Sünde und neigten auch nicht zum Begehen
einer kleinen Sünde. Es waren vielmehr Menschen, deren Handeln als ein Vorbild
und deren Reden als Weisheit angesehen wurden. Ihre Meinung ist richtig, und
man muss sie akzeptieren, und ihr Ratschlag ist ein Prinzip, zu dem man sich
verpflichten soll.
Wenn ihre Angelegenheit derart vor der Sendung war,
dann war es ihrer sogar noch würdiger, dass sie, nachdem Gott sie auser-wählt
und sie mit der Übermittlung SEINER Botschaft beauftragt hatte, das höchste
Vorbild hinsichtlich aller Tugenden und das musterhafte Beispiel bei dem, was
man machen respektive vermeiden soll, waren. Ihr Handeln nach der Sendung war
unter-stützt von Gott und unter DESSEN Aufsicht. Denn so wie sie Gottes
Anweisungen durch Reden übermittelten, führten sie die Menschen auch durch
Handeln zu dem, was man tun soll. All ihre Handlungen stellen also eine
Übermittlung von Gott an DESSEN anbetend Dienende dar. Deshalb sagt Gott, der
Erhabene:
„Ihr
habt im Gesandten Gottes gewiss ein schönes Vorbild für den, der auf Gott und
den Jüngsten Tag hofft...“
(Qurʾān,
Surah 33, Vers 21)
Und ER sagt:
„Ihr
habt ja schon ein schönes Beispiel an Abraham und denen, die mit ihm
waren...“ (Qurʾān, Surah 60, Vers 4)
Aus diesem Grund waren die Propheten durch Gott vor
jedem Fehler geschützt. Gott schützte sie davor, damit sie SEINE Anwei-sungen
zu SEINEN anbetend Dienenden ohne Veränderung oder Entstellung übermitteln. Auf
diese Weise begingen sie keine Sünde und kein Vergehen und neigten nie zu Bösem
und waren nicht zufrieden mit einer Sache, die mit Ehre, Würde und Tugend im
Widerstreit steht, denn sie waren hinsichtlich der Offenbarung Gottes
zuverlässig. Zuverlässigkeit ist ergo eine Bedingung für die Beauftragung mit
der Übermittlung, denn die Übermittlung ist nur dann richtig, wenn der Prophet
vor Fehlern geschützt ist, so dass sein eventueller Fehler nicht damit
vermischt würde, zu dessen Übermittlung er aufgefordert wurde. Die Propheten
sind also vor Fehler geschützt, damit die Offenbarung zu den Menschen richtig
gelangt.
Was aber die Behauptung betrifft, der Prophet (Gott
segne ihn und schenke ihm Heil!) sei bei
einigen seiner Hinweise oder beim Ergreifen einiger Maßnahmen an der Wahrheit
vorbeigegangen, so war das lediglich hinsichtlich einer Gesetzgebung, die Gott,
der Hocherhabene, wollte. Die Erklärung hierfür lautet wie folgt: Als der
Prophet nach Medina gekommen war, sah er dessen Bewohner Dattelpalmen künstlich
bestäuben respektive okulieren. Da sagte er zu ihnen: „Warum macht ihr das?
Lasst das! So Gott will, werden sie Früchte tragen und so Gott nicht will,
werden sie keine Früchte tragen.“ Auf Grund dieses Ratschlags ließen die
Menschen die Okulierung. Aber die Dattelpalmen trugen in jenem Jahr keine Frü-chte.
So kamen die Menschen zum Ge-sandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm
Heil!) und fragten ihn, ob jener Ratschlag eine Offenbarung oder nur eine
Meinung gewesen sei. Das heißt, war das, worauf der Prophet sie hingewiesen
hatte, eine Offen-barung Gottes, mit der ER ihn beauftragt hatte sie ihnen zu
über-mitteln, oder eigenes Bemühen? Da sagte er ihnen: „Ihr kennt die
Angelegenheiten eurer Welt besser.“ Das heißt, was bei diesen Angelegenheiten
mit Agrarwirtschaft oder Industrie und anderen Lebensbereichen zusammenhängt,
gehört zu den Angelegenheiten, die Gott der Vernunft überließ, die darin nach
besten Kräften Aus-gezeichnetes leisten kann. Die Religion greift in sie
möglichst nur zur Bewahrung der Existenz des Individuums und der Gemein-schaft
ein. Dement-sprechend dient diese Angelegenheit lediglich der Darlegung dessen,
was man bei diesen Dingen, die mit Fort-schritt und Aufstieg zusammen-hängen,
tun soll. Mittels dieses Vorfalls wies also der Islam darauf hin, dass er darin
dem Denken die Freiheit gab, das darin unter der Bedingung, dass es keine Sünde
begeht respektive die Existenz der menschlichen Gesell-schaft nicht bedroht,
kreieren kann, was seine Vorstellung will.
Hieraus wird klar, dass Gott durch dieses Verhalten
des Prophe-ten (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) eine Gesetzesbestim-mung und Normierung für die Lebensweise
auf derartigen Gebie-ten wollte.
Ein weiterer Vorfall, mit dem man argumentiert, dass
der Pro-phet (Gott segne ihn und schenke
ihm Heil!) einer angemessenen Meinung widersprochen habe, war die Frage der
Kriegsgefangenen in der Schlacht von Badr. Es wird berichtet, dass sich der
Gesandte Gottes (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) mit seinen Gefähr-ten darüber beriet, was mit denen zu
geschehen habe, die in der Schlacht von Badr als Kriegsgefangene in die Hände
von Musli-men gefallen waren. Da sagte Umar (möge Gott an ihm Wohl-gefallen
haben!): „O Gesandter Gottes! Lasse sie enthaupten!“ Da wandte der Prophet
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) sich von ihm ab. Dann begann der
Gesandte Gottes (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) wieder zu reden: „O ihr Menschen! Fürwahr, Gott ließ sie in
eure Hände fallen, sie sind indes eure Brüder von gestern.“ Da stand Umar auf
und entgegnete: „O Gesa-ndter Gottes! Lasse sie enthaupten!“ Da wandte der
Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) sich von ihm ab. Danach wiederholte der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), was er schon vorher
gesagt hatte. Dann stand ʾAbū Bakr ʾAṣ-Ṣiddīq (möge Gott an ihn Wohlgefallen
haben!) auf und sagte: „O Gesandter Gottes! Meine Meinung ist, dass du ihnen
verzeihst und von ihnen ein Lösegeld akzeptierst.“
So verschwand aus dem Gesicht des Gesandten Gottes
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), was in ihm an Kummer war, und er
verzieh ihnen und nahm ihr Lösegeld an. Da kamen die Worte Gottes, des
Erhabenen, herab:
„Es ist mit einem Propheten
unvereinbar, dass er Gefangene habe, bis er niederkämpft auf Erden. Ihr wollt
die Güter der dies-seitigen Welt, und Gott will das Jenseits, und Gott ist
allmächtig, allweise. Wäre nicht ein BUCH von Gott vorangegangen, hätte euch ob
dessen, was ihr genommen habt, gewiss eine gewaltige Strafe getroffen.“ (Qurʾān,
Surah 8, Verse 67-68)
Dies galt
mithin nur als Gesetzgebung für diejenigen, die nach ihm an Herrschern der
Muslime kamen, wobei man davon lernt, dass der Herr-scher sich in derartigen
Situationen mit Leuten von Einsicht und Urteil beraten muss. Er soll also nicht
nur auf seiner eigenen Meinung beharren und keine Entscheidung treffen ohne
sich auf den zu beziehen, den die Beratung angeht, und er muss dann annehmen,
wovon er meint, dass es zum Wohlergehen für die Muslime ist. Das repräsentiert
sich in unserer heutigen Zeit in der Meinung der Mehrheit, deren Befolgen
geeigneter ist als die Meinung des Individuums, was auch immer dessen Position
im Staat sei, und als die Meinung der Minderheit, selbst wenn die Vernunft sie
begünstigt. Denn das Ergebnis der Meinungsforschu-ng drückt das Gemeinwohl aus,
sofern diese in ihren normalen Kanälen verläuft und weit entfernt ist von
Bedrohung, Anspielung, Gewalttätigkeit oder Misshandlung. Denn es ist nicht
möglich, dass die Mehrheit einer Leidenschaft unterliegt oder unter satani-sche
Einflüsse gerät.
Kurz gesagt
sind die Propheten die Elite der Schöpfung. Ihr Verhalten vor der Sendung war
grundrichtig und nach der Sendung gehorsam gegenüber den Anordnungen Gottes.
Sie begingen keine Sünde und verübten kein Vergehen und verhielten sich nur
gemäß der Offenbarung Gottes. Was aber im Widerspruch dazu zu stehen schien,
galt als eine Gesetzgebung für die Menschen sowie als Darlegung für sie durch
diese Methode, mit der Gott um einer Weisheit willen, die nur ER kennt, zufrieden
ist. Diese Methode kann auch als Lehre sein oder um darzulegen, dass der
absolut Erhabene über jeden Mangel ausschließlich Gott ist. Die Propheten
stehen indes unter der Obhut Gottes und unter SEINEM Schutz. Machten sie etwas
nicht Erwünschtes, kam die Offen-barung herab um ihre Handlung zu korrigieren.
Es kann aber auch anders sein. Wir müssen jedenfalls glauben, dass sie vor
Fehlern bewahrte Menschen sind um die Offenbarung Gottes zu bewahren und SEINE
Gesetzgebung zu schützen. Gott, der Erhabene, sagt:
„Fürwahr
WIR, WIR haben die Ermahnung hinabgesandt und fürwahr, WIR sind die sie
Bewahrenden.“ (Qurʾān, Surah 15, Vers 9)
Das heißt,
Gott bewahrte die Offenbarung vor Veränderung und Ersatz, bis sie zu SEINEN
anbetend Dienenden gelangte. Der Engel, der ihr Sachwalter ist, lehnt sich in
dem, was ihm aufget-ragen ist, nicht gegen Gott auf. Er gehört zu denen, über
die Gott sagt:
„...Sie
lehnen sich gegen Gott nicht auf in dem, was ER ihnen befiehlt, und tun, was
ihnen geheißen.“ (Qurʾān, Surah 66, Vers 6)
Zu wem die Offenbarung herabkam und wer mit ihrer
Übermit-tlung beauftragt war, das sind die Propheten und Gesandten – Menschen,
die Gott vor den übrigen IHN anbetend Dienenden durch einwandfreien Charakter
und gute Eigenschaften, durch SEINEN Schutz vor dem Fall auf die untersten
Stufen der Leiden-schaft und Wege des Satans aus-zeichnete. Und ER bewahrte sie
vor Fehlern. So brachten sie SEIN Treu-handgut vollkommen zu den Menschen und
lehrten sie SEINE Offenbarung in wahrhafter und zuverlässiger Weise. Somit hat
Gott an ihnen Wohlgefallen, und sie sind mit IHM auch zufrieden. Und Gott weiß
am besten, wem ER SEINE Botschaft anvertraut, denn ER weiß um alle Dinge.
* * *
19.
STELLUNG JEDES GESANDTEN GEGENÜBER DEM, WAS
IHM
AN
BOTSCHAFTEN VORANGING
Gott erschuf den Menschen in schönstem Ebenmaß. Auch
zei-chnete ER diesen vor allen übrigen Geschöpfen mit der Denk-fähigkeit aus,
das heißt, Gott gab dem Menschen Vernunft, mittels derer dieser über das
reflektiert, was sich um ihn herum befindet. Zur Natur der Vernunft, durch die
er das Verstehen der ihn umge-benden Dinge und deren Unterordnung zu seinem
Vorteil und deren Nutzbarmachung versucht, gehört, dass ihn diese gedankli-che
Dynamik in dem, was ihn umgibt, zum Erlangen der Quelle der Schöpfung führt und
ihn sein Forschen zur Akzeptanz leitet, dass es einen Schöpfer gibt, DER all
diese Geschöpfe beherrscht. Aber die Vernunft mit ihrer bekannten
Untauglichkeit und Mangelhaftig-keit erreicht dieses Ergebnis auf gar keinen
Fall. Somit sandte Gott jemanden, der den Menschen auf den geraden Weg führt,
und wählte Menschen von SEINEN anbetend Dienenden aus, damit diese SEINE
Offenbarung jenem Menschen überbringt, dessen
gedankliche Fähigkeit zum Erlangen der Wahrheit untauglich war. Die
Aufgabe der Gesandten bestand also in der Darlegung des Eins-Seins Gottes und
in der Übermittlung der Regeln der Religion und deren Bestimmungen sowie der
Gesetze und Empfehlungen Gottes an die Menschen, damit diese einen Weg
beschreiten, der sie zum Glück im Diesseits und zum Erfolg im Jenseits führt.
Da nun das Leben eines jeden Gesandten zeitlich begrenzt
ist, erfordern es die Umstände, dass die Treuhandschaft jedes Gesand-ten
Menschen übernehmen, die sich dieser Arbeit widmen. So war also ihre Aufgabe
das Übermitteln dessen, was einem Gesandten geoffenbart worden war, an folgende
Generationen sowie diese die Offenbarung zu lehren und sie ihnen zu erklären,
ihnen darzulegen, was ihnen an der Offenbarung unklar war und zu kommentieren,
was die jeweiligen Um-stände an Interpretation erforderlich machen. Dabei
handelt es sich um diejenigen, denen man den Terminus technicus „Theologen“
zugelegt hat. Das sind also jene, die ihr Leben dem Dienst der Botschaft und
deren Bewahrung vor Verlust, Veränderung oder Verzerrung widmen.
Allerdings blieb
diese Gruppe nicht von den Sitten der Zeit und den Umwälzungen der Epochen
verschont. Auch entging diese Gruppe nicht den Verschwörungen der Abweichler
und Irreführun-gen der Betrüger. Dann schlichen sich in deren Reihen Menschen
ein, die die Kutte der Religion trugen und sich das Gewand der Wahrsagerei
anzogen, aber sie waren die von der Šarīʿa Gottes am entferntesten Menschen.
Ja, sie waren sogar für sie die schlimms-ten Demolierer, am schädlichsten für
deren Lehre und am entfern-testen vom Geist der Gesetzgebung und vom Sinne der
Botschaft. Sie begannen also deren Gewand zu wechseln, deren Gesicht zu
verunstalten und deren ursprüngliche Wesenszüge auszulöschen, bald durch
Veränderung und Entstellung, bald durch abwegige Interpretation deren Wortlauts
und deren Sinn. Dabei halfen ihnen der weite zeitliche Abstand, in dem die
Offenbarung zum Gesand-ten herabkam, die Verschwörung der Vertreter des Bösen
gegen die Religion, das Sich-Stürzen der breiten Masse auf Begierden und Vergnügungen
sowie die Zunahme der Zahl derer, die sich von der Religion abwandten und sie
nicht anerkennen wollten. All das machte die Religion fremd in der Gesellschaft
und veranlasste diejenigen, die an der Re-ligion festhielten, sich vor den
Augen der Menschen zu verbergen, da diese an der Religion Festhaltenden die
Fremdheit fühlten. So bemäch-tigte sich ihrer die Verzweiflung und sie
vermuteten, dass die Welt ganz nahe vor dem Untergang stehe und die Hoffnung
auf deren Wiederherstellung in sehr weite Ferne gerückt sei. Nur deshalb wollte
nun Gott einen Gesandten schicken um SEINE Botschaft zu erneuern und
auszulöschen, was diese an Irreführungen durch die Abweichler unter den
Theologen und die Verschwörer gegen die Moral unter den Materialisten und
Vertretern weltlicher Interessen befallen hatte.
Da nun also die
Angelegenheit diesen Punkt erreicht hatte, schi-ckte Gott einen Gesandten,
damit dieser den Menschen richtig stelle, was verdreht worden war, und ihnen
erkläre, was ihnen an Interpretation unklar war, und er ihnen das Richtige in
dem darle-ge, worin sie Mei-nungsverschiedenheiten hatten. So war die
Bot-schaft eines jeden Gesandten eine Korrektur der Fehler, die nach dem Tode
des ihm vorangegangenen Gesandten in der Gesellschaft aufgetaucht waren.
Deshalb war die Stellung jedes Gesandten gegenüber dem, was vor ihm war, die
Wiederholung der Übermitt-lung der vor ihm herabgesandten Offenba-rung an die
Menschen. Denn alle Botschaften sind nur eine. Gott, der Erhabene, sagt:
„Fürwahr,
WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geoffen-bart haben sowie den Propheten
nach ihm und WIR haben Abra-ham geoffen-bart und Ismail und Isaak und Jakob und
den Pro-pheten aus Jakob Geschlecht wie Jesus und Hiob und Jonas und Aaron und
Salomo, und WIR gaben David den Psalter.“
(Qurʾān,
Surah 4, Vers 163)
Und ER sagt auch:
„ER gab
euch als Religion, wozu ER Noah verpflichtete und was WIR dir offenbarten und
wozu WIR Abraham verpflichteten und Moses und Jesus, nämlich: Etabliert die
Religion und zersplittert euch nicht in ihr!...“ (Qurʾān,
Surah 42, Vers 13)
So war das, was
den Gesandten geoffenbart wurde, eins und das, was als Gesetz gegeben wurde,
sollte von ihnen entsprechend etabliert werden.
Somit war die
Stellung jedes Gesandten gegenüber dem, was vor ihm war, die Bestätigung der
früheren Botschaft und eine Erneuerung dessen, was herabgesandt worden war,
sowie die Korrektur der Fehler, in die die Anhänger nach dem Tode des in diesem
Leben jeweils vorangegangenen Gesandten, gefallen waren. Deshalb forderte jeder
Gesandte seine Anhänger auf an die Botschaft dessen, der vor ihm war, zu
glauben, da sie ja auch seine Botschaft ist. Wer an sie indes nicht glaubt,
wird nicht zu den Gläubigen gerechnet. Wer also auch nur einen der vorangegange-nen
Gesandten ableugnet, ist ein Islam-Leugner. Denn der Glaube an die vorangegangenen
Gesandten ist eine Hauptsäule der Säulen des Glaubens. Gott, der Erhabene,
sagt:
Der
Gesandte glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn herabgesandt ward – und die
Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten.
„Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von SEINEN Gesan-dten.“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 285)
Wer mithin zur
Religion eines Gesandten gehört und es kommt zu ihm eine weitere, dann muss er
auch an diese glauben. Ähnli-ches gilt auch für jemanden, der an einen
Gesandten glaubt: Er ist verpflichtet auch an alle diesem vorangegangenen
Gesandten zu glauben. Der Jude etwa, zu dem der Messias (Friede sei mit ihm!)
kommt, muss an diesen glauben. Glaubt er nicht an ihn, dann ist er ein Leugner
des Christentums. Und der Christ, zu dem Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) kommt, ist mit dem
Glauben an Muhammad beauftragt. Glaubt er nicht an ihn, ist er ein
Islam-Leugner. Ebenso müssen die Christen, die es vor der Prophetenschaft
Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) gab, an jeden ihnen
vorangegangenen Propheten glauben. Wenn einer der Christen auch nur einen
Gesandten leugnet, ist er ein Religionsleugner.
Ebenso ist der Muslim mit dem Glauben an alle
vorangegange-nen Gesandten beauftragt, die im ehrwürdigen Qurʾān erwähnt
werden. Wer auch nur einen von ihnen leugnet, ist nicht Muslim.
Gott, der Erhabene, sagt:
„O
ihr, die ihr glauben! Glaubt an Gott und SEINEN Gesandten und das BUCH, das ER
auf SEINEN Gesandten hinabkommen ließ, und das BUCH, das ER zuvor hinabsandte!
Wer Gott leugnet und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten und den
Jüngsten Tag, dessen Fehlgehen ist ja bereits sehr weit gegan-gen.“ (Qurʾān, Surah 4, Vers 136)
Wies aber der Gesandte zurück, was in den
Händen der Menschen an Resten der zu den früheren Gesandten herabgeschi-ckten
Offenbarung geblieben war, ist dies keine Leugnung dessen, der ihm
vorangegangen war. Es ist vielmehr eine Erklärung für die Menschen, dass mit
dem, woran diese festhalten, nicht ein Gesan-dter kam, sondern dass es sich um
eine Verzerrung der von Gott an SEINE Gesandten herabgeschickten Offenbarung
handelt sowie um ein entstelltes Bild der Botschaft, die die früheren Gesandten
hinterlassen hatten. Die Aufgabe des Gesandten bestand im Richti-gstellen
dessen, was abgeändert worden war, im Begradigen des-sen, was verbogen worden
war, im Erklären dessen, worüber die
Menschen nach dem Tode ihrer jeweiligen Gesandten ver-schie-dener Meinung
waren, sowie im Benachrichtigen dieser Menschen vom Original der Botschaft, wie
sie den Gesandten Gottes herab-gesandt worden war, und von der Offenbarung Gottes,
wie Gott sie ihnen übermittelt hatte, damit sie die Menschen lehren und sie auf
den geraden Weg führen. Gott, der Erhabene, sagt:
„O Leute des BUCHes! Zu euch ist schon UNSER
Gesandter gekommen, der euch vieles darlegt, was ihr vom Buch zu verber-gen
pflegtet, und vieles verzeiht. Zu euch ist schon von Gott ein Licht gekommen
und ein deutliches Buch, womit Gott auf Wege desHeils rechtleitet, wer SEIN
Wohlgefallen beachtet, und ER führt sie heraus aus den Finsternissen zum Licht
mit SEINER Erlaubnis und ER leitet sie recht auf einen geraden Weg.“
(Qurʾān, Surah 5,
Verse 15-16)
Und ER sagt auch:
„...Und WIR sandten zu dir herab das BUCH mit
der Wahrheit das bestätigend, was vor ihm im BUCH war...“
(Qurʾān, Surah 5, Vers
48)
So bestätigt der ehrwürdige Qurʾān, was ihm an
Offenbarungs-schriften vorangegangen war. Das heißt, er erkennt an, dass es
sich bei ihnen um eine himmlische Offenbarung von Gott handelt und um SEIN
Gesetz, dem Folge zu leisten ist. Die dem Tode der Gesandten folgen-den
Generationen veränderten und verfälschten diese Bücher jedoch, und so schickte
Gott Gesandte zu deren Richtigstellung. Nähmen wir einmal an, die früheren
Botschaften wären nicht entstellt worden, dann fänden wir eine Übereinstim-mung
zwischen dem, was in den Händen der Anhänger der voran-gegangenen Gesandten war,
und dem ehrwürdigen Qurʾān, und vielleicht – immer noch vorausgesetzt – wäre
dann der Qurʾān überhaupt nicht herabgesandt worden, da es ja gar keine
Veranlas-sung zu seiner Offenbarung gegeben hätte. Deshalb ist die Bot-schaft
Muhammads (Gott segne ihn und schenke
ihm Heil!) auch die letzte der Botschaften, denn Gott bewahrt sie vor Verfälschu-ng
und Veränderung. So sagt der Erhabene:
„Fürwahr
WIR, WIR haben die Ermahnung hinabgesandt und fürwahr, WIR sind die sie
Bewahrenden.“
(Qurʾān,
Surah 15, Vers 9)
Somit gibt es keinen Bedarf mehr am Schicken
eines Gesandten nach Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), denn was
Gott uns übermitteln will, liegt uns noch so vor, wie es Muha-mmad (Gott segne
ihn und schenke ihm Heil!) herabgesandt wurde. Keine Entstellung wurde darin
eingearbeitet und keine Veränderung wurde daran vorgenommen.
Somit macht all dies klar, dass jeder Gesandte
die Botschaft dessen übernahm, der ihm vorangegangen war, und an das glaubte,
was jenem an Lehren und Bestimmungen herabgesandt worden war, und dass der
Glaube an den, der vor ihm als Gesandter kam, eine Grundbedingung in seinen
Lehren darstellt, zu denen er einla-dend aufruft. Ferner fordert er die
Menschen zu deren Anerken-nung und Anwendung in ihrem Leben auf. Was aber nach
Wider-spruch aussieht zwischen dem, was ihm herabgesandt wurde, und dem, was
sich an religiösen Lehren in den Händen der Menschen befindet, so ist das
darauf zurückzuführen, dass die Menschen die Botschaft der früheren Gesandten
verfälschten und veränderten. Deshalb ruft er die Menschen zum Glauben an das
auf, was ihm herabgesandt wurde, zumal das eine Richtigstellung dessen ist, was
sich an religiösen Bestimmungen in ihren Händen befindet und an Gesetzgebungen,
von denen die Menschen behaupten, dass sie von Gott seien. Sie sind aber nichts
anderes als eine Verfälschung der Himmelsbotschaften. In den Worten Gottes
steht darüber folgende Nachricht:
„Unter denen, die Juden sind, gibt es solche,
die Wörter von deren richtigen Stelle verdrehen, und sie sagen: „Wir haben
gehört und wir haben uns auflehnend nicht gehorcht.“ Und „Höre ohne zu hören!“
und „Scheu uns!“ (Rāʿinā Ein Verdrehen durch ihre Zungen und ein Schmähen der
Religion...“
(Qurʾā, Surah 4, Vers 46)
Und auch in SEINEN Worten:
„Aber wehe jenen, die das BUCH mit ihren
Händen schreien und dann sagen „Dies ist von Gott.“, damit sie dafür einen
winzigen Preis er-kaufen....“
(Qurʾān,
Surah,2,Vers 79)
Ferner in SEINEN Worten:
„Fürwahr, zu ihnen gehört eine Gruppe, die
verdreht das BUCH mit ihren Zungen, damit ihr es für zum BUCH gehörend haltet,
während es nicht zum BUCH gehört. Und sie sagen: „Es ist von Gott!“ Und es ist
nicht von Gott. Und sie sprechen gegen Gott eine Lüge aus, wobei sie wissen.“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 78)
20. Die HEILIGEN BÜCHER UND WIE SIE ZUUNS
GELANGEN
Gott schickte den Menschen SEINE Gesandten,
damit diese ihnen die Botschaften ihres Herrn übermitteln und sie SEINE Šarīʿah
und Rechtsbestimmungen lehren sowie ihnen den Weg der Rechtleitung darlegen und
diesem Weg zu folgen sie anweisen sowie sie auffordern die Wege des Fehl-gehens
zu vermeiden. Der ehrwürdige Koran berichtet viel über die Geschichten jener
Gesandten mit ihren Völkern. Er informiert uns aber nicht über alles, was mit
den Botschaften Gottes an die Menschen zusammenhängt. Gott, der Erhabene, sagt:
„WIR schickten Gesandte schon vor dir; zu
ihnen gehören einige, von denen WIR dir berichteten, und zu ihnen gehören
einige, von denen WIR dir nicht berichteten...“
(Qurʾān, Surah 40, Vers
78)
Zu den Erfordernissen eines jeden Gesandten gehört, dass zu ihm die
Offenbarung herabgesandt wird, die alle Lehren enthält, die seinen Mitbürgern
zu übermitteln er beauftragt ist. Damit diese nach seinem Tod nicht verloren
ging, zeichnete jeder Gesandte bereits auf, was ihm an Offenbarung herab-gesandt
worden war, damit das eine Instanz für den aus den ihm folgenden Generationen
sei und die Hauptquelle ihrer Rechtsbestimmungen und Gesetze werde. Das wurde
als „Heilige Schrift“ bezeichnet. Der ehrwürdige Qurʾān berichtet uns aber nur
von vier Büchern von den früheren Büchern, wie etwa die in den Worten des
Erhabenen erwähnten „Şuḥuf“ (=Blätter) Abrahams:
„Fürwahr, all dies ist gewiss auf den ersten
Schriftblät-tern, den Schrift-blättern von Abraham und Moses.“
(Qurʾān, Surah 87, Verse 18-19)
Auch über die Thora von Moses berichtet der ehrwürdige Qurʾān, und zwar
in den Worten des Erhabenen:
„Fürwahr, WIR haben die Thora herabgesandt, darin ist
Rechtleitung und Licht,...“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 44)
Und über den Psalter des David steht im brillanten Buch Gottes:
„...und WIR gaben David den Psalter.“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 163)
Und über das Evangelium Jesu berichtet der ehrwürdige Qurʾān mit den
Worten:
„Und WIR ließen auf ihren Spuren Jesus folgen, den
Sohn der Maria, das bestätigend, was vor ihm in der Thora war; und WIR gaben
ihm das Evangelium, darinnen Rechtleitung und Licht...“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 46)
Das letzte, was an Offenbarung Gottes für SEINE anbete-nd Dienenden
herabkam, ist der ehrwürdige Qurʾān. Gott, der Erhabene, sagt:
„Fürwahr, dieser Koran leitet recht zu dem, was am
angemessensten ist, und verheißt den Gläubigen, die recht-schaffene Werke
verrichten, dass für sie große Vergeltung ist und dass WIR für diejenigen, die
nicht an das Jenseits glau-ben,
schmerzliche Pein vorbereitet haben.“
(Qurʾān, Surah 17, Verse 9-10)
Die Originale der heiligen Bücher, die vor dem ehrwürdi-gen Qurʾān
herabgesandt wurden, sind freilich verloren gega-ngen; die Menschen haben ihre
Lehren mündlich überliefert, das heißt deren Weitergabe an die nachfolgenden
Generatio-nen geschah auf dem Weg des Hörens. Dies ist eine Angele-genheit, die
die Türen weit öffnet für das Eindringen von Gedanken in jene Lehren, die mit
der Offenbarung nicht in Verbindung stehen, und für das Vermischen der den
Himme-lsbotschaften fremden Lehren mit der Offenbarung Gottes. Dieses
Überliefern von Richtigem und Fremdem setzte sich fort und wurde von Generation
zu Generation weitergegeben bis zu einem weit späteren Zeitalter als dem
Zeitalter, in dem die Offenbarung den Gesandten herabgesandt worden war. Diese
wurde dann mit dem, was ihr an Verfälschungen und Veränderungen anhaftete,
aufgezeichnet. Wenn wir einen Blick auf das werfen, was uns heute an heiligen
Büchern vor-liegt, finden wir, dass sie sich nur noch auf zwei Bücher
beschränken, und zwar auf das Alte Testament und das Neue Testament.
Zum Alten Testament gehören die fünf Bücher Mose, und zwar Genesis,
Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomi-um. Sie sind auch unter dem Namen
Thora bekannt. Ihnen wurden noch weitere Bücher hinzugefügt, bis die Gesamtzahl
der Bücher im Alten Testament 39 erreichte, abgesehen von einigen Büchern,
hinsichtlich deren Zu-schreibung zu dieser Heiligen Schrift es
Meinungsverschiedenheiten gibt. Viele Religionsgelehrte schrieben über die
Überliefererketten beim Alten Testament. Sie erwähnten Differenzen der Texte,
deren Widersprüchlichkeit und den Verlust der Originalexemplare.
Da die Zeit dieser Erörterung für die Erklärung dieses komplizierten
Themas zu knapp ist, werden wir uns mit dem begnügen, was Edmund Jakob sagte,
als dieser in seinen For-schungen darauf hinwies, dass es zu Beginn der
Aufzeichnung dieser Bücher nicht nur einen einzigen Text gab, sondern eine
ganze Anzahl von Texten. Im dritten vorchristlichen Jahrhun-dert gab es
mindestens drei Niederschriften des hebräischen Textes der Thora. Dann erschien
im ersten vorchristlichen Jahrhundert eine Tendenz zum Niederschreiben eines
einzigen Textes. Die Aufzeichnung des Textes der Heiligen Schrift wurde
allerdings erst im ersten nachchristlichen Jahrhundert vollendet. Dann fügt Jakob
hinzu, dass die Aufzeichnung des ältesten jetzt vorhandenen hebräischen Textes
zurückdatiert auf das neunte nachchristliche Jahrhundert.[2]
Dies belegt, dass die Überliefererketten für das, was im Alten Testament
steht, nicht ununterbrochen sind. Man kann dies mithin nicht als schlagenden
Beweis dafür betrachten, dass das Alte Testament die Offenbarung von Gott, dem
Hocherhabenen, darstellt. Der gleiche Fall gilt für das Evan-gelium, denn wir
gelangen zu nichts von dem, was Gott Jesus (Friede sei mit ihm!) geoffenbart
hat. Was sich heute in unseren Händen befindet, ist das Ausdrücken der
Standpunkte derjenigen, die sich mit dem Aufschreiben der im Zusammen-hang mit
Jesus geschehe-nen Ereignisse befassten.
Die Niederschrift dessen wurde erst zu einer späteren Zeit nach dem Leben Jesu
(Friede sei mit ihm!) abgeschlossen. Maurice Bucaille hat sich darüber
geäußert, indem er sagte: „Das Eva-ngelium, das erst später kanonisch wurde,
kennen wir ledig-lich aus einer späteren Zeit, wenn auch dessen genaue Fest-legung
zu Beginn des zweiten Jahrhunderts abgeschlossen war. Entsprechend der
ökume-nischen Übersetzung begann die Erwähnung der in diesem Evangelium
stehenden Über-lieferungen etwa in der Mitte des zweiten Jahrhunderts. Aber die
Kenntnis dessen, ob diese Zitate nach Rückgriff auf die geschriebenen Texte
erfolgten oder ob sie – das heißt die Schreiber – sich auf die Erwähnung von
Teilen des mündli-chen Erbes unter Abstützung auf Erinnerungen beschränkten,
ist ziemlich schwierig.“[3]
Hinzu kommt, dass viele Schreiber das Evangelium nieder-schrieben. Ihre
Anzahl übersteigt einhundert. Die Kirche erka-nnte indes nur vier an, als da
sind Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Kritiker erwähnen, dass Markus
und Lukas nicht zu den Jüngern Jesu (Friede sei mit ihm) gehörten. Sie
bezweifeln ferner die Zurückführung der beiden anderen Evangelien auf Matthäus
und Johannes. Unter anderem sagen die Kritiker, nachdem sie die sich zur Zeit
in unseren Händen befindlichen Texte der Evangelien untersucht haben, dass ihre
Untersuchungen sie dazu geführt haben, dass sie nicht hunde-rtprozentig davon
überzeugt seien, dass sie in diesen Evange-lien die Worte des Herrn Jesus
Christus lesen. Es sei auch falsch zu glauben, dass die Evangelien unmittelbar
nach deren Niederschrift die grundlegenden heiligen Bücher für die Chri-sten
darstellten und dass man sich völlig auf sie bei der Erk-lärung der Botschaft
des Messias gestützt habe. Denn die Stärke lag zu jener Zeit nicht in diesen
Texten, sondern im mündlichen Erbe, das die Reden des Messias und die Lehren
der Jünger überlieferte. Die Evangelien wurden zum verlässli-chen Heranziehen
erst nach dem Jahre 170 n. Chr. kanonisch.
Das ist der Fall des Evangeliums, und er unterscheidet sich in der Authentizität
der Überliefererkette und deren ununter-brochenem Aufeinanderfolgen nicht vom
Fall der Thora. Darüber hinaus hören wir nichts von der Existenz eines vorha-ndenen
Textes der Blätter Abrahams und die Überlieferungen berichten uns nichts über
den Psalter Davids – es sei denn, was in den Büchern des Alten Testaments unter
dem Namen „die Psalmen Davids“ steht. Die Richtigkeit der Zurückfüh-rung des
Psalters auf David unterscheidet sich nicht von der Richtigkeit der
Zurückführung der Thora auf Moses (Friede sei mit ihm!). Dement-sprechend gibt
es kein heiliges Buch unter den Büchern, die vor dem Islam herabgesandt wurden,
auf das man sich verlassen könnte, denn die Überlieferungen enthalten ja Zweifel.
So bleibt also nichts Authentisches außer dem ehrwürdigen Qurʾān, denn dessen
Überlieferung unter-scheidet sich von der Überlieferung aller ihm vorangegange-nen
Bücher. Es ist erwiesen, dass die Offenbarung unmittelbar nach dem Herabsenden
zum Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) niedergeschrieben wurde.
Wer von den Gefährten schreiben konnte, schrieb sie nieder – oder diejeni-gen,
die der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) für deren
Niederschreiben auswählte, von denen wir als Beispiele ʾAbū Bakr, ʿUmar, ʿUṯmān,
ʿAlī, Az-Zubair, Muʿā-wijah Ibn ʾAbī Sufjān und Ḥanẓalah Ibn Ar-Rabʾʿ Al-Asadī
erwähnen wollen. Sie alle gehören zu den Ausgewander-ten,(Von Mekka nach
Medina) die niederzuschreiben pfleg-ten, was vom ehrwürdigen Koran herabgesandt
wurde – ent-weder zur Zeit dessen Herabsendens während ihrer Anwesen-heit nach
Diktat des Gesandten Gottes (Gott segne ihn
und schenke ihm Heil!) oder später nach Diktat des Gesandten Gottes aus
dessen Gedächtnis, falls dessen Herabsenden in deren Abwesenheit geschah.
Diesen Schreibern der Ausgewa-nderten schlossen sich nach der Hiǧrah des
Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) nach Medina die den Aus-gewanderten
Helfenden, die sogenannten Anṣār an. Sie betei-ligten sich also mit ihnen am
Aufzeichnen dessen, was dem Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) an Qurʾān-Texten in
Medina herabgesandt wurde. Von ihnen erwähnen wir Ubaij Ibn Kaʿb und Zaid Ibn
Ṯābit. Und es gibt noch andere, und die höchste in Überlieferungen erwähnte
Anzahl der Schreiber des Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
beläuft sich auf 43 Schreiber.
Des Weiteren zeichnete sich die Mentalität der Araber durch
Auswendiglernen von Texten aus. Denn sie waren dank ihrer Umstände darin geübt,
da sie Gedichte auswendig zu lernen und sie mündlich zu überliefern pflegten.
Das war ihnen beim Auswendiglernen der Texte des ehrwürdigen Qurʾān behilflich.
Als folglich der Gesandte Gottes (Gott seg-ne ihn und schenke ihm Heil!) gestorben war, war der
ganze Qurʾān mit all seinen Buchstaben in den Herzen aufbewahrt und in der
Form, in der er zum Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) herabgesandt worden war,
also ohne Hinzufügung, Weglassen, Änderung, Ersatz oder Entste-llung
aufgezeichnet.
Nachdem der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schen-ke ihm Heil!)
gestorben war, schuf Gott für den ehrwürdigen Qurʾān ein Mittel für dessen
Bewahrung auf ewig. Es ist überliefert, dass ʾAbū Bakr (möge Gott an ihm Wohlgefallen
haben!) Zaid Ibn Ṯābit mit dem Sammeln des ehrwürdigen Qurʾān beauftragte. Zaid
sammelte ihn also aus den Herzen (gemeint: Kopf) der Männer und von dem, worauf
er gesch-rieben war. Dann hinterlegte man das vollkommene Exemplar bei Abu
Bakr, bis Gott ihn sterben ließ. Dieses Exemplar war dann bei ʿUmar für die Dauer dessen Lebens und danach bei Ḫafīah
(möge Gott an ihn Wohlgefallen haben!). Dieses Handeln belegt die weitgehende
Sorgfalt, die das Sammeln des ehrwürdigen Qurʾān zu Zeit ʾAbī Bakrs zu einem
Trium-ph werden ließ. Zaid Ibn Thabit verfügte über Talent und Charakteristika,
die sich in keinem anderen vereinten, wesha-lb er auch zu den Schreibern der
Offenbarung und zu denen gehörte, die den ehrwürdigen Qurʾān auswendig konnten.
Ferner war er bekannt für seine Ausgeglichenheit, Zuverläss-igkeit, ausgeprägte
Frömmigkeit und seine Überlegenheit beim Schreiben. Auch seine Helfer bei
dieser Arbeit gehörten hinsichtlich der Kenntnis und des Auswendiglernens des
Qurʾān zu den Besten der Gefährten sowie zu den Gott am stärksten Fürchtenden
und frommsten und rechtschaffensten Menschen.
Hieraus wird ersichtlich, dass der ehrwürdige Qurʾān das einzige
heilige Buch ist, das von Veränderung oder Ersatz frei blieb. Gott, der
Erhabene, sagt:
„Fürwahr
WIR, WIR haben die Ermahnung hinabgesandt und fürwahr, WIR sind die sie
Bewahrenden.“
(Qurʾān, Surah 15, Vers 9)
Der ehrwürdige Qurʾān stellt also die richtige Quelle für die Offenbarung
Gottes und SEINE Botschaft dar. Somit sollte jeder Mensch auf ihn
zurückgreifen, zumal er sich durch ihn auf den Weg der Rechtleitung führen
lassen und aus ihm die Gesetze und die Rechtsbestimmungen ableiten kann, die
die Gesellschaft als eine Verfassung für sich nimmt. So schü-tzt der Qurʾān die
Gesellschaft vor den Wechselfällen der Zeit und vor den Stürmen der
fehlgehenden menschlichen Vorstel-lungen.
*
* *
21. WÄCHTERSTELLUNG DES EHRWÜR- DIGEN QURʾāN ÜBER DIE IHM VORAN-
GEGANGEN HEILIGEN BÜCHER
In
unserem bisher Gesagten legten wir dar, dass die ursprü-nglichen himmlischen
Bücher, die vor dem ehrwürdigen Qurʾān herabgesandt wurden, verloren gingen.
Was sich jetzt bei uns befindet, wurde erst zu späteren Zeiten als in denen
niedergeschrieben, zu denen es an die Gesandten (Friede sei mit ihnen!) herabgeschickt
wurde. Deshalb beinhalten die Texte dieser Bücher die Gedanken deren Verfasser
und die religiösen Vorstellungen, die es zu den Zeiten der Niedersch-rift gab.
Diese Ideen vermischten sich mit der Offenbarung, wobei die religiösen Denker
außer Stande waren zwischen Offenbarung und Fremdem zu differenzieren. Es war
sogar beinahe unmöglich zu entscheiden, ob dieser Text eine Offen-barung und
jener menschliches Denken sei, das im Laufe der Epochen die Offenbarung
erfasste.
Viele
Religionsgelehrte und Forscher der Theologie besch-äftigten sich mit der Studie
der dem ehrwürdigen Qurʾān vorangegangenen heiligen Bücher in historischer und
metho-discher Hinsicht und sie gelangten durch ihre Forschungen dazu, dass
diese Bücher nicht in toto Offenbarungen sind, da sie unzutreffende historische
Informationen beinhalten und Moralen umfassen, die mit dem Geist der richtigen
Offen-barung im Widerstreit stehen. Es ist auch ausgeschlossen, dass der
Prophet etwas berichtet, das der Realität widerspricht, denn er empfing das von
Gott, DER um alles weiß. Darüber hinaus ist es seitens der Vernunft abzulehnen,
dass der Pro-phet den Menschen Vorschriften übermittelt, die mit dem Geist der
Religion nicht harmonieren, oder Handlungen verri-chtet, die den religiösen
Prinzipien widersprechen.
Deshalb
teilt der ehrwürdige Qurʾān mit, dass diese Bücher ihre Beweiskraft verloren
haben, da ja das Wahre sich mit dem Unwahren vermischte. So sagt Gott, der
Erhabene:
„O Leute des BUCHes! Warum hüllt ihr das Wahre mit
dem Unwahren ein und verbergt das Wahre und ihr wisst?“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 71)
Und ER
sagt auch:
„Fürwahr, zu ihnen gehört gewiss eine Gruppe,
die verdreht das BUCH mit ihren Zungen, damit ihr es für zum BUCH gehörend
haltet, und es gehört nicht zum BUCH. Und sie sagen: „Es ist von Gott!“ Und es
ist nicht von Gott. Und sie sprechen gegen Gott die Lüge aus und sie wissen.“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 78)
ER sagt ferner:
„Doch ob ihres Brechens ihres
Bundes haben WIR sie verflucht und machten ihre Herzen verhärtet. Sie verdrehen
die Wörter von deren richtigen Stellen...“
(Qurʾān, Surah 5, Vers 13)
Einige
Leute behaupten indes, dass der ehrwürdige Qurʾān die Richtigkeit der Thora und
des Evangeliums bezeuge und sie führen als Beweis für diese Behauptung die
Worte des Erhabenen an:
„Alle Speise war den Kindern Israel erlaubt, außer was
Israel sich selbst verboten hatte, bevor die Thora herabgesan-dt ward. Sprich:
„So bringt die Thora und tragt sie vor, so ihr denn wahrhaft seid!“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 93)
Und auch
SEINE Worte:
„Wie
wählen sie dich zum Schiedsrichter, und sie besitzen die Thora, darinnen Gotts
Entscheidung?...“
(Qurʾān, Surah 5, Vers 43)
Ferner
SEINE Worte:
„Und das
Volk des Evangeliums soll gemäß dem richten, was Gott in ihm geoffenbart
hat;...“
(Qurʾān, Surah 5, Vers 47)
Jene
Leute sagen nun, diese Verse belegten doch, dass das, was in der Thora und im
Evangelium stehe, wahrhaft und deren Befolgen obligatorisch sei.
Ihnen
ist jedoch die Mitteilung des ehrwürdigen Qurʾān in mehreren Versen entfallen,
dass in Thora und Evangelium bereits Entstellung und Veränderung Eingang
gefunden haben. Um die scheinbare Unklarheit darzulegen zwischen diesen Versen,
die zur Durchführung der Vorschriften der Thora und des Evangeliums aufrufen,
und den Versen, die darüber berichten, dass beide durch Rätselhaftigkeiten
entste-llt sind, sagen wir das Folgende:
Es gibt gar keinen Zweifel, dass schon durch
schlagenden Beweis feststeht, dass diese beiden heiligen Bücher Entstellu-ng
befallen hat – wie dies der Qurʾān mitteilt. Das bedeutet indes nicht, dass
alles in beiden von A bis Z entstellt sei, und so soll man keinesfalls sagen.
Vielmehr vermischte sich das Entstellte mit dem Richtigen, wobei das Differenzieren
zwi-schen beidem schwierig wurde. Berichtet der ehrwürdige Qurʾān, dass sie
entstellt sind, hat er Recht, da wir klare und entschiedene Beweise für diese
Entstellung sehen. Der Qurʾān weist in einigen seiner Verse darauf hin, dass in
beiden Recht-leitung und Licht ist und die Juden und die Christen an das, was
in beiden an Entscheidungen ist, gebunden sind und in die Praxis umsetzen
müssen, was es in beiden an Gotts Rechtsbestimmungen gibt. Der Qurʾān meint
damit ergo all die Absätze, die durch keine Entstellung betroffen oder durch
Veränderung respektive Vertauschen erfasst wurden.
Da die Unterscheidung zwischen den beiden
Arten schwie-rig ist – das heißt, das
Feststellen des Entstellten und des Nicht-Entstellten übersteigt die Kraft des
Menschen, wie her-vorragend auch immer dessen Fähigkeit auf dem Gebiet der
religiösen Wissenschaften sein mag –, wurde dabei der Bezug auf eine Quelle
notwendig, bei der sich keinerlei Zweifel erhebt und die über einen gewissen
Rang verfügt, was es ihr wiederum ermöglicht dieses Werk ohne auch nur den
gering-sten Zweifel durchzuführen. Und dies wird nur durch den ehrwürdigen Qurʾān
verwirklicht, denn er ist die Offenbarung Gotts, die frei ist von Entstellung
und Veränderung.
Dementsprechend ist das, was dem ehrwürdigen
Qurʾān an Textstellen der Thora und des Evangeliums entspricht, authe-ntisch.
In das, was sich indes als abweichend von dem erwei-st, was im ehrwürdigen Qurʾān
steht, haben sich Entstellungen eingeschlichen. Das bedeutet, der ehrwürdige
Qurʾān gilt als einer Quelle gleichwertig, durch die Thora und Evangelium
überprüft werden um sowohl das Authentische als auch das Entstellte in beiden
darzulegen.
Und das ist der Sinn der Wächterstellung des
ehrwürdigen Qurʾān über die ihm vorangegangenen heiligen Bücher. Dies ist so,
weil die Botschaft Gotts in allen Epochen und zu allen Zeiten eine einzige ist.
Steht etwas im Qurʾān und findet man nichts,
was dem in der Thora oder im Evangelium entspricht, bedeutet dies, es wurde
weggelassen oder unberücksichtigt gelassen und somit in deren beiden Texten
nicht erwähnt.
Stellt man etwas im Qurʾān fest, das dem
widerspricht, was in der Thora und im Evangelium steht, bedeutet dies, dass
das, was in beiden steht, entstellt und vertauscht wurde. Der ehrwürdige Qurʾān
weist darauf durch die Worte des Erha-benen hin:
„Und WIR sandten zu dir herab das BUCH mit der
Wahrheit das bestätigend, was vor ihm im BUCHe war und als Wächter darüber. So
richte zwischen ihnen nach dem, was Gott herabgesandt hat und folge nicht ihren
Anliegen – weg von dem, was zu dir von der Wahrheit kam...“
(Qurʾān, Surah 5, Vers 48)
Das bedeutet, WIR sandten dir den ehrwürdigen Qurʾān herab das
bestätigend, was diesem an heiligen Büchern voran-gegangenen war, als da sind
die Thora und das Evangelium, und als Wächter über beide. Das heißt, der Qurʾān
ist der Wächter, Kontrollierende und Beweiskräftige, wobei das in ihm Stehende
das entscheidende Kriterium darstellt, falls es in der Thora oder im Evangelium
etwas gibt, das ihm wider-spricht.
Deshalb, o Muhammad, richte zwischen den Leuten des BUCHes mit dem, was
zu dir herabkam, nämlich mit dem Qurʾān, und folge nicht den Anliegen der Leute
des BUCHes, nämlich das, was sie der Thora und dem Evangelium zusch-reiben,
denn es unterscheidet sich von dem, was die Offen-barung im Qurʾān an Wahrem
und Richtigem herabsandte! Dementsprechend soll allein der Qurʾān die erste
Stütze bei der Aufsicht und Wächterstellung über diese beiden Bücher und soll
allein er die Quelle der Beurteilung sein. Denn was er aussagt, ist eine
Offenbarung Gotts, die keine Veränderung oder Vertauschung erfasste. Im Qurʾān
vermischte sich somit die Offenbarung des Himmels nicht mit den Gedanken auf
Erden.
Die Wächterstellung des ehrwürdigen Qurʾān über die heiligen Bücher
geht darauf zurück, dass der Qurʾān die einzi-ge Quelle der Offenbarung ist,
die frei ist von Entstellung, Veränderung oder Vertauschung. Auf diese Weise
stellt er die Autorität für all das, was sich in den Händen der jüdischen und
christlichen Theologen befindet, dar. Er stellt richtig, was entstellt wurde,
und befindet über die Differenzen unter ihnen. Denn er repräsentiert die
richtige Botschaft Gotts. Seine Stelle unter den vorangegangenen Büchern ist
also die eines Beoba-chters und es ist die Stelle einer Quelle, die richtig
stellt, was sich in den Händen der Menschen an himmlischen Büchern befindet,
von denen gesagt wird, dass sie von Gott seien. Der Qurʾān ist also das
entscheidende Kriterium in allen Fragen, über die die Leute des BUCHes
Meinungsverschiedenheiten haben. Deshalb sagt Gott, der Erhabene:
„O Leute des BUCHes! Zu euch ist bereits UNSER
Gesan-dter gekommen, der euch vieles darlegt, was ihr vom Buch zu verbergen
pflegtet, und vieles verzeiht. Zu euch ist schon von Gott ein Licht gekommen
und ein deutliches Buch, womit Gott auf Wege des Friedens rechtleitet, wer SEIN
Wohlgefallen beachtet, und ER führt sie heraus aus den Finsternissen zum Licht mit SEINER Erlaubnis und
ER leitet sie recht auf einen geraden Weg.“ (Qurʾān,
Surah 5, Verse 15-16)
Kurz gesagt: Den dem ehrwürdigen Qurʾān vorangegange-nen himmlischen
Büchern wurden Entstellungen und Verän-derungen zugefügt. Die Theologen haben
untereinander ver-schiedene Meinungen über die heiligen Texte und über das, was
sie an Urteilen und Rechtsbestimmungen belegen. Der einzige Ausweg aus diesem
Konflikt bestand darin, dass Gott einen Gesandten schickte und zu diesem eine
Offenbarung herabsandte, damit dieser den Leuten das erkläre, was entstellt
wurde, sowie ihnen das richtige Urteil zu dem, über was sie unterschiedlicher
Meinung sind, darlege. Das war der ehrwür-dige Qurʾān und er wurde zu einem
Wächter über die ihm vorangegangenen heiligen Bücher, will sagen, er stellt sie
richtig und erklärt den Menschen, was in ihnen entstellt und vertauscht wurde.
Somit wurde er zur höchsten Macht über alle anderen heiligen Bücher, indem er
sie durch Richtigstel-lung und Erklärung überwacht und die Menschen zu dem
rechtleitet, in dem deren Wohlergehen und Erfolg liegen. Gott, der Erhabene,
sagt:
„Fürwahr, dieser Qurʾān berichtet den Kindern Israel das
meiste von dem, worüber sie uneins sind. Und fürwahr, er ist gewiss eine Rechtleitung
und eine Barmherzigkeit für die Gläubigen. Fürwahr, dein Herr entscheidet unter
ihnen mit SEINER Urteilskraft. Und ER ist der Allmächtige, der Allwis-sende.“ (Qurʾān,
Surah 27, Verse 76-78)
* * *
22. STELLUNG DES ISLAM UNTER DEN
VORANGEGANGENEN GLAUBENS-LEHREN UND DEREN ANHÄNGERN
Die Weisheit Gotts, des Hocherhabenen, bedingte es, dass zu jedem Volk
ein Gesandter geschickt wurde, damit dieser ihnen SEINE Offenbarung übermittle,
ihnen befehle IHM zu gehorchen und sie davor warne, dass sie sich gegen IHN auf-lehnen. Also war die Botschaft eines jeden Gesandten
speziell für die Angehörigen dessen Volkes. Gott, der Erhabene, sagt:
„Und zu den Ad deren Bruder Hud...“
(Qurʾān, Surah 7, Vers 65)
„Und zu den Thamud deren Bruder Salih...“
(Qurʾān, Surah 7, Vers 73)
„Und nach Midian deren Bruder Schuaib...“
(Qurʾān, Surah 7, Vers 85)
Und ER sagt ferner:
„Und WIR sandten schon Moses mit UNSEREN Zeichen:
„Führe dein Volk aus den Finsternissen zum Licht hinaus und gemahne sie an die
Tage Gotts!“
(Qurʾān,
Surah 14, Vers 5)
Und außerdem sagt ER:
„Und da Jesus, der Sohn der Maria, sprach: „O ihr
Kinder Israel! Ich bin fürwahr Gotts Gesandter an euch,...“
(Qurʾān, Surah 61, Vers 6)
Bis das Siegel, also der letzte der Gesandten, Muammad (Gott segne ihn
und schenke ihm Heil!) kam. Seine Botschaft ist allgemein für alle Menschen.
Gott, der Erhabene, sagt:
„Und WIR sandten dich der gesamten Menschheit nur als
einen Überbringer froher Botschaft und als Warner;...“
(Qurʾān, Surah 34, Vers 28)
Der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) sagt:
„Fünferlei wurde mir gegeben, was absolut niemandem vor mir gege-ben
wurde." Er nannte von diesen fünf Dingen, dass jeder Gesandte lediglich zu
seinem Volk gesandt worden war, er aber zu den Menschen insgesamt gesandt
wurde.
Deshalb richtete Gott SEINEN Ruf im ehrwürdigen Qurʾān an die Menschen
insgesamt. So sagt ER:
„Sprich: „O ihr Menschen! Ich bin
fürwahr euch allen der Gesandte Gotts, DESSEN die Herrschaft der Himmel und der
Erde ist. Es gibt keine Gottheit außer IHM. ER erweckt zum Leben und ER lässt
ster-ben. Glaubt also an Gott und SEINEN Gesandten, den ungelehrten Propheten,
der an Gott glaubt und an SEINE Worte, und folgt IHM! Vielleicht lasst ihr euch
ja rechtleiten.“ (Qurʾān, Surah 7, Vers 158)
Und ER sagt auch:
„O
ihr Menschen! Zu euch gekommen ist bereits der Gesa-ndte mit der Wahrheit von
eurem Herrn. Glaubt also zu eurem Guten! Und wenn ihr den Islam leugnet, so ist
fürwahr Gotts, was in den Himmeln und auf Erden! Und Gott ist allwissend,
allweise.“ (Qurʾān, Surah 4, Vers 170)
Also ist jeder Mensch, dem der Aufruf übermittelt wurde, zum Glauben
verpflichtet, ansonsten ist er einer der Islam-Leugner.
Das Erste, an was man glauben muss, ist das
Eins-Sein Gotts, des Hocherhabenen. Dies ist die Grundlage aller Bot-schaften,
denn jeder Prophet rief sein Volk zum Glauben an Gott, den Eins-Seienden, DER
keinen Partner hat, auf. Gott, der Erhabene, sagt:
„Oder
wart ihr Augenzeugen, als Jakob der Tod nahte? Da er zu seinen Söhnen sprach:
„Was werdet ihr nach mir anbeten?“ Sie sprachen: „Anbeten werden wir deine
Gottheit und die Gottheit deiner Väter Abraham und Ismail und Isaak, eine
einzige Gottheit, und ihr sind wir ergeben.“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 133)
Und ER sagt auch:
„...Und sie wurden zu nichts angewiesen, außer dass
sie einer Eins-Seienden Gottheit anbetend dienen. Es gibt keine Gottheit außer
IHM. Der Lobpreis der Erhabenheit über das, was sie beigesellen, ist SEIN.“ (Qurʾān, Surah 9, Vers 31)
Die Lehre vom Eins-Sein Gotts ist mithin der
Ursprung des Glaubens. Wer also Gott eine andere Gottheit beigesellt oder die
Existenz Gotts verleugnet, der ist Polytheist oder Atheist.
Die zweite Säule der Säulen des Islam ist das
Anerkennen, dass Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) der Gesandte
Gotts ist. Dieses Anerkennen enthält den Glauben daran, dass man das, was im
ehrwürdigen Qurʾān, der Offen-barung Gotts, an Anord-nungen steht, ausführen
und man sich von dem, was er untersagt, fern halten muss. Diese zwei Säu-len
sind als die zwei Glaubensbekenntnisse bekannt. Denn in einem überlieferten Ḥadīṯ
vom Gesandten Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) wird erwähnt, dass
es fünf Säulen des Islam gibt. Er fing mit diesen beiden Säulen an, wobei er
das mit seinen Worten ausdrückte: „Das Bekenntnis, dass es keine Gottheit außer
Gott gibt und dass Muhammad der Gesa-ndte Gotts ist.“ Obwohl sie als eine
einzige Säule im Ḥadīṯ genannt wurden, sollten wir sie hier als zwei Säulen
gelten lassen, denn wer anerkennt, dass Gott einer ist, die Botschaft Muhammads
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) jedoch ableugnet, der hat eine andere
Einstellung gegenüber dem Islam als derjenige, der beide Säulen abstreitet und
keine Gottheit anerkennt – oder Gott andere Gottheiten beigesellt – und nicht glaubt, dass Muhammad der Gesandte
Gotts ist.
Die Menschen bilden hinsichtlich des Islam
drei Klassen:
Eine Klasse verleugnet die Existenz Gotts.
Diese Leute werden als Atheisten bezeichnet.
Die zweite Klasse gesellt Gott eine andere
Gottheit oder andere Gottheiten bei. Sie sind als Polytheisten bekannt.
Die dritte Klasse glaubt an das Eins-Sein
Gotts, weil sie die Botschaft eines der Gesandten, der vor der Sendung Muhammads
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) kam, anerkennen. Sie erkennen aber nicht
die Botschaft von Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) an. Diese
Leute werden als die „Leute des BUCHes“ bezeichnet, und damit ist gemeint, wer
die Thora oder die Bibel anerkennt, das heißt die Juden und die Christen.
Da nun die Botschaft Muhammads (Gott segne ihn
und schenke ihm Heil!) allgemein für alle Menschen ist, übermit-telte er seinen
Aufruf allen Menschen je nach deren Glaubens-richtungen und Konfessionen. So
forderte Muhammad den Atheisten auf, dass dieser von seinem Atheismus Abstand
nehme und die Existenz Gotts anerkenne. Und er wies den Polytheisten an einzig
und allein Gott anbetend zu dienen. Falls beide ablehnen, dann haben sie keinen
Platz in der isla-mischen Gesellschaft und müssen von ihr weggehen, denn der
Islam akzeptiert es nicht, dass es in seinem Staat jemanden gibt, der sowohl
die Exis-tenz Gotts ableugnet als auch die Menschen zu dieser Richtung aufruft.
Ebenso riet Muhammad den Besitzern der Offenbarungsschrift den Islam
anzunehmen, weil dieser die Offenbarung Gotts ist, die all SEINEN Gesan-dten
herabgesandt wurde. Gott, der Erhabene, sagt:
„Fürwahr, WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geof-fenbart
haben sowie den Propheten nach ihm und WIR haben Abraham geoffenbart und Ismail
und Isaak und Jakob...“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 163)
Und ER sagt auch:
„ER gab
euch als Religion, wozu ER Noah verpflichtete und was WIR dir offenbarten und
wozu WIR Abraham verpfli-chteten und Moses und Jesus, nämlich: Etabliert die
Religion und zersplittert euch nicht in ihr!...“
(Qurʾān, Surah 42, Vers 13)
Der Aufruf Muhammads war in einer friedlichen
Weise, so zwang er niemanden zur Änderung seines Glaubens und nötigte niemanden
direkt oder indirekt zur Annahme des Islam, sondern ließ den Menschen die
Offenbarung Gotts hören. Dann ließ er sie aus völlig freien Stücken wählen,
womit ihre Seelen zufrieden sind, damit sich die Gerechtigkeit in Vergeltung
und Bestrafung realisiere. Die Zufriedenheit mit dem Islam als Religion soll aus
der jeweiligen Person selbst hervorsprudeln, nachdem ihr die eigentlichen Bedeutungen
der Dinge klar und offenkundig werden.
Gott, der Erhabene, sagt:
„Niemand soll
zu einem Glauben gezwungen werden. Der Weg der Wahrheit ist klar und von dem
des Irrtums abgegren-zt. Wer also die Götzen ableugnet und an
Gott glaubt, der hat gewiss die feste Handhabe ergriffen,...“
(Qurʾān,
Surah 2, Vers 256)
Und ER sagt auch:
„Wer sich rechtleiten lässt, lässt sich nichts
weiter als nur für seine Seele rechtleiten; und wer fehlgeht, der geht nichts
weiter als nur gegen sie fehl...“ (Qurʾān, Surah 17, Vers 15)
Dementsprechend zwingt der Islam niemanden zur
Ände-rung dessen Religion. Auch erhebt er nicht die Waffen um Menschen mit
Gewalt zur Annahme seiner Prinzipien zu bekehren, sondern lässt sie in ihren
Glaubensrichtungen frei. Der Erhabene sagt:
„Sprich:
„O Leute des BUCHes! Kommt her zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und
euch: dass wir nur Gott anbetend dienen und IHM nichts beigesellen und die
einen von uns die anderen nicht als Herren neben Gott annehmen." Wenn sie
sich aber abwenden, dann sprecht: „Bezeuget, dass wir Muslime sind!" (Qurn,
Surah 3, Vers 64)
Freilich ist es niemandem erlaubt, dass er
Menschen vom Gedenken Gotts abhält oder jemanden daran hindert das Wort Gotts
zu hören. Wenn einer der zum Islam einladend Aufrufe-nden im Bereich der
Über-mittlung an der Ausübung seiner Aufgabe gehindert wird, sollen die Muslime
dem mit allen möglichen Mitteln entgegentreten um sicher zu stellen, dass die
Worte Gotts alle Menschen erreichen. Erfordert die Ange-legenheit den Kampf,
dann ist dieser nicht um jemanden zur An-nahme des Islam zu nötigen, sondern um
dem, der sich gegen den einladend Aufrufenden stellt und diesen hindert den
Menschen das Wort Gotts zu übermitteln, zu widerstehen.
Wenn
einer der Anhänger dieses Glaubens die Waffe gegen die Muslime erhebt, müssen
diese ihm Widerstand leis-ten und dessen An-griff von sich abwehren. Der Islam
stellt sich nicht außerhalb der menschlichen Natur bei der Zulas-sung des
Kampfes in derartigen Um-ständen, zumal sich ja der Mensch vom Tier durch die
Denkfähigkeit unterscheidet. Zu den Charakteristika dieses Denkens gehört die Neigung
des Menschen zur freien Meinungsäußerung und der Annah-me dessen, was er in
Übereinstimmung mit seiner Natur sieht. Wenn er davon durch Waffengewalt
abgehalten wird, dann ist es nur natürlich, dass er seine Meinung mit den
Mitteln vertei-digt, mit denen derjenige, der seine Freiheit unterdrücken will,
ihm gegenübertritt. Wenn aber jemand einen anderen von dessen Glauben weglocken
will, indem er Propaganda und Logik verwendet ohne auf Nötigung zur
Unterlassung dessen Glaubens zurückzugreifen, wird der Gläubige seinen Glauben
nur durch Argumentation und Logik verteidigen.
Wird der Gläubige indes durch Waffengewalt gezwungen, hat er keinen Weg
außer ebenfalls Waffen zu tragen um seinen Glauben zu verteidigen, denn der
Glaube ist das wert-vollere Gut bei dem, der den Sinn des Menschseins versteht.
So ist der Glaube wertvoller als Eigentum und Nimbus, ja sogar wertvoller als
das Leben selbst. Die frühen Musli-me hatten diesen Sinn bereits erkannt: Sie
bezahlten die Vertei-digung ihres Glaubens mit ihrem Leben. So ist Gotts Weg in
SEINER Schöpfung. Gott, der Erhabene, sagt:
„...Wenn Gott es nicht so einrichtete, daß die guten
Men-schen die bösen einander bekämohen,wäre die Erde voller Unheil.“ (Qurʾān,
Surah 2, Vers 251)
Und ER sagt auch:
„...Und wenn Gott nicht Ungerechte durch Gerechte zurü-ckhalten
würede, wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen, in denen
der Name Gott häufig genannt wird, zerstört worden...“
(Qurʾān, Surah 22, Vers 40)
Verhalten sich jedoch die Anhänger anderer Glaubensrich-tungen in einer
zivilisierten Art und Weise gegenüber dem Islam und unterlassen diese
Propagandisten es dem Islam ent-gegenzutreten und beschränkt sich ihr
Widerstand gegen den Islam auf eine sich geziemende Erörterung, dann lässt sie
der Islam annehmen, was immer sie wollen. Dagegen erlaubt er es dem Atheisten
oder Polytheisten nicht, dass er sich in der isla-mischen Gesellschaft aufhält
und mit dem Atheismus an die Öffentlichkeit tritt. Nimmt er davon Abstand und
begnügt er sich mit einer wissenschaftlichen Diskussion, wird er in Ruhe
gelassen. Allerdings werden ihm keine Ämter übertragen, die den Bereich der
kulturellen Orientierung in der Gesellschaft beeinflussen, und er – sowohl er
als auch jeder andere, der den Islam nicht als Religion annimmt – muss sich
dazu verpf-lichten sich an die gesetzlichen Bestimmungen des isla-mischen
Staates und dessen ergriffene Maßnahmen zu halten. Die Leute der
Offenbarungsschrift sind in dem, was sie glau-ben, und in dem, was sie an Riten
und Anbetungshandlungen praktizieren, frei. Der Islam mischt sich in ihre
Handlungs-weisen nicht ein, es sei denn in einem Maß, durch das die
Charaktereigenschaften der islamischen Gesellschaft und die Freiheit der Gedanken
und Meinungsäußerung geschützt werden.
Hinsichtlich dessen, was darüber hinaus geht, leben sie mit den
Muslimen zusammen. Sie haben dieselben Rechte und sie haben dieselben
Pflichten. Sie werden weder in ihrem tägli-chen Leben geschädigt noch in ihrem
Lebensunterhalt einge-schränkt, solange sie sich an das halten, woran die
Mehrheit an Gesetzen und Rechtsbestimmungen glaubt und was nicht ihren Glauben
antastet, und vollstrecken, was die Mehrheit als Schutz für die Gesellschaft
vor Zerfall und Kollaps und als Bewahren der Nation vor Schwäche und
Zersplitterung ansieht.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Islam für alle Menschen ist
und niemandem das Glauben an ihn aufzwingt. Bezüglich derer, die das Annehmen
des Islam verweigern, gibt es zwei Gruppen: Der Polytheist oder der Atheist.
Ihnen ist es nicht erlaubt ihren Atheismus respektive ihren Polythe-ismus in
aller Öffentlichkeit zu demonstrieren. Lehnen sie es ab ihren Polytheismus und
den Aufruf zu ihm offen zu zeigen, müssen sie sich von der islamischen
Gesellschaft entfernen. Was nun die zweite Gruppe betrifft, so handelt es sich
um die Leute der Offenbarungsschrift, und ihnen ist es erlaubt in der
islamischen Gesellschaft zu leben und ihre Anbetungshand-lungen frei auszuüben
– unter der Bedingung, dass sie sich zu dem verpflichten, was die Mehrheit an
Gesetzen und Rechts-bestimmungen festlegt.
* * *
23. URTEIL DES ISLAM ÜBER DEN,
DER AN IHN
NICHT GLAUBEN
Gott sandte Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) an alle
Menschen, damit dieser die Botschaft seines Herrn übermittle. Zu den
Erfordernissen der Übermittlung gehört deren Verpflichtung zum Glauben an Gott
als Herrn und an Muhammad als einen Gesandten sowie das Anerken-nen, dass der
Qurʾān die Offenbarung Gotts ist, die zum Pro-pheten herabgesandt wurde, und das
Glauben an das, was im Qurʾān an Informationen steht – über die vorangegangenen
Propheten und die letzten Dinge über die Zustände im Jenseits und das, was es
in diesem an Belohnung und Bestrafung gibt. Nach all dem sind die Menschen
weiterhin zur Durchführung dessen verpflichtet, was im Qurʾān an Anweisungen
steht, und zur Vermeidung dessen, was der Qurʾān an Verboten enthält. Wenn die
Menschen all das machen, sind sie Muslime, für die die Bestimmungen des Islam
gelten.
Diejenigen, denen der einladende Aufruf übermittelt wurde und die die
Annahme des Islam verweigern, sind zwei Grup-pen:
Eine Gruppe glaubt an eine himmlische Botschaft wie etwa die Juden und
Christen. Derartige Leute soll man in Ruhe lassen, und zwar als Gehorsam
gegenüber den Worten Gotts, des Erhabenen:
„Sprich: „O Leute des BUCHes! Kommt her zu einem Wort, das
gleich ist zwischen uns und euch: dass wir nur Gott anbetend dienen und IHM
nichts beigesellen und die einen von uns die anderen nicht als Herren neben
Gott annehmen." Wenn sie sich aber abwenden, dann sprecht: „Bezeuget, dass
wir Muslime sind!" (Qurʾān,
Surah 3, Vers 64)
Leben diese Leute in einer islamischen Gesellschaft, sind sie mit der
Bewahrung der Sicherheit dieser Gesellschaft und deren Wohlergehen beauftragt.
Sie dürfen sich indes nicht zusammen mit einem Islamgegner gegen den Staat
versch-wören. Sie dürfen auch keine Taten ausüben, die die Gefühle der Muslime
verletzen oder die Verbreitung von Unmoral und Verderbtheit unter den
Individuen der Gemeinschaft bewir-ken. Sie haben ferner die Schutzsteuer zu
entrichten, das heißt, wer von ihnen fähig ist, soll einen Geldbetrag als
Gegenleistung für seine Verteidigung gegen Angreifer bezah-len.
Die Schutzsteuer stellt also keine Verachtung der Leute der
Offenbarungsschrift oder Usurpation von Vermögen der Juden und Christen durch
die Muslime dar, sondern gilt viel-mehr als Durchführung eines sozialen
Vertrages. Gemäß die-sem Vertrag verteidigen die Muslime auf den
Schlachtfeldern die Heimat und die Leute der Offenbarungsschrift entrichten
einen Teil ihres Vermögens, wobei aber nur diejenigen, die dazu finanziell in
der Lage sind, zum Bezahlen dieses Geldes verpflichtet sind. Wer also von beiden
ist gemäß diesem Vertrag übervorteilt – wenn man denn überhaupt von Über-vorteilung
zwischen den beiden sprechen will –: Sind es die Muslime, die ihr Leben auf dem
Schlachtfeld opfern, oder die Leute der Offenbarungsschrift, die einen geringen
Teil von ihrem Vermögen bezahlen um das Gefühl von Ruhe und Sicherheit zu
haben, wobei sie in ihren Häusern hocken, auf ihren weichen Kissen
Bequemlichkeit genießen und ihre Mahlzeiten an ihren gedeckten Tafeln voller
verschiedener Speisen und Getränke einnehmen, während die kämpfenden Muslime
auf den Kriegsschau-plätzen auf dem Erdboden schlafen, sich durch die
Entbehrungen des Lebens unter den sengenden Sonnenstrahlen verbrennen und die
Eiseskälte der grimmigen Nacht er-leiden, keine Bequemlichkeit bei ihrem Schlaf
spüren und die Einnahme ihrer Mahlzeiten nicht genie-ßen, wie es bei denen der
Fall ist, die die Schutzsteuer als Ausgleich für die Befreiung von dieser
beschwerlichen Arbeit entrichten!?
Die Toleranz des Islam bleibt gegenüber den Leuten der Offenbarungsschrift
an diesem Punkt nicht stehen. Der Islam verleiht ihnen vollkommene Freiheit bei
der Ausübung deren Anbetungshandlungen und religiösen Riten. Man soll ihnen
hinsichtlich ihrer Anbetungsstätten also keine Beschränkun-gen auferlegen und
ihre religiösen Empfindungen nicht verlet-zen. Darüber hinaus verleiht ihnen
der Islam vollkommene Bürgerrechte beim Erlangen deren Lebensunterhaltes und
Ausüben deren sozialen Freizeitbeschäftigungen, solange dies im Rahmen der
Legalität und gemäß den Gesetzen des Staates ist. Der Islam behandelt sie auch
im Bereich der Arbeit gleich. Die Historie berichtet uns, dass einige der Leute
der Offen-barungsschrift ein Amt in einem Ministe-rium des islamischen Staates
erreichten. Dieses Phänomen gab es in keinem ande-ren Staat in der alten Zeit –
dass also die religiöse Ideologie die Herrschaftszügel übernahm. Denn es
geschah niemals, dass jemand einer religiösen Minderheit eine hohe Stellung,
geschweige denn ein Ministeramt, erlangen konnte. Das Vor-handensein dieses Phänomens
in der islamischen Gesellschaft ist ein Beweis für die Toleranz des Islam
gegenüber den Leu-ten der Offenbarungsschrift, die es ablehnten die Botschaft
des Islam anzunehmen.
Verpflichten sich die in der islamischen Gesellschaft lebe-nden Leute
der Offenbarungsschrift nicht zur Durchführung dessen, was das Nachbarschaftsrecht
erfordert und die statt-liche Ordnung verlangt, insofern als sie Handlungen
verrich-ten, die etwas mit der Verletzung der religiösen Gefühle der Muslime
oder mit der Schädigung der allgemeinen staatlichen Ordnung zu tun haben, muss
der Herrscher Übeltäter von ihnen auf gesetzlichem Wege zur Rechenschaft
ziehen. Er muss die Strafe entsprechend den in der Verfassung festgeleg-ten und
den in der islamischen Šarīʿah vorgesehenen Bestim-mungen vollziehen und darf
nie das Kollektiv, zu dem das einzelne verbrecherische Individuum gehört,
bestrafen. Darü-ber hinaus dürfen die Muslime auf ein feindliches Vorgehen
gegen ihre heiligen Stätten nicht in einer Art und Weise rea-gieren, die zum Entfachen
eines Aufruhrs führt. Denn diese Vorgehensweise schadet dem Islam und gibt
dessen Feinden eine Gelegenheit zur Abwertung des Islam und ein Bild von ihm zu
zeichnen, das auf die internationale Gemeinschaft abstoßend wirkt. Vielmehr
müssen die Muslime sich bei einem Angriff auf ihre heiligen religiösen Stätten
in einer Art und Weise verhalten, die sie nicht in den Verdacht der
Unter-drückung der Anhänger anderer Religionen geraten lässt und das edle Bild
bewahrt, das der Islam die ganze Historie hin-durch im Umgang mit denjenigen in
seiner Gesellschaft lebe-nden Glaubensanhängern, die mit einigen seiner
Prinzipien und Orientierungen nicht übereinstimmten, allein besaß.
Der Islam verhielt sich gegenüber den Leuten der Offen-barungsschrift
also so, dass diese unter Beibehaltung ihrer Glaubensauffassung einen Teil der
islamischen Bürgerschaft bilden. So schloss der islamische Staat nur dann
Abkommen mit anderen Staaten, wenn es in ihnen Muslime und Leute der
Offenbarungsschrift als gemeinsame Repräsentanten gab, insofern als sie Bürger
einer einzigen Nation sind. Abu Jusuf berichtet in seinem Buch Die Grundsteuer: „Als ʿAbdullah Ibn ʾAbī
ʾAs-Sarḫ Frieden mit dem nubischen König schloss, legte er im Friedensabkommen
fest, dass es fortwährende Sicherheit und Waffenruhe zwischen ihnen und den
Muslimen unter ihren Nachbarn Oberägyptens und anderen Muslimen sowie den nichtmuslimischen
Untertanen geben solle. Die Nubier verpflichteten sich zum Schutz derer, die
aus den Reihen der Muslime oder sonst eines Vertragspartners in ihr Land kamen
und dessen Straßen benutzten.“ Das bedeutet, dass die Leute der
Offenbarungsschrift ganz genauso wie die Muslime in dieses Abkommen einbezogen
wurden.
Leben die Leute der Offenbarungsschrift nicht in einem islamischen
Staat, erlaubt der Islam den Muslimen den Um-gang mit ihnen auf der Grundlage
gutstaatlicher Nachbar-schaft, sofern sie keine Feindschaft gegenüber dem Islam
hegen und etwa diesen und dessen Lehren verspotten oder die einladend
Aufrufenden an der Durchführung deren Aufgabe hindern oder Verschwörungen zu
einem Überfall auf den isla-mischen Staates anzetteln. Wenn sie dies tun, darf
der Muslim sie nicht zu Freunden nehmen – als Gehorsam gegenüber den Worten
Gotts, des Erhabenen:
„O
ihr, die glauben! Nehmt nicht diejenigen, die eure Religion zu Spott und Spiel
nehmen, von denjenigen, denen vorher das BUCH gegeben ward und die den Islam
leugnen, zu vertrauten Freunden! Und fürchtet Gott, so ihr denn Gläubige seid!“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 57)
Erklären sie also dem Islam den Krieg, gibt es für die Mus-lime keinen
anderen Weg als genau auf dieselbe Weise zu reagieren, das heißt also mit Krieg
und Kampf – wo auch immer er stattfindet und durch was auch immer für eine Art
und Weise der ihnen zugänglichen Mittel. Gott, der Erhabene, sagt:
„Gott verbietet euch nicht gegen diejenigen, die euch
nicht ob der Re-ligion bekämpft und euch nicht aus euren Häusern vertrieben
haben, gütig und gerecht zu sein. Fürwahr, Gott liebt die gerecht Handeln-den.
Gott verbietet euch nichts wie-ter als diejenigen, die euch ob der Religion
bekämpft und euch aus euren Häusern vertrieben und bei eurer Vertreibung
Unterstützung geleistet haben, zu vertrauten Freunden zu nehmen. Und wer sie zu
vertrauten Freunden nimmt, so sind es jene, sie sinddie Ungerechten.“
(Qurʾān, Surah 60, Verse 8-9)
Und ebenso gibt es SEINE Worte:
„...Wer gegen euch also feindselig
vorgeht, gegen den geht in derselben Weise feindselig vor wie er gegen euch
feindselig vorgeht!...“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 194)
Der Kriegsfall zwischen dem islamischen Staat und einem christlichen
Staat soll keinen Einfluss auf den Umgang der Muslime mit den in der
islamischen Gesellschaft lebenden Leuten der Offenbarungsschrift haben. Sie
werden mithin ob des Vergehens eines der Mitglieder ihrer Glaubensgruppe im
Feindesstaat nicht zur Rechenschaft gezogen, solange sie den Staat
aufrechterhalten, in dem sie leben und unter dessen Schutz sie stehen. Bricht
nun aber jemand von ihnen den Ver-trag und nimmt mit dem Feindesstaat Kontakt
auf, muss der Herrscher ihn wie jemanden beurteilen, der die Waffen gegen die
Muslime erhebt, ohne dass er seine Bestrafung auf diejeni-gen von ihnen
ausdehnt, die sich zum Versprechen verpflich-ten. Die Anhänger seiner
Glaubensrichtung werden ob dessen Vergehens nicht zur Verantwortung gezogen,
und ihr Vertrag mit den Muslimen wird nicht in Mitleidenschaft gezogen,
so-lange der Vertragsbruch, den der Übeltäter aus ihren Reihen begangen hat,
eine Einzeltat ist, also nicht die Form einer gemeinsamen Verschwörung annimmt.
Was nun aber die zweite Gruppe betrifft, also diejenigen, denen der
einladende Aufruf übermittelt wurde und die nicht an ihn glauben, so handelt es
sich bei ihnen um jene, die Gott eine andere Gottheit beigesellen, und für sie
gibt es keinen Platz in der islamischen Gesellschaft. Ihnen ist weder das
Ausüben von rituellen Handlungen noch das Errich-ten von Anbetungsstätten
erlaubt, und sogar das Wohnen unter den Muslimen im islamischen Staat ist ihnen
nicht gestattet, solan-ge sie in irgendeiner Form auf der Demonstration ihrer
Glau-bensauffassung beharren. Gott, der Erhabene, sagt:
„Wie kann für die
Polytheisten ein Vertrag bei Gott und bei SEINEM Gesandten sein außer für jene,
mit denen ihr in der Nähe der Haram-Moschee einen Vertrag geschlossen habt?
Soweit sie euch gegenüber geradlinig sind, so seid ihnen gegenüber geradlinig!
Fürwahr, Gott liebt die Gott Fürchten-den. Wie (könnte das geschen)? Wenn sie
über euch trium-phieren, beachten sie bei euch weder Blutsverwandschaft noch
Schutzbündnis. Sie stellen euch zufrieden mit ihren Mündern und ihre
Herzen verweigern sich und die meisten von ihnen sind Frevler.“ (Qurʾān, Surah 9, Verse 7-8)
Und weiterhin sagt ER:
„Bekämpft
sie! Gott peinigt sie durch eure Hände und beschämt sie und verleiht euch den
Sieg über sie und heilt die Herzen gläubiger Leute. Und ER nimmt den Zorn aus
ihren Herzen weg. Gott wendet SEINE Gnade vergebend wieder zu, wem ER will. Und
Gott ist allwissend, allweise.“
(Qurʾān, Surah 9, Verse 14-15)
Die dritte Gruppe bilden die Atheisten, die die Existenz Gotts leugnen.
Sie sind ergo SEINE Feinde. Und es gibt in der islamischen Gesellschaft und in
den Herzen der Gläubigen keinen Platz für den, der offen gegen Gott Feindschaft
zeigt. Gott, der Erhabene, sagt:
„O
ihr, die glauben! Nehmt nicht MEINEN Feind und euren Feind zu vertrauten
Freunden! Ihr erbietet ihnen Zunei-gung, und sie haben bereits das, was an
Wahrheit zu euch gekommen ist, abgeleugnet. Sie vertreiben den Gesandten und
euch, da ihr an Gott, euren Herrn, glaubt. Wenn ihr auszu-ziehen pflegtet im
Bemühen auf MEINEM Weg und im Streben nach MEINEM Wohlgefallen, vertrautet ihr
ihnen heimlich Zuneigung an, und ICH weiß sehr wohl, was ihr verbergt und was
ihr offen zeigt. Wer von euch das tut, der ist bereits vom rechten Weg
abgeirrt. Wenn sie euch antreffen, sind sie euch Feinde und sie strecken gegen
euch ihre Hände und ihre Zungen im Bösen und sie wünschen, dass ihr doch den
Islam leugnetet.“ (Qurʾān, Surah 60, Verse 1-2)
Somit ist es einem Muslim nicht erlaubt, dass er für sich einen Feind
Gotts zu einem vertrauten Freund nimmt. Viel-mehr muss er ihn bekämpfen – in
Befolgung der Anweisung Gotts, des Hocherhabenen, insofern als ER sagt:
„Bekämpft diejenigen, die nicht an Gott glauben und
nicht an den Letzten Tag...“ (Qurʾān, Surah 9, Vers 29)
Die Muslime müssen diese Bestimmungen gegenüber den drei Gruppen in
Anwendung bringen, wenn diese ihre Glaube-nsauffassung offen und unverhüllt zeigen.
Verheimlichen sie sie aber, so ist niemand in der Lage jemanden für etwas zur
Rechenschaft zu ziehen, was in dessen Herzen ist. Dies ist der Abrechnung
Gotts, des Erhabenen, überlassen, DER sie für ihr Abstreiten der Botschaft
Gotts und für das, was sie an mit ihrer Glaubensauffassung zusammenhängenden
Schlechtig-keiten verüben, im Jenseits zur Rechenschaft zieht. Wenn ER will,
verzeiht ER ihnen, und wenn ER will, lässt ER sie die Höllenpein kosten.
Freilich hat ER uns in SEINEM Buch darüber informiert, dass ER den Polytheisten
auf gar keinen Fall vergeben wird, auch wenn SEINE Vergebung Raum für alle
Sünder gibt. Der Erhabene sagt:
„Fürwahr,
Gott vergibt nicht, dass IHM beigesellt wird, und ER vergibt, was unterhalb
diesem ist, wem ER will...“
(Qurʾān, Surah 4, Verse 48/116)
Es besteht kein Zweifel, dass die Sünde der Atheisten über der Sünde
der Polytheisten und nicht unter ihr liegt und diese zu denjenigen gehören,
denen Gott niemals vergeben wird.
* * *
24. UM DIE „HIĠRAH“ KREISENDE
GEDANKEN
Ich werde jetzt mit niemandem über die Geschichte der Hiǧrah und das sprechen, was dabei an Wundern geschah,
die belegen, dass Muhammad in der Tat der Gesandte Gotts ist, denn diese Dinge
sind bekannt und jeder Muslim kann sie in den Prophetenbiografien nachlesen.
Ich werde vielmehr über Bedeutungen sprechen, die bei Erwähnung der hirah des
Gesandten Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) von Mekka nach Medina
durch den Kopf gehen – Bedeutungen, die nur derjenige erfassen kann, dem
Verstandeskraft für das Verstehen der Botschaften gegeben ist und der weiß,
dass sie sich absolut in keiner einzigen Religion befinden außer im Islam und
dass sie kein bis zum heutigen Tag in den mensch-lichen Gesellschaften erschienenes
System kennt. Denn jene Bedeutungen übersteigen die Kraft der Menschen und
machen der Vernunft des Menschen das Nachdenken über sie unmög-lich. Niemand
wird sich ihrer bewusst, wie auch immer dessen Fähigkeit hinsichtlich Klugheit
und Genialität sein mag. Sie entspringen der Instruktion des Allwissenden und
Allkundigen um die menschliche Seele und deren Ansprüchen sowie um die
menschliche Natur und deren Erfordernissen und um das, was die menschlichen Gesellschaften
an Bemü-hungen zur Befreiung der Seele und an Bindungen zur Zusa-mmenführung
und an einem Grundprinzip, um das sich die Menschen scharen, brauchen.
Die Hiǧrah stellt eine Trennlinie zwischen zwei eigenen Epochen in der
Geschichte des islamischen einladenden Auf-rufs dar, nämlich zwischen einer
Epoche voller Angst, Schre-cken sowie geistiger und körperlicher Verletzung
hinsichtlich Muhammads, des Trägers der Botschaft (Gott segne ihn und schenke
ihm Heil!), und dessen weniger früher Gefährten (möge Gott an ihnen
Wohlgefallen haben!) und einer Epoche, in der die Seele sich stabilisierte und
beruhigte und die Anzahl der Muslime sich vermehrte und diese immer stärker
wurden.
Die Hiǧrah des Gesandten und dessen Gefährten von Mekka nach Medina war
der Abschluss einer Kampfphase um der Wahrheit willen, nämlich des Wortes des
Eins-Seins. In dieser Phase stützten sich die Muslime bei ihrem zu Gott ein-ladenden
Aufruf auf Geduld und ertrugen so die Verletzung und hielten Beschwerlichkeiten
beim Bringen des Wortes der Wahrheit zu denjenigen aus, die hoffärtig waren.
Als sich ihnen keinerlei Anzeichen zeigte, das deren Wandel zum Islam belegte,
beauftragte Gott SEINEN Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) und
dessen Gefährten mit der Auswanderung nach Medina, damit sie von den materiel-len
und psychischen Verletzungen, mit denen die Quraisch sie in rauen Mengen
überschütteten, befreit würden und eine neue Phase des Kampfes für die Verbreitung
der Religion Gotts begännen, eine Phase, in der die Stärke der Anzahl und der
Ausrüstung größer war als zuvor – neben der Stärke des anhaltenden Glaubens,
die vom Kampf um dieser Wahrheit willen nicht wich, bis dieser Glaube den Sieg
davontrug und die Menschen die Religion Gotts in Scharen annahmen. Dank dieses
Kampfes und dieses starken Glaubens wurden die aus-wandernden Gläubigen als
Inhaber ganz großartiger Rang-stufen bei Gott bezeichnet. Gott, der
Hocherhabene, sagt:
„Diejenigen, die gläubig sind und auswanderten und sich auf
Gotts Weg mit Gut und Leben bemühten, haben die höchs-te Rangstufe bei Gott.
Und jene, sie sind die Gewinnenden.“
(Qurʾān,
Surah 9, Vers 20)
Mithin ist die Auswanderung ein Symbol des Kampfes um Gotts willen und
ein Banner für die Befreiung des Menschen von der Ungerechtigkeit der Führer
des Islam-Leugnens und Frevels in Mekka sowie ein Weg, den man sich als
Beispiel nimmt und der unumgänglich ist um die Bewegung der Verteidigung des
Islam zu entwickeln.
Die Hiǧrah wird nach wie vor eine Phase darstellen, durch die jeder für
schwach angesehene Mensch sich wird leiten lassen. Dieser muss in ein Land
auswandern, in dem er seine religiösen Zeremonien ausüben kann und in der Lage
ist unge-rechte Tyrannen zu beseitigen.
Was nun aber die zweite Bedeutung der Hiǧrah betrifft, so handelt es
sich um die Einheit der islamischen Gemeinschaft.
Die HIǧrah war ein Geschehnis, das den Muslimen in unzweifelhafter
Weise deutlich macht, dass sie alle Brüder in Gott sind und es keinen Hass und
keinen Streit unter ihnen, sondern Harmonie und Liebe gibt. Gott, der Erhabene
sagt:
„Und
wenn sie dich täuschen wollen, so ist fürwahr Gott deine Genüge. ER ist
derjenige, DER dich mit SEINEM Sieg und mit den Gläubigen stärkend unterstützt.
Und ER führte ihre Herzen zusammen. Wenn du alles, was auf Erden, aufge-wandt
hättest, du hättest ihre Herzen nicht zusammengeführt. Gott aber führte sie
zusammen. Fürwahr, ER ist allmächtig, allweise.“ (Qurʾān,
Surah 8, Verse 62-63)
Zu den Früchten der Hedschra zählte die Vereinigung der Herzen zwischen
den Auswanderern, die mit ihrem Glauben und ihrer Botschaft von Mekka nach
Medina auswanderten, und den Helfenden, das heißt den Gläubigen unter den
Bewohnern in Medina, die jenen ausgewan-derten Mekkanern Unterkunft boten und
ihnen halfen, als sie bei ihnen ankamen.
Ein Ergebnis war auch der Zusammenhalt zwischen ihnen und die
Verbindung untereinander, und ein weiteres Ergebnis das Zusammenkommen auf einem
einzigen Weg sowie ihre Entschlossenheit zum Er-reichen eines gemeinsamen
Zieles. Wieder ein anderes Ergebnis war das Entfernen dessen, was es unter
ihnen an Stammesfanatismusgeist gab, sowie die Beseitigung dessen, was es zwischen
ihnen an Streitigkeiten gab, die wiederum zu Konflikten führten, die das Leben
der arabischen Stämme bis zur Etablierung des islamischen einla-denden Aufrufs
beherrschten.
Die Verbrüderung zwischen den Ausgewanderten und den in Medina
Helfenden war ein in seiner Art in der Welt einzig-artiges Beispiel, das
belegt, dass die Beziehung des islami-schen Glaubens stärker ist als jedes Band
zwischen den Men-schen. Die Muslime erinnerten sich – und erinnern sich immer
noch – daran, dass die natürliche Lage der Beziehung unter ihnen darin besteht,
dass sie einander liebende Brüder sind, die sich gegenseitig helfen, denn dies
ist der Weg der Macht und des Ansehens sowie das Mittel zum starken Zusammen-halt
um sich den Feinden des Islam entgegenzustellen.
Die dritte Bedeutung der Hiǧrah schließlich kann man dem ent-nehmen,
was Umar (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!) tat, als er einen Anfangspunkt
für die arabische Zeit-rechnung setzen wollte und Gott ihn dazu rechtleitete,
dass er die Hedschra als Beginn der Zeitrechnung festlegte. Es wäre ja auch möglich
gewesen, dass er die Geburt Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
als Beginn genommen hätte, wie das bei all den Religionen der Fall ist, die
ihre Zeitrechnung mit der Geburt ihrer jeweiligen Stifter verban-den. Diese
Inspiration Umars (möge Gott an ihm Wohlgefa-llen haben!) lässt uns daran
denken, dass der Islam nicht mit einem erschaffenen Menschen zusammenhängt –
selbst wenn es sich um den Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
handelt –, sondern mit den Prinzipien. Und die Hiǧrah gehört zu den höchsten
Prinzipien in der islamischen Historie, denn sie trennte zwischen zwei Epochen
und war der Beginn des Siegeszuges des Islam, der erst zum Stillstand kam, als
er die fernsten Winkel der Erde erreicht hatte.
* *
*
25. DIE HIĠRAH
Die menschlichen Gesellschaften wogen seit alters her in
unterschied-lichen Strömungen, widerstreitenden Orientierun-gen und
unvereinbaren Ideologien. Freilich ist eine Klassifi-zierung menschlicher
Neigungen möglich, die den Ausgangs-punkt dieser Orientierungen und die Quelle
jener Ideologien in zwei Hauptfaktoren darstellt, nämlich das Gute und das
Böse. Die menschliche Seele pendelt zwischen beiden Fakto-ren hin und her. Denn
das Handeln und das Verhalten des Menschen in der Gesellschaft ist entweder
durch Merkmale charakterisiert, die ihn sich zum Guten neigen lassen, oder ihn
beherrschen Motivationen, die ihn zum Weg des Bösen und Sündhaften locken.
Die Menschen sind hinsichtlich der Festlegung der Chara-kteristika des
Guten und des Bösen unterschiedlicher Mei-nung, und deshalb befinden sie sich
in einem ständigen Konf-likt bezüglich dessen, zu was sich das Individuum
verpflich-ten muss um für sich selbst wie auch für seine Gesellschaft
rechtschaffen zu sein, sowie in einem fortwährenden Streit hinsichtlich der
Festlegung der Merkmale des Bösen, von dem sich der Mensch fernhalten soll. Es
gibt zahlreiche Prinzipien, deren Bewertung von einem Menschen zum anderen
untersch-iedlich ist. Während der Eine meint, dass sie gut und für die
Gemeinschaft geeignet sind, ist der Andere der Ansicht, dass sie Schaden für
das soziale Leben hervorrufen. Diese Meinu-ngsverschiedenheit wird deutlich in
der Historie der Prophe-ten mit deren Völkern. Denn während sie die Leute zu
dem aufriefen, in dem deren Wohlergehen im Diesseits und deren Erfolg im
Jenseits lagen, bestand deren Reaktion auf sie im Abstreiten und im Widerstand,
der zuweilen körperliche Ver-letzung erreichte, da sie annahmen, dass das, was
sich bei ihnen befand, das Richtige sei, was wiederum eine Pflicht für die
Gesellschaft sei dies zu bewahren und auf nichts davon zu verzichten. Was ihnen
nun aber ihre Propheten brach-ten, war eine Angelegenheit, hinter der nichts
Gutes steckte, sondern nur ketzerisch Neues, von dem sie nichts außer dem
Aspekt kannten, der ihnen Ruin und Zerstörung bringen werde.
Als die Propheten mit der Übermittlung ihrer Botschaft be-auftragt
waren, egal was für Widerstand und Abstreiten auch immer ihnen begegnen würden,
fuhren sie fort, ihre Völker zum Glauben an das aufzurufen, was sie von Gott
brachten. Es glaubten indes nur sehr wenige an sie, die für die Abstrei-tenden
und sich Widersetzenden zu einem Ziel von Belästi-gungen wurden. Die schärfste
Form des Widerstands, die die Historie der Propheten überhaupt kennt, war der
Widerstand der Bewohner Mekkas gegen den Islam. Sie verstanden sich meisterhaft
auf das Zufügen von Verletzungen gegenüber denjenigen, die an den Islam
glaubten: Sie schlugen sie und peinigten sie in einer für den Menschen überhaupt
nicht vorstellbaren Weise in der Bekämpfung der einladen-den Aufrufe, was den
Gesandten Gotts (Gott segne ihn und sche-nke ihm Heil!) dazu veranlasste, die
Gepeinigten zur Auswan-derung nach Äthiopien aufzufordern, zumal sie sich nicht
mehr zu helfen wussten. Tagtäglich mussten sie von den Islam-Leugnern der
Quraisch ohne jede Rücksichtnahme und Barmherzigkeit Schläge sowie Ohrfeigen
des Hohnes einste-cken, die ohne jeden Anstand und ohne jedes Mitgefühl waren.
So blieb für den Propheten Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
angesichts dieser ungleichen Situation nur die Erlaubnis zur Auswanderung
übrig, damit die Gläubigen in ferne Gegenden der Erde abreisten und sie
vielleicht jeman-den fänden, der den Aufruf zu Gott hörte und voller Mitgefühl
war und dem einladenden Aufruf Gotts Folge leistete. So wäre dies auch eine Verbreitung
des islamischen einladenden Aufrufs.
Die Hiǧrah ist das einzige Mittel für die schwache Minder-heit, denn
selbst wenn deren Glaube an ihren einladenden Aufruf ihr etwas an Macht gibt,
mit der sie die Arten der Verletzung erdulden kann, sowie an Gewissheit, die
sie sich gegenüber den Formen der Gewalt und Abschreckung behau-pten lässt, und
an Hoffnung auf die Zufriedenheit Gotts und DESSEN Vergebung, was sie zum
Opfern mit deren Blut und Gut veranlasst, sind diese Gläubigen, die sich Tag
und Nacht der Verletzung entgegenstellen, doch nur Menschen, die begrenzte
Kraft im Er-dulden haben. Somit bestand die einzige Lösung darin, dass sie
dorthin auswanderten, wo sie Sicherheit für ihr Leben und Freiheit beim Ausüben
dessen, wozu sie ob ihres Glaubens verpflichtet waren, fanden.
Da es nun der Wille Gotts erforderte, dass der islamische einladende
Aufruf seinen normalen Weg geht, der den von Gott entworfenen Gründen für den
Wandel der menschlichen Gesellschaften unterworfen ist, löste Gott, DER Inhaber
von Macht und Autorität in Allem, das Problem zwischen den schwachen Muslimen
in Mekka und dem Verletzen der Machthaber von Quraisch nicht. Vielmehr ließ ER
den Konf-likt nach dem Gesetz des Lebens weitergehen, damit die frü-hen Muslime
ein nachahmenswertes Vorbild für die Nachko-mmen bei der Verteidigung ihres
Glaubens seien. Als das Verletzen der Quraisch gegen die Muslime sich
verstärkte, erlaubte Gott den Muslimen die Hiǧrah nach Medina. Sie pflegten
heimlich und weit von den Augen von Beobachtern auszu-wandern, damit sie nicht
verletzt wurden oder den Fort-gang der Hedschra dorthin, wohin es ihnen der
Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) auftrug, verhinderten.
Ein Beleg dafür, dass Gott, der Hocherhabene, den Vor-gang der Hedschra
nach den Gesetzen des Lebens fortwähren ließ, ohne dass ER durch ein Wunder
intervenierte, das hätte verhindern können, dass die Muslime Verletzungen
ausgesetzt sind, wanderten die etwas mächtigeren und stärkeren Muslime offen am
Tag vor den Augen der Islam-Leugner von den Quraisch aus und forderten diese
heraus ihnen zu folgen. Das zeigt sich etwa an ʿUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb (möge Gott
an ihm Wohlgefallen haben!). Es wird berichtet, dass er mit gezück-ten Waffen
auszog und sagte: „Wer will, dass ihn seine Mutter verliert oder sein Sohn eine
Waise oder seine Ehefrau eine Witwe wird, soll mir bis hinter dieses Tal
folgen.“ Nie-mand sah sich im Stande ihm nachzufolgen um ihn an der
Auswanderung zu hindern.
Darüber hinaus waren die Maßnahmen, die der Gesandte Gotts (Gott segne
ihn und schenke ihm Heil!) bei seiner Hiǧrah ergriffen hatte, durch äußerste
Besorgnis sowie genaue Organisation geprägt. Die Muslime sollten dadurch
wissen, dass Angelegenheiten nicht durch Planlosigkeit angepackt werden,
sondern dass vielmehr aufmerksames Prüfen, einwan-dfreies Organisieren und exaktes
Ausüben notwendig sind. Der Prophet plante seine Hedschra also präzise. Als er
wusste, dass die Qureiš ihn vor seinem Aufbruch zur Hiǧrah nach Jaṯrib töten wollten, wies er ʿAlī Ibn ʾAbī
Ṭālib an in seinem Bett zu schlafen, damit dieser den Leuten vortäusche, dass
der Prophet noch in seinem Haus sei. So verfolgten sie den Pro-pheten nicht,
wodurch dieser wiederum genügend Zeit zur Durchführung der folgenden Planung
hatte, nämlich sich in der Höhle zu verbergen.
Seine Auswahl der Höhle war ebenfalls ein Beweis für die Genauigkeit
seiner Planung in einer Art und Weise, die einen Menschen überwältigt vor
diesem Verstand stehen lässt, der eine andere Richtung als die Richtung nach
Medina als Irre-führung der Verfolger wählte. Man muss hier einfach zuge-ben,
dass es sich um eine Offenbarung Gotts handelte, denn der Gesandte Gotts (Gott
segne ihn und schenke im Frieden!) war ja ein ungelehrter Mann, der nicht
geschult ist zu einer derartigen Tarnung, von der nur Leute Ahnung haben, die
durch das Studium der Historie Arten von Tricks kennen lernen, die ihnen die
Fähigkeit zum Entwerfen eines derart genauen Planes verleihen.
Als Vervollständigung des Planes vergaß der Prophet auch nicht ʿAbdullah
Ibn ʾAbī Bakr damit zu beauftragen Neuig-keiten bei den Treffen der Qureiš zu
erlauschen und diese Neuigkeiten mit ʾAsmāʾ zu ihm zu schicken. ʿAbdullah
sollte nicht selbst mit den Nachrichten zum Propheten gehen, und zwar aus
Furcht, dass die Qureiš ihm auflauern und durch dessen Verfolgung den Ort des
Gesandten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) erfahren könnten. Des Weiteren
beauf-tragte der Prophet den Diener Abī Bakrs,ʿĀmir Ibn Fuheirah, an mit
Schafen vorüberzuziehen um die Spuren von ʾAsmāʾ zu verwischen. Darüber hinaus
pflegte dieser Diener den Propheten und dessen Freund mit Milch zu versorgen,
die notwendigerweise für deren Mahlzeit war.
Der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) blieb mit
seinem Freund drei Tage in der Höhle, damit die Qureiš sich beruhigten und die
Hoffnung auf deren Auffinden aufgaben. Dann kam zu ihnen beiden ʿAbdullah Ibn
Al-ʾUreiqiṭ mit zwei Reitkamelstuten – und zwar nach dem entworfenen Plan – und
die beiden brachen auf und wandten sich in Richtung Medina. Trotz der
Genauigkeit des Plans und der Präzision der Durchführung pflegten die beiden
Gott, den Hocherhabenen, um Unterstützung zu bitten. So beschützte Gott die
beiden und wachte über sie und ließ sie über diejenigen, die nach ihnen
suchten, triumphieren. Gott sagt die Wahrheit, wenn ER sagt:
„Wenn
ihr ihm nicht beisteht, so hat ihm bereits Gott beigestanden, als ihn
diejenigen, die den Islam leugneten, vertrieben, als zweiten von zweien, als
beide in der Höhle waren, als er zu seinem Gefährten sprach: „Sei nicht
traurig! Fürwahr, Gott ist mit uns!“ Da sandte Gott SEINE Ruhe auf ihn hinab
und unterstützte ihn stärkend mit Soldaten, die ihr nicht saht. Und ER machte
das Wort derjenigen, die den Islam leugneten, zum niedrigen und das Wort Gotts
als das höchste. Und Gott ist allmächtig, allweise.“ (Qurʾān, Surah 9,
Vers 40)
Als der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) nach
Medina kam, begegnete er einem sehr komplizier-ten wirtschaftlichen Problem.
Und zwar sah er sich einer Gesellschaft gegenüber, die aus den Einwohnern von
Jathrib bestand, die sesshaft in ihren Häusern waren und über Besitz und Vermögen
verfügten, und aus den Ausgewanderten, die ihre Häuser sowie ihren Besitz und
ihr Vermögen in Mekka gelassen hatten und von dort mit leeren Händen
aufgebrochen waren und nichts mitgebracht hatten, was ihnen beim Erwerb ihres
Lebensunterhalts hätte helfen können. Was sollte er also tun?
Sollte er das Vermögen der Reichen von Jathrib konfis-zieren
und dieses unter den Bedürftigen verteilen?
Er tat das nicht!
Denn das, was er tat, sollte ja wohl eine Gesetzesnorm werden, der die
Muslime unter derartigen Verhältnissen zu folgen hatten. Da Gott nun weiß, was
den Gesellschaften nutzt, inspirierte ER den Propheten jenes Konfiszieren eben
nicht zu praktizieren, da es sich nicht um die optimale Lösung handelte. Die
Ereignisse der Historie bestätigten auch den Misserfolg dieses Kurses beim
Lösen wirtschaftlicher Prob-leme in den menschlichen Gesellschaften.
Verlangte er angesichts dieser Situation von den
Mittel-losen Geduld, bis Gott einen Ausweg ankündigen würde?
Nein! Er tat das nicht!
Und wenn er es getan hätte, wäre es eine Angelegenheit des
Sich-Unterwerfens und Sich-Ergebens angesichts der Wirtschaftskrise gewe-sen,
ganz zu schweigen davon, dass es das Sich-Zufriedengeben mit den sozialen
Verhältnissen und deren Status quo bedeutet hätte, wo es also Wohlhabende gab,
die sich ihres Reichtums und ihres Besitzes erfreuten und ein Leben des
Wohlstands lebten, während es Brüder von ihnen in der Gesellschaft gab, die
sich vor Hunger krümmten, weil sie nichts fanden, wovon sie sich hätten
ernähren können. Und es hätte nichts gegeben, was die Reichen dazu verpflichtet
hätte jenen Bedürftigen Unterstützung anzubieten.
Aus diesem Grund verankerte der Prophet eine einzigartige Grundlage in
der Menschheitsgeschichte, nämlich die Verbrü-derung zwischen den aus Mekka
Ausgewanderten und den in Medina Helfenden. Das heißt, jeder Helfende nahm sich
einen Bruder von den Ausgewanderten. Zu den Anforderungen an die Verbrüderung
gehörte die Unterstützung bei der Überwin-dung der Krisenphase. Der Gesandte
(Gott segne ihn und schenke im Frieden!) legte die Art der Hilfe nicht fest,
dass also etwa der Helfende mit dem Ausgewanderten sein Vermö-gens teilen oder
der Ausgewanderte von dessen Einkommen essen soll, denn das wäre ja eine Art
des Konfiszierens gewe-sen. Vielmehr überließ der Prophet dies dem Gewissen des
Muslim und der jeweiligen Situation der beiden Brüder. Und deshalb finden wir
auch Aspekte des Gesprächs zwischen dem Gesandten (Gott segne ihn und schenke
ihm Heil!) und den Helfenden sowie zwischen den Ausgewanderten und den
Helfenden, die uns das erste Ziel dieser Verbrüderung klar machen. Es ist
überliefert, dass der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) zu
den Helfenden sagte: „Eure Brüder ließen Vermögen und Kinder und kamen zu
euch.“ Da erwiderten sie: „Wir teilen unser Vermögen unter uns.“ Der Gesandte
Gotts (Gott segne ihn und schen-ke ihm Frieden!) entgegnete: „Gibt es nicht
etwas anderes?“ Die Hel-fenden fragten: „Und was sollte das sein, o Gesandter
Gotts?“ Er antwortete: „Sie sind Leute, die das Arbeiten kennen. Es reicht
ihnen, wenn ihr mit ihnen die Früchte teilt!“ Das heißt, übertragt ihnen Arbeit
auf den Feldern unter der Bedingung, dass sie die Hälfte deren Erträge nehmen!
Einmal geschah es, dass einer der Helfenden seinem Bruder von den
Ausgewanderten anbot mit ihm sein Vermö-gen zu teilen und er die Hälfte davon
nehmen solle um davon zu leben. Der Ausgewanderte lehnte aber diesen Vorschlag
ab und sagte: „Möge Gott dein Vermögen für dich segnen! Ich bitte dich
lediglich darum, dass du mir den Weg zum Markt zeigst, damit ich eine Arbeit
ausübe, von der ich mich ernäh-ren kann.“
Die Verbrüderung galt nur als Mittel zum Ausstrecken der Hand zur Hilfe
und Unterstützung derjenigen, die nach Medina ohne Vermögen kamen. Die Umstände
unterschieden sich je nach Person. Bald gab man jemandem eine Gelegen-heit zur
Arbeit, bald half man jemandem durch das Zeigen der Wege zum Verdienen des
Lebensunterhalts in Medina und ein anderes Mal gab man jemandem einen Teil des
Vermögens, mit dem dieser sein Leben beginnen konnte. Auf diese Weise lebte die
Gesellschaft wie eine einzige Familie, die im Glück und im Unglück zusammenarbeitet.
So fühlt der Mensch das, was sein Bruder erleidet, und setzt sich nach bestem
Können für die Verringerung der aufgebürdeten Last aller Schwachen und
Bedürftigen ein, selbst wenn die Angelegenheit den Verzicht auf einen Teil
seiner Besitztümer zu deren Gunsten erfordert. Dies drückte der Gesandte Gotts
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) durch seine Worte aus: „Die Gläubi-gen
sind bei ihrer gegenseitigen Liebe, ihrem Mitgefühl und ihrer Barmherzigkeit
wie ein einziger Körper: Wenn eins seiner Organe leidet, werden auch alle
anderen Organe über Schlaflosigkeit und Fieber klagen.“
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Lehren, derer sich die Muslime
hinsichtlich der Hedschra bewusst sein müssen, viel sind. Wir haben drei Lehren
davon in dieser Erörterung behandelt, nämlich:
Erstens: Der Islam mutet einem Menschen nur zu, was dieser ertragen
kann. Wenn mithin vom Muslim auf dem Weg des einladenden Auf-rufs Geduld bei
Verletzungen verlangt wird, dann ist die Absicht nicht das Andauern dieses
Zustan-des bis zum Tod, sondern dass man zur Hedschra aufgefordert ist, wenn es
keinerlei Hoffnung gibt sich dieser Verletzung zu erwehren. Dieser Sache müssen
sich die Muslime bewusst sein. Sie unterliegen also den Strömen der Bekämpfung
nicht bis zum Ausmaß eines Massenselbstmords, vielmehr müssen sie nach anderen
Wegen suchen um ihr Ziel mit den kleinst-möglichen Opfern zu erreichen. Sie
sollen nur dann auf das Sich-Opfern zurückgreifen, wenn alle friedlichen zum
Ziel führenden Wege versperrt sind.
Zweitens: Die Muslime dürfen nicht die Angelegenheiten in einer
planlosen Art und Weise laufen lassen, vielmehr müs-sen sie eine ordentliche
Planung aufstellen und Präzision bei der Umsetzung in die Praxis walten lassen
– wie es sie der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) durch seine
Planung bei der Hedschra gelehrt hat. Dementsprechend hat das, was von den
Muslimen verbreitet wird, dass sie näm-lich bei ihrem Handeln improvisieren und
in ihrem Verhalten gleichgültig sind, überhaupt nichts mit dem Islam zu tun.
Der Beweis ist, dass ihr Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), der ja
durch die Offenbarung unterstützt wurde, dies eben nicht getan hat, als er von
Mekka nach Medina auswan-derte, und zwar nur deshalb, um ihnen ein Beispiel in
der Art und Weise des Verhaltens in derartigen Situationen zu geben.
Drittens: Der Islam verpflichtet die Wohlhabenden dazu ihre Hand zur
Hilfe ihrer mittellosen Brüder auszustrecken. Sofern sie dies tun, entledigen
sie sich des größten Problems, dem sich die Gesellschaft gegenübersieht – der
Armut. Wird die Armut beseitigt, verschwindet auch der Hass der Mittel-losen
auf die Wohlhabenden und wird die Tendenz zur Dünkelhaftigkeit gegenüber den
Armen zunichte gemacht. Auf diese Weise lebt jeder in Brüderlichkeit, in der
jeder den anderen liebt und mit ihm zusammenarbeitet. Und darin liegt das
oberste Ziel, das die menschlichen Gesellschaften wün-schen.
* *
*
26. DER TOD IST NICHT DAS ENDE
FÜR DEN
MENSCHEN
Das Thema, was mit dem Menschen nach dem Tod geschieht, hat einen
großen Bereich des menschlichen Denke-ns auf all dessen Ebenen beschäftigt. Es
ist tief in das Privat-leben des Menschen und in dessen immanente Glaubenssätze
in einem Ausmaß eingedrungen, dass er ihm ein Interesse entgegenbringt, das
alles übersteigt, was es sonst an The-men in allen Lebensbereichen gibt. Die
Philosophen beschäftigen sich mit dieser Frage entsprechend ihren
Orientierungen und Doktrinen. Auch die Religionen erörtern diese Frage – je
nach Vorstellung vom Le-ben – mit deren Erklärungen und Darle-gungen. Das Thema
besetzt den ersten Platz in der Liste der Fragen, auf die der Mensch eine
Antwort sucht, sei es in seinen eigenen Betrachtungen oder in seinen literarischen
Diskussionen und seinen gesellschaftlichen Reden. Der Erfolg einer jeden
philosophischen Doktrin oder ideologischen Rich-tung ist sogar abhängig von
deren Standpunkt gegenüber dieser Frage. Deshalb versuchen alle philosophischen
Doktri-nen das klar zu machen, was sie das Weiterleben nach dem Tod nennen. So
vermehren sich ihre Orientierungen und unterscheiden sich ihre Standpunkte zu
diesem Thema. Diese ideologischen Bemühungen lassen sich in drei Aspekte zusa-mmenfassen.
Der erste Aspekt:
Dieser Aspekt ist das, was der biologische Fortbestand genannt wird.
Das bedeutet, dass wir nach unserem Tod in Gestalt unserer Kinder und
Kindeskinder durch die verschie-denen Generationen fortleben.
Da sich diese Meinung auf die Anwendung biologischer Konzepte
be-schränkt, versichert sie, dass jedes Lebewesen nichts weiter als ein
vor-läufiges Samendepot des Lebens und das Leben des Individuums lediglich ein
Depositum sei, das den Söhnen und Töchtern nach dessen Tod übergeben wird.
Der zweite Aspekt:
Er wird gesellschaftlicher Bestand genannt und bedeutet, dass sich das
Fortleben unserer Existenz nach dem Tod auf die Erinnerungen unserer Familie
und Freunde beschränkt, denn es sind die Individuen, die der Gesellschaft
Höchstleis-tungen zur Verfügung stellen, die für sich einen langen gesell-schaftlichen
Fortbestand ermöglichen. So hängt un-ser Bleiben vom Ausmaß unseres Verdienstes
ab, das heißt wir tragen möglicherweise in der Gesellschaft zu einem Anteil
bei, von dem wir verdienen, dass er das Gedenken an ihn nach unserem Tode ewig
aufrechterhält. Auf jeden Fall bleibt nach unserem Tod alles, was wir an Gutem
und Barmherzigkeit getan haben, bestehen, und wer aus unse-rem guten Willen
Nutzen zieht, wird auf die Bewahrung unseres schät-zenden Gedenkens hinwirken
und unseren Segen lobend hervorheben.
Der dritte Aspekt der Aspekte des Fortbestands des Lebens wird die
charakterliche Unsterblichkeit genannt. Die Vertreter dieser Vorstellung
meinen, dass es einen Konflikt zwischen Gut und Böse in der Welt der Menschen
gibt. So wird das Bemühen eines Individuums, das seine Individualität und seine
persönliche Identität aufgibt und das Übel bekämp-ft, in diesem Bereich zur
Aufgabe eines Stückchens an Bösem führen und ein anderes Stückchen an Gutem an
dessen Stelle setzen. Es ist so, als ob es ein Denkmal bleibt, das an das
Gedenken des Ewigen des Menschen mahnt und dessen Bemühung auf diesem Gebiet
lobend hervorhebt. So meint der Mensch, dass er, obwohl er seiner
Persönlichkeit verlustig gegangen ist, sein Leben nicht sinnlos gelebt hat,
zumal sein Leben mittels dieses Anteils beiträgt zu einer Stellung und zu einem
Ziel, das ihn von unfruchtbarer Nutzlosigkeit fernhält und ihn auf ein
menschliches Niveau mit einer wahren Bedeu-tung erhebt. Dieses Niveau hat seine
Bedeutung und seinen bleibenden Sinn.
Freilich geben diese Vorstellungen dem Menschen, der nicht aufhört sich
selbst zu fragen und dessen Mitmenschen sich danach erkundigen, ob es nach dem
Tod ein Weiterleben gibt oder nicht, keine definitive Antwort. Man vertritt die
Meinung, dass das biologische Fortleben oder der gesellschaf-tliche Bestand
oder die charakterliche Unsterblichkeit – auch wenn es eine unbestrittene
Tatsache ist, allerdings ein bruch-stückhaftes Bild von den Formen des
Fortbestands nach dem Tod – des Nachdenkens darüber gar nicht wert seien. Ist
unsere Existenz nach dem Tod kein Dasein, in dem Individua-lität und
Persönlichkeit bestehen bleiben und ein Andauern von Ziel und Streben
enthalten, wird diese Existenz kein echter Fortbestand mit irgendeiner
vernünftigen Bedeutung sein.
Niemand außer die Religionen hat das Bleiben der Persön-lichkeit nach
dem Tod durch eine die Menschen – mit all deren unterschiedlichen kulturellen
und gesellschaftliche Stu-fen – befriedigende Darlegung behandelt. Sie haben
den Leu-ten dargelegt, dass der Tod nicht ein Ende für sie ist, sondern
vielmehr ein Übergang von einer Phase zu einer anderen Phase oder von der
irdischen Welt zu einer anderen Welt, die sich in ihren Gesetzen und ihren
Bestimmungen von dieser Welt, in der die Menschen leben, unterscheidet. Die Men-schen
werden im Leben nach dem Tod in ihrer Eigenschaft als Individuen weiterleben
und Hoffnungen sowie edle Tätigkei-ten haben – weitgehend dem ähnlich, was sie
hatten, als sie in dieser Welt lebten.
Denn es ist ja so, dass den Menschen, was er auf der Bühne des
diesseitigen Lebens an divergierendem und wider-sprüchlichem Verhalten und
Verfahren der Menschen bei der Anwendung des Prinzips von Belohnung und Strafe
sieht, zur Annahme eines definitiven Glaubens bewegt, dass es nämlich ein
anderes Leben geben muss, in dem die Waage der Gerech-tigkeit sich keiner Laune
beugt, von keinen Klassen- oder Rassenrichtungen beeinflusst wird, in keine
Einöden von Nimbus und Macht fällt und sich zu keinem Zierrat der dies-seitigen
Welt und deren Genuss neigt, als es da gibt das Erlan-gen von Vermögen und das
Genießen von Gelüsten und Vergnügungen. Denn falls das Leben des Menschen bar
dieser Hoffnung ist, wird es befallen von tödlicher Frustration, zers-törerischer
Verzweiflung und Mutlosigkeit, was seine Betei-ligung am Antrieb des
Entwicklungs- und Fortschrittsrades lähmt. Und all dies ist nur deshalb so,
weil der Mensch Tag und Nacht vor seinen Augen Pein sieht, die über die Köpfe
der Hochherzigen gegossen wird, sowie Gunstbezeigungen, die in den Gebieten von
Übeltätern, Totschlägern und Bluts-augern flattern. Er sieht jeden Tag Strafe, die
auf Unschuldige herabfällt, und Orden und Medaillen, die an der Brust derer
angeheftet sind, die sich abscheulichste und grässlichste Ver-brechen gegen die
Rechte von Individuen und Gesellschaften zu Schul-den kommen lassen. Er merkt
durch seine zahlrei-chen Empfindungen, dass viele Leute enorme Reichtümer auf
illegalen Wegen erlangen, ohne dass sie auch nur die gering-ste Anstrengung
aufwenden, während die Anderen sich am Feuer der Belastung auf dem Weg des
Erlangens von dem, womit sie ihr Leben fristen, verbrennen.
Gäbe es also kein anderes Leben, in dem die Rechte zu ihren Trägern
zurückkehren und in dem jeder bestraft wird, der Unrecht begangen oder von
seinem Bruder das Recht ungerechtfertigt genommen hat, sowie in ihm jeder
belohnt wird, der Gutes gegenüber dem Bedürftigen gewirkt hat, dann
überschattete Depression dieses Leben und es wäre wie ein Dschungel, in dem der
Starke den Schwachen zerreißt, ohne dass ihn die Furcht vor der Macht
göttlicher Gerechtigkeit abschreckt.
Der Glaube daran, dass jeder Mensch nach seinem Tod für das, was er im
diesseitigen Leben getan hat, zur Rechenschaft gezogen wird, trägt zur
Stabilität des Lebens in der Gesell-schaft bei und verleiht den Seelen der
Individuen das Gewand innerer Ruhe, wenn sie begreifen, dass die Vergeltung für
Gutes das Gute ist und dass Gott denjenigen bestrafen wird, der eine Sünde
begeht – früher oder später nach dem Tod. Gott, der Erhabene, sagt:
„Aber gewiss! Wer sich Übles
hat zu Schulden kommen lassen und wer in Sünde verstrickt ist, so werden jene
Insas-sen des Höllenfeuers sein und sie werden ewig darin verwei-len. Und
diejenigen, die glauben und rechtschaffene Werke verrichten, jene werden
Insassen des Paradieses sein und werden ewig darin verweilen.“
(Qurʾān,
Surah 2, Verse 81-82)
Und ER sagt auch:
„....Oder wähnen denn diejenigen, die die
Schlechtigkeiten begehen, damit, dass WIR sie wie diejenigen, die glauben und
die rechtschaffenen Werke wirken, gleich werden lassen in ihrem Leben und in ihrem
Tod? Schlecht ist es, was sie urteilen!“ (Qurʾān, Surah 45,
Vers 21)
Wer das Leben nach dem Tod ableugnet, hat für seine Auffassung keinen
Beweis. Vielmehr ist sein Ableugnen auf Vermuten gegründet. Und auf Vermutungen
kann sich keine Ansicht stützen. Das Abbiegen einer Orientierung in eine
Richtung, die für sich das Vermuten als Beleg nimmt, ist nicht statthaft,
insbesondere wenn sich daraus Schaden für das Individuum und für das
gesellschaftliche Leben ergibt.
Wir haben bereits dargelegt, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod
notwendig und erforderlich für das Individuum und für die Gesellschaft ist. Wer
ihn abstreitet, streitet eine vitale Angelegenheit für den Fortbestand des
Lebens ab. Und deshalb kommt diesem Leugner kein Gewicht zu. Dass er sich
lediglich auf Vermutungen stützt, die für ideologische Orien-tierungen, die
einen wichtigen Aspekt im Leben der Men-schen repräsentieren, im Grunde
überhaupt nicht geeignet sind, vermehren noch seine Schwäche. Gott bestätigt
das, wenn ER sagt:
„Und sie sagen: „Es gibt nichts außer unser
irdisches Leben. Wir sterben und wir leben und nichts außer die Zeit vernichtet
uns.“ Und sie haben davon kein Wissen, sie vermu-ten nur.“ (Qurʾān, Surah 45,
Vers 24)
Wer beim Abstreiten eines Lebens nach dem Tod als Beweis die
Undenkbarkeit der Rückkehr von Körpern in ihren ersten Zustand nach deren
Auflösung in Staub nennt, der ver-gisst die Fähigkeit DESSEN, DER sie aus dem
Nichts erscha-ffen hat. Gott, der Erhabene, sagt über denjenigen, der mit ein
paar Knochen in seinen Händen zum Propheten (Gott segne ihn und schenke im
Frieden!) kam, nachdem sie in diesen Zustand geraten waren:
„Und
er führt uns als Gleichnis an und vergisst seine Erschaffung. Er spricht: „Wer
belebt die Gebeine, so sie zerfallen sind?“ Sprich: „Beleben wird sie DER, DER sie erstmals hervorgebracht. Und ER
ist um jegliche Schöpfung wissend.“ (Qurʾān,
Surah 36, Verse 78-79)
Wer hingegen an die Seelenwanderung glaubt, dass also der Geist dessen,
der gestorben ist, den Platz in einem neuge-borenen Wesen einnimmt, kann uns
auf Grundlage dieses Glaubens nicht das Phänomen der Zunahme der Erdbewohner erklären.
Denn wenn jeder Mensch stirbt und dessen jeweili-ger Geist den Platz eines
Menschen einnimmt, der neu gebo-ren wird, woher kommt dann die ständige
Zunahme?
Dies ist doch ein klarer Beweis für die Hinfälligkeit dieses Glaubens
und eine Bestätigung dafür, dass Gott derjenige ist, DER SEINE Schöpfung
vermehrt, wie ER es will. ER infor-mierte uns durch SEINEN Propheten (Gott
segne ihn und schenke ihm Heil!), dass jeder, der stirbt, nach dem Tod wieder
zum Leben erweckt wird und belohnt wird, wer Recht-schaffenes gewirkt hat, und
bestraft wird, wer Sündhaftes begangen hat. Gott, der Erhabene, sagt:
„An
dem Tag wird Gott alle auferwecken und ihnen ver-künden, was sie getan. Gott
hat es registriert und sie haben es vergessen, und Gott ist eines jeden Dinges
Zeuge.“
(Qurʾān, Surah 58, Vers 6)
[1] ) Das heißt hinsicht-lich ihres Abweichens und Entfernens von
der Wahrheit.
[2] ) Vgl. Maurica Bucaille : La Bible le Coran et la Sciennce (Arabische
Übersetzung ) S.18
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