DER ISLAM
IE WIR IHN VERSTEHEN SOLLEN
Prof. Dr. Muhammad Shama
DAS ERSTE KAPITEL
DIE GLAUBENSLEHRE
Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verfasser ist nicht gestattet, Das
Buch oder Teile daraus of Foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen
Inhalt verzeichnis
Vorwort....................................................................................................7
1. Die Existenz
Gott..................................................................................13
2. Der eigentliche Sinn des
Wortesreligion..................................................19
3. Was Ist
Islam?...................................................................................
..25
4. Was ist
Glaube?....................................................................................31
5. Die
Offenbarung...................................................................................36
6. Unterscheidung
zwischen Gläubigen, Islamleugnern und Frevlern.............43
7. DAs Allwissen Gottes und seine
Wille…………………………………………...........51
8. DAs Handeln des Zusammenhang mit
der Allwissenheit und
dem Willen Gottes..................................................................................58
9.Vertrauen und
Indifferenz…………………………………………………………............63
10.Wahre Bedeutung von Gut und Böse
wie der Mensche Beides sieht........…70
11.Werke des Menschen im Dieseits und
ihre Vergeltung…………………….........76
12.Hinführung zum Glück im Dieseits
und Jenseits……………………………...........84
13.Notwendigkeit der Dendung der
Gesandten………………………………..............90
14.Verbende Gedanken um das Schicken
des Gesandten …………………............96
15.Propheten und Gesandte……………………………………………………………..........101
16.Wunder und
Wundertaten…………………………………………………………...........109
17.Stellung der sinnlichwahrnehabaren
Wunder im Islam…………………….........118
18.Lauterkeit der Propheten und deren
Distanzierung von
sich nicht Gehört…..................................................................................124
19.Stellung jedes Gesanten gegenüber
dem, was ihman Botschaften
Voranging………………………………………………………………………………………..…132
20.Der heiligen Bücher und wie sie zu
uns gelangen…………………………….........139
21. Wächterstellung des Ehrwürdigen Qur᾽ān über die ihm Vorangegangen
heiligen Bücher......................................................................................147
22.
Stellung Des Islam unter den
vorangegangenen Glaubenslehrenund
deren Anhängern....................................................................................154
23. Urteil
des Islam über den,der an ihn nicht Glauben....................................163
24. Um die
„Hiǧrah“ kreisende Gedanken........................................................172
25. Die Hirǧah...............................................................................................177
26. Der Tod
ist nicht das Ende für den Menschen.............................................187
27. Die Religiösen Anschauungen
hinsichtlich Des Zustands Des
Verstorbenen in dessen
Grab...............................................................................................194
28. Die Verbindung zwischen Den
Lebensen und den Toten...............................198
29. De
Auferstehung.......................................................................................202
30. Die Rechenschaftsabeegun………................................................................205
31. Die
Fürbitte..............................................................................................209
32. Die eigettlichen Bedeutungen der über
Das Jenseits angeführten Termini Tchnici…..................................................................................................214
33. Paradies
und Höllenfeuer..........................................................................218
34. Die
Engel.................................................................................................223
P
Vorwort
In jüngster Zeit spricht man in vermehrtem
Maße über die Jugend und über deren Probleme, und es werden sogar Seminare auf
den ver-schiedensten Ebenen abgehalten. In Zeitungen und Zeitschriften tau-chen
Artikel auf und die Druckereien geben Publikationen und Büch-lein heraus. Sie
alle behandeln die Probleme der Jugendlichen aus jeglichen Perspektiven:
Probleme der Ausbildung, Kultur, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft oder
Religion. Es ist indes festzustellen, dass der Eckstein dieses Problems das
religiöse Vakuum ist. Dieses Vakuum hat einen wirkungsvollen Einfluss beim
Verhalten der Jugendlichen und deren Orientierungen. Es ist jedoch auch zu
bemerken, dass es kul-turell und wirtschaftlich rückständige Gesellschaften
gibt, ohne dass in ihnen derartige Verhaltensphänomene auftauchen, die
suggerieren, dass es ein Problem gibt, das die heranwachsende Generation zu
ertra-gen hat. Und zwar ist es so, dass in allem, dem eine Gesellschaft an
geistigen Strömungen, die die Charakteristika der Religion auslösen oder
verwandeln, unterworfen ist, sich nur eine der beiden folgenden im Widerstreit
stehenden Orientierungen zeigt:
Die
erste der beiden ist der totale Zerfall unter den Individuen dieser Gesellschaft,
insofern als sie in materielle Vergnügungen eintauchen und hinter allem
herlaufen, was ihnen sexuellen Rausch, Glückselig-keit des Ruhmes sowie
Geschmack an Sammeln von Vermögen und dessen Aufhäufen bringt. Sie verstehen
sich meisterhaft auf das Schaf-fen von Situationen, die sie ihre Ziele in
diesen Bereichen erlangen lässt.
Manchmal bereiten ihnen die Dealer des Sex,
die Vermittler des Materiellen, die Händler der Politik und die Genies der
internationalen Spielereien den Weg, der zum Eintauchen inmitten dieses
stürmischen Meeres führt, so dass sie entweder keine Religion oder Ethik
anerken-nen oder ihre Ohren vor der Stimme der Wahrheit verschließen sowie taub
und stumm gegenüber diesem Appell sind. Sie wenden sich von allem ab, was sie
auch nur daran erinnert. Über ihren Herzen liegt ein Schleier und in ihren
Ohren ist Taubheit. Zwischen ihnen und dem Feld der Scharia – hinsichtlich
Tugend, Ehre und Zuverlässigkeit – befindet sich ein unfassbares Hindernis, und
selbst wenn sie es nach einer Weile des Nachdenkens über den Lauf und das Ende
aller Dinge erfassten, könnten sie es nicht durchbrechen, geschweige denn versu-chen
es ganz zu beseitigen. Nach diesem
ideologischen Versuch kom-men sie auf das zurück, worum sich der Lauf der Zeit
mit all seinen Sünden und Bürden dreht.
Die zweite Orientierung besteht in Flucht vor
den Lebensräumen und Introvertiertheit respektive Individualismus. Dies gilt
als Reaktion auf die erste Orientierung, wobei die unmoralischen Erscheinungen
in einer Gesellschaft auf einige Leute eine Spur hinterlassen. Dies veran-lasst
sie zur Flucht vor ihnen – entweder infolge ihrer Unfähigkeit zum Einklang mit
diesen Phänomenen oder ob der Wachsamkeit ihres reli-giösen Gewissens. Sei nun
dies oder jenes der Grund zu ihrer Flucht, jedenfalls finden sie nur die
Religion als einen Zufluchtsort, zu dem sie sich vor diesem reißenden Strom
flüchten können. So wenden sie sich von der Welt und deren Vergnügungen ab und
stürzen sich auf Religio-nsbücher und -gelehrte um einen Versuch zu unternehmen
etwas zu erlangen, was sie vor dem Unheil dieser sie umgebenden aufeinander
prallenden Wogen bewahrt. Freilich trägt für sie die Tatsache vieler Religionsbücher
und -gelehrter nicht zum Verhalten auf
dem richtigen Weg bei, den der Islam vorgezeichnet hat. So sehen wir unter
ihnen eine Gruppe, die sich mit dem ständigen Wiederholen einiger Worte
begnügt, wo-bei sie glaubt, dass diese Worte sie schon vor den Schick-salsschlägen
dieser ausgemergelten Gesellschaft schützen werden. Eine weitere Gruppe
versteht den Islam als etwas, was sie dazu veranlasst alles abzulehnen, was es
im Leben an guten Sachen für den Lebens-unterhalt gibt, sowie jede schöne
Ausstattung in der Gesellschaft abzu-streiten. Wieder eine andere Gruppe neigt
zur Gewalt als eine Waffe, mit der sie versuchen die Gesellschaft zu verändern,
damit diese die Form und Ge-stalt des Bildes annehme, das in ihrer Vorstellung
vom Islam existiert.
All diese Gruppen verstehen die Natur des
Islam falsch, denn es handelt sich bei ihm nicht um eine Religion, die von
ihren Anhängern verlangt den Geschehnissen in der Gesellschaft negativ
gegenüberzu-stehen. Wer sich mit dem bloßen Wiederholen von Worten des Bittens
um Vergebung und des Lobpreisens Gottes begnügt – selbst wenn dies bei der
Läuterung der Seele und deren Verbindung mit der geistigen Seite im Islam
wünschenswert ist –, der ist noch kein vollkommener Muslim, denn der Islam
verlangt von einem solchen, positiv in den ver-schiedenen Wirkensbereichen zu
sein. Somit trägt man auch die volle Verantwortung für sein jeweiliges
Spezialgebiet. ʿAbdullāh Ibn ʿUmar (Gott sei mit ihnen beiden zufrieden!)
berichtete: „Ich habe den Ge-sandten Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm
Frieden!) sagen hören: »Jeder von euch
ist ein Hirt und jeder von euch ist verantwort-lich für die in seiner
Obhut Stehenden. Der Imam ist ein Hirt und ver-antwortlich für die in seiner
Obhut Stehenden. Der Ehemann ist der Hirt seiner Familie und verantwortlich für
die in seiner Obhut Stehen-den. Die Ehefrau ist eine Hirtin im Haus ihres
Gatten und verantwort-lich für die in ihrer Obhut Stehenden. Der Diener ist ein
Hirt des Besit-ztums seines Herrn und verantwortlich für die in seiner Obhut
Stehen-den.« – Ibn ʿUmar sagte: »Ich habe damit gerechnet, dass er sagen würde:
„Der Mann ist ein Hirt des Besitztums seines Vaters und verantwortlich für die
in seiner Obhut Stehenden.« – »Jeder von euch ist ein Hirt und verantwortlich
für die in seiner Obhut Stehenden.«“[1]
Dieser Ḥadīṯ belegt, dass der Muslim nicht
introvertiert sein und sich nur mit dem Pflichtgebet und der Lobpreisung Gottes
begnügen soll, denn er ist verantwortlich für jeden, für den er Sorge trägt. Zu
den Erfordernissen dieser Verantwortung gehört es, dass man um derent-willen
wirken soll, die in jemandes Obhut stehen.
Was nun aber jene Gruppe betrifft, die sich
die Vergnügungen und die guten Dinge des Lebens selbst vorenthält, so
repräsentiert sie nicht den Geist des Islam, denn Gott, der Erhabene, sagt:
„O
Kinder Adams! Schmüch euch inerlhch und äusserlich an jedem Gebetsplatz und
esst und trinkt und schweift nicht aus! Fürwahr, ER liebt die Ausschweifenden
nicht. Sprich: „Wer hat Schmück
Gottes, die ER für SEINE anbetend Dienenden hervorgebracht hat, verboten sowie
die guten Dinge vom Lebensunterhalt?“ Sprich: „Sie sind für diejeni-gen, die
glauben, im diesseitigen Leben, ausschließlich am Auferste-hungstag.“ Auf diese
Weise legen WIR in allen Einzelheiten die Zei-chen den Leuten, die wissen,
dar.“ (Qurʾān,
Sure 7, Verse 31-32)
ER sagt ferner:
„O
ihr, die glauben! Verbietet nicht die guten Dinge, die Gott euch erlaubt hat,
....“ (Qurʾān, Sure 5, Vers 87)
Das Verbieten der guten Dinge des Lebens ist
somit ein Mönchtum, das Gott den Gläubigen nicht vorgeschrieben hat und das die
Prophe-ten auch nicht praktiziert haben. Sie waren vielmehr ganz normale
Menschen, die essen, trinken und Frauen heiraten. Wer von den Mus-limen sich
also etwas von all dem selbst verwehrt, ist vom geraden Weg abgewichen, den der
Islam für die Gläubigen vorgezeichnet hat.
Wer nun aber die Gewalt als Mittel zur
Veränderung in der Gesell-schaft anwendet, ist von der Erziehungsmethode
abgewichen, den der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!)
uns im Rahmen des einladenden Aufrufs zu Gott vorgezeichnet hat, indem er zur
Barmherzigkeit aufgerufen, zum Frieden angespornt und zum Be-fleißigen der
Weisheit sowie zur Verpflichtung zum angemessenen Er-mahnen angehalten hat. Zur
Schädigung des einladenden Aufrufs zum Islam und zu dessen Zurückweisung
gehört, dass der Zwang zu einer Methode des Glaubens an ihn wird. Denn wenn man
spürt, dass man zu etwas gezwungen wird, wendet man sich von Wertschätzung, Res-pekt
und Nachdenken darüber – ganz zu schweigen vom Glauben daran – ab. Der Methode
des Zwangs auf dem Gebiet des islamischen einladenden Aufrufs ist abzulehnen,
denn der Islam verkündet uns in aller Deutlichkeit, dass es keinen Zwang in der
Religion gibt. Gott, der Erhabene, sagt:
„Es
gibt keinen Zwang in der Religion. Deutlich wurde ja schon das richtige
vernünftige Verhalten gegenüber dem sündhaften Fehlgehen“
(Qurʾān, Sure 2, Vers 256)
Das Phänomen sowohl der Übertreibung als auch
der Nachlässigkeit in der islamischen Gesellschaft geht zurück auf die
Unwissenheit der Leute hinsichtlich des Geistes der islamischen Lehren. Sie
schwanken zwischen dessen Leugnen, weil er ihrer Meinung nach den
Erfordernis-sen des Aufschwungs in den verschiedensten Lebensbereichen zuwi-derläuft,
und dessen Übertreiben in einer Weise, die die Kluft vertieft zwischen dem
Islam und denen, die die Notwendigkeit des Genießens dessen sehen, was die
Zivilisation in deren verschiedensten Arten und Formen hervorbringt.
Als man mich bat Berichte für ein vom
ägyptischen Rundfunk aus-gestrahltes Programm zu schreiben, sah ich, dass ich
die für die Men-schen wichtigen Themen in einer vereinfachten Weise behandeln
sol-lte, damit sie für alle Bildungsniveaus erreichbar sind. Ich habe mich
dabei einer Methode verpflichtet, die für das Ansprechen sowohl des Muslim als
auch des Nicht-Muslim angemessen ist, zumal diese Beri-chte in über zehn
Sprachen ausgestrahlt und somit von Christen, Juden, Buddhisten, Brahmanen und
anderen verschiedenen Religions- und Konfessionsanhängern gehört wurden.
Ebenso zog ich es vor, diese Berichte als ein
Mittel zur Darlegung des Standpunktes des Islam gegenüber vielen Problemen der
Zeit zu gestalten, zu denen Fragen nach der Haltung des Islam aufgeworfen
werden. So kamen vielfältige Berichte über deren verschiedene The-men und
Programme wie etwa Glaubenslehre, Ethik, religiöse Pflicht-handlungen und im
Bereich der Familie und der Probleme der Zeit – seien diese politischer,
wirtschaftlicher oder sozialer Art.
Des Weiteren behandelten sie den Standpunkt
des Islam gegenüber den antigeistigen Strömungen.
So biete ich heute dem Leser diese Berichte
an, wie ich sie zuvor den Hörern angeboten habe. Mein Ziel und meine Absicht
sind ein Beitrag auf dem Gebiet des einladenden Aufrufs zu Gott um die Vor-stellungen
in der islamischen Gesellschaft zu korrigieren und sie den Nicht-Muslimen klar
und rein zu präsentieren, so dass sie sowohl für diese als auch für jene als
Argument gelten können.
Ein Teil davon (die Glaubenslehre) ist von
Herrn Hasan Ndayisenga übersetzt. Das letzte Kapitel (Eschatologie) ist aus dem
Buch “ Koran und Koranexgese , von Helmut Gätje) hinzugefügt.
Habe ich alles übermittelt? O Gott, sei mein
Zeuge!
Muhammad Abdu-l-Ghani Schama
1. Die Existenz
Gottes
· Gott wählte aus SEINER
Schöpfung Gesandte aus, damit diese SEINE Botschaft übermitteln. Viele Menschen
glauben indes nicht an sie, weil sie nicht bereit sind an die Existenz Gottes
zu glauben. Der ehrwürdige Koran ist ein Zeuge dafür. In ihm steht:
„Und wenn du den meisten von denen auf Erden
folgtest, brächten sie dich vom Weg Gottes ab...“ (Qurʾān, Sure 6, Vers 116)
Wie sehen nun die Argumente aus, die die
Propheten den Gegen-rednern und Abstreitenden vorlegten?
Die Belege waren je nach Verschiedenheit der
Völker und der Natur der Epochen unterschiedlich. Die Argumente gliedern sich
in zwei Gruppen:
Erstens: Argumente zur Beweisführung der
Wahrhaftigkeit des Ge-sandten und des Erhaltens der Offenbarungen von Gott.
Zweitens: Argumente zur Beweisführung der
Existenz Gottes für diejenigen, die DESSEN Existenz abstreiten.
Was nun die Beweisführung der Wahrhaftigkeit
des Gesandten be-trifft, so gab es Wunder, die durch die Hand eines jeden
Gesandten zu-tage traten um den Abstreitenden zu beweisen, dass es sich um
einen Gesandten Gottes handelt. So war etwa das Wunder Mose die Magie, das
Wunder Jesu war das Auferwecken von Toten und die Heilung von Blinden und
Aussätzigen und das Wunder Muhammads war der ehr-würdige Koran.
·
Warum sind die Wunder unterschiedlich?
Weil ein Wunder nur dann jemanden vollkommen
zwingt es anzuer-kennen, wenn es zu einem Bereich gehört, in dem die Leute sehr
geschickt sind. So bringt der Gesandte ihnen Dinge, die ihre Geschick-lichkeit
noch übertrifft, und somit ist das Wunder ein wirkliches Wun-der.
Das Volk Mose war berühmt für Magie, und so
brachte Moses etwas, was deren Magie noch übertraf.
Die Leute bei Jesus waren in der Medizin sehr
bewandert, und so kam Jesus mit Handlungen, die alles übertrafen, was die Leute
auf diesem Gebiet erbrachten.
Und die Leute bei Muhammad waren ob ihrer
Redegewandtheit und Sprachreinheit sehr berühmt, und so brachte Muhammad etwas,
zu dessen Nachahmen sie noch nicht einmal hinsichtlich der kleinsten Sure
imstande waren, nämlich den ehrwürdigen Koran.
Was nun indes die Beweisführung für die
Existenz Gottes gegenüber den Abstreitenden betrifft, so ist sie in fast allen
Botschaften ähnlich, und zwar deshalb, weil sie sich auf den Verstand und auf
Beobachtun-gen in der Natur stützt. Sie konzentriert sich ergo auf das sich
verän-dernde und bewegende Erschaffene im Universum und lenkt den Ver-stand auf
das Nachdenken darüber um selbst dahin zu gelangen, dass dieses Universum einen
Schöpfer haben muss. Der Erhabene sagt:
„Fürwahr, im Aufeinanderfolgen der Nacht auf
den Tag und in allem, was Gott in den Himmeln und auf Erden erschaffen hat,
sind gewiss Zeichen für Leute, die Gott fürchten.“ (Qurʾān, Sure 10, Vers 6)
ER sagt ferner:
„Dies ist die Schöpfung Gottes. Nun zeigt MIR
denn, was diejenigen unter Ausschluss SEINER erschufen!......“ (Qurʾān Sure 31, Vers 11)
Und ebenso:
„Sprich:
„Habt ihr denn eure Partner gesehen, die ihr unter Aus-schluss Gottes anruft?
Zeigt MIR, was von der Erde sie erschufen!“
(Qurʾān, Sure 35, Vers
40)
Darüber hinaus teilt uns Gott mit:
„Fürwahr, in der Schöpfung der Himmel und der
Erde und im Auf-einanderfolgen der Nacht auf den Tag sowie im Schiff, das auf
dem Meer schwimmt, woraus die Leute Nutzen ziehen, und in dem, was Gott vom
Himmel an Wasser herabsendet, auf dass ER mit ihm die Erde nach deren Verdorren
neu belebe, und auf ihr an Getier verbreite, und im Wechsel der Winde und in
den Wolken, dienstbar gemacht zwischen den Himmeln und der Erde, sind gewiss
Zeichen für Leute, die verstän-dig sind!“ (Qurʾān, Sure 2, Vers 164)
Und schließlich sagt ER:
„Sprich: „Habt ihr denn gesehen: Wenn Gott
über euch die Nacht immerwährend bis zum Tag der Auferstehung machte, wer wäre
eine Gottheit außer Gott, die euch ein Leuchten brächte? Hört ihr denn nicht?“
Sprich: „Habt ihr denn gesehen: Wenn Gott über euch den Tag immerwährend bis
zum Tag der Auferstehung machte, wer wäre eine Gottheit außer Gott, die euch
die Nacht brächte, in der ihr ruht? Könnt ihr denn nicht einsehen? Aus SEINER
Barmherzigkeit machte ER für euch die Nacht und den Tag, damit ihr in ihr ruhet
und damit ihr von SEINER Gnade etwas erstrebt und vielleicht dankt.“
(Qurʾān, Sure 28, Verse 71-73)
Gott spornt den Menschen dazu an selbst
nachzudenken um den Weg zu seinem Schöpfer zu finden:
„Hat denn der Mensch nicht gesehen, dass WIR ihn aus einem
Samentropfen erschufen...“
(Qurʾān, Sure 36, Vers 77)
„So soll denn der Mensch betrachten, woraus er
erschaffen wurde. Erschaffen wurde er aus einer sich kräftig ergießenden Flüssigkeit, die hervorkommt zwischen den
Lenden und den Brustwirbeln.“
(Qurʾān, Sure 86, Verse 5-7)
Des Weiteren spornt Gott den Menschen zum
Nachdenken über alles an, was ER IHM an Gnaden von den Geschöpfen erweist:
„Sehen
sie denn nicht, dass WIR für sie von dem, was UNSERE Hände vollbrachten, das
Weidevieh erschufen? So sind sie diejenigen, die es in Besitz nehmen. Und WIR
haben es für sie fügsam gemacht; so gibt es unter ihm ihre Reittiere; und von
ihm essen sie. Und sie haben von ihm Vorteile und Getränke. Danken sie denn
nicht?“
(Qurʾān, Sure
36, Verse 71-73)
Und ER sagt auch:
„ER ist DERJENIGE, DER die Winde aussendet –
als eine frohe Kunde vor SEINER Barmherzigkeit. Und WIR senden vom Himmel
reines Wasser hinab, auf dass WIR mit ihm die verdorrten Gefilde neu beleben
und es trinken lassen, wen WIR erschufen an Weidevieh und Menschen in großer
Menge.“ (Qurʾān, Sure
25, Verse 48-49)
Dann richtet der ehrwürdige Koran die Worte an
denjenigen, der über sich selbst und die Machtsphäre Gottes sowie über alles,
was Gott ihm an guten Dingen, die die Erde für ihn hervorbringt, gewährt hat,
sowie über die Tiere, die Gott den Menschen dienstbar gemacht hat, nicht
nachdenkt. So fordert Gott etwa den Menschen heraus mit etwas Ähnlichem dessen,
was Gott ihm gewährt hat, zu bringen oder auch nur die kleinste Sache zu
erschaffen. Gott sagt:
„O ihr Leute! Eine weise Lehre ist erteilt, so
hört sie: Fürwahr, die-jenigen, die ihr unter Ausschluss Gottes anruft, werden
nie eine Fliege erschaffen, und wenn sie dazu zusammenkämen. Und wenn die
Fliege ihnen etwas entwendete, bekämen sie es nicht von ihr frei. Schwach sind
der Bittende und der Gebetene.“ (Qurʾān, Sure 22, Vers
73)
Und ER sagt auch:
„Und
die sie unter Ausschluss Gottes anrufen, sie erschaffen nichts und sie werden
erschaffen.“ (Qurʾān, Sure 16, Vers 20)
·
Einige Leute
meinen nun jedoch, dass SEINE Existenz sowie die Existenz des Universums per
Zufall eingetreten seien. Wie können wir nun diesen Fehler ihres Glaubens
nachweisen und ihnen mittels eines konkreten Beweises darlegen, dass es für
dieses Universum einen Schöpfer gibt?
- Die moderne Wissenschaft bestätigt, dass das
Weltall sehr weit ausgedehnt ist. In ihm bewegen sich blitzschnell ungezählte
Sterne. Einige von ihnen beschreiben ihre Umlaufbahn allein, einige von ihnen sind Doppelsterne und laufen zu zweit
und wieder andere bewe-gen sich in Form von Gruppen. Betrachtet man nun das
Sonnenlicht, das durch jemandes Zimmerfenster fällt, dann wird man viele Staub-partikel
sehen, die sich in der Luft hin und her bewegen. Wenn man sich das nun in einem
großen Bild vorstellen kann, dann ist man in der Lage etwas an Verständnis für
Planeten und Sterne im Universum zu erlangen – mit dem gewaltigen Unterschied,
der sich darin zeigt, dass die Staubpartikel sich bewegen und aufeinander
prallen, während die Sterne trotz ihrer Vielzahl jeweils einzeln und getrennt
von den ande-ren Sternen ihren Lauf über gewaltige Entfernungen fortsetzen und
sich nicht nähern und auch nicht zusammenstoßen. Der gesunde Men-schenverstand,
der dieses erstaunliche System und diese subtile Ordnu-ng betrachtet, wird
nicht lange zögern die Unmöglichkeit festzustellen, dass all dies aus sich
selbst entstanden sein könnte, sondern urteilen, dass es eine übernatürliche
Kraft gibt, die diese großartige Ordnung entstehen lässt sowie kontrolliert und
beherrscht. Am Ende seiner Betrachtungen wird er dazu gelangen, dass diese
Kraft eine weise ist und über Willenskraft verfügt. Diese Kraft ist
ausschließlich Gott, der Hocherhabene, der Allwissende, der Allkundige und DER
das Univer-sum und dessen Geheimnisse ins Leben ruft.
Hinzu kommt, dass es vieles gibt, was die
Existenz Gottes, des Hocherhabenen, bestätigt. Was die Wissenschaft bis zum
heutigen Tag entdeckt hat, ist angesichts dieser vielen Dinge noch gering, und
alles, was der Mensch an Wohltaten und Gnadenbezeigungen Gottes besch-reiben
kann, ist äußerst wenig. In welchem Umfang auch immer der Mensch also die
Geheimnisse des Universums detailliert darlegt und sich über sie auslässt, wird
es sich niemals auch nur auf einen Tropfen aus dem Ozean belaufen. So spricht
Gott die Wahrheit, wenn ER sagt:
„Und
wenn nun, was auf Erden an Bäumen, Schreibfedern wäre, und das Meer hernach sieben Meere versorgten,
erschöpften sich nicht die Worte Gottes. Fürwahr, Gott ist allmächtig,
allweise.“
(Qurʾān, Sure 31, Vers 27)
Und ER sagte auch:
„Sprich:
„Wäre das Meer Tinte für die Worte meines Herrn, das Meer versiegte gewiss,
bevor die Worte meines Herrn versiegten, auch wenn WIR ein ebensolches zur
Unterstützung brächten.“
(Qurʾān, Sure 18, Vers 109)
Viele Wissenschaftler spürten bereits die
Existenz Gottes. Sie gelan-gten zu ihrem Glauben durch das, was ihnen die
Seiten des Univer-sums enthüllten. Der amerikanische Naturwissenschaftler
George Ireal Davis beispielsweise antwortet denjenigen, die behaupten, dass das
Universum sich selbst erschaffen habe, indem er sagt: „Wenn das Uni-versum sich
selbst erschaffen könnte, dann würde dies heißen, dass es sich der
Eigenschaften des Schöpfers erfreute, und in diesem Fall wären wir gezwungen zu
glauben, dass das Universum Gott sei... Somit kommen wir zum Anerkennen der
Existenz einer Gottheit. Unsere Gottheit aber wird erstaunlich sein:
gleichzeitig übersinnlich und konkret. Ich bevorzuge es nun an diese Gottheit
zu glauben, die diese materielle Welt erschuf, wobei sie kein Bestandteil
dieses Uni-versums ist, sondern vielmehr dessen Herrscher, Verwalter und Arran-geur,
anstatt dass ich derartige Flunkereien übernehme.“
* * *
2. Der eigentliche Sinn des Wortes دين (Religion)
Wir
haben über das Wort Religion zu
sprechen und dessen Bedeu-tung darzulegen, zumal es eine Gruppe von Menschen
gibt, die da meint:
Jede
Weltanschauung, an die man glaubt, wird Religion genannt.
Andere
vertreten die Auffassung:
Die Bedeutung
von Religion beschränkt sich auf
Himmelsbotschaften.
Sie
sagen:
Religion ist alles, was
vom Himmel herabgesandt wurde, wie etwa das Judentum, das Christentum und der
Islam. Darüber hinaus gibt es keine Religion.
Als ich
die Wörterbücher aufschlug um nach der Bedeutung des arabischen Wortes دين
(Religion) zu suchen, brachte ich
nichts Über-zeugendes zutage, und zwar deswegen, da ich zu diesem Wort
lediglich fand, dass das Wort دين (Religion)
ملة (Bekenntnis, Religion) bein-haltet, und vice versa.
Folgen
wir dementsprechend den Verwendungsweisen des Wortes دين
(Religion) in der Sprache, finden
wir, dass es eine ganze Reihe von Bedeutungen hat. So wendet man دين
an, wenn man damit الجزاء (Vergeltung,
Belohnung respektive Bestrafung) zum Ausdruck bringen will. Dazu gehören
etwa die Worte des Erhabenen:
„Dem
Alleinherrscher am Tag des jüngesten Gerichts.”
(Qurʾān, Sure 1, Vers 4)
Das heißt, der Tag der Vergeltung, also der Belohnung
respektive der Bestrafung, ist der Tag der Auferstehung respektive des Letzten
Gerichts.
Es wird ferner angewandt, wenn man damit الحكم
والسـلطان (Gesetz und Urteil sowie Macht und Herrschaft) zum
Ausdruck bringen will, wozu die Worte des Erhabenen zählen:
„…Nicht ergreifen können hätte er seinen Bruder nach dem Gesetz (دين) des
Königs...“ (Qurʾān, Sure 12, Vers 76)
Das heißt, nach der Gesetzgebung und unter der Herrschaft
des Königs hätte Joseph seinen Bruder nicht ergreifen können.
Außerdem wird دين
angewandt auf عادة (Gewohnheit),
wie in den Worten des Dichters:
Sie sagte, als
ich ihr den Sattelgurt auflegte:
Ist dies seine
Gewohnheit immer und meine Gewohnheit (دين)?
Das heißt, hier hat دين
die Bedeutung Gewohnheit.
Und des Weiteren wird das Wort angewandt, wenn man Gehorsam
und Gefügigkeit ausdrücken will. So sagt man etwa:
ودان
له دينا وديانة Er leistete ihm Gehorsam.
Und
schließlich wird es angewandt um dadurch zum Ausdruck zu bringen, an was jemand
glaubt. So heißt es: Er glaubte (دان)
an das und das, das heißt, er nahm es als seine Religion an und widmete sich
mittels derer Gottes.
Es gibt
also die folgenden fünf Anwendungsbereiche: Gewohnheit,
Gehorsam, Gesetz, Vergeltung und das,
woran jemand glaubt. Wenn wir also sagen, dass das Wort دين
das bedeutet, woran der Mensch glaubt, dann bedeutet dies nicht, dass die
weiteren Bedeutungen nicht darin eingeschlossen sind. Wenn wir darüber tief
nachdenken, finden wir, dass sie alle in dieser Bedeutung einbezogen sind. Denn
wenn man sich zu einer Religion bekennt, dann werden deren Lehren für ihn zu
einer Gewohnheit und man folgt dem, was zum Gesetz dieser Reli-gion gehört, und
unterwirft sich demütig deren Herrschaft und erhofft daraus Belohnung. Wir
sehen also, dass diese fünf Bedeutungen die Elemente des Wortes دين
(Religion) im bekannten Sinne bilden.
· Ist
ergo jede diese Bedeutungen umfassende Glaubensauffassung Religion?
Um diese Frage zu beantworten sollten wir dieses Thema unter
zwei Aspekten erörtern:
Ertens: Bedeutung des Wortes دين
(Religion) bei den Religions-
gelehrten.
gelehrten.
Zweitens:
Darlegung des Elementes, das das Wort دين
(Religion)
von den Glaubensauffassungen trennt, die nicht als Religionen bezei-chnet werden.
von den Glaubensauffassungen trennt, die nicht als Religionen bezei-chnet werden.
Was nun
den ersten Aspekt betrifft, so definieren einige Religions-gelehrte Religion wie folgt: Ein von Verständigen
selbst erwähltes, len-kendes göttliches Konzept zum Wohl für das Diesseits und
zum Erfolg für das Jenseits, das sowohl die Dogmen als auch die Handlungen
um-fasst. Diese Definition gilt nun aber lediglich für die Himmelsreligio-nen,
als da sind das Judentum, das Christentum und der Islam. Andere
Glaubensrichtungen, die keinerlei himmlische Beziehung haben und auf deren
Bezeichnung als Religion sich die
Menschen verständigt haben, werden von diesen Gelehrten nicht als Religion bezeichnet. Denn deren Meinung
nach sind irdische Gesetzesbestimmungen auf Menschen zu-rückzuführen und haben
keinerlei Beziehung zu Gott, dem Hocherhabenen. Die Religion muss von Gott, dem
Höchsten und Besitzer von Macht und Autorität, herabgesandt worden sein.
Eine
andere Gelehrtengruppe meint, Religion
sei ein Ausdruck für Glauben und Anbetung in was für einer Form auch immer.
Danach ist der Glaube der Götzenanbeter Religion,
der Glaube der Buddhisten ebenfalls Religion,
der Glaube der Brahmanen desgleichen Religion
und jede Glaubensrichtung Religion,
die den Glauben an eine oder mehrere die Erde beherrschende Mächte beinhaltet,
die zu deren Befol-gen in Demut gegenüber dieser Macht sowie deren Anbetung
verpfli-chtet. Dies bedeutet, dass Religion
bei dieser Gruppe die Himmels-religionen und die nicht auf himmlischen
Ursprung zurückgehenden Religionen umfasst, die also die Menschen gegründet
haben und in keinerlei Beziehung zu Gott stehen. Diese Gelehrten argumentieren
mit Versen aus dem ehrwürdigen Koran, wie etwa mit den Worten des Erhabenen:
„Und
wer außer dem Islam eine Religion sucht, so wird sie von ihm nie angenommen
werden, und er gehört im Jenseits zu den Verlierern.“ (Qurn, Sure 3, Vers 85)
In diesem Vers bezeichnet Gott die nichtigen
Glaubensrichtungen als Religion. Des
Weiteren benennt ER das, was es bei den den Islam leugnenden Quraisch an
Glaubensauffassungen und Götzen gab, mit Religion,
insofern als der Erhabene an sie die Worte richtete:
„Euch ist eure Religion, und mir ist meine Religion.“
(Qurn, Sure 109,
Vers 6)
Ich meine, dass es keinen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Gruppen gibt,
und zwar deswegen, weil die erste Gruppe beim Beschränken der Bedeutung von Religion auf Judentum, Christentum und
Islam einen ganz besonderen Blick auf das Wort Religion wirft, insofern als sie damit die vom Himmel geoffenbarte
Religion zum Ausdruck bringen will. Die zweite Gruppe betrachtet indes Religion aus einer allgemeinen Sicht:
Sie ist alles, was den Glauben an eine Macht sowie das demütige Unterwerfen
unter diese und deren Anbetung beinhaltet – sei nun deren Quelle der Himmel
oder entspringe es der Erde.
Will nun diese Gruppe die Bedeutung spezifizieren, dann sagt
sie: Dies ist eine wahre Religion und jenes ist eine nichtige Religion. Alles ist
bei ihnen Religion, es wird ihr indes
jeweils das hinzugefügt, was ihre Merkmale darlegt, ob sie also eine
Himmelsreligion oder eine vom Menschen geschaffene Religion ist. Ferner wird
das Urteil gefällt, ob es eine wahre oder eine nichtige Religion ist.
Wir müssen auch in die aus der Religion gebildeten Elemente
das Element des Glaubens an die mit dessen Anbetenden abstrakt verbun-dene
übersinnliche geistige Wesenheit aufnehmen um die Dog-men im zeitgenössischen
philosophischen Denken aus dem Kreis der Religion auszusondern. Der Kommunismus
und der Existenzialismus sowie andere Arten philosophischer Doktrinen werden
somit nicht als Reli-gion bezeichnet, da sie ja nur an wahrnehmbares zu
Sehendes glauben, wohingegen man bei der Religion an eine übersinnliche nicht
zu sehen-de Macht glauben muss.
Mit anderen Worten kann man sagen, dass jede Lehrrichtung
respek-tive Glaubensorientierung, die nicht an eine übersinnliche Macht glau-bt,
nicht als Religion betrachtet wird. Folglich zeigen sich uns drei Arten:
-
Himmelsreligion
-
vom Menschen
geschaffene Religion
-
Sensualismus
Auch wenn einige diese letzte Art als Glaube bezeichnen,
steht sie dennoch nicht im Kreis der Religion und wird deshalb auch nicht Reli-gion genannt.
·
Es gibt zwei
mit دين (Religion)
in Verbindung stehende Wör-ter, als da sind: ملة
(Bekenntnis, Religion) und النحلة
(ethnische respek-tive religiöse Gruppe).
Sind Sie nicht auch mit mir der Meinung, dass man die
Bedeutung dieser beiden Wörter darlegen sollte um voll und ganz davon zu profi-tieren?
Nun, man verwendet gemäß dessen, was in den
Sprachwörter-büchern steht, das Wort ملة
(Bekenntnis, Religion) um die Scharia respektive die Religion (دين)
zu bezeichnen, wie etwa die Religion des Islam, der Christen oder der Juden.
Das heißt also, das Wort ملة
wird für die geoffenbarten Religionen verwandt. Al-Rāġib Al-ʾAṣfahānī meint: „الملة:
Bezeichnung für das, was Gott durch die Propheten SEINEN anbetend Dienenden als
Gesetz vorgeschrieben hat, auf dass diese dadurch in die Nähe Gottes gelan-gen.“
Der Unterschied zwischen diesem Wort und dem Wort دين
(Religion) besteht darin, dass das
Wort ملة nur in Verbindung mit einem Propheten
steht, zu dem es gehört, wie etwa in den Worten des Erhabenen:
„Dann offenbarten WIR dir: „Folge der Religion Abrahams!...“
(Qurʾān, Sure 16, Vers 123)
Und ebenso SEINE Worte:
„Ich folge der
Religion meiner Väter…“ (Qurʾān, Sure 12, Vers 38)
Man findet das Wort ملة kaum zusammen mit dem Namen Gott. Auch
Einzelpersonen wird es nicht beigefügt. Des Weiteren benutzt man es nur bei der Gesetzgebung als Ganzes und
nicht bei Einzel-gesetzen. Man sagt also nicht ملةالله für Religion
Gottes oder ملتي für
meine Religion respektive ملةزيد für die Religion Zaids.
Dahingegen sagt man دين
الله für Religion Gottes und دين زيد für die Religion Zaids.
Das Wort النحلة (ethnische respektive religiöse Gruppe)
wird ver-wandt, wenn man etwas zum Ausdruck bringen will, was man für sich
selbst in Anspruch nimmt. Man sagt also انتحل فلان كذا und meint damit Herr X
maßte sich ohne Recht das und das an. Hieraus wird klar, dass der Sinn des
Wortes auf eine Lüge respektive auf eine Behauptung ohne eine Grundlage für
Richtigkeit hinweist. Und genau das ist die Natur der anmaßenden Behauptungen
und Doktrinen, die die Zeichen Gottes leugnen und SEINE Gesandten ablehnen. Und
jeden ebensol-chen einladenden Aufruf bezeichnet man als نحلة (ethnische respektive
religiöse Gruppe), da ja alles, was Gott und SEINE Gesandten leugnet, Lüge
und Diffamierung ist.
Möge Gott uns vor dem Übel dieser Tendenz
bewahren und uns zu SEINER wahren Religion führen, zur Religion des Islam. ER
ist für-wahr allhörend und die Gebete erhörend.
* *
*
3. Was ist Islam?
· Mir fällt auf, dass das
Wort Islam in unterschiedlichen
Aus-drü-cken und sprachlichen Konstruktionen benutzt wird und von jedem
Ausdruck verstehe ich eine Bedeutung, die von der Bedeutung in einem anderen
Ausdruck unterschiedlich ist. Weist nun das Wort Islam auf eine ganze Reihe von Bedeutungen hin? Oder anders gesagt:
Wird dieses Wort in unterschiedlichen Verwendungen benutzt, wobei es in einer
Verwendung eine Bedeutung hat, die anders ist als die Bedeu-tung in einer
anderen Verwendung? Oder gibt es zwischen diesen zahlreichen Verwendungen einen
gemein-samen Nenner?
Wenn man nach der Bedeutung irgendeines Wortes
suchen will, soll man die Verwendung des von diesem Wort abgeleiteten Verbs
betrach-ten. Das Verb des Wortes Islam
ist nun أسـلم sich unterwerfen, sich ergeben,
sich anvertrauen, das heißt انقاد jemandem gehorchen, jeman-dem zu Willen sein. Man sagt ich
ergebe mich Gott und meint damit ich gehorche Gott oder ich befolge Gottes Anweisung. Somit
bedeutet Islam Befolgen, demütiges Unterwerfen und Gehorsam gegenüber Gott, dem
Hocherhabenen. Der ehrwürdige Koran erwähnt eine Geschichte über Abraham
(Friede sei mit ihm!):
„Und wer verschmäht die Religion Abrahams
außer dem, der sich selbst zum Narren macht? WIR wählten ihn ja in der
diesseitigen Welt aus, und fürwahr, im Jenseits gehört er gewiss zu den Rechtschaffe-nen.
Als zu ihm sein Herr sprach: „Unterwirf dich!“, sprach er: „Ich habe mich dem
Herrn der Welten unterworfen.“
(Qurʾān, Sure 2, Verse 130-131)
·
Wenn man den Islam als demütiges Unterwerfen, Befolgen
und Gehorsam versteht, dann drängt sich vielleicht die Vermutung auf, dass der
Islam den Muslim dazu aufruft indifferent zu sein. Denn das Wort انقياد Befolgen bedeutet, sich in das zu ergeben, was sich
ereignet und was geschieht – ohne Widerstand und ohne den Versuch den Lauf der
Geschehnisse zu beeinflussen. Und genau das nennt man Fatalismus. Das heißt,
der Mensch unter-wirft sich einem fremden Willen ohne zu versuchen den Lauf der
Geschehnisse zu beeinflussen. Der Mensch ist also wie eine in der Luft
schwebende Feder, die der Wind bewegt, wohin er will. Der Muslim unterwirft
sich mithin den Geschehnissen durch sein Folgen und interveniert nicht zu
Gunsten deren Veränderung. Eben das kann man bei der breiten Masse der Muslime
beobach-ten. Sie sind indifferent, ja sogar faul. Versucht man sie zur Arbeit
anzuhalten, entgegnen sie einem: „Lass das für Gott! Was für dich bestimmt ist,
wird schon noch zu dir kommen!“ Liegt der Grund für diese Passivität vielleicht
in dem, was man vom Wort Islam
versteht, nämlich absolutes Befolgen und demütiges Unterwerfen?
Wer versteht, dass der Islam zur Faulheit und
zur Passivität aufruft, macht einen Fehler. Der Islam spornt vielmehr zu Arbeit
und Beharr-lichkeit an. Gott, der Erhabene, sagt:
„Und
sprich: „Handelt!“ Denn Gott wird euer Handeln sehen und SEIN Gesandter...“ (Qurʾān, Sure 9, Vers 105)
Und ER sagt ferner:
„Wer Rechtschaffenes wirkte, ob Mann oder
Frau, und er ist gläu-big, den werden WIR ganz gewiss ein gutes Leben gewähren.
Und WIR werden es ihnen
ganz gewiss mit ihren Lohn vergelten mit dem Besten, was sie zu tun pflegten.“ (Qurʾān, Sure 16, Vers 97)
Zählt man die Verse, die im ehrwürdigen Koran
im Zusammenhang mit der Darlegung des Ansporns zur Arbeit und der Vergeltung
für die Handelnden vorkommen, wird einem die Zeit knapp. Das beweist, dass der
Islam nicht will, dass der Muslim passiv ist, sondern ihn vielmehr zur Arbeit drängt und ihm dann für dessen
gute Taten Belohnung ver-spricht.
· Es besteht nicht die
geringste Meinungsverschiedenheit, dass der Islam die Muslime zur reichlichen Schaffung
guter Taten in den Bereichen der Anbetungshandlungen wie das Gedenken und Lob-preisen
Gottes und tägliche Pflichtgebet aufruft. Dahingegen gibt es Meinungsverschiedenheiten
bei den weltlichen Handlungen, nämlich beim Streben nach dem, was einem
Menschen materielles Wohlergehen erbringt. Viele Muslime verpflichten sich zum
Verri-chten der Anbetungshandlungen und machen sich keine Sorgen um das, was
der Gesellschaft Wohlstand und zivilisatorischen Fortschritt verschafft, weil
sie glauben, dass sie das im Jenseits bekommen werden. Was aber das Diesseits
betrifft, so schade es ja nichts, wenn man arm und notleidend lebe. So hört man
viele von ihnen sagen: „Uns reicht das Jenseits.“ Das heißt, wenn einem das
Diesseits durch seine Faulheit und Indifferenz entgeht, wird man schon im
Jenseits bekommen, was einem im Diesseits verwehrt bleibt.
·
Es gibt zwei Punkte, die man sorgfältig beachten
sollte, als da sind:
Erstens: Der Islam spornt sowohl zum Handeln
im Bereich der An-betungshandlungen als auch zum Handeln im weltlichen Bereich
an. Der Erhabene sagt:
„Wenn also das Gebet verrichtet ist, so
zerstreut euch im Land und trachtet nach der Gnade Gottes!...“ (Qurʾān, Sure 62,
Vers 10)
Und ER sagt ferner:
„ER ist derjenige, DER für euch die Erde
willfährig machte. Zieht also durch ihre Gebiete und esset von SEINEM
Lebensunterhalt...“
(Qurʾān,
Sure 67, Vers 15)
Und ER sagt
weiterhin:
„...Sprich: „Wer hat die angemessene Kleidung
Gottes, die ER für SEINE anbetend Dienenden hervorgebracht hat, verboten sowie
die guten Dinge vom Lebensunterhalt?“ Sprich: „Sie sind für diejenigen, die
glauben, im diesseitigen Leben, ausschließlich am Auferstehungs-tag.“ (Qurʾān, Sure 7, Vers 32)
Der Prophet
Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!) sagte: „Wenn
jemand von euch sein Seil nimmt um ein Bündel Brenn-holz auf seinem Rücken zu
bringen und es zu verkaufen, damit Gott seine Selbstachtung schützt, ist das
besser als dass er die Leute bittet und dann geben sie ihm oder geben ihm nicht.“
(Al-Buḫārī, Kapitel
Sozialpflichtabgabe)
Diese Texte
belegen, dass der Islam auch dann, wenn seine Bedeu-tung demütiges Unterwerfen
und Befolgen ist, demütiges Unterwerfen nur unter Gott und nicht unter die einen
umgebenden materiellen Ver-hältnisse bedeutet. Der Muslim darf sich also nicht
den sich vor ihm aufbauenden Hindernissen auf seinem Weg in seinem diesseitigen
Leben ergeben. Er soll diese vielmehr durch Fleiß und Beharrlichkeit bei der
Arbeit, die ihm und seinen Kindern den Lebensunterhalt er-bringt, überwinden.
Darin liegt auch ein Nutzen für die Gesellschaft, weil sie durch die von ihren
Bürgern erzielte Produktion für die Kon-frontation mit Gegenströmungen, die
sich ihr entgegenstellen, gestärkt wird.
Der zweite Punkt,
den man beachten sollte, besteht darin, dass
demütiges Unterwerfen unter Gott automatisch Arbeit und Ernsthaftig-keit
bei den weltlichen Handlungen erfordert, denn demütiges Unter-werfen unter Gott
bedeutet das Praktizieren all dessen, was Gott anord-net. Und ER hat
angeordnet, dass man nach dem Lebensunterhalt stre-ben und auf dem Gebiet der
Produktion zur Stärkung der islamischen Gemeinschaft ernst arbeiten muss. Wer
also bei der Arbeit faulenzt, vergibt einen Hauptaspekt bei seinem demütigen
Unterwerfen unter Gott, das heißt sein Ergeben ist mit einem Mangel behaftet,
weil er nicht macht, was den Islam realisiert.
·
Wenn Islam demütiges
Unterwerfen und Gehorsam bedeutet, wird dann jeder, der sich Gott demütig
unterwirft und IHM Gehorsam leistet, als Muslim betrachtet?
Ja! Und deshalb sagt
Gott, der Hocherhabene:
„Abraham
war kein Jude und kein Nazarener, vielmehr war er ein Rechtgläubiger, ein
Muslim...“ (Qurʾān,
Sure 3, Vers 67)
Das heißt, Abraham setzte bei seinem Verhalten in die Tat
um, was Gott angeordnet hatte, und leistete IHM Gehorsam, und er folgte nicht
dem, was die Gelehrten und Mönche der Religion Gottes hinzugefügt hatten. So
betrachtet man jeden Menschen, der der Rechtleitung Gottes folgt und
praktiziert, was an Offenbarung Gottes herabgekommen ist, als Gott Ergebener (=
Muslim).
Joseph (Friede sei mit ihm!) sagte:
„Mein Herr, DU hast mir schon von der Herrschaft gegeben und
mich von der Deutung der Geschehnisse gelehrt. Schöpfer der Himmel und der
Erde! DU bist mein Schutzherr in der diesseitigen Welt und in der jenseitigen.
Lass mich sterben als ein Muslim und reihe mich in die Rechtschaffenen ein!“ (Qurʾān, Sure 12, Vers 101)
Und Bilqis, die Königin von Saba, sagte:
„...Mein Herr! Fürwahr, ich habe gegen mir
selbst Unrecht zugefügt, und ich habe mich mit Salomo Gott, dem Herrn der
Welten, ergeben.“
(Qurʾān, Sure 27,
Vers 44)
· Bedeutet Islam ergo, dass
er die Religion Gottes von Adam bis heute ist?
Ja! Und wer nicht an ihn glaubt, folgt dem Weg
des Teufels und stürzt sich in das, was die Mönche und Gelehrten einem
vorschreiben.
· Man findet nun aber viele
Namen für die Religion, wie etwa Judentum hier und Christentum dort. Sind denn
diese beiden Religionen nicht auch von Gott? Und wenn dem so ist, warum werden
sie mit diesen beiden Namen benannt und warum bezei-chnet man sie nicht als
Islam?
Die Religion Gottes ist Islam. Die Juden indes
entstellten ihn. Also kam das Christentum durch Jesus als Korrektur – beide
sind ursprüng-lich die Religion Gottes, nämlich der Islam. Als das Christentum
nun ebenfalls entstellt wurde, kam die Offenbarung zu unserem Propheten
Muhammad, dem Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!), um
den Menschen die Religion Gottes, als da ist der Islam, zu übermitteln. Wer
also nicht an den Islam glaubt, ist auch kein Mus-lim. Konsequenterweise
leistet er ihm auch keine Folge Gott, der Erha-bene, sagt:
„Fürwahr,
die Religion bei Gott ist der Islam...“
(Qurʾān,
Sure 3, Vers 19)
Das heißt, was Muhammad (Gott segne ihn und
schenke ihm Frie-den!) geoffenbart wurde, denn dies ist die einzige Religion
Gottes, die absolut frei ist von Entstellung respektive Veränderung. Es ist die
Religion Gottes von Adam bis Muhammad (Gott segne ihn und schen-ke ihm
Frieden!).
* * *
4. Was ist
Glaube?
· Wir
haben über den Islam gesprochen und wir haben darge-legt, dass er demütiges
Unterwerfen, Befolgen und Gehorsam gegen-über Gott bedeutet. Und wir haben
erklärt, dass diese Bedeutung keine Ursache dafür darstellt, dass der Muslim
indifferent und faul ist, denn der Islam spornt zur Arbeit an, sei es auf dem
Gebiet der Anbetungs-handlungen oder im Zusammenhang mit diesseitigen
weltlichen Ange-legenheiten wie Handel, Landwirtschaft,
Industrie und anderes. Es bleibt indes ein Aspekt, der unklar zu sein scheint,
nämlich was in einem edlen Hadith überliefert ist, demzufolge der Prophet (Gott
segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: „Der Islam ist auf fünferlei errich-tet:
Das Bekenntnis, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und Muha-mmad der
Gesandte Gottes ist, das Verrichten des Pflichtgebetes, das Entrichten der
Sozialpflichtabgabe, das Fasten im Ramadan und die Pilgerfahrt zum Haus Gottes
in Mekka für den, der dazu in der Lage ist.“ Wenn nun ein Muslim lediglich
diese fünf Säulen praktiziert, wird er dann auch als Muslim angesehen?
Ja! Denn
wenn man diese Säulen erfüllt, führen sie durch den, der sie erfüllt, dazu,
dass Gutes verrichtet und Schlechtes unterlassen wird. So verhindert etwa das
Pflichtgebet unmoralisches Verhalten und
Ver-werfliches, die Sozialpflichtabgabe erzieht den Muslim zur Naturver-anlagung
der Liebe zum Guten und zum Mitgefühl gegenüber denen, die etwas brauchen, das
Fasten verfeinert den Charakter des Muslim, indem es ihn von den Trieben
körperlicher Gelüste befreit, und die Pilgerfahrt vertieft in den Herzen der Muslime
die Gefühle der Einheit. Vor allem befreit das Bekenntnis zu Gott den Muslim
davon, von Men-schen beherrscht zu werden; er unterwirft sich demütig einzig
und allein Gott.
· Wenn der Muslim sich mit all dem auszeichnet
respektive diese Säulen praktiziert,
dann führt dies dazu, dass er ein Gott gegenüber gehorsamer Muslim ist und
SEINE Lehren ausführt. Warum sagt nun aber Gott in SEINEM ehrwürdigen
Offenbarungsbuch als Antwort auf die arabischen Beduinen, die gekommen waren
und dem Propheten (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) ihren Glauben öffentlich verkündet hatten, dass sie eben
keine Gläubigen seien, sondern ledig-lich Muslime. ER sagt:
· Die
Araber[2]
sagen: „Wir glauben!“ Sprich: „Ihr glaubt nicht. Sagt vielmehr: «Wir sind
Muslime.» Und der Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingedrungen...“ (Qurʾān, Surah 49, Vers 14)
Ist
somit der Glaube etwas anderes als der Islam?
Wir müssen wissen, dass der Islam äußerlich
formales demütiges Unterwerfen und Befolgen bedeutet. Ist er nun auch eng mit
einer Glaubensbestätigung im Herzen verbunden, handelt es sich um den wahren
Islam, da der Glaube Bestätigen durch das Herz und Äußern mit der Zunge wie
beim Aussprechen des Glaubensbekenntnisses oder Rezitieren des Koran oder durch
Handeln wie bei den Anbetungshand-lungen ist. Genau das gilt als Zeichen für
all das, was an Glauben im Herzen ist. Handelt es sich also bei diesem Äußern
um einen Widerhall dessen, was im Herzen an Glaube ist, dann ist es ein wahrer
Islam. Anderenfalls ist es lediglich ein äußeres Vorgeben – wie dies der Fall
bei den Heuchlern war. Sie täuschten den Islam nur vor, und der Glaube war noch
nicht in ihre Herzen eingedrungen. So geschah es seitens der Wüstenaraber, über
die der oben erwähnte Koran-Vers spricht. Sie kamen zwar demütig, aber der
Glaube war noch nicht in ihren Herzen.
Deshalb kann man einen Menschen nicht
beurteilen, ob dieser ein Gläubiger ist oder nicht, denn diese Frage hängt mit
dem Herzen zusa-mmen, wobei ausschließlich Gott, der Hocherhabene, über die
Herzen informiert ist. Wir sagen indes nur, der und der ist ein Muslim. Dies
ist auch die Ursache der oftmaligen Verwendung des Ausdrucks „die Muslime“ und
der geringen Verwendung des Ausdrucks „die Gläubi-gen“. Die Verwendung des
Wortes „Glaube“ in Verbindung mit Mus-limen ist nur seitens Gottes, DER weiß,
was in den Herzen ist. Somit kommt der Ausdruck „diejenigen, die glauben“ im
ehrwürdigen Koran mehr als zweihundertmal vor, wohingegen der Ausdruck
„diejenigen, die den Islam annahmen“ nur ein einziges Mal vorkommt, indem Gott
sagt:
„Fürwahr, WIR haben die Thora herabgesandt,
darin ist Rechtlei-tung und Licht, nach ihr richten die Propheten, die den
Islam annah-men, diejenigen, die Juden sind...“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 44)
Das heißt, nach der Thora richten diejenigen,
die Gott gehorchen und sich nicht an einer Gesetzgebung orientieren, die
Menschen für die jüdische Gesellschaft aufgestellt haben.
·
Der Glaube ist also eine Bestätigung durch das Herz
und der Islam ist ein Aussprechen mit der Zunge sowie eine Handlung, die der
anbetend Dienende als Erfüllung dessen ausübt, was im ehrwürdigen Koran steht.
Diese Handlung ist möglicherweise lediglich formal äußerlich, wie es im Fall
der Heuchler war, das heißt sie täuschten den Gläubigen vor zu glauben, wobei
der Glaube in deren Herzen indes noch nicht eingedrungen war. Durch diese
Handlung kann sich aber auch die wahre Äußerung dessen ausdrücken, was sich im
Herzen an Glauben befindet. Wie kann man also zwischen den beiden Handlungen
unterscheiden?
Das Unterscheiden zwischen den beiden
Handlungen ist sehr schwer: Die eine Handlung verrichtet der Ausübende formal
äußerlich, und die andere entspringt der Wirklichkeit im Herzen. Dazu ist niema-nd
in der Lage außer einem Wissenden um die Geheimnisse der Her-zen, und das ist
Gott, der Hocherhabene. Der Mensch indes stellt in der Regel – wenn die
Situation günstig ist oder er ständig mit jemandem eng verbunden ist – die
Wahrhaftigkeit der Handlung des jeweiligen Handelnden fest, und zwar wenn das
Verhalten des Handelnden dessen Furcht vor Gott und Streben nach dem Verrichten
der Anbetungshand-lungen entspricht.
Um nun diese beiden Bedeutungen von Islam und
Glaube zu verdeu-tlichen, wird das, was mit dem Herzen zusammenhängt, als
Glaube und das, was mittels der Körperglieder zutage tritt, als Islam
bezeichnet. Gott, der Erhabene, sagt bei der Beschreibung der Gläubigen:
„Der Gesandte glaubt an das, was zu ihm von
seinem Herrn herab-gesandt wurde – und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und
SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten...“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 285)
Denn die Bestätigung wird nur durch das Herz
realisiert, und so wird sie Glauben genannt.
Was aber den formal äußerlichen Aspekt
betrifft, so wird er als Islam bezeichnet. In einem Hadith des Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm
Heil!), in dem Gabriel ihn über den Islam befrag-te, steht des Gesandten
Antwort: „Islam heißt zu bezeugen, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und
Muammad der Gesandte Gottes ist,
das Pflichtgebet zu verrichten, die Sozialpflichtabgabe
zu entrich-ten, im Raman zu fasten und die Pilgerfahrt zum Haus Gottes in Mekka für den, der dazu in der Lage
ist, durchzuführen.“ Das Ausspre-chen des Glaubensbekenntnisses ist nun eine
formal äußerliche Seite, und so ist es auch mit dem Pflichtgebet, mit dem
Raman-Fasten, mit der Sozialpflichtabgabe und mit der Pilgerfahrt.
Der Islam ist also alles, was mit dem formal
Äußerlichen zusamme-nhängt, denn der Glaube ist ja nur echt, wenn er mit dem
Herzen in Verbindung steht. Wenn indes der Glaube vom Herzen ausgeschlossen
ist, wird das formal äußerliche Handeln heuchlerisch und stellt nicht den Islam
dar. Nur Gott weiß das, da ER ja die Herzen besser kennt. Deshalb ist es nicht
richtig einem Muslim, der am Verrichten der formal äußerlichen Handlungen festhält,
den Glauben abzustreiten und von Leugnen des Islam oder von Heucheln sprechen,
zumal dies unsere Fähigkeiten übersteigt. Es wäre besser auf ihn lediglich die
Bezeich-nung Muslim anzuwenden.
Was nun aber die Bezeichnung als Gläubiger
betrifft, so überlassen wir diese Gott, dem Hocherhabenen, denn nur ER allein
weiß, was im jeweiligen Herzen ist.
* *
*
5. Die Offenbarung
Von Umar
Ibn Al-Ḫaṭṭāb (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!) sind uns die folgenden
Worte überliefert: „Wir befanden uns gerade beim Gesandten Gottes (Gott segne
ihn und schenke ihm Heil!), als ein Mann in strahlendweißer Kleidung und mit
pechschwarzem Haar herbeikam. Man sah an ihm keine Spur von einer Reise, aber
absolut niemand von uns kannte ihn. Er näherte und setzte sich schließlich vor
den Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), wobei seine Knie
die Knie des Gesandten berührten. Er sagte: «O Muham-mad! Unterrichte mich über
den Islam!» Der Gesandte Gottes (Gott
segne ihn und schenke ihm Heil!) erwiderte:
«Islam heißt zu bezeu-gen, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und
Muhammad der Gesa-ndte Gottes ist,
das Pflichtgebet zu verrichten, die
Sozialpflichtabgabe zu entrichten, im Ramaḍān zu fasten und die Pilgerfahrt zum
Haus Gottes in Mekka für den, der dazu
in der Lage ist, durchzuführen.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Da waren wir
ob seiner Frage und seiner Bestätigung erstaunt. Dann fragte er: «Aber was ist
Glaube?» Der Gesandte entgegnete: «Dass man an Gott als den Alleinigen glaubt
und an SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten sowie an an die
Auferstehung nach dem Tod und das Paradies und die Hölle sowie an die
Vorherbestimmung, sei sie gut oder schlecht.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.»
Dann fragte er: «Aber was ist Gutes
tun?» Der Gesandte antwortete: «Dass man Gott anbetend dient, als ob man IHN
sähe, denn auch wenn man IHN nicht sieht, so sieht ER einen doch.» Der Mann
sagte: «Du hast Recht.» Er sagte: «Und nun unterrichte mich über die Letzte
Stunde!» Da meinte der Gesandte: «Der Gefragte weiß über sie nicht mehr als der
Fragende.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Da sagte er: «Dann unterrichte mich
über ihre Zeichen!» Der Gesandte sagte: «Dass eine Sklavin ihre Gebieterin
gebiert und dass man die nackten und barfüßigen Schafhirten sieht wie sie
einander beim Bau von guten Häusern einander zu überbieten suchen.» Der Mann
sagte: «Du hast Recht.» Dann entfernte er sich. Wir verharrten eine lange Zeit,
dann sagte der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!): «O Umar!
Weißt du, wer dieser Mann war?» Ich gab zur Antwort: «Gott und SEIN Gesandter
wissen es am besten.» Der Gesandte sagte: «Das war Gabriel. Er ist zu euch
gekommen um euch in der Angelegenheit der Religion zu unterweisen. Und er kam
zu mir immer in einer Gestalt, in der ich ihn erkannte, außer in der dies-maligen
Gestalt.»“ (Al-Buḫārī, Teil
1, S. 6)
Dieser Ḥadīṯ
umfasst vier Problemkreise, als da sind Islam, Glaube, Gutes tun und Zeichen
der Letzten Stunde. über zwei von ihnen haben wir bereits gesprochen, nämlich
Islam und Glaube. Und ich möchte hier auch nicht, dass wir über die beiden
übrigen Problemkreise spre-chen, also über Gutes tun und Zeichen der Letzten
Stunde, denn das Thema Gutes tun wird kommen, wenn wir über die Ethik sprechen,
und das Thema der Letzten Stunde, wenn die Rede ist von den Dingen, von denen
wir nur hören. Was ich indes jetzt in Erfahrung bringen möchte: Wer ist
Gabriel?
Gabriel
ist ein hebräsches Wort und heißt nach einer Überlieferung von Ibn-ʿAbbās
entweder ʿAbdu-r-raḥmān (anbetend
Dienender gege-nüber dem Allerbarmer) oder ʿAbdu-l-ʿAzīz (= anbetend Dienender des Allmächtigen).
Gabriel ist der Engel, den Gott mit der Übermitt-lung der Offenbarung an SEINE
Propheten und Gesandten (Friede sei mit ihnen!) betraute. Sein Name erscheint
im ehrwürdigen Koran in drei Versen, nämlich in Gottes Worten:
„Sprich:
„Wer nun aber ein Feind Gabriels ist, so hat er ihn (Gab-riel den
Qurʾān; Anm. d. Übers.) fürwahr auf dein Herz mit der Erlau-bnis Gottes hinabgesandt, als eine Bestätigung
dessen, was vor ihm war...“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 97)
Und in
SEINEN Worten:
„Wer nun
aber ein Feind Gottes und DESSEN Engel
und DESSEN Gesandter und Gabriels und Michaels ist, so ist Gott fürwahr ein
Feind der Islam-Leugner.“ (Qurʾān, Surah 2,
Vers 98)
Und in
SEINEN Worten:
„Wenn
ihr beide gemeinsame Sache gegen ihn macht, so ist fürwahr Gott, ist ER sein
Schutzherr und Gabriel und der Rechtschaffene der Gläubigen...“ (Qurʾān,
Surah 66, Vers 4)
Die
Gelehrten sagen, dass Gabriel ein hochgestellter Engel ist und Gott ihm deshalb
die Übermittlung der Offenbarung an SEINE Gesan-dten übertrug.
·
Was ist also die
Bedeutung von Offenbarung?
Sprachwissenschaftlich
bedeutet Offenbarung „Eingebung“, wie etwa in den Worten des Erhabenen:
„Und dein Herr gab den Bienen ein: „Baut
euch Behausung in Bergen, in den Bäumen und in den von Menschen errichteten
Bienen-stöcken”
(Qurʾā,
Surah 16, Vers 68)
Und in
den Worten des Erhabenen:
„Und als ICH den Jüngern eingab, dass
sie an MICH glauben mögen und an MEINEN Gesandten!...“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 111)
Ferner
kommt es in SEINEN Worten vor:
„Wir gaben der Mutter des Moses durch
Offenbarung ein und sag-ten : „Säuge ihn; wenn du aber seinetwegwn Angst hast,
dann lege ihn in den Fluss und fürchte dich nicht und betrübe dich nicht ……”
(Qurʾān, Surah 28, Vers 7)
Was nun
aber die Bedeutung von Offenbarung als Terminus techni-cus betrifft, so
versteht man darunter alles, was auf die Propheten und Gesandten an
Rechtsnormen herabgesandt wurde um diese ihren jewei-ligen Völkern zu
übermitteln.
Gott
richtete an Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) folgende Worte:
„Fürwahr, WIR haben dir geoffenbart wie
WIR Noah geoffenbart haben sowie den Propheten nach ihm...“ (Qurʾān,
Surah 4, Vers 163)
Das
heißt, WIR sandten dir wie auch Noah und den Propheten eine Rechtsnorm herab.
Ergo ist der ehrwürdige Koran die Offenbarung, mit der Gabriel von Gott zu
Muammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) herabkam, damit dieser ihn den
Menschen übermittle. Und die Thora ist die Offenbarung, mit der Gabriel von
Gott zu Moses (Friede sei mit ihm!) herabkam, damit dieser sie den Kindern
Israel übermittle. Und das Evangelium ist die Offenbarung, mit der Gabriel zu
Jesus (Friede sei mit ihm!) herabkam, damit dieser es seinem Volk über-mittle.
Und der Psalter ist die Offenbarung, mit der Gabriel zu David (Friede sei mit
ihm!) herabkam, und noch viele andere, über die uns der ehrwürdige Koran nichts
mitteilt. Gott sagte zu SEINEM Propheten:
„WIR schickten Gesandte schon vor dir; zu ihnen gehören
einige, von denen WIR dir berichteten, und zu ihnen gehören einige, von denen
WIR dir nicht berichteten. Und es geziemt keinem Gesandten, dass er mit einem
Zeichen komme außer mit der Erlaubnis Gottes...
(Qurʾān,
Surah 40, Vers 78)
Somit
ist die Offenbarung alles, was Gott zu SEINEM Gesandten durch Gabriel (Friede
sei mit ihm!) mit der Anweisung der Übermit-tlung herabsandte, wie Gott, der
Erhabene, sagte:
„Sprich:
„Welche Sache ist das bedeutendste Bezeugen?“ Sprich: „Gott als Zeuge zwischen
mir und euch. Und geoffenbart ward mir dieser Koran, damit ich euch durch ihn
warne und wen er erreicht. Fürwahr, wollt ihr denn gewiss bezeugen, dass es mit
Gott andere Gottheiten gibt?“ Sprich: „Ich bezeuge nicht.“ Sprich: „Fürwahr, ER
ist ja nun die Eins-Seiende Gottheit, und fürwahr, ich bin frei von dem, was
ihr beigesellt.“
(Qurʾān,
Surah 6, Vers 19)
Und ER
sagte auch:
„Und rezitiere, was dir geoffenbart ward
vom BUCH deines Herrn...“ (Qurʾān, Surah 18, Vers 27)
· Gehören
nun zur Bedeutung von Offenbarung nicht auch die Träume der Propheten, die sie
gehabt hatten, bevor der Engel zu ihnen mit der Offenbarung Gottes kam?
Der
Traum gehört nicht zur Bedeutung von Offenbarung im Sinne, dass die Propheten
nicht mit der Übermittlung dessen beauftragt wur-den, was sie im Schlaf sahen.
Der Traum war auch kein Mittel zur Gesetzgebung, er war vielmehr lediglich eine
Voraussage nahe einer Offenbarung. Die Propheten pflegten Träume vor der
Beauftragung zur Übermittlung zu haben, und die Geschehnisse bestätigten, was
sie geträumt hatten.
Dieser
Zeitraum geht dem Kommen der Offenbarung zum Gesand-ten voraus. Von ʿĀʾišah
(möge Gott an ihr Wohlgefallen haben!) wird überliefert, dass sie sagte: „Der
ersten Offenbarung an den Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm
Heil!) ging ein Gutes ver-kündender Traum im Schlaf voraus. Seine Träume
erschienen ihm nur wie das Frühlicht der Morgendämmerung, dann wurde ihm die
Zurück-gezogenheit lieb und er zog sich in die Höhle von Ḥirāʾ zurück. Dort
suchte er nachts die Nähe Gottes, bis der Engel zu ihm kam, als er gerade in
der Höhle war. Der Engel sagte zu ihm: « Lies!» Der Prophet entgegnete: «Ich
kann nicht lesen!» Der Prophet sagte weiter: «Da presste mich der Engel, bis er
mich ganz erschöpfte. Darauf ließ er mich los und sagte: ‚Lies!‛ Ich erwiderte:
‚Ich kann nicht lesen!‛ Da ergriff er mich und presste mich erneut, bis er mich
ganz erschöpfte. Dann ließ er mich los und sagte: „Lies!“ Ich erwiderte: ‚Ich
kann nicht lesen! Da ergriff er mich und pesste mich ein drittes Mal, bis er
mich ganz erschöpfte. Schließlich ließ er mich los und sagte:
„Lies im
Namen deines Herrn, DER erschuf, erschuf den Menschen aus geronnenem Blut!
Lies, und dein Herr ist der Gütigste.“
(Qurʾān, Surah 96, Verse 1-3)
Der
Ḥadīṯ teilt zwei Fälle mit. Der erste Fall ist der wahre Traum und der Gesandte
(Gott senge ihn und schenke ihm Heil!) übermittelte uns nicht, was er gesehen
hatte. Folglich sind wir nicht dem verpflich-tet, was auf dem Weg des Traums
kam, selbst wenn dieser als Vorbote der Offenbarung betrachtet würde. Was nun
aber den zweiten Fall betrifft, so handelt es sich um das Erscheinen Gabrieles
beim Prophe-ten, wobei er diesen den ersten Vers, der vom ehrwürdigen Koran
hera-bgesaust wurde, lesen ließ. Und diesen Fall übermittelte uns der Pro-phet
(Gott senge ihn und schenke ihm Heil!),
da ihm ja das Übermit-teln dessen, mit dem der Engel Gabriel von Gott, dem
Hocherhabenen, zu ihm kam, aufgetragen wurde.
Die
Offenbarung ist also, womit Gabriel von Gott zu SEINEM Pro-pheten (Gott senge
ihn und schenke ihm Heil!) herabkam und was er diesem befahl zu übermitteln.
Daher bezeichnet man den ehrwürdigen Qurʾān als die Offenbarung Gottes, denn
Gabriel (Friede sei mit ihm!) brachte ihn zum Propheten (Gott senge ihn und
schenke ihm Heil!) und trug ihm auf ihn zu übermitteln.
Gabriel
ist somit der Mittler zwischen Gott und DESSEN Gesand-ten. Er ist auch der
Träger der Offenbarung zu den Propheten. Manch-mal kommt er in Gestalt eines
Engels und manchmal in der eines Menschen, wie es beim obengenannten Habit der
Fall war. Man nennt ihn „der Geist“. Der Erhabene sagt:
„Mit ihm
kam der vertrauenswürdige Geist herab, auf dein Herz, damit du einer von den
Warnen seiest, in deutlicher arabischer Spra-che.“ (Qurʾān,
Sarah 26, Verse 193-195)
Des
Weiteren nennt man ihn den „Geist der Lauterkeit“. Der Erha-bene sagt:
Sprich:
„Den Qurʾān hat mir Gabriel, der heilige Geist, vom Herrn mit der Wharheit
gebracht. Damit die Gläbigen im Glauben gefestigt werden…..” (Qurʾān, Surah
16, Vers 102)
·
Ist Gabriel nun
der bei den Christen bekannte Heilige Geist?
Ja, aber
die Christen betrachten den Heiligen Geist als einen Teil der Trinität, wobei
sie glauben, das er den Jüngern erschien und ihnen offenbarte, obwohl sie keine
Propheten waren. Dieser Geist erscheint ferner den Päpsten und vielleicht
anderen Individuen, die keine Pro-pheten sind. Was aber Gabriel betrifft, den
der Islam auch den „heilien Geist“ nennt, so ist er ein Engel, den Gott wie
andere erschuf. So gehö-rt er zu den Geschöpfen Gottes und DESSEN anbetend
Dienenden. Der Koran spricht über die Engel, indem er sagt:
„Jesus
Christus wir es nicht aus Hochmut ablehnen, Gott Diener zu sein: desgleichen
die Gott nahestehenden Engel.“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 172)
Und er
sagt auch:
„Und
vor Gott wirft sich nieder, was in den Himmeln und was auf Erden an Tieren und
die Engel, und sie sind nicht hochmütig.“
(Qurʾān,
Surah 16, Vers 49)
Und des
Weiteren sagt er :
„Und
sehen wirst du die Engel kreisend rings um den Thron, den Preis ihres Herrn
verkündend“ (Qurʾān,
Surah 39, Vers 75)
Also
sind die Engel anbetend Dienende gegenüber Gott, die nicht gegen das
aufbegehren, was Gott ihnen befiehlt, und tun, was ihnen befohlen wird. Und
Gabriel erschien nur Propheten, denen geoffenbart wurde. Und was die Behauptung
der Christen betrifft, das er Indivi-duen, die keine Propheten sind, erscheinen
könne, so gibt es für deren Richtigkeit keinerlei Grundlage.
6. Unterscheidung zwischen Gläubigen,
Islam-Leugnern und Frevlern
Zu
den Wörtern, die im Rahmen des Urteilens über einen Menschen hinsichtlich
dessen religiösen Verhaltens oft zirkulieren, gehören die beiden Wörter
Unglaube und Frevel sowie deren Ableitungen. Wir hören viele Leute eine
Handlung als Unglaube beurteilen, wohingegen wir andere sehen, die dieselbe
Handlung als Frevel bezeichnen. Gibt es also einen Unterschied zwischen den
beiden Wörtern?
Um
die Bedeutung dieser beiden Wörter klarzumachen, müssen wir den beiden das Wort
Glaube hinzufügen, denn eine Sache wird durch ihr Gegenteil charakterisiert.
Wir haben schon den Glauben als Aner-kennung der Existenz Gottes sowie als
festigendes Bekennen und als Gehorsam IHM gegenüber definiert. Zu dieser
Bestätigung gehören auch DESSEN Gesandte sowie das Eingestehen, das ER Engel
hat und auf SEINE Gesandten und Propheten Offenbarungsbücher hinabsauste sowie
das Paradies und die Hölle erschuf und für die Taten aller Men-schen, die sie
in deren Leben ausübten, zur Rechenschaft ziehen wird. Wer also Gutes tut, den
wird ER ins Paradies schicken, und wer Böses tut, den wird ER in die Hölle
werfen. All das ist zusammengefaßt in den Worten Gottes, des Erhabenen:
„Der Gesandte glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn herab-gesaust
war – und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher
und SEINE Gesandten. „Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von SEINEN
Gesandten.“
(Qurʾn, Surah 2, Vers 285)
Der
Unglaube ist das Gegenteil des Glaubens, das heißt wer nicht an Gott glaubt
oder Gott eine andere Gottheit beigesellt, ist im Hinblick auf den Islam ein
Ungläubiger. Und wer an die Gesandten nicht glaubt, ist im Hinblick auf den Islam
ebenfalls ein Ungläubiger. Und wer an die Engel und an die auf SEINE Gesandten
herabgesandten Bücher oder an den Jüngsten Tag nicht glaubt, ist im Hinblick
auf den Islam auch ein Ungläubiger. Gott, der Erhabene, sagt:
„...Wer Gott leugnet und SEINE Engel und SEINE
Bücher und SEINE Gesandten und den Jüngsten Tag, dessen Fehlgehen ist ja
bereits sehr weit gegangen.“
(Orʾān, Surah 4,
Vers 136)
Im
ehrwürdigen Qurʾān stehen die beiden Wörter „Leugnen des Islam“ und
„Islam-Leugner“ in zahlreichen Versen, die alle um den kreisen, der an Gott
nicht glaubt oder einen von DESSEN Gesandten dementiert oder nicht dem folgt,
was ER SEINEN Gesandten an Anbe-tungshandlun-gen und Gesetzesnormen
herabsandte, oder der die Auf-erstehung und die Abrechnung oder das Paradies
respektive die Hölle abstreitet.
·
Es gibt zwei Punkte, die der Verdeutlichung bedürfen,
von denen der erste lautet: Wird jemand, der an einen Gesandten glaubt und
einen anderen ableugnet, als Islam-Leugner betrachtet? Und der zweite Punkt:
Die Muslime sind verschiedener Meinung beim Verstehen islamischer Texte. Als
Folge dieser Meinungsversch-iedenheit bildeten sich zahlreiche Gruppierungen.
Ist es nun recht, dass eine Gruppe über eine andere urteilt, dass diese den
Islam leugnend ist, also des Islam-Leugnens beschuldigt, nur weil sie einer
anderen Meinung ist?
·
Was nun den ersten Punkt betrifft, so muss man wissen,
dass man ein Islam-Leugner wird, wenn man an einen Gesandten glaubt, einen
anderen aber ableugnet. Der ehrwürdige Qurʾān bestimmt dazu mit den Worten des
Erhabenen:
„.. und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE
Bücher und SEINE Gesandten. „Wir machen keinen Untersch-ied zwischen einem von
SEINEN Gesandten.“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 285)
Wir
unterscheiden also bei der Pflicht des Glaubens an alle Gesand-ten nicht
zwischen ihnen. Glaubt jemand an den Islam, ist dieser Glau-be nur dann
richtig, wenn er auch an alle im ehrwürdigen Qurʾān mit-geteilten Gesandten
glaubt, die vor dem Islam auftraten. Wer somit an Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) glaubt, muss auch an
Jesus, Moses, Abraham, Noah und alle Propheten glauben, die im ehrwürdigen
Qurʾān erwähnt werden, denn glaubt man an einen von ihnen nicht, leugnet man ja
einen Text im ehrwürdigen Qurʾān ab. Und wer auch nur einen einzigen Buchstaben
in diesem ableugnet, ist ein Islam-Leugner. Dementsprechend wird jemand auch
als Islam-Leugner bezeichnet, wenn er etwa an Moses und nicht an Muhammad oder
an Jesus und nicht an Muhammad glaubt; er ist ein Islam-Leugner, da er ja den
gesamten Qurʾān ableugnet.
Was
den zweiten Punkt betrifft, nämlich das Beurteilen einer Grup-pierung der
Muslime als Islam-Leugner, nur weil sie eine von anderen abweichende Meinung
und ein anderes Verständnis hat, so ist dieses Urteil nur dann richtig, wenn
diese Gruppierung eine der Grundlagen der Religion abstreitet, wie etwa das
Abstreiten des Qurʾān oder eines authentischen Ḥadīṯes, oder die
Verbindlichkeit des Pflichtgebets, der Sozialpflichtabgabe oder der Pilgerfahrt
nicht anerkennt. Alles Übrige darf nicht als Leugnen des Islam gebrandmarkt
werden; man kann es höchstens als Irrtum oder Abweichen von der allgemeinen
Konzeption bezeichnen, wenn die Meinungen dieser Gruppierung extrem sind.
Das
bedeutet, es gibt in der Religion Grundlagen, die den Islam-Leugner vom an den
Islam Glaubenden trennen. Diese Grundlagen sind der Glaube an die Worte des
ehrwürdigen Qurʾān – wenn man also einen Buchstaben ableugnet, ist man
Islam-Leugner – sowie der Glaube an die Ḥadīṯe des Gesandten Gottes. Das heißt,
wenn es ganz sicher ist, dass ein Ḥadīṯ vom Gesandten Gottes (Gott segne
ihn und schenke ihm Heil!) stammt, und
eine Gruppe streitet ihn einfach um des Leugnens willen ab, wird dies als
Leugnen des Islam betrachtet. Denn es gilt als In Abrede-Stellen des Gesandten
Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!). Leugnet indes eine Gruppe den
Ḥadīṯ mit dem Argument, es gebe keine echte Bestätigung, dass der Gesandte ihn
wirklich sagte, dann ist sie mit dieser Verleugnung nicht den Islam leugnend,
denn sie stellt ja nicht den Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) in Abrede, sondern die
Überlieferer. So ist es nicht richtig, denjenigen, der den Ḥadīṯ ob der
Unrichtigkeit der Über-liefererkette ableugnet, als Islam-Leugner zu
bezeichnen. Gleichfalls ist niemand ein Islam-Leugner, der den Text anerkennt
und hinsicht-lich des Verständnisses und der Auslegung eine andere Meinung vert-ritt.
Aus diesem Grund sagten die traditionellen Rechtsgelehrten über den ehrwürdigen
Qurʾān: „Das Definitive des Textes ist alles Denkbare der Erklärung der
Bedeutung.“ Das heißt, der Koran-Text steht defini-tiv fest und wer auch nur
einen Buchstaben von ihm leugnet, ist ein Islam- Leugner, und alles Denkbare
der Erklärung der Bedeutung heißt, die Bedeutung ist von einer Person zur
anderen unterschiedlich und hieraus entstand die Meinungsverschiedenheit bei
der Auslegung und Interpretation. Dementsprechend befindet sich jede Gruppe
inner-halb des Krei-ses des Glaubens, solange sie nicht eindeutig vom Islam
abweicht, was wiederum nur geschieht durch Ableugnung eines authe-ntischen
Textes oder durch die Beurteilung unter Annullierung einer anerkannten notwendigen
Sache in der Religion wie der Vorschrift der fünf Pflichtgebete und der Unerlässlichkeit
des Bemühens (ǧihād) um Gottes willen und anderer Bestimmungen, die unablässig
zusammen-getragen wurden. Abgesehen davon sind alle Muslime, auch wenn ihre
Meinungen in der Auslegung unterschiedlich sind.
Nachdem
wir das Wort Islam-Leugnung dargelegt haben, kommen wir nun zum Wort Frevel
zurück. Was ist damit gemeint? Wann wird es genannt? Und wer wird so genannt?
Man
muss wissen, dass dieses Wort im ehrwürdigen Qurʾān in drei Versen vorkommt,
und zwar in den Worten des Erhabenen:
„Verboten sind euch das Verendete und das Blut und das Schweine-fleisch
sowie das, worüber ein anderer Name als Gottes gerufen ward, und das Erstickte
und das Erschlagene und das zu Tode Gestürzte und das durch Niederstoßen
Umgekommene und das von Raubtieren Ange-fressene außer, was ihr geschlachtet
habt und was auf dem Götzenop-fertisch geopfert ward, und dass ihr durch
Lospfeile bei einer Gottheit ein Orakel sucht. All jenes gilt euch als
Frevel...“
(Qurʾān, Surah 5, Vers 3)
Und
in SEINEN Worten:
„Und esst nicht von dem, worüber Gottes Name nicht erwähnt ward! Und
fürwahr, es ist gewiss ein Frevel...“
(Qurʾān, Surah 6, Vers
121)
Sowie
in SEINEN Worten:
„Sprich: „Nicht finde ich in dem, was mir geoffenbart ward, Verbo-tenes
für einen Essenden, der es isst, außer dass es Verendetes sei oder vergossenes
Blut oder Schweinefleisch. Fürwahr, es ist ein Gräuel oder ein Frevel, über dem
ein anderer als Gott gerufen ward.“
(Qurʾān, Surah 6, Vers 145)
Wir
bemerken nun, dass das Wort Frevel in den drei Versen bei der Beschreibung all
des Essens, das Gott verbot, vorkommt, das heißt es bezeichnet das Ausüben
einer Sünde. Und das wiederum bedeutet, wer das tut, ist ein Frevler, obwohl er
gleichzeitig an Gott glaubt. Das führt dazu, dass das Wort nur den Kreis von
Sünden erfasst, auch wenn es im ersten Vers auf denjenigen, der auf dem
Götzenopfertisch opfert und durch Lospfeile bei einer Gottheit ein Orakel sucht
– was ja beides zu den Taten derjenigen gehört, die nicht an Gott glauben –,
ange-wandt wird, wobei aber die praktische Seite und nicht die dogmatische
Seite berücksichtigt wird. Das heißt, das Wort wird angewandt auf ein
abweichendes Verhalten. Wer also eine Sünde begeht, dessen Tat wird als Frevel
betrachtet, und der Sündige wird als Frevler bezeichnet.
Wenn
wir nun das im ehrwürdigen Qurʾān vorkommende Wort Fre-vler verfolgen, dann
finden wir, dass es in der Regel im Anschluss an die Darlegung eines
abweichenden Verhaltens vorkommt. So geschieht es, dass Gott die Heuchler mit
diesem Wort beschreibt. ER sagt:
„...Sie stellen euch zufrieden mit ihren Mündern und ihre Herzen
verweigern sich und die meisten von ihnen sind Frevler.“
(Qurʾān, Surah 9, Vers 8)
Und ER sagt:
„...Vergessen haben sie Gott, so hat ER sie vergessen. Fürwahr, die
Heuchler, sie sind die Frevler.“
(Qurʾān, Surah 9,
Vers 67)
Denn
das Verhalten der Heuchler bei ihrem Vortäuschen von Ver-pflichtungen, die Gott
ihnen auferlegt hat, war ein abweichendes Ver-halten. Wenn Gott aber den
Islam-Leugnern Frevel zuschreibt, dann ist das ob der Korrelation, denn aus
ihrem Leugnen des Islam ergibt sich in der Regel die Abweichung in ihrem
Verhalten. Sie fühlen sich ja nicht den Regeln verpflichtet, die sie am
Abweichen in ihrem Verhal-ten hindern könnten.
Der
Frevel wird ergo im Allgemeinen mit Sünde beschrieben. Wer an Gott glaubt und
sündigt, der ist ein frevelnder Gläubiger. Der Aus-druck Frevel kann aber auch
Islam-Leugner kennzeichnen, wobei zu berücksichtigen ist, dass ihr Leugnen sie
grundsätzlich von der Verpfli-chtung zu den von Gott den Gläubigen
vorgeschriebenen Verhaltens-regeln entfernt.
Im
Qurʾān stehen drei Verse gleichen Inhalts, nämlich das Nichtbe-folgen dessen,
was Gott herabgesandt hat. Allerdings ist die Beschrei-bung desjenigen, der
nicht gemäß dem urteilt, was Gott herabgesandt hat, in den drei Versen
unterschiedlich. Manchmal wird er Islam-Leugner genannt, manchmal Ungerechter
und ein drittes Mal Frevler. Diese drei Verse sind die folgenden Worte des
Erhabenen:
„Fürwahr, WIR haben die Thora herabgesandt,
darin ist Rechtlei-tung und Licht, nach ihr richten die Propheten, die den
Islam annah-men, diejenigen, die Juden sind, sowie die Rabbiner und die Schrift-gelehrten
nach dem, was ihnen vom BUCH Gottes anvertraut war und wovon sie Zeugen waren.
Darum fürchtet nicht die Menschen, und fürchtet MICH! Und Meine offenbarten
Rechtsbestimmungen dürft ihr um keinen Preis umgehen! Und wer nicht gemäß dem
richtet, was Gott hinabgesandt hat, so sind jene, sind sie die Islam-Leugner.“
(Qurʾān,
Surah 5, Vers 44)
Und
die Worte des Erhabenen:
„Und WIR haben ihnen darin vorgeschrieben: Leben um Leben und Auge um
Auge und Nase um Nase und Ohr um Ohr und Zahn um Zahn, sowie bei Verletzungen
Vergeltung. Wer aber darauf verzichtet, so ist ihm das eine Sühne. Wer aber
nicht nach dem richtet, was Gott herab-gesandt hat, so sind jene, sind sie die
Ungerechten. Und WIR ließen auf ihren Spuren Jesus, den Sohn der Maria, folgen,
das bestätigend, was vor ihm in der Thora war; und WIR gaben ihm das Evangelium,
darin ist Rechtleitung und Licht und es ist das bestätigend, was vor ihm in der
Thora war, und eine Rechtleitung und Ermahnung für die Gott Fürchtenden. Und
die Leute des Evangeliums sollen gemäß dem rich-ten, was Gott mit ihm
herabgesandt hat; und wer nicht gemäß dem richtet, was Gott herabgesandt hat,
so sind jene, sind sie die Frevler.“
(Qurʾān,
Surah 5, Verse 45-47)
Warum
unterscheidet sich nun die Beurteilung, obwohl doch das Handeln in den drei
Versen, nämlich das Nichtbefolgen dessen, was Gott herabgesandt hat, jeweils
dasselbe ist?
Das
Handeln in den drei Versen ist nun eben nicht ein einziges, wie man sich
vielleicht vorstellen mag!
Denn
der erste Vers spricht über denjenigen, der leugnet, was Gott herabgesandt hat.
Und der Beweis dafür ist, dass ER sagt: „Und erhandelt nicht für MEINE
Zeichen einen geringen Preis!“ Und
das heißt „Leugnet um etwas Vorübergehenden und Vergehenden willen nicht ab,
was Gott herabgesandt hat!“.
Im
zweiten Vers steht die Angelegenheit indes im Zusammenhang mit dem Begehen
einer Sünde, denn der Urteilende glaubt ja an das, was Gott herabgesandt hat.
Er weicht jedoch vom Weg der Gerechtig-keit ab und handelt nicht gemäß Auge um
Auge und Zahn um Zahn usw. Somit setzt er eins der legislativen Grundprinzipien
nicht in die Praxis um und richtet vielmehr auf Grund einer anderen Sache. Auf
diese Weise bricht er aus dem Rahmen der göttlichen Gerechtigkeit aus und ist
mithin bei seinem Richten ungerecht. Aber er ist kein Islam-Leugner, da er ja
an die Thora als ein Buch von Gott glaubt und die Umsetzung dessen, was in ihr
an Richtlinien steht, unterlässt.
Was
nun den dritten Vers betrifft, so steht er mit dem Verhalten in Verbindung
insofern als in ihm Rechtleitung, Licht und Ermahnung er-wähnt werden. Dies
alles sind Dinge, die mehr mit dem Verhalten zu tun haben als mit der Dogmatik.
Wer bei seinem Richten von diesem Verhalten abweicht, wird als Frevler
angesehen, genau wie derjenige, der vom Verhalten an sich abweicht. Und wer die
Sünde gutheißt, wird als Frevler betrachtet, wie derjenige, der sie sich zu
Schulden kommen lässt. Wer nicht nach dem richtet, was im Evangelium steht,
wird beschrieben als jemand, der ein Frevler ist. Dies resultiert aus dem
Gesichtspunkt, dass das Evangelium mit Ermahnungen und Verhal-tensweisen kam,
aber nicht mit Rechtsnormen. Denn was in der Thora steht, ist verbindlich für
den, der an das Evangelium glaubt, und wer nicht befolgt und nicht gemäß dem
handelt, was im Evangelium als ein Urteilsmaßstab für das Verhalten steht, ist
ein Frevler.
* * *
7. Das Allwissen Gottes und
SEIN Wille
Als
wir über die Faktoren gesprochen haben, die den Islam von anderen
Glaubensanschauungen und Ideologien trennen, erwähnten wir, dass der Glaube an
übersinnliche Kräfte notwendig ist, die in moralischer Verbindung mit deren
anbetend Dienenden stehen.
Das
betrifft die Religion ganz allgemein.
Was
nun aber den Islam im Besonderen betrifft, so obliegt es einem Gläubigen daran
zu glauben, dass Gott Eigenschaften besitzt, die alle vollkommen sind: Das
Eingeständnis, dass Gott absolut ewig ist und nur ER der Bleibende ist.
Entsprechend berichtet der ehrwürdige Koran mit den Worten des Erhabenen:
„ER ist der Erste und der Letzte...“ (Qurʾān, Surah 57, Vers 3)
Und
SEINE Worte:
„Jeder, der auf ihr (auf Erden; Anm. d. Übers.) ist, ist vergänglich, und es bleibt das Angesicht deines Herrn, des
Herrn der Majestät und Ehrwürdigkeit.“ (Qurʾān, Surah 55, Verse 26-27)
Ferner
obliegt es dem Gläubigen daran zu glauben, dass ER „all-hörend“ und „allsehend“
ist, den Worten Gottes, des Erhabenen, gemäß:
„So ist es, denn Gott läßt die Nacht in den Tag
übergehen und läßt den Tag in die Nacht übergehen lässt und Gott ist allhörend,
allse-hend.“ (Qurʾān, Surah 22, Vers
61)
Und
dass ER „allwissend“ ist, den Worten Gottes, des Erhabenen, gemäß:
„Es ist
unvereinbar mit Gott, dass ER Leute fehlgehen lässt, nach-dem ER sie
rechtgeleitet hat, damit ER ihnen darlege, wovor sie sich hüten. Fürwahr, Gott ist um jede Sache
allwissend.“
(Qurʾān,
Surah 9, Vers 115)
Und
dass ER allwollend ist. Der Erhabene sagt:
„SEIN
Befehl, wenn ER etwas will, ist nun aber, dass ER zu ihm spricht: „Sei!“ Und es
ist.“ (Qurʾān,
Surah 36, Vers 82)
Und ER sagt:
„...Und
wenn Gott gewollt hätte, hätten sie nicht miteinander gekä-mpft, aber Gott
macht, was ER will.“ (Qurʾān, Srah 2, Vers 253)
Wenn auch in einigen Religionen
die Gottheit in der gleichen Art wie die Natur ist oder eine Kraft, deren
Verbindung zur Welt abgesch-nitten ist, oder unfähig ist zu erfassen, was im
Universum abläuft, so ist hingegen im Islam die Gottheit Gott, der Schöpfer des
Universums und dessen Planer und mit ihm in einer Weise des Planens und
Entwickelns sowie der Fürsorge verbunden. Ferner ist ER mit aller
Vollkommenheit beschrieben; so ist ER der alles Könnende und Bestimmende,
allwisse-nd, allhörend, allsehend respektive allwollend. Die Beschreibung mit
diesen Eigenschaften bedeutet, dass ER dem Menschen nicht ähnelt.
Nein, ER ist mit überhaupt nichts
zu vergleichen!
Es gehört zu den elementaren
Grundwahrheiten, dass es nichts gibt, was zwischen Gott und dem Menschen gleich
wäre. Wenn Gott mit einer Eigenschaft beschrieben wird, die auch einen Menschen
kenn-zeichnet, dann bedeutet das nicht, dass ER dem Menschen ähnelte oder
gleich wäre. Denn die Eigenschaft Gottes ist anders als die Eigenschaft des
anbetend Dienenden: Die Eigenschaft Gottes ist vollkommen, wo-hingegen es sich bei
der Eigenschaft des anbetend Dienenden
um etwas handelt, das Gott ihm verleiht, damit dieser sich ihrer bedient um
sich gegenüber dem Leben zu behaupten. Es gibt allerdings zwei Eigenschaften,
die der näheren Erklärung bedürfen, da sie beide mit dem Handeln des anbetend
Dienenden und dessen Verantwortung ver-bunden sind. Diese beiden Eigenschaften
sind:
das
Wissen und der Wille respektive das Wollen.
Das Wissen Gott ist nun
vollkommen und allumfassend. Es um-schließt, was im Universum an Erschaffenem
ist, seien es nun Gegen-stände, Pflanzen oder Tiere, denn ER ist ja ihr
Schöpfer. Es ist unum-gänglich, dass ER alle Details dessen kennt, was ER
erschaffen hat. Dies ist eine unbestrittene Tatsache des normalen Lebens. Wenn
je-mand eine Maschine erfindet, dann zweifelt doch niemand daran, dass er jedes
Einzelteil in ihr kennt, wie kompliziert und komplex in ihrer Bedienung sie
auch immer sein mag. Wenn dies nun so beim erwor-benen Wissen ist, da ja der
Erfinder die Fähigkeit des Erfindens in seinem Fachgebiet durch Studieren,
Nachdenken und Experimentieren sowie lange Erfahrung erworben hat, wie soll das
dann erst bei jeman-dem so sein, dessen Wissen für ihn eine obligatorisch
unabtrennbare Eigenschaft ist und der das Universum ohne Muster und ohne Modell
erschaffen hat! Dies gehört ja nun zu SEINER Fähigkeit und zu SEINEM Allwissen.
Man hat also notwendigerweise zuzustimmen, dass ER jedes auch noch so kleine
und den Augen noch so verborgene Einzelteilchen Millionen bergender
musterhafter Ähnlichkeiten dieses Universums kennt.
Gott hat uns die Umfassendheit
SEINES Wissens um das Univer-sum im ehrwürdigen Koran in zahlreichen Versen
mitgeteilt, von denen wir folgende Worte des Erhabenen erwähnen:
„Er sprach:
„Mein Herr weiß um das im Himmel und auf Erden Gesprochene und ER ist der
Allhörende, der Allwissende.“
(Qurʾān, Surah 21, Vers 4)
Und SEINE Worte:
„Weißt du denn
nicht, dass Gott kennt, was im Himmel und auf Erden ist? Fürwahr, jenes ist in
einem BUCH. Fürwahr, jenes ist für Gott leicht.“ (Qurʾān, Surah 22, Vers 70)
Und SEINE Worte:
„Sprich:
„Herabgesandt hat ihn DER, DER um das Geheimnis in den Himmeln und auf Erden
weiß...“ (Qurʾān, Surah 25, Vers 6)
Und SEINE Worte:
„Sprich:
„Niemand, wer in den Himmeln und auf Erden ist, weiß um das Übersinnliche außer
Gott...“ (Qurʾān, Surah 27, Vers 65)
Und SEINE Worte:
„Fürwahr, Gott weiß um das Übersinnliche der Himmel und
der Erde. Und Gott ist allsehend, was ihr tut.? (Qurʾān, Surah 49, Vers 18)
Und SEINE Worte:
„... ER
weiß, was in die Erde eindringt und was aus ihr hervorgeht, was vom Himmel
herabkommt und was in ihn hinaufsteigt. Und ER ist mit euch, wo immer ihr auch
seid. Und Gott ist, was ihr tut, allse-hend.“
(Qurʾān,
Surah 57, Vers 4)
Und SEINE Worte:
„Siehst du denn
nicht, dass Gott weiß, was in den Himmeln und was auf Erden ist?...“
(Qurʾān, Surah 58, Vers 7)
Und SEINE Worte:
„ER weiß, was
in den Himmeln und auf Erden ist...“
(Qurʾān,
Surah 64, Vers 4)
Und daneben gibt es noch andere Verse, die klar zum Ausdruck
bringen, dass das Allwissen Gottes das gesamte Universum umschlie-ßt. Somit
weiß ER, was im Himmel abläuft und was auf Erden passiert sowie was der Mensch
für sich behält und was hinter den Kulissen und Barrieren geschieht. All dies
belegt, dass SEIN Allwissen nicht den be-kannten menschlichen Gesetzen
unterliegt, sondern über ihnen steht, zumal ER sie ja erschaffen hat.
Deshalb weiß allein ER um das Übersinnliche. ER hat absolut
nie-mandem die Fähigkeit verliehen über das Übersinnliche Wissen zu erlangen –
es sei denn, ER hat etwas davon den Propheten mitgeteilt.
Darüber wird im ehrwürdigen Koran berichtet, indem dieser
sagt:
„Der
Allwissende um das Übersinnliche, ER enthüllt niemandem SEIN Übersinnliches,
außer dem, mit wem von einem Gesandten ER zufrieden ist. Fürwahr, ER platziert
vor ihm und hinter ihm eine Wache, damit ER erfahre, dass sie die Botschaften
ihres Herrn auch wirklich übermitteln. Und ER ist vertraut mit dem, was bei
ihnen ist, und ER erfasst ganz genau jede Sache zahlenmäßig.“
(Qurʾān, Surah 72, Verse 26-28)
Zu den das Wissen über das Übersinnliche und Nicht-Sichtbare
– sei dies nun in den Herzen und Seelen der Menschen oder im Erdinnern
verschlossen oder zwischen den hohen Sternen verdeckt – belegenden Versen
gehören die Worte des Erhabenen:
„ER sprach: „Habe ICH euch nicht gesagt: «Fürwahr, ICH weiß
um das Übersinnliche der Himmel und der Erde, und ICH weiß um das, was ihr
äußert und was ihr zu verheimlichen pflegt.»?“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 33)
Und SEINE Worte:
„Wissen sie denn nicht, dass Gott um ihr Geheimnis weiß und
um ihr Flüstergespräch und dass Gott der Allwissende der übersinnlichen Dinge
ist?“ (Qurʾān,
Surah 9, Vers 78)
Und SEINE Worte:
„Gott
weiß, was jedes weibliche Geschöpf trägt und was die Mutter-leiber abnehmen und
was sie zunehmen. Und alles bei IHM ist in einem bestimmten Maß. ER ist der
Allwissende des Übersinnlichen und des Sichtbaren...“ (Qurʾān,
Surah 13, Verse 8-9)
Und SEINE Worte:
„Unser Herr! Fürwahr! DU weißt, was wir verbergen und was
wir bekannt geben, und nichts bleibt vor Gott verborgen auf Erden und nichts im
Himmel.“ (Qurʾān, Surah 14, Vers 38)
Wir haben uns diese Verse vor
Augen zu führen, und unter ihnen insbesondere jene, die die Ausschließlichkeit
mit dem Wissen Gottes um das Übersinnliche betreffen, und zwar deshalb, weil
viele Leute sie zuweilen vergessen oder unberücksichtigt lassen. Wenn sie
jemanden treffen, der ihnen gegenüber behauptet hellsehen oder ihnen das Verbo-rgene
in deren Zukunft aufdecken zu können, dann sind sie in dieser Situation sofort
bereit ihm zu glauben und ihm zuzuhören und sie vergessen, dass Gott absolut
niemandem das Wissen um das Über-sinnliche gibt, so wie es ihm ehrwürdigen
Koran steht – es sei denn, es handle sich um einen Propheten. Und sogar einen
Propheten unterrich-tet ER nicht über das gesamte Übersinnliche, sondern nur in
dem Aus-maß, in dem er aufgefordert wurde es zu übermitteln.
Wer ergo für sich das Wissen um
das Übersinnliche in Anspruch nimmt, der ist ein Lügner!!!
· Wir sehen indes, dass einige Menschen etwas
mitteilen, das an einem ganz anderen Ort stattgefunden hat. Ist denn diese
Mitteilung nicht auch als etwas Übersinnliches zu betrachten?
Wir müssen zwischen zwei Dingen
unterscheiden: Ein Ereignis, das tatsächlich geschehen ist, allerdings an einem
ganz anderen, vom Infor-mierenden weit entfernten Ort. Und dies können einige
Menschen, nämlich jene, denen die Fähigkeit zu einer besonderen geistigen Kraft
gegeben ist – das Mitteilen einiger, aber nicht aller Dinge, oder das Mitteilen
von verstreuten Einzelteilen dieser Dinge ohne davon ein Gesamtbild zu geben.
Das nennen wir Telepathie, was Kommunikation eines Geistes mit einem anderen in
irgendeiner Art und Weise und außerhalb eines jeden normalen Rahmens bedeutet.
Aber dies wird nicht als Mitteilung von etwas Übersinnlichem bezeichnet, da
sich ja das Vorkommnis de facto ereignet hat und der Informant auch nicht in
der Lage ist uns alle Einzelheiten mitzuteilen, sondern nur Hinweise darüber
gibt. Es besteht auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese falsch sind. Und auch
wenn sie richtig sind, geben sie kein Gesamtbild über das Ereignis. Was nun
aber das Informieren über das betrifft, was erst noch geschehen wird, so ist es
niemandem möglich, über was für geistige Kräfte auch immer er verfügen möge,
darüber eine Auskunft zu geben. Denn das gehört zu dem, was Gott für SICH in
Anspruch nimmt und wozu ER niemandem die Fähigkeit verleiht.
Wer also etwas über die Zukunft
mitteilt, der ist ein Lügner. Und wer für sich das Informieren darüber, was an
ganz anderen Orten pass-iert ist, geltend macht, von dem wird nicht alles, was
er behauptet, angenommen, sondern nur dass es ein Bild dessen ist, was der
Grund-lage des Geschehenen entspricht. Denn wenn auch sein Geist dazu in der
Lage ist, so wird er doch nie in der Lage sein das Gesamtbild des Ereignisses
zu vermitteln. Es ist besser ihm nicht zu glauben, denn viele Schwindler üben
diese Tätigkeit aus um durch Verbotenes etwas zu verdienen.
Was im Bereich der Astronomie an
Wettervorhersagen bekannt gegeben wird, gehört nicht zum Informieren
übersinnlicher Dinge. Denn hierbei
handelt es sich ja um eine Schlussfolgerung aus Naturer-scheinungen, die sich aus
anderen Erscheinungen ergeben und de facto vorhanden sind. Durch Erfahrung ist
bekannt, was jeweils aus etwas anderem folgt. Und damit wollen wir es an dieser
Stelle bewenden lassen. Wir werden indes noch einmal auf dieses Thema zurück-kommen
um die Darlegung eines verbleibenden Punktes zu ergänzen, als da ist der
Zusammenhang zwischen dem göttlichen Willen und dem Handeln der anbetend
Dienenden.
* * *
8.
Das Handeln des Menschen und dessen Zusammenhang mit der
Allwissenheit und dem Willen Gottes
Nachdem wir in der vorangegangenen Erörterung dazu gelangt
sind, dass die Allwissenheit Gottes vollkommen ist und alles umfasst, was
geschehen ist und was sich noch ereignen wird, müssen wir auch darle-gen, dass SEIN Wollen vollkommen ist.
Denn was Gott will, geschie-ht, und was ER nicht will, geschieht nicht. Wenn
Gott weiß, dass etwas geschieht, dann wollte ER es, und wenn ER etwas will,
dann ist dessen Eintreffen unabdingbar. Denn nichts weicht vom Wissen Gottes
und von DESSEN Willen ab, und es geschieht nichts in diesem Universum, ohne
dass Gott, der Hocherhabene, dies will. Es gibt viele Koran-Verse, die das
belegen, wie etwa die Worte des Erhabenen:
„Und ihr wollt nicht, es sei denn, dass Gott, der Herr der
Welten, will.“ (Qurʾān, Surah 81, Vers 29)
Und SEINE Worte:
„Selbst wenn WIR sogar zu ihnen Engel hinabgesandt und zu
ihnen die Toten gesprochen und WIR ihnen gegenüber alle Dinge zusammen-gebracht
hätten, hätten sie doch nicht geglaubt, ohne dass Gott wollte...“ (Qurʾān, Surah 6, Vers 111)
Und SEINE Worte:
„...Wenn dein Herr gewollt hätte, hätten sie es nicht
getan...“
(Qurʾān, Surah 6, Vers 112)
Und SEINE Worte:
„Und
wenn dein Herr wollte, glaubte gewiss, wer auf Erden, alle von ihnen
zusammen...“ (Qurʾān,
Surah 10, Vers 99)
Und SEINE Worte:
„Wen indes Gott will, dass ER ihn rechtleitet, dessen Brust
weitet ER für den Islam. Und wen ER will, dass ER ihn fehlgehen lässt, dessen
Brust macht ER eng, so bedrückend als ob er nichts anderes tue als in den
Himmel aufzusteigen...“ (Qurʾān,
Surah 6, Vers 125)
Und SEINE Worte:
„Und mein guter Rat nützte euch nichts, wenn ich euch einen
guten Rat geben wollte, wenn Gott will, dass ER euch fehlgehen lässt...“
(Qurʾān, Surah 11, Vers 34)
Und SEINE Worte:
„...Wen Gott
will, lässt ER fehlgehen, und wen ER will, bringt ER auf einen geraden
Weg.“ (Qurʾān, Surah 6, Vers 39)
Aus dem Wollen Gottes ergibt sich
also unweigerlich das Eintreffen der Tat, und nichts weicht von dem ab, was
Gott will.
Es ist indes nicht richtig, dass
jemand damit argumentiert um seine Handlungen zu rechtfertigen, wie das etwa
die Islam-Leugner als Argument benutzen, was wir in den Worten des Erhabenen
finden:
„Diejenigen, die beigesellen, werden sagen: „Wenn Gott
wollte, gesellen wir nicht bei und nicht unsere Väter...“
(Qurʾān, Surah 6,
Vers 148)
Und in SEINEN Worten:
„Und es sagen diejenigen, die beigesellen: „Wenn Gott
wollte, dien-ten wir nichts unter Ausschluss von IHM anbetend, weder wir noch
unsere Väter, und wir verwehrten nichts unter Ausschluss von IHM...“
(Qurʾān, Surah
16, Vers 35)
Und SEINE Worte:
Und sie sagen: „Hätte der Barherzige gewollt, würden wir
diese nicht anbeten. „Sie verfügen über kein Wissen und sprechen nur so
dahin.“ (Qurʾān, Surah 43, Vers 20)
Denn Gott tadelt sie in dieser
ihren Haltung und missbilligt ihre Beweisführung hinsichtlich des Wollens
Gottes für ihr Ausüben der Sünde. Genauso tadelt ER Iblis, da er das sündhafte
Fehlgehen auf Gott zurückführte, indem er sagte:
„...Mein Herr! Da DU mich hast fehlgehen lassen, so werde
ich ihnen auf Erden gewiss Schmackhaftes aufschwatzen und sie allesamt in die Irre gehen lassen.“ (Qurʾān, Surah 15, Vers 39)
Viele Menschen gehen auf diese
Angelegenheit ein und argumen-tieren, dass das Wissen Gottes vom Wollen nicht
abweiche. Wenn man folglich etwas wolle und Gott will etwas anderes, dann
geschieht nicht das, was man wollte. Denn was Gott will, tritt unweigerlich
ein. Und somit gibt es kein Vergehen für den, der eine Sünde begeht, und man
soll auch niemandem Vorwürfe machen, der Schlechtes tut, zumal er ja nur das
Wissen und Wollen Gottes in die Tat umsetze und er gar keine Möglichkeit habe
etwas anderes zu tun.
Auf ihm laste ergo keine Sünde,
denn Gott habe es verfügt und so gewollt, und was Gott will, das ist, und was
ER nicht will, ist nicht. Einige fahren sogar darüber hinaus noch weiter fort
und sagen: „Gott wollte von den Islam-Leugnern, dass diese den Islam leugnen,
und von den Sündern, dass sie die Sünde begehen, und wenn der Islam-Leugner den
Islam nicht leugne und der Sünder die Sünde nicht begehe, dann gäbe es ja eine
Diskrepanz gegenüber dem Willen Gottes.“ Das ist absurd.
Wenn die Leute an die Richtigkeit
jenes Trugschlusses glaubten, würden die Religion zerstört und das Ziehen zur
Verantwortung besei-tigt. Denn wer nicht das ausführt, was er an
Verpflichtungen hat, wird jene falsche Behauptung als Argument gegen den
verwenden, der gegen ihn Vorwürfe erhebt. Er wird zu ihm sagen: „Gott hat das
so gewollt. Und ich tue nichts anderes, als dass ich SEINEN Willen ausführe.“
Mit diesem Beweis argumentieren die Freigeister und igno-rierende Toren, wenn
ihnen etwas aufgetragen oder etwas anderes verboten wird. Es geschah einmal,
dass ein Dieb sich vor Umar (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!)
rechtfertigte, dass Gott es gewollt habe, dass er stehle, und er also das
Wollen Gottes in die Tat umgesetzt habe. Es handle sich dabei um ein für ihn
festgeschriebenes Schicksal und dessen Ausführung sei ihm unabdingbar. Er habe
dabei ja gar keine Wahl. Da entgegnete ihm Umar: „Und ich schlage dir durch den
Beschluss Gottes und DESSEN Vorherbestimmung die Hand ab. Gott hat gewollt,
dass du stiehlst, und ER hat gewollt, dass ich deine Hand abschlage.“
Zur Verdeutlichung dessen, was
den Menschen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen dem Wollen Gottes und dem
Eintreffen eines Ereignisses unklar ist, und zur Darlegung, dass die
Allwissenheit Gottes und DESSEN Wollen nicht der Grund für das Eintreffen eines
Ereignisses sind, führen wir das folgende Beispiel an: Stellen wir uns einmal
vor, wir seien zu Besuch bei einem unserer Freunde. Während wir nun
zusammensitzen, hören wir ihn seinen Sohn davor warnen hinauszugehen und auf
der Straße zu spielen. Bei Zuwiderhandlung drohe ihm eine Bestrafung. Als der
Sohn nun im Haus bleibt, sich aber von seinem Vater und von uns entfernt,
vertraut uns der Vater an, dass sein Sohn nie und nimmer im Haus bleiben kann,
sondern stets dazu neige das Haus zu verlassen und auf der Straße zu spielen,
weil er sich nämlich mit den Kindern außerhalb des Hauses verbunden fühle, und
er sei ganz sicher, dass sein Sohn das Haus nach nur wenigen abzähl-baren
Minuten verlassen werde. Und tatsächlich – nur ein paar Minuten vergehen und
der Sohn verlässt das Haus. Also schickt sich sein Vater an die Strafe an ihm
durchzuführen.
Hat nun das Kind das Recht zu
argumentieren, dass sein Vater doch – angesichts dessen, dass er aus seiner
Erfahrung die Neigung der Kinder kenne – gewusst habe, dass es hinausgehen
werde und dies somit die Durchführung dessen sei, auf dass das Wissen des
Vaters nicht zu diesem Erziehungsaspekt in Widerspruch stehe, und doch das
Wissen des Vaters sozusagen gleichbedeutend mit einer Aufforderung an das Kind
sei diese Handlung auszuführen und es deshalb für den Vater auch nicht
statthaft sei es zu bestrafen?
Natürlich nicht! Denn das Wissen
des Vaters um das Hinausgehen des Kindes ist nie und nimmer eine Aufforderung
zum Hinausgehen und auch keine Ursache für das Hinausgehen des Kindes.
Dieses Beispiel macht deutlich,
dass die Allwissenheit Gottes und SEIN Wollen keine Aufforderung Gottes
darstellen eine Handlung auszuführen und auch nicht eine Zustimmung von IHM für
das, was der Mensch an Leugnen des Islam und an Sünden bewerkstelligt. Es ist
vielmehr unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, dass das Wissen Gottes
vollkommen ist. Das bedeutet keinen Widerspruch. Gott weiß seit jeher, dass
dieser anbetend Dienende zu den gläubigen Rechtschaf-fenen und jener anbetend
Dienende zu den sündigen Islam-Leugnern gehören wird. Und ER weiß auch, was
jeder der beiden tun wird. Und somit will ER es und schreibt es fest. Der
Mensch bleibt frei und kann uneingeschränkt entscheiden, zumal er ja gar nicht
weiß, was für ihn festgelegt ist. Aus diesem Grund enthüllt Gott ihm nicht, was
ER will, damit seine Entscheidung nicht beeinflusst wird. Somit ist der Mensch
hundertprozentig in allem, was er entscheidet, frei. Über allem steht also,
dass Gott im Voraus weiß, was der anbetend Dienende wählen wird, da SEIN Wissen
vollkommen ist und das Gegenwärtige und das Zukünftige umfasst.
Gott kritisierte die
Polytheisten, die ihr Beigesellen damit begrün-den, dass es sich um eine
Angelegenheit handle, die Gott so für sie wollte, zumal sie ja sein Wollen
nicht kannten. Als sie das Leugnen des Islam erwählten, waren sie in ihrer
Entscheidung frei. Gott zwang sie nicht dazu. Über allem steht, dass ER in
SEINEM Wissen vollkom-men ist, und die Vollkommenheit hinsichtlich der
Allwissenheit bedin-gt das Wissen auch dessen, was in Zukunft geschehen wird;
anderenfa-lls wäre es ja unvollkommen.
Fassen wir also das Gesagte
zusammen: Das Wissen Gottes ist voll-kommen. ER weiß, was geschehen wird. Unter
das, was geschehen wird, fallen auch die Handlungen der Menschen. Gott hat sie
somit gewollt und festgeschrieben, da sie nicht ausbleiben, sie aber vor den
Menschen verborgen, damit diese bei ihren Entscheidungen nicht beeinflusst
werden. Somit treffen sie für ihre Handlungen die Wahl in einer Atmosphäre der
Freiheit, und deshalb werden sie auch bestraft, wenn sie dem Leugnen des Islam
beipflichten, und belohnt, wenn sie sich für den Glauben entscheiden und
rechtschaffene Werke verrichten.
9. Vertrauen und Indifferenz
Das Prinzip des Glaubens an Beschluss und Vorherbestimmung
Gottes im Islam beeinflusst so manchen. So wird verstanden, dass es zur Annahme
führt, der Mensch sei zu allem gezwungen und nicht frei, und man denkt, der
Muslim sei wie eine frei in der Luft schwebende Feder, die der Wind nach
Gutdünken hin- und herbewegt. Der Mensch habe also weder beim Sagen noch beim
Handeln Wahlfreiheit. Viel-mehr sei alles, womit er sich befasst, Beschluss und
Vorherbestim-mung Gottes. Seine Kraft sei lediglich ein Werkzeug in der Hand
des Beschlusses und der Vorherbestimmung Gottes – ein Werkzeug ohne Macht und
Stärke. Es unterliege einer anderen Kraft, die es antreibt, wie etwa eine
Maschine elektrischen Strom braucht. Dieses Verständ-nis ist hinsichtlich
Beschluss und Vorherbestimmung Gottes falsch, und zwar deshalb, weil der Mensch
im Islam in allem, was er tut, frei ist. Er hat auch einen Willen bei dem, was
er in Angriff nimmt und was er bei seinen Verhaltensweisen und Orientierungen
unterlässt. Das bestätigen die Worte Gottes, des Erhabenen:
„Wer
Rechtschaffenes tut, so ist es für seine Seele; und wer Schlech-tes tut, so ist
es wider sie; und dein Herr ist nicht ungerecht gegen-über den anbetend
Dienenden.“ (Qurʾān,
Surah 41, Vers 46)
Und SEINE Worte:
„Wer den Islam leugnet, so ist wider ihn sein
Islam-Leugnen, und wer Rechtschaffenes tut, so bahnen sie den Weg für sich
selbst.“
(Qurʾān, Surah 30, Vers 44)
Zu
dieser Verantwortung kann aber nur gezogen werden, wer in seinen
Handlungsweisen frei und keinem Einfluss von außen unter-worfen ist, wenn er das Leugnen des
Islam wählt oder den Glauben und das rechtschaffene Handeln bevorzugt
Der Glaube an Beschluss und
Vorherbestimmung Gottes gehört zu den bedeutendsten Gründen, die einen Muslim
dazu veranlassen die Arbeit fortzusetzen sowie zu Ernsthaftigkeit und Fleiß
anzuspornen, sei jenes auf dem Gebiet der Anbetungshandlungen oder in den
verschie-densten Bereichen des weltlichen Lebens. Denn das Leben des Men-schen
ist nicht frei von Fehltritten. Wenn er nun an Beschluss und Vor-herbestim-mung
Gottes glaubt, veranlasst ihn sein Glaube weiterzu-gehen und weiterzuarbeiten
statt herumzusitzen und sein Los zu bekla-gen sowie über das zu lamentieren,
was ihm entgangen ist, und über dies und jenes Vorwürfe zu machen. Von ihm ist
vielmehr gefordert – diesem Prinzip des Glaubens an Beschluss und Vorherbestimmung
Gottes gemäß –, dass er seine Pflicht voll und ganz erfüllt. Scheitert er
dabei, soll er weitergehen und nicht auf das achten, was hinter ihm liegt, es
sei denn mit der Absicht die Fehlerquellen kennen zu lernen um diese in Zukunft
zu vermeiden. Wer gesagt hat „Es obliegt mir rührig zu sein und es obliegt mir
nicht das Erlangen des Erfolgs“, hat vollkommen Recht. Denn dies bedeutet, dass
die Pflicht für einen Gläubigen im ernsthaften Sich-Rühren liegt, wohingegen
das Garantie-ren des Erfolgs Gott, dem Erhabenen, anzuvertrauen ist.
Um den Unterschied zwischen
demjenigen, der an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes glaubt, und
demjenigen, der nicht daran glaubt, darzulegen, führen wir folgendes Beispiel
an:
Nehmen wir einmal an, es gäbe
zwei Personen, die auf irgendeinem Gebiet zusammenarbeiten und scheitern, das
heißt sie haben entweder keinen Erfolg beim Erreichen ihres gemeinsamen Zieles
oder erleiden einen Rückschlag, was beide an der Verwirklichung ihres gemeinsa-men
Zieles hindert. Wer nun nicht an Beschluss und Vorherbestim-mung Gottes glaubt,
verharrt an seinem Platz und beklagt immer wieder sein Los: „Hätte ich doch so
und so gemacht, dann wäre jetzt so und so! Und hätte ich nicht auf diese Weise
gehandelt, wäre das nicht passiert. Und wenn sich nicht dieser und jener
eingemischt hätte, wäre ich nicht in dieses Dilemma geraten.“ Und so verharrt
er in diesem Zustand eine gewisse Weile. Möglicherweise befällt ihn ein Seelen-schaden,
so dass er paralysiert wird, was ihn an der Fortsetzung seiner Arbeit oder am
Versuch der Wiederaufnahme des Beschreitens des Lebensweges hindert.
Wer von den beiden hingegen an
Beschluss und Vorherbestimmung Gottes glaubt, erkennt, dass er getan hat, was
er tun musste, und dass er hinsichtlich dessen, was ihm widerfuhr, keine
Möglichkeit hatte es zu vermeiden und sein Ziel ein weiteres Mal ansteuern
muss. Auf diese Weise kann er vielleicht zu seiner Aktivität zurückkehren und
die durch die misslichen Ereignisse hervorgerufenen psychologischen Auswirkungen
auf ihn abschwächen.
Dementsprechend wirkt der Glaube
an Beschluss und Vorherbestim-mung Gottes ermutigend zum Handeln und nicht
dämpfend. In diesem Sinne äußerte sich der Gelehrte Muammad ʿAbduh, indem er
sagte: „Wenn der Glaube an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes von der
Grässlichkeit des Zwangs befreit wird, folgen ihm die Eigenschaf-ten des Mutes,
des Unternehmungsgeistes sowie ein Charakter der Tapferkeit und
Unerschrockenheit, was einen wiederum in Gefahren stürzen lässt, vor denen
sogar die Herzen von Löwen erzittern und die Gallen von Tigern überlaufen.
Dieser Glaube drückt den Seelen den Stempel der Beharrlichkeit sowie des
Ertragens von Unannehm-lichkeiten und Schick-salsschlägen auf und ziert sie
durch die Zierde des Großmuts und der Großzügigkeit. Er ruft sie zum Verzicht
all dessen auf, was zu erlangen für sie schwierig ist. Ja, er spornt sie sogar
zu aufopfernder Hingabe und zur Aufgabe des Glanzes des Lebens an. All dies ist
um der Wahr-heit willen, die sie dazu aufgerufen hat an dieses Dogma zu
glauben.
Wie kann jemand, der fest glaubt,
dass die Lebensdauer begrenzt und der Lebensunterhalt gewährleistet ist sowie
alles in der Hand Gottes liegt und ER es regelt wie ER will, bei der
Verteidigung seines Rechts und Erhöhung des Namens seiner Nation und Religion
den Tod sowie das Ausüben all dessen, was Gott ihm davon vorgeschrieben hat,
fürchten? Und wie kann jemand, der den göttlichen Anordnungen und den
Grundlagen der menschlichen Gesellschaften entsprechend von seinem Vermögen um
der Stärkung des Rechts und des Aufbaus von Ruhm und Ehre willen spendet, Angst
vor Armut haben?
Gott hat die Gläubigen ob dieses
Glaubens gelobt und dabei dessen Vorzug dargelegt, indem ER, der Wahrhaftige,
sagte:
„Diejenigen, zu denen die Menschen sprachen: „Fürwahr, die
Men-schen haben sich bereits wider euch versammelt; fürchtet sie also!“ – es
stärkte sie im Glauben, und sie sprachen: „Unsere Genüge ist Gott und was für
ein vorzüglicher beschützender Sachwalter!“ So kehrten sie mit Gnade von Gott
und Huld zurück, kein Übel traf sie. Und sie folgten dem Wohlgefallen Gottes, und
Gott ist voll gewaltiger Huld.“
(Qurʾān, Surah
3, Verse 173-174)
Durch diesen Glauben wurden die Schritte einiger weniger von
ihnen angesichts der Heere, mit denen der Raum vollgepfropft ist und die Weite
der Erde eng wird, gefestigt. Aber sie zogen ihnen den Boden weg und sie
machten auf den Fersen kehrt (Biografie des Imam, Teil 2, S. 259f,
zitiert nach: (Moderne
Islamische Ideologie und ihr Zusammenhang mit der Kolonisation des Westens. Dr.
Muhammad Bahi, S. 156f.).
Der Glaube an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes ist
äußerst eng verbunden mit dem Vertrauen
auf IHN, und zwar deshalb, weil derjenige, der daran glaubt, das tut, was er
tun muss. Er vertraut auf Gott bei dem, was er an Zielen zu erreichen
beabsichtigt, und ist dabei überzeugt davon, dass Gott mit ihm ist und ihm
Erfolg verleiht und ihn unterstützt. Gott, der Erhabene, sagt:
„...Und
wer auf Gott vertraut, so ist ER seine Genüge...“
(Qurʾān, Surah 65, Vers 3)
Und ER sagt:
„...Die
Entscheidung liegt bei niemandem weiter als bei Gott. Auf IHN vertraue ich und
so sollen auf IHN vertrauen die Vertrauenden.“
(Qurʾān, Surah 12, Vers 67)
Vertrauen auf Gott bedeutet nun sich auf Gott zu stützen.
Vertrauen auf Gott ist nicht einfach ein Ausdruck, den ein Gläubiger ausspricht
um Hilfe von Gott zu erbitten, sondern bedeutet vor allem das Folgen des
geraden Weges, den die Offenbarung im ehrwürdigen Koran als ein Vorzeichnen der
Grenzen, denen sich der Muslim verpflichtet zu fühlen hat, brachte. Vertrauen
auf Gott heißt ergo, dass man die im ehrwürdi-gen Koran stehenden Empfehlungen
und Anordnungen in die Praxis umsetzt und sich von allem fernhält, was Gott
verboten hat. Wenn jemand das, wozu er verpflichtet ist, nicht ausführt, wird
sein Vertrauen auf Gott zur Indifferenz, und diese missbilligt der Islam.
Zu den eindeutigen Fehlern gehört, was viele Muslime
heutzutage unter dem Begriff Vertrauen auf Gott verstehen, dass er nämlich
so-wohl im Bereich des Bemühens um den Lebensunterhalt als auch beim Tätigsein
in den mannigfachen Lebensbereichen das Schieben der Ver-antwortung auf Gott
bedeute. Dann sitzt der Vertrauende herum ohne zu arbeiten und ist davon
überzeugt, dass Gott ihm genügt und ihm den Lebensunterhalt schenkt, und führt
nicht aus, wozu Gott ihn im ehr-würdigen Koran verpflichtet hat, wie etwa das
Ziehen durch die Gebiete der Erde und das Suchen sowie Schürfen und Bohren
danach, was ihm das zum Leben Nötige sichert und ihm sowie der islamischen
Gemeinschaft Wohlergehen bringt.
Gott,
der Erhabene, sagt:
„...
Zieht also durch ihre Gebiete und esset von SEINEM Lebens-unterhalt!...“ (Qurʾān, Surah 67, Vers
15)
Und ER
sagt auch:
„Wenn
also das Gebet verrichtet ist, so zerstreut euch im Land und strebt nach der
Gnade Gottes!“ (Qurʾān,
Surah 62, Vers 10)
Das
heißt: Sucht auf Erden danach, was Gott an Gnaden erwiesen hat und somit auf
ihr verteilt hat, damit ihr davon esst!
Vertrauen
auf Gott in diesem Sinne, nämlich das Unterlassen von Bemühen sowie Faulheit und Erschlaffen bei
der Arbeit, steht sicher nicht im ehrwürdigen Koran, und die Propheten sowie
die Gesandten riefen ihre Völker nicht dazu auf. Denn das gilt in dieser Form
als Indifferenz, Faulheit und Stagnation im menschlichen Leben und Gott
verbiete, dass ER eine Sache befehle, die das Leben in der Gesellschaft zur
Lähmung und zum Stehen bringt!
Der
Mensch wurde erschaffen um zu arbeiten und sich zu bemühen. Er wurde erschaffen
um sich nach rechts und nach links zu bewegen und um den Faktoren der
Erschöpfung und des Dahinschwindens in dieser Welt zu widerstehen und gegen sie
anzukämpfen. Er wurde mit-hin erschaffen um ein Leben auf dieser Erde zu
führen, aber ein Leben nur des Bemühens, des Arbeitens und Widerstandes.
Wer
also arbeitet, hat das Recht Gott um Hilfe zu bitten, das heißt auf IHN zu
vertrauen, wobei er davon überzeugt ist, dass Gott ihn unterstützen wird.
Wer
aber die Arbeit lässt, hat kein Recht darauf, auf Gott zu ver-trauen.
Wer nun nachlässig in dem ist, was von ihm an
Verpflichtungen gefordert wird, so ist es nicht möglich, dass Gott ihm Genüge
ist, denn Gott ist dem Genüge, der auf IHN vertraut, und der Vertrauende muss
all das in die Praxis umsetzen, womit er beauftragt ist.
Und zu
dem, was ihm aufgetragen ist, gehören die Arbeit und das Bemühen. Es gibt keine
Hilfe von Gott für den, der nicht arbeitet, und es gibt keine Unterstützung von
IHM für den, der indifferent ist respe-ktive nicht arbeitet und Hilfe von Gott
verlangt. Darum antwortete der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) dem Beduinenaraber,
der vor der Tür der Moschee stand und ihn fragte, ob er seine Kamel-stute festbinden
oder loslassen und dann auf Gott vertrauen solle, mit den Worten: „Binde sie
fest und vertraue auf Gott!“
Das
heißt das Loslassen der Kamelstute ohne Fußfessel bedeutet Indifferenz und
nicht Vertrauen auf Gott, denn jener Beduinenaraber übernahm nicht das Bewachen
der Kamelstute, und jenes belegen der ehrwürdige Koran und der Geist der
islamischen Rechtsnorm. Somit ist das Festbinden der Kamelstute Pflicht und was
danach folgt ist das Sich-Verlassen auf Gott. Denn solange der Mensch seine
Pflicht tut, also hier das Festbinden, wird das Bitten Gottes um Schutz für die
Kamelstute zu diesem Zeitpunkt als ein richtiges Verhalten angesehen. Wenn
dieser Mensch sie nun aber ohne Fußfessel lässt, dann vernach-lässigt er das,
was von ihm erwünscht ist, und somit gilt das Vertrauen auf Gott als
unangebracht.
Der
Muslim soll also seine Pflichten wahrnehmen, als da sind Ernst-haftigkeit und
Bemühung bei der Arbeit. Er soll aber nicht nachlässig oder leichtfertig sein.
Er soll auf Gott vertrauen, nämlich IHN um Erfolg beim Erreichen des Zieles
bitten. Scheitert er, soll dieses sein Scheitern ihn nicht daran hindern den
Weg fortzusetzen, denn auf das, was geschehen ist, kann er nicht einwirken, es
sind ja Beschluss und Vorherbestimmung Gottes. Er muss immer wieder versuchen,
und vielleicht verleiht Gott ihm Erfolg bei der Erreichung des von ihm
verfolgten Ziels in diesem Leben.
***
10. Wahre Bedeutung von Gut und
Böse und wie der Mensch
beides sieht
Früher
wie auch heute standen und stehen die Meinungen über die Definition von Gut und
Böse im Widerspruch zueinander. Was heißt Gut und Böse? Und was sind ihre
Quellen? Gibt es in den unter-schiedlichen Epochen und Zeitaltern nur ein
einziges Kriterium für Gut und Böse? Ist ein einziges Kriterium für die
Bewertung von Gut und Böse für alle Völker mit deren unterschiedlichen Rassen,
Farben und Glaubensrichtungen geeignet?
Zu den offensichtlichsten Meinungsverschiedenheiten,
die um dieses Problem entstehen, gehört die Differenz, die im Zusammenhang steht
mit Position und Wert des Guten. Gibt es also eine absolute Existenz des Guten?
Oder gibt es Gutes im allgemeinen Sinne? Oder ist es stets relativ entsprechend
der Zustimmung oder Bevorzugung eines bestim-mten Individuums? Was der eine für
Gutes hält, ist für den anderen kein Gutes. Und betrachten die zeitgenössischen
Menschen, was bei denen in der Vergangenheit als Gutes bekannt war, dies als
Böses?
Trotz
dieser Meinungsverschiedenheit meinen viele Gelehrte, dass es nur ein einziges
Richtmaß für Gut und Böse gibt, das seit ewig richtig ist und dem die gesamte
Menschheit folgen soll. Dieses Richt-maß gilt nicht nur in internationaler
umfassender Hinsicht, sondern ist auch unabhängig von Zeit und geografischer
Lage. Es ist nicht bekann-ten gesellschaftlichen Traditionen unterworfen und
nicht von aufgestel-lten Rechtsbräuchen beeinflusst. Diese hat schon Gott
aufgestellt und zu SEINEN Propheten und Gesandten herabgesandt. Hätten die Men-schen
also an eine einzige Gottheit geglaubt, wie die Gesandten sie angewiesen
hatten, und das, was die Offenbarung brachte, für wahr gehalten und wären sie
dem, was den Gesandten herabgesandt wurde, gefolgt, wären ihr Urteil, ob Dinge
gut sind oder nicht, ein einziges sowie ihre Sichtweise bei der Bewertung
menschlichen Verhaltens identisch.
Was
nun an Meinungsverschiedenheiten bei der Beurteilung der Dinge unter Anhängern
derselben Glaubensrichtung erscheint, geht nicht auf den Widerstreit bei der
Quelle der göttlichen Bewertung der Dinge zurück, sondern auf den der Gläubigen
beim Verstehen religiö-ser Texte. Denn es ist unabdingbar, dass Gott nur einen
allgemein gül-tigen Ethikkodex herabsendet, in dem es weder Differenzen noch
Dis-krepanzen gibt und der auch von keinem Widerspruch und keiner
Unvereinbarkeit befallen ist. Dementsprechend sind Diskrepanzen bei der
Beurteilung der Dinge sowie Differenzen bei den Standpunkten hinsichtlich des
Guten und Bösen von Ort zu Ort und von Epoche zu Epoche lediglich
zurückzuführen auf das Nichtwissen um den Willen Gottes, der in den religiösen
Texten zum Ausdruck kommt. Hätten alle Menschen den göttlichen Willen gekannt,
hätten sie alle nur einen ein-zigen Ethikkodex und würden sie all dieselben
Dinge als „Gutes" und dieselben Taten als rechtschaffen bezeichnen.
Solange
die Himmelsbotschaften die Quelle der Beurteilung der Taten und Dinge mit gut
oder nicht gut sind, kann man sagen, das Gute sei die Basis, die Arbeit, der
Ertrag, das Bemühen um die Verbesse-rung des Lebens, die gegenseitige Liebe
unter den Menschen und deren Zusammenarbeit bei der Bewältigung der
Lebensschwierigkeiten und Empfehlungen dessen, was ihnen Nutzen im Diesseits
bringt und zum Erhalten der Belohnung im Jenseits führt. Das Böse ist das
Gegenteil davon, bedeutet also Zerstörung, Faulheit, Nachlassen bei der Produk-tivität
und Versuch des Hinderns am Fortschritt im Leben sowie der Hass der Menschen
untereinander und Nichtzusammenarbeit bei dem, was Nutzen bringt sowie Begehen
dessen, wodurch man das menschli-che Leben zerstört und die Demontage der
Familie respektive der Gesellschaften bewirkt und was zu Streit und Hass unter
den Nationen und Völkern sowie innerhalb der Familie und den menschlichen
Gesel-lschaften führt.
Da
Gott nur mit dem Guten zufrieden ist und Anweisungen nur für das gibt, was
Nutzen und Vorteil für den Menschen bringt, erschuf ER den Menschen und
vertraute ihm die Liebe zum Guten an. Zu der Natur des Menschen gehören also
das Neigen zum Wachstum, zur Ent-wicklung sowie zum Versuch des Beitragens am
Aufbau der mensch-lichen Zivilisation und an der Hebung der Lebensweise der
Mensch-heit. In der menschlichen Seele gibt es also latente Kräfte, die zum
Aufbau neigen und das Auftauchen in rechtschaffener Arbeit suchen sowie zur
Änderung der in der Seele existierenden sinnlichen und reiz-baren körperlichen
und geistigen Aspekte hinstreben. All das hat eine gute Quelle und gilt als
Bestätigung der Aussage des Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm
Heil!): „Jedes neugeborene Kind wird mit der natürlichen moralischen Anlage
geboren“ – das heißt mit der Anlage zum Guten, wie es in den Worten des
Erhabenen heißt:
„Fürwahr,
er ist in der Liebe zum Guten gewiss stark.“
(Qurʾān, Surah 100, Vers 8)
Zuweilen
geschieht es jedoch, dass diese menschliche Neigung zum Guten auf einige äußere
Kräfte stößt, die ihr Freisetzen verhindern, und sehr schnell wandelt sich die
schöpferische Energie des Aufbaus in eine vernichtende tierische Energie um.
Dann neigt der Mensch zum Bösen und geht auf dessen Weg, bis dass die bei ihm
vorhandenen Kräfte des Guten von den erworbenen Charakteristika des Bösen domi-niert
werden. Das bedeutet, der Mensch wird nicht mit einer schlechten Natur geboren,
sondern er wird ein böser Mensch, wenn das Erschei-nen der Kräfte des Guten bei
ihm schwindet. So beseitigen die äußeren bösen Strömungen seine Neigung zur
Produktivität und er wird das Opfer einer Psychose oder aggressiver
vernichtender Tendenzen und somit ein böser Mensch.
Das
heißt, was den Menschen sich zum Bösen wandeln lässt, steckt nicht in ihm
selbst, sondern vollzieht sich bei ihm von außen, nämlich aus der Umwelt oder
den Methoden der Erziehung und Ausbildung oder den Mitteln der Kultur, die er von
seinen Eltern, Freunden, Nach-barn oder seiner Gesellschaft erhalten hat. Der
Gesandte Gottes (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) hat also Recht, als er sagte: „Jedes neugeborene Kind wird
mit der natürlichen moralischen Anlage gebo-ren, aber seine Eltern machen ihn
zu einem Juden, zu einem Christen oder zu einem Feueranbeter.“
Das
bedeutet, der Mensch wird mit einer guten Naturanlage geboren und erwirbt das
Böse durch seine Gesellschaft, in der er lebt. Das Gute ist mithin die Quelle
der Existenz im menschlichen Wesen und das Böse eine plötzlich sich
vollziehende Erscheinung, die das Hemmen aufbauender Energie im Menschen
versucht. Der Versuch beschränkt sich nicht nur auf das Hemmen, sondern wandelt
diese Energie in vernichtende Neigungen um, die in die Seele des Menschen
durch Erlernen und Umgang eingepflanzt
werden. Und so begeht der Mensch Sünden und verübt schlechte Taten und wird die
Tendenz zum Bösen in ihm dominierend, bis sie sogar ein Teil von ihm, das heißt
identisch mit seiner Seele wird. Und das ist es, was der ehrwürdige Koran mit
seinen folgenden Worten zum Ausdruck bringt:
„...Fürwahr,
die Seele ist gewiss eine zum Bösen Antreibende ...“
(Qurʾān, Surah 12,
Vers 53)
Diese
Seele erwirbt man durch die Umwelt. Was es also an Antipa-thie, Streitigkeiten
und Unruhe gibt, geht an sich auf die Einflüsterung dieser Seele zurück, die
ihren Besitzer dazu antreibt Spaltung und Konflikt sowie das Stellen des
Krieges über denHeil zu verbreiten.
Diese
aus der Umwelt erworbene Seele lässt ihren Besitzer zum meisterhaften
Beherrscher beim Erschaffen verschiedener Spielarten des Folterns und Peinigens
werden. Wenn der Mensch einmal die Eigenschaften des Bösen aus der Umwelt
erworben hat, geht er auf diesem Weg weiter und stiftet hinsichtlich der Werte
Verwirrung. Er versucht das Festigen der Pfeiler der Differenzen unter den
morali-schen Normen, denn er vergaß den richtigen Ethikkodex. Er vergaß, was
Gott herab-sandte und jene Eigenschaften, die er von schlechten Menschen annahm,
ließen es ihn vergessen. Was er sich also an bösen Taten zu Schulden kommen
lässt, entspringt dieser Seele:
„Was
dich an Gutem trifft, so ist es von Gott; und was dich an Bösem trifft, so ist
es von deiner Seele...“ (Qurʾān,
Surah 4, Vers 79)
Denn
diese Seele verführt einen und treibt einen zum Begehen der vernichtenden Sünde
sowie zur Verübung der Vergehen, die auf einen selbst sowie auf jeden
Mitmenschen und auf das, was einen umgibt, mit schrecklicher Zerstörung zurückfallen.
Um nun
die Gesellschaft weit von diesen schlechten Taten und Sün-den zu halten, soll
man sich mit den Quellen der Kultur beschäftigen und die richtigen
Verfahrensweisen im Leben der Familie bewahren. Da die menschlichen Ordnungen
und die Familiengewohnheiten durch schlechte Neigungen beeinflusst werden und
keine Gesellschaft von deren Propagandisten frei ist, müssen wir an dem, was
Gott herabsand-te, festhalten und dürfen nichts davon aufgeben um uns selbst
sowie unsere Gesellschaften vor den Faktoren des Zerfalls und der Zer-stö-rung
zu schützen. Das erste, wozu wir verpflichtet sind, ist also der Glaube an
Gott.
Gott,
der Erhabene, sagt:
„O ihr Menschen! Zu euch gekommen ist bereits der
Gesandte mit der Wahrheit von eurem Herrn. Glaubt also zu eurem Guten!...“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 170)
Es ist
also etwas Gutes, wenn wir an IHN glauben und niemandem außer IHM anbetend
dienen um nicht zwischen den Bestimmungen der Scharia und den Gesetzen, bei
denen man Richtiges und Falsches nicht erkennt sowie Recht und Unrecht nicht
deutlich werden, umherzuirren. Der Glaube an Gott sowie daran, was Gott zu
Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) herabsandte, ist das Gute für
die islami-sche Gemeinschaft und für die Menschheit:
„Und
wenn die Leute des BUCHes glaubten, wäre es besser für sie...“ ( Qurʾān, Surah 3, Vers 110)
Der
Glaube ist also das Gute und das Leugnen des Islam ist das Böse. Der Erhabene
sagt:
„Fürwahr, die schlimmsten Lebewesen bei Gott sind
diejenigen, die den Islam leugnen. Sie glauben mithin nicht.“ (Qurʾān,
Surah 8, Vers 55)
Die
Gerechtigkeit und das Verrichten guter Taten sowie Verwandt-schaftsbande, sei
diese Verwandtschaft auf Grund von Nachbarschaft oder durch Abstammung, gelten
ebenfalls als Gutes.
Unmoral
und Verwerfliches sind ein Übel. Der Erhabene sagt:
„Fürwahr,
Gott gebietet Gerechtigkeit und das Verrichten guter Taten und Freigebigkeit
gegenüber den in Verwandtschaftsbeziehung Ste-henden und verbietet Unmoral und
Verwerfliches und Gewalttätig-keit...“ (Qurʾān,
Surah 16, Vers 90)
Zusammenfassend
können wir sagen: Alles, was Gott, der Hoch-erhabene, gebietet, gehört zum
Guten, und was ER verbietet, zum Bösen. Wer dem Gebot Gottes nicht Folge
leistet, ist ein Mensch, der nach Verbreitung von Unmoral auf Erden strebt,
wobei Gott aber die Unmoralischen nicht liebt. Auf den Unmoralischen lastet auf
Erden der Fluch Gottes und für sie ist die schlimmste Qual am Jüngsten Tag
vorgesehen. Gott, der Erhabene, sagt:
„die den Bund Gottes nach seiner Errichtung
brechen und zerschn-eiden, was Gott gebot, dass es verbunden sei, und
unmoralisch auf Erden handeln, jene, sie sind die Verlierenden....“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 27)
Und ER
sagt:
„Und
die den Bund Gottes nach seiner Errichtung brechen und zer-schneiden, was Gott
gebot, dass es verbunden sei, und unmoralisch auf Erden handeln, jene, für sie
ist der Fluch und für sie ist eine schlimme Wohnstatt.“ (Qurʾān, Surah 13, Vers 25)
* * *
11. Werke des Menschen im Diesseits
und ihre Vergeltung
Gott
erschuf den Menschen und vertraute ihm eine Reihe von den Trieben und
Eigenschaften an, die den Menschen auf mannigfache Neigungen und Wünsche
einstellten. Zu diesen Eigenschaften gehören seine Neigung zum Erwerb
größtmöglichen Nutzens, sei dieser mate-riell oder ideell. Deshalb sehen wir
den Menschen in den verschiedens-ten Lebensbereichen zum Erreichen dieses Ziels
hinstreben. Er ist ernsthaft bemüht und strengt sich an um Besitz oder Nimbus
und Macht zu erlangen oder um die auf Berühmtheit und Prunksucht abzie-lenden
seeli-schen Wünsche in sich zu erfüllen.
Wer
jedoch seinen Verstand in diesen gewaltigen Wogen der reißen-den Ströme in
verschiedenen Lebensbereichen unter Kontrolle hat, findet immer zu einem
Beschreiten von Wegen, die ihm dauernde see-lische Konsolidation und eine
Vergeltung garantieren, der keine Reue folgt respektive die ihn nicht ins
Verderben führt. Deshalb sehen wir die Vernünftigen und diejenigen mit
ausgeglichenen Wünschen, sich in ihrem Leben für das verpflichten, was ihnen
ihr unbestechliches Gewi-ssen diktiert, wie Bewahren der gesellschaftlichen
Traditionen, mit deren Notwendigkeit im gesellschaftlichen Leben die Leute
vertraut sind, und das Nicht-Übertreten des Gesetzes, das die Beziehungen unter
den Menschen regelt, sowie die Verpflichtung zur Ausübung dessen, was für das
Individuum und für die Nation Gutes und Glück mit sich bringt.
Bildet
nun also die himmlische Offenbarung die einzige Quelle für die
Gesellschaftsordnung und das Aufstellen der Regeln, denen sich jedes Individuum
zu verpflichten hat um seine integre und korrekte Rolle beim Aufbau der
Gesellschaft zu spielen, ist erst recht der Gläu-bige zu ihrer Bewahrung in all
seinen Lebensbereichen verpflichtet. Solange er also ausübt, was Gott ihm
gebot, und auf das verzichtet, was Gott ihm verbot, beschreitet er den
richtigen Weg, der ihn zur Erfüllung seines Wunsches führt den größten Nutzen
im Diesseits und im Jenseits zu erlangen. Das Beschreiten dieses Weges wird ihn
wäh-rend der langen Zeit im Diesseits vor Fehltritten bewahren und ihn von der
schmerzhaften Pein im Jenseits befreien.
Denn
es ist so, dass Gott jeden belohnt, der rechtschaffene Werke verrichtet. Der
Erhabene sagt:
„Wer Rechtschaffenes wirkt, ob Mann oder
Frau, und er ist gläubig, dem werden WIR ganz gewiss ein gutes Leben gewähren.
Und WIR werden es ihnen
ganz gewiss mit ihrem Lohn vergelten mit dem Besten, was sie zu tun
pflegten.“ (Qurʾān, Surah 16, Vers 97)
Ferner
sagt ER:
„Und
es sind weder eure Besitztümer noch eure Kinder, die euch in die unmittelbare
Nähe von UNS bringen, außer diejenigen, die glauben und Rechtschaffenes tun,
jene sind es, für die Vergeltung des Vielfa-chen ist für das, was sie getan
haben, und sie sind in Sicherheit in den oberen Gemächern.“ (Qurʾān, Surah 34, Vers 37)
Gott
belohnt den Gläubigen für dessen Werk nicht nur im Jenseits, sondern vergilt es
ihm im Diesseits und belohnt ihn im Jenseits. Gott, der Erhabene, sagt:
„Und zu denen, die Gott fürchteten, wird
gesprochen: „Was hat euer Herr hinabgesandt?“ Sie sagen: „Gutes!“ Für
diejenigen, die Gutes tun in der diesseitigen Welt, ist Gutes. Aber die
Wohnstatt des Jenseits ist besser. Wie herrlich ist doch gewiss die Wohnstatt
der Gott Fürchtenden! Die Gärten Edens. Sie treten in sie ein. Fließende Gewä-sser
durcheilen sie. Für sie ist in ihnen, was sie wollen. So vergilt es Gott den
Gott Fürchtenden.“ (Qurʾān,
Surah 16, Verse 30-31)
Und ER sagt:
„O
MEINE MICH anbetend Dienende, die ihr glauben! Fürchtet euren Herrn! Für
diejenigen, die in der diesseitigen Welt Gutes tun, ist Gutes. Und Gottes Erde
ist weit. Den Standhaften wird nun aber deren Lohn gewährt werden – ohne zur
Rechenschaft gezogen zu werden.“
(Qurʾān,
Surah 39, Vers 10)
ER sagt ferner:
„Und nicht war ihre Rede*, außer dass sie sprachen: „Unser
Herr! Vergib uns unsere Sünden und unsere Maßlosigkeit bei unserer Ange-legenheit
und festige unsere Schritte und hilf uns gegen die den Islam leugnenden Leute!“
So gab ihnen Gott den Lohn des Diesseits und das Schöne des Lohns des Jenseits.
Und Gott liebt die Gutes Wirkenden.“
(Qurʾān,
Surah 3, Verse 147-148)
·
Das bedeutet: Die Worte der Gläubigen, deren Schritte
bei den Bemühungen im Einsatz um Gottes willen gefestigt wurden.
Wie Gott den Gläubigen die frohe Kunde des
Paradieses gab, drohte ER den Islam-Leugnern das Höllenfeuer an.
ER, der Erhabene, sagt:
„Und diejenigen, die den Islam leugnen und
UNSERE Zeichen abstreiten, jene sind die Insassen des Höllenfeuers, sie
verweilen darin ewig.“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 39)
Und ER sagt auch:
„Fürwahr, diejenigen, die Gottes Zeichen
leugnen, für sie ist eine schlimme Pein...“ (Qurʾān, Surah 3, Vers 4)
ER sagt ferner:
„...Und
verkünde denen, die den Islam leugnen, eine schmerzhafte Pein!“ (Qurʾān,
Surah 9, Vers 3)
Was man in der diesseitigen Welt an meistens
auf materiellen Genüssen begründetem Besitz der Islam-Leugner und Sünder sieht,
ist kein Beweis für Gottes Billigung deren Glaubensstandortes. Vielmehr spricht
der ehrwürdige Koran über dieses Phänomen und legt dar, dass es zum Gewähren
eines Zeitaufschubs gegenüber den Islam-Leugnern gehört, damit das wahre
Gesicht der zum Bösen antreibenden Seele des Islam-Leugners erscheine. Denn
diese Seele überschreitet das Maß und sie überschreitet das Maß in
fortgesetztem Maße, wenn sie fühlt, dass sie materielle Kräfte besitzt. Gott,
der Erhabene, sagt:
„Keinesfalls! Fürwahr, der Mensch überschreitet
gewiss das Maß. Dass er sich sieht, er sei auf niemanden angewiesen.“
(Qurʾān, Surah 96, Verse 6-7)
Deshalb sagt Gott, der Erhabene, um die
Weisheit darzulegen, dass einige Islam-Leugner zu Vermögen und Nimbus gelangen:
„Und nicht sollen diejenigen, die den Islam
leugnen, damit rechnen, dass das, was WIR ihnen an Aufschub gewähren, für ihre
Seelen gut sei. WIR gewähren ihnen Aufschub nichts weiter als nur deshalb,
damit sie zunehmen an Sünde. Und für sie ist schimpfliche Pein.“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 178)
Und ER sagt auch:
„...Sprich: „Genieße dein Leugnen des Islam
ein wenig! Fürwahr, du gehörst zu den Insassen des Höllenfeuers!“ (Qurʾān, Surah 39, Vers 8)
Das Kernstück des Lohnes und der Vergeltung im
Jenseits ist mithin der Glaube. Wer also glaubt sowie Rechtschaffenes wirkte,
dessen Werk wird belohnt, wobei ihm aber der Lohn im Jenseits vervielfacht
wird. Wirkt er Schlechtes, wird er lediglich mit dem ihm Vergleich-baren bestraft.
Das heißt, dass Gott den Wunsch des Menschen durch Erlangen der Vergeltung
dessen, was dieser Mensch tut, erfüllt. So gibt Gott dem Menschen mehr als
dessen Handeln, wenn es rechtschaffen war, und bestraft ihn nur mit dem
Vergleichbaren seiner schlechten Tat. Gott teilt uns mit, dass ER die gute Tat
mit etwas Besserem als diese vergilt und die schlechte Tat lediglich mit dem
ihr Vergleich-baren bestraft. So sagt ER in SEINEM brillanten BUCH:
„Wer mit einer guten Tat kommt, für den ist
Besseres als das. Und wer mit einer schlechten Tat kommt, so wird denjenigen,
die schlechte Taten verrichten, nichts vergolten außer, was sie zu tun
pflegten.“
(Qurʾān, Surah 28, Vers 84)
Die Erhöhung des Lohnes für gute Taten kann
sogar das Zehnfache erreichen. Gott, der Erhabene, sagt:
„Wer mit einer guten Tat kommt, für den ist
deren Zehnfache. Und wer mit einer schlechten Tat kommt, so wird ihm nichts
vergolten außer das ihm Gleiche. Und sie werden nicht ungerecht behandelt.“
(Qurʾān, Surah 6, Vers 160)
Das bedeutet, sie werden nicht ungerecht
behandelt, wenn sie für die schlechte Tat mit etwas ihr Ähnlichem bestraft
werden. Was aber Gott für eine gute Tat mit Zehnfachem belohnt, so ist das eine
sie ehrende gnädige Vergünstigung des Hocherhabenen, denn als Erstes glaubten
sie und fügten dann ihrem Glauben eine rechtschaffene Handlung hinzu.
Möglicherweise verhüllt Gott die schlechten
Taten des Gläubigen, wenn dieser sich der rechtschaffenen Handlung
verpflichtet. Das gehört zur Verzeihung der Sünden, wenn dessen allgemeine
Verhal-tensmerkmale gut sind. Gott, der Erhabene, sagt:
„...Und wer an Gott glaubt und Rechtschaffenes
tut, dessen schlech-te Taten wird ER ihm verhüllen...“ (Qurʾān, Surah 64, Vers 9)
Das geschieht nur, wenn die Sünde mit einem
Recht Gottes, des Erhabenen, zusammenhängt, der Mensch also etwas Schlechtes
macht, das mit dem Schädigen irgendeines anderen Menschen nichts zu tun hat.
Hängt indes die schlechte Tat mit einem Recht des anbetend Dienenden zusammen,
ist die Handlung also ein unmittelbarer oder mittelbarer Grund für das
Schädigen eines Menschen, wie etwa dessen Beraubung oder Zufügung irgendeiner
Form der Schädigung, sind die Rückgabe des Gestohlenen respektive das Vergeben
desjenigen, dem Schaden zugefügt wurde, unabdingbar – als eine der Bedingungen
der Vergebung dieser seiner schlechten Tat durch Gott. Auch wenn die Handlung
eine Schädigung für die Gesellschaft darstellt, wie etwa Raub öffentlichen Vermögens oder dessen
Missbrauch, sind Rückgabe des Vermögens sowie Wiedergutmachung für den
Missbrauch erforde-rlich, damit eine große Hoffnung besteht, dass Gott einem
diese schle-chte Tat vergibt.
Die rechtschaffene Handlung ist einer der
Gründe der Sühnung der schlechten Tat, sofern diese spontan und ohne Vorsatz
respektive ohne Kontinuität begangen wurde. Wer glaubt und Rechtschaffenes tut,
dessen sich dann aber von Zeit zu Zeit Schwäche bemächtigt, wird ein Opfer der
Verführung und begeht eine Sünde. Gedenkt er nun aber Gottes und kehrt er zu
IHM zurück und entsagt er dem, in was er ver-fallen ist, und nimmt er Abstand
davon diesen krummen Weg weiter-hin zu beschreiten und bittet er Gott um
Vergebung, wird Gott ihm diesen Lapsus vergeben, zumal dieser etwas Spontanes
ist und dieser Mensch jenen Lapsus zu einem Zeitpunkt der Unachtsamkeit gegen-über
den Anweisungen Gottes, des Hocherhabenen, beging. Dies ist aber eine
Gunstbezeigung von Gott ausschließlich für den Gläubigen. Was aber den
Islam-Leugner betrifft, wird Gott ihm absolut niemals vergeben. Gott, der
Erhabene, sagt:
„Fürwahr, Gott vergibt nicht, dass IHM
beigesellt wird, und ER vergibt, was unterhalb diesem ist, wem ER will...“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 48)
Was auch immer der Islam-Leugner an
rechtschaffenen Taten verri-chtet, wird das kein Grund für seine Rettung von
der Hölle sein. Gott, der Erhabene, sagt:
„Fürwahr, diejenigen, die den Islam leugnen
und sterben und sie sind Islam-Leugner, so wird niemals von einem einzigen von
ihnen der Erde Fülle an Gold angenommen, falls er sich damit loskaufen wollte.
Jene, für sie ist eine schmerzliche Pein und es gibt für sie niemanden an
Helfenden.“ (Qurʾān, Surah 3, Vers 91)
Und ER sagt auch:
„Und diejenigen, die den Islam leugnen, ihre
Werke sind wie eine Fata Morgana in einer weiten Ebene, die der Durstige für
Wasser hält, bis er, wenn er zu ihr kommt, sie als Nichts vorfindet. Und er
findet Gott bei sich. ER lässt ihm seine Abrechnung widerfahren, und Gott ist
schnell im Abrechnen.“
(Qurʾān, Surah 24, Vers 39)
Kurz gesagt: Die Belohnung im Jenseits ist nur
für den, der glaubt und Rechtschaffenes verrichtet. Er wird somit für seinen
Glauben und für das, was er an rechtschaffenem Handeln vorweisen kann, belohnt.
Diese Belohnung erreicht möglicherweise das Zehnfache dessen, was er an
rechtschaffenen Taten vorweist. Wenn aber jemand eine schle-chte Tat begeht,
wird diese mit dem Gleichen von ihr bestraft. Viel-leicht vergibt Gott sie ihm,
wenn es sich bei ihr um etwas Vorüber-gehendes handelt, das heißt, wenn es nur
einmal passiert und der Mensch sich von ihr sofort wieder ablässt und Gott um
Vergebung bittet sowie alles zurückgibt, was er zu Unrecht hat, falls es mit
dem Individuum oder der Gesellschaft zusammenhängt.
Was indes den Islam-Leugner betrifft, so gibt
es als Vergeltung für dessen Leugnen des Islam ausschließlich das Höllenfeuer,
und was sein rechtschaffenes Handeln
angeht, so hat dies auf ihn keinerlei Aus-wirkung, das heißt es rettet ihn
nicht vor dem Betreten der Hölle, wenngleich die rechtschaffene Tat dem
Islam-Leugner die Höllenpein erleichtert. Das bedeutet, der Islam-Leugner, der
im Diesseits eine rechtschaffene Tat für die Mitbürger seiner Heimat oder
seiner men-schlichen Gesellschaft wirkt, dessen Pein wird geringer sowie
leichter sein als die Pein des Islam-Leugners, der keine rechtschaffene Tat im
Diesseits vollbringt. So wie das Paradies Abstufungen hat, hat auch die Hölle
Abstufungen. Deren unterste und hinsichtlich der Pein schlim-mste Stufe ist für
den, der den Islam leugnete und nichts Recht-schaffenes während seines Lebens wirkte. Die schwächste
Abstufung ist für den, der den Islam leugnet, aber rechtschaffenen Werke vorwei-sen
kann, die den Mitbürgern seiner Heimat nützten oder die einen Schmerz der
Menschheit linderten.
Erhält der Gläubige Gutes im Diesseits,
lobpreist er Gott. Trifft ihn indes ein Unheil, ist er geduldig, weil jenes
eine Heimsuchung und eine Prüfung für das Ausmaß der Kraft seines Glaubens an
Gott darstellt. Gott, der Erhabene, sagt:
Rechnen denn die Menschen damit, dass sie
gelassen werden, dass sie sagen „Wir glauben.“ und sie werden nicht auf die
Probe gestellt? Und WIR haben ja schon diejenigen vor ihnen auf die Probe
gestellt. So weiß Gott ganz gewiss um diejenigen, die wahrhaft sind, und ER
weiß ganz gewiss um die Lügner.
(Qurʾān, Surah 29, Verse 2-3)
Wenn der Gläubige sieht, dass dem Islam-Leugner eine
Gnade zuteil wird, die ihm selbst verwehrt ist, dann soll er wissen, dass es
sich um eine Weisheit handelt, um die Gott, der Erhabene, weiß. Er soll ferner
daran denken, dass jenes vielleicht auch eine Prüfung für ihn sein kann, damit
die Seele ihre Wahrhaftigkeit demonstriert. Wäre die menschli-che Seele nicht
schwach, und hätte sie die Fähigkeit dazu eine derartige Probe zu ertragen,
würde Gott das Vermögen des Islam-Leugners ver-mehren. Gott, der Erhabene,
sagt:
Und wenn nicht sein sollte, dass die Menschen eine
einzige Gemein-schaft würden, hätten WIR denen, die den Allerbarmer leugnen,
gewiss für ihre Häuser Dächer aus Silber gemacht und Stufen, auf denen sie
hinaufsteigen. Und für ihre Häuser Türen und Betten, auf denen sie ruhen. Und
Goldschmuck. Aber all jenes wäre nur ein Nießbrauch für das diesseitige Leben,
und das Jenseits bei deinem Herrn ist für die Gott Fürchtenden. (Qurʾān, Surah 43,
Verse 33-35)
Das heißt, Gott gab dem Islam-Leugner dies nicht,
damit nicht alle Menschen Islam-Leugner werden, denn die Seele ist schwach
und bricht angesichts dieser materiellen
Verführungen schnell zusammen. Der Gläubige soll also diese Wahrheit begreifen
und er soll auch wissen, dass das Ergebnis für ihn besser und dauerhafter ist.
Trotzdem soll dieser Sinn kein Grund für des Gläubigen Vernachlässigung bei
dessen Arbeit oder für dessen Faulheit beim Erlangen materieller Dinge auf legitimem
Wege sein. Denn Faulheit ist Sünde, für die man bestraft wird, und
Ernsthaftigkeit sowie Handeln in den verschiedenen Lebensbereichen sind
rechtschaffene Taten, für die man belohnt wird. Man soll also ernsthaft und
fleißig sein um zur Gruppe derjenigen zu gehören, die an Gott glauben und das
Rechtschaffene verrichten. Und jene werden den höchsten Rang haben.
***
12.
Hinführung zum Glück im Diesseits
und
Jenseits
Alle Menschen streben danach Wege zu beschreiten, die
sie dahin führen, dass sie glücklich leben, wenn auch die Vorstellung von Glück
von einer Person zur anderen unterschiedlich ist. Während einige Men-schen
sehen, dass ihr Glück nur durch Erlangen größtmöglicher Menge an Vermögen oder
Bekleiden hoher Ämter verwirklicht wird, die ihnen Macht, Ansehen und
Berühmtheit unter den Menschen verleihen, sehen
andere das Glück in der Verteidigung edler Prinzipien oder im Leisten
von Hilfe gegenüber den Schwachen, Unterstützung der Bedür-ftigen, sowie im
Aufrufen der Menschen zur Liebe des Guten unterein-ander und im Anhalten zur
Verpflichtung gegenüber den moralischen Prinzipien, damit die Menschen in
Sicherheit, Ruhe, Liebe und Harmo-nie leben und einer dem anderen hilft.
Dementsprechend schützt ein Bruder seinen Bruder, hat ein Nachbar Mitgefühl mit
seinem Nachbarn und verhindert ein Bürger das Zufügen von etwas Bösen gegenüber
seinem Mitbürger und stützen die Völker und Individuen sich Seite an Seite bei
der Konfrontation von Wechselfällen der Zeit und Stürmen des Lebens.
Trotz der Verschiedenheit von Orientierungen und
Trends bei der Interpretation der Bedeutung von Glück sowie der Wege zu ihm
gibt es eine allgemeine Bedeutung, um die sich fast alle Menschen sammeln, dass
nämlich das Glück in Zuversicht der Seele, Ruhe des Gewissens, Lauterkeit des Herzens
und dessen Freisein von Groll und Hass sowie Sorge um die Zukunft begründet
ist. Deshalb erwähnt Gott dieses Bild im Zusammenhang mit dem Erweisen von
Wohltaten für die Gott Fürchtenden, indem ER sagt:
Fürwahr, die Gott Fürchtenden sind in Gärten und an Quellen.
„Tretet in sie ein inHeil, sicher!“ Und WIR entfernen, was in ihrer Brust an
Groll ist. Wie Brüder, auf Ruhekissen einander gegenüber. Es erfasst sie auf
ihnen keine Mattheit, und sie werden nie von ihnen vertrieben.
„ (Qurʾān, Surah 14, Verse 45-48)
Denn es ist so, dass die den Menschen umgebende
psychische Atmosphäre einen tiefgehenden Einfluss auf all dessen Nerven hat.
Beherrschen ihn also Stress, Sorge und Angst, spiegelt sich dies in den Nerven
wider, und deren Struktur wird erschüttert und deren Tätigkeit gestört. So befallen den Menschen Gefühle,
die er nicht erklären und deren unmittelbaren Grund, den er beseitigen könnte,
er nicht verste-hen kann. In diesem Moment helfen ihm weder Vermögen noch
Kinder und retten ihn weder Nimbus noch Herrschaft. Diese materiellen Gna-den
werden möglicherweise Faktoren, die seine Krankheit vermehren und seine Heilung
aufschieben und sie sind vielleicht der Grund dieser Krankheit, und zwar wenn
ihn die Liebe zum Vermögen und Nimbus beherrscht. So beschreitet er Wege, von
denen er glaubt, dass sie ihn das Ziel erreichen lassen, wobei sie aber seine
Krankheit vermehren und seine Schmerzen vervielfachen. Denn er hegt Hassgefühle
gegen-über dem, der ihn auf diesem Gebiet überragt, und strebt danach auf
dessen Weg Hindernisse zu legen und gegen diesen Verschwörungen anzuzetteln um
das, was sich in dessen Besitz befindet, zu rauben oder ihn von dessen Position
zu entfernen um diese selbst zu erlangen.
Egal ob er dabei Erfolg hat oder scheitert, er führt
sein ganzes Leben in ständiger Sorge. Er fürchtet, dass seine Pläne keinen
Erfolg beim Erreichen des Ziels haben, oder er hat Angst seine Ziele, die er
schon verwirklicht und in seinen Händen hat, wieder zu verlieren. Denn er
glaubt, dass die anderen sich gegen ihn verschwören, wie er es selbst mit den
Leuten gemacht hat, und seinen eigenen Besitz rauben, wie er es ebenfalls
selbst mit den Leuten gemacht hat.
Vermögen und Nimbus gehören also nicht zu den Ursachen
des Glücks an sich, sondern sind nur ein Mittel der Erleichterung der Last des
materiellen Lebens für den Menschen. Sie sind ergo eine zwei-schneidige Waffe,
das heißt sie sind möglicherweise einer der Ursache des Glücks des Gläubigen,
wenn dieser bei deren Erlangen den von Gott, dem Erhabenen, vorgezeichneten
Wegen folgt. Er behandelt also niemanden ungerecht und hasst keinen Menschen,
der sich von ihm durch die Menge des Vermögens unterscheidet oder ihn beim
Beklei-den von Ämtern übertrifft oder eine hohe Position unter seinen Mit-bürgern
erhalten hat. Wenn er dies tut, ist seine Seele zuversichtlich und mit dem
zufrieden, was Gott für sie bestimmt hat. Darin besteht weitreichende
Glückseligkeit, die man nur dann sehen kann, wenn man in ihrem Schatten lebt.
Der ehrwürdige Koran bringt dies zum Aus-druck, indem Gott, der Erhabene, sagt:
„O du
Seele in Ruhe! Kehre zurück zu deinem Herrn zufrieden und zufriedenstellend! So
tritt ein zu MEINEN anbetend Dienenden und tritt ein in MEIN Paradies!“ (Qurʾān, Surah 89, Verse 27-30)
Die Seele ist nur dann in Ruhe, wenn sie mit dem
zufrieden ist, was Gott für sie bestimmt
hat, und den Menschen Gutes wünscht, wie es im Ḥadīṯ des Gesandten Gottes (Gott
segne ihn und schenke ihm Frie-den!) steht, in dem der Gesandte sagt: „Jemand
von euch glaubt erst, wenn er seinem Bruder wünscht, was er für sich selbst
wünscht.“
Der Glaube an Gott und die Verpflichtung zu legalen
Wegen in den Bereichen des materiellen Lebens und die Liebe des Menschen zu
des-sen Mitmenschen sowie nicht das Verschwinden dessen zu wünschen, was der
andere an Gnade hat, sind Wegweiser, die zum realen Glück im Diesseits sowie im
Jenseits führen.
Was aber den Hass betrifft, so zerstört er Seele und
Körper. Er ist auch der Hauptgrund, der den Menschen zur Schädigung dessen
Bru-ders treibt, wobei er nicht beachtet, dass dies auch eine Schädigung seiner
selbst darstellt. Denn dieser Hass bringt seinem Leben psy-chische Sorge und
Nervosität. Auf diese Weise verwirklicht sich ihm die Glückseligkeit nicht, und
somit genießt er auch das Leben nicht, denn das Gefühl des wahren Genusses ging
ja verloren. Ferner beherr-scht ihn die Suggestion dahingehend, dass er dadurch
über jene trium-phiert, die er für seine Feinde hält, wobei dieses Handeln ihn
in Zerstö-rung und Verderben stürzt. Er erkennt das erst, wenn es zu spät ist,
und dann er soll er nur noch sich selbst tadeln. Gott, der Erhabene, berichtet
von dieser Seele mit den Worten:
„Und ich spreche mich selbst nicht frei; fürwahr, die Seele
ist gewiss eine zum Bösen Antreibende...“
(Qurʾān, Surah 12, Vers 53)
Und ER sagt ferner:
„...
und was dich an Bösem trifft, so ist es von deiner Seele...“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 79)
Die andere Seite des Vermögens ist dessen Verwendung
zum Zufü-gen von Schaden für die Menschen respektive dessen Erlangen auf ille-galen
Wegen wie etwa durch Raub, Betrug bei Handelsverbindungen oder Überteuerung um
auf Kosten der Schwachen und Bedürftigen einen höchstmöglichen Gewinn zu
erzielen – ganz abgesehen davon, dass man ob dieser Arbeit im Jenseits bestraft
wird. Hierin liegt auch einer der Gründe des Elends im Diesseits. Denn wer
dieser illegalen Methode beim Erwerb von Vermögen folgt, ist schon
unvermeidlich von der Liebe zum Reichtum beherrscht, und zwar in einer Weise,
die ihn unruhig sichtlich hinsichtlich dessen, was sich in seinen Händen
befindet, sowie unzufrieden mit dem werden lässt, was er erlangt hat. Dieser
Zustand lässt ihn das Glück verlieren und veranlasst ihn Tag und Nacht in Sorge
zu leben sowie zu fürchten, dass er verliert, was sich in seinen Händen
befindet. Ferner hat er Angst, dass er nicht noch mehr erlangen kann.
Kurz gesagt, das Vermögen wird nur dann zu einer der
Ursachen des Glücks, wenn man sich an die legalen Wege bei seinem Erwerb hält
und auch das entrichtet, was einem an Sozialpflichtabgabe obliegt. Gott, der
Erhabene, sagt:
„Nimm
von ihrem Vermögen eine Abgabe, durch die du sie reinigst und läuterst...“ (Qurʾān, Surah 9, Vers 103)
Und ER sagt auch:
„Es sind
zu vergleichen diejenigen, die ihr Vermögen für den Einsatz um Gottes willen
aufwenden, mit einem Samenkorn, das sieben Ähren wachsen lässt, in jeder Ähre
hundert Samenkörner. Und Gott vervielfacht, wem ER will, und Gott ist
allumfassend, allwissend. Die ihr Ver-mögen für den Einsatz um Gottes willen
aufwenden und dann dem, was sie aufgewandt haben, weder Vorrechnung noch
Kränkung folgen lassen, denen ist ihr Lohn bei ihrem Herrn und keine Furcht
über ihnen und sie, sie werden nicht traurig sein.“
(Qurʾān, Surah 2, Verse 261-262)
Der Glaube und der
Erwerb des Vermögens auf legalem Wege und den Armen deren Recht darauf zu geben
garantieren das Glück, denn Gott
versprach dem, der sich zu jenem verpflichtet, Sicherheit und innere
Zufriedenheit im Diesseits und Vergeltung und Belohnung im Jenseits.
Geht der Glaube
hingegen verloren, gibt es kein Glück, sondern Hass gegen den anderen und Angst
vor diesem sowie ein Hinterherre-nnen hinter dem Vermögen auf allen Wegen. In
all diesem liegen Vernichten der Seele und Zerstörung des Körpers, ganz zu
schweigen davon, dass das Ende Hölle und Qual im Jenseits sind. Gott, der Erha-bene,
sagt:
„Bewundere nicht
ihr Vermögen und auch nicht ihre Kinder! Gott will ja nichts weiter, als dass
ER sie damit im diesseitigen Leben pei-nige, und ihre Seelen werden zunichte
und sie sind Islam-Leugner.“
(Qurʾān, Surah 9, Vers 55)
Zu den
Faktoren des Glücks gehört auch die Zufriedenheit mit dem, was Gott bestimmt.
Es steht in einem Heiligen Ḥadīṯ, dass Gott sagt: „O MEIN anbetend Dienender!
Fürwahr, du willst und ICH will. Wenn du mit dem zufrieden bist, was ICH will,
gebe ICH dir, was du willst. Und wenn du mit dem, was ICH will, nicht zufrieden
bist, mache ICH dich unglücklich bei dem, was du willst, und nichts ereignet
sich in MEINER Herrschaft außer, was ICH will.“
So soll
kein Mensch nach dem streben, was sich in den Händen der Menschen befindet,
sondern sich bei seiner Arbeit bemühen, und wenn er in eine Position gelangt,
soll er Gott dafür lobpreisen und seine Arbeit fortsetzen. Er soll ferner keine
Hassgefühle gegen jemanden hegen, der sich vor ihm in einer Position oder
hinsichtlich seines Nimbus auszeichnet. Denn es handelt sich um eine Sünde, und
in einer Sünde liegt der Verlust des Glücks sowohl im Diesseits als auch im
Jenseits.
Der Weg
des Glücks im Diesseits und im Jenseits konzentriert sich auf den Glauben und
die rechtschaffene Tat, egal ob diese Tat von Anbetungshandlungen oder
zivilrechtlichen Handlungen abhängt. Bei den Anbetungshandlungen soll der
Gläubige darauf bedacht sein die religiösen Pflichten zu ihren festgelegten
Zeiten zu verrichten und sich den Tugenden, mit denen Gott zufrieden ist, zu
verpflichten.
Was die
zivilrechtlichen Handlungen betrifft, soll das Streben des Gläubigen nach
Erlangen von Vermögen auf legalem Weg sein. Er soll es auch für das aufwenden,
was ihm, seiner Familie und seiner Nation Gutes bringt. Er soll sich ferner in
den gegenseitigen Beziehungen mit den Menschen den islamischen Prinzipien
verpflichten, die zu Liebe, Mitgefühl und gegenseitiger Hilfe unter den
Mitmenschen aufrufen. All dies realisiert das Glück für alle.
Das Glück in
einer Nation wird nur durch das Ermahnen zum Recht vollkommen. Dies passiert,
wenn es in der Gesellschaft solche gibt, die die Leute zum Guten aufrufen und
ihnen das Böse verbieten. Gott, der Erhabene, sagt:
„Ihr seid die beste Gemeinschaft, hervorgebracht für die Menschen; ihr
gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche...“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 110)
Der einladende
Aufruf zu Gott verwirklicht das Glück für den einla-dend Aufrufenden, der bei
der Erfüllung dieser Tätigkeit Befriedigung der religiösen Haltung bei sich und
Zufriedenstellung Gottes sieht. Genauso führt das zum Glück der Nation, indem
nämlich der Glaube und seine Symptome vorherrschen sowie der Irrtum und seine
Auswir-kungen verschwinden. Deshalb schreibt Gott für sie als Vergeltung für
das, was sie im Diesseits vorbereitet haben, die Gärten Edens im Jenseits fest.
Gott lässt den Lohn derer, deren Werke gut sind, gewiss nicht verloren gehen.
[2] ) dies soll auf den Beduinenstamm der Ban2 Asad gehen, welche in einer Hugersnot nach Medina und
Glauben heucheltn, um Lebensmittel zu erhalten. Wichtig ist hier der
Unterschied zwischen “den Islam annehmen” als äusserem rechtlichen Akt, und
“Glauben” DAs eine Beteiligung des Herzens voraussetzt.
ليست هناك تعليقات:
إرسال تعليق