الجزء الأول من مقرر الدعوة
P
Die historischen Ereignisse haben nachgewiesen, dass die Wendephase eine
der gefährlichsten Phasen ist, die die menschlichen Gesellschaften durchlaufen.
Sie bildet nämlich die Phase eines scharfen Konflikts unter den geistigen Strömungen,
die in ihren Quellen und Ursprüngen verschieden sind, in ihrem Inhalt und ihren
Formen mit-einander in Widerstreit stehen und in ihren Zielen und Zwecken weit
auseinander liegen. Es ist ja so, dass das Weltsystem auf dem Prinzip der
Bewegung und des Wachstums beruht und die Grundlage der Lebensdynamik sich auf
Veränderung beschränkt. Wenn dies dem Gedächtnis der Leute entfallen ist, kommt
das Pulsieren des Daseins zum Stillstand und nimmt die Lebensbewegung bis in
Ewigkeit ab. Aber das Sich-Gewöhnen der Leute an das Vertraute und deren Angst
vor der Zuku-nft stürzen sie in die Annahme, dass alles Neue in sich eine über-raschende
Gefahr birgt, die die Grundlagen, auf denen ihr Leben basiert, zerstört und die
Stabilität, mit der sie vertraut und an die sie gewöhnt sind, erschüttert. Ja,
es ist sogar ein Grund betreffs dessen, was es bei ihnen an Dekadenz und
Rückständigkeit gibt. Sie sind zufrieden mit dem, was sie bei ihren Eltern
vorfanden und unter dessen Schatten sie groß wurden und sich entwicke-lten,
wenn es auch in einigen ihrer Aspekte etwas gibt, was deren Fortgang behindert
und ihnen das Erreichen dessen, was ihre Entlastung bewirkt und ihre Schmerzen
abschwächt, unmöglich macht. Somit beginnt der Konflikt zwischen denen, die zur Befreiung von den Spuren der Vergangenheit auffordern und zum Öffnen der Arme
für alles Neue und zum Akzep-tieren von allem Modernen aufrufen, weil das –
ihrer Meinung nach – das Leben zum Fortschritt vorantreibt und bei der
Befreiung von den Spuren der Vergangenheit hilft, insofern als es Dekadenz und
Rückständigkeit in allen Lebensbereichen gibt, und denen, die das Erneuern
ablehnen und auf dem Festhalten am Alten beharren, wie auch dessen Wert und
Auswirkung im Leben seien. Sie meinen, dass die Neuerung kein Gewicht habe und
so ihr Akzeptieren nicht erlaubt sei. Und sie habe auch keine Wurzeln, die
deren Vorhandensein in der Gesellschaft ergeben und den Menschen zum
Beschä-ftigen mit ihr veranlassen. So sei sie eine „Ketzerei“ (Bidʿah), die irreführt, wer ihr folgt,
und diesen somit in ein fernes bodenloses Tal führe, in dem er seine Identität
verliere und sich seine Konturen inmitten der neuen Bilder und Formen
auflösten. Und damit zerrinne seine Persönlichkeit und zerfalle als eine der
Folgen dieses neu Angekommenen seine Wesenheit.
Zwischen diesen und jenen gibt es eine Gruppe, die sich für die Neuerung
nicht begeistert. Vielmehr zwingen sie die Lebensumstände zur Beschäftigung mit
ihnen. Diese Gruppe leugnet das Alte nicht, aber unter dem Druck der Lebensumstände
versch-ließt sie ihre Augen vor ihm und zieht sich angesichts der Gegebenheiten
der Zeit und der Lebenserfordernisse von ihm zurück. Deshalb sieht man sie
verwirrt und kopflos. Die vielfältigen Trends wetteifern in ihr und die
geistigen Strömungen aus allen Richtungen werfen sie hin und her. Sie hört auf
jene, die am Alten festhalten, und neigt gänzlich zu ihnen. Ihre Gefühle sind
vertraut mit dem, was sie an Argumenten und Beweisen wiederholen, da das Alte
tief darin verwurzelt ist und die Wurzeln sich in ihren Gefühlen und
Empfindungen verzweigen. Und sie lauscht jenen, die zur Neuerung aufrufen. Und
sie verweigert ihnen kein Gehör und schlägt ihnen kein Argument und keinen
Beweis ab, da die Realität des Lebens sie bestärkt und der Wunsch nach Fortschritt
und Aufstieg sie bestätigt und die Hoff-nung auf die Befreiung von der Oberhand
jener, die das Heft der Technologie des Zeitalters in der Hand haben,
unterstützt sie und bringt die Zögernden zur Partei-nahme für ihre Reihen.
Sind die Standpunkte der Neuerer und der Konservativen eindeutig, so ist
der Stand-punkt der breiten Masse noch schwankend. Sie pendelt zwischen diesen
und jenen und zuweilen neigt sie gänzlich zur Seite der Neuerer, und zwar wenn
das weltliche Interesse überwiegt und die Auswirkung der Zivilisation und deren
Glanz vor den Augen und Ohren klar werden. Und dann wieder ist sie fanatisch
für das Alte, sofern die Gefühle überwiegen und die Gemüter erregt sind und die
Empfin-dungen entflammen.
Das ist das Bild der zeitgenössischen islamischen Gesellschaften, denn wenn
sie einen direkten Kontakt mit der westlichen Zivilisation aufnahmen, öffneten
sich die Augen der Muslime für einige Lebensgewohnheiten und musterhafte
Verhaltensvor-bilder, die sie zuvor nicht gekannt und über die sie kein Wissen
hinsichtlich ihres Wesens und ihrer Dimensionen verfügt hatten. Es steht bei
ihnen nur fest, dass Fortschritt und Aufstieg jener Nationen im Produktionsbereich
mit all seinen Teilgebieten auf deren Wahl dieser Methoden bei der Organisation
der Angelegenheiten des Lebens und Ausri-chtung des Verhaltens der Individuen
in der Gesellschaft zurückzuführen sind. So lässt sich eine Gruppe von
Muslimen dazu hinreißen zur Befreiung von allen Spuren der Vergangenheit und
zum Annehmen der musterhaften Vorbilder des westlichen Lebens als eine
Grundlage für uns bei der Gestaltung unseres Lebens und bei der Formung unseres
Verhaltens aufzufordern, damit wir sie beim Fortgang des Fortschritts und
Aufstiegs einholen können. Zu dem, was diesen Aufruf einschließt, gehört die
Aufforderung, dass wir ihren Spuren in allen Bereichen folgen, seien es nun
politische, wirtschaftliche oder soziale Bereiche. Und das erfordere, dass
diese Bereiche aus der Vorherrschaft der Reli-gion befreit werden, mit dem
Argument, dass der Islam für das Leben in der modernen
Zeit als nicht mehr geeignet gelte. Und deshalb solle er sich nur auf den
Bereich der reinen Anbetungshandlungen beschränken, das heißt es müsse eine
Trennung zwischen Religion und Staat geben, was von ihnen „Laizismus“ genannt wird. So ist der
laizisti-sche Staat ein Staat, in dem die Religion keine Macht über die
Angelegenheiten des Lebens hat, sondern sich nur auf die Rolle der Anbetung
beschränkt und die Angele-genheiten des Lebens lässt. Sie führt die Leute durch
die Methode, die sie für sich als
richtig betrachten.
Es ist natürlich, dass eine andere Gruppe gegen sie opponiert. Sie sieht,
dass der Islam sowohl Religion als auch irdisches Leben sowie Moschee als auch
Institution für das Leben in all dessen Bereichen ist, in Anlehnung an das, was
die historischen Bücher an musterhaften Vorbildern überliefern, die bestätigen,
dass der Islam eine riesige Geme-inschaft mit vielfältigen Rassen und Abstammungen in
einer Weise führte, die es irgendeinem System unmöglich macht etwas Ähnliches
bei der Verwirklichung von Frei-heit, Gerechtigkeit, sozialer Garantie und
Erarbeitung der Bedingungen, die beim Fort-schritt, Kreieren und Erfinden
helfen, zu erreichen. Wollen wir also eine Beschleunigung beim Lauf der
Zivilisation, so hat der Islam für uns die
Überlegenheit über alle Nationen in diesem Bereich bereits verwirklicht – wenn
wir ihn denn so anwenden wie es sein sollte und wie es GOTT für uns unter
SEINEM Schutz will.
In dieser Zeit erreichten nur wenige im Namen des Islam
Sprechende einen Grad an Kultur und Wissen, der ihnen das Verstehen der
Realität der zeitgenössischen menschli-chen Gesellschaften und das Unterscheiden
zwischen dem, dessen Annah-me unter den gegenwärtigen Umständen notwendig ist,
und dem, was man ablehnen soll, ermöglichte. So ist auf keinen Fall in den islamischen Gesellschaften Großzügigkeit in dem Sinne statthaft, dass diese
sie zur Ablehnung all dessen führt, was mit der modernen Zivili-sation
zusammenhängt, ja sogar wenn es keine negative Auswirkung auf die religiöse
Seite hat.
Sie stellten das Beschäftigen mit jeglicher Erscheinungsform der
Zivilisation in Abrede, selbst wenn die Religion es nicht in Abrede stellt oder
verbietet.
Sie legten dem Verhalten der Leute Beschränkungen auf und stützten sich auf
die Meinung eines Rechtsgelehrten – ohne Berufung auf einen eindeutigen Text.
Ihre Rechtsgutachten sind durch Einschränkung und Kontrolle der Freiheit
der Leute gekennzeichnet, obwohl es eindeutige Texte gibt, die erläutern, dass
GOTT den Leuten keine Bedrängnis in der Religion auferlegt, sondern diese eine
Erziehung und ein Geraderichten im Rahmen der Einfachheit und Leichtigkeit ist.
Dieser Standpunkt einiger Geistlicher war ein Grund für das Beharren der zum
Laizi-smus des Staates Aufrufenden auf ihrem Standpunkt. Denn es lieferte ihnen
den Beweis dafür, dass die Religion für das zeitgenössische Leben nicht
geeignet sei, das durch Schnelligkeit von Veränderungen und Vielzahl von
Neuerungen gekennzeichnet ist. Es ist nicht möglich das Festhalten an alten
Formen, die das Bewegen des Fortschritts hemmen oder als Hindernis innerhalb
der Gesellschaft stehen, mit dem Aufbruch zum Weg des Aufstiegs und der
Zivilisation in Einklang zu bringen. Zu dem, was diese Leute in ihrem
Standpunkt stützt, gehören die unter den Radikalen bekannten Standpunkte, die
die Elite der Gebildeten der Nation für überhaupt nicht annehmbar in der
zeitgenössi-schen Gemeinschaft hält, insbesondere was mit dem Politik- und
Herrschaftsbereich zusammenhängt. Zu den bekanntesten dieser Standpunkte
gehört, was einige Geistliche meinen, dass nämlich die Beratung, die der ehrwürdige
Qurʾān festlegt, dass sie zu den notwendigen Eigenschaften
für die islamische Gesellschaft gehört, für die Herrscher nicht verpflichtend sei. Denn
die Laizisten bezeichnen diesen Standpunkt als der Demo-kratie zuwiderlaufend,
mit der die Gesellschaften in der modernen Zeit dahingehend bekannt wurden,
dass sie die optimale Methode bei der Verwaltung der Herrschaftsan-gelegenheiten
sei. Kommt also jemand und entledigt sie ihres Hauptinhaltes und vereitelt ihre
Grundwirkung, so ist es nur natürlich, dass er einen starken Widerspruch
findet, sogar wenn er seine Meinung mit dem Mantel des Islam
umhüllt. Wie steht es dann mit einer Meinung, die kein Gewicht im Bereich der
islamischen Rechtswissenschaft hat, selbst wenn jemand, der sich selbst als
einen Rechtsgelehrten bezeichnet, an ihr festhält. Die Laizisten griffen diese
Meinung jedoch auf und erhoben sie als eine Waffe, mit der sie verängstigen,
wer über den einladenden Aufruf zur Anwendung der islamischen
Šarīʿah im Bereich der Herrschaft nachdenkt, insofern als sie
ihre Stimme erheben, dies bedeute eine religiöse Diktatur, solange der
Herrscher nicht zu der Meinung derer verpflichtet sei, die er zu Rate zieht.
Zu den Dingen, bei denen die Laizisten gegen die Herrschaft der Religion in
den Lebensbereichen Einwände erheben, gehört ihre Angst vor dem
Nicht-Vorhanden-sein eines Einwands – oder Raumes für Kritik an maßgebenden
Leuten – unter dem Schutz der religiösen Herr-schaft; denn der Herrscher
verbirgt sich hinter der Heilig-keit der Religion, gegen die Einwände zu
erheben niemandem gestattet ist. Und damit stirbt die andere Meinung und der,
in dessen Hand die Macht ist, besitzt ohne Mitstreiter allein die Herrschaft.
So gibt es niemanden, der Mut zur Kritik an ihn hat, da man fürchtet des Abweichens
von der Religion beschuldigt zu werden. Und es gibt niemanden, der gegen seinen
Beschluss Einspruch erhebt ohne ein
Meuterer gegen die Religionslehren zu sein..
Es ist merkwürdig, dass einige derer, die diese Waffen angesichts der zur
islami-schen Herrschaft Aufrufenden erheben, keine Beziehung
zur Meinungsfreiheit im Bereich der Herrschaft haben. Und es gibt Feindseligkeit
zwischen ihnen und dem Prinzip der Ausdehnung des Raums zum Einwand, die die
Historie auf ihren Seiten vermerkte. In ihren Prinzipien oder politischen
Programmen gibt es nichts, was darauf hinweist, dass sie Aufrufende zur
Demokratie sind oder das Vorhandensein eines Ein-wands in der Gemeinschaft
befürworten oder die Ausübung von Kritik am Herrschafts-system erlauben. Deren
Wurzeln sind diktatorisch, und einige von ihnen haben sie bereits für einen
gewissen Zeitraum ausgeübt. Und deren Führer und Lehrer üben sie nach wie vor
in umfangreichem Maß aus. Denn wie nehmen sie das, was sie „die Diktatur der
Geistlichen“ nennen, als eine Waffe, mit der sie die Allgemeinheit und die
Volksmassen in der islami-schen Gesellschaft verängstigen?
Das ist in der Tat ein großer Trugschluss. Die Lehre des Islam hat zwei Teile:
Ein Teil hängt mit den reinen Anbetungshandlungen zusammen, und diese sind
detailliert und konkret festgesetzt. Deshalb ist deren Änderung oder Umbildung
nie-mandem erlaubt. Der Muslim hat sie also wie sie überliefert wurden und ohne
Hinzu-fügung oder Verringerung an vereinbarten Quellen auszuüben.
Was aber den zweiten Teil betrifft, und zwar was es außer den reinen
Anbetungs-handlungen gibt – was nämlich mit den Angelegenheiten des Lebens
zusammenhängt – so erlaubt es der Islam den Muslimen sich um
sie zu bemühen und, wenn es der Fall erfordert, deren Entwicklung. Sie haben
das Recht dazu, solange sie dem generellen Rahmen verpflichtet sind. Zu den
Dingen, die diesen Kurs veranschaulichen, gehört, was der Islam im Bereich der Herrschaft festlegt. Er macht zur Bedingung, dass die
Angele-genheit Beratung sei, das heißt, man muss jedem die Möglichkeit geben
seine Meinung zu äußern. Was über dies an Form und Weise der Herrschaft hinausgeht,
so bleibt deren Angelegenheit den Leuten überlassen. Sie haben das Recht zu
wählen, was zu ihnen passt. Und sie haben ferner das Recht zu ändern, was sie
angewandt hatten, wenn sie sehen, dass es einen Mangel hat, unter der Bedingung,
dass das System, das sie beschlie-ßen – wie seine Art und Form auch sei – auf
dem Prinzip der Beratung beruht und das Prinzip einschließt jedem Individuum
die Gelegenheit seine Meinung zu äußern zu geben.
Das ist die islamische Methode, die
Aufgeschlossenheit für alle politischen und wirt-schaftlichen Ideen und
Experimente in der Welt erlaubt und gestattet, davon zu über-nehmen, was dem islamischen Staat Ungebundenheit und Fortschritt möglich macht, und alle
Elemente des wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Aufstiegs zu
übernehmen. Wird nun zur Anwendung der islamischen Šarīʿah aufgerufen, soll jeder Mensch mit ausgewogenem
Verstand verstehen, dass deren Grundlage das Prinzip der Beratung ist. Unter
ihrem Schutz sind das Anwenden von Demokratie in deren liberalen Sinne,
nämlich durch das Mehrparteiensystem, sowie, wenn dies zum Wohl der Gesell-schaft
ist, das Errichten von Verfassungsorganen möglich. Denn zu den Grundlagen der
islamischen Rechtslehre gehört „Wo das Wohl ist, ist GOTTes Gesetz“. Sind die
Meinu-ngen der Rechtsgelehrten bei irgendeiner Frage vielfältig, wird von ihnen
nur das ein Beschluss und ein alle Leute verpflichtendes Gesetz, was auf Basis
der Zufriedenheit der Mehrheit in Übereinstimmung mit dem Prinzip der Beratung
das Wohl der Leute erzielt. Damit fällt die von den Laizisten gezeigte
Verlegenheit angesichts der Fülle von Meinu-ngen der Rechtsgelehrten bei einer
einzigen Frage fort, und ihre Angst vor dem gewaltsamen Durchsetzen deren Meinungen
durch die rigoros Unnachgiebigen zerrinnt. Das Prinzip der Beratung, das der
Islam festlegte, ist mit dem gewaltsamen Durchsetzen der Meinung unver-einbar
und bietet den Meinungen, die das Wohl der Leute verwirkli-chen, die Gelegenheit
zum Überwinden anderer Meinungen … sogar wenn deren Vertre-ter sich in den
Mantel des Islam hüllen und auf ihren Köpfen dessen Hut oder Zeichen tragen.
Was aber die Laizisten vorbringen, dass nämlich die Blütezeit der islamischen Herr-schaft – in der überall im Staat Gerechtigkeit herrschte und
die Leute Meinungs-freiheit genossen und das Prinzip der Gleichheit unter ihnen
angewandt wurde und so Stammes-fanatismus und rassistisches Sektierertum
verschwanden – kurz war, da sie ja nicht über die Zeit der rechtgeleiteten
Kalifen – mit Ausnahme der zweiten Hälfte der Herrschaft des dritten Kalifen –
und die Zeit von ʿOmar Ibn ʿAbdi-l-ʿAzīz, die
drei Jahre nicht über-stieg, hinausging und dann wieder der Fanatismus erschien,
der die Meinungsfreiheit bei der Wahl des Herrschers beseitigte und alles –
oder zumindest einen großen Teil –, zu dem der Islam im
Bereich von Politik und Herrschaft aufruft, auslöschte, so wollen wir doch mit
ihnen keine byzantinischen Diskgussionen über die Merkmale der islamischen
Herrschaft in den Epochen nach der Zeit der rechtgeleiteten Kalifen beginnen,
da uns dies in ein endloses Labyrinth führen würde. Es reichen in diesem
Zusammenhang die Worte, dass wir nun also alle zugestehen, dass der Islam die
Regeln für einen demokrati-schen Staat schuf und deren Anwendung damals
ermöglichte, als die Verwirklichung der Demokratie ein unerfüllbarer Traum
war; ja die Verwirklichung dessen war sogar unmöglich inmit-ten einer Welt,
über die Diktatur in all ihren Arten, sei sie nun rassisti-scher, sektiererischer
oder religiöser Art, herrschte. Dies ist also ein Beweis für die Einfachheit
der Anwendung in unserer Zeit, in der der Klang der Demokratie alles andere
übertönt – oder fast übertönt. Also sind die Prinzipien, die ihre Existenz in
der Welt der pechschwarzen Finsternisse nachwiesen, fähig dazu ihre Aktivität
in einer Zeit, in der sich die Intensität dieser Finsternis abschwächte, in
noch besserer Art und Weise zu bestätigen.
Einige der Opponenten des Prinzips der Macht der Religion über die Orientierung
und Regelung des Lebens in der Gesellschaft meinen, dass der Lebensstil sich
gründlich verändert habe, weshalb die Anwendung der Prinzipien und Lehren der
alten Zeiten in der zeitgenössischen Gesellschaft unmöglich sei. Denn wie könne
ein Mensch der Moderne mit einer Methode fertig werden, die dem Charakter seines
zeitgenössischen Lebens widerspreche? Und wie könne ein Mensch des 21. Jahrhunderts
Gesetzen unter-liegen, die für die
Regelung des Lebens eines Menschen im ersten Jahrhundert formu-liert
wurden, als es Nomadentum, Einfachheit und keine Kompliziertheit gab? Darüber
hinaus sei, was in den Nomaden-Gesellschaften akzeptabel war, vom
zeitgenössischen Menschen nicht leicht zu schlucken. Ja, es gebe sogar einige
Fragen, die in der Vergan-genheit unbestritten waren und keinen Zweifel zuließen
und die der Verstand heutzutage voll und ganz ablehnt und mit denen die Gefühle
und Empfindungen nicht harmonieren, da diese Fragen nicht mit der gegenwärtigen
Zivilisationsstufe im Einklang stehen und den Anforderungen des
zeitgenössischen Lebens nicht entsprechen sowie mit den Gege-benheiten der Zeit
nicht harmonieren, sondern sie verabscheuen und nicht mögen.
Die Antwort auf dieses Argument gliedert sich in zwei Teile:
Ein Teil hängt mit der Frage der Dinge zusammen, die Veränderungen unterworfen
sind. Der andere Teil befasst sich mit den Pfeilern, auf denen die Zivilisation
beruht und der Fortschritt der Völker und Nationen aufgebaut wird.
Was die Frage der Dinge, die Veränderungen unterworfen sind, betrifft, so
gibt es keinen Zweifel, dass GOTT das Universum erschuf und die Bewegung in
dieser Welt zu einem auslösenden Moment
für das Leben machte. Käme nun diese Bewegung zum Stillstand, verschwände das Leben gänzlich. Eine der
Notwendig-keiten des Lebens ist die ständige Veränderung, da nichts auf der
Erde in einem Zustand zwei Momente verharrt. Es befindet sich vielmehr in einer
permanenten Wechselwirkung und ununter-brochenen Veränderung. Deshalb sehen
wir, dass Gesellschaften, die dieses göttliche Gesetz nicht erkennen, Lähmung
befällt, wenn sie dessen Bewegung verlangsamen oder die Unabänderlichkeit der
Bewegung, die die Grundlage der Entwicklung und des Fort-schritts sowie die
Quelle des Aufstiegs und des Aufbaus der Zivilisationen ist, ignorie-ren.
Da dieses Prinzip die Grundlage des ununterbrochenen Fortschritts ist, ist
also zu beachten, dass keine Erscheinungsform des Lebens fest bleibt, sonst
wäre sie ein Hinder-nis, das den normalen Fortgang des Lebens hemmt. Deshalb
musste der Mensch seine Lebensweise ändern um sich dem Gesetz der Entwicklung
anzupassen und auch seine Gesetze modifizieren um sie mit den Bildern des
erneuerten Lebens in Einklang zu bringen und um den Bedürfnissen der
Gesellschaft, die den ständigen Wechselwirkungen bei den gesellschaftlichen
Phänomenen entstammen, zu begegnen. Wollen also die Angehörigen einer Nation
von der Verrichtung dieser Arbeit nichts wissen oder glauben sie, dass das, was
die Ahnen ihnen hinterließen, etwas Unveränderliches sei, da dies zu den
heiligen Angelegenheiten gehöre, deren Auslöschung oder Verzicht oder
Modifizie-rung nicht statthaft sei, so haben sie bereits über sich selbst das
Urteil der Starrheit gefällt und zwischen sich und dem Fortschritt einen Zaun
errichtet, der zwischen ihnen und ihrer Beteiligung am Aufbau der
internationalen Zivilisation ein Hindernis bildet.
Man soll jedoch unter diesem Weltgesetz nicht verstehen, dass sich alles im
Leben der Gesellschaft im Zustand der Veränderung und ständigen Erneuerung
befindet, da dies zur Verwirrung und Instabilität führt. Die Systeme und sich
verändernden Gesetze haben also feste und unveränderliche Aspekte, damit sie
für das Leben dessen Stabilisierung sind. Darüber hinaus haben das Leben der
Leute und deren soziales Verhalten unverän-derliche Grundlagen und
unaustauschbare Prinzipien. Gäbe es also im Leben keine festen Elemente und
stabile Prinzipien, befiele die Gesellschaft das Fieber der raschen
Veränderung und des ständigen Wandels, was weder beruhigt noch stabilisiert.
So gerät das Leben in Schwierigkeiten und wird gestört, und die Angelegenheiten
vermengen und verflechten sich. Und so stürzt die Vernunft in Verlegenheit, und
die Nation befällt Läh-mung, denn sie ist nicht zur Definition der Begriffe
dessen, was sich um sie ereignet, fähig. Was also gestern tauglich war, ist
heute verdorben, und an was die Nation in der jüngeren Vergangenheit festhielt,
da sie glaubte, dass dies für ihr Leben passte, leugnet sie heute und
betrachtet es mit den Augen des Spottes und der Verhöhnung.
Freilich ist die Fähigkeit des Menschen
nicht zur Festlegung der
Prinzipien im Stande, die die Stabilität bewahren. Gleichzeitig behindert sie
nicht die Veränderung, die die Bewegung des Fortschritts und der zivilisierten
Lebensweise fordert, und sie verbie-tet nicht die Neuerung, die für den Fortgang
des Lebens auf dem Weg einer definitiven Entwicklung in der Umgebung des
Menschen notwendig ist. Denn wie hoch
auch die Anzahl an geistigen Bildern über die Vergangenheit und Gegen-wart in
dessen Geist im Bereich der veränderlichen und stabilen Dinge sei, so kann er
die künftigen veränder-lichen Dinge nicht in der Weise kennen, die es ihm
ermöglicht festzulegen, was an Gesetzen
geeignet ist, die das Leben der Gesellschaft regeln und das Verhalten deren
Individuen begrenzen. Wenn der Mensch als Folge beobachtete Erscheinungen auch
voraussagen kann, was in naher Zukunft auf sozialem Gebiet passiert, so wird
seine Einschätzung bezüglich dessen, was sich in zwei oder drei Jahrhunderten
ereignen wird, doch nicht einwandfrei sein. Der men-schliche Verstand ist nicht
fähig dazu Gesetze und Systeme, die sich auf universale, feste und
unveränderliche Prinzipien konzentrieren, festzulegen, damit diese für das
Leben dessen Stabilisierung bedeuten. Gleichzeitig erlaubt sie die für die
Bewegung des Fortschritts und des Aufstiegs notwendige Verän-derung, da die
geistigen Möglichkeiten des Menschen mit dessen Zeit verbunden und durch
dessen Raum begrenzt sind. Und deshalb ist die Verwirklichung der beiden
folgenden Faktoren erforder-lich: Die Kontinuität universaler Prinzipien und
der Mög-lichkeit zur Änderung sekundärer
Details zur Konfrontation mit der ständigen Verände-rung – dass nämlich die
Fähigkeit des Urhebers dieses Gesetzes hinsichtlich Zeit und Ort unbegrenzt
sein muss, damit er es vollkommen erlassen kann, ohne dass ihm ein Mangel oder
eine Schwäche anhaftet oder es
irgendwann wegen veränderter Umstände eine Untauglichkeit erfährt. Und niemand
ist dazu fähig außer GOTT, gepriesen und erhaben ist ER..
Deshalb legte GOTT Gesetzesbestimmungen fest, die universale Regeln enthal-ten,
die für alle Zeiten und Epochen gültig sind und im Einklang mit dem stehen, was
das Leben an Stabilität haben soll, und mit den Aspekten übereinstimmen, an denen
sich alle Menschengeschlechter beteiligen. Was aber die Details und sekundären
Dinge betrifft, so überließ GOTT sie dem Verstand des Menschen, der sie gemäß
seiner Zeit und Umwelt herauskristallisiert und nach den Anforderungen seiner
ihn umgebenden Verhältnisse schlussfolgert, damit er den Anforderungen der Zeit
Folge leistet. Gleichzeitig sollen die Details nicht von der Hauptlinie
abweichen, die der Islam als ein allgemeines Prinzip entwarf, zu dem die
Allgemeinheit verpflichtet ist, oder als eine Verfassung, die die Leute als
eine Grundregel für die Gesetzgebung annehmen, aus der alles hervorgeht, was
sie an Gesetzen beschließen sowie für sich an Durchführungsbestimmungen und
Verord-nungen entwerfen.
Es genügt ein einziger Blick auf das, was die Gesellschaften an großen
Fragen beschäftigt – um nur einige Beispiele zu nennen: Beratung im Bereich der
Herr-schaft, Freiheit zur Kritik in allen Lebensbereichen, Frage der Gleichheit
unter den Menschen auf der Grundlage eigener Fähigkeit, und nicht auf der
Grundlage einer Rasse oder Farbe oder irgendeines Aspektes der Aspekte des materiellen
Lebens, Gerechtigkeit bei der Verteilung
des Volksvermögens sowie weitere grundlegende Angelegenheiten, auf denen das
Leben der Gesellschaften beruht und die einen starken Einfluss auf den Aufstieg
der Nationen und Gesellschaften ausüben – und der Standpunkt des Islam gehört
dazu, er erläutert, dass er in Übereinstimmung mit ihnen – und mit anderen
grundlegenden Fragen – für die Gesetze des Lebens gekommen ist. Er entwarf
feste Regeln und über-ließ den Rechtsgelehrten die Details und sekundären Dinge,
damit diese einen Bereich für Bemühung und Aufbereitung bilden um sich um die
gesetzlichen Formen, die zu deren Milieu und Epochen passen, zu bemühen.
Auf dieser Grundlage richtete sich die Daʿwah (das einladende Aufrufen) an
jeden auf der Erde sich zum Islam zu bekennen. Denn
dieser bildet das System, das mit der Natur des Lebens und dessen ständigen
Bewegung übereinstimmt und zu dem passt, was an festen Regeln erforderlich ist.
Auf diesen Regeln beruhen die sich ändernden Dinge, damit sie nicht zerstört
werden oder sich ihre Merkmale inmitten dieses reißenden Stro-mes der
erneuernden Ereignisse nicht auflösen.
Wer also die sich ändernden Dinge im Universum und im Leben als Beweis für
die Unangemessenheit des Islam für das zeitgenössische
Leben nimmt, da die Gegeben-heiten der Zeit sich völlig von dem unterscheiden,
was im sechsten nachchristlichen Jahrhundert vorhanden war, der kennt in der Tat nicht die Besonderheiten
der islami-schen Gesetzgebung und begreift nicht deren Pfeiler. Denn die Grundprinzipien
im Leben der menschlichen Gesellschaften verändern sich nicht, und sie sind es,
die die islamische Šarīʿah festlegte. Was aber zu den sich verändernden Dingen an
sekundären Dingen und Details passt, so ließ sie der IslÁm für
das Sich Bemühen der Rechtsgelehr-ten und Gesetzgeber, die sie entsprechend den
Erfordernissen der Zeit und den Milieu-verhältnissen von dem gestalten, was dem
Islam die Tauglichkeit der Anwendung in allen Zeitaltern und verschiedenen
Milieus gibt.
Was die Opponenten des Anwendens der islamischen Šarīʿah behaupten, dass nämlich die Herrschaft der Reli-gion die
Bewegung des Fortschritts behindere und den Lauf des Zivilisationsaufstiegs
hemme, wobei die Geistlichen dem Denken Fesseln aufzwingen, und was sie – kraft
ihres geistigen Standortes – an ideologischer Vorherr-schaft über schöpferische
und kreierende Kräfte beim Menschen als Beweis für die Richtigkeit ihrer
Meinung hinsichtlich dessen praktizieren, was in Europa in der Zeit der
Renaissance geschah, als die Europäer ihre Zivilisation erst dann aufbauen
konnten, als sie sich der Vormacht der Kirche entledigt und sich von den
Gedanken der Geist-lichen, die ihnen alles Neue verboten und die Ausübung von
Kritik verwehrt hatten – anderen-falls wären sie als Ungläubige und Ketzer
beurteilt worden –, befreit hatten – all diese Behauptungen bedürfen einer
wohlüberlegten Position, aus der wir in Ruhe disku-tieren, was in den Köpfen
jener Leute hinsichtlich der religiösen Vormacht und Willkür religiöser
Institutionen gegenüber der Bewe-gung des Denkens und dem Fortschreiten der
Zivilisation haftet.
Der Islam gab niemandem – wie auch dessen Stellung sei – die Vormundschaft über das
Denken über andere, wie das der Fall beim Papst in der christlichen
Gesellschaft vor dem Zeitalter der Renaissance der Fall war. Darüber hinaus
sprach er niemanden von Fehlern frei – oder mit einem Terminus technicus: er
erklärte niemanden für unfehlbar –, so dass er der Gesellschaft eine Meinung
mit dem Argument aufzwingt, es sei nicht erlaubt ihn zu kritisieren. Denn
Kritik richtet sich ja nur an jemanden, der einen Fehler macht. Solange sein
Fehler unmöglich ist, ist Kritik an ihm ein Verbrechen, für das bestraft wird,
wer sich erdreistet ihm zu widersprechen, wie das hinsichtlich der Christen beim
Papst der Fall war. Entfällt also im Islam die gedankliche
Vormundschaft, hat jedes Individuum unter seinem Schutz das Recht frei zu
denken und das von ihm Gedachte ohne behindert zu werden und ohne Beschränkungen,
die über die Freiheit der Meinu-ngsäußerung verhängt werden, zu äußern. Das
Prinzip der Verneinung der Unfehlbarkeit des Menschen hatte eine Auswirkung auf
die Ausweitung der Kritik-bewegung; denn es gestattete Kritik an irgendeinem
Denken, wie auch die Stellung des Äußernden sein mag. Es gibt also niemanden,
der sich einer Immunität gegen von ihm abweichende Meinun-gen erfreut, auch wenn
sein Ansehen in den geistigen Positionen hoch ist und er das höchste ihrer
offiziellen Ämter bekleidet oder sich in einer Stellung behauptet, die die
breite Masse für Seine Heiligkeit hält, wegen seiner Nähe – demzufolge, was sie
glauben – zum Inhaber der Mission hinsichtlich Abstammung oder Wissen oder
Gottesfurcht und Rechtschaffenheit.
Blicken wir also auf die Pfeiler der Renaissance in irgendeiner menschlichen
Gesell-schaft, finden wir, dass die Freiheit zu denken – und die
Nicht-Bevormundung – den ersten Platz einnimmt, da die Kontinuität des
Fortschritts nur realisiert wird, wenn die Gesellschaft zur Erneuerung der
Entwicklung und des Denkens fähig ist und sich in Verhältnissen befindet, die
ihr die Erkenntnis des Rechtschaffenen und des Verdorbenen ermöglichen und ihr
die Freiheit zur Ausübung dessen, was ihr beim Vorantreiben der Beschleunigung
des Fortschritts hilft, garantiert und sie bei der Beständigkeit der Aktivität
beim Aufbau und Aufstieg unterstützt. Da nun der Islam dem
Muslim diese Umstände bot – mit dem, was er als Prinzip der Freiheit des
Denkens für jedem Men-schen festlegte, und mit dem, was er den Leuten als
Nicht-Vorhandensein eines unfehl-baren Menschen erläuterte –, beruht das, was
die Opponenten behaupten, dass nämlich das Befolgen der islamischen Šarīʿah die Bewegung des Fortschritts behindere und das
Fortschreiten des Aufstiegs und der Zivilisation hemme, auf keinem
stichhaltigen Beweis. Vielmehr strafen dies die Texte Lügen, und der Geist der
Prinzipien des Islam und dessen Stützpfeiler stellen
dies in Abrede. Es gibt zahlreiche Verse, die zum For-schen und Betrachten und
Erkunden aufrufen, wie etwa die Worte des Erhabenen:
„Sprich: „Zieht umher auf
Erden! Dann seht, wie ER die Schöpfung
begann! …“ (Qurʾān,
Surah 29, Vers 20)
Und SEINE Worte:
„ Betrachten sie denn nicht die
Wolken, wie sie erschaffen wurden, und den Himmel, wie er empor-gehoben wurde,
und die Berge, wie sie aufgerichtet sind, und die Erde, wie sie ausgebreitet
ist?“ (Qurʾān, Surah 88, Verse 17-20)
Der Islam hindert nicht am Denken, selbst wenn das dazu führt ihn zu leugnen. Er
zwingt also niemanden sich zu Eigen zu machen, was man ablehnt. GOTT, der
Erha-bene, sagt:
„ … Wer nun will, der soll
glauben! Und wer will, der soll leugnen! … „
(Qurʾān, Surah 18, Vers 29)
Und ER sagt auch:
„ Es gibt keinen Zwang in der Religion. Bereits stellte sich das
richtige Verhal-ten gegenüber dem sündhaften Fehlgehen heraus …“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 256)
Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass eine Religion zum Betrachten
und Forschen aufruft sowie dem Menschen die Freiheit in dem gibt, was er
glaubt. Es ist nicht möglich, dass die Religion auf dem Weg des Fortschritts
einen Stolperstein ist. Vielmehr treibt er den Menschen stark zur
Beschleunigung beim Aufbau und Aufstieg durch das an, was er ihm an
Gelegenheiten zur Freiheit im Denken und Äußern der Meinung bietet..
Zu dem, was diesen Aspekt noch mehr verdeutlicht, gehört, dass der Islam einen Muslim nur in einem Maße zum anbetenden Dienen verpflichtet, das
ihn zum Kulti-vieren der Erde qualifiziert. Der Erhabene sagt:
„… ER hat euch aus der Erde hervorgebracht und hat euch auf ihr angesiedelt
…“ (Qurʾān,
Surah 11, Vers 61)
Die Kultivierung ist aber nur das Ergebnis von Handeln und Produktion und
einer der Aspekte des Aufstiegs und Fortschritts.
Also ist nicht das anbetende Dienen an sich gemeint, sondern vielmehr das,
was sich aus ihr hinsichtlich der Qualifikation des Individuums ergibt,
insofern als sie es zum Schaffen und Gestalten befähigt und im Bereich der
Zivilisation zum Beeinflu-ssen und zum BeeinflusstWerden heranbildet. Man
denke über die Worte des Erhabenen nach:
„… GOTT will nicht, dass ER euch eine Bedrängnis auferlege, sondern ER
will euch reinigen .“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 6)
Die Reinheit hat nun zwei Aspekte: die äußere und die innere. Ihr äußerer
Faktor besteht darin, dass der Mensch in einem schönen Aussehen erscheint,
adrett angezogen ist und bei allen, mit denen er geschäftlich zu tun hat,
geordnet ist sowie mit denen um ihn herum harmoniert.
Was aber den anderen Aspekt der Reinheit betrifft, so besteht er darin,
dass er einen guten Charakter, ein reines Herz und eine reine Gesinnung hat,
niemanden betrügt, keinen Menschen hasst und für seinen Bruder wünscht, was er
für sich selbst wünscht.
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Produktivität des moralischen
Aspekte– und zwar ist das der innere –, wenn er mit Fähigkeit und Unterstützung
zusammen-trifft, in den verschiedenen Lebensbereichen die Basis für den
Aufstieg und die Zivilisation darstellt, und diese ist es, deren Auswirkungen
auf den Menschen sichtbar werden.
Somit sollen die Opponenten der Anwendung der islamischen
ŠarÐYah sich die folgenden
Tatsachen vor ihre Augen führen:
Erstens: Der Islam ruft zum Handeln im weltlichen Bereich auf. „Also kein Mönchtum im Islam.“ Wer also behauptet, dass Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit im weltlichen
Bereich zu den Kennzeichen des Islm gehören, und zwar mit dem Argument, vom
Muslim werde gefordert die Anbetungshandlungen zu vermehren, selbst wenn dies
auf Kosten der Produktivität ginge, der ist nicht Korrekt. GOTT, der Erhabene,
sagt:
„Wenn also das Gebet verrichtet ist, so zerstreut euch im Land …“
(Qurʾān, Surah 62, Vers 10)
Hinsichtlich des Anspornes zum weltlichen Handeln gibt es nichts Beredteres
als dies.
Zweitens: Der Islam erläuterte, dass das Ziel der Existenz des Menschen die Kultivierung der
Erde ist. Die Kultivierung auf ihr wird aber nur durch Aufstieg und Fortschritt
realisiert. Wessen Ziel seiner Existenz also der Aufbau von Zivilisationen ist,
der darf nicht passiv auf dem Kampfplatz des Aufbaus und Fortschritts stehen
bleiben, ganz zu schweigen vom Behindern der Bewegung des Fortschritts und vom
Aufhalten des Fortgangs der Zivilisation.
Drittens: Der Islam hat nicht den Genuss der Früchte der Zivilisation verboten, sofern daraus
kein Schaden resultiert. Er will vielmehr vom Gerede derer, die jenes
verbieten, nichts wissen. Denn der Erhabene sagt:
„Sprich: „Wer hat den Schmuck GOTTes verboten, den ER für SEINE anbetend
Dienenden hervorgebracht, und die guten Dinge vom Lebensunter-halt?“ Sprich:
„Sie sind für diejenigen, die im diesseitigen Leben glauben, besonders am Tag
der Auferstehung.“ (Qurīān, Surah 7, Vers 32)
Ja er wies den Menschen sogar an das zu genießen, was es im Diesseits an
guten Dingen gibt. Der Erhabene sagt:
„O ihr, die glauben! Esst von den guten Dingen, die WIR euch als Lebens-unterhalt
gewährten! …“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 172)
Wer also das Verbot der Verwendung dessen, was die Zivilisation produziert
hat, sieht, darf seine Meinung nicht dem Islam
zuschreiben; denn die Texte des ehrwürdigen Qurʾān
verbieten die Beschäftigung mit irgendetwas, das die Zivilisation
hervorgebracht hat, überhaupt nicht – es sei denn, es ergäbe sich daraus ein
Schaden für das Individuum oder eine Verderbtheit in der Gesellschaft.
Wer also diese Tatsachen kennt, darf demzufolge der Anwendung der islami-schen
Šarīʿah nicht widersprechen – in Anlehnung an das, was sich
unter der Masse der Gebildeten verbreitete, dass nämlich der Islam das Fortschreiten der Zivilisation hemme oder die Geschwindigkeit des
Rades des Fortschritts begrenze. Das Ausmaß des Einflu-sses des Glaubens auf das
Antreiben des Laufes der Zivilisation ist ja nun klar geworden. Falls der
Glaube bei der Führung der Nation benutzt wird, beschleu-nigen wir unsere
Schritte auf dem Weg des zivilisatorischen Aufbaus.
Der Standpunkt des Islam gegenüber den Fragen
der Freiheit, der Demokratie und der Zivilisation ist nicht alles, was ihn für
alle Zeit und für jeden Ort geeignet und für alle Milieus und Gesellschaften
passend macht; viel-mehr wurde seine ganze Methode – sei sie nun im Bereich der
Politik und Herrschaft oder in den Pavillons der Wirtschaft und des Kapitals
oder in den Sälen der Forsch-ung und des Studiums oder in anderen Dingen – auf
die Grundlage des Nicht-Einschränkens zeitlicher und örtlicher Bereiche
gestellt. Denn GOTT hat den Menschen in all diesem zum Angelpunkt SEINER
Prinzi-pien und Regeln, zum Ziel SEINER Gebote und Verbote sowie zum Zweck der
Befolgung SEINER Bestimmungen und Rechtsvorschriften gemacht. Was es im Islam an Dog-men, Anbetungshandlungen, Ethik und Bestimmungen gibt, ist
ausschließlich aus Fürsorge für den Menschen und dessen Interesse, so dass die
Stürme des Irrtums und der Verleumdung ihn nicht zerstören und der Wind des
Hasses und der Aggression sein Wesen nicht niederreißt und sein Selbst nicht
auslöscht und die Pfeiler seiner Gesell-schaft nicht erschüttert werden und
seine persönliche individuelle Struktur oder Abstammung nicht geschwächt wird.
Die Grundlagen des Glaubens im IslÁm stimmen also mit der natürlichen
Veranlagung des Menschen überein, und deshalb harmonisieren sie mit seinen
Empfindungen und Gefühlen und sind geordnet für sein Leben und seine
Orientierungen sowie auf seine Verhaltensweisen
und Gewohnheiten ausgerichtet, so dass er sich innerlich mit sich selbst im
Einklang findet und nach außen mit denen, die sich um ihn befinden, und mit
dem, was sich um ihn befindet. Wo auch immer man sich dem islamischen Garten zuwendet, findet man alles, was es in ihm an Glauben,
Anbe-tung, Handlungen und Bestimmungen im Dienst des Menschen und des Lebens
gibt. Und er führt – wer ihn anwendet, wie GOTT es will – zur Harmonie in der
Melodie des ganzen Lebens und bewirkt einen positiven Einfluss beim Antrieb des
Rades des Fort-schritts und des Aufstiegs.
Diejenigen, die sich mit Daʿwah beschäftigen, sollen die vorgetragene Ideen
studie-ren, da sie mit solchen Problemen ständig konfrontiert werden.
Prof. Dr.
Muhammad Shama
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