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الأحد، 10 مايو 2020

الجزء الثاني من مقرر العقيدة


13. Notwendigkeit der Sendung
der Gesandten

Blickte der Mensch um sich und betrachtete er genau die Erschei-nungsbilder des Lebens und beschäftigte er sich in seinen Gedanken eingehend mit den Wesenszügen jedes einzelnen Menschen, erfasste er mannigfaltige Verschiedenheiten, zahlreiche Sinnesarten, vielfältige Naturelle und unterschiedliche Meinungen, die an die Grenze von Widerspruch, Unvereinbarkeit und sogar langdauerndem Widerstreit reichen, was die Gesellschaft an den Abgrund des Untergangs oder ins  Verderben führt.

Diese Verschiedenheit und dieser Widerstreit umfassen zwei Aspek-te des Menschen: den physiologischen und den geistigen. Die Gestalt eines jeden Menschen und dessen Wesenszüge unterscheiden sich von der Gestalt des anderen, selbst wenn er ein leiblicher Bruder von glei-chen Eltern wäre. Genauso sind die Ideen derart mannigfaltig, dass es selten – oder sogar fast unmöglich – ist, dass Ideen zweier Personen völlig identisch sind. Was wir indes von Zeit zu Zeit an geistiger oder körperlicher Übereinstimmung zwischen zwei Personen hören, ist lediglich im generell Allgemeinen, das heißt im größten Teil der Wesenszüge oder Ideen. Eine totale Übereinstimmung ist jedoch unmöglich.

Der ehrwürdige Qurʾān weist auf dieses Phänomen in den Worten des Erhabenen hin:

„Und wenn dein Herr wollte, machte ER die Menschen gewiss zu  einer einzigen Gemeinschaft, und sie sind immer noch unterschied-lich.“                      (Qurʾān, Surah 11, Vers 118)

Die Verschiedenheit und die Mannigfaltigkeit der Ideen und Orien-tierungen sind eine notwendige Eigenschaft für die Gesellschaften und Individuen. Die Gelehrten begründen dies damit, dass der Mensch ein Produkt seiner Umwelt ist. Da die Umwelten unterschiedlich und man-nigfaltig sind, muss auch die Konstitution der Menschen mannigfach und unterschiedlich sein. Sogar bei den Individuen, die in einer einzi-gen Umwelt leben, zeigen sich Unterschiedlichkeiten, denn auch eine Umwelt enthält zahlreiche Elemente. Die Fähigkeit des Menschen tendiert zu einem Element, zu dem ein anderer vielleicht nicht tendiert. Daher kommt die Verschiedenheit unter den Mitgliedern einer einzigen Gesellschaft, sogar unter den Angehörigen einer einzigen Familie.

Dementsprechend ist es nicht möglich, dass die Menschen sich von selbst in einem geistigen Prinzip treffen oder sich auf eine einzige Ord-nung in ihrem Leben einigen respektive durch ihren Verstand zu einem einheitlichen System in ihrem sozialen Leben geleitet werden, in-dem sie vereinbaren, dass dieses System das glückliche Leben für sie garan-tiert oder sie vor Schmach bei ihrem gesellschaftlichen Umgang und ihren gegenseitigen Beziehungen bewahrt. Die Ereignisse der vergan-genen und gegenwärtigen Historie bestätigen uns diesen Sinn. Die His-torie informierte uns und die Ereignisse, die wir jeden Tag sehen, kün-den uns von unterschiedlichen Meinungen, zahlreichen Ideo-logien und schrankenlosen politischen Orientierungen, wobei ihre Anhänger behaupten, dass sie das idealste, beste und geeignetste System für die menschliche Gesellschaft brächten. Der Anhänger eines jeden Prinzips behauptet, dass das, was er besitze, das Richtige sei, und was der andere besitze, das Falsche und für das Bewegen des Schiffsruders des menschlichen Lebens nicht geeignet sei.

Inmitten dieser miteinander im Widerstreit stehenden Behauptungen und den streitenden Stimmen ist es für den Menschen mit dessen begrenztem Denkvermögen nicht möglich, dass er eine Meinung vor einer anderen bevorzugt oder sich ohne Zweifel auf die Richtigkeit einer Orientierung unter Ausschluss einer anderen verlässt. Ja es ist sogar unmöglich, dass irgendeine Orientierung im Einklang mit der Wahrheit in allen Lebensbereichen steht, denn ihre Anhänger und Erfinder sind ja Menschen, die in ihrer Mentalität bestimmen kulture-llen Umwelten unterworfen sind. Es ist mithin nicht möglich, dass der Verstand allein zu all dem führt, was der Menschheit nützt, zumal er ja bestimmten Umständen unterworfen ist, deren Überwindung er nicht vermag.

Deshalb war das Schicken von Gesandten nötig, damit sie den Men-schen darlegten, was zu verstehen diese nicht in der Lage sind, oder sie ihnen deutlich erklärten, was ihnen durch deren milieubedingte Nach-lässigkeit entfallen war, und sie auf den geraden Weg führten sowie ihnen den Aspekt des Fehlgehens aufzeigten, in das deren unfähiger Verstand hinsichtlich der Dogmen und des gesellschaftlichen Umgangs gelangt war. Somit werden ihre Dogmen geradlinig und ihr Leben ver-läuft in eine gerade Richtung. Gott, der Erhabene, sagt: 

„Und WIR schickten keinen Gesandten es sei denn mit der Sprache dessen Volkes, damit er ihnen erläutere...“      (Qurʾān, Surah 14, Vers 4)

Das heißt, er soll ihnen den Irrtum, in dem sie sich befinden, aufzei-gen und sie anweisen diesen zu vermeiden sowie ihnen die Offen-barung Gottes übermitteln und ihnen empfehlen dieser zu folgen.

Das Schicken der Gesandten ist also notwendig zur Darlegung dessen, worin die Menschen unterschiedlicher Meinung sind, und zum Herausführen dessen, der aus ihren Reihen im Fehlgehen übereinstim-mte, aus dem Kreise dieses Irrtums zum Licht des Glaubens sowie zur Rechtleitung dessen, der bei der Interpretation der vorangegangenen Botschaften irrte oder verwundene Wege beim Heranziehen religiöser Texte beschritt und sie in einer Weise interpretierte, die seinen sich gegen das Recht auflehnenden Neigungen diente und seine Vorliebe für die auf die tiefsten Stufen gestürzten Leidenschaft und Begierde befriedigte. Gott, der Erhabene, sagt:

Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft.[1] Da sandte Gott die Propheten als Überbringer froher Botschaft und Warner und sandte mit ihnen das BUCH mit der Wahrheit hinab, damit es unter den Menschen in dem richte, worin sie uneins waren. Uneins waren indes nur diejenigen, denen es gegeben ward, nachdem zu ihnen deut-liche Beweise gekommen waren, aus Neid untereinander. So lei-tete Gott diejenigen, die glaubten, zu dem, worin sie hinsichtlich der Wahr-heit mit SEINER Erlaubnis uneins waren, und Gott leitet, wen ER will, auf einen geraden Weg.“                   (Qurʾān, Surah 2, Vers 213)

Das Schicken der Gesandten ist also für die Rechtleitung des unfähigen menschlichen Verstands zu einem unfehlbaren Weg, da es ja vom Allwissenden und Allweisen ist, sowie für die Übermittlung der rechten Entscheidung für die Menschen bei dem, worüber sie streiten, und für die Bekanntgabe an sie, dass der Lohn dessen, der Gottes durch die auf die Gesandten herabgesandte Offenbarung vorgezeichnetem Weg folgt, das Paradies und das Ende desjenigen, der von diesem Weg abweicht, die Hölle sein wird. Gott, der Erhabene, sagt:

„Und WIR schicken die Gesandten nur als Überbringer froher Botschaft und Warner...“               (Qurʾān, Surah 6, Vers 48)

Das Schicken der Gesandten ist auch für das Aufstellen eines Argu-ments gegen die Leute. Gott, der Erhabene, sagt:

„Gesandte, Überbringer froher Botschaften und Warner, damit die Menschen gegen Gott kein Argument nach den Gesandten haben..“
                                                                         (Qurʾān, Surah 4, Vers 165)

 Und ER sagt auch:

„Und dein Herr ist keine Orte vernichtend, bis ER in ihre Metro-pole einen Gesandten schickt, der ihnen UNSERE Verse rezitiert...“
                                                               (Qurʾān, Surah 28, Vers 59)

  Es gibt also keine Entschuldigung für den, der dem Glauben ab-schwört und mit dem Leugnen des Islam fortfährt und auch nicht für den, der fehlgeht und somit seiner Vorliebe folgt, und für den, dessen Verstand unfähig ist den geraden Weg zu erreichen und der sich auf seine Unfähigkeit stützte. Er stellte seine Leitung nicht den Gesandten und Propheten anheim, denen die Offenbarung herabgesandt wurde. Aber ausschließlich sie waren es, die den Menschen alles erklärten, was mit dem Glauben zusammenhängt, und ihnen den Weg der Recht-leitung aufzeigten. Deshalb wird derjenige nicht erhört, der die Bot-schaft der Gesandten und Propheten ableugnet, wenn er um Schutz bittet, während er sich am Tag der Auferstehung in der Pein des Höl-lenfeuers befindet. Und es werden auch als seine Bestrafung für seinen Standpunkt gegenüber den Gesandten im Diesseits weder sein Schreien noch sein Heulen berücksichtigt werden. Gott, der Erhabene, sagt:

„Und diejenigen, die im Höllenfeuer sind, werden zu den Hütern der Hölle sagen: „Ruft euren Herrn an, ER möge uns einen Tag die Pein erleichtern!“ Sie werden sagen: „Pflegten denn zu euch eure Ge-sandten nicht mit deutlichen Zeichen zu kommen?“ Sie werden sagen: „Jawohl!“ Sie werden sagen: „So bittet!“ Und das Bittgebet der Islam-Leugner ist nur verloren.“           (Qurʾān, Surah 40, Verse 49-50)

Und ER sagt auch: 

„Reisten sie denn nicht im Land umher und sahen, wie das Ende derer war, die vor ihnen waren? Sie waren stärker an Kraft als sie und an Spuren im Land. Doch erfasste sie Gott in ihren Sünden, und es gab für sie gegenüber Gott keinerlei Beschützer. Dies war so, weil ihre Gesandten immer wieder mit deutlichen Beweisen zu ihnen  kamen, sie aber ungläubig blieben. Da erfasste sie Gott. Fürwahr, ER ist stark, streng im Strafen.“                         (Qurʾān, Surah 40, Verse 21-22)

Kurz gesagt, die Verschiedenheit der natürlichen und kulturellen Umwelten stellen einen Grund der Verschiedenheit der Menschen bei deren Neigungen und Ideen dar, was die menschlichen Gesellschaften in den unterschiedlichsten geistigen Orientierungen nur so wimmeln lässt, wobei der menschliche Verstand zum Erkennen des Richtigen und Falschen nicht fähig ist. Deshalb schickte Gott die Gesandten um den Menschen das zu erklären sowie diese vor zerstörenden Fehden und vernichtenden Streitigkeiten zu erretten. So führen sie ein glück-liches Leben im Diesseits und erhalten eine gute Vergeltung im Jen-seits. Gott bestätigt dies, indem ER sagt:

„O ihr, die glauben! Leistet Gott und dem Gesandten Folge, wenn er euch zu dem aufruft, was euch Leben gibt!..“ (Qurʾān, Surah 8, Vers 24)
    Denn die Verschiedenheit der Ideen, deren Fehden sowie die Unfä-higkeit zur Kenntnis dessen, was davon nützt und was schadet, ist Leblosigkeit der Gesellschaften und Individuen. Wenn jemand zu ihnen kommt, nämlich die Gesandten, um ihnen zum Befolgen dessen aufzu-rufen, was sie vor dieser geistigen Verwirrung errettet, sollen sie ihm folgen, denn darin liegt für sie das Leben.


*    *     *
























14. Werbende Gedanken um das
Schicken des Gesandten
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)

Im sechsten nachchristlichen Jahrhundert befand sich die Welt in stockfinsterer Dunkelheit und rabenschwarzer Nacht. Denn das Licht der göttlichen Wahrheit war zwischen Unrecht und Tyrannei der Perserkönige und der Unmoral der Römer als Ergebnis deren Abweichung von den Lehren des Messias (Friede sei mit ihm!) verloren gegangen. Und die Priester konnten den Menschen die Wahrheit nicht erklären, weil sie nichts hatten außer Gedanken einer Gruppe von Leuten, die zum Wesen der Himmelsbotschaft zu gelangen versuchten. Aber sie waren hilflos, weil der Mensch nicht zu jenem Wesen gelangen kann, es sei denn durch die vom Him-melherabgesandte Offenbarung.

Was aber den betrifft, der zur damaligen Zeit außerhalb dieser beiden großen Länder stand, so war auch er in keiner besseren Lage hinsichtlich seiner Beziehung zur Religion Gottes, des Einen, des allmächtigen Bezwingers. Denn man formte mit eigenen Hän-den Steine und stellte diese neben dem Haus Gottes in Mekka auf und betete diese Steine statt Gottes an. Dieses Verhalten jener Leute ist erstaunlich! Sie beteten Götzenbilder im Haus Gottes an und sahen taube Steine neben der ehrenhaften Kabah als heilig an und ließen die Lehren ihrer Väter, die Abraham und Ismail (Friede sei mit ihnen beiden!) sie gelehrt hatten. Diese Leute folgten dem Weg des Satans. So begruben sie aus Angst vor Armut Töchter bei lebendigem Leibe und vergaßen, dass Gott der Gewäh-rende des Lebensunterhalts ist. Sie töteten sich gegenseitig um einer Tendenz zum Stammesfanatismus zu entsprechen sowie den Wunsch nach heidnischer Begeisterung zu erfüllen.
·        Das war der Zustand der menschlichen Gesellschaft vor der    Sendung Muammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!).
·        In Persien gab es Unrecht, Versklavung und Feueranbetung!
·        In Rom gab es Unmoral und Fehden unter Denkrichtungen, begleitet von Blutvergießen und Vertreibung von Kindern.
·        Auf der Arabischen Halbinsel gab es Anbetung der Steine und das Ansehen von Götzenbildern als heilig, umgeben von  Stam-mesfanatismus, heidnischer Hoffart sowie Unmoral, was zur Entfernung von Tugend und zur Leugnung der Prinzipien sozia-ler Gerechtigkeit führte.

Das war als ein ankündendes Zeichen für das Schicken eines Gesandten, der die Menschheit aus dem Irrtum rettet und sie zum geraden Weg rechtleitet. Und so sandte Gott Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) – zur Rechtleitung führend, eine frohe Nachricht verkündend und warnend:

O du Prophet! Fürwahr, WIR haben dich als einen Zeugen und als Überbringer froher Botschaft und als Warner entsandt!“
                            (Qurʾān, Surah 33, Vers 45)
Du überbringst dem, der dir folgt, die frohe Botschaft vom Paradies und dessen Belohnung und du warnst den, der dir wider-spricht, vor der Hölle und deren Pein.

Du überbringst dem, der an dich als Gesandter glaubt, frohe Botschaft vom Wohlgefallen Gottes und SEINEM Mitgefühl und du warnst den, der deine Prophetenschaft ableugnet, vor dem Zorn Gottes und SEINER Strafe.
Du überbringst dem, der dich für glaubwürdig hält, frohe Botschaft von der Sicherheit und Schonung im Diesseits und im Jenseits und du warnst den, der dich als Lügner bezeichnet, vor der Schande im Diesseits und dem Verlust im Jenseits.

Du überbringst dem, der Gott gehorcht, frohe Botschaft von der Vergeltung im Diesseits und im Jenseits und du warnst den, der sich gegen IHN auflehnt, vor dem klaren Verlust sowohl im Dies-seits als auch im Jenseits.

Du verkündest dem, der sich den Anweisungen der Offenba-rung fügt, ein für die Gott Fürchtenden vorbereitetes Paradies, dessen Weite Himmel und Erde beträgt, und du warnst den, der vom Gesetz Gottes abweicht, vor einem Höllenfeuer, dessen Brennmaterial die Menschen und die Steine sind - vorbereitet für die durch ihre Opposition zum himmlischen Gesetz gegenüber sich selbst Ungerechten, die andere da-durch ungerecht behandeln, dass sie ihnen deren legitimen Ansprüche, die Gott ihnen zu geben sie verpflichtete, raubten.

Gott schickte SEINEN Gesandten (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) als Barmherzigkeit für alle Welten:

„Und WIR entsandten dich nur als eine Barmherzigkeit für die Welten.“             (Qurʾān, Surah 21, Vers 107)

Als Barmherzigkeit für sie, weil er die Schwachen vor dem Unrecht der Hochmütigen errettete. Auch befreite er die Hochmü-tigen von der Herrschaft ihrer zum Bösen antreibenden Seelen über ihre Taten. So erbarmte er sich ihrer hinsichtlich deren Übernahme der Verantwortung für das, was sie an Sünden begingen.

Das Schicken des Gesandten gilt als ein Licht sowie eine Recht-leitung für alle und auch als Erziehung sowie Ehrung für die gesamten Men-schen. Der Gesandte Gottes sprach die Wahrheit, als er über sich selbst sprach und sagte: „Ich bin gewiss nichts anderes als eine geschenkte Barmherzigkeit.“

Er war in der Tat eine geschenkte Barmherzigkeit für jene im Meer der Finsternis herumzappelnde eingebildete Welt in der Wüste der Unwissenheit. Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) kam in diese Welt und belebte sie nach deren Leblosig-keit:

„Ist denn, wer tot war – WIR gaben ihm also Leben und WIR ließen ihm ein Licht werden, mit dem er unter den Menschen wandelt – wie jemand, der in Finsternis ist und nicht aus ihr herauskommt?“            (Qurʾān, Surah 6, Vers 122)

Muhammad kam in diese Welt, leitete sie nach deren Fehlgehen recht, brachte ihr deren verloren gegangenes richtige und vernün-ftige Verhalten zurück und stellte für sie nach deren Zusammen-bruch deren Bestand wieder her.
                                           
Er gab der Welt deren Rechte auf Denken und Leben. Er unter-schied nicht zwischen jung und alt oder arm und reich, es sei denn durch das Fürchten Gottes:

„...Fürwahr, der Angesehenste von euch bei Gott ist der Gott am meisten Fürchtende von euch...“      (Qurʾān, Surah 49, Vers 13)

         Du lässt Gerechtigkeit widerfahren Arm und Reich -
     So ist im Recht auf Leben alles gleich!
Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) wurde ge-sandt und befreite Vernunft und Körper. Auch erleuchtete er Orte und Länder. Sein Licht breitete sich von der Arabischen Halbinsel aus, nach-dem er in die Herzen den Geist Gottes ausgesandt hatte. Ferner bewegte er mittels der Lehren des Koran die Gefühle und kombinierte die Vernunft mit der Offenbarung des Himmels und bereitete den Illusionen und Schmähungen ein Ende. So zogen seine Gefährten in die Welt

·     wie Lampen, die leuchten,
·        wie Banner, die rechtleiten, wie der Gesandte (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) sagte: „Meine Gefährten sind wie Sterne. Wen von ihnen ihr als Beispiel nehmt, von dem werdet ihr rechtgeleitet.“,
·        wie Leuchter, die die Dunkelheit hinwegfegen,
·        wie Reiter, die Unmoral und Unrecht beenden.

Diese Gefährten hatten die Zügel der Macht in der Welt in ihrer Hand und säuberten die Welt von den Götzen und Götzenbildern. Sie wandelten die Länder in Meere von Wissen und Kenntnissen und pflanzten lobenswerte Charaktereigenschaften und tugend-hafte Eigenschaften ein. Sie wurden – obwohl sie gestern Feinde waren – einander liebende Brüder, die zum Guten aufriefen, das Rechte geboten und das Verwerfliche verboten. Es entspricht der absoluten Wahrheit, was Gott sagt:

„Und haltet euch allesamt an Gottes Band fest und zersplittert euch nicht und gedenkt der Gnadenbezeigungen Gottes euch gegenüber als ihr Feinde wart und ER eure Herzen zusammen-führte, so dass ihr durch SEINE Gnade Brüder wurdet, und ihr wart am Rande einer Feuergrube und ER errettete euch vor ihr. Auf diese Weise legt Gott euch SEINE Zeichen dar, vielleicht lasst ihr euch rechtleiten. Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft und das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet. Und jene, sie sind die Erfolgreichen.“                          
                                      (Qurʾān, Surah 3, Verse 103-104)


*    *     *











15. Propheten und Gesandte

Gott zeichnete den Menschen vor allen Lebewesen mit Vernun-ft aus. Dies war ein Grund für die Dienstbarmachung all dessen, was sich im sichtbaren Dasein befindet. Gott, der Erhabene, sagt:

„...Und dienstbar machte ER euch das Schiff, damit es auf dem Meer auf SEINE Anordnung durchsegeln, und dienstbar machte ER euch die Flüsse. Und dienstbar machte ER euch die Sonne und den Mond, beide unentwegt, und dienstbar machte ER euch die Nacht und den Tag.“                         (Qurʾān, Surah 14, Verse 32-33)

Und ER sagt auch:

„Hast du denn nicht gesehen, dass Gott euch dienstbar machte, was auf Erden,...“                          (Qurʾān, Surah 22, Vers 65)

Ferner sagt ER:

„Gott ist es, DER euch dienstbar machte das Meer, damit das Schiff auf ihm auf SEINE Anordnung durchsegeln und damit ihr von SEINER Gnade erstrebt und vielleicht seid ihr ja dankbar. Und ER machte euch dienstbar, was in den Himmeln und auf Erden alles von IHM. Fürwahr, darin sind gewiss Zeichen für Leute, die nachdenken.“          (Qurʾān, Surah 45, Verse 12-13)

Der Mensch verwandte seine Vernunft bei der Nutzung dessen, was sich in der Welt befindet. Er konnte indes nicht allein zur Rea-lität des Daseins und zur Kenntnis dessen, was dem Menschen nach dem Tode passiert, gelangen. Genauso fehlt es seiner Vernun-ft am Erzielen einer festen Ordnung für das Leben, die die Gesell-schaften vor Zerfall und Zusammenbruch bewahrt. Deshalb wählte Gott von SEINEN anbetend Dienenden Menschen aus, zu denen ER SEINE Offenbarung herabsandte, damit sie diese den Men-schen übermitteln und die Leute auffordern das zu befolgen, was in der Offenbarung an Anweisungen steht, und zu vermeiden, was in ihr verboten ist – sofern diese Leute das Glück im Diesseits und den Erfolg im Jenseits wollen. Der Erhabene sagt:

„Gott erwählt aus den Engeln Gesandte und aus den Menschen...“
                                            (Qurʾān, Surah 22, Vers 75)
Und ER sagt auch:

„O ihr Menschen! Zu euch gekommen ist bereits der Gesandte mit der Wahrheit von eurem Herrn. Glaubt also zu eurem Guten!.“
                                              (Qurʾān, Surah 4, Vers 170)
ER sagt ferner:

„Und kein Mensch ist dazu angetan, dass Gott mit ihm spricht, es sei denn durch Offenbarung oder von hinter einem Schleier oder ER sendet einen Boten, dann offenbart er gemäß SEINER Ermäch-tigung,  was ER will...“                     (Qurʾān, Surah 42, Vers 51)

ER sagt weiterhin:

„Gott hatte ja den Gläubigen Huld erwiesen, als ER zu ihnen einen Gesandten aus ihren Reihen schickte,...“          
                                               (Qurʾān, Surah 3, Vers 164)

Der Gesandte ist ergo eine Person, die Gott von den Menschen auswählte, damit er ihnen übermittle, was Gott ihnen übermitteln will.

Es wird auf ihn auch der Begriff Prophet angewandt. Gott, der Erhabene, sagt:

„O du Prophet, setz dich gegen die Islam-Leugner und die Heu-chler ein und verfahre streng mit ihnen!...“                                
                                       (Qurʾān, Surah 9, Vers 73)

Und ER sagt auch:

„Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft. Da sandte Gott die Propheten als Überbringer froher Botschaft und War-ner...“                               (Qurʾān, Surah 2, Vers 213)
 
ER sagt ferner:

„Fürwahr, WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geoffen-bart haben sowie den Propheten nach ihm...“           
                                                  (Qurʾān, Surah 4, Vers 163)

ER sagt weiterhin:

O du Prophet! Fürwahr, WIR haben dich entsandt als einen Zeugen und als Überbringer froher Botschaft und als Warner.“
                                                          (Qurʾān, Surah 33, Vers 45)
Es gibt indes eine Meinung, die besagt, der Prophet sei der, zu dem eine Offenbarung herabgesandt wurde, wobei ihm aber nicht deren Übermittlung aufgetragen wurde. Und der Gesandte sei der, zu dem eine Offenbarung herabgesandt wurde, wobei ihm aber deren Übermittlung aufgetragen wurde. Folglich sei er auch ein Prophet. Das heißt, jeder Gesandte ist ein Prophet, aber nicht jeder Prophet ist ein Ge-sandter, weil er ja, wenn ihm die Übermittlung nicht aufgetragen wird, nur ein Prophet ist. Erhält er aber den Auf-trag, ist er ein Gesandter im Hinblick darauf, dass er ein Prophet lediglich durch das Herabsenden der Offenbarung auf ihn ist. Diese Interpretation ist aber unzutreffend, und der Beweis dafür ist, dass Gott allen Menschen den einladenden Aufruf zu Gott aufträgt und ihnen das Verschweigen der Wahrheit verbietet sowie sie vor deren Nicht-Übermittlung warnt. Der Erhabene sagt, indem ER den, der den Auftrag Gottes nicht übermittelt, warnt:

„Und da Gott den Bund geschlossen hatte mit denjenigen, denen das BUCH gegeben ward: „Ihr legt es ganz gewiss den Menschen dar! Und verheimlicht es nicht!“ Da warfen sie es hinter ihre Rücken weg und erkauften es um einen geringen Preis. Und wie elend ist, was sie erkaufen!“
                                                          (Qurʾān, Surah 3, Vers 187)
Das bedeutet, dass ihr eine große Sünde begeht, wenn ihr wie sie handelt und die Anordnung Gottes verheimlicht und sie den Menschen nicht übermittelt. Das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen sind die Aufgabe eines jeden Gläu-bigen und einer jeden Gläubigen. Gott, der Erhabene, sagt:

„Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Schutzfreund. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche...“                            (Qurʾān, Surah 9, Vers 71)

Und ER sagt auch:

„Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft und das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet...“                       (Qurʾān, Surah 3, Vers 104)

ER berichtet auch über die Empfehlung Luqmns an dessen Sohn:

„O mein Sohn! Verrichte das Pflichtgebet! Und gebiete das Rechte und verbiete das Verwerfliche!...“                   
                                                      (Qurʾān, Surah 31, Vers 17)

Somit wird klargestellt, dass es zu den Pflichten eines Gläubi-gen gehört den Menschen die Gesetzgebung Gottes zu übermitteln und sie deren Bestimmungen zu lehren und die Menschen zu deren Befolgen aufzufordern und den zu warnen, der von ihnen die Auf-forderung Gottes nicht beachtet.

Da nun also das Übermitteln eine Pflicht aller Menschen darste-llt, ist es keine Pflicht des Propheten, auf den die Offenbarung Gottes herabgesandt wurde!! Die Aussage, dass der Prophet derje-nige sei, zu dem eine Offenbarung herabgesandt wurde ohne zu deren Übermittlung aufgefordert zu werden, ist unter zwei Gesich-tspunkten falsch.

Der erste Gesichtspunkt: Diese Aussage hebt eines der Prinzi-pien der Religion auf, als da ist die Übermittlung und das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen. Denn wenn das Übermitteln eine Pflicht für jeden Muslim ist, dann ist es für den Propheten eine größere Verpflichtung, ja sogar die erste Sache, die er durchzuführen hat.

Der zweite Gesichtspunkt, der die Fehlerhaftigkeit dieser Mei-nung klar macht, besteht im Folgenden: Wenn die Offenbarung zum Propheten herabgesandt wurde, wie kann er dann nicht mit deren Übermittlung beauftragt werden? Derartiges ist mit der Vernunft unvereinbar. Ja, es ist sogar absurd und undenkbar dies Gott, dem Erhabenen, zuzuschreiben, denn wie soll Gott eine Offenbarung zu einem Menschen hinabsenden, den ER auserwählt hat, um diesem dann nicht deren Übermittlung aufzutragen? Wenn es sich so verhielte – und Gott, der Hocherhabene, ist erhaben darüber –, worin läge dann der Nutzen im Herabsenden dieser Offenbarung?!

Ergo gibt es keinen Unterschied zwischen einem Propheten und einem Gesandten. Der Gesandte ist ein Prophet, und der Prophet ist ein Gesandter, will sagen beide Begriffe sind Synonyme, wobei indes der Begriff Prophet präziser ist, weil er im Arabischen einzig und allein auf die-jenigen angewandt wird, die Gott auserwählt hat. Steht indes der Begriff Gesandter allein, wird er auf andere ange-wandt. So sind unter den Menschen die Wortverbindungen „der Gesandte des Königs“ oder „der Gesandte der Regierung“ oder „der Gesandte des Volkes“ verbreitet. Aber man sagt nicht „der Prophet des Königs“ oder der Prophet der Regierung“. Der Begriff „Prophet“ ist somit speziell für denjenigen, den Gott von den Menschen auserwählt und dem ER eine Offenbarung schickt und deren Übermitteln an die Menschen aufträgt. Seine Anwendung ist auch ohne Hinzufügung des Namens des majestätischen Schöpfers erlaubt. Sagt man also „Prophet“ oder „der Prophet“, dann meint man damit den Propheten Gottes.

Ist das Wort „Gesandter“ ohne den bestimmten Artikel, wird es nur unter Hinzufügung des Namens des majestätischen Schöpfers benutzt. So sagt man etwa „der Gesandte Gottes“. Sagt man indes lediglich „Gesandter“, also ohne Hinzufügung des Namens des majestätischen Schöpfers, dann ist es denkbar, dass man damit „Gesandter Gottes“ oder den Gesandten irgendjemandes außer IHM aus den Reihen der Menschen meint.

Des Weiteren beinhaltet das Wort „Prophet“ Verkünder des Übersinnlichen, und dies gilt nur für denjenigen, den Gott aus SEINEN anbetend Dienenden auserwählt hat, wohingegen das Wort „Gesandter“ dies vom Begriff an sich her nicht beinhaltet, sondern nur mittels dessen, was man darunter versteht. Steht es unter Hinzufügung des Namens des majestätischen Schöpfers, benutzt man es für jemanden, zu dem die Offenbarung herab-gesandt wurde, solange zu ihm die Offenbarung gesandt wird. Vielleicht verkündet Gott ihm etwas Übersinnliches, das er den Menschen übermitteln soll.

Gott schickte zahlreiche Propheten – und Gesandte –, über einige von denen ER uns im ehrwürdigen Koran unterrichtet, wohingegen ER uns über andere nicht informiert. Gott, der Erha-bene, sagt:

„Fürwahr, WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geoffen-bart haben sowie den Propheten nach ihm und WIR haben Abraham geoffenbart und Ismail und Isaak und Jakob und den Enkeln und Jesus und Hiob und Jonas und Aaron und Salomo, und WIR gaben David den Psalter,  und Gesandten, von denen WIR dir bereits vorher berichtet haben, und Gesandten, von denen WIR dir nicht berichtet haben, und Gott richtete an Moses Worte.“
                                                 (Qurʾān, Surah 4, Verse 163-164)

Und ER sagt auch:

„WIR schickten Gesandte schon vor dir; zu ihnen gehören einige, von denen WIR dir berichteten, und zu ihnen gehören einige, von denen WIR dir nicht berichteten....“
                                                   (Qurʾān, Surah 40, Vers 78)

Gott, der Hocherhabene, erwähnte im ehrwürdigen Koran die Namen der Propheten, hinsichtlich derer SEINE Weisheit es erfor-derte sie uns zu übermitteln, als da sind Adam, Idris, Hud, Salih, Abraham, Lot, Ismail, Isaak, Jakob, Joseph, Hiob, Schuaib, Moses, Aaron, Jonas, David, Salomo, Elisa, Zacharias, Johannes, Jesus, gemäß vieler Kommentatoren auch Dhu-l-Kifl, sowie ihrer aller Herr und Abschluss Muhammad (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!).

Der Glaube an sie alle ist Pflicht. Wer einen von ihnen ableug-net, ist kein Muslim, zumal es zu den Bedingungen der Wahrhaf-tigkeit des Islam gehört, dass man an das glaubt, was Muhammad (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) an Offenbarung herab-gesandt wurde. Und zu ihm wurde die Offenbarung mit der Infor-mation herabgesandt, dass sie Propheten sind. Wer mithin auch nur an einen von ihnen nicht glaubt, leugnet eine Textstelle des ehrwü-rdigen Koran, und wer eine Textstelle des ehrwürdigen Qurʾān leugnet, der ist ein Islam-Leugner. Gott, der Hocherhabene, sagt:

„Der Gesandte glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn herabgesandt ward – und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten. „Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von SEINEN Gesan-dten.“...               (Qurʾān, Surah 2, Vers 285)
Zusammenfassend können wir sagen, dass Gott aus seinen IHN an-betend Dienenden auserwählte, an wen ER die Offenbarung hinabsandte und wen ER mit der Übermittlung an die Menschen beauftragte. ER nennt sie sowohl Prophet als auch Gesandter. Jeder Prophet ist ein Gesandter und jeder Gesandter ist ein Pro-phet. Es handelt sich um zwei synonyme Ausdrücke, die auf dieje-nigen angewandt werden, die Gott auserwählt und mit SEINER Offenbarung ausgezeichnet sowie mit deren Übermittlung beauf-tragt hat. Im ehrwürdigen Koran informierte ER uns über einige von ihnen, und SEINE Weisheit wollte es, dass ER uns über einige andere nicht informierte. Der Glaube an sie alle ist Pflicht. Wer einen von ihnen ableugnet, ist ein Islam-Leugner, und wer den Islam leugnet, dessen Leugnen ist zu seinen Ungunsten, und wer Rechtschaffenes tut, zu dessen Gunsten ist dies. Unser Herr behan-delt keinen IHN anbetend Dienenden ungerecht.


*    *     *













16. Wunder und Wundertaten

In unserem bisher Gesagten legten wir bereits dar, dass der Mensch durch sich selbst nicht zu einem Lebenssystem gelangen kann, das den Bestand des Individuums wie auch der Gesellschaft sichert und den Menschen Glückseligkeit, Sicherheit und Zuver-sicht gewährleistet. Hier-aus ergab sich die Notwendigkeit für das Schicken von Gesandten, die dem Menschen das darlegten, was dessen Verstand nicht zu erfassen vermochte, und ihm erläuterten, was ihm verborgen geblieben war.

Viele nahmen für sich selbst diese Eigenschaft in Anspruch und be-haupteten, sie seien von Gott gesandt. Was diese Behauptung betrifft, so waren sie Lügner. Sie versuchten die Menschen zu täu-schen um un-ter ihnen eine besondere Position einzunehmen und zu einem besonde-ren Nimbus zu gelangen sowie sie hinsichtlich Vermögen und Interessen zu übervorteilen. Um nun den Wahr-haften über den Lügner obsie-gen und klar hervortreten zu lassen, dass ein Gesandter im Gegensatz zum falschen und vortäuschen-den Angeber wirklich von Gott ist, unterstützte Gott diejenigen, die ER sandte, mit Wundern, die bewiesen, dass deren Aussage stimmte, und klarlegten, dass sie in dem, was sie an Kunde brach-ten, Übermittler von Gott sind.

Unter Wunder verstehen wir eine abnorme Angelegenheit, die Gott mittels derer, die ER zu den Menschen sandte, als einen Beweis dafür demonstrierte, dass sie wahrhaft sind. Der ehrwür-dige Koran nennt sie „Zeichen“, dass heißt, sie sind ein Kennzei-chen und ein Beleg für die Ehrlichkeit des Gesandten in allem, was dieser über Gott, den Hocherhabenen, berichtet. Gott sagt in SEINEM brillanten BUCH:

„Und diejenigen, die kein Wissen haben, sagen: „Warum spri-cht denn Gott nicht zu uns oder kommt zu uns kein Zeichen?“ Ebenso sprachen die Leute vor ihnen gleich ihrem Reden. Ihre Herzen ähneln einander. WIR legten die Zeichen schon dar für Leute, die fest glauben.“             (Qurʾān, Surah 2, Vers 118)

Und der Erhabene sagt auch:

„Und Moses sprach: „O Pharao! Fürwahr, ich bin ein Gesan-dter vom Herrn der Welten. Es ziemt sich mir nichts als die Wahr-heit über Gott zu sprechen. Ich bin zu euch schon mit einem deut-lichen Beweis von eurem Herrn gekommen. So lass die Kinder Israel mit mir ziehen!“ Er sprach: „Wenn du schon mit einem Zei-chen gekommen bist, so weise es vor, so du denn zu den Wahr-haften gehörst!“     (Qurʾān, Surah 7, Verse 104-106)

Das heißt, wenn du schon mit einem Wunder gekommen bist, das beweist, dass du wahrhaft bist, dann lege es uns dar, sofern du denn bei deiner Behauptung ein Prophet zu sein ehrlich bist!
„Da warf er seinen Stab hin, und siehe, da ward er eine offensi-chtliche Schlange! Und er zog seine Hand hervor, und siehe, da ward sie weiß für die Betrachter!“              
                                        (Qurʾān, Surah 7, Verse 107-108)

Damit nun das Wunder die Leute zwang es anzuerkennen, trat durch die Hand eines jeden Propheten ein Zeichen in einem Bereich zutage, in dem dessen jeweiliges Volk besonders bewan-dert war und Hervorragendes leistete sowie dafür berühmt war. Denn wer die Geheimnisse einer Wissenschaft kennt und deren Details erfasst und dann jemanden sieht, der in der Lage ist mit Phänomenen aufzuwarten, die außerhalb des Könnens der Kory-phäen auf diesem Gebiet liegen, begreift, dass er vor einem Phä-nomen steht, das die Kraft des Menschen übersteigt, vor einem Phänomen, das vorzuweisen nur jemand vermag, der von jeman-dem unterstützt wird, der das gesamte Universum besitzt und beherrscht. Deshalb glaubten die Zauberer, als sie sahen, dass der Stab des Moses das verschlang, was sie an Zauber bewerkstelligt hatten. Denn sie wussten, dass sie vor einer Handlung standen, die kein Mensch bewältigen kann. Gott, der Erhabene, sagt, indem ER SEINEN Gesandten über diesen Vorfall unterrichtet:

„So wurden die Zauberer zur anberaumten Frist an einem bestimmten Tag versammelt. Und zu den Leuten ward gesagt: „Seid ihr versam-melt? Vielleicht folgen wir ja den Zauberern, sobald sie die Obsiegenden sind!“ Und als die Zauberer kamen, sagten sie zum Pharao: „Fürwahr, wir werden doch wohl gewiss einen Lohn haben, wenn wir die Obsiegenden sind?“ Er sagte: „Ja! Und fürwahr, ihr werdet dann zu den Nahestehenden gehö-ren!“ Moses sprach zu ihnen: „Werft hin, was ihr zu werfen habt!“ Da warfen sie ihre Stricke und Stäbe hin und sagten: „Bei der Macht Pharaos! Fürwahr wir, wir sind gewiss die Obsiegenden!“ Da warf Moses seinen Stab hin und siehe, da verschlang dieser, was sie vortäuschten. Da fielen die Zauberer anbetend nieder. Sie sagten: „Wir glauben an den Herrn der Welten, den Herrn von Moses und Aaron!“                      (Qurʾān, Surah 26, Verse 38-48)

Die Zauberer glaubten und bestätigten, dass er ein Gesandter von Gott ist. Denn sie hatten begriffen, dass das, was er vollbrach-te, keine Zauberei war. Es überstieg die Kapazität eines Zauberers. Jenes konnte also nur mit der Unterstützung von Gott geschehen. Und das bestätigt, was er über Gott berichtet, dass er nämlich ein Gesandter ist und zu den Menschen geschickt wurde um diesen den Weg der Rechtleitung darzulegen sowie sie davor zu warnen fehlzugehen oder den Weg des Satans zu beschreiten.

Auch das Wunder Jesu kam aus einem Bereich, für den sein Volk berühmt war, nämlich in der Kunst der Medizin, in der es Hervorragendes leistete. Sie gingen davon aus alles an kleinen und großen Dingen im Körper des Menschen zu kennen. Da kam Jesus (Friede sei mit ihm!) und Gott ließ durch dessen Hand auf diesem Gebiet zutage treten, was sie zum Verstummen brachte und sie unfähig machte etwas Ähnliches zu bewerkstelligen – obwohl sie darin Meister waren. So war schon Jesu Geburt ohne Vater für sie ein Wunder. Gott, der Erhabene, sagt:

„Sie sprach: „Wie soll ich denn einen Jungen bekommen, und es hat mich kein Mensch berührt? Und ich bin keine unkeusche Frau!“ Er sprach: „Es ist so! Dein Herr hat gesagt: «Das ist MIR ein Leichtes. Und damit WIR ihn zu einem Zeichen für die Men-schen machen und zu einer Barmherzigkeit von UNS. Und es ist eine beschlossene Sache.“       (Qurʾān, Surah 19, Verse 20-21)

Und auch Jesu Reden in der Wiege ist ein Wunder. Gott, der Erhabene, sagt:
„So kam sie mit  ihm zu ihren Leuten, sie trug ihn. Sie spra-chen: „O Maria! Du hast ja sicher etwas Unerhörtes getan! O Schwester Aarons! Dein Vater war kein Mann von Schlechtigkeit und deine Mutter war keine unkeusche Frau!“ Da wies sie auf ihn. Sie sagten: „Wie reden wir mit jemandem, der in der Wiege ein kleines Kind ist?“ Er sprach: „Fürwahr, ich bin Gottes anbetend Dienender. ER hat mir das BUCH gegeben und ER hat mich zu einem Propheten gemacht.“        (Qurʾān, Surah 19, Verse 27-30)

Mit der Erlaubnis Gottes heilte er darüber hinaus die Blinden und die Aussätzigen und erweckte die Toten zum Leben. Gott, der Erhabene, sagt beim Informieren über dieses Wunder:

„Sie sprach: „Mein Herr! Wie soll ich denn einen Sohn bekom-men und es hat mich kein Mensch berührt?“ Er sprach: „Es ist so! Gott erschafft, was ER will. Wenn ER eine Sache beschlossen hat, so sagt ER nichts weiter als «Sei!» und sie ist es.“ Und ER lehrt ihn das BUCH und die Weisheit und die Thora und das Evange-lium. Und als ein Gesandter zu den Kindern Israel: „Fürwahr, ich bin zu euch mit einem Zeichen von eurem Herrn gekommen, dass ich nämlich aus Lehm die Form eines Vogels schaffe. Da hauche ich in sie hinein und sie ist mit Erlaubnis Gottes ein Vogel. Und ich heile den Blinden und Aussätzigen, und ich rufe mit Erlaubnis Gottes die Toten wieder ins Leben. Und ich verkünde euch, was ihr esst und was ihr in euren Häusern aufspeichert. Fürwahr, darin ist gewiss ein Zeichen für euch, so ihr denn Gläubige seid.“
                                                   (Qurʾān, Surah 3, Verse 47-49)

Und ER sagt auch:

Da Gott sprach: „O Jesus, Sohn der Maria! Gedenke MEINER Gnade dir gegenüber und deiner Mutter gegenüber, als ICH dich mit dem Geist der Lauterkeit unterstützte: Du sprachest zu den Menschen in der Wiege und als Erwachsener. Und als ICH dich das BUCH und die Weisheit und die Thora und das Evangelium lehrte. Und als du mit MEINER Erlaubnis aus Lehm die Form eines Vogels schufest und in sie hineinhauchtest und sie mit MEINER Erlaubnis zum Vogel ward. Und als du mit MEINER Erlaubnis den Blinden und den Aussätzigen heiltest und als du mit MEINER Erlaubnis die Toten erwecktest...“
                                             (Qurʾān, Surah 5, Vers 110)

Was man an auftauchenden Wunderdingen durch die Hand der Zauberer und Wahrsager sieht, gehört nicht zur Kategorie der Zei-chen, mittels derer Gott SEINE Gesandten unterstützte. Sie sind vielmehr Wunderdinge für den, der ihr Geheimnis nicht kennt. Denn sie gehen möglicherweise zurück auf die Fingerfertigkeit, die der normale Mensch nicht bemerkt. Vielleicht gehen sie auch zurück auf des Zauberers Zuhilfenahme einiger Leute, die die Zu-schauer nicht sehen. Womöglich gibt es auch eine optische Täu-schung. Oder sie gehen eventuell darauf zurück, dass einige Perso-nen über außergewöhnliche körperliche und geistige Kräfte verfü-gen, die es ihnen ermöglichen derartige Wunderdinge zu vollbrin-gen.

Um was für eine Quelle auch immer es sich bei diesen Wunder-dingen handeln mag, es sind beschränkte Kräfte, deren begrenzten Rahmen deren Besitzer nicht überschreiten kann. Niemand kennt die Grenzen diese Kräfte außer derjenige, dem etwas davon gege-ben ist. Wenn er deshalb durch eine Handlung überrascht wird, die den üblichen Rahmen hinsichtlich der geschickten Leute auf die-sem Gebiet überschreitet, dann begreift er schnell, dass er vor einer Macht steht, die die Macht derer überschreitet, deren Hilfe man sucht, respektive mit einer Macht konfrontiert ist, die seine eigenen Fähigkeiten, mittels derer er sich von den anderen abhebt, domi-niert. Was auch immer diese Leute an Wunderdingen bringen mögen, so ist das meiste davon Lug und Trug. Gott, der Erhabene, sagt:

„Soll ICH euch von denen Kunde geben, auf die die Satane hinabfahren? Sie fahren hinab auf jeden sündhaften Schwindler. Sie tragen dem Ohr vor, und die meisten von ihnen sind Lügner.“
                                    (Qurʾān, Surah 26, Verse 221-223)
Auch was der Wahrsager bringt, beweist nicht, dass er wahrhaft ist in dem, was er behauptet. Die Wahrsager schmiedeten gegen Gott Lügen und behaupteten etwas, was vom Himmel nicht herab-gesandt wurde, und logen bei dem, was sie mitteilten. So soll der Gläubige sie nicht für glaubwürdig halten. Ein authentischer Ḥadīṯ bestätigt, dass der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) über die Wahrsager befragt wurde. Man sagte ihm: „Es gibt unter uns Leute, die zu den Wahrsagern gehen.“ Der Prophet sagte: „Sie sollen nicht zu ihnen gehen!“ Es ist auch bestätigt, dass der Pro-phet sagte: „Wer zu einem Wahrsager geht und ihn über etwas fragt, dessen Pflichtgebet wird vierzig Tage lang nicht akzeptiert.“

Die Wunder der Propheten unterscheiden sich also von dem, was die Zauberer und Wahrsager bringen. Der Zauberer hat begre-nzte Kräfte. Was aber durch die Hand des Propheten zutage tritt, hat keine Grenzen, denn es ist von Gott, dem Besitzer absoluter Fähigkeit. Das meiste, über das Wahrsager informieren, ist Lüge, denn Gott gibt niemandem Kenntnis vom Übersinnlichen, es sei denn, dieser ist ein Gesandter, und dann auch nur innerhalb dessen, was Gott an Übermittlung an die Leute will. Gott, der Erhabene, sagt:

„Der Allwissende um das Übersinnliche, ER enthüllt nieman-dem SEIN Übersinnliches, außer dem, mit wem von einem Gesan-dten ER zufrie-den ist. Fürwahr, ER platziert vor ihm und hinter ihm eine Wache, damit ER erfahre, dass sie die Botschaften ihres Herrn auch wirklich übermitteln. Und ER ist vertraut mit dem, was bei ihnen ist, und ER erfasst ganz genau jede Sache zahlenmäßig.“
                                        (Qurʾān, Surah 72, Verse 26-28)

Sind die Wunder der frühen Propheten materielle vorübergehe-nde Zeichen, die nur den verpflichten, der sie sieht, stellen die Wunder von Muhammad (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) ein ewig bleibendes Zeichen dar, das alle Menschen zu verschie-densten Zeiten und in verschiedensten Gegenden der Welt begrei-fen und das jedem Menschen zur Verfügung steht, nämlich der ehrwürdige Koran, den Gott zu Muhammad (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) als Bestätigung für dessen Anspruch herabsan-dte. Gott, der Erhabene, sagt:

„Denken sie denn nicht sorgfältig über den Koran nach? Wenn er von einem anderen als Gott wäre, fänden sie in ihm gewiss viel Widerspruch.“                    (Qurʾān, Surah 4, Vers 82)

Und ER sagt:

„Sprich: „Wenn sich auch die Menschen und die Dschinn zusa-mmentäten um einen Koran gleich diesem hervorzubringen, sie brächten keinen gleichen hervor, auch wenn die einen den anderen beistünden.“                          (Qurʾān, Surah 17, Vers 88)

Es bleibt noch ein weiterer Punkt, der mit abnormen Dingen zusammenhängt, nämlich die Wundertat. Von ihr ist unter der breiten Masse bekannt, dass es sich um eine Angelegenheit hande-lt, die Gott durch einen Gott Fürchtenden diesem zu Ehren zutage treten lässt. Die Wahr-heit dieser Frage besteht darin, dass jeder, der die religiösen Pflichten verrichtet und die Empfehlungen durchführt und sich unter den Leuten in einer Weise verhält, mit der Gott und SEIN Gesandter zufrieden sind, ein vertrauter Freund Gottes ist – auf Grund der Worte des  Erhabenen:

„Wisset fürwahr, dass über die Vertrauten Gottes keine Furcht kommt und dass sie nicht traurig sind! Diejenigen, die glauben, und Gott zu fürchten pflegen.“         (Qurʾān, Surah 10, Verse 62-63)

Die Ehrung für diesen Gott Fürchtenden geschieht nicht durch das Auftauchen abnormer Dinge durch dessen Hand, denn das gehört zu den Besonderheiten der Prophetenschaft, und sie erschie-nen durch die Hand der Propheten auch nur bei Bedarf an Zwang zum Akzeptieren durch die Opponierenden. Und es waren keine täglichen Gewohnheiten. Wenn dies so der Fall bei den Propheten ist, wie kann man dann an das Erscheinen abnormer Dinge durch die Hand eines ganz normalen Menschen, der zur Übermittlung Gottes Botschaft ja gar nicht auserwählt wurde, glauben? Er braucht doch überhaupt nichts, was seine Wahrhaftigkeit bestätigt. Seine Ehrung besteht in nichts anderem als im Verleihen des Erfol-gs von Gottes für ihn zum rechtschaffenen Handeln und in dessen Rechtleitung auf den Weg des Erfolgs in den verschiedenen Lebe-nsbereichen.

Passiert etwas Unübliches durch die Hand eines Menschen, gilt dies noch nicht als Beweis für dessen Fürchten Gottes. Mūsā Ibn ʿAbd-l- ʾAʿlā ʾAs-sadafī sagte: „Ich habe zu Aš-Šāfiʿī gesagt, unser Gefährte Al-Laith pflegte zu sagen: „Wenn ihr einen Mann seht, der auf dem Wasser schreitet, lasst euch durch ihn nicht täu-schen, bis ihr seine Angelegenheit dem BUCH und der Sunnah unterbreitet.“ Da sagte ʾAš-Šāfiʿī: «Al-Laith (Gott sei ihm barm-herzig!) hat das kurz gesagt. Richtig ist vielmehr: Wenn ihr einen Mann seht, der auf dem Wasser schreitet und durch die Luft fliegt, lasst euch durch ihn nicht täuschen, bis ihr seine Angelegenheit dem BUCH unterbreitet.»“ Das heißt, Gegenstand der Bewertung des Gläubigen ist gutes Verhalten und rechtschaffenes Han-deln und nicht das, was durch dessen Hände zutage tritt und möglicher-weise ein Werk des Teufels ist und was diejenigen, die sich die vertrauliche Freundschaft Gottes anmaßen, an Verhalten praktizie-ren, was der Dummheit näher ist als der Art und Weise des Fürch-tens Gottes und den Eigenschaften der Rechtschaffenheit. Und das hat nichts mit Religion zu tun. Einige Leute führen nun immer wie-der an, der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) habe gesagt: „Ich habe auf die Insassen des Paradieses geb-lickt, und da sah ich dessen meisten Insassen als dumme Leute.“ Es stimmt nicht, dass dieser Ausspruch vom Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) ist und man soll ihm das nicht zuschreiben. Denn das Paradies wurde für niemanden anders als die Einsichtigen erschaffen, deren Vernunft und Verstand sie zum Glauben an Gott, SEINE Engel, SEINE Bücher, SEINE Gesandten und den Letzten Tag führten.

Gott erwähnt auch die Insassen des Paradieses und deren Eigen-schaften in SEINEM BUCH, wobei ER unter deren Eigenschaften die Dummheit, die ja Schwäche der Vernunft bedeutet, nicht erwähnt.

Kurz gesagt können wir sagen, dass die Wundertat nichts Auße-rgewöhnliches darstellt, das Gott durch die Hand eines Menschen zutage treten lässt. Sie stellt vielmehr eine Ehrung von Gott gegen-über diesem anbetend Dienenden dar, wobei ER ihm Erfolg beim Guten im Diesseits und im Jenseits verleiht.



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17-   STELLUNG DER SINNLICH                                                        WAHRNEHMBAREN
                       WUNDER IM ISLAM

  Gott gab dem Menschen den Vorzug vor den übrigen Lebewe-sen. ER verlieh ihm die Vernunft, derer dieser sich bei der Ausein-andersetzung mit dem bedient, was ihn an Hindernissen auf dem Schauplatz des Lebens trifft, und ihn zum Wege der Wahrheit rechtleitet und ihn dazu führt, was er tun soll – sei es auf den Gebieten des materiellen Lebens oder bei all dem, was mit dem geistigen Aspekt im Leben der Menschheit zusammenhängt, wie die Rechtleitung zur religiösen Welt-anschauung und das Erfahren dessen, was mit dieser an Glauben an den Schöpfer und an Glau-ben an die Auferstehung und ans Ablegen der Rechenschaft sowie an Überzeugtsein von Belohnung und Bestrafung früher oder später in Verbindung steht.

Obwohl die Vernunft ihre Fähigkeit in vielen mit den Erschei-nungsbildern der Naturzusammenhängenden Wissenschaftsberei-chen nachwies, vermochte sie nicht zu begreifen, was dahinter steckt. Darüber hinaus konnte sie nicht dahin führen, was für die Gesellschaft in all deren Aspekten gut ist. Sie erfasste vielmehr nur einen Teil der Reformaspekte, während sie viel davon nicht zu begreifen vermochte. Das heißt, die Vernunft ist in ihrer Betrach-tungsweise bei dem, was für das Leben des Individuums und des Kollektivs geeignet ist, partiell.

Aus diesem Grund schickte Gott Gesandte, die der Vernunft die umfassende Methode darlegten, die die Gesellschaften zu dem führt, worin deren Wohlergehen in allen Aspekten des Lebens liegt. Ferner machten die Gesandten der Vernunft die Verfahrens-weise klar, der sie folgen soll, so dass sie nicht auf Gebieten fehl-geht, deren Grenzen unbekannt sind, nicht in bodenlose Tiefen abstürzt und nicht in trostlose Einöden fällt. All dies fügt ihr nichts als Untergang und Zerstörung zu. Auf Grund dessen, was die Men-schen ob der Vielfalt dessen, was sie an unter-schiedlichen Stim-men hören, die zu Reformen aufrufen, und an Män-nern sehen, die das Gewand der Reform tragen, wiesen sie die Aufrufe der Gesan-dten zurück. Denn sie meinten, diese Gesandten seien wie die anderen, die diesen Weg beschritten und hinter Berühmtheit herlie-fen oder danach strebten Vermögen oder Nimbus zu bekommen oder Macht zu erlangen wünschten um den Beherrschungs- und Machttrieb zu stillen.

Somit war es unabdingbar die Gesandten durch Wunder zu unterstützen, die sie von jenen unterscheiden, damit ihre Angele-genheit nicht mit jenen vermischt wird, die diese Eigenschaft lügnerisch und betrügerisch für sich in Anspruch nehmen, und damit ein Argument gegen die Leugnenden angeführt wird, so dass sie nichts haben, womit sie ihr Leugnen begründen. Weiterhin soll dieses Wunder eine Bekräftigung für den Glauben derjenigen sein, die schon glauben, sowie für die Zuver-sicht in ihren Herzen und Ruhe in ihren Seelen, damit es nicht für den Satan eine Einstieg-luke in diese bildet – oder ein Tor für die Hindernis-se, die den Weg des einladenden Aufrufs blockieren und auf diesen einwirken.

Gott unterstützte SEINE Gesandten mit verschiedenen, sinnlich wahrnehmbaren Wundern, und ER gestaltete ein jedes Wunder in einem Bereich, in dem deren jeweiliges Volk Hervorragendes leistete, damit die Wunder die jeweiligen Gegner zum Anerkennen zwingen. Denn ist das Wunder aus einem Bereich, in dem sie Koryphäen sind, und deren Fähigkeit wird trotzdem überfordert, dann gibt dies in viel stärkerem Maße Anlass zur Akzeptanz, dass zu dieser Handlung ein normaler Mensch nicht in der Lage ist. Der ehrwürdige Koran berichtet über einige dieser Wunder, mit denen die Gesandten Gottes unterstützt wurden. So sagt er etwa über das Wunder von Moses:

„Und als die Zauberer kamen, sagten sie zum Pharao: „Für-wahr, wir werden doch wohl gewiss einen Lohn haben, wenn wir die Obsiegenden sind?“ Er sagte: „Ja! Und fürwahr, ihr werdet dann zu den Nahestehenden gehören!“ Moses sprach zu ihnen: „Werft hin, was ihr zu werfen habt!“ Da warfen sie ihre Stricke und Stäbe hin und sagten: „Bei der Macht Pharaos! Fürwahr wir, wir sind gewiss die Obsiegen-den!“ Da warf Moses seinen Stab hin und siehe, da verschlang dieser, was sie vortäuschten. Da fielen die Zauberer anbetend nieder. Sie sagten: „Wir glauben an den Herrn der Welten, den Herrn von Moses und Aaron!“
                                      (Qurʾān, Surah 26, Verse 41-48)
Das Wunder Jesu (Friede sei mit ihm!) war auf einem Gebiet, von dem sein Volk überzeugt war, es sei Meister darin, nämlich die Medizinwissenschaft. Gott, der Erhabene, sagt:

„Da Gott sprach: „O Jesus, Sohn der Maria! Gedenke MEINER Gnade dir gegenüber und deiner Mutter gegenüber, als ICH dich mit dem Geist der Lauterkeit unterstützte: Du sprachest zu den Menschen in der Wiege und als Erwachsener. Und als ICH dich das BUCH und die Weisheit und die Thora und das Evange-lium lehrte. Und als du mit MEINER Erlaubnis aus Lehm die Form eines Vogels schufest und in sie hineinhauchtest und sie mit MEINER Erlaubnis zum Vogel ward. Und als du mit MEINER Erlaubnis den Blinden und den Aussätzigen heiltest und als du mit MEINER Erlaubnis die Toten erwecktest. Und als ICH die Kinder Israel von dir zurückhielt, als du ihnen die deutlichen Beweise brachtest. Da sprachen diejenigen von ihnen, die leugnen unter ihnen: „Fürwahr, dies ist nichts als offenkundiger Zauber.“
                                                  (Qurʾān, Surah 5, Vers 110)
Es gibt viele sinnlich wahrnehmbare Wunder, mit denen Gott SEINE Gesandten unterstützte, wie etwa die Spaltung des Meeres durch Moses (Friede sei mit ihm!) oder das Hervorsprudeln von Quellen aus dem Felsen, nachdem Moses diesen mit seinem Stab geschlagen hatte, oder das Herabkommen einer Festtafel vom Himmel für Jesus (Friede sei mit ihm!). Ja sogar dessen Geburt ohne Vater ist dessen größtes sinnlich wahrnehmbares Wunder, und sie galt in dessen Zeit als Herausforderung der Medizin-wissenschaftler, und dies ist bis heute so geblieben.

Freilich haben die sinnlich wahrnehmbaren Wunder lediglich auf diejenigen eine überzeugende Wirkung, die sie sehen und derer sie mit ihren eigenen Augen Zeuge sind. Wer von ihnen indes nur gehört hat ohne sie selbst zu sehen, dessen Inneres erzählt ihm über deren Nichtglaubwürdigkeit. Er behauptet, die Überlieferer seien bei der Tradierung des Geschehenen nicht ehrlich, ja sogar, einige von ihnen, die das Wunder gesehen haben, bestätigten es nicht und behaupteten es handle sich um Zauberei und ein Wunder bestätige die Glaubwürdigkeit eines Gesandten nicht, wie es beispielsweise mit Jesus (Friede sei mit ihm!) geschah, als nämlich die Leugnen-den unter ihnen sagten:
„Fürwahr, dies ist nichts als offenkundiger Zauber.“
                (Qurʾān, Surah 5, Vers 110)

Dasselbe widerfuhr auch Moses (Friede sei mit ihm!), als er über die Zauberer als Sieger hervorging, als nämlich der Pharao sagte:

„Fürwahr, er ist gewiss euer Meister, der euch die Zauberei gelehrt hat!...“                     (Qurʾān, Surah 26, Vers 49)

Deshalb war das Wunder Muhammads (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) der ehrwürdige Koran, denn er ist für die gesamte Menschheit zu jeder Zeit und an jedem Ort. Es ist nicht allen möglich das sinnlich wahrnehmbare Wunder zu sehen, wenn es der Beweis für die Wahrhaftigkeit des Propheten ist. So ist der ehrwürdige Koran ein Argument gegen den, der Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) sah, sowie gegen den, der ihn nicht sah, da er ja nach wie vor unter uns ist. Jedermann kann ihn also lesen und die Aspekte seines Wundercharakters begreifen. Er ist beredter als irgendein sinnlich wahr-nehmbares Wunder. Denn man kann nicht bei ihm anführen, was bei dem sinnlich wahrnehm-baren Wunder angeführt wird, dass es sich nämlich um Zauberei handle. Er stellt also eine klare Darlegung sowie Gesetzesregeln dar. Wenn die Gesellschaften diese Regeln in die Praxis umsetzen, wird ihre Angelegenheit in Ordnung sein. Niemand denn ein Einfa-ltspinsel, dessen Meinung in der Welt nicht ins Gewicht fällt, kann das ableugnen.

Darüber hinaus gibt es keinen Zweifel an den Mitteilungen des Qurʾān, wie es bei der Überlieferung des sinnlich wahrnehmbaren Wunders für den der Fall ist, der dieses nicht gesehen hat. Denn der Koran befindet sich ja vor diesem Menschen mit seinen Eleme-nten und Regeln und enthält nichts, was imaginäre Phantastereien vorspiegelt oder weit von der Realität entfernte Illusionen sugge-riert. Er umfasst zwischen seinen beiden Buchdeckeln keinen Aspekt, der der Wirklichkeit widerspräche, und auch keine Infor-mation, die belegte, dass durch die Hand Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) ein sinnlich wahrnehmbares Wunder zutage getreten wäre. Und dies ist nur deshalb so, weil sich der Islam bei der Überzeugung der Opponenten lediglich auf die geis-tigen Aspekte konzentriert, und zwar ob deren Allgemeinheit und Gültigkeit für jede Zeit und für jeden Ort.

Was in den Hadithen vom Hinausfließen des Wassers aus den Fingern des Propheten Muhammad und vom Weinen des Baumstu-mpfes, an den sich der Prophet während seiner Ansprachen lehnte, von der Rückgabe der Sehkraft von Qatāda und von anderen sinn-lich wahrnehmbaren Wundern überliefert ist, gehört nicht zu den Überlieferungen authentischer Sammlungen. Ihre Schwäche wird noch dadurch vermehrt, dass im ehrwürdigen Qurʾān nichts Ähnli-ches steht, was wiederum belegt, dass die sinnlich wahrnehmbaren Wunder kein grundlegendes Element auf dem Gebiet des einladen-den Aufrufs zum Islam darstellen. Vielmehr ist das bloße Sich-Beschränken auf den ehrwürdigen Koran erforderlich. Denn er ist das erste und das letzte Wunder und er stellt das beredtste Argu-ment dar, worauf sich der muslimische einladende Aufrufende in unserer gegenwärtigen Zeit stützt.




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18. LAUTERKEIT DER PROPHETEN
UND DEREN DISTANZIERUNG
VON DEM,
WAS SICH NICHT GEHÖRT
Es gehört zu den unbestrittenen Tatsachen, dass man, wenn man einen Boten schicken oder einen Menschen beauftragen will irgendetwas zu tun, versucht eine zuverlässige und ehrliche Person auszuwählen, damit diese die Botschaft in der besten Weise über-mittelt, und zwar ohne Verfälschung, Vertauschung oder Verände-rung. Es gibt keinen Menschen auf Erden, der einen anderen Weg beim Auswählen seiner Boten und Repräsentanten beschritt, sonst wäre er gedankenlos und unfähig zum Begreifen der primären Prinzipien beim Verstehen der Natur der Dinge. Wenn dies nun der Fall mit Menschen beim Auswählen dessen Repräsentanten ist – und sie haben im Dasein die Stufe der Vollkommenheit nicht erreicht –, dann gilt dies erst recht für Gott, DER einen absoluten Willen hat und hinsichtlich SEINES Wesens und SEINER Eigen-schaften vollkommen ist. Wen ER auserwählt, der muss sich durch die Eigenschaften Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit auszeichnen, sich mit dem Gewand der Tugend und Ehre schmücken, sich durch seinen guten Charakter sowie seine lobenswerten Eigenschaften und seinen Abstand von Stätten des Satans sowie von Orten des Übels auszeichnen. Auf diese Weise hat der Satan zu ihm keinen Zugang und die Helfer des Übels finden keinen Weg zu ihm. Er ist gefeit gegen jeden, der gegen die Ehre verstößt, die Würde verletzt oder die Tugend verachtet und die Zuverlässigkeit beseitigt oder das Ansehen vermindert und die hohe Stellung in den Seelen der Menschen erschüttert.

Wenn wir uns die Geschichte derer anschauen, die Gott von SEINEN anbetend Dienenden auserwählte und um der Über-mittlung SEINER Botschaft willen sandte, finden wir, dass sie die besten Menschen vor der Zeit der Botschaft sowie danach waren, sei es hinsichtlich des Verhaltens oder der menschlichen geistigen und seelischen Verfassung, Moral oder Gestalt. Es gab also unter ihnen niemanden, der unter einer Körperbehinderung litt oder durch eine Eigenschaft, die auf Menschen abstoßend wirkt, besch-rieben wird. Darüber hinaus zeichnete sich ihr Verhalten vor ihren Mitbürgern aus. Die Gesandten nahmen am Begehen deren Sünden nicht teil und unterstützten nicht deren Gewohnheiten, die mit der Lehre des Eins-Seins Gottes und DESSEN Achtung unvereinbar sind. Durch ihr Verhalten trat auch nichts Schändliches oder Entehrendes auf. Gott, der Erhabene, richtete an SEINEN Prophe-ten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) folgende Worte:

„Und fürwahr, du bist gewiss von erhabener Charakterart.“
                                               (Qurʾān, Surah 68, Vers 4)
Und ER sagt:

„Und wärest du rau und harten Herzens gewesen, hätten sie sich aus deiner Nähe sich zerstreuend entfernt.“     
                                              (Qurʾān, Surah 3, Vers 159)

Gott erklärt uns, dass alle Propheten zu einer ausgewählten, von Übel und Sünden freien Schicht gehören. ER sagt:

„Fürwahr, Gott erwählte Adam und Noah und die Familie des Abraham und die Familie des Imran vor den Welten, einer des anderen Nachkommenschaft...“         (Qurʾān, Surah 3, Verse 33-34)

ER sagt auch:

„...Fürwahr, Gott erwählte ihn vor euch und vermehrte ihm Fähig-keiten im Wissen und Körper...“      (Qurʾān, Surah 2, Vers 247)

ER sagt ferner:

„ER sprach: „O Moses! Fürwahr, ICH habe dich vor den Men-schen erwählt durch MEINE Botschaften und durch MEIN Reden. So nimm, was ICH dir gegeben habe und sei der Dankbaren einer!“                 (Qurʾān, Surah 7, Vers 144)

Und ER sagt weiterhin:

„Und gedenke UNSERER anbetend Dienenden Abraham, Isaak und Jakob, Männer von Kraft und Einsicht! Fürwahr, WIR wählten sie aus besonders zum Gedenken an das Jenseits. Fürwahr, sie gehören bei UNS gewiss zu den Auserwählten, den Besten. Und gedenke des Ismail und Elisa und Dhu-l-Kifl! Und alle gehören zu den Besten.“           (Qurʾān, Surah 38, Verse 45-48)

  Diese Qurʾānverse legen dar, dass die Gesandten die Besten der Schöpfung Gottes hinsichtlich Moral, Verhalten und Konstitu-tion sowie bevorzugt vor allen anderen sind. Sonst hätte Gott ja Menschen erwählt, die sich vor ihnen auszeichnen.

Wenn also das Verhalten der Auserwählten vor der Sendung sich auf allen Gebieten vor ihren Mitbürgern auszeichnete, da sie ja die ehrlichsten Leute beim Reden und die besten hinsichtlich der Moral waren, am meisten gaben sowie freigebig und großzügig waren, den stärksten Mut hatten, die tapfersten Leute auf dem Sch-lachtfeld waren, am hartnäckigsten beim Festhalten an der Wahr-heit und beim Nicht-Verzichten auf sie oder bei der Unzufrieden-heit mit einem Ersatz dafür waren sowie am entferntesten von den Bereichen des Argwohns und Stätten der Vergnügungen und des Frevels, dann begingen sie also auch keine schwere Sünde und neigten auch nicht zum Begehen einer kleinen Sünde. Es waren vielmehr Menschen, deren Handeln als ein Vorbild und deren Reden als Weisheit angesehen wurden. Ihre Meinung ist richtig, und man muss sie akzeptieren, und ihr Ratschlag ist ein Prinzip, zu dem man sich verpflichten soll.

Wenn ihre Angelegenheit derart vor der Sendung war, dann war es ihrer sogar noch würdiger, dass sie, nachdem Gott sie auser-wählt und sie mit der Übermittlung SEINER Botschaft beauftragt hatte, das höchste Vorbild hinsichtlich aller Tugenden und das musterhafte Beispiel bei dem, was man machen respektive vermeiden soll, waren. Ihr Handeln nach der Sendung war unter-stützt von Gott und unter DESSEN Aufsicht. Denn so wie sie Gottes Anweisungen durch Reden übermittelten, führten sie die Menschen auch durch Handeln zu dem, was man tun soll. All ihre Handlungen stellen also eine Übermittlung von Gott an DESSEN anbetend Dienende dar. Deshalb sagt Gott, der Erhabene:

„Ihr habt im Gesandten Gottes gewiss ein schönes Vorbild für den, der auf Gott und den Jüngsten Tag hofft...“        
                                         (Qurʾān, Surah 33, Vers 21)

Und ER sagt:

„Ihr habt ja schon ein schönes Beispiel an Abraham und denen, die mit ihm waren...“                          (Qurʾān, Surah 60, Vers 4)

Aus diesem Grund waren die Propheten durch Gott vor jedem Fehler geschützt. Gott schützte sie davor, damit sie SEINE Anwei-sungen zu SEINEN anbetend Dienenden ohne Veränderung oder Entstellung übermitteln. Auf diese Weise begingen sie keine Sünde und kein Vergehen und neigten nie zu Bösem und waren nicht zufrieden mit einer Sache, die mit Ehre, Würde und Tugend im Widerstreit steht, denn sie waren hinsichtlich der Offenbarung Gottes zuverlässig. Zuverlässigkeit ist ergo eine Bedingung für die Beauftragung mit der Übermittlung, denn die Übermittlung ist nur dann richtig, wenn der Prophet vor Fehlern geschützt ist, so dass sein eventueller Fehler nicht damit vermischt würde, zu dessen Übermittlung er aufgefordert wurde. Die Propheten sind also vor Fehler geschützt, damit die Offenbarung zu den Menschen richtig gelangt.

Was aber die Behauptung betrifft, der Prophet (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) sei bei einigen seiner Hinweise oder beim Ergreifen einiger Maßnahmen an der Wahrheit vorbeigegangen, so war das lediglich hinsichtlich einer Gesetzgebung, die Gott, der Hocherhabene, wollte. Die Erklärung hierfür lautet wie folgt: Als der Prophet nach Medina gekommen war, sah er dessen Bewohner Dattelpalmen künstlich bestäuben respektive okulieren. Da sagte er zu ihnen: „Warum macht ihr das? Lasst das! So Gott will, werden sie Früchte tragen und so Gott nicht will, werden sie keine Früchte tragen.“ Auf Grund dieses Ratschlags ließen die Menschen die Okulierung. Aber die Dattelpalmen trugen in jenem Jahr keine Frü-chte. So kamen die Menschen zum Ge-sandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) und fragten ihn, ob jener Ratschlag eine Offenbarung oder nur eine Meinung gewesen sei. Das heißt, war das, worauf der Prophet sie hingewiesen hatte, eine Offen-barung Gottes, mit der ER ihn beauftragt hatte sie ihnen zu über-mitteln, oder eigenes Bemühen? Da sagte er ihnen: „Ihr kennt die Angelegenheiten eurer Welt besser.“ Das heißt, was bei diesen Angelegenheiten mit Agrarwirtschaft oder Industrie und anderen Lebensbereichen zusammenhängt, gehört zu den Angelegenheiten, die Gott der Vernunft überließ, die darin nach besten Kräften Aus-gezeichnetes leisten kann. Die Religion greift in sie möglichst nur zur Bewahrung der Existenz des Individuums und der Gemein-schaft ein. Dement-sprechend dient diese Angelegenheit lediglich der Darlegung dessen, was man bei diesen Dingen, die mit Fort-schritt und Aufstieg zusammen-hängen, tun soll. Mittels dieses Vorfalls wies also der Islam darauf hin, dass er darin dem Denken die Freiheit gab, das darin unter der Bedingung, dass es keine Sünde begeht respektive die Existenz der menschlichen Gesell-schaft nicht bedroht, kreieren kann, was seine Vorstellung will.

Hieraus wird klar, dass Gott durch dieses Verhalten des Prophe-ten (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) eine Gesetzesbestim-mung und Normierung für die Lebensweise auf derartigen Gebie-ten wollte.

Ein weiterer Vorfall, mit dem man argumentiert, dass der Pro-phet (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) einer angemessenen Meinung widersprochen habe, war die Frage der Kriegsgefangenen in der Schlacht von Badr. Es wird berichtet, dass sich der Gesandte Gottes (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) mit seinen Gefähr-ten darüber beriet, was mit denen zu geschehen habe, die in der Schlacht von Badr als Kriegsgefangene in die Hände von Musli-men gefallen waren. Da sagte Umar (möge Gott an ihm Wohl-gefallen haben!): „O Gesandter Gottes! Lasse sie enthaupten!“ Da wandte der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) sich von ihm ab. Dann begann der Gesandte Gottes (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) wieder zu reden: „O ihr Menschen! Fürwahr, Gott ließ sie in eure Hände fallen, sie sind indes eure Brüder von gestern.“ Da stand Umar auf und entgegnete: „O Gesa-ndter Gottes! Lasse sie enthaupten!“ Da wandte der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) sich von ihm ab. Danach  wiederholte der Prophet (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!), was er schon vorher gesagt hatte. Dann stand ʾAbū Bakr ʾAṣ-Ṣiddīq (möge Gott an ihn Wohlgefallen haben!) auf und sagte: „O Gesandter Gottes! Meine Meinung ist, dass du ihnen verzeihst und von ihnen ein Lösegeld akzeptierst.“

So verschwand aus dem Gesicht des Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), was in ihm an Kummer war, und er verzieh ihnen und nahm ihr Lösegeld an. Da kamen die Worte Gottes, des Erhabenen, herab:

„Es ist mit einem Propheten unvereinbar, dass er Gefangene habe, bis er niederkämpft auf Erden. Ihr wollt die Güter der dies-seitigen Welt, und Gott will das Jenseits, und Gott ist allmächtig, allweise. Wäre nicht ein BUCH von Gott vorangegangen, hätte euch ob dessen, was ihr genommen habt, gewiss eine gewaltige Strafe getroffen.“         (Qurʾān, Surah 8, Verse 67-68)

Dies galt mithin nur als Gesetzgebung für diejenigen, die nach ihm an Herrschern der Muslime kamen, wobei man davon lernt, dass der Herr-scher sich in derartigen Situationen mit Leuten von Einsicht und Urteil beraten muss. Er soll also nicht nur auf seiner eigenen Meinung beharren und keine Entscheidung treffen ohne sich auf den zu beziehen, den die Beratung angeht, und er muss dann annehmen, wovon er meint, dass es zum Wohlergehen für die Muslime ist. Das repräsentiert sich in unserer heutigen Zeit in der Meinung der Mehrheit, deren Befolgen geeigneter ist als die Meinung des Individuums, was auch immer dessen Position im Staat sei, und als die Meinung der Minderheit, selbst wenn die Vernunft sie begünstigt. Denn das Ergebnis der Meinungsforschu-ng drückt das Gemeinwohl aus, sofern diese in ihren normalen Kanälen verläuft und weit entfernt ist von Bedrohung, Anspielung, Gewalttätigkeit oder Misshandlung. Denn es ist nicht möglich, dass die Mehrheit einer Leidenschaft unterliegt oder unter satani-sche Einflüsse gerät.

Kurz gesagt sind die Propheten die Elite der Schöpfung. Ihr Verhalten vor der Sendung war grundrichtig und nach der Sendung gehorsam gegenüber den Anordnungen Gottes. Sie begingen keine Sünde und verübten kein Vergehen und verhielten sich nur gemäß der Offenbarung Gottes. Was aber im Widerspruch dazu zu stehen schien, galt als eine Gesetzgebung für die Menschen sowie als Darlegung für sie durch diese Methode, mit der Gott um einer Weisheit willen, die nur ER kennt, zufrieden ist. Diese Methode kann auch als Lehre sein oder um darzulegen, dass der absolut Erhabene über jeden Mangel ausschließlich Gott ist. Die Propheten stehen indes unter der Obhut Gottes und unter SEINEM Schutz. Machten sie etwas nicht Erwünschtes, kam die Offen-barung herab um ihre Handlung zu korrigieren. Es kann aber auch anders sein. Wir müssen jedenfalls glauben, dass sie vor Fehlern bewahrte Menschen sind um die Offenbarung Gottes zu bewahren und SEINE Gesetzgebung zu schützen. Gott, der Erhabene, sagt:

„Fürwahr WIR, WIR haben die Ermahnung hinabgesandt und fürwahr, WIR sind die sie Bewahrenden.“  (Qurʾān, Surah 15, Vers 9)

Das heißt, Gott bewahrte die Offenbarung vor Veränderung und Ersatz, bis sie zu SEINEN anbetend Dienenden gelangte. Der Engel, der ihr Sachwalter ist, lehnt sich in dem, was ihm aufget-ragen ist, nicht gegen Gott auf. Er gehört zu denen, über die Gott sagt:
„...Sie lehnen sich gegen Gott nicht auf in dem, was ER ihnen befiehlt, und tun, was ihnen geheißen.“       (Qurʾān, Surah 66, Vers 6)

Zu wem die Offenbarung herabkam und wer mit ihrer Übermit-tlung beauftragt war, das sind die Propheten und Gesandten – Menschen, die Gott vor den übrigen IHN anbetend Dienenden durch einwandfreien Charakter und gute Eigenschaften, durch SEINEN Schutz vor dem Fall auf die untersten Stufen der Leiden-schaft und Wege des Satans aus-zeichnete. Und ER bewahrte sie vor Fehlern. So brachten sie SEIN Treu-handgut vollkommen zu den Menschen und lehrten sie SEINE Offenbarung in wahrhafter und zuverlässiger Weise. Somit hat Gott an ihnen Wohlgefallen, und sie sind mit IHM auch zufrieden. Und Gott weiß am besten, wem ER SEINE Botschaft anvertraut, denn ER weiß um alle Dinge.

*    *     *








19. STELLUNG JEDES GESANDTEN         GEGENÜBER DEM, WAS IHM
AN BOTSCHAFTEN VORANGING

Gott erschuf den Menschen in schönstem Ebenmaß. Auch zei-chnete ER diesen vor allen übrigen Geschöpfen mit der Denk-fähigkeit aus, das heißt, Gott gab dem Menschen Vernunft, mittels derer dieser über das reflektiert, was sich um ihn herum befindet. Zur Natur der Vernunft, durch die er das Verstehen der ihn umge-benden Dinge und deren Unterordnung zu seinem Vorteil und deren Nutzbarmachung versucht, gehört, dass ihn diese gedankli-che Dynamik in dem, was ihn umgibt, zum Erlangen der Quelle der Schöpfung führt und ihn sein Forschen zur Akzeptanz leitet, dass es einen Schöpfer gibt, DER all diese Geschöpfe beherrscht. Aber die Vernunft mit ihrer bekannten Untauglichkeit und Mangelhaftig-keit erreicht dieses Ergebnis auf gar keinen Fall. Somit sandte Gott jemanden, der den Menschen auf den geraden Weg führt, und wählte Menschen von SEINEN anbetend Dienenden aus, damit diese SEINE Offenbarung jenem Menschen überbringt, dessen  gedankliche Fähigkeit zum Erlangen der Wahrheit untauglich war. Die Aufgabe der Gesandten bestand also in der Darlegung des Eins-Seins Gottes und in der Übermittlung der Regeln der Religion und deren Bestimmungen sowie der Gesetze und Empfehlungen Gottes an die Menschen, damit diese einen Weg beschreiten, der sie zum Glück im Diesseits und zum Erfolg im Jenseits führt.

Da nun das Leben eines jeden Gesandten zeitlich begrenzt ist, erfordern es die Umstände, dass die Treuhandschaft jedes Gesand-ten Menschen übernehmen, die sich dieser Arbeit widmen. So war also ihre Aufgabe das Übermitteln dessen, was einem Gesandten geoffenbart worden war, an folgende Generationen sowie diese die Offenbarung zu lehren und sie ihnen zu erklären, ihnen darzulegen, was ihnen an der Offenbarung unklar war und zu kommentieren, was die jeweiligen Um-stände an Interpretation erforderlich machen. Dabei handelt es sich um diejenigen, denen man den Terminus technicus „Theologen“ zugelegt hat. Das sind also jene, die ihr Leben dem Dienst der Botschaft und deren Bewahrung vor Verlust, Veränderung oder Verzerrung widmen.

Allerdings blieb diese Gruppe nicht von den Sitten der Zeit und den Umwälzungen der Epochen verschont. Auch entging diese Gruppe nicht den Verschwörungen der Abweichler und Irreführun-gen der Betrüger. Dann schlichen sich in deren Reihen Menschen ein, die die Kutte der Religion trugen und sich das Gewand der Wahrsagerei anzogen, aber sie waren die von der Šarīʿa Gottes am entferntesten Menschen. Ja, sie waren sogar für sie die schlimms-ten Demolierer, am schädlichsten für deren Lehre und am entfern-testen vom Geist der Gesetzgebung und vom Sinne der Botschaft. Sie begannen also deren Gewand zu wechseln, deren Gesicht zu verunstalten und deren ursprüngliche Wesenszüge auszulöschen, bald durch Veränderung und Entstellung, bald durch abwegige Interpretation deren Wortlauts und deren Sinn. Dabei halfen ihnen der weite zeitliche Abstand, in dem die Offenbarung zum Gesand-ten herabkam, die Verschwörung der Vertreter des Bösen gegen die Religion, das Sich-Stürzen der breiten Masse auf Begierden und Vergnügungen sowie die Zunahme der Zahl derer, die sich von der Religion abwandten und sie nicht anerkennen wollten. All das machte die Religion fremd in der Gesellschaft und veranlasste diejenigen, die an der Re-ligion festhielten, sich vor den Augen der Menschen zu verbergen, da diese an der Religion Festhaltenden die Fremdheit fühlten. So bemäch-tigte sich ihrer die Verzweiflung und sie vermuteten, dass die Welt ganz nahe vor dem Untergang stehe und die Hoffnung auf deren Wiederherstellung in sehr weite Ferne gerückt sei. Nur deshalb wollte nun Gott einen Gesandten schicken um SEINE Botschaft zu erneuern und auszulöschen, was diese an Irreführungen durch die Abweichler unter den Theologen und die Verschwörer gegen die Moral unter den Materialisten und Vertretern weltlicher Interessen befallen hatte.
Da nun also die Angelegenheit diesen Punkt erreicht hatte, schi-ckte Gott einen Gesandten, damit dieser den Menschen richtig stelle, was verdreht worden war, und ihnen erkläre, was ihnen an Interpretation unklar war, und er ihnen das Richtige in dem darle-ge, worin sie Mei-nungsverschiedenheiten hatten. So war die Bot-schaft eines jeden Gesandten eine Korrektur der Fehler, die nach dem Tode des ihm vorangegangenen Gesandten in der Gesellschaft aufgetaucht waren. Deshalb war die Stellung jedes Gesandten gegenüber dem, was vor ihm war, die Wiederholung der Übermitt-lung der vor ihm herabgesandten Offenba-rung an die Menschen. Denn alle Botschaften sind nur eine. Gott, der Erhabene, sagt:
„Fürwahr, WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geoffen-bart haben sowie den Propheten nach ihm und WIR haben Abra-ham geoffen-bart und Ismail und Isaak und Jakob und den Pro-pheten aus Jakob Geschlecht wie Jesus und Hiob und Jonas und Aaron und Salomo, und WIR gaben David den Psalter.“
                                                  (Qurʾān, Surah 4, Vers 163)

Und ER sagt auch:

„ER gab euch als Religion, wozu ER Noah verpflichtete und was WIR dir offenbarten und wozu WIR Abraham verpflichteten und Moses und Jesus, nämlich: Etabliert die Religion und zersplittert euch nicht in ihr!...“        (Qurʾān, Surah 42, Vers 13)

So war das, was den Gesandten geoffenbart wurde, eins und das, was als Gesetz gegeben wurde, sollte von ihnen entsprechend etabliert werden.

Somit war die Stellung jedes Gesandten gegenüber dem, was vor ihm war, die Bestätigung der früheren Botschaft und eine Erneuerung dessen, was herabgesandt worden war, sowie die Korrektur der Fehler, in die die Anhänger nach dem Tode des in diesem Leben jeweils vorangegangenen Gesandten, gefallen waren. Deshalb forderte jeder Gesandte seine Anhänger auf an die Botschaft dessen, der vor ihm war, zu glauben, da sie ja auch seine Botschaft ist. Wer an sie indes nicht glaubt, wird nicht zu den Gläubigen gerechnet. Wer also auch nur einen der vorangegange-nen Gesandten ableugnet, ist ein Islam-Leugner. Denn der Glaube an die vorangegangenen Gesandten ist eine Hauptsäule der Säulen des Glaubens. Gott, der Erhabene, sagt:

Der Gesandte glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn herabgesandt ward – und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten. „Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von SEINEN Gesan-dten.“                   (Qurʾān, Surah 2, Vers 285)

Wer mithin zur Religion eines Gesandten gehört und es kommt zu ihm eine weitere, dann muss er auch an diese glauben. Ähnli-ches gilt auch für jemanden, der an einen Gesandten glaubt: Er ist verpflichtet auch an alle diesem vorangegangenen Gesandten zu glauben. Der Jude etwa, zu dem der Messias (Friede sei mit ihm!) kommt, muss an diesen glauben. Glaubt er nicht an ihn, dann ist er ein Leugner des Christentums. Und der Christ, zu dem Muhammad (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) kommt, ist mit dem Glauben an Muhammad beauftragt. Glaubt er nicht an ihn, ist er ein Islam-Leugner. Ebenso müssen die Christen, die es vor der Prophetenschaft Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) gab, an jeden ihnen vorangegangenen Propheten glauben. Wenn einer der Christen auch nur einen Gesandten leugnet, ist er ein Religionsleugner.

Ebenso ist der Muslim mit dem Glauben an alle vorangegange-nen Gesandten beauftragt, die im ehrwürdigen Qurʾān erwähnt werden. Wer auch nur einen von ihnen leugnet, ist nicht Muslim.

Gott, der Erhabene, sagt:

„O ihr, die ihr glauben! Glaubt an Gott und SEINEN Gesandten und das BUCH, das ER auf SEINEN Gesandten hinabkommen ließ, und das BUCH, das ER zuvor hinabsandte! Wer Gott leugnet und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten und den Jüngsten Tag, dessen Fehlgehen ist ja bereits sehr weit gegan-gen.“                     (Qurʾān, Surah 4, Vers 136)

Wies aber der Gesandte zurück, was in den Händen der Menschen an Resten der zu den früheren Gesandten herabgeschi-ckten Offenbarung geblieben war, ist dies keine Leugnung dessen, der ihm vorangegangen war. Es ist vielmehr eine Erklärung für die Menschen, dass mit dem, woran diese festhalten, nicht ein Gesan-dter kam, sondern dass es sich um eine Verzerrung der von Gott an SEINE Gesandten herabgeschickten Offenbarung handelt sowie um ein entstelltes Bild der Botschaft, die die früheren Gesandten hinterlassen hatten. Die Aufgabe des Gesandten bestand im Richti-gstellen dessen, was abgeändert worden war, im Begradigen des-sen, was verbogen worden war, im Erklären dessen,  worüber die Menschen nach dem Tode ihrer jeweiligen Gesandten ver-schie-dener Meinung waren, sowie im Benachrichtigen dieser Menschen vom Original der Botschaft, wie sie den Gesandten Gottes herab-gesandt worden war, und von der Offenbarung Gottes, wie Gott sie ihnen übermittelt hatte, damit sie die Menschen lehren und sie auf den geraden Weg führen. Gott, der Erhabene, sagt:

„O Leute des BUCHes! Zu euch ist schon UNSER Gesandter gekommen, der euch vieles darlegt, was ihr vom Buch zu verber-gen pflegtet, und vieles verzeiht. Zu euch ist schon von Gott ein Licht gekommen und ein deutliches Buch, womit Gott auf Wege desHeils rechtleitet, wer SEIN Wohlgefallen beachtet, und ER führt sie heraus aus den Finsternissen zum Licht mit SEINER Erlaubnis und ER leitet sie recht auf einen geraden Weg.“
                                            (Qurʾān, Surah 5, Verse 15-16)

Und ER sagt auch:

„...Und WIR sandten zu dir herab das BUCH mit der Wahrheit das bestätigend, was vor ihm im BUCH war...“        
                                             (Qurʾān, Surah 5, Vers 48)

So bestätigt der ehrwürdige Qurʾān, was ihm an Offenbarungs-schriften vorangegangen war. Das heißt, er erkennt an, dass es sich bei ihnen um eine himmlische Offenbarung von Gott handelt und um SEIN Gesetz, dem Folge zu leisten ist. Die dem Tode der Gesandten folgen-den Generationen veränderten und verfälschten diese Bücher jedoch, und so schickte Gott Gesandte zu deren Richtigstellung. Nähmen wir einmal an, die früheren Botschaften wären nicht entstellt worden, dann fänden wir eine Übereinstim-mung zwischen dem, was in den Händen der Anhänger der voran-gegangenen Gesandten war, und dem ehrwürdigen Qurʾān, und vielleicht – immer noch vorausgesetzt – wäre dann der Qurʾān überhaupt nicht herabgesandt worden, da es ja gar keine Veranlas-sung zu seiner Offenbarung gegeben hätte. Deshalb ist die Bot-schaft Muhammads (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) auch die letzte der Botschaften, denn Gott bewahrt sie vor Verfälschu-ng und Veränderung. So sagt der Erhabene:

„Fürwahr WIR, WIR haben die Ermahnung hinabgesandt und fürwahr, WIR sind die sie Bewahrenden.“
                                            (Qurʾān, Surah 15, Vers 9)

Somit gibt es keinen Bedarf mehr am Schicken eines Gesandten nach Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), denn was Gott uns übermitteln will, liegt uns noch so vor, wie es Muha-mmad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) herabgesandt wurde. Keine Entstellung wurde darin eingearbeitet und keine Veränderung wurde daran vorgenommen.

Somit macht all dies klar, dass jeder Gesandte die Botschaft dessen übernahm, der ihm vorangegangen war, und an das glaubte, was jenem an Lehren und Bestimmungen herabgesandt worden war, und dass der Glaube an den, der vor ihm als Gesandter kam, eine Grundbedingung in seinen Lehren darstellt, zu denen er einla-dend aufruft. Ferner fordert er die Menschen zu deren Anerken-nung und Anwendung in ihrem Leben auf. Was aber nach Wider-spruch aussieht zwischen dem, was ihm herabgesandt wurde, und dem, was sich an religiösen Lehren in den Händen der Menschen befindet, so ist das darauf zurückzuführen, dass die Menschen die Botschaft der früheren Gesandten verfälschten und veränderten. Deshalb ruft er die Menschen zum Glauben an das auf, was ihm herabgesandt wurde, zumal das eine Richtigstellung dessen ist, was sich an religiösen Bestimmungen in ihren Händen befindet und an Gesetzgebungen, von denen die Menschen behaupten, dass sie von Gott seien. Sie sind aber nichts anderes als eine Verfälschung der Himmelsbotschaften. In den Worten Gottes steht darüber folgende Nachricht:

„Unter denen, die Juden sind, gibt es solche, die Wörter von deren richtigen Stelle verdrehen, und sie sagen: „Wir haben gehört und wir haben uns auflehnend nicht gehorcht.“ Und „Höre ohne zu hören!“ und „Scheu uns!“ (Rāʿinā Ein Verdrehen durch ihre Zungen und ein Schmähen der Religion...“
                                (Qurʾā, Surah 4, Vers 46)

Und auch in SEINEN Worten:

„Aber wehe jenen, die das BUCH mit ihren Händen schreien und dann sagen „Dies ist von Gott.“, damit sie dafür einen winzigen Preis er-kaufen....“
                                                (Qurʾān, Surah,2,Vers 79)

Ferner in SEINEN Worten:
„Fürwahr, zu ihnen gehört eine Gruppe, die verdreht das BUCH mit ihren Zungen, damit ihr es für zum BUCH gehörend haltet, während es nicht zum BUCH gehört. Und sie sagen: „Es ist von Gott!“ Und es ist nicht von Gott. Und sie sprechen gegen Gott eine Lüge aus, wobei sie wissen.“
                                                      (Qurʾān, Surah 3, Vers 78)
20. Die HEILIGEN BÜCHER UND WIE SIE ZUUNS GELANGEN

Gott schickte den Menschen SEINE Gesandten, damit diese ihnen die Botschaften ihres Herrn übermitteln und sie SEINE Šarīʿah und Rechtsbestimmungen lehren sowie ihnen den Weg der Rechtleitung darlegen und diesem Weg zu folgen sie anweisen sowie sie auffordern die Wege des Fehl-gehens zu vermeiden. Der ehrwürdige Koran berichtet viel über die Geschichten jener Gesandten mit ihren Völkern. Er informiert uns aber nicht über alles, was mit den Botschaften Gottes an die Menschen zusammenhängt. Gott, der Erhabene, sagt:

„WIR schickten Gesandte schon vor dir; zu ihnen gehören einige, von denen WIR dir berichteten, und zu ihnen gehören einige, von denen WIR dir nicht berichteten...“
                                          (Qurʾān, Surah 40, Vers 78)

Zu den Erfordernissen eines jeden Gesandten gehört, dass zu ihm die Offenbarung herabgesandt wird, die alle Lehren enthält, die seinen Mitbürgern zu übermitteln er beauftragt ist. Damit diese nach seinem Tod nicht verloren ging, zeichnete jeder Gesandte bereits auf, was ihm an Offenbarung herab-gesandt worden war, damit das eine Instanz für den aus den ihm folgenden Generationen sei und die Hauptquelle ihrer Rechtsbestimmungen und Gesetze werde. Das wurde als „Heilige Schrift“ bezeichnet. Der ehrwürdige Qurʾān berichtet uns aber nur von vier Büchern von den früheren Büchern, wie etwa die in den Worten des Erhabenen erwähnten „Şuḥuf“ (=Blätter) Abrahams:

„Fürwahr, all dies ist gewiss auf den ersten Schriftblät-tern, den Schrift-blättern von Abraham und Moses.“
                                         (Qurʾān, Surah 87, Verse 18-19)

Auch über die Thora von Moses berichtet der ehrwürdige Qurʾān, und zwar in den Worten des Erhabenen:

„Fürwahr, WIR haben die Thora herabgesandt, darin ist Rechtleitung und Licht,...“            (Qurʾān, Surah 5, Vers 44)

Und über den Psalter des David steht im brillanten Buch Gottes:

„...und WIR gaben David den Psalter.“        
                                            (Qurʾān, Surah 4, Vers 163)

Und über das Evangelium Jesu berichtet der ehrwürdige Qurʾān mit den Worten:

„Und WIR ließen auf ihren Spuren Jesus folgen, den Sohn der Maria, das bestätigend, was vor ihm in der Thora war; und WIR gaben ihm das Evangelium, darinnen Rechtleitung und Licht...“                 (Qurʾān, Surah 5, Vers 46)

Das letzte, was an Offenbarung Gottes für SEINE anbete-nd Dienenden herabkam, ist der ehrwürdige Qurʾān. Gott, der Erhabene, sagt:

„Fürwahr, dieser Koran leitet recht zu dem, was am angemessensten ist, und verheißt den Gläubigen, die recht-schaffene Werke verrichten, dass für sie große Vergeltung ist und dass WIR für diejenigen, die nicht an das Jenseits glau-ben,  schmerzliche Pein vorbereitet haben.“  
                                                (Qurʾān, Surah 17, Verse 9-10)

Die Originale der heiligen Bücher, die vor dem ehrwürdi-gen Qurʾān herabgesandt wurden, sind freilich verloren gega-ngen; die Menschen haben ihre Lehren mündlich überliefert, das heißt deren Weitergabe an die nachfolgenden Generatio-nen geschah auf dem Weg des Hörens. Dies ist eine Angele-genheit, die die Türen weit öffnet für das Eindringen von Gedanken in jene Lehren, die mit der Offenbarung nicht in Verbindung stehen, und für das Vermischen der den Himme-lsbotschaften fremden Lehren mit der Offenbarung Gottes. Dieses Überliefern von Richtigem und Fremdem setzte sich fort und wurde von Generation zu Generation weitergegeben bis zu einem weit späteren Zeitalter als dem Zeitalter, in dem die Offenbarung den Gesandten herabgesandt worden war. Diese wurde dann mit dem, was ihr an Verfälschungen und Veränderungen anhaftete, aufgezeichnet. Wenn wir einen Blick auf das werfen, was uns heute an heiligen Büchern vor-liegt, finden wir, dass sie sich nur noch auf zwei Bücher beschränken, und zwar auf das Alte Testament und das Neue Testament.

Zum Alten Testament gehören die fünf Bücher Mose, und zwar Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri und Deuteronomi-um. Sie sind auch unter dem Namen Thora bekannt. Ihnen wurden noch weitere Bücher hinzugefügt, bis die Gesamtzahl der Bücher im Alten Testament 39 erreichte, abgesehen von einigen Büchern, hinsichtlich deren Zu-schreibung zu dieser Heiligen Schrift es Meinungsverschiedenheiten gibt. Viele Religionsgelehrte schrieben über die Überliefererketten beim Alten Testament. Sie erwähnten Differenzen der Texte, deren Widersprüchlichkeit und den Verlust der Originalexemplare.

Da die Zeit dieser Erörterung für die Erklärung dieses komplizierten Themas zu knapp ist, werden wir uns mit dem begnügen, was Edmund Jakob sagte, als dieser in seinen For-schungen darauf hinwies, dass es zu Beginn der Aufzeichnung dieser Bücher nicht nur einen einzigen Text gab, sondern eine ganze Anzahl von Texten. Im dritten vorchristlichen Jahrhun-dert gab es mindestens drei Niederschriften des hebräischen Textes der Thora. Dann erschien im ersten vorchristlichen Jahrhundert eine Tendenz zum Niederschreiben eines einzigen Textes. Die Aufzeichnung des Textes der Heiligen Schrift wurde allerdings erst im ersten nachchristlichen Jahrhundert vollendet. Dann fügt Jakob hinzu, dass die Aufzeichnung des ältesten jetzt vorhandenen hebräischen Textes zurückdatiert auf das neunte nachchristliche Jahrhundert.[2]

Dies belegt, dass die Überliefererketten für das, was im Alten Testament steht, nicht ununterbrochen sind. Man kann dies mithin nicht als schlagenden Beweis dafür betrachten, dass das Alte Testament die Offenbarung von Gott, dem Hocherhabenen, darstellt. Der gleiche Fall gilt für das Evan-gelium, denn wir gelangen zu nichts von dem, was Gott Jesus (Friede sei mit ihm!) geoffenbart hat. Was sich heute in unseren Händen befindet, ist das Ausdrücken der Standpunkte derjenigen, die sich mit dem Aufschreiben der im Zusammen-hang mit Jesus  geschehe-nen Ereignisse befassten. Die Niederschrift dessen wurde erst zu einer späteren Zeit nach dem Leben Jesu (Friede sei mit ihm!) abgeschlossen. Maurice Bucaille hat sich darüber geäußert, indem er sagte: „Das Eva-ngelium, das erst später kanonisch wurde, kennen wir ledig-lich aus einer späteren Zeit, wenn auch dessen genaue Fest-legung zu Beginn des zweiten Jahrhunderts abgeschlossen war. Entsprechend der ökume-nischen Übersetzung begann die Erwähnung der in diesem Evangelium stehenden Über-lieferungen etwa in der Mitte des zweiten Jahrhunderts. Aber die Kenntnis dessen, ob diese Zitate nach Rückgriff auf die geschriebenen Texte erfolgten oder ob sie – das heißt die Schreiber – sich auf die Erwähnung von Teilen des mündli-chen Erbes unter Abstützung auf Erinnerungen beschränkten, ist ziemlich schwierig.“[3]
Hinzu kommt, dass viele Schreiber das Evangelium nieder-schrieben. Ihre Anzahl übersteigt einhundert. Die Kirche erka-nnte indes nur vier an, als da sind Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die Kritiker erwähnen, dass Markus und Lukas nicht zu den Jüngern Jesu (Friede sei mit ihm) gehörten. Sie bezweifeln ferner die Zurückführung der beiden anderen Evangelien auf Matthäus und Johannes. Unter anderem sagen die Kritiker, nachdem sie die sich zur Zeit in unseren Händen befindlichen Texte der Evangelien untersucht haben, dass ihre Untersuchungen sie dazu geführt haben, dass sie nicht hunde-rtprozentig davon überzeugt seien, dass sie in diesen Evange-lien die Worte des Herrn Jesus Christus lesen. Es sei auch falsch zu glauben, dass die Evangelien unmittelbar nach deren Niederschrift die grundlegenden heiligen Bücher für die Chri-sten darstellten und dass man sich völlig auf sie bei der Erk-lärung der Botschaft des Messias gestützt habe. Denn die Stärke lag zu jener Zeit nicht in diesen Texten, sondern im mündlichen Erbe, das die Reden des Messias und die Lehren der Jünger überlieferte. Die Evangelien wurden zum verlässli-chen Heranziehen erst nach dem Jahre 170 n. Chr. kanonisch.

Das ist der Fall des Evangeliums, und er unterscheidet sich in der Authentizität der Überliefererkette und deren ununter-brochenem Aufeinanderfolgen nicht vom Fall der Thora. Darüber hinaus hören wir nichts von der Existenz eines vorha-ndenen Textes der Blätter Abrahams und die Überlieferungen berichten uns nichts über den Psalter Davids – es sei denn, was in den Büchern des Alten Testaments unter dem Namen „die Psalmen Davids“ steht. Die Richtigkeit der Zurückfüh-rung des Psalters auf David unterscheidet sich nicht von der Richtigkeit der Zurückführung der Thora auf Moses (Friede sei mit ihm!). Dement-sprechend gibt es kein heiliges Buch unter den Büchern, die vor dem Islam herabgesandt wurden, auf das man sich verlassen könnte, denn die Überlieferungen enthalten ja Zweifel. So bleibt also nichts Authentisches außer dem ehrwürdigen Qurʾān, denn dessen Überlieferung unter-scheidet sich von der Überlieferung aller ihm vorangegange-nen Bücher. Es ist erwiesen, dass die Offenbarung unmittelbar nach dem Herabsenden zum Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) niedergeschrieben wurde. Wer von den Gefährten schreiben konnte, schrieb sie nieder – oder diejeni-gen, die der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) für deren Niederschreiben auswählte, von denen wir als Beispiele ʾAbū Bakr, ʿUmar, ʿUṯmān, ʿAlī, Az-Zubair, Muʿā-wijah Ibn ʾAbī Sufjān und Ḥanẓalah Ibn Ar-Rabʾʿ Al-Asadī erwähnen wollen. Sie alle gehören zu den Ausgewander-ten,(Von Mekka nach Medina) die niederzuschreiben pfleg-ten, was vom ehrwürdigen Koran herabgesandt wurde – ent-weder zur Zeit dessen Herabsendens während ihrer Anwesen-heit nach Diktat des Gesandten Gottes (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) oder später nach Diktat des Gesandten Gottes aus dessen Gedächtnis, falls dessen Herabsenden in deren Abwesenheit geschah. Diesen Schreibern der Ausgewa-nderten schlossen sich nach der Hiǧrah des Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) nach Medina die den Aus-gewanderten Helfenden, die sogenannten Anṣār an. Sie betei-ligten sich also mit ihnen am Aufzeichnen dessen, was dem Propheten (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) an Qurʾān-Texten in Medina herabgesandt wurde. Von ihnen erwähnen wir Ubaij Ibn Kaʿb und Zaid Ibn Ṯābit. Und es gibt noch andere, und die höchste in Überlieferungen erwähnte Anzahl der Schreiber des Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) beläuft sich auf 43 Schreiber.

Des Weiteren zeichnete sich die Mentalität der Araber durch Auswendiglernen von Texten aus. Denn sie waren dank ihrer Umstände darin geübt, da sie Gedichte auswendig zu lernen und sie mündlich zu überliefern pflegten. Das war ihnen beim Auswendiglernen der Texte des ehrwürdigen Qurʾān behilflich. Als folglich der Gesandte Gottes (Gott seg-ne ihn  und schenke ihm Heil!) gestorben war, war der ganze Qurʾān mit all seinen Buchstaben in den Herzen aufbewahrt und in der Form, in der er zum Gesandten Gottes (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) herabgesandt worden war, also ohne Hinzufügung, Weglassen, Änderung, Ersatz oder Entste-llung aufgezeichnet.
Nachdem der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schen-ke ihm Heil!) gestorben war, schuf Gott für den ehrwürdigen Qurʾān ein Mittel für dessen Bewahrung auf ewig. Es ist überliefert, dass ʾAbū Bakr (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!) Zaid Ibn Ṯābit mit dem Sammeln des ehrwürdigen Qurʾān beauftragte. Zaid sammelte ihn also aus den Herzen (gemeint: Kopf) der Männer und von dem, worauf er gesch-rieben war. Dann hinterlegte man das vollkommene Exemplar bei Abu Bakr, bis Gott ihn sterben ließ. Dieses Exemplar war dann bei ʿUmar für die Dauer dessen Lebens und danach bei Ḫafīah (möge Gott an ihn Wohlgefallen haben!). Dieses Handeln belegt die weitgehende Sorgfalt, die das Sammeln des ehrwürdigen Qurʾān zu Zeit ʾAbī Bakrs zu einem Trium-ph werden ließ. Zaid Ibn Thabit verfügte über Talent und Charakteristika, die sich in keinem anderen vereinten, wesha-lb er auch zu den Schreibern der Offenbarung und zu denen gehörte, die den ehrwürdigen Qurʾān auswendig konnten. Ferner war er bekannt für seine Ausgeglichenheit, Zuverläss-igkeit, ausgeprägte Frömmigkeit und seine Überlegenheit beim Schreiben. Auch seine Helfer bei dieser Arbeit gehörten hinsichtlich der Kenntnis und des Auswendiglernens des Qurʾān zu den Besten der Gefährten sowie zu den Gott am stärksten Fürchtenden und frommsten und rechtschaffensten Menschen.

Hieraus wird ersichtlich, dass der ehrwürdige Qurʾān das einzige heilige Buch ist, das von Veränderung oder Ersatz frei blieb. Gott, der Erhabene, sagt:

„Fürwahr WIR, WIR haben die Ermahnung hinabgesandt und fürwahr, WIR sind die sie Bewahrenden.“
                                         (Qurʾān, Surah 15, Vers 9)

Der ehrwürdige Qurʾān stellt also die richtige Quelle für die Offenbarung Gottes und SEINE Botschaft dar. Somit sollte jeder Mensch auf ihn zurückgreifen, zumal er sich durch ihn auf den Weg der Rechtleitung führen lassen und aus ihm die Gesetze und die Rechtsbestimmungen ableiten kann, die die Gesellschaft als eine Verfassung für sich nimmt. So schü-tzt der Qurʾān die Gesellschaft vor den Wechselfällen der Zeit und vor den Stürmen der fehlgehenden menschlichen Vorstel-lungen.


*  *  *

















     21. WÄCHTERSTELLUNG DES EHRWÜR-   DIGEN QURʾāN ÜBER DIE IHM VORAN-
    GEGANGEN HEILIGEN BÜCHER

In unserem bisher Gesagten legten wir dar, dass die ursprü-nglichen himmlischen Bücher, die vor dem ehrwürdigen Qurʾān herabgesandt wurden, verloren gingen. Was sich jetzt bei uns befindet, wurde erst zu späteren Zeiten als in denen niedergeschrieben, zu denen es an die Gesandten (Friede sei mit ihnen!) herabgeschickt wurde. Deshalb beinhalten die Texte dieser Bücher die Gedanken deren Verfasser und die religiösen Vorstellungen, die es zu den Zeiten der Niedersch-rift gab. Diese Ideen vermischten sich mit der Offenbarung, wobei die religiösen Denker außer Stande waren zwischen Offenbarung und Fremdem zu differenzieren. Es war sogar beinahe unmöglich zu entscheiden, ob dieser Text eine Offen-barung und jener menschliches Denken sei, das im Laufe der Epochen die Offenbarung erfasste.

Viele Religionsgelehrte und Forscher der Theologie besch-äftigten sich mit der Studie der dem ehrwürdigen Qurʾān vorangegangenen heiligen Bücher in historischer und metho-discher Hinsicht und sie gelangten durch ihre Forschungen dazu, dass diese Bücher nicht in toto Offenbarungen sind, da sie unzutreffende historische Informationen beinhalten und Moralen umfassen, die mit dem Geist der richtigen Offen-barung im Widerstreit stehen. Es ist auch ausgeschlossen, dass der Prophet etwas berichtet, das der Realität widerspricht, denn er empfing das von Gott, DER um alles weiß. Darüber hinaus ist es seitens der Vernunft abzulehnen, dass der Pro-phet den Menschen Vorschriften übermittelt, die mit dem Geist der Religion nicht harmonieren, oder Handlungen verri-chtet, die den religiösen Prinzipien widersprechen.
Deshalb teilt der ehrwürdige Qurʾān mit, dass diese Bücher ihre Beweiskraft verloren haben, da ja das Wahre sich mit dem Unwahren vermischte. So sagt Gott, der Erhabene:

„O Leute des BUCHes! Warum hüllt ihr das Wahre mit dem Unwahren ein und verbergt das Wahre und ihr wisst?“
                                                              (Qurʾān,  Surah 3, Vers 71)
Und ER sagt auch:

„Fürwahr, zu ihnen gehört gewiss eine Gruppe, die verdreht das BUCH mit ihren Zungen, damit ihr es für zum BUCH gehörend haltet, und es gehört nicht zum BUCH. Und sie sagen: „Es ist von Gott!“ Und es ist nicht von Gott. Und sie sprechen gegen Gott die Lüge aus und sie wissen.“
                                                      (Qurʾān, Surah 3, Vers 78)
ER sagt ferner:

„Doch ob ihres Brechens ihres Bundes haben WIR sie verflucht und machten ihre Herzen verhärtet. Sie verdrehen die Wörter von deren richtigen Stellen...“
                                                   (Qurʾān,  Surah 5, Vers 13)

Einige Leute behaupten indes, dass der ehrwürdige Qurʾān die Richtigkeit der Thora und des Evangeliums bezeuge und sie führen als Beweis für diese Behauptung die Worte des Erhabenen an:

„Alle Speise war den Kindern Israel erlaubt, außer was Israel sich selbst verboten hatte, bevor die Thora herabgesan-dt ward. Sprich: „So bringt die Thora und tragt sie vor, so ihr denn wahrhaft seid!“                  (Qurʾān,  Surah 3, Vers 93)

Und auch SEINE Worte:

„Wie wählen sie dich zum Schiedsrichter, und sie besitzen die Thora, darinnen Gotts Entscheidung?...“
                                         (Qurʾān,  Surah 5, Vers 43)

Ferner SEINE Worte:

„Und das Volk des Evangeliums soll gemäß dem richten, was Gott in ihm geoffenbart hat;...“
                                           (Qurʾān,  Surah 5, Vers 47)

Jene Leute sagen nun, diese Verse belegten doch, dass das, was in der Thora und im Evangelium stehe, wahrhaft und deren Befolgen obligatorisch sei.

Ihnen ist jedoch die Mitteilung des ehrwürdigen Qurʾān in mehreren Versen entfallen, dass in Thora und Evangelium bereits Entstellung und Veränderung Eingang gefunden haben. Um die scheinbare Unklarheit darzulegen zwischen diesen Versen, die zur Durchführung der Vorschriften der Thora und des Evangeliums aufrufen, und den Versen, die darüber berichten, dass beide durch Rätselhaftigkeiten entste-llt sind, sagen wir das Folgende:

Es gibt gar keinen Zweifel, dass schon durch schlagenden Beweis feststeht, dass diese beiden heiligen Bücher Entstellu-ng befallen hat – wie dies der Qurʾān mitteilt. Das bedeutet indes nicht, dass alles in beiden von A bis Z entstellt sei, und so soll man keinesfalls sagen. Vielmehr vermischte sich das Entstellte mit dem Richtigen, wobei das Differenzieren zwi-schen beidem schwierig wurde. Berichtet der ehrwürdige Qurʾān, dass sie entstellt sind, hat er Recht, da wir klare und entschiedene Beweise für diese Entstellung sehen. Der Qurʾān weist in einigen seiner Verse darauf hin, dass in beiden Recht-leitung und Licht ist und die Juden und die Christen an das, was in beiden an Entscheidungen ist, gebunden sind und in die Praxis umsetzen müssen, was es in beiden an Gotts Rechtsbestimmungen gibt. Der Qurʾān meint damit ergo all die Absätze, die durch keine Entstellung betroffen oder durch Veränderung respektive Vertauschen erfasst wurden.

Da die Unterscheidung zwischen den beiden Arten schwie-rig ist – das  heißt, das Feststellen des Entstellten und des Nicht-Entstellten übersteigt die Kraft des Menschen, wie her-vorragend auch immer dessen Fähigkeit auf dem Gebiet der religiösen Wissenschaften sein mag –, wurde dabei der Bezug auf eine Quelle notwendig, bei der sich keinerlei Zweifel erhebt und die über einen gewissen Rang verfügt, was es ihr wiederum ermöglicht dieses Werk ohne auch nur den gering-sten Zweifel durchzuführen. Und dies wird nur durch den ehrwürdigen Qurʾān verwirklicht, denn er ist die Offenbarung Gotts, die frei ist von Entstellung und Veränderung.

Dementsprechend ist das, was dem ehrwürdigen Qurʾān an Textstellen der Thora und des Evangeliums entspricht, authe-ntisch. In das, was sich indes als abweichend von dem erwei-st, was im ehrwürdigen Qurʾān steht, haben sich Entstellungen eingeschlichen. Das bedeutet, der ehrwürdige Qurʾān gilt als einer Quelle gleichwertig, durch die Thora und Evangelium überprüft werden um sowohl das Authentische als auch das Entstellte in beiden darzulegen.

Und das ist der Sinn der Wächterstellung des ehrwürdigen Qurʾān über die ihm vorangegangenen heiligen Bücher. Dies ist so, weil die Botschaft Gotts in allen Epochen und zu allen Zeiten eine einzige ist.

Steht etwas im Qurʾān und findet man nichts, was dem in der Thora oder im Evangelium entspricht, bedeutet dies, es wurde weggelassen oder unberücksichtigt gelassen und somit in deren beiden Texten nicht erwähnt.

Stellt man etwas im Qurʾān fest, das dem widerspricht, was in der Thora und im Evangelium steht, bedeutet dies, dass das, was in beiden steht, entstellt und vertauscht wurde. Der ehrwürdige Qurʾān weist darauf durch die Worte des Erha-benen hin:

„Und WIR sandten zu dir herab das BUCH mit der Wahrheit das bestätigend, was vor ihm im BUCHe war und als Wächter darüber. So richte zwischen ihnen nach dem, was Gott herabgesandt hat und folge nicht ihren Anliegen – weg von dem, was zu dir von der Wahrheit kam...“
                                                (Qurʾān, Surah 5, Vers 48)

Das bedeutet, WIR sandten dir den ehrwürdigen Qurʾān herab das bestätigend, was diesem an heiligen Büchern voran-gegangenen war, als da sind die Thora und das Evangelium, und als Wächter über beide. Das heißt, der Qurʾān ist der Wächter, Kontrollierende und Beweiskräftige, wobei das in ihm Stehende das entscheidende Kriterium darstellt, falls es in der Thora oder im Evangelium etwas gibt, das ihm wider-spricht.

Deshalb, o Muhammad, richte zwischen den Leuten des BUCHes mit dem, was zu dir herabkam, nämlich mit dem Qurʾān, und folge nicht den Anliegen der Leute des BUCHes, nämlich das, was sie der Thora und dem Evangelium zusch-reiben, denn es unterscheidet sich von dem, was die Offen-barung im Qurʾān an Wahrem und Richtigem herabsandte! Dementsprechend soll allein der Qurʾān die erste Stütze bei der Aufsicht und Wächterstellung über diese beiden Bücher und soll allein er die Quelle der Beurteilung sein. Denn was er aussagt, ist eine Offenbarung Gotts, die keine Veränderung oder Vertauschung erfasste. Im Qurʾān vermischte sich somit die Offenbarung des Himmels nicht mit den Gedanken auf Erden.
Die Wächterstellung des ehrwürdigen Qurʾān über die heiligen Bücher geht darauf zurück, dass der Qurʾān die einzi-ge Quelle der Offenbarung ist, die frei ist von Entstellung, Veränderung oder Vertauschung. Auf diese Weise stellt er die Autorität für all das, was sich in den Händen der jüdischen und christlichen Theologen befindet, dar. Er stellt richtig, was entstellt wurde, und befindet über die Differenzen unter ihnen. Denn er repräsentiert die richtige Botschaft Gotts. Seine Stelle unter den vorangegangenen Büchern ist also die eines Beoba-chters und es ist die Stelle einer Quelle, die richtig stellt, was sich in den Händen der Menschen an himmlischen Büchern befindet, von denen gesagt wird, dass sie von Gott seien. Der Qurʾān ist also das entscheidende Kriterium in allen Fragen, über die die Leute des BUCHes Meinungsverschiedenheiten haben. Deshalb sagt Gott, der Erhabene:

„O Leute des BUCHes! Zu euch ist bereits UNSER Gesan-dter gekommen, der euch vieles darlegt, was ihr vom Buch zu verbergen pflegtet, und vieles verzeiht. Zu euch ist schon von Gott ein Licht gekommen und ein deutliches Buch, womit Gott auf Wege des Friedens rechtleitet, wer SEIN Wohlgefallen beachtet, und ER führt sie heraus aus den Finsternissen zum Licht mit SEINER Erlaubnis und ER leitet sie recht auf einen geraden Weg.“                   (Qurʾān,  Surah 5, Verse 15-16)

Kurz gesagt: Den dem ehrwürdigen Qurʾān vorangegange-nen himmlischen Büchern wurden Entstellungen und Verän-derungen zugefügt. Die Theologen haben untereinander ver-schiedene Meinungen über die heiligen Texte und über das, was sie an Urteilen und Rechtsbestimmungen belegen. Der einzige Ausweg aus diesem Konflikt bestand darin, dass Gott einen Gesandten schickte und zu diesem eine Offenbarung herabsandte, damit dieser den Leuten das erkläre, was entstellt wurde, sowie ihnen das richtige Urteil zu dem, über was sie unterschiedlicher Meinung sind, darlege. Das war der ehrwür-dige Qurʾān und er wurde zu einem Wächter über die ihm vorangegangenen heiligen Bücher, will sagen, er stellt sie richtig und erklärt den Menschen, was in ihnen entstellt und vertauscht wurde. Somit wurde er zur höchsten Macht über alle anderen heiligen Bücher, indem er sie durch Richtigstel-lung und Erklärung überwacht und die Menschen zu dem rechtleitet, in dem deren Wohlergehen und Erfolg liegen. Gott, der Erhabene, sagt:

„Fürwahr, dieser Qurʾān berichtet den Kindern Israel das meiste von dem, worüber sie uneins sind. Und fürwahr, er ist gewiss eine Rechtleitung und eine Barmherzigkeit für die Gläubigen. Fürwahr, dein Herr entscheidet unter ihnen mit SEINER Urteilskraft. Und ER ist der Allmächtige, der Allwis-sende.“                (Qurʾān,  Surah 27, Verse 76-78)



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       22. STELLUNG DES ISLAM UNTER DEN    VORANGEGANGENEN GLAUBENS-LEHREN UND DEREN ANHÄNGERN

Die Weisheit Gotts, des Hocherhabenen, bedingte es, dass zu jedem Volk ein Gesandter geschickt wurde, damit dieser ihnen SEINE Offenbarung übermittle, ihnen befehle IHM zu gehorchen und sie davor warne, dass sie sich gegen IHN auf-lehnen. Also war die Botschaft eines jeden Gesandten speziell für die Angehörigen dessen Volkes. Gott, der Erhabene, sagt:

„Und zu den Ad deren Bruder Hud...“          
                                                (Qurʾān,  Surah 7, Vers 65)

„Und zu den Thamud deren Bruder Salih...“ 
                                                 (Qurʾān,  Surah 7, Vers 73)

„Und nach Midian deren Bruder Schuaib...“
                                                  (Qurʾān,  Surah 7, Vers 85)

Und ER sagt ferner:

„Und WIR sandten schon Moses mit UNSEREN Zeichen: „Führe dein Volk aus den Finsternissen zum Licht hinaus und gemahne sie an die Tage Gotts!“
                                                   (Qurʾān,  Surah 14, Vers 5)

Und außerdem sagt ER:

„Und da Jesus, der Sohn der Maria, sprach: „O ihr Kinder Israel! Ich bin fürwahr Gotts Gesandter an euch,...“
                                                    (Qurʾān,  Surah 61, Vers 6)

Bis das Siegel, also der letzte der Gesandten, Muammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) kam. Seine Botschaft ist allgemein für alle Menschen. Gott, der Erhabene, sagt:

„Und WIR sandten dich der gesamten Menschheit nur als einen Überbringer froher Botschaft und als Warner;...“
                                                 (Qurʾān, Surah 34, Vers 28)
Der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) sagt: „Fünferlei wurde mir gegeben, was absolut niemandem vor mir gege-ben wurde." Er nannte von diesen fünf Dingen, dass jeder Gesandte lediglich zu seinem Volk gesandt worden war, er aber zu den Menschen insgesamt gesandt wurde.

Deshalb richtete Gott SEINEN Ruf im ehrwürdigen Qurʾān an die Menschen insgesamt. So sagt ER:

„Sprich: „O ihr Menschen! Ich bin fürwahr euch allen der Gesandte Gotts, DESSEN die Herrschaft der Himmel und der Erde ist. Es gibt keine Gottheit außer IHM. ER erweckt zum Leben und ER lässt ster-ben. Glaubt also an Gott und SEINEN Gesandten, den ungelehrten Propheten, der an Gott glaubt und an SEINE Worte, und folgt IHM! Vielleicht lasst ihr euch ja rechtleiten.“         (Qurʾān,  Surah 7, Vers 158)

Und ER sagt auch:

„O ihr Menschen! Zu euch gekommen ist bereits der Gesa-ndte mit der Wahrheit von eurem Herrn. Glaubt also zu eurem Guten! Und wenn ihr den Islam leugnet, so ist fürwahr Gotts, was in den Himmeln und auf Erden! Und Gott ist allwissend, allweise.“                                  (Qurʾān,  Surah 4, Vers 170)

Also ist jeder Mensch, dem der Aufruf übermittelt wurde, zum Glauben verpflichtet, ansonsten ist er einer der Islam-Leugner.

Das Erste, an was man glauben muss, ist das Eins-Sein Gotts, des Hocherhabenen. Dies ist die Grundlage aller Bot-schaften, denn jeder Prophet rief sein Volk zum Glauben an Gott, den Eins-Seienden, DER keinen Partner hat, auf. Gott, der Erhabene, sagt:

„Oder wart ihr Augenzeugen, als Jakob der Tod nahte? Da er zu seinen Söhnen sprach: „Was werdet ihr nach mir anbeten?“ Sie sprachen: „Anbeten werden wir deine Gottheit und die Gottheit deiner Väter Abraham und Ismail und Isaak, eine einzige Gottheit, und ihr sind wir ergeben.“
                                                      (Qurʾān,  Surah 2, Vers 133)
Und ER sagt auch:

„...Und sie wurden zu nichts angewiesen, außer dass sie einer Eins-Seienden Gottheit anbetend dienen. Es gibt keine Gottheit außer IHM. Der Lobpreis der Erhabenheit über das, was sie beigesellen, ist SEIN.“        (Qurʾān, Surah 9, Vers 31)

Die Lehre vom Eins-Sein Gotts ist mithin der Ursprung des Glaubens. Wer also Gott eine andere Gottheit beigesellt oder die Existenz Gotts verleugnet, der ist Polytheist oder Atheist.

Die zweite Säule der Säulen des Islam ist das Anerkennen, dass Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) der Gesandte Gotts ist. Dieses Anerkennen enthält den Glauben daran, dass man das, was im ehrwürdigen Qurʾān, der Offen-barung Gotts, an Anord-nungen steht, ausführen und man sich von dem, was er untersagt, fern halten muss. Diese zwei Säu-len sind als die zwei Glaubensbekenntnisse bekannt. Denn in einem überlieferten Ḥadīṯ vom Gesandten Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) wird erwähnt, dass es fünf Säulen des Islam gibt. Er fing mit diesen beiden Säulen an, wobei er das mit seinen Worten ausdrückte: „Das Bekenntnis, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und dass Muhammad der Gesa-ndte Gotts ist.“ Obwohl sie als eine einzige Säule im Ḥadīṯ genannt wurden, sollten wir sie hier als zwei Säulen gelten lassen, denn wer anerkennt, dass Gott einer ist, die Botschaft Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) jedoch ableugnet, der hat eine andere Einstellung gegenüber dem Islam als derjenige, der beide Säulen abstreitet und keine Gottheit anerkennt – oder Gott andere Gottheiten beigesellt – und  nicht glaubt, dass Muhammad der Gesandte Gotts ist.

Die Menschen bilden hinsichtlich des Islam drei Klassen:

Eine Klasse verleugnet die Existenz Gotts. Diese Leute werden als Atheisten bezeichnet.

Die zweite Klasse gesellt Gott eine andere Gottheit oder andere Gottheiten bei. Sie sind als Polytheisten bekannt.

Die dritte Klasse glaubt an das Eins-Sein Gotts, weil sie die Botschaft eines der Gesandten, der vor der Sendung Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) kam, anerkennen. Sie erkennen aber nicht die Botschaft von Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) an. Diese Leute werden als die „Leute des BUCHes“ bezeichnet, und damit ist gemeint, wer die Thora oder die Bibel anerkennt, das heißt die Juden und die Christen.

Da nun die Botschaft Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) allgemein für alle Menschen ist, übermit-telte er seinen Aufruf allen Menschen je nach deren Glaubens-richtungen und Konfessionen. So forderte Muhammad den Atheisten auf, dass dieser von seinem Atheismus Abstand nehme und die Existenz Gotts anerkenne. Und er wies den Polytheisten an einzig und allein Gott anbetend zu dienen. Falls beide ablehnen, dann haben sie keinen Platz in der isla-mischen Gesellschaft und müssen von ihr weggehen, denn der Islam akzeptiert es nicht, dass es in seinem Staat jemanden gibt, der sowohl die Exis-tenz Gotts ableugnet als auch die Menschen zu dieser Richtung aufruft. Ebenso riet Muhammad den Besitzern der Offenbarungsschrift den Islam anzunehmen, weil dieser die Offenbarung Gotts ist, die all SEINEN Gesan-dten herabgesandt wurde. Gott, der Erhabene, sagt:

„Fürwahr, WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geof-fenbart haben sowie den Propheten nach ihm und WIR haben Abraham geoffenbart und Ismail und Isaak und Jakob...“
                                        (Qurʾān,  Surah 4, Vers 163)
Und ER sagt auch:

„ER gab euch als Religion, wozu ER Noah verpflichtete und was WIR dir offenbarten und wozu WIR Abraham verpfli-chteten und Moses und Jesus, nämlich: Etabliert die Religion und zersplittert euch nicht in ihr!...“
                                                   (Qurʾān, Surah 42, Vers 13)

Der Aufruf Muhammads war in einer friedlichen Weise, so zwang er niemanden zur Änderung seines Glaubens und nötigte niemanden direkt oder indirekt zur Annahme des Islam, sondern ließ den Menschen die Offenbarung Gotts hören. Dann ließ er sie aus völlig freien Stücken wählen, womit ihre Seelen zufrieden sind, damit sich die Gerechtigkeit in Vergeltung und Bestrafung realisiere. Die Zufriedenheit mit dem Islam als Religion soll aus der jeweiligen Person selbst hervorsprudeln, nachdem ihr die eigentlichen Bedeutungen der Dinge klar und offenkundig werden.

Gott, der Erhabene, sagt:

„Niemand soll zu einem Glauben gezwungen werden. Der Weg der Wahrheit ist klar und von dem des Irrtums abgegren-zt. Wer also die Götzen ableugnet und an Gott glaubt, der hat gewiss die feste Handhabe ergriffen,...“           
                                                      (Qurʾān, Surah 2, Vers 256)
Und ER sagt auch:

„Wer sich rechtleiten lässt, lässt sich nichts weiter als nur für seine Seele rechtleiten; und wer fehlgeht, der geht nichts weiter als nur gegen sie fehl...“      (Qurʾān,  Surah 17, Vers 15)

Dementsprechend zwingt der Islam niemanden zur Ände-rung dessen Religion. Auch erhebt er nicht die Waffen um Menschen mit Gewalt zur Annahme seiner Prinzipien zu bekehren, sondern lässt sie in ihren Glaubensrichtungen frei. Der Erhabene sagt:

„Sprich: „O Leute des BUCHes! Kommt her zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch: dass wir nur Gott anbetend dienen und IHM nichts beigesellen und die einen von uns die anderen nicht als Herren neben Gott annehmen." Wenn sie sich aber abwenden, dann sprecht: „Bezeuget, dass wir Muslime sind!"                (Qurn, Surah 3, Vers 64)

Freilich ist es niemandem erlaubt, dass er Menschen vom Gedenken Gotts abhält oder jemanden daran hindert das Wort Gotts zu hören. Wenn einer der zum Islam einladend Aufrufe-nden im Bereich der Über-mittlung an der Ausübung seiner Aufgabe gehindert wird, sollen die Muslime dem mit allen möglichen Mitteln entgegentreten um sicher zu stellen, dass die Worte Gotts alle Menschen erreichen. Erfordert die Ange-legenheit den Kampf, dann ist dieser nicht um jemanden zur An-nahme des Islam zu nötigen, sondern um dem, der sich gegen den einladend Aufrufenden stellt und diesen hindert den Menschen das Wort Gotts zu übermitteln, zu widerstehen.

Wenn einer der Anhänger dieses Glaubens die Waffe gegen die Muslime erhebt, müssen diese ihm Widerstand leis-ten und dessen An-griff von sich abwehren. Der Islam stellt sich nicht außerhalb der menschlichen Natur bei der Zulas-sung des Kampfes in derartigen Um-ständen, zumal sich ja der Mensch vom Tier durch die Denkfähigkeit unterscheidet. Zu den Charakteristika dieses Denkens gehört die Neigung des Menschen zur freien Meinungsäußerung und der Annah-me dessen, was er in Übereinstimmung mit seiner Natur sieht. Wenn er davon durch Waffengewalt abgehalten wird, dann ist es nur natürlich, dass er seine Meinung mit den Mitteln vertei-digt, mit denen derjenige, der seine Freiheit unterdrücken will, ihm gegenübertritt. Wenn aber jemand einen anderen von dessen Glauben weglocken will, indem er Propaganda und Logik verwendet ohne auf Nötigung zur Unterlassung dessen Glaubens zurückzugreifen, wird der Gläubige seinen Glauben nur durch Argumentation und Logik verteidigen.

Wird der Gläubige indes durch Waffengewalt gezwungen, hat er keinen Weg außer ebenfalls Waffen zu tragen um seinen Glauben zu verteidigen, denn der Glaube ist das wert-vollere Gut bei dem, der den Sinn des Menschseins versteht. So ist der Glaube wertvoller als Eigentum und Nimbus, ja sogar wertvoller als das Leben selbst. Die frühen Musli-me hatten diesen Sinn bereits erkannt: Sie bezahlten die Vertei-digung ihres Glaubens mit ihrem Leben. So ist Gotts Weg in SEINER Schöpfung. Gott, der Erhabene, sagt:

„...Wenn Gott es nicht so einrichtete, daß die guten Men-schen die bösen einander bekämohen,wäre die Erde voller Unheil.“              (Qurʾān,  Surah 2, Vers 251)

Und ER sagt auch:

„...Und wenn Gott nicht Ungerechte durch Gerechte zurü-ckhalten würede, wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen, in denen der Name Gott häufig genannt wird, zerstört worden...“
                                            (Qurʾān, Surah 22, Vers 40)

Verhalten sich jedoch die Anhänger anderer Glaubensrich-tungen in einer zivilisierten Art und Weise gegenüber dem Islam und unterlassen diese Propagandisten es dem Islam ent-gegenzutreten und beschränkt sich ihr Widerstand gegen den Islam auf eine sich geziemende Erörterung, dann lässt sie der Islam annehmen, was immer sie wollen. Dagegen erlaubt er es dem Atheisten oder Polytheisten nicht, dass er sich in der isla-mischen Gesellschaft aufhält und mit dem Atheismus an die Öffentlichkeit tritt. Nimmt er davon Abstand und begnügt er sich mit einer wissenschaftlichen Diskussion, wird er in Ruhe gelassen. Allerdings werden ihm keine Ämter übertragen, die den Bereich der kulturellen Orientierung in der Gesellschaft beeinflussen, und er – sowohl er als auch jeder andere, der den Islam nicht als Religion annimmt – muss sich dazu verpf-lichten sich an die gesetzlichen Bestimmungen des isla-mischen Staates und dessen ergriffene Maßnahmen zu halten. Die Leute der Offenbarungsschrift sind in dem, was sie glau-ben, und in dem, was sie an Riten und Anbetungshandlungen praktizieren, frei. Der Islam mischt sich in ihre Handlungs-weisen nicht ein, es sei denn in einem Maß, durch das die Charaktereigenschaften der islamischen Gesellschaft und die Freiheit der Gedanken und Meinungsäußerung geschützt werden.

Hinsichtlich dessen, was darüber hinaus geht, leben sie mit den Muslimen zusammen. Sie haben dieselben Rechte und sie haben dieselben Pflichten. Sie werden weder in ihrem tägli-chen Leben geschädigt noch in ihrem Lebensunterhalt einge-schränkt, solange sie sich an das halten, woran die Mehrheit an Gesetzen und Rechtsbestimmungen glaubt und was nicht ihren Glauben antastet, und vollstrecken, was die Mehrheit als Schutz für die Gesellschaft vor Zerfall und Kollaps und als Bewahren der Nation vor Schwäche und Zersplitterung ansieht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Islam für alle Menschen ist und niemandem das Glauben an ihn aufzwingt. Bezüglich derer, die das Annehmen des Islam verweigern, gibt es zwei Gruppen: Der Polytheist oder der Atheist. Ihnen ist es nicht erlaubt ihren Atheismus respektive ihren Polythe-ismus in aller Öffentlichkeit zu demonstrieren. Lehnen sie es ab ihren Polytheismus und den Aufruf zu ihm offen zu zeigen, müssen sie sich von der islamischen Gesellschaft entfernen. Was nun die zweite Gruppe betrifft, so handelt es sich um die Leute der Offenbarungsschrift, und ihnen ist es erlaubt in der islamischen Gesellschaft zu leben und ihre Anbetungshand-lungen frei auszuüben – unter der Bedingung, dass sie sich zu dem verpflichten, was die Mehrheit an Gesetzen und Rechts-bestimmungen festlegt.


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23. URTEIL DES ISLAM ÜBER DEN,
     DER AN IHN NICHT GLAUBEN

Gott sandte Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) an alle Menschen, damit dieser die Botschaft seines Herrn übermittle. Zu den Erfordernissen der Übermittlung gehört deren Verpflichtung zum Glauben an Gott als Herrn und an Muhammad als einen Gesandten sowie das Anerken-nen, dass der Qurʾān die Offenbarung Gotts ist, die zum Pro-pheten herabgesandt wurde, und das Glauben an das, was im Qurʾān an Informationen steht – über die vorangegangenen Propheten und die letzten Dinge über die Zustände im Jenseits und das, was es in diesem an Belohnung und Bestrafung gibt. Nach all dem sind die Menschen weiterhin zur Durchführung dessen verpflichtet, was im Qurʾān an Anweisungen steht, und zur Vermeidung dessen, was der Qurʾān an Verboten enthält. Wenn die Menschen all das machen, sind sie Muslime, für die die Bestimmungen des Islam gelten.

Diejenigen, denen der einladende Aufruf übermittelt wurde und die die Annahme des Islam verweigern, sind zwei Grup-pen:

Eine Gruppe glaubt an eine himmlische Botschaft wie etwa die Juden und Christen. Derartige Leute soll man in Ruhe lassen, und zwar als Gehorsam gegenüber den Worten Gotts, des Erhabenen:

„Sprich: „O Leute des BUCHes! Kommt her zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch: dass wir nur Gott anbetend dienen und IHM nichts beigesellen und die einen von uns die anderen nicht als Herren neben Gott annehmen." Wenn sie sich aber abwenden, dann sprecht: „Bezeuget, dass wir Muslime sind!"                  (Qurʾān, Surah 3, Vers 64)

Leben diese Leute in einer islamischen Gesellschaft, sind sie mit der Bewahrung der Sicherheit dieser Gesellschaft und deren Wohlergehen beauftragt. Sie dürfen sich indes nicht zusammen mit einem Islamgegner gegen den Staat versch-wören. Sie dürfen auch keine Taten ausüben, die die Gefühle der Muslime verletzen oder die Verbreitung von Unmoral und Verderbtheit unter den Individuen der Gemeinschaft bewir-ken. Sie haben ferner die Schutzsteuer zu entrichten, das heißt, wer von ihnen fähig ist, soll einen Geldbetrag als Gegenleistung für seine Verteidigung gegen Angreifer bezah-len.

Die Schutzsteuer stellt also keine Verachtung der Leute der Offenbarungsschrift oder Usurpation von Vermögen der Juden und Christen durch die Muslime dar, sondern gilt viel-mehr als Durchführung eines sozialen Vertrages. Gemäß die-sem Vertrag verteidigen die Muslime auf den Schlachtfeldern die Heimat und die Leute der Offenbarungsschrift entrichten einen Teil ihres Vermögens, wobei aber nur diejenigen, die dazu finanziell in der Lage sind, zum Bezahlen dieses Geldes verpflichtet sind. Wer also von beiden ist gemäß diesem Vertrag übervorteilt – wenn man denn überhaupt von Über-vorteilung zwischen den beiden sprechen will –: Sind es die Muslime, die ihr Leben auf dem Schlachtfeld opfern, oder die Leute der Offenbarungsschrift, die einen geringen Teil von ihrem Vermögen bezahlen um das Gefühl von Ruhe und Sicherheit zu haben, wobei sie in ihren Häusern hocken, auf ihren weichen Kissen Bequemlichkeit genießen und ihre Mahlzeiten an ihren gedeckten Tafeln voller verschiedener Speisen und Getränke einnehmen, während die kämpfenden Muslime auf den Kriegsschau-plätzen auf dem Erdboden schlafen, sich durch die Entbehrungen des Lebens unter den sengenden Sonnenstrahlen verbrennen und die Eiseskälte der grimmigen Nacht er-leiden, keine Bequemlichkeit bei ihrem Schlaf spüren und die Einnahme ihrer Mahlzeiten nicht genie-ßen, wie es bei denen der Fall ist, die die Schutzsteuer als Ausgleich für die Befreiung von dieser beschwerlichen Arbeit entrichten!?

Die Toleranz des Islam bleibt gegenüber den Leuten der Offenbarungsschrift an diesem Punkt nicht stehen. Der Islam verleiht ihnen vollkommene Freiheit bei der Ausübung deren Anbetungshandlungen und religiösen Riten. Man soll ihnen hinsichtlich ihrer Anbetungsstätten also keine Beschränkun-gen auferlegen und ihre religiösen Empfindungen nicht verlet-zen. Darüber hinaus verleiht ihnen der Islam vollkommene Bürgerrechte beim Erlangen deren Lebensunterhaltes und Ausüben deren sozialen Freizeitbeschäftigungen, solange dies im Rahmen der Legalität und gemäß den Gesetzen des Staates ist. Der Islam behandelt sie auch im Bereich der Arbeit gleich. Die Historie berichtet uns, dass einige der Leute der Offen-barungsschrift ein Amt in einem Ministe-rium des islamischen Staates erreichten. Dieses Phänomen gab es in keinem ande-ren Staat in der alten Zeit – dass also die religiöse Ideologie die Herrschaftszügel übernahm. Denn es geschah niemals, dass jemand einer religiösen Minderheit eine hohe Stellung, geschweige denn ein Ministeramt, erlangen konnte. Das Vor-handensein dieses Phänomens in der islamischen Gesellschaft ist ein Beweis für die Toleranz des Islam gegenüber den Leu-ten der Offenbarungsschrift, die es ablehnten die Botschaft des Islam anzunehmen.

Verpflichten sich die in der islamischen Gesellschaft lebe-nden Leute der Offenbarungsschrift nicht zur Durchführung dessen, was das Nachbarschaftsrecht erfordert und die statt-liche Ordnung verlangt, insofern als sie Handlungen verrich-ten, die etwas mit der Verletzung der religiösen Gefühle der Muslime oder mit der Schädigung der allgemeinen staatlichen Ordnung zu tun haben, muss der Herrscher Übeltäter von ihnen auf gesetzlichem Wege zur Rechenschaft ziehen. Er muss die Strafe entsprechend den in der Verfassung festgeleg-ten und den in der islamischen Šarīʿah vorgesehenen Bestim-mungen vollziehen und darf nie das Kollektiv, zu dem das einzelne verbrecherische Individuum gehört, bestrafen. Darü-ber hinaus dürfen die Muslime auf ein feindliches Vorgehen gegen ihre heiligen Stätten nicht in einer Art und Weise rea-gieren, die zum Entfachen eines Aufruhrs führt. Denn diese Vorgehensweise schadet dem Islam und gibt dessen Feinden eine Gelegenheit zur Abwertung des Islam und ein Bild von ihm zu zeichnen, das auf die internationale Gemeinschaft abstoßend wirkt. Vielmehr müssen die Muslime sich bei einem Angriff auf ihre heiligen religiösen Stätten in einer Art und Weise verhalten, die sie nicht in den Verdacht der Unter-drückung der Anhänger anderer Religionen geraten lässt und das edle Bild bewahrt, das der Islam die ganze Historie hin-durch im Umgang mit denjenigen in seiner Gesellschaft lebe-nden Glaubensanhängern, die mit einigen seiner Prinzipien und Orientierungen nicht übereinstimmten, allein besaß.

Der Islam verhielt sich gegenüber den Leuten der Offen-barungsschrift also so, dass diese unter Beibehaltung ihrer Glaubensauffassung einen Teil der islamischen Bürgerschaft bilden. So schloss der islamische Staat nur dann Abkommen mit anderen Staaten, wenn es in ihnen Muslime und Leute der Offenbarungsschrift als gemeinsame Repräsentanten gab, insofern als sie Bürger einer einzigen Nation sind. Abu Jusuf berichtet in seinem Buch Die Grundsteuer: „Als ʿAbdullah Ibn ʾAbī ʾAs-Sarḫ Frieden mit dem nubischen König schloss, legte er im Friedensabkommen fest, dass es fortwährende Sicherheit und Waffenruhe zwischen ihnen und den Muslimen unter ihren Nachbarn Oberägyptens und anderen Muslimen sowie den nichtmuslimischen Untertanen geben solle. Die Nubier verpflichteten sich zum Schutz derer, die aus den Reihen der Muslime oder sonst eines Vertragspartners in ihr Land kamen und dessen Straßen benutzten.“ Das bedeutet, dass die Leute der Offenbarungsschrift ganz genauso wie die Muslime in dieses Abkommen einbezogen wurden.

Leben die Leute der Offenbarungsschrift nicht in einem islamischen Staat, erlaubt der Islam den Muslimen den Um-gang mit ihnen auf der Grundlage gutstaatlicher Nachbar-schaft, sofern sie keine Feindschaft gegenüber dem Islam hegen und etwa diesen und dessen Lehren verspotten oder die einladend Aufrufenden an der Durchführung deren Aufgabe hindern oder Verschwörungen zu einem Überfall auf den isla-mischen Staates anzetteln. Wenn sie dies tun, darf der Muslim sie nicht zu Freunden nehmen – als Gehorsam gegenüber den Worten Gotts, des Erhabenen:

„O ihr, die glauben! Nehmt nicht diejenigen, die eure Religion zu Spott und Spiel nehmen, von denjenigen, denen vorher das BUCH gegeben ward und die den Islam leugnen, zu vertrauten Freunden! Und fürchtet Gott, so ihr denn Gläubige seid!“           (Qurʾān,  Surah 5, Vers 57)

Erklären sie also dem Islam den Krieg, gibt es für die Mus-lime keinen anderen Weg als genau auf dieselbe Weise zu reagieren, das heißt also mit Krieg und Kampf – wo auch immer er stattfindet und durch was auch immer für eine Art und Weise der ihnen zugänglichen Mittel. Gott, der Erhabene, sagt:

„Gott verbietet euch nicht gegen diejenigen, die euch nicht ob der Re-ligion bekämpft und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig und gerecht zu sein. Fürwahr, Gott liebt die gerecht Handeln-den. Gott verbietet euch nichts wie-ter als diejenigen, die euch ob der Religion bekämpft und euch aus euren Häusern vertrieben und bei eurer Vertreibung Unterstützung geleistet haben, zu vertrauten Freunden zu nehmen. Und wer sie zu vertrauten Freunden nimmt, so sind es jene, sie sinddie Ungerechten.“        
                                 (Qurʾān,  Surah 60, Verse 8-9)

Und ebenso gibt es SEINE Worte:

„...Wer gegen euch also feindselig vorgeht, gegen den geht in derselben Weise feindselig vor wie er gegen euch feindselig vorgeht!...“                        (Qurʾān, Surah 2, Vers 194)

Der Kriegsfall zwischen dem islamischen Staat und einem christlichen Staat soll keinen Einfluss auf den Umgang der Muslime mit den in der islamischen Gesellschaft lebenden Leuten der Offenbarungsschrift haben. Sie werden mithin ob des Vergehens eines der Mitglieder ihrer Glaubensgruppe im Feindesstaat nicht zur Rechenschaft gezogen, solange sie den Staat aufrechterhalten, in dem sie leben und unter dessen Schutz sie stehen. Bricht nun aber jemand von ihnen den Ver-trag und nimmt mit dem Feindesstaat Kontakt auf, muss der Herrscher ihn wie jemanden beurteilen, der die Waffen gegen die Muslime erhebt, ohne dass er seine Bestrafung auf diejeni-gen von ihnen ausdehnt, die sich zum Versprechen verpflich-ten. Die Anhänger seiner Glaubensrichtung werden ob dessen Vergehens nicht zur Verantwortung gezogen, und ihr Vertrag mit den Muslimen wird nicht in Mitleidenschaft gezogen, so-lange der Vertragsbruch, den der Übeltäter aus ihren Reihen begangen hat, eine Einzeltat ist, also nicht die Form einer gemeinsamen Verschwörung annimmt.

Was nun aber die zweite Gruppe betrifft, also diejenigen, denen der einladende Aufruf übermittelt wurde und die nicht an ihn glauben, so handelt es sich bei ihnen um jene, die Gott eine andere Gottheit beigesellen, und für sie gibt es keinen Platz in der islamischen Gesellschaft. Ihnen ist weder das Ausüben von rituellen Handlungen noch das Errich-ten von Anbetungsstätten erlaubt, und sogar das Wohnen unter den Muslimen im islamischen Staat ist ihnen nicht gestattet, solan-ge sie in irgendeiner Form auf der Demonstration ihrer Glau-bensauffassung beharren. Gott, der Erhabene, sagt:

„Wie kann für die Polytheisten ein Vertrag bei Gott und bei SEINEM Gesandten sein außer für jene, mit denen ihr in der Nähe der Haram-Moschee einen Vertrag geschlossen habt? Soweit sie euch gegenüber geradlinig sind, so seid ihnen gegenüber geradlinig! Fürwahr, Gott liebt die Gott Fürchten-den. Wie (könnte das geschen)? Wenn sie über euch trium-phieren, beachten sie bei euch weder Blutsverwandschaft noch Schutzbündnis. Sie stellen euch zufrieden mit ihren Mündern und ihre Herzen verweigern sich und die meisten von ihnen sind Frevler.“               (Qurʾān,  Surah 9, Verse 7-8)

Und weiterhin sagt ER:

„Bekämpft sie! Gott peinigt sie durch eure Hände und beschämt sie und verleiht euch den Sieg über sie und heilt die Herzen gläubiger Leute. Und ER nimmt den Zorn aus ihren Herzen weg. Gott wendet SEINE Gnade vergebend wieder zu, wem ER will. Und Gott ist allwissend, allweise.“         
                                          (Qurʾān, Surah 9, Verse 14-15)

Die dritte Gruppe bilden die Atheisten, die die Existenz Gotts leugnen. Sie sind ergo SEINE Feinde. Und es gibt in der islamischen Gesellschaft und in den Herzen der Gläubigen keinen Platz für den, der offen gegen Gott Feindschaft zeigt. Gott, der Erhabene, sagt:

„O ihr, die glauben! Nehmt nicht MEINEN Feind und euren Feind zu vertrauten Freunden! Ihr erbietet ihnen Zunei-gung, und sie haben bereits das, was an Wahrheit zu euch gekommen ist, abgeleugnet. Sie vertreiben den Gesandten und euch, da ihr an Gott, euren Herrn, glaubt. Wenn ihr auszu-ziehen pflegtet im Bemühen auf MEINEM Weg und im Streben nach MEINEM Wohlgefallen, vertrautet ihr ihnen heimlich Zuneigung an, und ICH weiß sehr wohl, was ihr verbergt und was ihr offen zeigt. Wer von euch das tut, der ist bereits vom rechten Weg abgeirrt. Wenn sie euch antreffen, sind sie euch Feinde und sie strecken gegen euch ihre Hände und ihre Zungen im Bösen und sie wünschen, dass ihr doch den Islam leugnetet.“          (Qurʾān,  Surah 60, Verse 1-2)

Somit ist es einem Muslim nicht erlaubt, dass er für sich einen Feind Gotts zu einem vertrauten Freund nimmt. Viel-mehr muss er ihn bekämpfen – in Befolgung der Anweisung Gotts, des Hocherhabenen, insofern als ER sagt:

„Bekämpft diejenigen, die nicht an Gott glauben und nicht an den Letzten Tag...“         (Qurʾān, Surah 9, Vers 29)

Die Muslime müssen diese Bestimmungen gegenüber den drei Gruppen in Anwendung bringen, wenn diese ihre Glaube-nsauffassung offen und unverhüllt zeigen. Verheimlichen sie sie aber, so ist niemand in der Lage jemanden für etwas zur Rechenschaft zu ziehen, was in dessen Herzen ist. Dies ist der Abrechnung Gotts, des Erhabenen, überlassen, DER sie für ihr Abstreiten der Botschaft Gotts und für das, was sie an mit ihrer Glaubensauffassung zusammenhängenden Schlechtig-keiten verüben, im Jenseits zur Rechenschaft zieht. Wenn ER will, verzeiht ER ihnen, und wenn ER will, lässt ER sie die Höllenpein kosten. Freilich hat ER uns in SEINEM Buch darüber informiert, dass ER den Polytheisten auf gar keinen Fall vergeben wird, auch wenn SEINE Vergebung Raum für alle Sünder gibt. Der Erhabene sagt:
„Fürwahr, Gott vergibt nicht, dass IHM beigesellt wird, und ER vergibt, was unterhalb diesem ist, wem ER will...“
 (Qurʾān, Surah 4, Verse 48/116)
Es besteht kein Zweifel, dass die Sünde der Atheisten über der Sünde der Polytheisten und nicht unter ihr liegt und diese zu denjenigen gehören, denen Gott niemals vergeben wird.


*    *     *



























24. UM DIE „HIĠRAH“ KREISENDE
 GEDANKEN

Ich werde jetzt mit niemandem über die Geschichte der Hiǧrah und das sprechen, was dabei an Wundern geschah, die belegen, dass Muhammad in der Tat der Gesandte Gotts ist, denn diese Dinge sind bekannt und jeder Muslim kann sie in den Prophetenbiografien nachlesen. Ich werde vielmehr über Bedeutungen sprechen, die bei Erwähnung der hirah des Gesandten Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) von Mekka nach Medina durch den Kopf gehen – Bedeutungen, die nur derjenige erfassen kann, dem Verstandeskraft für das Verstehen der Botschaften gegeben ist und der weiß, dass sie sich absolut in keiner einzigen Religion befinden außer im Islam und dass sie kein bis zum heutigen Tag in den mensch-lichen Gesellschaften erschienenes System kennt. Denn jene Bedeutungen übersteigen die Kraft der Menschen und machen der Vernunft des Menschen das Nachdenken über sie unmög-lich. Niemand wird sich ihrer bewusst, wie auch immer dessen Fähigkeit hinsichtlich Klugheit und Genialität sein mag. Sie entspringen der Instruktion des Allwissenden und Allkundigen um die menschliche Seele und deren Ansprüchen sowie um die menschliche Natur und deren Erfordernissen und um das, was die menschlichen Gesellschaften an Bemü-hungen zur Befreiung der Seele und an Bindungen zur Zusa-mmenführung und an einem Grundprinzip, um das sich die Menschen scharen, brauchen.

Die Hiǧrah stellt eine Trennlinie zwischen zwei eigenen Epochen in der Geschichte des islamischen einladenden Auf-rufs dar, nämlich zwischen einer Epoche voller Angst, Schre-cken sowie geistiger und körperlicher Verletzung hinsichtlich Muhammads, des Trägers der Botschaft (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), und dessen weniger früher Gefährten (möge Gott an ihnen Wohlgefallen haben!) und einer Epoche, in der die Seele sich stabilisierte und beruhigte und die Anzahl der Muslime sich vermehrte und diese immer stärker wurden.

Die Hiǧrah des Gesandten und dessen Gefährten von Mekka nach Medina war der Abschluss einer Kampfphase um der Wahrheit willen, nämlich des Wortes des Eins-Seins. In dieser Phase stützten sich die Muslime bei ihrem zu Gott ein-ladenden Aufruf auf Geduld und ertrugen so die Verletzung und hielten Beschwerlichkeiten beim Bringen des Wortes der Wahrheit zu denjenigen aus, die hoffärtig waren. Als sich ihnen keinerlei Anzeichen zeigte, das deren Wandel zum Islam belegte, beauftragte Gott SEINEN Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) und dessen Gefährten mit der Auswanderung nach Medina, damit sie von den materiel-len und psychischen Verletzungen, mit denen die Quraisch sie in rauen Mengen überschütteten, befreit würden und eine neue Phase des Kampfes für die Verbreitung der Religion Gotts begännen, eine Phase, in der die Stärke der Anzahl und der Ausrüstung größer war als zuvor – neben der Stärke des anhaltenden Glaubens, die vom Kampf um dieser Wahrheit willen nicht wich, bis dieser Glaube den Sieg davontrug und die Menschen die Religion Gotts in Scharen annahmen. Dank dieses Kampfes und dieses starken Glaubens wurden die aus-wandernden Gläubigen als Inhaber ganz großartiger Rang-stufen bei Gott bezeichnet. Gott, der Hocherhabene, sagt:

„Diejenigen, die gläubig sind und auswanderten und sich auf Gotts Weg mit Gut und Leben bemühten, haben die höchs-te Rangstufe bei Gott. Und jene, sie sind die Gewinnenden.“                                       
                                                     (Qurʾān,  Surah 9, Vers 20)

Mithin ist die Auswanderung ein Symbol des Kampfes um Gotts willen und ein Banner für die Befreiung des Menschen von der Ungerechtigkeit der Führer des Islam-Leugnens und Frevels in Mekka sowie ein Weg, den man sich als Beispiel nimmt und der unumgänglich ist um die Bewegung der Verteidigung des Islam zu entwickeln.

Die Hiǧrah wird nach wie vor eine Phase darstellen, durch die jeder für schwach angesehene Mensch sich wird leiten lassen. Dieser muss in ein Land auswandern, in dem er seine religiösen Zeremonien ausüben kann und in der Lage ist unge-rechte Tyrannen zu beseitigen.

Was nun aber die zweite Bedeutung der Hiǧrah betrifft, so handelt es sich um die Einheit der islamischen Gemeinschaft.

Die HIǧrah war ein Geschehnis, das den Muslimen in unzweifelhafter Weise deutlich macht, dass sie alle Brüder in Gott sind und es keinen Hass und keinen Streit unter ihnen, sondern Harmonie und Liebe gibt. Gott, der Erhabene sagt:

„Und wenn sie dich täuschen wollen, so ist fürwahr Gott deine Genüge. ER ist derjenige, DER dich mit SEINEM Sieg und mit den Gläubigen stärkend unterstützt. Und ER führte ihre Herzen zusammen. Wenn du alles, was auf Erden, aufge-wandt hättest, du hättest ihre Herzen nicht zusammengeführt. Gott aber führte sie zusammen. Fürwahr, ER ist allmächtig, allweise.“                (Qurʾān,  Surah 8, Verse 62-63)

Zu den Früchten der Hedschra zählte die Vereinigung der Herzen zwischen den Auswanderern, die mit ihrem Glauben und ihrer Botschaft von Mekka nach Medina auswanderten, und den Helfenden, das heißt den Gläubigen unter den Bewohnern in Medina, die jenen ausgewan-derten Mekkanern Unterkunft boten und ihnen halfen, als sie bei ihnen ankamen.

Ein Ergebnis war auch der Zusammenhalt zwischen ihnen und die Verbindung untereinander, und ein weiteres Ergebnis das Zusammenkommen auf einem einzigen Weg sowie ihre Entschlossenheit zum Er-reichen eines gemeinsamen Zieles. Wieder ein anderes Ergebnis war das Entfernen dessen, was es unter ihnen an Stammesfanatismusgeist gab, sowie die Beseitigung dessen, was es zwischen ihnen an Streitigkeiten gab, die wiederum zu Konflikten führten, die das Leben der arabischen Stämme bis zur Etablierung des islamischen einla-denden Aufrufs beherrschten.

Die Verbrüderung zwischen den Ausgewanderten und den in Medina Helfenden war ein in seiner Art in der Welt einzig-artiges Beispiel, das belegt, dass die Beziehung des islami-schen Glaubens stärker ist als jedes Band zwischen den Men-schen. Die Muslime erinnerten sich – und erinnern sich immer noch – daran, dass die natürliche Lage der Beziehung unter ihnen darin besteht, dass sie einander liebende Brüder sind, die sich gegenseitig helfen, denn dies ist der Weg der Macht und des Ansehens sowie das Mittel zum starken Zusammen-halt um sich den Feinden des Islam entgegenzustellen.

Die dritte Bedeutung der Hiǧrah schließlich kann man dem ent-nehmen, was Umar (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!) tat, als er einen Anfangspunkt für die arabische Zeit-rechnung setzen wollte und Gott ihn dazu rechtleitete, dass er die Hedschra als Beginn der Zeitrechnung festlegte. Es wäre ja auch möglich gewesen, dass er die Geburt Muhammads (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) als Beginn genommen hätte, wie das bei all den Religionen der Fall ist, die ihre Zeitrechnung mit der Geburt ihrer jeweiligen Stifter verban-den. Diese Inspiration Umars (möge Gott an ihm Wohlgefa-llen haben!) lässt uns daran denken, dass der Islam nicht mit einem erschaffenen Menschen zusammenhängt – selbst wenn es sich um den Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) handelt –, sondern mit den Prinzipien. Und die Hiǧrah gehört zu den höchsten Prinzipien in der islamischen Historie, denn sie trennte zwischen zwei Epochen und war der Beginn des Siegeszuges des Islam, der erst zum Stillstand kam, als er die fernsten Winkel der Erde erreicht hatte.




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25. DIE HIĠRAH

Die menschlichen Gesellschaften wogen seit alters her in unterschied-lichen Strömungen, widerstreitenden Orientierun-gen und unvereinbaren Ideologien. Freilich ist eine Klassifi-zierung menschlicher Neigungen möglich, die den Ausgangs-punkt dieser Orientierungen und die Quelle jener Ideologien in zwei Hauptfaktoren darstellt, nämlich das Gute und das Böse. Die menschliche Seele pendelt zwischen beiden Fakto-ren hin und her. Denn das Handeln und das Verhalten des Menschen in der Gesellschaft ist entweder durch Merkmale charakterisiert, die ihn sich zum Guten neigen lassen, oder ihn beherrschen Motivationen, die ihn zum Weg des Bösen und Sündhaften locken.

Die Menschen sind hinsichtlich der Festlegung der Chara-kteristika des Guten und des Bösen unterschiedlicher Mei-nung, und deshalb befinden sie sich in einem ständigen Konf-likt bezüglich dessen, zu was sich das Individuum verpflich-ten muss um für sich selbst wie auch für seine Gesellschaft rechtschaffen zu sein, sowie in einem fortwährenden Streit hinsichtlich der Festlegung der Merkmale des Bösen, von dem sich der Mensch fernhalten soll. Es gibt zahlreiche Prinzipien, deren Bewertung von einem Menschen zum anderen untersch-iedlich ist. Während der Eine meint, dass sie gut und für die Gemeinschaft geeignet sind, ist der Andere der Ansicht, dass sie Schaden für das soziale Leben hervorrufen. Diese Meinu-ngsverschiedenheit wird deutlich in der Historie der Prophe-ten mit deren Völkern. Denn während sie die Leute zu dem aufriefen, in dem deren Wohlergehen im Diesseits und deren Erfolg im Jenseits lagen, bestand deren Reaktion auf sie im Abstreiten und im Widerstand, der zuweilen körperliche Ver-letzung erreichte, da sie annahmen, dass das, was sich bei ihnen befand, das Richtige sei, was wiederum eine Pflicht für die Gesellschaft sei dies zu bewahren und auf nichts davon zu verzichten. Was ihnen nun aber ihre Propheten brach-ten, war eine Angelegenheit, hinter der nichts Gutes steckte, sondern nur ketzerisch Neues, von dem sie nichts außer dem Aspekt kannten, der ihnen Ruin und Zerstörung bringen werde.

Als die Propheten mit der Übermittlung ihrer Botschaft be-auftragt waren, egal was für Widerstand und Abstreiten auch immer ihnen begegnen würden, fuhren sie fort, ihre Völker zum Glauben an das aufzurufen, was sie von Gott brachten. Es glaubten indes nur sehr wenige an sie, die für die Abstrei-tenden und sich Widersetzenden zu einem Ziel von Belästi-gungen wurden. Die schärfste Form des Widerstands, die die Historie der Propheten überhaupt kennt, war der Widerstand der Bewohner Mekkas gegen den Islam. Sie verstanden sich meisterhaft auf das Zufügen von Verletzungen gegenüber denjenigen, die an den Islam glaubten: Sie schlugen sie und peinigten sie in einer für den Menschen überhaupt nicht vorstellbaren Weise in der Bekämpfung der einladen-den Aufrufe, was den Gesandten Gotts (Gott segne ihn und sche-nke ihm Heil!) dazu veranlasste, die Gepeinigten zur Auswan-derung nach Äthiopien aufzufordern, zumal sie sich nicht mehr zu helfen wussten. Tagtäglich mussten sie von den Islam-Leugnern der Quraisch ohne jede Rücksichtnahme und Barmherzigkeit Schläge sowie Ohrfeigen des Hohnes einste-cken, die ohne jeden Anstand und ohne jedes Mitgefühl waren. So blieb für den Propheten Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) angesichts dieser ungleichen Situation nur die Erlaubnis zur Auswanderung übrig, damit die Gläubigen in ferne Gegenden der Erde abreisten und sie vielleicht jeman-den fänden, der den Aufruf zu Gott hörte und voller Mitgefühl war und dem einladenden Aufruf Gotts Folge leistete. So wäre dies auch eine Verbreitung des islamischen einladenden Aufrufs.
Die Hiǧrah ist das einzige Mittel für die schwache Minder-heit, denn selbst wenn deren Glaube an ihren einladenden Aufruf ihr etwas an Macht gibt, mit der sie die Arten der Verletzung erdulden kann, sowie an Gewissheit, die sie sich gegenüber den Formen der Gewalt und Abschreckung behau-pten lässt, und an Hoffnung auf die Zufriedenheit Gotts und DESSEN Vergebung, was sie zum Opfern mit deren Blut und Gut veranlasst, sind diese Gläubigen, die sich Tag und Nacht der Verletzung entgegenstellen, doch nur Menschen, die begrenzte Kraft im Er-dulden haben. Somit bestand die einzige Lösung darin, dass sie dorthin auswanderten, wo sie Sicherheit für ihr Leben und Freiheit beim Ausüben dessen, wozu sie ob ihres Glaubens verpflichtet waren, fanden.

Da es nun der Wille Gotts erforderte, dass der islamische einladende Aufruf seinen normalen Weg geht, der den von Gott entworfenen Gründen für den Wandel der menschlichen Gesellschaften unterworfen ist, löste Gott, DER Inhaber von Macht und Autorität in Allem, das Problem zwischen den schwachen Muslimen in Mekka und dem Verletzen der Machthaber von Quraisch nicht. Vielmehr ließ ER den Konf-likt nach dem Gesetz des Lebens weitergehen, damit die frü-hen Muslime ein nachahmenswertes Vorbild für die Nachko-mmen bei der Verteidigung ihres Glaubens seien. Als das Verletzen der Quraisch gegen die Muslime sich verstärkte, erlaubte Gott den Muslimen die Hiǧrah nach Medina. Sie pflegten heimlich und weit von den Augen von Beobachtern auszu-wandern, damit sie nicht verletzt wurden oder den Fort-gang der Hedschra dorthin, wohin es ihnen der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) auftrug, verhinderten.

Ein Beleg dafür, dass Gott, der Hocherhabene, den Vor-gang der Hedschra nach den Gesetzen des Lebens fortwähren ließ, ohne dass ER durch ein Wunder intervenierte, das hätte verhindern können, dass die Muslime Verletzungen ausgesetzt sind, wanderten die etwas mächtigeren und stärkeren Muslime offen am Tag vor den Augen der Islam-Leugner von den Quraisch aus und forderten diese heraus ihnen zu folgen. Das zeigt sich etwa an ʿUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!). Es wird berichtet, dass er mit gezück-ten Waffen auszog und sagte: „Wer will, dass ihn seine Mutter verliert oder sein Sohn eine Waise oder seine Ehefrau eine Witwe wird, soll mir bis hinter dieses Tal folgen.“ Nie-mand sah sich im Stande ihm nachzufolgen um ihn an der Auswanderung zu hindern.

Darüber hinaus waren die Maßnahmen, die der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) bei seiner Hiǧrah ergriffen hatte, durch äußerste Besorgnis sowie genaue Organisation geprägt. Die Muslime sollten dadurch wissen, dass Angelegenheiten nicht durch Planlosigkeit angepackt werden, sondern dass vielmehr aufmerksames Prüfen, einwan-dfreies Organisieren und exaktes Ausüben notwendig sind. Der Prophet plante seine Hedschra also präzise. Als er wusste, dass die Qureiš ihn vor seinem Aufbruch zur Hiǧrah  nach Jaṯrib töten wollten, wies er ʿAlī Ibn ʾAbī Ṭālib an in seinem Bett zu schlafen, damit dieser den Leuten vortäusche, dass der Prophet noch in seinem Haus sei. So verfolgten sie den Pro-pheten nicht, wodurch dieser wiederum genügend Zeit zur Durchführung der folgenden Planung hatte, nämlich sich in der Höhle zu verbergen.

Seine Auswahl der Höhle war ebenfalls ein Beweis für die Genauigkeit seiner Planung in einer Art und Weise, die einen Menschen überwältigt vor diesem Verstand stehen lässt, der eine andere Richtung als die Richtung nach Medina als Irre-führung der Verfolger wählte. Man muss hier einfach zuge-ben, dass es sich um eine Offenbarung Gotts handelte, denn der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke im Frieden!) war ja ein ungelehrter Mann, der nicht geschult ist zu einer derartigen Tarnung, von der nur Leute Ahnung haben, die durch das Studium der Historie Arten von Tricks kennen lernen, die ihnen die Fähigkeit zum Entwerfen eines derart genauen Planes verleihen.

Als Vervollständigung des Planes vergaß der Prophet auch nicht ʿAbdullah Ibn ʾAbī Bakr damit zu beauftragen Neuig-keiten bei den Treffen der Qureiš zu erlauschen und diese Neuigkeiten mit ʾAsmāʾ zu ihm zu schicken. ʿAbdullah sollte nicht selbst mit den Nachrichten zum Propheten gehen, und zwar aus Furcht, dass die Qureiš ihm auflauern und durch dessen Verfolgung den Ort des Gesandten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) erfahren könnten. Des Weiteren beauf-tragte der Prophet den Diener Abī Bakrs,ʿĀmir Ibn Fuheirah, an mit Schafen vorüberzuziehen um die Spuren von ʾAsmāʾ zu verwischen. Darüber hinaus pflegte dieser Diener den Propheten und dessen Freund mit Milch zu versorgen, die notwendigerweise für deren Mahlzeit war.

Der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) blieb mit seinem Freund drei Tage in der Höhle, damit die Qureiš sich beruhigten und die Hoffnung auf deren Auffinden aufgaben. Dann kam zu ihnen beiden ʿAbdullah Ibn Al-ʾUreiqiṭ mit zwei Reitkamelstuten – und zwar nach dem entworfenen Plan – und die beiden brachen auf und wandten sich in Richtung Medina. Trotz der Genauigkeit des Plans und der Präzision der Durchführung pflegten die beiden Gott, den Hocherhabenen, um Unterstützung zu bitten. So beschützte Gott die beiden und wachte über sie und ließ sie über diejenigen, die nach ihnen suchten, triumphieren. Gott sagt die Wahrheit, wenn ER sagt:

„Wenn ihr ihm nicht beisteht, so hat ihm bereits Gott beigestanden, als ihn diejenigen, die den Islam leugneten, vertrieben, als zweiten von zweien, als beide in der Höhle waren, als er zu seinem Gefährten sprach: „Sei nicht traurig! Fürwahr, Gott ist mit uns!“ Da sandte Gott SEINE Ruhe auf ihn hinab und unterstützte ihn stärkend mit Soldaten, die ihr nicht saht. Und ER machte das Wort derjenigen, die den Islam leugneten, zum niedrigen und das Wort Gotts als das höchste. Und Gott ist allmächtig, allweise.“        (Qurʾān,  Surah 9, Vers 40)

Als der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) nach Medina kam, begegnete er einem sehr komplizier-ten wirtschaftlichen Problem. Und zwar sah er sich einer Gesellschaft gegenüber, die aus den Einwohnern von Jathrib bestand, die sesshaft in ihren Häusern waren und über Besitz und Vermögen verfügten, und aus den Ausgewanderten, die ihre Häuser sowie ihren Besitz und ihr Vermögen in Mekka gelassen hatten und von dort mit leeren Händen aufgebrochen waren und nichts mitgebracht hatten, was ihnen beim Erwerb ihres Lebensunterhalts hätte helfen können. Was sollte er also tun?

Sollte er das Vermögen der Reichen von Jathrib konfis-zieren und dieses unter den Bedürftigen verteilen?

Er tat das nicht!

Denn das, was er tat, sollte ja wohl eine Gesetzesnorm werden, der die Muslime unter derartigen Verhältnissen zu folgen hatten. Da Gott nun weiß, was den Gesellschaften nutzt, inspirierte ER den Propheten jenes Konfiszieren eben nicht zu praktizieren, da es sich nicht um die optimale Lösung handelte. Die Ereignisse der Historie bestätigten auch den Misserfolg dieses Kurses beim Lösen wirtschaftlicher Prob-leme in den menschlichen Gesellschaften.

Verlangte er angesichts dieser Situation von den Mittel-losen Geduld, bis Gott einen Ausweg ankündigen würde?
Nein! Er tat das nicht!

Und wenn er es getan hätte, wäre es eine Angelegenheit des Sich-Unterwerfens und Sich-Ergebens angesichts der Wirtschaftskrise gewe-sen, ganz zu schweigen davon, dass es das Sich-Zufriedengeben mit den sozialen Verhältnissen und deren Status quo bedeutet hätte, wo es also Wohlhabende gab, die sich ihres Reichtums und ihres Besitzes erfreuten und ein Leben des Wohlstands lebten, während es Brüder von ihnen in der Gesellschaft gab, die sich vor Hunger krümmten, weil sie nichts fanden, wovon sie sich hätten ernähren können. Und es hätte nichts gegeben, was die Reichen dazu verpflichtet hätte jenen Bedürftigen Unterstützung anzubieten.

Aus diesem Grund verankerte der Prophet eine einzigartige Grundlage in der Menschheitsgeschichte, nämlich die Verbrü-derung zwischen den aus Mekka Ausgewanderten und den in Medina Helfenden. Das heißt, jeder Helfende nahm sich einen Bruder von den Ausgewanderten. Zu den Anforderungen an die Verbrüderung gehörte die Unterstützung bei der Überwin-dung der Krisenphase. Der Gesandte (Gott segne ihn und schenke im Frieden!) legte die Art der Hilfe nicht fest, dass also etwa der Helfende mit dem Ausgewanderten sein Vermö-gens teilen oder der Ausgewanderte von dessen Einkommen essen soll, denn das wäre ja eine Art des Konfiszierens gewe-sen. Vielmehr überließ der Prophet dies dem Gewissen des Muslim und der jeweiligen Situation der beiden Brüder. Und deshalb finden wir auch Aspekte des Gesprächs zwischen dem Gesandten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) und den Helfenden sowie zwischen den Ausgewanderten und den Helfenden, die uns das erste Ziel dieser Verbrüderung klar machen. Es ist überliefert, dass der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) zu den Helfenden sagte: „Eure Brüder ließen Vermögen und Kinder und kamen zu euch.“ Da erwiderten sie: „Wir teilen unser Vermögen unter uns.“ Der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schen-ke ihm Frieden!) entgegnete: „Gibt es nicht etwas anderes?“ Die Hel-fenden fragten: „Und was sollte das sein, o Gesandter Gotts?“ Er antwortete: „Sie sind Leute, die das Arbeiten kennen. Es reicht ihnen, wenn ihr mit ihnen die Früchte teilt!“ Das heißt, übertragt ihnen Arbeit auf den Feldern unter der Bedingung, dass sie die Hälfte deren Erträge nehmen!

Einmal geschah es, dass einer der Helfenden seinem Bruder von den Ausgewanderten anbot mit ihm sein Vermö-gen zu teilen und er die Hälfte davon nehmen solle um davon zu leben. Der Ausgewanderte lehnte aber diesen Vorschlag ab und sagte: „Möge Gott dein Vermögen für dich segnen! Ich bitte dich lediglich darum, dass du mir den Weg zum Markt zeigst, damit ich eine Arbeit ausübe, von der ich mich ernäh-ren kann.“

Die Verbrüderung galt nur als Mittel zum Ausstrecken der Hand zur Hilfe und Unterstützung derjenigen, die nach Medina ohne Vermögen kamen. Die Umstände unterschieden sich je nach Person. Bald gab man jemandem eine Gelegen-heit zur Arbeit, bald half man jemandem durch das Zeigen der Wege zum Verdienen des Lebensunterhalts in Medina und ein anderes Mal gab man jemandem einen Teil des Vermögens, mit dem dieser sein Leben beginnen konnte. Auf diese Weise lebte die Gesellschaft wie eine einzige Familie, die im Glück und im Unglück zusammenarbeitet. So fühlt der Mensch das, was sein Bruder erleidet, und setzt sich nach bestem Können für die Verringerung der aufgebürdeten Last aller Schwachen und Bedürftigen ein, selbst wenn die Angelegenheit den Verzicht auf einen Teil seiner Besitztümer zu deren Gunsten erfordert. Dies drückte der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) durch seine Worte aus: „Die Gläubi-gen sind bei ihrer gegenseitigen Liebe, ihrem Mitgefühl und ihrer Barmherzigkeit wie ein einziger Körper: Wenn eins seiner Organe leidet, werden auch alle anderen Organe über Schlaflosigkeit und Fieber klagen.“

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Lehren, derer sich die Muslime hinsichtlich der Hedschra bewusst sein müssen, viel sind. Wir haben drei Lehren davon in dieser Erörterung behandelt, nämlich:

Erstens: Der Islam mutet einem Menschen nur zu, was dieser ertragen kann. Wenn mithin vom Muslim auf dem Weg des einladenden Auf-rufs Geduld bei Verletzungen verlangt wird, dann ist die Absicht nicht das Andauern dieses Zustan-des bis zum Tod, sondern dass man zur Hedschra aufgefordert ist, wenn es keinerlei Hoffnung gibt sich dieser Verletzung zu erwehren. Dieser Sache müssen sich die Muslime bewusst sein. Sie unterliegen also den Strömen der Bekämpfung nicht bis zum Ausmaß eines Massenselbstmords, vielmehr müssen sie nach anderen Wegen suchen um ihr Ziel mit den kleinst-möglichen Opfern zu erreichen. Sie sollen nur dann auf das Sich-Opfern zurückgreifen, wenn alle friedlichen zum Ziel führenden Wege versperrt sind.

Zweitens: Die Muslime dürfen nicht die Angelegenheiten in einer planlosen Art und Weise laufen lassen, vielmehr müs-sen sie eine ordentliche Planung aufstellen und Präzision bei der Umsetzung in die Praxis walten lassen – wie es sie der Gesandte Gotts (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) durch seine Planung bei der Hedschra gelehrt hat. Dementsprechend hat das, was von den Muslimen verbreitet wird, dass sie näm-lich bei ihrem Handeln improvisieren und in ihrem Verhalten gleichgültig sind, überhaupt nichts mit dem Islam zu tun. Der Beweis ist, dass ihr Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), der ja durch die Offenbarung unterstützt wurde, dies eben nicht getan hat, als er von Mekka nach Medina auswan-derte, und zwar nur deshalb, um ihnen ein Beispiel in der Art und Weise des Verhaltens in derartigen Situationen zu geben.

Drittens: Der Islam verpflichtet die Wohlhabenden dazu ihre Hand zur Hilfe ihrer mittellosen Brüder auszustrecken. Sofern sie dies tun, entledigen sie sich des größten Problems, dem sich die Gesellschaft gegenübersieht – der Armut. Wird die Armut beseitigt, verschwindet auch der Hass der Mittel-losen auf die Wohlhabenden und wird die Tendenz zur Dünkelhaftigkeit gegenüber den Armen zunichte gemacht. Auf diese Weise lebt jeder in Brüderlichkeit, in der jeder den anderen liebt und mit ihm zusammenarbeitet. Und darin liegt das oberste Ziel, das die menschlichen Gesellschaften wün-schen.


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26. DER TOD IST NICHT DAS ENDE
 FÜR DEN MENSCHEN

Das Thema, was mit dem Menschen nach dem Tod geschieht, hat einen großen Bereich des menschlichen Denke-ns auf all dessen Ebenen beschäftigt. Es ist tief in das Privat-leben des Menschen und in dessen immanente Glaubenssätze in einem Ausmaß eingedrungen, dass er ihm ein Interesse entgegenbringt, das alles übersteigt, was es sonst an The-men in allen Lebensbereichen gibt. Die Philosophen beschäftigen sich mit dieser Frage entsprechend ihren Orientierungen und Doktrinen. Auch die Religionen erörtern diese Frage – je nach Vorstellung vom Le-ben – mit deren Erklärungen und Darle-gungen. Das Thema besetzt den ersten Platz in der Liste der Fragen, auf die der Mensch eine Antwort sucht, sei es in seinen eigenen Betrachtungen oder in seinen literarischen Diskussionen und seinen gesellschaftlichen Reden. Der Erfolg einer jeden philosophischen Doktrin oder ideologischen Rich-tung ist sogar abhängig von deren Standpunkt gegenüber dieser Frage. Deshalb versuchen alle philosophischen Doktri-nen das klar zu machen, was sie das Weiterleben nach dem Tod nennen. So vermehren sich ihre Orientierungen und unterscheiden sich ihre Standpunkte zu diesem Thema. Diese ideologischen Bemühungen lassen sich in drei Aspekte zusa-mmenfassen.

Der erste Aspekt:

Dieser Aspekt ist das, was der biologische Fortbestand genannt wird. Das bedeutet, dass wir nach unserem Tod in Gestalt unserer Kinder und Kindeskinder durch die verschie-denen Generationen fortleben.

Da sich diese Meinung auf die Anwendung biologischer Konzepte be-schränkt, versichert sie, dass jedes Lebewesen nichts weiter als ein vor-läufiges Samendepot des Lebens und das Leben des Individuums lediglich ein Depositum sei, das den Söhnen und Töchtern nach dessen Tod übergeben wird.

Der zweite Aspekt:

Er wird gesellschaftlicher Bestand genannt und bedeutet, dass sich das Fortleben unserer Existenz nach dem Tod auf die Erinnerungen unserer Familie und Freunde beschränkt, denn es sind die Individuen, die der Gesellschaft Höchstleis-tungen zur Verfügung stellen, die für sich einen langen gesell-schaftlichen Fortbestand ermöglichen. So hängt un-ser Bleiben vom Ausmaß unseres Verdienstes ab, das heißt wir tragen möglicherweise in der Gesellschaft zu einem Anteil bei, von dem wir verdienen, dass er das Gedenken an ihn nach unserem Tode ewig aufrechterhält. Auf jeden Fall bleibt nach unserem Tod alles, was wir an Gutem und Barmherzigkeit getan haben, bestehen, und wer aus unse-rem guten Willen Nutzen zieht, wird auf die Bewahrung unseres schät-zenden Gedenkens hinwirken und unseren Segen lobend hervorheben.

Der dritte Aspekt der Aspekte des Fortbestands des Lebens wird die charakterliche Unsterblichkeit genannt. Die Vertreter dieser Vorstellung meinen, dass es einen Konflikt zwischen Gut und Böse in der Welt der Menschen gibt. So wird das Bemühen eines Individuums, das seine Individualität und seine persönliche Identität aufgibt und das Übel bekämp-ft, in diesem Bereich zur Aufgabe eines Stückchens an Bösem führen und ein anderes Stückchen an Gutem an dessen Stelle setzen. Es ist so, als ob es ein Denkmal bleibt, das an das Gedenken des Ewigen des Menschen mahnt und dessen Bemühung auf diesem Gebiet lobend hervorhebt. So meint der Mensch, dass er, obwohl er seiner Persönlichkeit verlustig gegangen ist, sein Leben nicht sinnlos gelebt hat, zumal sein Leben mittels dieses Anteils beiträgt zu einer Stellung und zu einem Ziel, das ihn von unfruchtbarer Nutzlosigkeit fernhält und ihn auf ein menschliches Niveau mit einer wahren Bedeu-tung erhebt. Dieses Niveau hat seine Bedeutung und seinen bleibenden Sinn.

Freilich geben diese Vorstellungen dem Menschen, der nicht aufhört sich selbst zu fragen und dessen Mitmenschen sich danach erkundigen, ob es nach dem Tod ein Weiterleben gibt oder nicht, keine definitive Antwort. Man vertritt die Meinung, dass das biologische Fortleben oder der gesellschaf-tliche Bestand oder die charakterliche Unsterblichkeit – auch wenn es eine unbestrittene Tatsache ist, allerdings ein bruch-stückhaftes Bild von den Formen des Fortbestands nach dem Tod – des Nachdenkens darüber gar nicht wert seien. Ist unsere Existenz nach dem Tod kein Dasein, in dem Individua-lität und Persönlichkeit bestehen bleiben und ein Andauern von Ziel und Streben enthalten, wird diese Existenz kein echter Fortbestand mit irgendeiner vernünftigen Bedeutung sein.

Niemand außer die Religionen hat das Bleiben der Persön-lichkeit nach dem Tod durch eine die Menschen – mit all deren unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftliche Stu-fen – befriedigende Darlegung behandelt. Sie haben den Leu-ten dargelegt, dass der Tod nicht ein Ende für sie ist, sondern vielmehr ein Übergang von einer Phase zu einer anderen Phase oder von der irdischen Welt zu einer anderen Welt, die sich in ihren Gesetzen und ihren Bestimmungen von dieser Welt, in der die Menschen leben, unterscheidet. Die Men-schen werden im Leben nach dem Tod in ihrer Eigenschaft als Individuen weiterleben und Hoffnungen sowie edle Tätigkei-ten haben – weitgehend dem ähnlich, was sie hatten, als sie in dieser Welt lebten.

Denn es ist ja so, dass den Menschen, was er auf der Bühne des diesseitigen Lebens an divergierendem und wider-sprüchlichem Verhalten und Verfahren der Menschen bei der Anwendung des Prinzips von Belohnung und Strafe sieht, zur Annahme eines definitiven Glaubens bewegt, dass es nämlich ein anderes Leben geben muss, in dem die Waage der Gerech-tigkeit sich keiner Laune beugt, von keinen Klassen- oder Rassenrichtungen beeinflusst wird, in keine Einöden von Nimbus und Macht fällt und sich zu keinem Zierrat der dies-seitigen Welt und deren Genuss neigt, als es da gibt das Erlan-gen von Vermögen und das Genießen von Gelüsten und Vergnügungen. Denn falls das Leben des Menschen bar dieser Hoffnung ist, wird es befallen von tödlicher Frustration, zers-törerischer Verzweiflung und Mutlosigkeit, was seine Betei-ligung am Antrieb des Entwicklungs- und Fortschrittsrades lähmt. Und all dies ist nur deshalb so, weil der Mensch Tag und Nacht vor seinen Augen Pein sieht, die über die Köpfe der Hochherzigen gegossen wird, sowie Gunstbezeigungen, die in den Gebieten von Übeltätern, Totschlägern und Bluts-augern flattern. Er sieht jeden Tag Strafe, die auf Unschuldige herabfällt, und Orden und Medaillen, die an der Brust derer angeheftet sind, die sich abscheulichste und grässlichste Ver-brechen gegen die Rechte von Individuen und Gesellschaften zu Schul-den kommen lassen. Er merkt durch seine zahlrei-chen Empfindungen, dass viele Leute enorme Reichtümer auf illegalen Wegen erlangen, ohne dass sie auch nur die gering-ste Anstrengung aufwenden, während die Anderen sich am Feuer der Belastung auf dem Weg des Erlangens von dem, womit sie ihr Leben fristen, verbrennen.

Gäbe es also kein anderes Leben, in dem die Rechte zu ihren Trägern zurückkehren und in dem jeder bestraft wird, der Unrecht begangen oder von seinem Bruder das Recht ungerechtfertigt genommen hat, sowie in ihm jeder belohnt wird, der Gutes gegenüber dem Bedürftigen gewirkt hat, dann überschattete Depression dieses Leben und es wäre wie ein Dschungel, in dem der Starke den Schwachen zerreißt, ohne dass ihn die Furcht vor der Macht göttlicher Gerechtigkeit abschreckt.

Der Glaube daran, dass jeder Mensch nach seinem Tod für das, was er im diesseitigen Leben getan hat, zur Rechenschaft gezogen wird, trägt zur Stabilität des Lebens in der Gesell-schaft bei und verleiht den Seelen der Individuen das Gewand innerer Ruhe, wenn sie begreifen, dass die Vergeltung für Gutes das Gute ist und dass Gott denjenigen bestrafen wird, der eine Sünde begeht – früher oder später nach dem Tod. Gott, der Erhabene, sagt:

„Aber gewiss! Wer sich Übles hat zu Schulden kommen lassen und wer in Sünde verstrickt ist, so werden jene Insas-sen des Höllenfeuers sein und sie werden ewig darin verwei-len. Und diejenigen, die glauben und rechtschaffene Werke verrichten, jene werden Insassen des Paradieses sein und werden ewig darin verweilen.“
                                        (Qurʾān,  Surah 2, Verse 81-82)
Und ER sagt auch:

„....Oder wähnen denn diejenigen, die die Schlechtigkeiten begehen, damit, dass WIR sie wie diejenigen, die glauben und die rechtschaffenen Werke wirken, gleich werden lassen in ihrem Leben und in ihrem Tod? Schlecht ist es, was sie urteilen!“                (Qurʾān, Surah 45, Vers 21)

Wer das Leben nach dem Tod ableugnet, hat für seine Auffassung keinen Beweis. Vielmehr ist sein Ableugnen auf Vermuten gegründet. Und auf Vermutungen kann sich keine Ansicht stützen. Das Abbiegen einer Orientierung in eine Richtung, die für sich das Vermuten als Beleg nimmt, ist nicht statthaft, insbesondere wenn sich daraus Schaden für das Individuum und für das gesellschaftliche Leben ergibt.

Wir haben bereits dargelegt, dass der Glaube an ein Leben nach dem Tod notwendig und erforderlich für das Individuum und für die Gesellschaft ist. Wer ihn abstreitet, streitet eine vitale Angelegenheit für den Fortbestand des Lebens ab. Und deshalb kommt diesem Leugner kein Gewicht zu. Dass er sich lediglich auf Vermutungen stützt, die für ideologische Orien-tierungen, die einen wichtigen Aspekt im Leben der Men-schen repräsentieren, im Grunde überhaupt nicht geeignet sind, vermehren noch seine Schwäche. Gott bestätigt das, wenn ER sagt:

„Und sie sagen: „Es gibt nichts außer unser irdisches Leben. Wir sterben und wir leben und nichts außer die Zeit vernichtet uns.“ Und sie haben davon kein Wissen, sie vermu-ten nur.“               (Qurʾān,  Surah 45, Vers 24)

Wer beim Abstreiten eines Lebens nach dem Tod als Beweis die Undenkbarkeit der Rückkehr von Körpern in ihren ersten Zustand nach deren Auflösung in Staub nennt, der ver-gisst die Fähigkeit DESSEN, DER sie aus dem Nichts erscha-ffen hat. Gott, der Erhabene, sagt über denjenigen, der mit ein paar Knochen in seinen Händen zum Propheten (Gott segne ihn und schenke im Frieden!) kam, nachdem sie in diesen Zustand geraten waren:

„Und er führt uns als Gleichnis an und vergisst seine Erschaffung. Er spricht: „Wer belebt die Gebeine, so sie zerfallen sind?“ Sprich: „Beleben wird sie DER, DER sie erstmals hervorgebracht. Und ER ist um jegliche Schöpfung wissend.“                       (Qurʾān,  Surah 36, Verse 78-79)

Wer hingegen an die Seelenwanderung glaubt, dass also der Geist dessen, der gestorben ist, den Platz in einem neuge-borenen Wesen einnimmt, kann uns auf Grundlage dieses Glaubens nicht das Phänomen der Zunahme der Erdbewohner erklären. Denn wenn jeder Mensch stirbt und dessen jeweili-ger Geist den Platz eines Menschen einnimmt, der neu gebo-ren wird, woher kommt dann die ständige Zunahme?

Dies ist doch ein klarer Beweis für die Hinfälligkeit dieses Glaubens und eine Bestätigung dafür, dass Gott derjenige ist, DER SEINE Schöpfung vermehrt, wie ER es will. ER infor-mierte uns durch SEINEN Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), dass jeder, der stirbt, nach dem Tod wieder zum Leben erweckt wird und belohnt wird, wer Recht-schaffenes gewirkt hat, und bestraft wird, wer Sündhaftes begangen hat. Gott, der Erhabene, sagt:

„An dem Tag wird Gott alle auferwecken und ihnen ver-künden, was sie getan. Gott hat es registriert und sie haben es vergessen, und Gott ist eines jeden Dinges Zeuge.“
                                               (Qurʾān,  Surah 58, Vers 6)


[1] ) Das heißt hinsicht-lich ihres Abweichens und Entfernens von der Wahrheit.
[2] ) Vgl. Maurica Bucaille : La Bible le Coran et la Sciennce (Arabische Übersetzung ) S.18
       [3] ) ebenda S. 75

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مقدمة المدونة

                  مقدمة المدونة تعددت الأصوات المطالبة بتجديد الخطاب الديني؛ إذ أدلى بدلوه في هذا المجال المتخصصون وغير المتخصصين ...