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Die historischen Ereignisse haben nachgewiesen, dass die Wendephase eine
der gefährlichsten Phasen ist, die die menschlichen Gesellschaften
durchlaufen. Sie bildet nämlich die Phase eines scharfen Konflikts unter den
geistigen Strömungen, die in ihren Quellen und Ursprüngen verschieden sind, in
ihrem Inhalt und ihren Formen miteinander in Widerstreit stehen und in ihren
Zielen und Zwecken weit auseinander liegen. Es ist ja so, dass das Weltsystem
auf dem Prinzip der Bewegung und des Wachstums beruht und die Grundlage der
Lebensdynamik sich auf Veränderung beschränkt. Wenn dies dem Gedächtnis der
Leute entfallen ist, kommt das Pulsieren des Daseins zum Stillstand und nimmt
die Lebensbewegung bis in Ewigkeit ab. Aber das Sich-Gewöhnen der Leute an das
Vertraute und deren Angst vor der Zukunft stürzen sie in die Annahme, dass
alles Neue in sich eine überraschende Gefahr birgt, die die Grundlagen, auf
denen ihr Leben basiert, zerstört und die Stabilität, mit der sie vertraut und
an die sie gewöhnt sind, erschüttert. Ja, es ist sogar ein Grund betreffs
dessen, was es bei ihnen an Dekadenz und Rück-ständigkeit gibt. Sie sind
zufrieden mit dem, was sie bei ihren Eltern vorfanden und unter dessen Schatten
sie groß wurden und sich entwickelten, wenn es auch in einigen ihrer Aspekte
etwas gibt, was deren Fortgang behindert und ihnen das Erreichen dessen, was
ihre Entlastung bewirkt und ihre Schmerzen absch-wächt, unmöglich macht. Somit
beginnt der Konflikt zwischen denen, die zur Befreiung von den Spuren der
Vergangenheit auf-fordern und zum Öffnen der Arme für alles Neue und zum
Akzeptieren von allem Modernen aufrufen, weil das – ihrer Meinung nach – das
Leben zum Fortschritt vorantreibt und bei der Befreiung von den Spuren der
Vergangen-heit hilft, insofern als es Dekadenz und Rückständigkeit in allen
Lebens-bereichen gibt, und denen, die das Erneuern ablehnen und auf dem Festhal-ten
am Alten beharren, wie auch dessen Wert und Auswirkung im Leben seien. Sie
meinen, dass die Neuerung kein Gewicht habe und so ihr Akzeptie-ren nicht
erlaubt sei. Und sie habe auch keine Wurzeln, die deren Vorhanden-sein in der
Gesellschaft ergeben und den Menschen zum Beschäftigen mit ihr veranlas-sen. So
sei sie eine „Ketzerei“ (Bid ʿah), die irreführt, wer ihr
folgt, und diesen somit in ein fernes bodenloses Tal führe, in dem er seine
Identität verliere und sich seine Konturen inmitten der neuen Bilder und Formen
auflösten. Und damit zerrinne seine Persönlichkeit und zerfalle als eine der
Folgen dieses neu Angekommenen seine Wesenheit.
Zwischen diesen und jenen gibt es eine Gruppe, die sich für die Neuerung nicht begeistert. Vielmehr zwingen sie die Lebensumstände zur Beschäfti-gung mit ihnen. Diese Gruppe leugnet das Alte nicht, aber unter dem Druck der Lebensumstände verschließt sie ihre Augen vor ihm und zieht sich angesichts der Gegebenheiten der Zeit und der Lebenserfordernisse von ihm zurück. Deshalb sieht man sie verwirrt und kopflos. Die vielfältigen Trends wetteifern in ihr und die geistigen Strömungen aus allen Richtungen werfen sie hin und her. Sie hört auf jene, die am Alten festhalten, und neigt gänzlich zu ihnen. Ihre Gefühle sind vertraut mit dem, was sie an Argumenten und Beweisen wiederholen, da das Alte tief darin verwurzelt ist und die Wur-zeln sich in ihren Gefühlen und Empfindungen verzweigen. Und sie lauscht jenen, die zur Neuerung aufrufen. Und sie verweigert ihnen kein Gehör und schlägt ihnen kein Argument und keinen Beweis ab, da die Realität des Lebens sie bestärkt und der Wunsch nach Fortschritt und Aufstieg sie bestätigt und die Hoffnung auf die Befreiung von der Oberhand jener, die das Heft der Tech-nologie des Zeitalters in der Hand haben, unterstützt sie und bringt die Zöge-rnden zur Parteinahme für ihre Reihen.
Sind die Standpunkte der Neuerer und der Konservativen ein-deutig, so ist der Standpunkt der breiten Masse noch schwankend. Sie pendelt zwischen diesen und jenen und zuweilen neigt sie gänzlich zur Seite der Neuerer, und zwar wenn das weltliche Interesse überwiegt und die Auswirkung der Zivili-sation und deren Glanz vor den Augen und Ohren klar werden. Und dann wieder ist sie fanatisch für das Alte, sofern die Gefühle überwiegen und die Gemüter erregt sind und die Empfindungen entflammen.
Das ist das Bild der zeitgenössischen islamischen Gesellschaften, denn wenn sie einen direkten Kontakt mit der westlichen Zivilisation aufnahmen, öffneten sich die Augen der Muslime für einige Lebensgewohnheiten und musterhafte Verhaltensvorbilder, die sie zuvor nicht gekannt und über die sie kein Wissen hinsichtlich ihres Wesens und ihrer Dimensionen verfügt hatten. Es steht bei ihnen nur fest, dass Fortschritt und Aufstieg jener Nationen im Produktionsbereich mit all seinen Teilgebieten auf deren Wahl dieser Metho-den bei der Organisation der Angelegenheiten des Lebens und Ausrichtung des Verhaltens der Individuen in der Gesellschaft zurückzuführen sind. So lässt sich eine Gruppe von Muslimen dazu hinreißen zur Befreiung von allen Spuren der Vergangenheit und zum Annehmen der musterhaften Vorbilder des westlichen Lebens als eine Grundlage für uns bei der Gestaltung unseres Lebens und bei der Formung unseres Verhaltens aufzufordern, damit wir sie beim Fortgang des Fortschritts und Aufstiegs einholen können. Zu dem, was diesen Aufruf einschließt, gehört die Aufforderung, dass wir ihren Spuren in allen Bereichen folgen, seien es nun politische, wirtschaftliche oder soziale Bereiche. Und das erfordere, dass diese Bereiche aus der Vorherrschaft der Religion befreit werden, mit dem Argument, dass der Islam für das Leben in der modernen Zeit als nicht mehr geeignet gelte. Und deshalb solle er sich nur auf den Bereich der reinen Anbetungshandlungen beschränken, das heißt es müsse eine Trennung zwischen Religion und Staat geben, was von ihnen „Laizismus“ genannt wird. So ist der laizistische Staat ein Staat, in dem die Religion keine Macht über die Angelegenheiten des Lebens hat, sondern sich nur auf die Rolle der Anbetung beschränkt und die Angelegenheiten des Lebens lässt. Sie führt die Leute durch die Methode, die sie für sich als richtig betrachten.
Es ist natürlich, dass eine andere Gruppe gegen sie opponiert. Sie sieht, dass der Islam sowohl Religion als auch irdisches Leben sowie Moschee als auch Institution für das Leben in all dessen Bereichen ist, in Anlehnung an das, was die historischen Bücher an musterhaften Vorbildern überliefern, die bestätigen, dass der Islam eine riesige Gemeinschaft mit vielfältigen Rassen und Abstammungen in einer Weise führte, die es irgendeinem System unmög-lich macht etwas Ähnliches bei der Verwirklichung von Freiheit, Gerechtig-keit, sozialer Garantie und Erarbeitung der Bedingungen, die beim Fortschritt, Kreieren und Erfinden helfen, zu erreichen. Wollen wir also eine Beschleuni-gung beim Lauf der Zivilisation, so hat der Islam für uns die Überlegenheit über alle Nationen in diesem Bereich bereits verwirklicht – wenn wir ihn denn so anwenden wie es sein sollte und wie es GOTT für uns unter SEINEM Schutz will.
In dieser Zeit erreichten nur wenige im Namen des Islam Sprechende einen Grad an Kultur und Wissen, der ihnen das Verstehen der Realität der zeitgenössischen menschlichen Gesellschaften und das Unterscheiden zwi-schen dem, dessen Annahme unter den gegenwärtigen Umständen notwendig ist, und dem, was man ablehnen soll, ermöglichte. So ist auf keinen Fall in den islamischen Gesellschaften Großzügigkeit in dem Sinne statthaft, dass diese sie zur Ablehnung all dessen führt, was mit der modernen Zivilisation zusammenhängt, ja sogar wenn es keine negative Auswirkung auf die religiö-se Seite hat.
Sie stellten das Beschäftigen mit jeglicher Erscheinungsform der Zivili-sation in Abrede, selbst wenn die Religion es nicht in Abrede stellt oder verbietet.
Sie legten dem Verhalten der Leute Beschränkungen auf und stützten sich auf die Meinung eines Rechtsgelehrten – ohne Berufung auf einen eindeuti-gen Text.
Ihre Rechtsgutachten sind durch Einschränkung und Kontrolle der Freiheit der Leute gekennzeichnet, obwohl es eindeutige Texte gibt, die erläutern, dass GOTT den Leuten keine Bedrängnis in der Religion auferlegt, sondern diese eine Erziehung und ein Geraderichten im Rahmen der Einfachheit und Leich-tigkeit ist.
Dieser Standpunkt einiger Geistlicher war ein Grund für das Beharren der zum Laizismus des Staates Aufrufenden auf ihrem Standpunkt. Denn es lieferte ihnen den Beweis dafür, dass die Religion für das zeitgenössische Leben nicht geeignet sei, das durch Schnelligkeit von Veränderungen und Vielzahl von Neuerungen gekennzeichnet ist. Es ist nicht möglich das Fest-halten an alten Formen, die das Bewegen des Fortschritts hemmen oder als Hindernis innerhalb der Gesellschaft stehen, mit dem Aufbruch zum Weg des Aufstiegs und der Zivilisation in Einklang zu bringen. Zu dem, was diese Leute in ihrem Standpunkt stützt, gehören die unter den Radikalen bekannten Standpunkte, die die Elite der Gebildeten der Nation für überhaupt nicht annehmbar in der zeitgenössischen Gemeinschaft hält, insbesondere was mit dem Politik- und Herrschaftsbereich zusammenhängt. Zu den bekanntesten dieser Standpunkte gehört, was einige Geistliche meinen, dass nämlich die Beratung, die der ehrwürdige Qurʾān festlegt, dass sie zu den notwendigen Eigenschaften für die islamische Gesellschaft gehört, für die Herrscher nicht verpflichtend sei. Denn die Laizisten bezeichnen diesen Standpunkt als der Demokratie zuwiderlaufend, mit der die Gesellschaften in der modernen Zeit dahingehend bekannt wurden, dass sie die optimale Methode bei der Verwal-tung der Herrschaftsangelegenheiten sei. Kommt also jemand und entledigt sie ihres Hauptinhaltes und vereitelt ihre Grundwirkung, so ist es nur natür-lich, dass er einen starken Widerspruch findet, sogar wenn er seine Meinung mit dem Mantel des Islam umhüllt. Wie steht es dann mit einer Meinung, die kein Gewicht im Bereich der islamischen Rechtswissenschaft hat, selbst wenn jemand, der sich selbst als einen Rechtsgelehrten bezeichnet, an ihr festhält. Die Laizisten griffen diese Meinung jedoch auf und erhoben sie als eine Waffe, mit der sie verängstigen, wer über den einladenden Aufruf zur Anwen-dung der islamischen Šarīʿah im Bereich der Herrschaft nachdenkt, insofern als sie ihre Stimme erheben, dies bedeute eine religiöse Diktatur, solange der Herrscher nicht zu der Meinung derer verpflichtet sei, die er zu Rate zieht.
Zu den Dingen, bei denen die Laizisten gegen die Herrschaft der Religion in den Lebensbereichen Einwände erheben, gehört ihre Angst vor dem Nicht-Vorhandensein eines Einwands – oder Raumes für Kritik an maßgebenden Leuten – unter dem Schutz der religiösen Herrschaft; denn der Herrscher verbirgt sich hinter der Heiligkeit der Religion, gegen die Einwände zu erhe-ben niemandem gestattet ist. Und damit stirbt die andere Meinung und der, in dessen Hand die Macht ist, besitzt ohne Mitstreiter allein die Herrschaft. So gibt es niemanden, der Mut zur Kritik an ihn hat, da man fürchtet des Abwei-chens von der Religion beschuldigt zu werden. Und es gibt niemanden, der gegen seinen Beschluss Einspruch erhebt ohne ein Meuterer gegen die Reli-gionslehren zu sein..
Es ist merkwürdig, dass einige derer, die diese Waffen angesichts der zur islÁmischen Herrschaft Aufrufenden erheben, keine Beziehung zur Meinun-gsfreiheit im Bereich der Herrschaft haben. Und es gibt Feindseligkeit zwi-schen ihnen und dem Prinzip der Ausdehnung des Raums zum Einwand, die die Historie auf ihren Seiten vermerkte. In ihren Prinzipien oder politischen Programmen gibt es nichts, was darauf hinweist, dass sie Aufrufende zur Demokratie sind oder das Vorhandensein eines Einwands in der Gemeinschaft befürworten oder die Ausübung von Kritik am Herrschaftssystem erlauben. Deren Wurzeln sind diktatorisch, und einige von ihnen haben sie bereits für einen gewissen Zeitraum ausgeübt. Und deren Führer und Lehrer üben sie nach wie vor in umfangreichem Maß aus. Denn wie nehmen sie das, was sie „die Diktatur der Geistlichen“ nennen, als eine Waffe, mit der sie die Allge-meinheit und die Volksmassen in der islamischen Gesellschaft verängstigen?
Das ist in der Tat ein großer Trugschluss. Die Lehre des Islam hat zwei Teile:
Ein Teil hängt mit den reinen Anbetungshandlungen zusam-men, und diese sind detailliert und konkret festgesetzt. Deshalb ist deren Änderung oder Umbildung niemandem erlaubt. Der Muslim hat sie also wie sie über-liefert wurden und ohne Hinzufügung oder Verringerung an vereinbarten Quellen auszuüben.
Was aber den zweiten Teil betrifft, und zwar was es außer den reinen Anbetungshandlungen gibt – was nämlich mit den Angelegenheiten des Lebens zusammenhängt – so erlaubt es der Islam den Muslimen sich um sie zu bemühen und, wenn es der Fall erfordert, deren Entwicklung. Sie haben das Recht dazu, solange sie dem generellen Rahmen verpflichtet sind. Zu den Dingen, die diesen Kurs veranschaulichen, gehört, was der Islam im Bereich der Herrschaft festlegt. Er macht zur Bedingung, dass die Angelegenheit Beratung sei, das heißt, man muss jedem die Möglichkeit geben seine Meinung zu äußern. Was über dies an Form und Weise der Herrschaft hinausgeht, so bleibt deren Angelegenheit den Leuten überlassen. Sie haben das Recht zu wählen, was zu ihnen passt. Und sie haben ferner das Recht zu ändern, was sie angewandt hatten, wenn sie sehen, dass es einen Mangel hat, unter der Bedingung, dass das System, das sie beschließen – wie seine Art und Form auch sei – auf dem Prinzip der Beratung beruht und das Prinzip einschließt jedem Individuum die Gelegenheit seine Meinung zu äußern zu geben.
Das ist die islamische Methode, die Aufgeschlossenheit für alle politi-schen und wirtschaftlichen Ideen und Experimente in der Welt erlaubt und gestattet, davon zu übernehmen, was dem islamischen Staat Ungebundenheit und Fortschritt möglich macht, und alle Elemente des wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Aufstiegs zu übernehmen. Wird nun zur Anwendung der islamischen Šarīʿah aufgerufen, soll jeder Mensch mit ausge-wogenem Verstand verstehen, dass deren Grundlage das Prinzip der Beratung ist. Unter ihrem Schutz sind das Anwenden von Demokratie in deren liberalen Sinne, nämlich durch das Mehrparteiensystem, sowie, wenn dies zum Wohl der Gesellschaft ist, das Errichten von Verfassungsorganen möglich. Denn zu den Grundlagen der islamischen Rechtslehre gehört „Wo das Wohl ist, ist GOTTes Gesetz“. Sind die Meinungen der Rechtsgelehrten bei irgendeiner Frage vielfältig, wird von ihnen nur das ein Beschluss und ein alle Leute verpflichtendes Gesetz, was auf Basis der Zufriedenheit der Mehrheit in Übereinstimmung mit dem Prinzip der Beratung das Wohl der Leute erzielt. Damit fällt die von den Laizisten gezeigte Verlegenheit angesichts der Fülle von Meinungen der Rechtsgelehrten bei einer einzigen Frage fort, und ihre Angst vor dem gewaltsamen Durchsetzen deren Meinungen durch die rigoros Unnachgiebi-gen zerrinnt. Das Prinzip der Beratung, das der Islam festlegte, ist mit dem gewaltsamen Durchsetzen der Meinung unvereinbar und bietet den Meinungen, die das Wohl der Leute verwirklichen, die Gelegenheit zum Überwinden anderer Meinungen … sogar wenn deren Vertreter sich in den Mantel des Islam hüllen und auf ihren Köpfen dessen Hut oder Zeichen tragen.
Was aber die Laizisten vorbringen, dass nämlich die Blütezeit der islami-schen Herrschaft – in der überall im Staat Gerechtigkeit herrschte und die Leute Meinungsfreiheit genossen und das Prinzip der Gleichheit unter ihnen angewandt wurde und so Stammesfanatismus und rassistisches Sektierertum verschwanden – kurz war, da sie ja nicht über die Zeit der rechtgeleiteten Kalifen – mit Ausnahme der zweiten Hälfte der Herrschaft des dritten Kalifen – und die Zeit von ʿOmar Ibn ʿAbdi-l-ʿAzīz, die drei Jahre nicht überstieg, hinausging und dann wieder der Fana-tismus erschien, der die Meinungs-freiheit bei der Wahl des Herrschers beseitigte und alles – oder zumindest einen großen Teil –, zu dem der Islam im Bereich von Politik und Herrschaft aufruft, auslöschte, so wollen wir doch mit ihnen keine byzanti-nischen Diskgussionen über die Merkmale der islÁmischen Herrschaft in den Epo-chen nach der Zeit der rechtgeleiteten Kalifen beginnen, da uns dies in ein endloses Labyrinth führen würde. Es reichen in diesem Zusammenhang die Worte, dass wir nun also alle zugestehen, dass der Islam die Regeln für einen demokratischen Staat schuf und deren Anwendung damals ermöglichte, als die Verwirklichung der Demokratie ein uner-füllbarer Traum war; ja die Verwirklichung dessen war sogar unmöglich inmitten einer Welt, über die Diktatur in all ihren Arten, sei sie nun rassistischer, sektiererischer oder religiöser Art, herrschte. Dies ist also ein Beweis für die Einfachheit der Anwendung in unserer Zeit, in der der Klang der Demokratie alles andere übertönt – oder fast übertönt. Also sind die Prinzipien, die ihre Existenz in der Welt der pechschwarzen Finsternisse nachwiesen, fähig dazu ihre Aktivität in einer Zeit, in der sich die Intensität dieser Finsternis abschwächte, in noch besserer Art und Weise zu bestätigen.
Einige der Opponenten des Prinzips der Macht der Religion über die Orientierung und Regelung des Lebens in der Gesellschaft meinen, dass der Lebensstil sich gründlich verändert habe, weshalb die Anwendung der Prinzi-pien und Lehren der alten Zeiten in der zeitgenössischen Gesellschaft unmög-lich sei. Denn wie könne ein Mensch der Moderne mit einer Methode fertig werden, die dem Charakter seines zeitgenössischen Lebens widerspreche? Und wie könne ein Mensch des 21. Jahrhunderts Gesetzen unterliegen, die für die Regelung des Lebens eines Menschen im ersten Jahrhundert formuliert wurden, als es Nomadentum, Einfachheit und keine Kompliziertheit gab? Darüber hinaus sei, was in den Nomaden-Gesellschaften akzeptabel war, vom zeitgenössischen Menschen nicht leicht zu schlucken. Ja, es gebe sogar einige Fragen, die in der Vergangenheit unbestritten waren und keinen Zweifel zulie-ßen und die der Verstand heutzutage voll und ganz ablehnt und mit denen die Gefühle und Empfindungen nicht harmonieren, da diese Fragen nicht mit der gegenwärtigen Zivilisationsstufe im Einklang stehen und den Anforderungen des zeitgenössischen Lebens nicht entsprechen sowie mit den Gegebenheiten der Zeit nicht harmonieren, sondern sie verabscheuen und nicht mögen.
Die Antwort auf dieses Argument gliedert sich in zwei Teile:
Ein Teil hängt mit der Frage der Dinge zusammen, die Veränderungen unterworfen sind. Der andere Teil befasst sich mit den Pfeilern, auf denen die Zivilisation beruht und der Fortschritt der Völker und Nationen aufgebaut wird.
Was die Frage der Dinge, die Veränderungen unterworfen sind, betrifft, so gibt es keinen Zweifel, dass GOTT das Universum erschuf und die Bewe-gung in dieser Welt zu einem auslösenden Moment für das Leben machte. Käme nun diese Bewegung zum Stillstand, verschwände das Leben gänzlich. Eine der Notwendigkeiten des Lebens ist die ständige Veränderung, da nichts auf der Erde in einem Zustand zwei Momente verharrt. Es befindet sich viel-mehr in einer permanenten Wechselwirkung und ununterbrochenen Verände-rung. Deshalb sehen wir, dass Gesellschaften, die dieses göttliche Gesetz nicht erkennen, Lähmung befällt, wenn sie dessen Bewegung verlangsamen oder die Unabänderlichkeit der Bewegung, die die Grundlage der Entwick-lung und des Fortschritts sowie die Quelle des Aufstiegs und des Aufbaus der Zivilisationen ist, ignorieren.
Da dieses Prinzip die Grundlage des ununterbrochenen Fortschritts ist, ist
also zu beachten, dass keine Erscheinungsform des Lebens fest bleibt, sonst
wäre sie ein Hindernis, das den normalen Fortgang des Lebens hemmt. Deshalb
musste der Mensch seine Lebensweise ändern um sich dem Gesetz der Entwicklung
anzupassen und auch seine Gesetze modifizieren um sie mit den Bildern des
erneuerten Lebens in Einklang zu bringen und um den Bedür-fnissen der Gesellschaft,
die den ständigen Wechselwirkungen bei den gesell-schaftlichen Phänomenen
entstammen, zu begegnen. Wollen also die Angehö-rigen einer Nation von der Verrichtung
dieser Arbeit nichts wissen oder glau-ben sie, dass das, was die Ahnen ihnen
hinterließen, etwas Unveränderliches sei, da dies zu den heiligen Angelegenheiten
gehöre, deren Auslöschung oder Verzicht oder Modifizierung nicht statthaft
sei, so haben sie bereits über sich selbst das Urteil der Starrheit gefällt und
zwischen sich und dem Fortschritt einen Zaun errichtet, der zwischen ihnen und
ihrer Beteiligung am Aufbau der internationalen Zivilisation ein Hindernis
bildet.
Man soll jedoch unter diesem Weltgesetz nicht verstehen, dass sich alles im Leben der Gesellschaft im Zustand der Veränderung und ständigen Erneu-erung befindet, da dies zur Verwirrung und Instabilität führt. Die Systeme und sich verändernden Gesetze haben also feste und unveränderliche Aspekte, damit sie für das Leben dessen Stabilisierung sind. Darüber hinaus haben das Leben der Leute und deren soziales Verhalten unveränderliche Grundlagen und unaustauschbare Prinzipien. Gäbe es also im Leben keine festen Elemen-te und stabile Prinzipien, befiele die Gesellschaft das Fieber der raschen Veränderung und des ständigen Wandels, was weder beruhigt noch stabili-siert. So gerät das Leben in Schwierigkeiten und wird gestört, und die Ange-legenheiten vermengen und verflechten sich. Und so stürzt die Vernunft in Verlegenheit, und die Nation befällt Lähmung, denn sie ist nicht zur Defini-tion der Begriffe dessen, was sich um sie ereignet, fähig. Was also gestern tauglich war, ist heute verdorben, und an was die Nation in der jüngeren Vergangenheit festhielt, da sie glaubte, dass dies für ihr Leben passte, leugnet sie heute und betrachtet es mit den Augen des Spottes und der Verhöhnung.
Freilich ist die Fähigkeit des Menschen
nicht zur Festlegung der
Prinzi-pien im Stande, die die Stabilität bewahren. Gleichzeitig behindert sie
nicht die Veränderung, die die Bewegung des Fortschritts und der zivilisierten
Lebensweise fordert, und sie verbietet nicht die Neuerung, die für den Fort-gang
des Lebens auf dem Weg einer definitiven Entwicklung in der Umge-bung des
Menschen notwendig ist. Denn wie hoch
auch die Anzahl an geisti-gen Bildern über die Vergangenheit und Gegenwart in
dessen Geist im Berei-ch der veränderlichen und stabilen Dinge sei, so kann er
die künftigen verän-derlichen Dinge nicht in der Weise kennen, die es ihm
ermöglicht festzulegen, was an Gesetzen
geeignet ist, die das Leben der Gesellschaft regeln und das Verhalten deren
Individuen begrenzen. Wenn der Mensch als Folge beobach-tete Erscheinungen auch
voraussagen kann, was in naher Zukunft auf sozia-lem Gebiet passiert, so wird
seine Einschätzung bezüglich dessen, was sich in zwei oder drei Jahrhunderten
ereignen wird, doch nicht einwandfrei sein. Der menschliche Verstand ist nicht
fähig dazu Gesetze und Systeme, die sich auf universale, feste und
unveränderliche Prinzipien konzentrieren, festzulegen, damit diese für das
Leben dessen Stabilisierung bedeuten. Gleichzeitig erlaubt sie die für die
Bewegung des Fortschritts und des Aufstiegs notwen-dige Veränderung, da die
geistigen Möglichkeiten des Menschen mit dessen Zeit verbunden und durch dessen
Raum begrenzt sind. Und deshalb ist die Verwirklichung der beiden folgenden
Faktoren erfor-derlich: Die Kontinuität universaler Prinzipien und der Möglichkeit
zur Änderung sekundärer Details zur
Konfrontation mit der ständigen Veränderung – dass nämlich die Fähig-keit des
Urhebers dieses Gesetzes hinsichtlich Zeit und Ort unbegrenzt sein muss, damit
er es vollkommen erlassen kann, ohne dass ihm ein Mangel oder eine Schwäche
anhaftet oder es irgendwann wegen
veränderter Umstände eine Untauglichkeit erfährt. Und niemand ist dazu fähig
außer GOTT, geprie-sen und erhaben ist ER..
Deshalb legte GOTT Gesetzesbestimmungen fest, die universale Regeln enthalten, die für alle Zeiten und Epochen gültig sind und im Einklang mit dem stehen, was das Leben an Stabilität haben soll, und mit den Aspekten übereinstimmen, an denen sich alle Menschengeschlechter beteiligen. Was aber die Details und sekundären Dinge betrifft, so überließ GOTT sie dem Verstand des Menschen, der sie gemäß seiner Zeit und Umwelt herauskrista-llisiert und nach den Anforderungen seiner ihn umgebenden Verhältnisse schlussfolgert, damit er den Anforderungen der Zeit Folge leistet. Gleich-zeitig sollen die Details nicht von der Hauptlinie abweichen, die der Islam als ein allgemeines Prinzip entwarf, zu dem die Allgemeinheit verpflichtet ist, oder als eine Verfassung, die die Leute als eine Grundregel für die Gesetzgebung annehmen, aus der alles hervorgeht, was sie an Gesetzen beschließen sowie für sich an Durchführungsbestimmungen und Verordnun-gen entwerfen.
Es genügt ein einziger Blick auf das, was die Gesellschaften an großen Fragen beschäftigt – um nur einige Beispiele zu nennen: Beratung im Bereich der Herrschaft, Freiheit zur Kritik in allen Lebensbereichen, Frage der Gleichheit unter den Menschen auf der Grundlage eigener Fähigkeit, und nicht auf der Grundlage einer Rasse oder Farbe oder irgendeines Aspektes der Aspekte des materiellen Lebens, Gerechtigkeit bei der Verteilung des Volks-vermögens sowie weitere grundlegende Angelegenheiten, auf denen das Leben der Gesellschaften beruht und die einen starken Einfluss auf den Aufstieg der Nationen und Gesellschaften ausüben – und der Standpunkt des Islam gehört dazu, er erläutert, dass er in Übereinstimmung mit ihnen – und mit anderen grundlegenden Fragen – für die Gesetze des Lebens gekommen ist. Er entwarf feste Regeln und überließ den Rechtsgelehrten die Details und sekundären Dinge, damit diese einen Bereich für Bemühung und Aufberei-tung bilden um sich um die gesetzlichen Formen, die zu deren Milieu und Epochen passen, zu bemühen.
Auf dieser Grundlage richtete sich die Daʿwah (das einladen-de Aufrufen) an jeden auf der Erde sich zum Islam zu bekennen. Denn dieser bildet das System, das mit der Natur des Lebens und dessen ständigen Bewegung über-einstimmt und zu dem passt, was an festen Regeln erforderlich ist. Auf diesen Regeln beruhen die sich ändernden Dinge, damit sie nicht zerstört werden oder sich ihre Merkmale inmitten dieses reißenden Stromes der erneuernden Ereignisse nicht auflösen.
Wer also die sich ändernden Dinge im Universum und im Leben als Beweis für die Unangemessenheit des Islam für das zeitgenössische Leben nimmt, da die Gegebenheiten der Zeit sich völlig von dem unterscheiden, was im sechsten nachchristlichen Jahrhundert vorhanden war, der kennt in der Tat nicht die Besonderheiten der islamischen Gesetzgebung und begreift nicht deren Pfeiler. Denn die Grundprinzipien im Leben der menschlichen Gesell-schaften verändern sich nicht, und sie sind es, die die islamische Šarīʿah fest-legte. Was aber zu den sich verändernden Dingen an sekundären Dingen und Details passt, so ließ sie der Islam für das Sich Bemühen der Rechtsgelehrten und Gesetzgeber, die sie entsprechend den Erfordernissen der Zeit und den Milieuverhältnissen von dem gestalten, was dem Islam die Tauglichkeit der Anwendung in allen Zeitaltern und verschiedenen Milieus gibt.
Was die Opponenten des Anwendens der islamischen Šarīʿah behaupten, dass nämlich die Herrschaft der Religion die Bewegung des Fortschritts behindere und den Lauf des Zivilisationsaufstiegs hemme, wobei die Geist-lichen dem Denken Fesseln aufzwingen, und was sie – kraft ihres geistigen Standortes – an ideologischer Vorherrschaft über schöpferische und kreieren-de Kräfte beim Menschen als Beweis für die Richtigkeit ihrer Meinung hinsi-chtlich dessen praktizieren, was in Europa in der Zeit der Renaissance geschah, als die Europäer ihre Zivilisation erst dann aufbauen konnten, als sie sich der Vormacht der Kirche entledigt und sich von den Gedanken der Geist-lichen, die ihnen alles Neue verboten und die Ausübung von Kritik verwehrt hatten – anderenfalls wären sie als Ungläubige und Ketzer beurteilt worden –, befreit hatten – all diese Behauptungen bedürfen einer wohlüberlegten Posi-tion, aus der wir in Ruhe diskutieren, was in den Köpfen jener Leute hinsich-tlich der religiösen Vormacht und Willkür religiöser Institutionen gegenüber der Bewegung des Denkens und dem Fortschreiten der Zivilisation haftet.
Der Islam gab niemandem – wie auch dessen Stellung sei – die Vormund-schaft über das
Denken über andere, wie das der Fall beim Papst in der christ-lichen
Gesellschaft vor dem Zeitalter der Renaissance der Fall war. Darüber hinaus
sprach er nieman-den von Fehlern frei – oder mit einem Terminus technicus: er
erklärte niemanden für unfehlbar –, so dass er der Gesellschaft eine Meinung
mit dem Argument aufzwingt, es sei nicht erlaubt ihn zu kriti-sieren. Denn
Kritik richtet sich ja nur an jemanden, der einen Fehler macht. Solange sein
Fehler unmöglich ist, ist Kritik an ihm ein Verbrechen, für das bestraft wird,
wer sich erdreistet ihm zu widersprechen, wie das hinsichtlich der Christen
beim Papst der Fall war. Entfällt also im Islam die
gedankliche Vormundschaft, hat jedes Individuum unter seinem Schutz das Recht
frei zu denken und das von ihm Gedachte ohne behindert zu werden und ohne
Beschränkungen, die über die Freiheit der Meinungsäußerung verhängt wer-den, zu
äußern. Das Prinzip der Verneinung der Unfehlbarkeit des Menschen hatte eine
Auswirkung auf die Ausweitung der Kritikbewegung; denn es gestattete Kritik an
irgendeinem Denken, wie auch die Stel-lung des Äußern-den sein mag. Es gibt also
niemanden, der sich einer Immunität gegen von ihm abweichende Meinungen
erfreut, auch wenn sein Ansehen in den geisti-gen Positionen hoch ist und er das
höchste ihrer offiziellen Ämter bekleidet oder sich in einer Stellung
behauptet, die die breite Masse für Seine Heilig-keit hält, wegen seiner Nähe –
demzufolge, was sie glauben – zum Inhaber der Mission hinsichtlich Abstammung
oder Wissen oder Gottesfurcht und Rechtschaffenheit.
Blicken wir also auf die Pfeiler der Renaissance in irgend-einer mensch-lichen Gesellschaft, finden wir, dass die Freiheit zu denken – und die Nicht-Bevormundung – den ersten Platz einnimmt, da die Kontinuität des Fort-schritts nur realisiert wird, wenn die Gesellschaft zur Erneuerung der Ent-wicklung und des Denkens fähig ist und sich in Verhältnissen befindet, die ihr die Erkenntnis des Rechtschaffenen und des Verdorbenen ermöglichen und ihr die Freiheit zur Ausübung dessen, was ihr beim Vorantreiben der Besch-leunigung des Fortschritts hilft, garantiert und sie bei der Beständigkeit der Aktivität beim Aufbau und Aufstieg unterstützt. Da nun der Islam dem Muslim diese Umstände bot – mit dem, was er als Prinzip der Freiheit des Den-kens für jedem Menschen festlegte, und mit dem, was er den Leuten als Nicht-Vorhandensein eines unfehlbaren Menschen erläuterte –, beruht das, was die Opponenten behaupten, dass nämlich das Befolgen der islamischen Šarīʿah die Bewegung des Fortschritts behindere und das Fortschreiten des Aufstiegs und der Zivilisation hemme, auf keinem stichhaltigen Beweis. Viel-mehr strafen dies die Texte Lügen, und der Geist der Prinzipien des Islam und dessen Stützpfeiler stellen dies in Abrede. Es gibt zahlreiche Verse, die zum Forschen und Betrachten und Erkunden aufrufen, wie etwa die Worte des Erhabenen:
„Sprich: „Zieht umher auf
Erden! Dann seht, wie ER die Schöp-fung
begann! …“ (Qurʾān, Surah 29, Vers 20)
Und SEINE Worte:
(Qurʾān, Surah 88, Verse 17-20)
Der Islam hindert nicht am Denken, selbst wenn das dazu führt ihn zu leugnen. Er
zwingt also niemanden sich zu Eigen zu machen, was man ablehnt. GOTT, der
Erhabene, sagt:
„ … Wer nun will, der soll
glauben! Und wer will, der soll leugnen! … „
(Qurʾān, Surah 18, Vers 29)
Und ER sagt auch:
„ Es gibt keinen Zwang in der Religion. Bereits stellte sich das richtige Verhalten gegenüber dem sündhaften Fehlgehen heraus …“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 256)
Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass eine Religion zum Betrachten und Forschen aufruft sowie dem Menschen die Freiheit in dem gibt, was er glaubt. Es ist nicht möglich, dass die Religion auf dem Weg des Fortschritts einen Stolperstein ist. Vielmehr treibt er den Menschen stark zur Beschleunigung beim Aufbau und Aufstieg durch das an, was er ihm an Gelegenheiten zur Freiheit im Denken und Äußern der Meinung bietet.
Zu dem, was diesen Aspekt noch mehr verdeutlicht, gehört, dass der Islam einen Muslim nur in einem Maße zum anbetenden Dienen verpflichtet, das ihn zum Kultivieren der Erde quali-fiziert. Der Erhabene sagt:
„… ER hat euch aus der Erde hervorgebracht und hat euch auf ihr angesiedelt
…“ (Qurʾān, Surah 11, Vers 61)
Die Kultivierung ist aber nur das Ergebnis von Handeln und Produktion und einer der Aspekte des Aufstiegs und Fortschritts.
Also ist nicht das anbetende Dienen an sich gemeint, sondern vielmehr das, was sich aus ihr hinsichtlich der Qualifikation des Individuums ergibt, insofern als sie es zum Schaffen und Gestalten befähigt und im Bereich der Zivilisation zum Beeinflussen und zum Beeinflusst-Werden heranbildet. Man denke über die Worte des Erhabenen nach:
„… GOTT will nicht, dass ER euch eine Bedrängnis auf-erlege, sondern ER
will euch reinigen .“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 6)
Die Reinheit hat nun zwei Aspekte: die äußere und die innere. Ihr äußerer
Faktor besteht darin, dass der Mensch in einem schönen Aussehen erscheint,
adrett angezogen ist und bei allen, mit denen er geschäftlich zu tun hat,
geordnet ist sowie mit denen um ihn herum harmoniert.
Was aber den anderen Aspekt der Reinheit betrifft, so besteht er darin, dass er einen guten Charakter, ein reines Herz und eine reine Gesinnung hat, niemanden betrügt, keinen Menschen hasst und für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht.
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Produktivität des moralischen Aspekte– und zwar ist das der innere –, wenn er mit Fähigkeit und Unter-stützung zusammentrifft, in den verschiedenen Lebensbereichen die Basis für den Aufstieg und die Zivilisation darstellt, und diese ist es, deren Auswir-kungen auf den Menschen sichtbar werden.
Somit sollen die Opponenten der Anwendung der islamischen Šarʿīah sich die folgenden Tatsachen vor ihre Augen führen:
Erstens: Der Islam ruft zum Handeln im weltlichen Bereich auf. „Also kein Mönchtum im Islam.“ Wer also behauptet, dass Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit im weltlichen Bereich zu den Kennzeichen des Islam gehören, und zwar mit dem Argument, vom Muslim werde gefordert die Anbetungs-handlungen zu vermehren, selbst wenn dies auf Kosten der Produktivität ginge, der ist nicht Korrekt. GOTT, der Erhabene, sagt:
„Wenn also das Gebet verrichtet ist, so zerstreut euch im Land …“ (Qurʾān, Surah 62, Vers 10)
Hinsichtlich des Anspornes zum weltlichen Handeln gibt es nichts Bered-teres als dies.
Zweitens: Der Islam erläuterte, dass das Ziel der Existenz des Menschen die Kultivierung der
Erde ist. Die Kultivierung auf ihr wird aber nur durch Aufstieg und Fortschritt
realisiert. Wessen Ziel seiner Existenz also der Auf-bau von Zivilisationen ist,
der darf nicht passiv auf dem Kampfplatz des Auf-baus und Fortschritts stehen
bleiben, ganz zu schweigen vom Behindern der Bewegung des Fortschritts und vom
Aufhalten des Fortgangs der Zivilisa-tion.
Drittens: Der Islam hat nicht den Genuss der Früchte der Zivilisation verboten, sofern daraus kein Schaden resultiert. Er will vielmehr vom Gerede derer, die jenes verbieten, nichts wissen. Denn der Erhabene sagt:
„Sprich: „Wer hat den Schmuck GOTTes verboten, den ER für SEINE anbetend Dienenden hervorgebracht, und die guten Dinge vom Lebensunterhalt?“ Sprich: „Sie sind für diejenigen, die im diesseitigen Leben glauben, besonders am Tag der Auferstehung.“
(Qurʾān, Surah 7, Vers 32)
Ja er wies den Menschen sogar an das zu genießen, was es im Diesseits an guten Dingen gibt. Der Erhabene sagt:
„O ihr, die glauben! Esst von den guten Dingen, die WIR euch als Lebensunterhalt gewährten! …“(Qurʾān, Surah 2, Vers 172)
Wer also das Verbot der Verwendung dessen, was die Zivilisation produ-ziert hat, sieht, darf seine Meinung nicht dem Islam zuschreiben; denn die Texte des ehrwürdigen Qurʾān verbieten die Beschäftigung mit irgendetwas, das die Zivilisation hervorgebracht hat, überhaupt nicht – es sei denn, es ergäbe sich daraus ein Schaden für das Individuum oder eine Verderbtheit in der Gesellschaft.
Wer also diese Tatsachen kennt, darf demzufolge der Anwendung der isla-mischen Šarīʿah nicht widersprechen – in Anlehnung an das, was sich unter der Masse der Gebildeten verbreitete, dass nämlich der Islam das Fortschrei-ten der Zivilisation hemme oder die Geschwindigkeit des Rades des Fortsch-ritts begrenze. Das Ausmaß des Einflusses des Glaubens auf das Antreiben des Laufes der Zivilisation ist ja nun klar geworden. Falls der Glaube bei der Führung der Nation benutzt wird, beschleunigen wir unsere Schritte auf dem Weg des zivilisatori-schen Aufbaus.
Der Standpunkt des Islam gegenüber den Fragen der Freiheit, der Demok-ratie und der Zivilisation ist nicht alles, was ihn für alle Zeit und für jeden Ort geeignet und für alle Milieus und Gesellschaften passend macht; vielmehr wurde seine ganze Methode – sei sie nun im Bereich der Politik und Herr-schaft oder in den Pavillons der Wirtschaft und des Kapitals oder in den Sälen der Forschung und des Studiums oder in anderen Dingen – auf die Grundlage des Nicht-Einschränkens zeitlicher und örtlicher Bereiche gestellt. Denn GOTT hat den Menschen in all diesem zum Angelpunkt SEINER Prinzipien und Regeln, zum Ziel SEINER Gebote und Verbote sowie zum Zweck der Befolgung SEINER Bestimmungen und Rechtsvorschriften gemacht. Was es im Islam an Dogmen, Anbetungshandlungen, Ethik und Bestimmungen gibt, ist ausschließlich aus Fürsorge für den Menschen und dessen Interesse, so dass die Stürme des Irrtums und der Verleumdung ihn nicht zerstören und der Wind des Hasses und der Aggression sein Wesen nicht niederreißt und sein Selbst nicht auslöscht und die Pfeiler seiner Gesellschaft nicht erschüttert werden und seine persönliche individuelle Struktur oder Abstammung nicht geschwächt wird. Die Grundlagen des Glaubens im Islam stimmen also mit der natürlichen Veranlagung des Menschen überein, und deshalb harmonisie-ren sie mit seinen Empfindungen und Gefühlen und sind geordnet für sein Leben und seine Orientierungen sowie auf seine Verhaltensweisen und Gewohnheiten ausgerichtet, so dass er sich innerlich mit sich selbst im Ein-klang findet und nach außen mit denen, die sich um ihn befinden, und mit dem, was sich um ihn befindet. Wo auch immer man sich dem islÁmischen Garten zuwendet, findet man alles, was es in ihm an Glauben, Anbetung, Handlungen und Bestimmungen im Dienst des Menschen und des Lebens gibt. Und er führt – wer ihn anwendet, wie GOTT es will – zur Harmonie in der Melodie des ganzen Lebens und bewirkt einen positiven Einfluss beim Antrieb des Rades des Fortschritts und des Aufstiegs.
Diejenigen, die sich mit Daʿwah beschäftigen, sollen die vorgetragene Ideen studieren, da sie mit solchen Problemen ständig konfrontiert werden.
Prof. Dr. Muhammad Shama
3.Woche
Das Bedeutungsfeld „Einladender
Aufruf„ (Daʿ wah)
Die Verwendung des Ausdrucks „Einladender Aufruf (Daʿ-wah)“
hat in unserem modernen Zeitalter in der Islamischen Gesellschaft stark zugenom-men. Die Bücher und Veröffentlichungen,
die über den Islam
sprechen, sind vielfältig; sie legen dessen Grundzüge Dar und setzen sich unter
der Rubrik Islamische
Daʿwah für dessen Angelegenheiten ein. Des Weiteren gelangte die Islamische Bibliothek in den
Besitz einer gan-zen Reihe von Büchern, die ihre Aufmerksamkeit auf Phasen der
Verbreitung des Islam unter
diesem Stichwort richten, und ihre Themen sind vielfältig: Die mekkanische und
medinensische Phase, die Epoche der Ḫulafāʾ, usw.
Darüber hinaus sind an den Islamischen Universitäten unter diesem Namen Fakultäten entstanden; es haben
sich Abteilungen für Daʿwah in Fakultäten für
Islamisches Recht und Religionsgrundlagen und
Islamische Studien gebildet. Und trotz dieser Flut von Anwendungen für diesen
Begriff ist bis jetzt keine klare wissen-schaftliche Definition für dessen
Bedeutungsfeld festgelegt. Infolgedessen kennen die Absolventen auf diesem
Spezialgebiet hinsichtlich der Abgr-enzung nicht ihr Forschungsfeld. Und aus
diesem Grund sieht man sie auch in allerlei Themenbereichen unter dem Begriff
Daʿwah forschen. Dies führt indes zu einem Ausmaß, dass die Forschenden bei der
Auswahl eines The-mas zum Erlangen eines wissenschaftlichen Grades das Wort Daʿwah ins Thema der Forschungsarbeit selbst
dann hineinzerren, wenn es in diesem Zusammenhang überhaupt nicht passt, nur um
die Zustimmung der verant-wortlichen Stellen für das Thema zu gewährleisten. So
sieht man Forschun-gsarbeiten über
Religionen, die den Namen Daʿwah tragen,
und andere über soziologische Bereiche, die ebenfalls diesen Namen tragen… Und
auf diese Weise ist es möglich geworden, dass das Wort Daʿwah in jeder Forschungs-arbeit in allen Islamischen Wissenschaftsdisziplinen niederge-schrieben wird.
Kann es nun auch möglich
sein, dass dieser Gebrauch im Bereich der Forschung korrekt ist?
Wenn wir Verse des ehrwürdigen Qurʾān studieren, finden
wir, dass das Wort Daʿwah in vier
Versen erwähnt wird: Das erste Mal im Wort des Erha-benen:
“Und wenn dich MEINE Diener nach MIR fragen, ICH bin für
wahr nah. ICH erhöre das Flehen (Daʿwah) des Flehenden, wenn er MICH anfleht.
So sollen sie MIR Folge leisten und an MICH glauben; vielleicht sind sie ja
rechtgläubig.” (Qurʾān, Surah 2, Vers
186)
Hier hat es die Bedeutung Flehen, Bittgebet,
das heißt Das Erflehen und bittende Wünschen von GOTT, dem Hocherha-benen.
Das zweite Mal finden wir das Wort in der Rede des Erhabenen:
Und von SEINEN Zeichen, dass Himmel und Erde auf SEIN Geheiß bestehen. Als dann, wenn ER euch mit einem Ruf (Daʿwah) aus der Erde ruft, dann seid ihr es, die ihr hervorkommt. (Qurʾān, Surah 30, Vers 25)
Diesmal steht das Wort im Zusammenhang mit der Auferstehung an einem Tag, an dem die Toten gerufen werden aus ihren Gräbern aufzustehen.
In diesen beiden Versen ist dieses Wort weit entfernt von jeder Beziehung zu dessen Bedeutungsfeld der Themenbereiche in den die Daʿwah betreffenden Büchern und Fakultäten und Fachabteilungen.
was nun das dritte Vorkommen betrifft, so finden wir das Wort in der Rede des Erhabenen:
„IHM gebührt die Anbetung (Daʿwah) in IHM zustehender
Weise; und jene, die sie unter Ausschluss SEINER anflehen, leisten ihnen in
nichts Folge – nur wie der seine beiden Hände nach dem Wasser Ausstre-ckende, damit dieses seinen
Mund erreiche, und es erreicht ihn über-haupt nicht. Und das Flehen der Islamleugner ist nur in einer
Irrung.“
(Qurʾān, Surah 13, Vers 14)
Und Anbetung in IHM zustehender Weise bedeutet hier Tauḥīd, das heißt das anbetende Dienen soll einzig und allein für GOTT sein; es darf IHM also niemand beigesellt werden. Und wer dennoch eine GOTTheit außer GOTT anbetet oder sich um die Gunst von GOTTheiten neben GOTT bemüht, der wird scheitern und zu Grunde gehen.
Das vierte Mal finden wir das Wort in der Rede des Erhabenen:
„Und o mein Volk! warum rufe ich euch eigentlich zur Errettung auf und ihr ruft mich zum Feuer auf? Ihr ruft mich dazu auf, dass ich GOTT leugne und IHM etwas beigeselle, worüber ich kein Wissen besitze; und ich rufe euch zum Allmächtigen, zum viel Verzeihenden auf. Es ist sicher, dass dem, wozu ihr mich aufruft, gewiss kein Verdie-nst (Daʿwah) zuko-mmt – weder im Diesseits noch im Jenseits – und dass unsere Rückkehr gewiss zu GOTT ist und dass die Maßlosen, sie gewiss die Leute des Fegefeuers sind.” (Qurʾān, Surah 40, Vers 41-43)
In diesem Vers bedeutet (Daʿwah): Dass das Götzenbild nichts machen kann, wie Muǧāhid sagte. Und Qatādah sagte: Das Göt-zenbild nutzt nicht und schadet nicht. Und As-Suddiyy meinte: Es erhört einen ihn Anrufenden weder im Diesseits noch im Jenseits.
Auf Grund des Geschilderten wird klar, dass das im ehrwürdigen Qurʾān erwähnte Wort Daʿwah nicht anwendbar ist auf die Bereiche, in denen sich die mit der Daʿwah Befassten bewegen – sei es nun im Forschungs- oder Lehrbereich oder aktiv im Schu-lungs- und Bildungsbereich. Es sei denn, jenes ist aus Darlegungsgründen, was das Studium des Islam und dessen Gesetzge-bung umfasst, dass nämlich GOTT Das Bittgebet dessen erhört, der sich an IHN mit einer Bitte wendet, oder um zu erklären, was der freundschaftliche ermahnende Rat des Gläubigen der Familie Pharaos an sein Volk beinhaltet, dass nämlich alles, was man an Stelle von GOTT anbetet, weder schadet noch nutzt, da all jenes ja vollkommen machtlos ist, oder als Ermahnung an die Menschen, dass GOTT sie nämlich am Auferstehungstag aus ihren Gräbern ruft. All dies beschränkt sich auf das jeweils vorhandene Einzelne, und es geht nicht, dass es ein allgemein gültiger Fachterminus ist, unter dem alle Aktivitäten im Bereich des Islam hinsichtlich der Forschung, des Studiums, des Predigens, der geistlichen Wegleitung und ähnlicher Dinge, die zu Tätigkeiten gehören, den Menschen die Bestimmungen und Lehren des Islam zu übermitteln, eingestuft werden.
Von den Qurʾānversen, in denen das Wort Daʿwah erwähnt wird, bleibt außer dem Vers in Surah 13 IHM gebührt die Anbetung (Daʿwah) in IHM zustehender Weise nichts, von dem man als Exegese sagen könnte: Genau das ist der Islam. Die Anbe-tung in IHM zustehender Weise (Daʿwatu-l-Ḥaqq) ist ein Merkmal der Botschaft des Islam, das heißt der Islam selbst ist die echte Daʿwah. Alles außer ihm ist nichtig. Es ist Pflicht für die Menschen seine Lehren zu befolgen und anderen nicht zu folgen. Denn durch sie trennen sich die Wege und entstehen Sekten und Gruppierungen, die sich gegenseitig bekämpfen.
Im ehrwürdigen Qurʾān kommen eine ganze Reihe flektierter Formen des Wortes Daʿwah in zahlreichen Bedeutungen vor, wobei es dienlich ist, es in diesem Zusammenhang drei Mal zu erwähnen, weil es eine Verbindung zu unserer Erörterung gibt.
Die erste Bedeutung ist das dienende Anbeten, wie etwa in den Worten des Erhabenen:
„Und schmähet nicht diejenigen, die sie unter Ausschluss GOTTes anflehen! Sie schmähten dann in feindseligem Vorgehen GOTT ohne Wissen…“ (Qurʾān, Surah 6, Vers 108)
Das heißt: Schmähet nicht diejenigen, die andere als GOTT anbetend dienen, sonst schmähten sie GOTT.
Die zweite Bedeutung: Das bittende Wünschen, wie et wah in den Worten des Erhabenen:
„Und wenn ihr sie zur Rechtleitung einladend aufruft, folgen sie euch nicht. Es ist gleich für euch, ob ihr sie einla-dend aufruft oder ob ihr schweigend seid. „ (Qurʾān, Surah 7, Vers 193)
Das heißt, dass diese Götzen das Bittgebet desjenigen, der sie anfleht, nicht hören, und es ist bei ihnen gleich, wer sie anfleht oder sie missachtet, denn die hören und sehen nicht, und sie haben absolut über nichts Macht. Wie also kann der Bitte eines Bittenden entsprochen oder das Bittgebet eines Flehenden erhört werden?
Die dritte Bedeutung: Übermittlung, wie etwa in den Worten des Erhabe-nen:
„Und wer ist besser hinsichtlich des Redens als derjenige, der zu GOTT einladend aufruft und Rechtschaffenes tut und sagt: „Fü (Qurʾān, Surah 41, Vers 33)
Das heißt, wer ist besser als derjenige, der den Menschen die Botschaft
GOTTes übermittelt; er ruft sie einladend zum anbete-nden Dienen gegenüber
ihrem Herrn auf.
Diese Bedeutungen drehen sich um
einen einzigen Angel-punkt, nämlich den Anzubetenden, gleich ob es sich dabei
um den überzeugten Glauben an IHN handelt oder um das Wünschen und Bitten von
IHM oder um das einladende Auf-rufen zu IHM. Worauf wir uns indes konzentrieren
werden, das ist die dritte Bedeutung, also das einladende Aufrufen zu IHM. Das
Bedeutungsfeld „Einladender Aufruf (Daʿwah)“ ist also: Das Anspornen der
Menschen zum Guten, was GOTT angeordnet
hat, sowie zu deren Überzeugtsein von den Prinzipien des Islam; denn die Daʿwah ist
der Weg, der die Menschen zu dem rechtleitet,
was ihr Wohlergehen im Diesseits und ihr Erfolg im Jenseits ist. Dieser
Gebrauch wahr freilich in der Frühzeit
des Islam nicht bekannt; viel-mehr
bedienten sich die Muslime anderer Wörter für diesen Bedeutungsgehalt, und
zwahr:
1. Lehrendes
Predigen: Das ist der gute freundschaftliche Rat zum Guten auf eine Art und
Weise, in der das Herz des Hörenden sich dafür erwärmt, und in einer Form, die
zur Annahme der Wahrheit und zu
entsprechendem Handeln führt. Einige Gelehrte definierten das Wort mit dem wahrhaf-ten Reden, das die Herzen erweicht
und auf die Seelen einwir-kt, den Trotz der widerspenstigen Seelen bändigt
sowie Glau-ben und Rechtleitung in den wohlerzogenen Seelen vermehrt.
2. Ermahnen:
Das ist das Informieren der Menschen über die Gnade GOTTes mit der Darlegung
der Pflicht, dass der Men-sch dem Erhabenen für diese Gnade dankt, sowie
die Wahr-nung vor der Zuwiderhandlung
der Anordnungen GOTTes um so die Bestrafung zu vermeiden. Der Erhabene sagt:
„und gemahne sie an die Tage GOTTes!.. “ (Qurʾān, Surah 14, Vers 5)
Und weiterhin sagte ER:
„Und ermahne, denn fürwahr, die
Ermah-nung nutzt den Gläubigen!“
(Qurʾān, Surah 51,Vers 55)
3 Geistliche
Wegleitung: Das ist das Rechtleiten der Menschen auf den geraden Weg, und zwar
dadurch, dass sie man sie über das belehrt,
was sie im Hinblick auf rituelle Handlungen und allgemeine
Verhaltensweisen[1] zu tun haben,
sowie sie dazu anspornt, auf dem Feld des Benehmens und der zwi-schenmenschlichen
Beziehungen Gutes zu tun.
4 Verkünden
guter Nachricht: Das ist das Informieren, durch das Freude und frohe
Entspannung in die Herzen einzieht. Der Erhabene sagt:
„Und diejenigen, die sich von den
Götzen fernhalten, dass sie sie anbeten, und sich reuig zu GOTT wenden – für
sie ist die gute Nachricht. So verkünde
MEINEN Dienern, die auf die Rede hören und ihrem Besten folgen, gute Nachricht!
„ (Qurʾān, Surah 39, Vers
17-18)
Und der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte:
„Verkündet gute Nachricht und flößt keine Abneigung und keinen Widerwillen
ein!“
5. Wecken von
Interesse: Das ist das Informieren der Men-schen über die Belohnung, die für sie für den Tag
des Jüngsten Gerichts vorbereitet ist, sofern sie die Anordnun-gen GOTTes
befolgen und SEINE Verbote beachten. Dazu gehört auch, dass sie davon überzeugt
sind, dass GOTT ihnen die Lebensumstände erleichtern wird, wenn sie SEINEN Weg
beschreiten und SEINE Lehren anwenden.
6. Einschüchtern:
Das ist das darlegen dessen, was GOTT
den Sündigen Strafen vorbereitet um die Menschen vom Verüben von Sündigen an
abzuhalten. GOTT hat SEINE Diener vor dem Sündigen gegen IHN gewarnt. Und ER
hat für sie Beispiele dafür angeführt,
was ER mit den Sündi-gen getan hat. So sagt der Erhabene:
„Als sie UNS nun erzürnten, übten WIR Strafvergel-tung an ihnen. Also
ertränkten WIR sie allesamt.“
(Qurʾān,
Surah 43, Vers 55)
Und ER sagt:
Als sie trotzig wahren hinsichtlich dessen, was ihnen verboten worden wahr, sprachen WIR zu ihnen: „Seid
ausgestoßene Affen!“ (Qurʾān, Surah 7, Vers 166)
Bei diesen Bedeutungen, die im Zusammenhang mit DaYwah zu GOTT und mit dem Verbot
all dessen, was IHN erzürnt, stehen,
fehlt auch nicht das Wort Ḥisbah (= Kontrolle von Gewi-chten und Maßen), denn die Leute werden bei
ihren Worten und Taten kontrolliert und alle, die eine Sünde begehen oder etwas
tun, was die von GOTT gesetzten Grenzen
überschreitet, wer-den bestraft. Der muḥtasib ist somit jemand,
der Kontrolle aus-übt über die Aktivitäten der Menschen, besonders auf den Mär-kten,
wo ja seine Arbeit bekannt ist durch das Überwachen der Wagen und Gewichte sowie der Preise der wahren, insofern als dabei niemand die
Gesetze GOTTes übertreten soll.
Die Muslime haben diese Termini im Bereich der Daʿwah zu GOTT benutzt, und
deshalb haben sie jemanden, der in diesem Bereich tätig ist, als einen
lehrenden Prediger bezeichnet. Er ist derjenige, der den Leuten lehrend predigt
und sie sanft und mit-fühlend einladend aufruft. Machthaber haben niemanden
speziell mit dieser Tätigkeit betraut; vielmehr
war es die Pflicht eines jeden Muslim und einer jeden Muslimin –
ausgehend von der Aufforderung zum Guten und vom Verbort des Verwerflichen,
womit GOTT alle Menschen beauftragt hat. Vom Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn
und schenke ihm Heil!) ist überlie-fert, Dass er gesagt habe: „Es obliegt auch,
zum Guten aufzufor-dern respektive das Verwerfliche zu verbieten, oder GOTT
wird gewiss eure Übeltäter gegen euch richten. Die Besten von euch sprechen
also Bittgebete, aber sie werden nicht erhört.“ Und von ihm ist ebenfalls
überliefert: „Wer von euch et was Verwerf-liches sieht, soll es ändern. Wenn er
nicht kann, dann in seinem Herzen, und dies ist der schwächste Glaube.“
Die Arbeit eines muÎtasib verrichtet jedoch niemand
außer auf Anordnung der Obrigkeit. Denn dessen Arbeit steht der Arbeit der
Polizei näher als der des Predigers, insofern als er die Gese-tze und
Anordnungen mit Erlaubnis des Vorgesetzten über wacht; er hilft diesem und dem
Richter also bei der Durchfüh-rung dessen,
was der Vorgesetzte anordnet und auf Basis dessen der Richter urteilt.
4.Woche
Die Geistesbildung des einladend
Aufrufenden
Die Aufgabe des lehrenden Predigers unterscheidet sich von dem, was der muḥtasib verrichten soll. Denn der muḥtasib ist ein Beamter der Obrigkeit und führt aus, was an dessen Erlassen ergeht; er überwacht die Leute bei der Durchführung der Gesetze und Bestimmungen. Der lehrende Prediger indes ist in der Frühzeit des Islam kein Beamter, der die Anordnungen der Exeku-tive ausführt oder der Legislative folgt. Seine Tätigkeit ist viel-mehr frei und entspringt seinem Bewusstsein gegenüber der Ausübung dessen, was GOTT im Bereich der Daʿwah zu SEINER Religion angeordnet hat, um die Men-schen zur Annahme des Islam zu veranlassen respektive die Muslime zu den Bestimmungen der Religion GOTTes rechtzuleiten. Deshalb bestand seine Tätigkeit in der Exegese des Buches GOTTes, im Ableiten der Islamischen Gesetzesbestimmungen aus dem Qurʾān und aus der Sunnah, im Erwecken des Wunsches in den Menschen, dem Weg der Rechtleitung zu folgen und in deren Abschreckung vor dem Weg des Satans. Er folgt somit den Fuß-spuren des Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!), dem Menschen die Daʿwah GOTTes zu übermitteln. Dabei erfüllt er die Anwei-sung des Erhabenen in SEINEN Worten:
„Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten auffordert und das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbie-tet...“ (Qurʾān, Surah 3, Vers 104)
Er befolgt weiterhin die Anweisung GOTTes an SEINEN Gesandten in SEINEN Worten:
„Rufe auf zum Wege deines Herrn mit Weisheit und sich geziemender Ermahnung und debattiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist!...“ (Qurʾān, Surah 16, Vers 125)
Der einladend Aufrufende ist also der Übermittler der Daʿwah GOTTes an die Menschen insgesamt, der Exeget SEINES Buches, der Darlegende der ÍadÐ×e SEINES Gesandten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) und Erklärer dessen Sunnah. Ihm obliegt es also, der Methode dessen zu folgen, was der ehrwürdige Vers beschreibt. Somit richtet er das Wort an die Islam-Leugner in rationaler Weise, tilgt das Unwissen der Muslime, ruft in ihnen den Geist der Glaubenslehre wach und stärkt in ihnen das Glaubensempfin-den in vortrefflichen Predigen. Mit jenen indes, die vom Weg abweichen und vom Weg GOTTes abkommen sowie die Irreführung anderer versuchen, müssen sich die einladend Aufrufenden in der besten Weise auseinander setzen. Wenn die Umstände das Zitieren von Geschichtsereig-nissen und von dem, was sich zwischen den früheren Propheten und deren Völkern abspiel-te, erforderlich macht, dann obliegt ihnen diese Vorgehensweise mit diesen Verwerfenden; und wenn sie sich in einer Zwangslage befinden eine andere Methode anzuwenden, dann sollen sie diese anwenden. Denn der Vers über-lässt ihnen die Bewertung dessen, was den Umständen und Verhältnissen angemessen ist, wobei er ihnen aufträgt, sich in der Weise auseinander zu setzen, die am besten ist.
Der Vers hat nun für die Daʿwah die folgenden drei Methoden vorgezeich-net:
1. Logik
und Rationalität.
2. Gutes
lehrendes Predigen. Dies geschieht durch das Erklären von GOTTes Buch und der
Sunnah SEINES Gesandten.
3. Diskussion, und zwar der Disput mit dem Opponenten je nach den Umständen und Verhältnissen.
Die Geistesbildung des einladend Aufrufenden muss derart sein, dass sie ihn
voll und ganz zur Durchführung dieser Aufgabe befähigt. Das Aufrufen der
Nicht- Muslime zum Islam macht es erforderlich, dass der einladend Aufrufende völlig vertraut ist
mit der Kultur derer, die er einladend aufruft, dass er deren Denkweise
begreift, dass er umfassende Kenntnis hat von deren Traditionen und
Gewohnheiten und dass er sich gut auf die neuzeitlichen Denkströmungen versteht.
Ferner ist es notwendig, dass der einladend Aufru-fende völlig vertraut ist mit
der Psychologie, damit er von psychologischer Seite die Begründungen eines ihm
Widersprechenden versteht. Denn wer die Schwankungen der Psyche und deren
Stimmungen nicht kennt, der führt den Appell an sie nicht zum Guten. Die ersten
einladend Aufrufenden kannten von ihrer Natur aus in hohem Maß die Psychologie,
obwohl sie sie nicht genau studiert hatten. Sie befanden sich im reinen Zustand
ihrer Natur, waren scharfsinnig und begabt
und hatten das, mit dem sie der ehrwürdige Qurʾān mit seinen Versen und der
Gesandte mit seinen Erläuterungen und seiner Verstandeskraft rechtleitete,
wodurch sie in der Lage waren die Leute
vom Islam zu
überzeugen. Dank ihrer Bemü-hungen auf dem Gebiet der Daʿwah nahmen zahlreiche Völker den Islam an; durch ihre
Vermittlung leitete GOTT viele von denen recht, die sich widersetzt hatten und
keine andere Meinung gelten lassen wollten. Der Grund hierfür lag darin, was GOTT ihnen an Stärke in der
Auseinandersetzung und an Sprachgewahndtheit gab. Wenn die heutigen einladend
Aufrufenden einen Erfolg wie jenen Erfolg oder einen ihm ähnelnden wollen,
dann müssen sie folgendes studieren:
·
Geschichte, damit sie die Gründe
und Ursprünge der Unmoral bei den Glaubensgrundlagen und Charaktereigenschaften
und Anbetungshandlun-gen begreifen. So errichten sie ihre Daʿwah auf einer
gesunden Grundlage.
·
Psychologie, damit sie im Stande
sind mit allen Bevölkerungsschichten in der Welt in einer Ausdrucksweise zu
reden, die zu ihnen passt.
·
Landes- und Völkerkunde, damit
sie auf jedes Land vorbereitet sind, wenn sie ihre Daʿwah an dessen Bevölkerung richten.
·
Ethik, damit sie die Tugenden
sowie die Art und Weise der Erziehung der Menschen zu ihnen gut kennen und damit sie weiterhin die Defizite in der
Seele sowie die Wege zu deren Vorbeugung erkennen. Dies gehört zu den bedeutendsten
Wissenschaften, derer die einladend Aufrufenden bedürfen, so dass sie in der
Lage sind die Seele zu behandeln und gut zu erziehen.
·
Religionen und
Glaubensrichtungen, damit es ihnen leicht fällt zu erklä-ren, was in ihnen falsch ist; denn wenn sie nicht
in der Lage sind dies denen zu erklären, die sie zum Islam aufrufen, dann werden
sie keine Ohren finden, die dem lauschen,
was sie über den Islam sagen.
·
Kenntnisse in den Sprachen derer,
an die sie die Daʿwah richten.
Es ist überliefert, dass der Gesandte (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!)
einige Gefährten beauftragt hat, ob der Juden, die in Madinah als Nachbarn
lebten, die hebräische Sprache zu lernen. Denn die Kenntnisse in der Sprache
derer, an die man die Daʿwah richtet,
bewirkt einen Einfluss, der bei Nichtkenntnis der Sprache nicht erzielt wird.
Es ist notwendig, dass die Sprachkenntnisse hervorragend sind, weil die
Sprachschwäche eines Redners eine negative Auswirkung auf die Beweisführung des
einladend Aufrufenden widerspiegelt.
· Sozialwissenschaft, damit sie die Verhältnisse der Nationen kennen und mit den Gründen derer Schwächen und Stärken sowie deren Fortschritts oder Rückstands vertraut sind. Insofern ist es notwendig, dass der einla-dend Aufrufende Kenntnisse über die Zustände der Menschen besitzt und ein Fachmann für Gesellschaftskrankheiten ist, damit er jede Gruppe ent-sprechend aufrufen und anleiten kann. Wenn ihm hingegen die Zustände der Menschen und deren Leiden nicht bekannt sind, begeht er bei der Verbesserung der Herzen und bei der Behandlung der Seelen viele Fehler. Er ist dann wie ein Quacksalber, der ein Medikament bei einer besonderen Krankheit ausprobiert und Erfolg hat und dann genau dasselbe Medika-ment jedem Kranken verschreibt. das bedeutet eine ernste Gefahr für den Körper, und dasselbe gilt auch für das Herz.
Wenn der Bereich des einladend Aufrufenden die Islamische Gesellschaft ist, dann besteht dessen Kapital im Erklären der Offenbarungsschrift und der Sunnah um darzulegen, was auf dem Gebiet der religiösen Pflichten und allgemeinen Verhaltensweisen zu tun für die Muslime verbindlich ist. Und falls es erforderlich ist, erklärt er ihnen anhand der Offenbarungsschrift und der Sunnah genau die Fragen des Tauḥīd, und zwar weit ab von den Ansich-ten der Scholastiker und von den Meinungsverschiedenheiten der Rechtsschu-lenvertreter – seien es nun Rechts- oder Ḥadīṯgelehrte. Der einladend Aufru-fende ist unter den Muslimen quasi ein Lehrer für sie. Und deshalb muss er die Religionswissenschaften kennen. Er macht sich mit den Versen des Tauḥīd[2] im ehrwürdigen Qurʾān vertraut und beschäftigt sich mit den Ḥadīṯen des Gesandten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!), die ihm bei der Erklärung der Geheimnisse und bei der Darlegung derer verborgenen Hintergründe helfen. Des Weiteren soll er über Wissen hinsichtlich der Anwendung von Verstandesmethoden beim Anführen von Qurʾānischen Wundern verfügen, die das Eins-Sein GOTTes sowie SEIN Allein-Sein hinsi-chtlich der Macht und Herrschaft über alles, was im gesamten Universum vor sich geht, beweisen.
Im Bereich der religiösen Pflichten muss er das Islamische Recht und dessen Grundlagen studiert haben, damit er in der Lage ist, deren Bestim-mungen den Menschen zu erklären, so dass er einen Beitrag zur Beseitigung deren religiösen Unwissenheit leistet. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass dies den wichtigsten Bereich für den einladend Aufrufenden unter den Muslimen bildet, denn auf religiösem Gebiet widmen die Muslime das höchste Interesse der Kenntnis der Bestimmungen der rituellen Reinheit und der Art und Weise der Gebetsverrichtung sowie den Bestimmungen des Fastens und dessen Verhaltensmaßregeln und den Erhebungsgrenzen[3] der Sozialpflicht-abgabe und deren Entrichtung sowie der Grundlagen der Pilger-fahrt nach Mekka und deren Pflichten. Die Muslime fragen ferner viel nach dem Gesetz GOTTes und dessen Bestimmungen hinsichtlich der Eheschlie-ßung, der Scheidung und des Erbrechts. Weiterhin erkundigen sie sich nach dem Erlaubten und dem Verbotenen bei den verschiedenartigsten Verhaltens-weisen, wie sie auch darauf bedacht sind, hinsichtlich dessen, was sie an Zweifeln an den von GOTT festgesetzten Strafen bewegt, zur endgültigen Entscheidung zu gelangen. Je kompetenter der einladend Aufrufende im Bereich der Angelegenheiten des Islmischen Rechts und je kenntnisreicher er in den Vorschriften der Offenbarungsschrift und der Sunnah ist, desto mehr ist er in der Lage, in der Islamischen Gesellschaft die Aufgabe der Daʿwah durchzuführen. Deshalb sollen sich die Daʿwah-Institute auch darauf konzen-trieren ihre Teilnehmer in den Lehren der Šarīʿah zu unterrichten, was sie dann dazu qualifiziert ihre Aufgabe in vollem Umfang durchzuführen. Sie lehren sie also im Islamischen Recht, was sie dazu befähigt sich mit Rechts-gutachten zu befassen, und in der Qurʾān-Auslegung, was ihnen dazu verhilft die Anordnungen GOTTes kennen zu lernen. Des Weiteren obliegt es ihnen, die Islamische Geschichte sowie das Leben des Propheten und der recht-geleiteten Ḫulafāʾ und anderer bedeutender Persönlichkeiten der Islamischen Nation zu studieren, damit sie sich über das Geheimnis deren außerordent-licher Eigenschaften und die Gründe deren Fähigkeit für das, was sie der Islamischen Gesellschaft an Gaben reichlich schenkten, unterrichten lassen, so dass dies sogar ein leuchtendes Beispiel für sie selbst und auch für andere wird sowie ein Unterrichts-gegenstand, auf den sie im Bereich der Daʿwah zurückgreifen können.
Die Aufgabe des mahnenden Predigers gehört also zu den wichtigsten Aufgaben und dessen Beruf zu den bedeutendsten Berufen. Die Stellung des einladend Aufrufenden in der Islamischen Gemeinschaft steht der Bedeutung der Stellung der kämpfenden Führer und der aktiven Großen in nichts nach. Denn ebenso wie der Erfolg des Führers von dessen Vorbereitungsgrad und dem Spielraum dessen Fähigkeiten auf dem Gebiet des Planens und sorgfäl-tigen Nachdenkens sowie des Weitblicks und der Umsichtigkeit abhängt, so hängt auch der Erfolg des einladend Aufrufenden von dessen Beherrschen der Islamischen Gesetzeswissenschaften und von den religiösen Charakter-eigenschaften, vom Spielraum dessen Kenntnissen der Soziologie und der Kosmologie sowie vom Spielraum dessen Fähigkeiten bei der Verknüpfung dessen, was im ehrwürdigen Qurʾān an kosmischen Erscheinungen und Zei-chen vorkommt, mit dem, über was die Fachleute in diesem Bereich an Theorien und Ansichten verfügen. Denn die Unkenntnis des einladend Aufru-fenden in diesen grundsätzlichen Dingen macht ihn unfähig das zu erklären, was im ehrwürdigen Qurʾān an kosmischen Versen steht – auf eine Art und Weise, die zu den Erkenntnissen auf diesem Gebiet nicht im Widerstreit steht und die überhaupt keinen Zweifel lässt, dass das Zutagetreten der Unwissen-heit des einladend Aufrufenden in Angelegenheiten, die die jungen Schüler schon kennen, eine Gelegenheit bietet, dass man sich über den mahnenden Prediger lustig macht und dass diejenigen, die die Verse GOTTes leugnen, darüber spotten. Das Vertrauen der Leute in die Worte des mahnenden Predi-gers ist also gering und man glaubt ihm nicht, was er sagt. Infolgedessen fügen sie sich nicht dessen Anordnungen und so wird er zu einem Abschre-ckungsmittel für die Lehre des Islam, anstatt dass seine Arbeit eine Triebkraft von den Triebkräften zum Erwecken des Wunsches nach Durchführung der Anordnungen GOTTes darstellt.
Zusammengefasst ist es also für den einladend Aufrufenden – oder ent-sprechend des jeweils verwandten Fachausdrucks für den mahnenden Predi-ger Pflicht, dass er das Islamische Recht eingehend studiert und die Gesetzes-wissenschaft der Offenbarungsschrift und der Sunnah kennt sowie vertraut ist mit der Prophetenbiografie und der Islamamischen Geschichte. Es ist ferner unabdingbar, dass er die Grundlagen der Soziologie und Kosmologie kennt, damit er seine Aufgabe in vollkommener Weise durchführen kann, zumal sonst seine Worte fehlschlagen sowie seine Anleitungen vergeblich sind und er zum Gegenstand des Gelächters wird und die Spaßmacher sich über ihn lustig machen und die Abweichler sowie die Gegner des Islam als Zeuge für sein Unvermögen auftreten.
4. Woche
Formen der Diskussion und
des Dialogs
Das Studium der Historie hat festgestellt, dass jede menschliche Gesell-schaft vielfältige gedankliche Tendenzen in sich birgt, die in ihren Inhalten und ihre Zielen zwischen ganz rechts und ganz links schwanken. Deshalb ist die Reaktion auf jeden Aufruf unterschiedlich. Es gibt einige, die glauben sofort beim Hören des Rufenden an sie, während andere eine Weile zögern. Die Zeit des Zögerns ist verschieden vom einem zum anderen und hängt ab von dessen gedanklichen und bildungsmäßigen Struktur sowie von den Gesellschafts- und Umweltsituationen oder dessen Umfang der Überzeugung vom Glauben seiner Väter und Großväter und der Eigenart dieses Glaubens hinsicht-lich dessen Gegebenheiten für die verschiedenen Lebensanforde-rungen.
Die Dialoge beanspruchten mit dieser zögernden Art viel Zeit von der Zeit
der einladend Aufrufenden und nahmen viel Raum auf den Seiten der Daʿwah ein.
Denn je verhafteter die einladend Aufgerufenen mit ihrer Vergangenheit und je
versklavter sie durch ihre überkommenen Gewohnheiten und ihre zu missbilligenden
Traditionen sind, desto mehr zieht sich die Diskussion in die Länge und nimmt
mannigfache Arten und unterschiedliche Weisen des Dialo-gs und des Lavierens an.
Die auf den Seiten der Historie aufgezeichneten Nachrichten der einladend
Aufrufenden teilen uns mit, dass der längste und härteste Dialog mit den
Hartnäckigen ist, deren Gedanken der Vergangenheit sich ihres Verstandes
bemächtigt und die Glaubenslehren der Väter in ihren Herzen und Seelen
beherrscht haben. Deshalb sahen wir die Propheten mit ihnen jeden Weg
beschreiten, der zu deren Überzeugung, deren Anspornen zur Anbetung GOTTes und auf
das Unterlassen deren Irrtümer führte. Als Beispiel hierzu berichtet uns der
ehrwürdige Qurʾān über das Gespräch Abrahams mit dessen Volk über die Anbetung
der Götzenbilder. Der Erha-bene sagt:
„Und WIR gaben dem Abraham schon
zuvor seine Rechtschaffenheit, und WIR kannten ihn. Da er zu seinem Vater und
seinem Volke sprach: " was sind das für Standbilder, denen ihr euch
widmet?" Sie sprachen: "Wir fanden unsere Väter ihnen gegenüber als
anbetend Dienende." Er sprach: "Ihr und eure Väter seid gewiss in
offenkundigem Irrtum gewe-sen!" Sie sprachen: "Bist du mit der Wahrheit zu uns gekommen oder gehörst du zu
denen, die Scherze treiben?" Er sprach: "Nein, vielmehr ist euer Herr
der Herr der Him-mel und der Erde, DER sie erschaffen hat, und ich gehöre zu den
hiervon Zeugenden. Und bei GOTT! Ich will gewiss eine List gegen eure
Götzenbilder ersinnen, nachdem ihr den Rücken kehrend weggegangen seid."
Und er machte aus ihnen kleine Stücke mit
Ausnahme des Mächtigen von ihnen, damit sie sich vielleicht an ihn wahndten. Sie spra-chen: "Wer hat dies
mit unseren GOTTheiten getan? Für wahr, er ist gewiss der Frevler einer!"
Sie sprachen: "Wir hörten einen Jüngling von ihnen reden, den man Abraham
nennt." Sie sprachen: "So bringt ihn vor die Augen der Leute, vielleicht
legen sie Zeugnis ab." Sie sprachen: "Bist du derjenige, der dies mit
unseren GOTTheiten getan hat, O Abraham?" Er sprach: "Nein, vielmehr
hat es dieser Mächtige von ihnen getan. Fragt sie nur, so sie sich denn
äußern!" Da überprüften sie sich selbst und sprachen: „Ihr, für wahr ihr
seid die Ungerechten!“ daraufhin mussten sie ihre Köpfe hängen lassen[4]: „Du weißt gewiss, diese äußern sich nicht!“ Er sprach:
„Verehrt ihr denn unter Ausschluss von GOTT,
was euch nichts nutzt und euch keinen Schaden zufügt? Pfui über euch und
über das, was ihr unter Aussch-luss von
GOTT anbetet! Begreift ihr denn nicht?“
(Qurʾān, Surah 21, Verse 51-67
Der ehrwürdige Qurʾān erzählt darüber hinaus noch eine andere Art und Weise seines Gespräches mit den Götzendienern:
„Und als Abraham zu seinem Vater ʿĀzar sprach: „Nimmst du Göt-zenbilder zu Göttern? Für wahr, ich sehe dich und dein Volk in offen-kundigem Irrtum.“ Und ebenso zeigten WIR Abraham das Reich der Himmel und der Erde, und auf dass er zu den Überzeugten gehöre. Als nun die Nacht über ihn hereinbrach, sah er einen Stern. Er sprach: „Das ist mein Herr.“ Da er nun aber unterging, sprach er: “Ich liebe nicht die Untergehenden.“ Als er nun den Mond aufgehen sah, sprach er: „Das ist mein Herr.“ Da er nun aber unter-ging, sprach er: „Hätte nicht mein Herr mich rechtgeleitet, hätte ich gewiss zu den Irregehenden gehört.“ Als er nun die Sonne aufgehen sah, sprach er: „Das ist mein Herr. Das ist größer.“ Da sie nun aber unterging, sprach er: „O mein Volk! Fürwahr, ich bin frei von dem, was ihr beigesellt. Für wahr, ich habe mein Ange-sicht als Rechtgläubiger zu DEM gewandt, DER die Himmel und die Erde erschuf, und ich gehöre nicht zu den Polytheisten.“ Und sein Volk stritt mit ihm. Er sagte: „Streitet ihr mit mir über GOTT, und ER hat mich bereits rechtgeleitet? Und ich fürchte nicht das, was ihr IHM beigesellt, außer dass mein Herr etwas will. Mein Herr umfasst alle Dinge mit Wissen. Seid ihr denn nicht eingedenk? Und wie fürchte ich, was ihr beigesellt, und ihr fürchtet nicht, dass ihr GOTT beigesellt habt, wofür ER euch keine Legitimation herabgesandt hat?“ Welche der bei-den Parteien hat also größeres Anrecht auf Sicherheit, so ihr es denn wisset? „ (Qurʾān, Surah 6, Verd 74-81)
Die Arten der Diskussion und des Dialoges sind zahlreich mit dem, der auf dem Leugnen des Islam beharrt und mit seinen Irrtümern versucht den Vormarsch der neuen Daʿwah in der Gesellschaft zum Stehen zu bringen. Der ehrwürdige Qurʾān erzählt diese Beispiele nur zum Trost des Gesandten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) und zum Einkehren der Ruhe in dessen Herz. Er erklärt ihm darin nämlich, dass die Gesandten, wenn ihnen Schaden zugefügt und Widerstand geleistet wird, den Sieg davontragen wer-den, egal, ob es im Bereich des Wortgefechtes oder Machtkampfes auf dem Schlachtfeld ist. Wenn die menschlichen Gesellschaften in diesem Bereich ähnlich gegenüber deren alten sind, sind sie nicht verschieden von deren neuen und zeichnen sich ihre Zivilisierten gegenüber ihren Primitiven nicht aus. Es steht fest, dass in jeder Epoche Opponenten gegen den Glauben und Gegner der zu diesem einladend Aufrufenden erscheinen, ihre Gedanken in der Gesellschaft verbreiten und mannigfache Methoden anwenden, um die Stimme der einladend Aufrufenden zu stören und deren Bild bei den Jugend-lichen zu entstellen. Wenn die einladend Aufrufenden für ihre Konfrontation mit ihnen nicht gerüstet sind, verlieren sie ihren Kampf und erleiden sie einen Fehlschlag und eine Nieder-lage.
Und hierbei handelt es sich um den dritten Bereich, für den der einladend Aufrufende gerüstet sein muss, damit er sich dem Kampf nicht mit leeren Händen stellt und die Opponenten seine Unwissenheit nicht zu einem Gegen-stand für die Bekräftigung ihrer falschen Behauptungen und zu einem Beweis für die Stärke ihrer Argumente nehmen. Deshalb müssen die einladend Aufru-fenden die modernen geistigen Strömungen studieren, sich mit deren Fein-heiten beschäftigen sowie deren Gesamtheit und deren Einzelheiten erfahren. Sie studieren also die philosophischen Tendenzen und kennen die gesell-schaftlichen und pädagogischen Theorien. Und sie machen sich mit den wirt-schaftlichen Doktrinen vertraut, damit sie mit jedem über alles, was sie wissen, disputieren – als Verifikation der Worte GOTTes, des Erhabenen:
„…und diskutiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist!…. (Qurʾān, Surah 16, Vers 125)
Vielleicht nimmt die Diskussion in gütiger, friedfertiger Weise eine andere
Form an. Das gilt für den Fall, dass man den
Islam mit Gewalt verteidigen muss.. Wir werden das später darlegen, wenn wir
darüber sprechen, was für jeden Muslim –
je nach seiner Kultur und wo auch immer sein Aktivitäts-zentrum in der
Gesellschaft sein mag – im Bereich der Daʿwah notwendig ist..
6.
Und 7. Woche
Die beiden Bereiche des Rechten und
des Verwerflichen
Die Forscher sind sich hinsichtlich der Aktivität der Anhänger im Bereich des einladenden Aufrufs zu Religionen in deren Einteilung in zwei Arten einig: Eine Art, bei der deren Anhänger mit sich selbst beschäftigt sind. Sie rufen andere nicht zum Annehmen ihres Glaubens auf und gehen davon aus, dass dieser deren Privatsache ist und sich bei ihnen niemand daran beteiligt. Sie überzeugen andere nicht von ihrem Glauben, sondern lehnen die Annah-me ihrer Religion durch jemand anderen ab. Die Religionsgelehrten nennen eine derartige Religion eine mit keiner Botschaft verbundenen Religion – und sie meinen damit, dass sie keine Botschaft enthält, die ihre Anhänger zur Verbreitung einer derartigen Religion unter den Leuten verpflichtet – wie das Judentum, der Brahmanismus und der Zoroastrismus.
Die andere Art sind solche Religionen, die heilige Texte ent-hält, die deren Anhänger zur Verbreitung unter den Leuten einladend aufrufen. Die Religio-nsgelehrten nennen diese Religionen mit einer Botschaft verbundenen Relig-ionen, das heißt, dass deren Anhänger verantwortlich mit der Verbreitung ihrer religiösen Botschaft unter den Leuten beauftragt sind. Die Religions-gelehrten erwähnten, dass zu diesen Religionen der Budismus, das Christen-tum und der Islam gehören. Max Müller erklärt, was mit der Religion der Botschaft gemeint ist, mit folgenden Worten: „Es handelt sich um die Reli-gion, in der die Verbreitung der Wahrheit und das Führen der Leugner des Islam auf den rechten Weg zu einer heiligen Pflicht durch den Religions-gründer oder dessen Nachfolger nach ihm emporhe-ben... Es handelt sich um den Geist der Wahrheit in den Herzen der Gläubigen, der nicht gefestigt ist, bis er im Denken, im Reden und im Handeln zu Tage tritt, und er wird sich nicht begnügen, bis er seine Botschaft zu jeder menschlichen Seele gebracht haben wird und die Individuen der menschlichen Gemeinschaft das anerken-nen, von dem sie glauben, Dass es die Wahrheit ist.“
Wenn der Buddhismus und das Christentum mit dem Islam in diesem Bereich auch zusammengegangen sind, stützt sich dieses Zusammengehen dennoch nur auf ein oder zwei Texte von ihren heiligen Texten; das heißt es ist ein schwaches Zusammengehen, weil die Daʿwah zum Islam ein Kern des Islamischen Glaubens ist. Sie ist eine Pflicht für jeden Muslim und jede Muslimin. Ein Beweis dafür ist, dass die Qurʾānischen Verse, die den Muslim zur Daʿwah zu GOTT anspornen, zahlreich sind; die heiligen Texte dieser beiden Religionen können bei ihr mit dem ehrwürdigen Qurʾān nicht vergli-chen werden.. GOTT, der Hocherhabene, befiehlt dem Muslim in vielen Versen, das Gute zu gebie-ten und das Verwerfliche zu verbieten. So sagt der Erhabene:
“Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten auffordert und das Rechte gebietet und Das Verwerf-liche verbietet. Und jene sind die Erfolgreichen." (Qurʾān, Surah 3 Vers 104)
Und ER sagt:
„Sie sind nicht gleich. Zum Volke
der Schrift gehört eine immer feste Gemeinschaft. Sie rezitiert GOTTes Verse
wäh-rend der Nacht und sie wirft sich nieder. Sie glaubt an GOTT und an den
Jüngsten Tag und gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche und
vollziehen eilends gute Werke. Und jene gehören zu den Rechtschaffenen.“
(Qurʾn, Surah 3 Vers 113-114)
Und ER sagt:
„Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer von ihnen des anderen vertrauter Freund. Sie gebieten das Rechte und ver-bieten das Verwerfliche und verrichten das Gebet“ (Qurʾān, Surah 9, Vers 71)
ER erklärt den Gläubigen sogar, dass auf denjenigen, der diese Pflicht nicht ausübt, die Flüche GOTTes fallen werden, wie es den Kindern Israel geschah, als diese jene Pflicht unter-ließen. Der Erhabene sagt:
„Verflucht wurden diejenigen, die
Ungläubigen unter den Kindern Israel, durch die Zunge Davids und Jesu, des
Sohnes der Maria. Dies, weil sie widerspenstig
waren und sich zu vergehen pflegten. Sie pflegten einander von nichts
Verwerflichem, das sie verübten, abzuhalten. Schli-mm ist gewiss das, was sie zu tun pflegten.“
(Qurʾān, Surah 5, Verse 78-79)
Weiterhin erklärt ER den Muslimen, dass sie das beste Volk auf Erden nur durch das sind, was sie im Bereich der Daʿwah für GOTT an Anstrengungen unternehmen. So sagt der Erhabene:
„Ihr seid die beste Gemeinschaft, hervorgebracht für die Menschen; ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche “ (Qurʾān, Surah 3, Vers 110)
Zu ihren religiösen Pflichten in diesem Leben gehören also das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen nach besten Kräften. Der Erhabene sagt:
„Denjenigen, die, wenn WIR ihnen auf der Erde Macht geben, das Gebet verrichten und die Sozialpflichtabgabe zah-len und das Rechte gebieten sowie das Verwerfliche verbieten..." (Qurʾān, Surah 22, Vers 41)
Zu dem, was die Bedeutung dieser Pflicht beweist, gehört auch, dass GOTT sie vorzüglicher als die Anbetung machte, ja sogar des Anbetenden Erlangen einer Belohnung für seine Anbe-tung GOTTes mit dessen Aktivität im Bereich der gesell-schaftlichen Wohltätigkeiten verbindet. So sagt der Erhabene:
„Nichts Gutes ist in vielem ihrer heimlichen Reden - es sei denn, wer zu Almosen oder zum Rechten oder zur Versöhnung unter den Menschen aufruft. Und wer das tut im Trach-ten nach GOTTes Wohlgefallen, dem werden WIR einen gewaltigen Lohn gewähren.“ (Qurʾān, Surah 4, Vers 114)
Der Erhabene verpflichtet ferner die Muslime, zwischen mit-einander Streitenden zu versöhnen,und zwar mit SEINEN Worten:
„Wenn zwei Parteien der Gläubigen sich einander bekämpfen, dann stiftet Heil unter ihnen beiden! Und wenn eine von ihnen beiden gegen die andere gewaltsam Unrecht begeht, so bekämpft die Partei, die gewal-tsam Unrecht begeht, bis sie zu GOTTes Anordnung zurückkehrt. Kehrt sie zurück, dann stiftet Heil unter ihnen beiden nach Gerechtigkeit und handelt gerecht! GOTT liebt für wahr die gerecht Handelnden."
(Qurʾān, Surah 49, Vers 9)
Und diese Arbeit gehört zum Hauptanliegen des Gebietens des Rechten und des Verbietens des Verwerflichen.
Aus dem Erwähnten wird klar, dass die Daʿwah zu GOTT eine Haupt-grundlage
im Islam
darstellt. An ihr zeigt sich nur uninteressiert
und ihre Ausführung unterlässt nur, wessen Glaube in seinem Herzen in
Folge des Versinkens in den Meeren des Materiellen, deren Wogen ihn von der
Küste der Sicherheit entfernen, schwach wurde:
„Und wer ist besser hinsichtlich
des Redens als derjenige, der zu GOTT einladend aufruft und Rechtschaffenes tut
und sagt: „Für wahr, ich bin einer der ergebenen Bekenner.“
(Qurʾān, Surah 41, Vers 33)
Es sind zahlreiche Ḥadīṯe überliefert, die bestätigen, was im ehrwürdigen Qurʾān von der Pflicht, das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten, steht und die Muslime vor der Vernachlässigung dieser Pflicht in ihrem Leben warnen. Über Abu Bakr Aṣ-Ṣiddīq (GOTT möge an ihm Wohl-gefallen haben!) wird berichtet, dass er in einer von ihm gehaltenen Anspra-che sagte: „O Leute! Für wahr, ihr lest folgenden Vers und interpretiert ihn im Gegensatz zu seiner Interpretation:
„O ihr, die glauben! Ihr obliegt euch selbst! Es fügt euch keinen Schaden zu, wer irregeht, sofern ihr rechtgeleitet seid“
(Qurʾān, Surah 5, Vers 105)
Ich, Abu Bakr, habe den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schen-ke ihm Heil!) sagen hören: „Es existiert kein Volk, das Sünden begeht und in dem es jemanden gibt, der ihm dies zu verargen in der Lage ist, dies jedoch nicht tut, ohne dass wenig daran fehlt, dass GOTT dieses Volk allgemein mit einer Strafe von IHM belegt.“ Und es wird über Abu Ṯaʿlabah Al-Ḫašnī beri-chtet, dass er den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) nach der Interpretation der Worte des Erhabenen „Es fügt euch keinen Schaden zu, wer irregeht, sofern ihr rechtgeleitet seid“ gefragt und der Gesandte geantwortet habe: „O Abā Ṯaʿlabah! Gebiete das Rechte und verbiete das Verwerfliche! Wenn du jemanden siehst, der einer Gier ergeben ist oder einer Leidenschaft folgt oder von der Welt beeindruckt ist oder jemanden, der eine Ansicht vertritt und diese seine Meinung bewundert, dann beschäftige dich mit dir selbst und lass die breite Masse!“
In der Sunnah steht geschrieben, welchen Nutzen es hat, dass jedes Volk Schicksalsschläge heimsuchen, wenn es dieses Islmische Prinzip leugnet und unbeachtet lässt. Der Prophet (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: „Ihr sollt gewiss das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten, oder GOTT wird gewiss auf euch die schlechten Leute unter euch hetzen; dann werden die gute Leute unter euch einladend aufrufen, aber man wird ihnen keine Folge leisten!“
Des Weiteren ist überliefert, dass alle gute Handlungen geringerwertig gegenüber dem Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen sind. Es wird berichtet, dass der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: „Die pietätvollen Handlungen sind gegenüber dem Kampf um GOTTes willen lediglich wie ein Tropfen aus einem unergründ-lich tiefen Meer, und die gesamten pietätvollen Handlungen und der Kampf um GOTTes willen sind gegenüber dem Gebieten des Rechten und dem Verbieten des Verwerflichen lediglich wie ein Tropfen aus einem unergründ-lich tiefen Meer.“ Abu ʿObeidah Ibn Al-Ğarrāḥ sagte: „Ich fragte: ‚O Gesan-dter GOTTes! Welcher Märtyrer ist vornehmer bei GOTT, dem Hocherhabe-nen?‘“ Der Prophet antwortete: „Ein Mann ging zu einem despotischen Herr-scher und gebot ihm das Rechte und verbot ihm das Verwerfliche. Da tötete der Herrscher ihn. Hätte er ihn indes nicht getötet, wäre danach nichts Negati-ves über den Mann in dessen Lebensbuch geschrieben worden, solange er auch gelebt hätte.“ Und Al-Ḥasan Al-Baṣrī sagte: „Der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: ‚Der beste Märtyrer in mei-nem Volk ist ein Mann, der zu einem despotischen führenden Mann geht und ihm das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet, wonach ihn der füh-rende Mann deswegen tötet. Jener ist ein Märtyrer, und sein Rang im Para-dies liegt zwischen ÍḤamzah und Ğaʿfar.‘“
Ob der enormen Bedeutung dieser Arbeit und der Erhabenheit ihres Ran-ges unter allen Aktivitäten des Menschen in dessen Leben verzeiht GOTT, was man dabei an kleinen Fehlern macht. Der Gesandte GOTTes (GOTT seg-ne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: „Hütet euch vor dem Sitzen auf den Straßen!“ Sie erwiderten: „Wir brauchen das unbedingt. Es bildet unser gesellschaftliches Beisammensein, bei dem wir uns miteinander unterhalten.“ Er sagte: „Wenn ihr das ablehnt, gebt der Straße ihr Recht!“ Sie fragten: „Und worin besteht das Recht der Straße?“ Er antwortete: „Das Senken des Blickes und das Absehen von Belästigungen sowie die Erwiderung des Grußes und das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen.“
Die Muslime entsprachen dem, was der ehrwürdige Qurʾān gebietet und was die prophetischen Ḥadīṯen bekräftigen. Sie nahmen also ihre Religion und fuhren mit ihr in die fernsten Gebiete der Erde, um zu GOTT einladend aufzurufen, das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten. Ihre Tätigkeit breitete sich vom Norden der Erde bis zu ihrem Süden und von ihrem Osten bis zu ihrem Westen aus, so dass die Gruppen der einladend Aufrufenden China und Russland erreichten und sie beim einladenden Aufrufen der Leute zu GOTT aktiv wahren. So nahmen viele Menschen die Religion GOTTes an und so sehen wir jetzt Muslime an jedem Ort auf dem Erdenrund, so dass es jetzt für den Islam Anhänger in Amerika, Australien, Japan, Sibirien und auf den meisten in den Meeren und Ozeanen der Welt verstreuten Inseln gibt. Und das geschah nur durch die Anstrengungen der einladend Aufrufenden und deren Aufopfe-rung im Dienste der Ausbreitung des Islam.
Wenn der Ausdruck im ehrwürdigen Qurʾān über die Pflicht
des einla-denden Aufrufs zu GOTT deutlich vorkommt, steht die Arbeit der
einladend Aufrufenden in Deutlichkeit der Willfährigkeit der Muslimen
gegenüber der Aufforderung GOTTes, des Hocherhabenen, in diesem Bereich in
nichts nach; sie geduldeten sich vielmehr und wetteiferten in Geduld bei ihrer
Arbeit und nahmen sich ein Beispiel am Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und
schenke ihm Heil!) und folgten dessen Vorgehensweise beim einla-denden Aufrufen
zu GOTT als eine Verwirk-lichung der Worte GOTTes, des Erhabenen:
„Ihr habt im Gesandten GOTTes gewiss ein schönes Vor-bild für den, der auf GOTT und den Jüngsten Tag hofft und GOTTes viel gedenkt.“
(Qurʾān, Surah 33, Vers 21)
Sie gaben das höchste Beispiel im Bereich des einladenden Aufrufens
inso-fern als sie ihm ihr Leben widmeten sowie um seinetwillen die
Annehmlich-keiten des Lebens opferten und auf vieles vom Lebenswohlstand
verzichteten – im Wunsche nach Erlangen der Belohnung GOTTes für ihre Arbeit in
einem Bereich, der der ehrenhafteste Bereich menschlichen Wirkens ist. Und Das
ist der einladende Aufruf zu GOTT. Es ist die Arbeit der Propheten und
Gesandten. Wie glücklich ist der Mensch, wenn er fühlt, dass er das macht, was die, die GOTT unter den Weltbewohnern
ausgewählt hat, gemacht haben. Bei GOTT gehören sie zu den nahestehenden
Vortrefflichen.
Der Begriff des Gebietens des Rechten und des Verbietens
des Verwerf-lichen im Islam beschränkt sich nicht auf eine Ansprache, die den Massen gehalten wird, oder auf einen Unterricht, den sie ihnen erteilen, oder auf
einen gut gemeinten Rat, der von Zeit zu Zeit erteilt wird. Das Rechte um-fasst
vielmehr jede Äußerung oder Handlung, die in Übereinstimmung mit den Texten
der Islamischen
Šarīʿah sowie deren allgemeinen Prinzipen und deren Geist
unternommen werden soll, wie et wah das Annehmen untadeliger
Charaktereigenschaften, das Verzeihen nach Vermögen, die Versöhnung zwi-schen
Streitenden, Das Bevorzugen des Jenseits vor dem Diesseits, die Wohl-tätigkeit
gegenüber den Armen und Bedürftigen, die Gründung von Institu-ten, Waisen- und
Obdachlosenheimen und Krankenhäusern, der Beistand des Unterdrückten, die
Schlichtung zwischen Prozessgegnern beim Urteilen, der Aufruf zur Beratung,
die Demut gegenüber der Meinung der Gemeinschaft und die Ausführung von deren
Willen, das Zahlen öffentlicher Gelder ... sowie andere Tätigkeiten, die zum
Dienst des Individuums und der Gesell-schaft beitragen, so dass das Leben in
Übereinstimmung mit der Ordnung der Islamischen Gesetzgebung läuft.
Das Verwerfliche hingegen, dessen Bekämpfung Pflicht ist,
ist jede Widerspenstigkeit, die die
Islamische Šarīʿah
verbietet, wobei es gleich ist, ob sie von jemandem ausgeführt wird, der zur
Einhaltung der religiösen Vor-schriften verpflichtet ist, oder von jemandem, der
zur Einhaltung der reli-giösen Vorschriften nicht verpflichtet ist.. Wer also
einen Knaben oder einen Irren ein alkoholisches Getränk trinken sieht, muss es
ihm verbieten und dessen alkoholisches Getränk wegschütten lassen sowie die
Maßnahmen ergreifen, die jenem bei dessen Erziehung und beim Abbringen von der
Widerspenstigkeit gegen GOTT helfen. Wenn derjenige, der sich diese
Widerspenstigkeit zu Schulden kommen lässt, indes ein Rechtsfähiger ist, soll er
durch das abgehalten werden, was den
Umständen und der Art der von ihm begangenen Widerspenstigkeit entsprechend am
besten passt. Vielleicht besteht das Abhalten aus Worten wie etwa das Verbieten
des Trinkens alko-holischer Getränke. Vielleicht besteht es aber auch aus einer
Handlung wie etwa das Wegschü-tten des alkoholischen Getränks oder das
Verhindern seines Trinkens mit Gewalt oder das Ergreifen gesetzlicher Maßnah-men
zu dessen Bestrafung. Wenn es sich um Worte handelt, dann bildet es das
Verbieten des Verwerflichen. Und wenn es aus einer Handlung besteht, dann
bildet es die Umwandlung des Verwerflichen. Wenn es sich in das Stadium der
Ausführung der der Šarīʿah
gemäßen Bestrafung des das Verwerfliche Begehenden verlagert, ist dies ein
Schutz und eine Vorbeugung für die Gesellschaft.
So sind das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen nicht eine Tat für nur eine Einzelperson allein oder einen Beruf einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht. Vielmehr ist jeder Muslim verantwortlich zur Durchführung dieser Tätigkeit verpflichtet, wie seine Position in der Gesell-schaft auch immer aussehen mag. Die Regierung gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche, die Gemeinschaften gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche und auch die Einzelpersonen gebieten das Rechte und verbieten das Ver-werfliche. Und damit bleibt das Gebieten des Guten innerhalb der Gemeinschaft stabil und das Verwerfliche und die Verderbt-heit werden durch das Zusammenwirken von Jugendlichen und Älteren sowie von Herrschern und Beherrschten ausgerottet.
Allerdings ist jede Einzelperson nach deren besten Kräften und innerhalb
der Möglichkeiten deren Stellung in der Gesellschaft zu dieser Angelegenheit
aufgefordert. So liegt der Bereich des Gelehrten im Reden und im gut gemeinten
Rat sowie im Unterrichten der Leute in deren Pflichten und Auf-gaben. Der Herrscher
soll die im Widerspruch zu GOTTes Anweisungen Stehe-nden bestrafen und zwar durch das, was er an Durchsetzungskraft der Ausführung
von Urteilen besitzt. Andere außer
diesen beiden geben mit Wor-ten gute Ratschläge in Dingen, in denen man gute
Ratschläge geben kann. Darüber hinaus muss jeder Muslim – sei es nun ein
Gelehrter oder ein Unwi-ssender, ein Herrschender oder ein Beherrschter – in
seiner Arbeit und in seinem Verhalten eine Daʿwah zu GOTT Darstellen, und zwar
indem er das gute Arbeiten als Pflicht sieht und alles vermeidet, von dem sein
Verstand nichts wissen will und was die Šarīʿah verbietet.
Obwohl die Daʿwah zu GOTT – oder das Gebieten des Rechten und das Verbieten
des Verwerflichen – eine Pflicht für jeden Muslim ist, bedingen die
Rechtsgelehrten aus, dass wer das Rechte gebietet und das Verwerfliche
verbietet ein Rechtsfähiger sein muss, das heißt im Vollbesitz seiner
geisti-gen Kräfte und auf Grund freier
Wahl handelnd, und Dass er an die
Islami-sche Religion glaubt. Einzig und allein dem Muslim ist die Pflicht
auferlegt das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten. Dahingegen
ist der Nicht-Muslim nicht mit dieser Pflicht beauftragt.
Im Bedingen dieser Voraussetzung wird auf die volle
Freiheit für den Nicht-Muslim Rücksicht genommen ihn glauben zu lassen, was er will, sowie auf dessen Schutz vor dem
Zwang zur Annahme dessen, was seiner
Religion zuwiderläuft. In das Gebieten des Guten und das Verbieten des
Verwerflichen fließt das Anordnen all dessen ein, was die Šarīʿah auszuüben befieh-lt oder den Leuten zu tun anempfiehlt
wie etwa das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt, die Lehre vom Eins-Sein GOTTes
und anderes Und in das Verbieten des Verwerflichen fließt das Verbieten all
dessen ein, was der Šarīʿah an Worten und Hand-lungen zuwiderläuft. So umfasst es
das Verbot der Trinität und der Äußerung, der Messias sei gekreuzigt und
getötet wor-den. Es beinhaltet ferner das Verbot des Mönchslebens, das Trinken
alkoho-lischer Getränke, das Essen von Schweinefleisch und Weiteres, in dem
andere Religionen der Islamischen Šarīʿah zuwiderlaufen. Wenn der Nicht-Muslim mit dem Gebieten
des Rechten und Verbieten des Verwerflichen beauftragt würde, hätte er ja auch
die Pflicht zu sagen, was der Muslim
sagt, und zu glauben, was der Muslim
glaubt. Und er wäre verpflichtet sein religiöses Bekenntnis abzulegen und offen
den Glauben des Islam zu
erklä-ren. Aber das ist der Zwang in der Religion, den die Islamische Šarīʿah auf Grund folgender Worte GOTTes, der Erhabenen,
verbietet:
„Es gibt keinen Z
wahng in der Religion ...“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 256)
Für den Schutz der Glaubensfreiheit wurde also nur dem Muslim diese Pflicht auferlegt und sonst niemandem.
Vom Muslim wird nur dann gefordert, dass er das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet, wenn er in der Lage ist beeinflussend Eindruck in diesem Bereich zu machen. Falls er nicht fähig ist, soll er lediglich mit dem Herzen Anstoß nehmen, das heißt an den Widerspenstigkeiten Anstoß nehmen und das Verhalten der schlechten und unmoralischen Leute auf der Erde missbilligen. sowie keinerlei Beziehung mit dem aufnehmen, der die Erde verheert oder beim Begehen von Widerspenstigkeiten hilft.
Die Pflicht der Daʿwah zu GOTT entfällt für den Muslim nicht nur ob des sinnlichen Unvermögens, sondern es entfällt für jeden diese Pflicht auch ob all dessen, was ihm möglicherweise Schaden zufügt. Wenn er sich et wah vor der Gewalttätigkeit eines Herrschers oder vor der Schädigung eines Tyrannen auf Erden fürchtet und er von dieser Gewalttätigkeit, die zu seinem Verderben führen wird, überzeugt ist, entfällt für ihn diese Pflicht. Auch wer sicher ist, dass sein Gebieten oder Verbieten nutzlos sein und er geschlagen wird, wenn er spricht, soll nicht gebieten oder verbieten. Er soll lediglich die Wider-spenstigkeit hassen, an ihr mit seinem Herzen Anstoß nehmen, die Beziehung mit dem abbrechen, der sie ausübt, und auch nicht zu den Stätten von Wider-spenstigkeiten und von Verwerflichem gehen.
Wer weiß, dass sein Verbieten – wenn er das Verwerfliche verbietet – zu dessen Beseitigung führen wird oder dazmu, dass es beseitigt wird und ihm et was folgt, was sich auf einer niedrigeren Stufe als jenes befindet, muss das Verwerfliche verbieten. Wenn er hingegen sicher ist, dass sein Verbieten des Verwerflichen zu einem anderen Verwerflichen auf derselben Stufe füh-ren wird, steht er vor der Wahl: Wenn er will, verhindert er das Verwerfliche und verbietet es, und wenn er will, lässt er es. Das hängt davon, wozu sein Fleiß[5] führt. Wenn er hingegen weiß, dass sein Beseitigen des Verwer-flichen zu etwas führen wird, was schlechter ist, entfällt für ihn die Pflicht, ja das Verbieten ist ihm sogar nicht erlaubt. Wenn er als Beispiel dazu jemanden ein erlaubtes Getränk, das unrein ist, weil etwas Unsauberes in es gefallen ist, trinken sieht, soll er ihm verbieten dieses Getränk zu sich zu nehmen. Wenn er jedoch weiß, dass diese Person dazu übergehen wird ein alkoholisches Getränk zu trinken, falls er ihn davon abhält dieses Getränk zu sich zu neh-men, dann ist es nutzlos ihm daran zu hindern das Unreine zu trinken und es wegzuschütten, da dies zum Begehren einer höheren Widerspenstigkeit füh-ren wird, nämlich zum Trinken des alkoholischen Getränkes. Es wird berich-tet, dass Ibn Teimijah mit einigen seiner Gefährten zur Zeit der Tataren bei einer Menschenmenge vorbeikam, die alkoholische Getränke trank. Die Gefährten Ibn Taimijas warfen ihnen das Trinken des Alkohols vor, Ibn Teimijah aber wiederum warf seinen Gefährten deren Äußerung vor und sagte zu ihnen: „GOTT hat ja alkoholische Getränke verboten, da sie vom Gedenken GOTTes und vom Gebet abhalten. Und der Alkohol hielt diese Leute vom Töten von Menschenseelen ab, von der Gefangennahme von Nachkommen und vom Wegnehmen des Geldes von Leuten. Lasst sie also und ihre alkoholischen Getränke!“
Vielleicht hängt das Unvermögen nicht von der Furcht vor einem Schaden oder von der Angst vor einer Reaktion mit viel schlechteren Auswirkungen, sondern vom wissenschaftlichen Unvermögen des Muslim ab, dem Verwerfli-chen entgegenzutreten oder die positiven Seiten im Islam im Entgegentreten der fremden Gedanken deutlich zu machen. Wenn er ein einfacher Mensch ist, braucht er nicht das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbie-ten, es sei denn in den Sachen, die beim gemeinen Volk bekannt sind, wie das Trinken alkoholischer Getränke, Unzucht, das Lassen des Gebets, die Dieb-stahl … und andere Sachen, die den Muslimen der breiten Masse nicht unbe-kannt sind. was jedoch darüber hinausgeht, so braucht der einfache Mensch den Zuwiderhandelnden und Unmoralischen nicht entgegenzutreten und zu fürchten, die Leute mit Rechtsgutachten, die keine Grundlage in der Islami-schen Šarīʿah haben, irrezuführen.
Was nun aber den Gebildeten ohne Islamische Bildung betri-fft, so geht er nicht auf die religiösen Problemstellungen ein, es sei denn innerhalb dessen, was er aus Religionsbüchern weiß oder was er sich in guter Weise in seinem Gedächtnis von dem, was er von den Fachgelehrten hört, einprägt. Er braucht nicht auf Grund von Eifer für die Religion und Begeisterung im Bereich der Daʿwah in etwas einzudringen, was er nicht kennt. Möglicherweise ergeben sich daraus Auswirkungen, die die DaYwah mehr schädigen als ihr dienen, insbesondere was im Zusammen-hang steht mit modernen Lebenssystemen mit kulturellen Verwicklungen in ihnen und mit dem, was auf deren Ober-fläche an neu entwickelten Formen und mannigfachen Erscheinungen in allerlei Bereichen treibt.
Darum ist der Jugendliche, der sich nicht auf Religionswissenschaften spezialisiert hat, verpflichtet, seiner Religion zu dienen und seinen Glauben durch die Überlegenheit im Bereich seiner Spezialisierung zu schützen. Ist er Ingenieur, dann ist das, was er dem Islam darbringt, seine Fertigkeit in seiner Arbeit und seine Überlegenheit im Bereich des Ingenieurwesens, damit die Islamische Gesellschaft keine Hilfe von Nicht- Muslimen auf diesem Gebiet braucht. Und genauso verhält es sich mit dem Arzt, dem Buchhalter, dem Ökonom, dem Agronom, usw. Die Stärke der Muslime in diesen Bereichen schützt sie vor dem Fallen in den Einflussbereich von Fremden, die den Muslimen auf diesen Gebieten helfen, die hinsichtlich des modernen Lebens vital geworden sind. Will der Jugendliche dann für sich eine Tätigkeit im Bereich der Daʿwah zu GOTT, so soll das durch sein Verhalten unter seinen Mitarbeitern und durch seine Charakterzüge mit den Kunden und Geschäfts-partnern in seinem Bereich sein, zumal dies Widerhall in deren Seelen findet, der meist die Wirkung einer Ansprache der Prediger und des Unterrichts der Religionswissenschaftler übersteigt.
Wolken
Der Mensch neigt von seiner Natur her dazu, dass er ein Mittelpunkt des
Interesses für die Leute um ihn herum wird. Sie schauen auf ihn bewundernd und
überwältigt, versammeln sich um ihn in Hochachtung, leisten seinen Anordnungen
sich annähernd und mit Beifall aufnehmend Folge und schreiben ihm
Meisterleistungen zu, was seine Stellung
zwischen ihnen stärkt und seinen Einfluss im größeren Kreis in ihrer Gesellschaft
ver-tieft. Deshalb sehen wir viele Leute jeden Weg verfolgen, von dem sie
glauben, dass er sie zu dieser Stellung unter den Leuten führt. Und sie
beschäftigen sich mit sozialen Aktivitäten, durch die sie die Gefühle ihrer
Mitbürger gewinnen und auf deren Ver-stand und deren Gedanken einwirken.
Die Bereiche in den menschlichen Gesellschaften unterschei-den sich –
hinsichtlich des Einflusses auf die Leute – nach der Art der Verbindung der
Leute mit ihnen. Je mehr deren Verbin-dung mit einem Bereich zunimmt, desto
mehr wird dieser Berei-ch ein Mittel zum Erreichen derer Herzen und Sinne. Wenn
seine Auswirkung Allgemeingut wird, dann verbindet sich sein Einflu-ss mit
allen Individuen der Gesellschaft, und er ist für das Errei-chen der
angesehenen Stellung geeigneter und besser als wenn er sich nur auf eine
einzige Gruppe der Gesellschaftsschichten beschränkt; denn wer das Allgemeine zum Thema nimmt, spricht jedes einzelne
Individuum des Volkes an. Wer sich jedoch auf ein Problem beschränkt, das nur
eine bestimmte Gruppe intere-ssiert, dessen Wirkung seiner Aktivität in ihr
wird über die, die sich für dieses Problem interessieren, nicht hinausgehen.
Wenn wir aus diesem Blickwinkel das
Interesse der Leute betrachten, finden wir, dass die häufigsten Fragenbereiche,
die mit ihnen verknüpft sind, folgende sind: die Politik und die Religion. Denn
jeden Menschen, der unter den Einfluss politischer Beschlüsse gerät, treffen
deren Ergebnisse: Sind ihre Ergebnisse gut, ist auch die Wirkung gut; und sind
sie schlecht, ist die Wirkung ebenfalls schlecht. Sein praktisches,
wirtschaftliches und sozia-les Leben wird durch sie beeinflusst, sei es nun
durch direkte oder indirekte Weise. Somit hängt seine Lebensordnung von der Art
und Methode des politischen Systems ab, unter dem er lebt. So interessiert sich
jedes Individuum in der Gesellschaft für diesen Aspekt entsprechend der
jeweiligen Verschiedenheit zwi-schen ihnen.
Deshalb finden wir, dass jeder, der
sich um das Erreichen einer
angesehenen Stellung in der Gesellschaft bemüht, wobei die Leute sich um ihn
scharen, sich in diese Richtung bewegt – das gilt auch für den, der nach Macht
und Herrschaft strebt. Man sieht ihn über die verschiedensten Themen sprechen,
die in Verbindung mit Herrschaft;
Politik, Wirtschaft, Verfassungs-organen, Parteiorganisationen u.a.
stehen, was ihm einen Nim-bus verleiht,
der die Leute zu ihm lockt und um ihn sammelt. Weil dieser Bereich für alle
Menschen verführerisch ist, macht von ihm jeder Gebrauch, der sich nach dem
Thron der Macht den Hals verrenkt, und dringt jeder in ihn ein, der einen Rang
unter seinen Gefährten begehrt. Und so sehen wir die stattliche Menge der
Redner in der Politik und hören wir die große Viel-zahl von Meinungen zu den
meisten komplizierten Problemen – kompliziert sogar für diejenigen, die in
diesem Bereich lernten und sich darauf spezialisierten.
Das Gespräch über Politik und Rechtsgutachten dazu insgesa-mt ist erlaubt
für jeden, der das will, und eine offene Arena für jeden, der sich das anmaßt.
Es gibt hierbei keinen Unterschied zwischen einem unwissenden Ungebildeten und
einem glänzen-den Spezialisten der Kenntnis politischer Theorien und interna-tionaler
Gegebenheiten, die einen Einfluss auf den Lauf von Ereignissen und auf das
Fassen von Beschlüssen haben. Dieses Phänomen bestätigt die Wahrheit
dessen, der behauptet: Es gibt zwei Bereiche, von denen jeder – sei er nun ein Ungebildeter oder ein
Universitätsprofessor – behauptet, dass er in ihnen ein Experte sei, nämlich
die Politik und die Religion. Jeder Mensch unternimmt – wenn sich ihm eine
Gelegenheit dazu bietet – ein Gespräch über Religion und Politik, auch wenn er
ein A nicht von einem B unterscheiden kann, da es sich um zwei Bereiche
handelt, die vom Leben eines jeden Menschen abhängen. Wer ein breites Publikum
gewinnen will, soll sich mit Politik oder Religion beschäftigen.
Die Religion ist der zweite Bereich, der alle
Leute dazu veran-lasst, darüber zu sprechen – nicht als ein Verlangen nach
Erlan-gen einer weltlichen angesehenen Stellung, sondern als eine Bef-riedigung
des religiösen Gefühls und als ein Bekunden – oder eine Vortäuschung von Merkmalen der GOTTesfurcht. Wer sich dem
Gespräch über religiöse Dinge zuwendet, dessen Wunsch ist es – meistens –, dass
die Leute von ihm wissen, dass er eine gute Verbindung zu GOTT hat. Er hält die
Erfüllung seiner religiösen Pflichten ein und meidet die verbotenen Dinge, die
im ehrwürdi-gen Qurʾān stehen. Die Unterhaltung über diese Themen ist eine
Bestätigung für die Leute, dass er religiös und fromm ist und deshalb auf
religiöse Themen eingeht. Er gibt oft ein Rechtsgut-achten in den heikelsten
Fragen ab und insistiert auf einer Mei-nung zu etwas, in dem die
Rechtsgelehrten unterschiedlicher
Meinung sind, was eine schlechte
Auswirkung auf das Verhal-ten der Leute und deren Beziehung zur religiösen
Seite hat. Zu den Merkmalen dieses Phänomens gehört, was wir von Jugend-lichen sehen und hören,
die keine Verbindung zu religiösen Stu-dien haben. Sie verbreiten an Meinungen
und Belehrungen im Namen des Islam, was weit entfernt vom Geist des Islam und dessen Lehre ist. Sie
glauben, dass sie damit der Islamischen
Daʿwah einen Dienst leisten. In Wirklichkeit stellen sie jedoch den Islam in einer Form dar, die viel
Abneigung bei menschli-chen Gesellschaften wie auch bei Individuen gegen die
Religion bewirkt, was wiederum deren
Verhalten zu einem Werkzeug der Abneigung gegen den Islam macht und nicht zu einer
Methode der Daʿwah zu GOTT. Und das nur deshalb, weil sie unfähig sind die wahren Sachverhalte der Religion und deren
Gesetzes-wissenschaft zu verstehen. Aus diesem Grund soll ihnen keine Erlaubnis
zum Eingehen auf die Auslegung religiöser Texte gegeben werden, denn was sich aus ihrem Eingehen auf das, wovon
sie keine Ahnung haben, an Fehlerhaftigkeit ergibt, passt nicht zu dem, was sie an geistigem Einfluss auf die
Gesellschaft bewirken. Sie verderben mehr als sie reformieren.
Wenn es auch jedem Menschen erlaubt ist über
Politik zu sprechen – da es kein Gesetz gibt, das dies verbietet –, so ist es
doch seitens der Religion verboten, dass jemand in der Religion über etwas
spricht, wovon er keine Ahnung hat, weil das ihn in die Bestrafungssphäre
GOTTes führt. Es steht im ehrwürdigen Qurʾān,
was dem religiösen Menschen verboten ist, dass er auf Bereiche, die er
nicht kennt, nicht eingeht. Wenn es jedoch notwendig ist, dann muss man
der Wahrheit in den Dingen, über die man
spricht, verpflichtet sein und darf eine Erklärung nur zu dem, was man weiß, abgeben. Der Erhabene sagt:
“Und es folgen die meisten von
ihnen nur einer Vermu-tung. Für wahr, die Vermutung nutzt nichts gegenüber
der wahrheit.” (Qurʾān,
Surah 10,Vers 36)
Und ER sagt:
“Und kleidet nicht die Wahrheit in
Lüge …”
(Qurʾān, Surah 2, Vers 42)
Und ER sagt:
“Heute wird euch mit der Pein der Schmach
vergolten für das, was ihr über GOTT an
Unwahrem zu reden pflegtet “
(Qurʾān, Surah 6, Vers 93)
Und ER sagt:
“Und befasse dich mit nichts,
wovon du kein Wissen hast! Für wahhr, das Ohr, das Auge und das Herz - all jene wer-den dafür zur Rechenschaft
gezogen.” (Qurʾān, Surah 17, Vers 36)
Die Verantwortung des Muslim für alles, über was er in reli-giösen Angelegenheiten
spricht, ist groß, weil ein Fehler darin nicht wie ein Fehler im Politikbereich
ist. Wenn es auch in der Politik Raum zum Beheben von Fehlern geben mag oder
für das Nichtvorhandensein eines klar erscheinenden Fehlers bei der
Unterhaltung über sie oder für das Fehlen des Gewissens, das seinen Besitzer
tadelt, wenn dieser weiß, dass er ein Fehler macht, so sind die Fehler im
Bereich der Religion verschieden, zumal der Mensch in religiösen Dingen große
Scham und Gewi-ssensbisse fühlt, wenn ihm klar wird, dass er eine Meinung
abgibt, die der Lehre des Islam nicht
entspricht. Denn die Stel-lung des Glaubens bei ihm treibt ihn dazu an darauf
bedacht zu sein, nicht gegen diesen auf irgendeine Art durch etwas Schle-chtes
zu verstoßen. Und der Glaube selbst hat ihn zum Versuch angetrieben, über ihn
zu sprechen in dem Glauben, dass er sich dadurch GOTT nähert.
Somit soll der Muslim sich nicht von seinen
Gefühlen leiten lassen und über religiöse Dinge sprechen, von denen er keine
Ahnung hat, damit er kein Opfer der Gewissensbisse wird, wenn sich bei ihm ein
Fehler zeigt, und jene Stärke zementiert, die seinem religiösen Einsatz
dem Islam in seinem Arbeitsbereich
einen Dienst zu erweisen entspringt, wobei er das Gespräch über den Glauben und
die Šcharīʿah mit
ihren Teilgebieten und Details den Fachleuten überlässt, die das Reden darüber
beherr-schen – durch das Wissen, Das sie
im Fiqh des Qurʾān und der Sunnah erlangt haben.
Wenn die Stellung des Menschen in diesem Leben es
ihm auch erlaubt sich in die Welt der Politik zu stürzen und sich in ihr frei
zu bewegen, soll er doch seinen inneren Trotz bändigen und dem Reden auf dem
Gebiet der Religion nicht freien Lauf lassen, außer wenn er in Kenntnis und
sich im Klaren darüber ist, was er sagt.
Und demgemäß gibt es niemanden, dem es gestattet
ist das Ermahnen und Leiten auszuüben, außer dem für diese Aufgabe
wissenschaftlich Qualifizierten. Somit kann man das verstehen, was einige Rechtsgelehrte für den, der das
Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet, ausbedingten, dass nämlich ein
Imām oder
Herrscher ihm dies erlaubt. Sie beweisen das damit, dass der Imam in der Lage
ist jemanden auszuwählen, der diesen Beruf gut ausübt. Und sie meinen damit,
dass mit dieser Aufgebe einen wissenschaftlich Qualifizierten betraut, damit
nichts gesch-ieht, was ob des
Eindringens des in diesem Bereich nicht Quali-fizierten zu Verderbtheit und
Aufruhr führt, indem sie nämlich – in ihrer Unkenntnis der Bestimmungen – durch
ihr äußerst widersprüchliches Gerede, das sich auf keinerlei Beweise stützt, zu
keinerlei Weisheit führt oder Lebensrespektive Glaubens-interessen darlegt,
Unruhe unter den Leuten verbreiten und in deren Herzen Ratlosigkeit ausstreuen.
Vollkommene Redefreiheit für alle Leute im
religiösen Bereich hat böse Folgen im Bereich der Daʿwah zu GOTT. Wenn sie auch
in mancherlei Hinsicht gute Auswirkungen in der Gesellschaft hat, entstehen aus
ihr doch Wolken, die die Tolera-nz des
Islams
verdecken und dessen Wirksamkeit auf die mode-rnen Wissenschaftsdisziplinen
sowie die Möglichkeiten der Beteiligung dessen, der sich beim Aufbau der
modernen Kultur mit all ihren Teilgebieten an ihn hält, den Blicken der Nicht-
Muslime – und auch vieler Muslime –
entziehen, was die Schu-ltern des
einladend Aufrufenden beim Entgegentreten der gedan-klichen Strömung belastet,
die dem Islam Feind sind.
8.Woche
Verhalten des einladend Aufrufenden
Die Mehrheit der Rechtsgelehrten meint, dass die
Arbeit des einladend Aufrufenden sich nicht nur auf eine Erlaubnis von einer
führenden Persönlichkeit oder einem Herrscher beschränkt, sondern dass jeder,
der in sich selbst die Fähigkeit findet diese Aufgabe in einer Weise zu verrichten, die dem IslÁm dient, die Daʿwah zu GOTT
leisten muss ohne eine Erlaubnis von irgendeinem Menschen oder irgendeiner
Behörde zu erhalten, weil die Texte, die im ehrwürdigen QurXÁn über
das Gebieten des Rechten und Verbieten des Verwerflichen stehen, jeden Muslim
verpflichten diesen Auftrag durchzuführen, sofern er wissenschaftlich, vom
Milieu her und seelisch fähig ist. Ja, die Lehren des IslÁm besagen sogar, dass jeder,
der etwas Verwerf-liches sieht und dazu schweigt, als Widerspenstiger angesehen
wird, weil sie ihn verpflichten, das Verwerfliche, wo und wie auch immer er es
sieht, zu verbieten.
Wenn ein Imam bestimmte Männer ausersieht,
die DaYwah
zu GOTT durchzuführen, da sie über Wissen und Kenntnisse verfügen, dann
bedeutet dies nicht den Wegfall der Verpflich-tung zum Gebieten des Rechten und
Verbieten des Verwerfli-chen für den, der fähig ist das zu tun und dem der Imam dafür
keine Erlaubnis gegeben oder ihn nicht mit diesem Amt betreute. Die
Wissenschaftler, die die Erlaubnis des Gelehrten dazu ausbe-dingen, meinen mit
dieser Bedingung lediglich das Organisieren des Gebietens des Rechten und
Verbietens des Verwerflichen, damit es in diesem Bereich kein Chaos gibt oder
dieses Erschei-nungsbild ob der Beschäftigung der Leute mit den Angelegen-heiten
ihres Lebens und ob des Bemühens um ihren Lebens-unterhalt vor der Islamischen Gesellschaft verborgen
wird. Und sie meinen mit dieser Bedingung auch nicht das Verbot der Daʿwah für
den, der innerhalb der Grenzen seiner Fähigkeit keine Erlaubnis hat. So bringt
er sich selbst nicht in eine Posi-tion, in der er diese Aufgabe nicht in einer
Weise, die dem Islam dient, durchführen kann; denn
wenn sein Unvermögen sichtbar wird, kehrt sich das Ergebnis vielleicht in das
Gegenteil dessen um, was er will
und was er im Dienst für den Islam und als Beitrag zur
Ausbreitung seiner Lehren wünscht.
Wer sich mit dem Gebieten des Rechten und dem
Verbieten des Verwerflichen auseinandersetzen will, soll sich an die Besti-mmungen
GOTTes halten und den Leuten keine Ratschläge erteilen und er ist zugleich
selbst weit von dem, was er von ihnen
fordert zu tun, entfernt oder ihnen
nichts Verwerfliches verbieten und sein Verhalten spricht zugleich dafür, dass
er sich selbst jenem nicht entzieht. Der Erhabene sagt:
“Gebietet ihr den Leuten
Frömmigkeit und vergesst euch selbst?…” (Qurʾān, Surah 2, Vers 44)
Und ER sagt:
“O ihr, die glauben! warum sagt ihr, was ihr nicht tut? Groß ist der Abscheu bei
GOTT, dass ihr sagt, was ihr nicht tut.” (Qurʾān, Surah 61, Verse 2-3)
Es gibt keinen Zweifel daran, dass das
Rechtleiten der ande-ren ein Teilgebiet des eigenen Rechtgeleitetseins und die
Verbe-sserung der anderen ein Teilgebiet der eigenen Geradlinigkeit ist und
dass derjenige, der fähig ist sich selbst zu verbessern, am meisten dazu fähig
ist die anderen zu verbessern.
Mālik Ibn Dīnhr sagte: „Wenn der Gelehrte mit seinem Wissen nicht
arbeitet, entfernt sich seine Mahnrede von den Herzen wie sich die Tropfen vom
Safā ( =
Stein ) entfernen.“ Wer zum Bemühen um Tugendhaftigkeit anspornt und sie selbst
nicht hat oder gebietet von Untugend Abstand
zu nehmen und selbst damit verseucht ist, dessen Rede erntet nur Entgegnung und
erfährt nur Abkehr und Nichtberücksichtigung. Er wird viel-mehr zum Anlass von
Ratlosigkeit einfacher Menschen und nach Meinung der Verständigen zum
Gegenstand des Spottes. Wer etwas zu sich nimmt und den Leuten sagt „Nehmt das nicht zu euch, denn es handelt
sich um ein tödliches Gift“, über den
machen sich die Leute lustig, und sie verspotten ihn und ziehen ihn in seiner
Religion, in seinem Wissen und in seiner Frömmig-keit in Zweifel, und ihr
Streben nach dem, was er ihnen verbo-ten
hat, nimmt zu. So sagen sie etwa: „Wenn es die beste Sache wäre, würde er es
für sich in Anspruch nehmen.“ Das gleiche gilt für den einladend Aufrufenden,
wenn sein Handeln von seinem Reden verschieden ist.
Das Verhalten des einladend Aufrufenden gehört zu
den Hauptfaktoren des Erfolges in seiner Daʿwah, weil die Erziehung und die
Verfeinerung der Seelen auf einem rechtschaffenen Vor-bild und gutem Beispiel
beruhen. Es ist somit undenkbar, dass in der Seele des Eingeladenen etwas
geschieht, was es im Verhal-ten des
einladend Aufrufenden nicht gibt. Wenn sich sein Han-deln auf bloßes Reden
beschränkt und ohne praktische Anwen-dung in sich selbst ist, hat seine Daʿwah
keinen Anteil am Erfo-lg. Sein Beispiel ist wie das eines Halmes und des
Schattens: Wie es undenkbar ist, dass der Schatten gerade wird, solange der
Stengel krumm ist, ist es auch undenkbar, dass die Eingeladenen gerade werden,
wenn der einladend Aufrufende in seinem Verhalten nicht gerade ist, und dass
das, was er sagt, verbindlich ist. Ḥuǧǧattu-l-
Islam Al-Ġazālī (GOTT
erbarme SICH seiner!) sagte in dem, was
er an Abu Ḥāmid Ibn
Salāmah in
Mossul schrieb: „ was aber das ermahnende Predigen betrifft, sehe ich, dass ich
selbst dafür nicht qualifiziert bin, da das ermahnende Predigen eine
Sozialpflichtabgabe ist und dessen Erhebungs-grenze (=Das Mindestvermögen,
dessen Besits zur Entrichtung der Zakāt-Steuer) liegt darin, dass man
sich Ermahnungen zu Herzen nimmt. Wer nun aber nichts an Erhebungsgrenze hat,
wie kann er dann die Sozialpflichtabgabe bezahlen? Und wer das Licht verloren
hat, wie kann er einen anderen damit erleuchten? Und wann wird der Schatten gerade, solange der
Halm krumm ist?“
Deshalb sagte der Dichter in diesem Zusammenhang:
Verbiete keine Charaktereigenschaft und du treibst das Gleiche!
Eine Schande für dich, wenn du das machst!
Fang mit deiner Seele an und verbiete ihr deren
Fehlgehen!
Wenn sie damit aufhört, dann bist du ein Weiser!
Denn es gibt jemanden, der hört, was
du sagst, und rächt sich
An den Worten von dir, und die Lehre wird
nützlich.
Es gibt Ḥadīṯe, die den vor schmerzlicher
Strafe warnen, der den Leuten mahnend
predigt und sich selbst die Ermahnungen nicht zu Herzen nimmt. Über Usāmah Ibn
Zaid Ibn Ḥāriṯah
(GOTT möge an ihnen beiden Wohlgefallen haben!) wird berichtet, dass er sagte:
„Ich habe den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagen
hören: „Jemand wird am Jüngsten Tag gebracht und in die Hölle geworfen wer-den.
Dann wird sein Mageninhalt ausgegossen. Er wird darum herumgeführt wie der Esel
um die Mühle herumgeführt wird. Dann werden die Leute der Hölle ihn fragen: „O,
Soundso! was ist mit dir? Pflegtest du
nicht das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten?“ Darauf wird er
antworten: „Ich pfle-gte das Rechte zu gebieten und es nicht zu tun sowie das
Ver-werfliche zu verbieten und es zu tun.“
Kurz gesagt: Die verantwortliche Person soll aus
wissenscha-ftlicher Sicht Leute heranbilden und sie mit der Durchführung von
Aufgaben der Daʿwah verpflichten. Dieses Vorgehen ersetzt nicht die
Verpflichtung zur Daʿwah für die anderen
Muslime. Wer dazu in der Lage ist, muss die Daʿwah durchführen. Des
Weiteren soll der einladend Aufrufende sich selbst zu gutem Verhalten
verpflichten, denn sonst hat seine Daʿwah eine schle-chte Auswirkung auf die
Allgemeinheit und auf den, der die Anhänger anderer Religionen zum Islam einladend aufruft.
9. und 10. Woche
Die Methoden der Daʿwah
Der ehrwürdige Qurʾān legt drei Hauptmethoden für
die Daʿwah zu GOTT fest und bestimmt für jede Methode deren Verfahrensweise,
die der Rufer verfolgen soll, wenn er
für seine Aktivität in diesem Bereich eine gute Auswirkung und ein akze-ptables
Echo will. Wer zu GOTT aufrufen will, für den ist es nicht möglich, dass er
seine Pflicht auf diesem Gebiet bestmög-lich erfüllt, ohne dass er über Möglichkeiten
verfügt, die ihn für die Kenntnis jeder Methode qualifizieren, und jene
verschiede-nen Kenntnisse und Geistesbildungen besitzt, die ihm helfen
Eingeladene zu überzeugen und sich deren Gefühle und Empfin-dungen anzueignen.
Dies geschieht durch seine Beweise, seine Argumente, seine interessante
Darstellung und seine Behandlung der Themen, die den ihn umgebenden Umständen
und Situatio-nen entsprechen, sowie durch seine Fähigkeit, tief in den Boden
derer einzudringen, die er aufruft, zu vertiefen. Dies geschieht durch das
Verstehen ihrer Probleme, das Interesse an ihren Ge-wohnheiten und Traditionen,
die Vertrautheit mit ihren kulture-llen Hintergründen und das Begreifen
dessen, was sie sich an ideologischen
Dogmen und Glaubensrichtungen zu Eigen gemacht haben.
Worin bestehen nun diese Methoden? Und was ist vom einla-dend Aufrufenden erwünscht
zu tun, damit er vorbereitet ist, den Weg seines Rechtleitens zu gehen?
GOTT, der Hocherhabene, erwähnte diese Methoden
in einem einzigen Vers. Es handelt sich um die Worte des Erhabenen:
„Rufe auf zum Wege deines Herrn
mit Weisheit und sich geziemender Ermahnung und diskutiere mit ihnen in jener
Weise, die die beste ist!...“ (Qurʾān, Surah 16, Vers 125)
Die Kommentatoren interpretieren den Vers, dass
mit Weis-heit hier Qurʾān und Sunnah gemeint und mit sich geziemender Ermahnung
das beabsichtigt sei, was in beiden an
Hinderungs-gründen und Konflikten steht. Da wird den Menschen berichtet, und
sie nehmen sich in Acht vor der Macht GOTTes, des Erha-benen. was aber das Dialog in jener Weise, die die
beste ist betrifft, so wird dazu gesagt: Wer von den Eingeladenen einen Dialog
und eine Diskussion braucht, dann soll dies in einer guten Art und Weise
geschehen: mittels Nachsicht, Milde und freundli-chen Ansprechens.
Ich meine allerdings, dass mit Weisheit gemeint
ist, dass sie eine Art und Weise des Stils des einladend Aufrufenden hinsich-tlich
derer, die zur Annahme des Islam aufgerufen
werden: Jene werden zum Weg GOTTes mit einem intellektuellen Stil aufge-rufen.
Man zitiert keinen Qurʾān-Vers oder Ḥadīṯe an, weil die Aufgerufenen an diesen Beweis noch
nicht glauben; vielmehr wird ihr Denken zu kosmischen Zeichen hingeführt, die die
Existenz GOTTes und DESSEN Eins-Sein beweisen. Es werden ihnen Systeme und
Lehren angeführt, die ihnen die Notwendig-keit dieser Religion für das Leben
der Individuen sowie die Verpflichtung derer Bestimmungen und Lehren für die
Gesell-schaft darlegen – wenn die Leute ein soziales Leben wollen, das frei ist
von menschlicher Altersschwäche und weit entfernt von den Erkrankungen, die
Gesellschaften zerstören wie Egoismus, Aggressivität, Anbeten des Materiellen,
Eintauchen in Begierden und zerstörerische Vergnügungen bis auf den Grund und
das Stürzen in Seuchengefilde, die das Leben der Individuen und der
Gesellschaften ruinieren.
Es ist bekannt, dass die Kulturstufe der
Eingeladenen es dem einladend Aufrufenden zur Pflicht macht den entsprechenden
Weg zu beschreiten und sich an einen Stil, den die Hörenden verstehen, zu
halten. Wenn sie auf einem hohen Bildungsniveau stehen, soll er sich mit seinen
rationalen Beweisen auf ihr Niveau begeben, damit seine Worte auf ihre Seelen
einwirken und seine Beweise in ihrem Verstand auf zustimmende Aufna-hme stoßen.
Befinden sie sich auf einem mittleren Bildungs-niveau, soll er sich an sie mit
etwas wenden, was sie verstehen, und sie
mit einem ihren kulturellen Sinnen entsprechenden Stil einladend aufrufen. Es gibt im ehrwürdigen
Qurʾān mannigfache Formen für diese Methode. GOTT, der Erhabene, gebietet das
Betrachten der Geschöpfe und das Nachdenken darüber, was diese an verborgenen Hintergründen der
Erschaffung und an Erstaunlichem der Exaktheit und vorzüglichen Vollendung
haben. So sagt der Erhabene:
“Und zu SEINEN Zeichen gehören die Erschaffung
der Himmel und der Erde und die Verschiedenartigkeit eurer Sprachen und eurer
Farben. Für wahr, hierin sind gewiss Zeichen für die Wissenden.” (Qurʾān, Surah 30, Vers 22)
Und ER sagt:
“So soll denn der Mensch betrachten, woraus er
erschaf-fen wurde. Erschaffen wurde er aus einem sich kräftig ergie-ßenden Wasser, das zwischen den Lenden und den Brust-wirbeln
hervorkommt.” (Qurʾān, Surah 86, Verse 5-7)
Es gibt keinen Zweifel daran, dass dies sich an den richtet, der mit seinem
geistigen Vermögen zur Präzision der Erschaffung im Kosmos und zum Wunder der
Schöpfung im Menschen gela-ngen kann, weil er sich möglicherweise mittels
dieser Beweise zum Glauben an den majestätisch hoch erhabenen Schöpfer füh-ren
lässt.
An anderen Vers richtet der erhabene GOTT im Qurʾān seine Rede an
diejenigen, dessen Ausbildung knapp ist . ER sagt:
“O ihr Menschen, eine weise Lehre ist erteilt,
so hört dar-auf: Für wahr, diejenigen, die ihr statt GOTTes anruft, werden
keine Fliege erschaffen, und wenn sie dazu zusam-menkämen. Und wenn die Fliege
ihnen et was entwendete, retteten sie es nicht vor ihr. Schwach sind der
Bittende und der Gebetene. Sie wertschätzen GOTT nicht SEINEM Wert gemäß; für
wahr, GOTT ist stark, allmächtig.”
(Qurʾān, Surah 22, Vers 73-74)
Und ER sagt weiterhin:
“Und sie nehmen außer IHM Götter, die nichts
erschaffen und erschaffen werden, und sie vermögen weder einen Scha-den für
sich noch einen Nutzen und sie beherrschen weder Tod noch Leben noch Auferstehung.” (Qurʾān,
Surah 25, Vers 3)
Der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) pflegte mit
jedem Menschen so zu reden, dass dieser in der Lage war zu verstehen, und mit ihm anhand von
Beweisen zu diskutieren, deren Auswirkung auf dessen Seele groß war. Es wird berichtet, dass ein Mann namens
Al-Ḥaṣein unter den Quraiš eine angesehene Stellung hatte. Eines Tages schickten
sie ihn zum Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!), damit er
mit diesem rede, dessen Daʿwah zu
beenden. Als er zum Propheten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) kam, sagte
dieser: „Macht dem Scheich den Platz frei!“ Da sagte Al-Ḥaṣein: „ was ist das, was uns über
dich berichtet wird? Du beschimpfst und erwähnst unsere Götter?“ Der Gesandte
GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) erwiderte: „O, Ḥaṣein! Wie viele Götter betest du an?“ Er antwortete: „Sieben auf der Erde
und einen im Himmel.“ Der Gesandte fragte: „Wenn dir ein Leid widerfährt, wen
rufst du an?“ Er ent-gegnete: „Den, der im Himmel ist.“ Der Gesandte fragte:
„Wenn der Besitz zerstört ist, wen rufst du an?“ Er antwortete: „Den, der im
Himmel ist.“ Der Gesandte sagte: „Er allein erhört dich und du gesellst ihm
andere bei? Werde ein Muslim, und du bist wohlbehalten!“ Da wurde Ḥaṣein Muslim.
Diese Beispiele legen uns klar dar, dass der einladend Aufru-fende bei
denen, die er zum Islam aufruft, eine intellektuelle Methode anwenden und die Lage dessen, den er
aufruft, berück-sichtigen muss. Wenn dessen Kultur hochstehend ist, entwickelt
er seine Beweisführung ihr entsprechend nach oben.. Und wenn sie niedrig ist,
dann soll er seinen Beweis entsprechend dessen Kultur und in Übereinstimmung
mit den Erfordernissen der Umstände und den Gegebenheiten der Situationen
führen, wie es der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) mit
Al-Ḥaṣein gemacht hat. Das ist die beabsichtigte Bedeutung der ersten Methode,
deren Ausdrucksweise im Vers mit den
Worten GOTTes Rufe
auf zum Wege deines Herrn mit Weis-heit … steht. Die Weisheit ist
also das Anwenden der rationalen Beweisführung gegenüber den Eingeladenen – bei
jedem ent-sprechend dessen Lage und dessen Bildungsniveaus.
Die zweite Methode betrifft die Daʿwah
zu GOTT durch das Erinnern der
Muslime an die Wohltaten und Gnadenerweise GOTTes ihnen gegenüber und
durch das Erwecken ihres geisti-gen Bewusstseins und das Anfachen der
Glaubenshitze in ihren Seelen, so dass ihre Herzen ständig am Glauben hängen
und mit dem Sich-Erinnern an GOTT verbunden sind und ihre Glied-maßen den
Grenzen GOTTes verpflichtet bleiben. Dabei helfen ihnen ihr eingehendes Wissen
in ihrer Religion sowie ihre Kenn-tnis in den Bestimmungen ihrer Šarīʿah. Dies ist jedoch nur mög-lich, wenn die einladend
Aufrufenden ihre Pflicht in diesem Bereich erfüllen, also die Leute
unterrichten und sie in deren Religion unterweisen. Das versteht man von den
Worten des Erhabenen und sich geziemender Ermahnung. Das heißt, die Gläubigen –
insbesondere die einladend Aufrufenden unter ihnen – müssen die Pflicht
erfüllen, die Leute die Bestimmungen der Šarīʿah zu
lehren und sie von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, was ihre Herzen weich werden lässt und in
ihren Seelen wirkt, so dass die Tore vor dem Teufel versperrt werden: Dann hat
er keine Möglichkeit, auf die Gläubigen einzuwirken.
Es ist bekannt, dass das Wirken der einladend Aufrufenden in diesem Bereich
ähnlich wie die Arbeit der Ärzte ist. Denn so wie die Ärzte die Kranken heilen
und die Leute die Vorbeugemaß-nahmen für
Krankheiten lehren, so heilen auch die einladend Aufrufenden die
Krankheiten der Seelen und schützen sie durch dem Qurʾān und der Sunnah
entnommene mahnende Lehren, Hinweise und gut gemeinte Ratschläge vor tödlichen
Krank-heiten. Denn nur dadurch werden die Seelen geheilt und nur durch das Hören
und das Bewusstmachen dessen, was im Qurʾān und in der Sunnah steht, werden die
Herzen vor Gefahren sicher. Die Seelen entsagen ihrem Fehlgehen nur durch das
Ermahnen an das, was die Unheilstifter
und Hochmütigen heimgesucht hat. Der Erhabene sagt:
“Und ermahne, denn für wahr, die Ermahnung nutzt
den Gläubigen!”
(Qurʾān, Surah 51, Vers 55)
Das ermahnende Predigen und das anleitende Hinweisen sind die erfolgreiche
Heilbehandlung für das Volk. Eine Bestätigung dessen ist, dass das Volk, in dem
die Prediger und Redner ihre Lehren unter die Leute bringen, entsprechend den
Fähigkeiten dieser Prediger und Redner, die sozialen Krankheiten zu heilen,
lebt und seine Stärke sich festigt und von den Krankheiten immer dann geheilt
wird, wenn die religiöse Strömung ihren richtigen Weg in den Seelen seiner
Bewohner findet. Wenn der Prediger erfahren und der Redner weise ist, kann er
einen der Wege des anleitenden Hinweisens beschreiten, der die Herzen von ihren
Krankheiten heilt, das Gewissen aus seinem Schlaf erweckt, die Seelen vom
Schmutz der Mangel- und Lasterhaftig-keit
reinigt und vor ihnen die zum richtigen vernünftigen Verha-lten
führenden Wege erleuchtet, damit das Volk von seinem sün-digen Fehlgehen
ablässt und zur Grenze der Geradheit zurück-kehrt, und sich in Tugend und
Vollkommenheit zeigt.
Das gehört zur ideellen, anleitend hinweisenden Sicht vom guten mahnenden
Predigen. Eine andere Betrachtungsweise ist die Seite des Lehrens und des
eingehenden Beschäftigens mit der Religion. Es ist Pflicht für die Muslime – in Befolgung der Anordnung GOTTes
den Muslimen mahnend zu predigen –, dass
es unter ihnen eine Gruppe von Rechtsgelehrten in der Reli-gion gibt, die die
Gesetzgebungsbestimmungen kennt und die Leute die Bestimmungen ihrer Religion
sowie die Rechtswissen-schaft ihrer ŠarÐYah lehrt, damit die Leute ihre Anbetung in der richtigen
Form durchführen und sich im klaren über die Bewer-tung der unterschiedlichen
Angelegenheiten des Lebens sind. Dann führen die Stimmen der Unheilstifter sie
nicht in die Irre und die Meinungen der Unwissenden und derjenigen, die Behau-ptungen
aufstellen, lassen sie nicht vom geraden Weg abkom-men.
Es ist notwendig, dass sich eine solche Gruppe in der Islamischen Gesellschaft
befindet, weil sie der Leuchtturm sind, bei dem die Ratlosen Führung suchen,
und die Lampen, mittels deren Licht die nicht Geleiteten rechtgeleitet werden..
Ihre Existenz ist in der Gesellschaft erforderlich. Es ist den Musli-men nicht erlaubt bei der
Bereitstellung dieser auf die Erklärung der Bestimmungen GOTTes und deren
Unterrichten spezialisier-ten Gruppe nachlässig zu sein, sogar wenn sie in
einem Zustand sind, der es jedem einzelnen Muslim auferlegt sich den Verteidi-gern
des Islam auf
dem Schlachtfeld anzuschließen. GOTT bef-reit von dieser Pflicht diejenigen,
die sich dem Studium der religiösen Wissenschaften widmen. Der Erhabene sagt:
“Und es ist nicht an den Gläubigen allesamt
auszurücken. warum also rückt nicht von
jeder Abteilung unter ihnen eine Gruppe aus um in der Religionswissenschaft
bewahndert zu werden und ihre Leute, wenn sie zu ihnen zurückkehren, ermahnen
auf das sie vielleicht auf der Hut seien.”
(Qurʾān, Surah 9, Vers 122)
Denn das Streben nach Wissen in der Religion gehört zu den einwirkenden
Faktoren im Leben der Gesellschaft in deren Heil und Krieg. Hierin zeigt sich
ein rechtschaffener Muslim, der GOTT – als Ergebnis der religiösen Erziehung
der Rechtsgelehr-ten – in seiner Arbeit respektiert und IHN in seinem Umgang
mit den Leuten fürchtet. Eine starke Gesellschaft ist nichts anderes als
Individuen, die in ihrer Arbeit rechtschaffen und in ihrem Verhalten gerade
sind. Immer wenn die Arbeit der
Individuen gut wird, ist das Volk in seinem Schaffen und seinen Leistungen in
allen Bereichen des Lebens stark. Immer wenn das Verhalten der Individuen
aufrecht und deren Leben geradlinig ist, nehmen die Stärke des Volkes und
dessen Macht zu. So kann dessen Feind dessen Struktur nicht erschüttern oder
dessen sozialen Zusammenhalt lockern.Und demgemäß ist die Arbeit des einla-dend
Aufrufenden – sei es nun im Bereich des Lehrens und des Lernens oder im Bereich
des Ermahnens und des Warnens – die
Basis beim Aufbauen eines Volkes. Wer die Errichtung eines starken Volkes
wünscht, darf diesen vitalen Aspekt beim Aufbau nicht unberücksichtigt lassen.
Die dritte Methode im Bereich der Daʿwah
beschreibt GOTT mit SEINEN Worten und diskutiere mit ihnen in jener Weise, die
die beste ist! Vielleicht ist das
geforderte Beste hier das Aus-wählen des guten Wortes, das niemanden schädigt
und nieman-des Ehre verletzt. Möglicherweise ist auch das Verhalten der beste
Weg, der zur Überzeugung des Gegners ohne Ereifern und eventuell zum
Verschleiern der Warheit leitenden Erregung führt und ein Verachten der
Gedanken dessen vermeidet, zu dessen Meinung der einladend Aufrufende im
Widerspruch steht. Er missachtet ihn nicht, verspottet ihn nicht und beschimpft
ihn nicht, solange das Ziel des einladend Aufrufenden im Gelangen zur
Überzeugung derer, die er zum Islam aufruft, besteht. Er muss sie zunächst geneigt machen und ihr Vertrauen
gewinnen, da dies sie veranlasst seine Worte zu hören, seinen Argumenten zu
lauschen und über seine Beweise nachzudenken.
Wenn jedoch die an sie gerichtete Rede grob ist, haben sie eine Antipathie
gegen sie und hören seiner Beweisführung nicht zu. Vom einladend Aufrufenden ist
die Sanftheit in der Rede gefordert, sogar unter denen, die glauben und deren
Seelen mit dem, was er sagt, zufrieden
sind und deren Gliedmaßen sich dem fügen,
was er anordnet. Der Erhabene sagt:
„Und wärest du rauh und harten Herzens gewesen,
hätten sie sich aus deiner Nähe sich zerstreuend entfernt. So verzei-he ihnen
und bitte für sie um Vergebung!“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 159)
Wenn der einladend Aufrufende die Meinung derer, die er zum Islam aufruft, verspottet und
verunglimpft, was sie glau-ben, braucht
er von ihnen nichts zu erwarten außer die Vergel-tung mit Gleichem, weil der
Mensch auf das Verspotten seiner nicht schweigt, selbst wenn er einer niedrigen
Gesellschaftsschi-cht angehört. Er ist auch nicht zufrieden mit der Verhöhnung
seiner Anschauungen, selbst wenn sie vernünftigen Menschen und Leuten mit
gesundem Menschenverstand unnütz erscheinen. GOTT verbietet uns, die Götter der
den Islam
Leugnenden und der Apostaten zu beschimpfen – trotz deren Nichtigkeit und Wertlosigkeit in der Welt der Bewertung von
Gedanken und Steinen. Der Erhabene sagt:
“Und schmähet nicht diejenigen, die sie unter
Ausschluss GOTTes anflehen! Sie schmähten dann in feindseligem Vor-gehen GOTT
ohne Wissen…” (Qurʾān, Surah 6, Vers 108)
Der ehrwürdige Qurʾān lehrt uns vielmehr die Art und Weise des Umgangs mit
den sich hartnäckig Widersetzenden, wenn sie auf ihrem Eigensinn beharren und
die Anbetung der Götzenbil-der und Steingötter fortsetzen oder daran Geschmack
finden GOTT etwas beizugesellen. Der Erhabene sagt erklärend, was gegenüber den den Islam Leugnenden zu verfolgen erforderlich ist:
„Sprich: „O ihr den Islam Leugnenden! Ich diene
nicht anbetend, was ihr anbetend dient. Und ihr seid keine anbe-tend Dienenden
dessen, was ich anbetend diene. Und ich
bin kein anbetend Dienender dessen, was
ihr anbetend dient. Und ihr seid keine anbetend Dienenden dessen, was ich
anbetend diene. Euch ist eure Religion, und mir ist meine Religion.“ (Qurʾān, Surah 109, Verse 1-6)
Und der Erhabene sagt:
“Sprich: "O Leute des BUCHes! Kommt her zu
einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch: Dass wir nur GOTT anbetend
dienen und IHM nichts beigesellen und die einen von uns die anderen nicht als Herren
neben GOTT annehmen." Wenn sie sich aber abwenden, dann sprecht:
"Bezeuget, dass wir Muslime sind!"
(Qurʾān, Surah 3, Vers 64)
Das heißt, wenn der einladend Aufrufende die Botschaft seines Herrn
denjenigen, die außer GOTT Götter anbeten, über-mittelt und mit ihnen mit
sanften Worten und klaren Argumenten diskutiert, halten sie an ihrer Religion
fest, gehen über dieses Festhalten aber nicht hinaus und bekämpfen nicht die Daʿwah und stehen der Arbeit des
einladend Aufrufenden nicht im Weg, und
dann lassen wir sie und deren Angelegenheit, da die Auf-gabe des einladend
Aufrufenden ja nur im Übermitteln besteht. Er darf diese Aufgabe nicht zum
gewaltsamen Zwang des Glau-bens überschreiten. Der Erhabene hat SEINEM
Propheten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) offenbart:
“Und wenn dein Herr wollte, glaubte gewiss, wer
auf Erden, alle von ihnen zusammen.
Willst du also die Men-schen dazu zwingen, dass sie Gläubige sind?“
(Qurʾān Surah 10, Vers 99)
Auf diese Weise ist das Gute im Dialog durch das Verfolgen des Stils der
Diskutierenden selbst, das heißt ihre Unterhaltung mit der Methode, der sie
folgen. Wenn sie Philosophen und Ideologen sind, führt der einladend Aufrufende
mit ihnen ein gedankliches Gespräch über die Natur des Kosmos und dessen
Ursprung, dessen harmonische Komponenten in deren Wechsel-wirkung und
Proportion. Er diskutiert mit ihnen auch
über die Konzeption des Lebens und dessen Zweck- Bestimmungen sowie über die
Beziehung des Menschen zu dem, was es um
ihn an physikalischen Erscheinungen und in ihm an physiologischen Strukturen
und seelischen und geistigen Symptomen gibt. Wenn sie Ökonomen sind, legt er
ihnen die Bestimmungen und die Gesetzgebung des
Islam bei den Transaktionen in der Gesell-schaft und die Weise der Verteilung
auf deren Individuen dar. Wenn sie Soziologen sind, erklärt er ihnen den
Einfluss des Islam beim
Bilden der sozialen Gruppen und die Wichtigkeit dessen Lehren in der
Organisation der Beziehungen zwischen allen Teilen der menschlichen Parteien.
Und so ist sein Gespräch mit jeder Gruppierung entsprechend den Interessen
ihrer Indi-viduen und ihren Spezialisierungen, auch der breiten Masse. Er
beschreitet mit ihnen einen Weg, der in Übereinstimmung mit ihren Kenntnissen
steht und zu ihrem geistigen Vermögen passt.
Wenn die Eingeladenen die Grenzen des geistigen Dialoges jedoch
überschreiten und die Muslime angreifen oder die einla-dend Aufrufenden mit
Methoden bekämpfen, die den Kreis der gedanklichen Diskussion hin zum Anwenden
von Gewalt und Gebrauch der Macht
verlassen, besteht das Gute des Dialogs in diesem Fall nur in Äquivalentem und
in Konfrontation mit Gewalt. Die einladend Aufrufenden machen davon jedoch
keinen Gebrauch, da in diesem Fall die Angelegenheit außerhalb ihrer Kapazität
und Spezialisierung liegt Jenes ist vielmehr die Pflicht des Herrschers oder
Verantwortlichen. Er ist in diesem Fall zur Daʿwah zu GOTT mit dem,
was er an Herrschaft und Gewalt besitzt, aufgerufen. Der Erhabene sagt:
„Erlaubnis wird denen gegeben, die bekämpft
werden, die weil ihnen Unrecht zugefügt wurde; und GOTT hat für wahr die Macht
ihnen beizustehen. Denjenigen, die aus ihren Häu-sern zu Unrecht vertrieben
wurden, nur da sie sagen: „Unser Herr ist GOTT.“ Und wenn GOTT nicht die einen
Menschen vor den anderen geschützt hätte, dann wären gewiss Klöster und Kirchen
und Synagogen und Moscheen, in denen der Name GOTT häufig genannt wird,
zerstört worden. Und GOTT wird gewiss helfen, wer IHM hilft. GOTT ist für wahr
stark, allmächtig.“ (Qurʾān, Surah 22, Verse 39-40)
Die dritte Methode, nämlich das Diskutieren in jener Weise, die die beste
ist, umfasst also die gute Rede, den sanftmütigen Stil und das Auswählen von
Beweisen, die mit der Bildungsstufe der Diskussionspartner und der Art deren
Spezialisierung über-einstimmt. Sie umfasst ferner das Anwenden von Gewalt,
sofern der Gegner Feindseligkeit offen erklärt und seine Herrschaft und Gewalt
anwendet um die einladend Aufrufenden zu hindern die Daʿwah zu verbreiten oder seine Gewalt für das Peinigen und
Misshandeln dessen benutzt, der an den
IslÁm glaubt.
Der Stil der Daʿwah wahr seit MuÎammads
(GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) Befolgen des Auftrags durch Weisheit
gekennzeichnet. Der Islam wurde den Anhängern anderer Reli-gionen und Glaubensrichtungen nur aus der Sicht des
Intellekts gezeigt. Das Anerkennen seiner Lehren und Bestimmungen wurde von
ihnen nur auf der Basis gefordert, dass man von ihnen überzeugt wahr und ihnen zustimmte, nicht aber als ein
Unter-werfen unter eine Tradition oder aus Furcht vor einer Herrschaft und
Peinigung. Des Weiteren betraute der Gesandte (GOTT segne ihn und schenke ihm
Heil!) seine Gefährten mit Respekt. Er lehrte sie die Bestimmungen GOTTes in
einer sanften Weise und erweckte ihre religiösen Gefühle mit Mahnreden, die
ihre Herzen bewegten. Er schuf in ihren Herzen durch das Rezitieren der
Offenbarung GOTTes vor ihnen volles Mitgefühl und besse-rte ihr Verhalten durch
das, was er ihnen an Beispielen gab –
im Verhalten, Reden und Anführen
dessen, was den Vergangenen geschah.
Ferner brachte er die Diskussionspartner und Hartnä-ckigen durch die Kraft
seiner Erklärung, die strahlende Klarheit seiner Beweisführung sowie das gute
Auswählen des jeweilig passenden Stils und der Methode, die auf sie wirkte, zum
Ver-stummen.
Diese Methode bei der Übermittlung wurde danach zu einer Rechtsvorschrift
für die einladend Aufrufenden. Sie verfahren nach ihr, wenn sie für ihre Daʿwah
Erfolg und Kontinuität wollen, weil sie alle menschlichen Gruppierungen erfasst
– ob zu ihnen nun gehört, wer der Ruf der Daʿwah zum ersten Mal hört oder wer glaubt und dem Korps
der Muslime beitritt oder wer sich
widerstehend und hochmütig entgegenstellt. Und desglei-chen wer sich erdreistet
und dem Islam und
den Muslimen den Krieg erklärt. Für
jeden gibt es eine Art und Weise mit ihm zu reden und für jeden gibt es einen
Weg, den die Muslime verfol-gen müssen.
Al-Imām Al-Ġazālī sagt in seinem Buch Al-Qisṭās (Die gerade Waage): „Wer mit Weisheit zu GOTT, dem Erha-benen,
einladend aufgerufen wird, ist jemand mit eigener Menta-lität, und wer mit
mahnender Predigt einladend aufgerufen wird, ist jemand mit anderer Mentalität
und wer mittels Dialog einla-dend aufgerufen wird, ist jemand mit wieder
anderer Menta-lität... Wenn also die durch ermahnende Predigt einladend
Aufzurufenden mit Weisheit gespeist werden, wird ihnen geschadet wie das
Ernähren mit Vogelfleisch das säugende Kind schädigt. Wenn bei den durch
Weisheit einladend Aufzurufen-den der Dialog angewandt wird, empfinden diese
davor Abscheu wie die Natur eines starken Mannes vor dem Säugen mit Mutter-milch
Abscheu empfindet... Und wer bei den mittels des Dialogs einladend
Aufzurufenden den Dialog nicht durch die beste Art und Weise, wie er es vom Qurʾān
gelernt hat, anwendet, ist wie jemand, der den Beduinen mit Weizenbrot ernährt,
obwohl dieser nur Datteln zu essen pflegt, oder den Stadtbewohner mit Datteln,
obwohl dieser nur Weizenbrot zu essen pflegt.“
Freilich meinen einige Forscher, dass diese Einteilung nicht die Einteilung
der menschlichen Gruppierungen hinsichtlich ihrer Einstellung zur Daʿwah bildet, sondern eine
Darstellung der Situationen, in die die Individuen geraten. Im Menschen gibt es
drei Kräfte: Das Herz, den Verstand und das Gefühl. Für jede gibt es eine Art
und Weise sowie eine Methode sie anzureden. Da der Islam eine allgemeine
Religion für alle Menschen und auch eine Religion der Logik und Weisheit ist
und auf die Erzie-hung aller Sinne des Menschen abzielt, ist es normal, dass er
jedes einzelne Individuum der menschlichen Gesellschaften anspricht und sich
zur selben Zeit an die Erziehung aller Seelen-kräfte wendet und diese
verfeinert, damit sie hinsichtlich Glau-ben und Erziehung der Persönlichkeit
des Menschen im Einver-nehmen stehen.
Und demgemäß soll der Stil der Daʿwah
flexibel sein und sich den Umständen und
Verhältnissen anpassen, damit er für die Gruppierungen der Menschen taugt, wenn
die Konfrontation sichtbar wird, die in den menschlichen Gesellschaften beim
einladenden Aufrufen der Leute zur Annahme einer neuen Reli-gion erscheint oder
eine neumodische geistige Strömung die Gesellschaft durchdringt. Da beginnt der
einladend Aufrufende die Daʿwah in
einer geistigen Weise darzustellen. Wenn der Eingeladene glaubt, lehrt der
einladend Aufrufende ihn die Bestimmungen der Šarīʿah und weckt dessen religiöse Gefühle mit gutem mahnenden
Predigen auf. Wenn er indes hochmütig ist und streitet, behandelt der einladend
Aufrufende ihn in der entsprechenden Weise, damit er in seiner Daʿwah die gute Methode nicht
verlässt.
Der einladend Aufrufende soll darüber hinaus zu jeder Zeit auf die
Beantwortung der Fragen derer, die einige Unklarheiten ergreifen, vorbereitet
sein. Wenn es sich lediglich um eine Nach-frage handelt, die verschwommenen
Vorstellungen entspringt, wird diese auf intellektuelle Weise gelöst. Wenn sie
vom Disku-ssionspartner beherrscht werden, treiben sie ihn zum Dialog in Abwehr
der irreführenden geistigen Strömung an und der einla-dend Aufrufende muss mit
ihm in der besten Weise diskutieren. Wenn er weit davon entfernt ist, soll der
einladend Aufrufende bei ihm die gute ermahnende Predigt pflegen und ihn die
Besti-mmungen GOTTes lehren.
Mögen die einladend Aufrufenden immer der Worte GOTTes, des Erhabenen,
eingedenk sein:
“So sprecht beide zu ihm sanfte Worte!
Vielleicht ist er eingedenk oder fürchtet.” (Qurʾān, Surah 20, Vers 44)
11. Woche
Qualifikation
der einladend Aufrufenden
Jede Konfession oder jede Religion – ja sogar jede geistige Strömung, die
ein Verbreitungsgepräge trägt oder deren Anhän-ger danach streben, dass die
Leute an sie glauben – braucht jemanden, der sie zu den Eingeladenen trägt; das
heißt den, der sie seinen Ruf hören lässt, und zwar mittels der Darstellung
ihrer Prinzipen und Erklärung ihrer Ideen mit dem Versuch sie davon zu
überzeugen. Sie werden mit vielen Namen bezeichnet. Einige von ihnen werden
Sprecher im Namen der Konfession oder Philosoph der Partei oder der Gruppierung
oder Sachwelhalter der Ideologie der Gruppe genannt. Im Bereich der Religionen
ist er unter den Namen Priester, Pfarrer, Missionar oder Brahmane bekannt. Im Islam wird er jedoch der
einladend Aufrufende genannt, da er die Leute zur Religion GOTTes einladend
aufruft und dabei jedes Mittel anwendet,
das zu ihrer Überzeugung dessen, was er
sagt, und zu ihrem Glauben an das führt,
was er ihnen an GOTTes Bestimmungen und SEINEN Gesetzgebungen erklärt.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass bei jedem, der sich mit dieser Arbeit
beschäftigt, zahlreiche Bedingungen erfüllt sein müssen. Einige von ihnen
hängen von dessen Persönlichkeit und physikalischen Struktur ab. Andere sind an
dessen Kultur und Vertrautheit mit den Prinzipen, zu denen er aufruft, und an
die Meisterung deren Details sowie an die ganz genaue Kenntnis deren
Verzweigungen gebunden. Wir werden jetzt das Reden über die Merkmale seiner
Persönlichkeit und die Dimension sei-ner physikalischen Struktur zurückstellen,
bis der Zeitpunkt da-für herankommt, zu dem wir die Mittel der DaYwah mit ausfüh-rlichen Erklärungen behandeln werden. Wir
beschränken unsere Erläuterung auf die Merkmale seiner Kultur und seiner Beherr-schung
dessen, wozu er aufruft.
Es ist bekannt, dass derjenige, der sich mit der Daʿwah mit dem Ziel der Überzeugung eines Gedanken
auseinandersetzt, zur Erklärung der Prinzipen dieses Gedankens in der Lage sein
muss, denn sonst ist er unfähig diejenigen, die er aufruft, zu überzeugen, was sich auf das Konzept dessen, wozu er
aufruft, auswirkt und dessen Bild unter den Leuten entstellt. Deshalb streben
die Anhänger jeder Konfession und Religion nach der Bildung einer auf Wissen
gegründeten Gruppe von Leuten zur Durchführung dieser Aufgabe unter den Leute.
Immer wenn die für diese Arbeit Qualifizierten auf einer hohen kulturellen
Stufe stehen, werden ihr Erfolg größer, ihre Fähigkeit zum Über-zeugen stärker
und ihr Einfluss auf die Geschwindigkeit der Ausbreitung ihrer Konfession
klarer. Das geht nur, wenn die Programme der Ausarbeitung dem Ziel entsprechen,
nach dem die Vertreter der Ideologie streben. Wenn wir behandeln, was mit unserem Thema zusammenhängt, nämlich
die Daʿwah zum Islam, sehen wir, dass das
Programm der Vorbereitung das in die Tiefe gehende Studium des ehrwürdigen Qurʾān
und der prophe-tischen Ḥadīṯe
umfassen muss, wobei der einladend Aufrufende zu einer Qualifikation gelangt,
die ihm das Verstehen der Texte sowie das Erschließen der Bestimmungen aus
ihnen ermöglicht. Und daraus ergibt sich die Fähigkeit seiner genauen
Kenntnisse der Problemkreise der Islamischen Gesetzeswissenschaft, denn diese Studienfächer, als da sind die Qurʾān Auslegung, die Ḥadīṯe und die Islamische
Gesetzeswissenschaft, sind seine Ware,
die er den Leuten anbietet. Wenn er sie nicht beherrscht, wird seine Aktivität
im Bereich der Islamischen
Daʿwah eine Behinderung der
Verbreitung des Islam. Denn
seine Nichtbeher-rschung jener Wissensgebiete wirft dunkle Schatten auf den Weg
der Daʿwah. Aus diesem Grund
werden dann die Muslime irre-geführt und
seine Nichtbeherrschung wird eine Quelle der Stärke der Skeptiker und Zögernden
sowie eine Hürde, deren Überspri-ngen zum Gelangen in das Gebiet des Islam dem Nicht-Muslim
unmöglich ist.
Des Weiteren benötigt der einladend Aufrufende eine gewisse Vertrautheit
mit den Prinzipen der Psychologie und Soziologie, damit er im Verstehen der
seelischen Zustände bei den Indivi-duen nicht irrt oder beim Interpretieren der
sozialen Erscheinun-gen strauchelt, die die Orientierungen der Leute und deren
Ver-halten beeinflussen und Gewohnheiten
und Traditionen formen. Denn seine Unwissenheit in diesen Prioritäten lässt ihn
bei der Behandlung dessen, was er in der
Gesellschaft mit dem Islam im Widerspruch stehend sieht, unsicher werden. Und seine Un-wissenheit in
den Gesetzen der Gesellschaft macht ihm die Orientierung der Gesellschaft hin
zum Islam
unmöglich. Viel-leicht treibt es ihn zum Vermeiden des Gesprächs über diese
Problemkreise, die zum Kern des Lebens der menschlichen Gesellschaften gehören,
und zur Isolierung weit entfernt von dem,
was den Geist der Menschen beschäftigt, wobei er sich auf die Wiederholung
von Formulierungen beschränkt, die von der Realität der Menschen weit entfernt
sind und in deren Ohren seltsam klingen sowie wertlos für die Ausrichtung deren
Verhal-tens sind.
Es gibt keinen Zweifel, dass dies den Muslim zu mannigfa-chen
Fragestellungen treibt, und zwar: Ist das,
was der Islam
unterbreitet, für meine jetzige Zeit und für meine Zukunft not-wendig und
passend, wie es auch für meine Vergangenheit pas-send wahr? Oder handelt es sich um einen Bericht
über eine Vergangenheit, über die sich der einladend Aufrufende hinweg tröstet,
oder eine Art Wirklichkeit oder Fantasie oder beides zusammen, womit er sich in
der jetzigen Zeit zufrieden gibt? Oder ist es eine Vermutung für die Zukunft,
die sich der Mensch als Ablenkung von seiner gegenwärtigen Zeit und seinen
Belas-tungen und im Zusammenhang mit hohen Hoffnungen und Wün-schen aneignet?
Der erfolgreiche einladend Aufrufende ist jema-nd, der den Hörenden veranlasst
von diesen Fragestellungen abzulassen und ihn zur Überzeugung dessen, was er ihm mittei-lt, und zum Verhalten, das er von ihm fordert,
bringt. Das geht nur, wenn der einladend Aufrufende die Sorgen und Leiden der
Leute versteht und deren Heilung nicht in einer Art und Weise versucht, die mit
ihnen in den Himmel der Fantasie abhebt und mit ihnen in die Welt der Unwirklichkeit
fliegt, sondern mit dem, was der IslÁm an Realem erklärt und
an Lebensweisen bestimmt, die die Menschenwürde schützen und ihn vor dem
Zusammenbruch bewahrt, so dass die Eingeladenen überzeugt sind, dass das, wozu
der einladend Aufrufende aufruft, notwen-dig für ihre gegenwärtige Zeit und
erforderlich für den Aufbau ihrer Zukunft ist.
Wenn den an der Daʿwah zum
Islam Interessierten die wissenschaftliche Qualifizierung einer Gruppe von Muslimen gelingt, so dass jeder einzelne für
diese Arbeit Qualifizierte das Vertrauen der Leute durch seine religiösen
Kenntnisse erwirbt – wobei es gleich ist, ob das eine Auslegung der Verse des
ehr-würdigen Qurʾān, eine Darlegung der Ḥadīṯe des
Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) oder eine Verdeutlichung
dessen, was es an Bestimmungen und Rechts-vorschriften im Bereich der Islamischen Gesetzeswissenschaft in Verbindung mit seiner Fähigkeit gibt, all
dies mit dem Leben der Leute als Individuen oder Gesellschaftsgruppen zu
verbinden –, die es ihnen ermöglichen, sie zu einer Islamischen Orientierung zu
bewegen, damit sie das, was sich auf
ihrem Weg an Hinder-nissen entgegenstellt und ihnen an Ereignissen in allen
Lebens-bereichen begegnet, überwinden, dann haben sie das geleistet, was sie um der Erhaltung des Glaubens
der Muslime in der Islamischen Gesellschaft und der Führung der Muslime zu deren Befolgung der Pflichten in
ihren verschiedenen Lebens-angelegenheiten willen zu leisten haben.
Freilich beschränkt sich ihre Arbeit im Bereich der Vorberei-tung der
einladend Aufrufenden nicht nur auf diesen Aspekt, es bedarf vielmehr auch der
Aufwendung von Bemühungen für die Qualifizierung einer Gruppe von einladend
Aufrufenden, die dazu in der Lage ist den
Islam den Nicht- Muslimen darzustel-len. Das erfordert – unter Hinzufügung zur
vorigen Methode – ihre sorgfältige intellektuelle Vorbereitung; das heißt sie
sollen die Philosophie mit all ihren Disziplinen wie Logik, Ethik, Psy-chologie
und andere, die eine Beziehung zum geistigen Prozess beim Menschen haben,
studieren, da ihre Waffe bei den Nicht-
Muslimen der Verstand ist. Er ist sozusagen das Verständigungs-mittel und die
Stütze der gemeinsamen Beweise unter allen Men-schen. Denn Argumentieren und
Diskutieren funktionieren nur in den geistigen Kanälen. Ist der einladend
Aufrufende mit dieser Kunst nicht vertraut, wird sein darstellen der Islamischen Prinzipen schwach
und seine Beweisführung bei der Konfronta-tion mit den Beweisen und Einwänden
der Anderen haltlos. Ja mehr noch, vielleicht bewirkt seine Schwäche ein
Abwenden vom Weg GOTTes und ein Entfernen dessen, der zur Annahme des Islams bereit ist, da die
zerbrechliche Form, mit der der wissenschaftlich schwache einladend Aufrufende
erscheint, ausreicht zum Löschen des Blinken des Lichtes, das einige Nicht-
Muslime dazu treibt zum Islam zu neigen und zu ihm hingezogen zu werden, und auch einen der störenden
Faktoren auf die Herzen derer darstellt, in deren Herzen ein Blinken des
Lichtes auftaucht, das sie zum Beginn des Weges des Islam führt. Deshalb ist die
negative Auswirkung der Schwäche des einladend Aufrufenden in den Seelen der
Nicht- Muslime von hohem Ausmaß und sehr tiefgehend, so dass sie – meistens –
das Band der Rückkehr dessen, der sich deswegen vom Islam entfe-rnt hat, zerschneidet,
nachdem er ganz dicht davor stand den
Islamischen Glauben als eine Religion für sich anzunehmen und dazu neigte Das
System des Islam als
ein Programm und eine Methode für sein Leben zu akzeptieren.
Somit müssen die Interessierten an der Vorbereitung der einladend
Aufrufenden diesem Aspekt höchste Aufmerksamkeit schenken, wobei sie in das
Programm ihrer Vorbereitung folgen-des aufnehmen: die griechische Philosophie,
die modernen philosophischen Strömungen und Schulen mit ihren verschiede-nen
Methoden, die geistigen Phänomene auf internationaler Ebene, welche Heimat und
welchen Inhalt sie auch haben mögen, sowie die kulturelle Historie derer, die
er aufruft, und was sie an ihren
Gewohnheiten, Traditionen sowie Glaubens- und Religions-richtungen enthalten.
Tun sie das nicht, sollen sie diese Themenbereiche lieber nicht berühren, da im
Bereich der Daʿwah außerhalb
der Islamischen
Gesellschaften im Fall der wissenschaftlichen Schwäche der einladend
Aufrufenden ein Verzicht auf die Arbeit besser ist als das Offenbaren der
Blöße, die vielleicht Auswirkungen hinterlassen, die durch viele Epo-chen nicht
gelöscht werden und die Arbeit der Qualifizierten beim Eingehen auf diesen
Bereich eventuell behindern, nachdem die Schwachen unter den einladend
Aufrufenden das Bild des Islam in den Köpfen der Leute verzerrt haben.
Der Weg der DaYwah zu GOTT im Bereich der
Nicht- Mus-lime erfordert vom einladend Aufrufenden, dass dieser mit einer
Kultur gut vertraut ist, die über den hinausgeht, der auf dem Gebiet der Daʿwah innerhalb der Islamischen Gesellschaft arbei-tet oder seine Arbeit auf das Lehren und
Ausbilden der Muslime beschränkt, da das
Wesen der Begegnung mit den Anderen eine eigene Vorbereitung fordert. Die
Methoden dieser Vorbereitung sollen sich nicht nur auf festliegende und
bestimmte Formen beschränken; sie müssen vielmehr entsprechend den Verhältni-ssen
und Zuständen der Eingeladenen und je nach
Erforderni-ssen von Zuständen und Krisen geändert werden, wobei es
gleich ist, ob dies auf nationaler Ebene oder im internationalen Rahmen
geschieht. Deshalb müssen die Programme für die Vorbereitung dieser Art von
einladend Aufrufenden in alle Richtungen beweglich sein, damit sie zu jedem
Umstand, zu den Erfordernissen jeder Umwelt und zu den Gegebenheiten jeder
Epoche passen.
12. Woche
Zusammenfassung
Es ist nicht leicht, den Menschen geistig zu führen. Es gehört vielmehr zu
den schwierigsten Dingen, denen einladend Aufru-fende und Vertreter
ideologischer Lehren ausgesetzt sind. Denn obwohl der Mensch dafür bekannt ist,
dass er das Lebewesen darstellt, das in Freiheit handelt, hat er doch eine
starke Beziehung zu seinen ererbten Gewohnheiten und Traditionen und hält an
der Religion seiner Väter und Großväter in höchstem Grade fest. Deshalb litten
die Propheten und Gesandten viel um der Überzeugung der Eingeladenen mit der
Hinfälligkeit deren Glaubens willen und mit dem Irregehen deren Gedanken, die
sie von den Großvätern geerbt hatten. Dieser Aspekt dauert – vergli-chen mit
ihrem Aktivitätsbereich, die Gläubigen deren Glauben und Bestimmungen deren Šarīʿah zu lehren – sogar längere Zeit und erfordert größere
Bemühung von den einladend Aufrufen-den. Wer die Historie der Islamischen Daʿwah betrachtet, findet, dass die
Diskussion mit den Bewohnern Mekkas dreizehn Jahre der dreiundzwanzig Jahre
dauernden Prophetenschaft anhielt. Des Weiteren sehen wir, dass die Verse der
Bestimmungen im ehrwürdigen Qurʾān weniger sind als die Verse, die sich auf die
Darlegung der Existenz und des Eins-Seins GOTTes und Erklä-rung der
Glaubensgrundlage und Formen der Diskussion und des Dialogs mit den
Hartnäckigen konzentrieren.
Es ist zu bemerken, dass die Leugner der Prophetenschaft nicht auf
derselben Stufe von Klugheit standen und ihre Ausein-andersetzungen nicht
denselben geistigen Standard hatten; die Gründe ihres Widerstandes wahren ja verschieden, und ihre Methoden in
der Reaktion auf den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!)
unterschieden sich. Manchmal begründeten sie ihr Beharren auf der Götzenanbetung damit, dass die Götzen
Vermittler bei GOTT für sie seien:
„Wir
dienen ihnen anbetend, nur damit sie uns in die unmittelbare Nähe GOTTes
bringen.“ … (Qurʾān, Surah 39, Vers 3)
Und ein anderes Mal lehnt ihr Verstand es ab, sich das Eins-Sein GOTTes
vorzustellen:
“Sie sprachen: „Bist du zu uns gekommen, damit
wir GOTT allein anbetend dienen und lassen, wem unsere Väter anbetend zu dienen
pflegten? So führe uns herbei, was du
uns androhst, so du denn der wahrhaftigen einer bist.“
(Qurʾān, Surah 7, Vers 70)
Dann berichtet der ehrwürdige Qurʾān, dass ihre Widerstände keine logische
Basis hatten: Sie zeihen den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm
Heil!) nicht der Lüge, da er unter ihnen mit der Wahrhaftigkeit bekannt wahr,
sondern strit-ten ohne Grund. Der
Erhabene sagt:
“… Für wahr, sie zeihen nicht dich der Lüge, die
Ungerechten bestreiten vielmehr die Zeichen GOTTes.”
(Qurʾān, Surah 6, Vers 33)
Als sie indes am Ende ihrer Weisheit
wahren und unfähig waren einen
logischen Grund zu nennen, klagten sie ihn einmal der Magie an. Der Erhabene
sagt:
“Und als die Wahrheit zu ihnen gekommen wahr,
spra-chen sie: „Das ist Zauberei! Für wahr, wir sind nicht daran
Glaubende.“ (Qurʾān, Surah 43, Vers 30)
Und zuweilen behaupteten sie, dass das, was er ihnen beri-chtet, Fabeleien
der früheren Geschlechter seien. Er erlerne es von denen, die Wissen über die
Vorfahren hätten. Der Erhabene sagt:
“Und diejenigen, die den Islam leugnen, sagen: „Dies
ist nichts weiter als Schwindel, den er lügnerisch ersonnen und geholfen haben
ihm dabei andere Leute.“ Doch sie äußern da Ungerechtigkeit und Falschheit. Und
sie sagen: „Fabeleien früherer Geschlechter; er hat sie sich aufschreiben
lassen; vorgelesen werden sie ihm am Morgen und am Abend.“ Sprich:
„Herabgesandt hat ihn DER, DER das Geheimnis in den Himmeln und auf Erden
kennt. ER ist für wahr vergebend, barmherzig.“ (Qurʾān, Surah 25, Verse 4-6)
Ja, sie leugneten sogar, dass der Qurʾān einem einfachen Mann vom Volk
offenbart wird:
“Und sie sprachen: „ warum wurde dieser Qurʾān
nicht auf einen bedeutenden Mann aus den beiden Ansiedlungen herab-gesandt?
Verteilen et wah sie die Barmherzigkeit deines Herrn? WIR verteilen unter ihnen
den Lebensunter-halt im diesseitigen Leben und erhöhen die einen von ihnen in
den Rängen über die anderen, …”
(Qurʾān, Surah 43,
Verse 31-32)
Weiterhin leugneten sie, dass der Gesandte, den GOTT auser-wählte, Arbeiten
aufnimmt, die andere Leute aufnehmen. Sie fragten danach, ob es denn nicht
möglich sei, dass ein Engel zu ihm herabgesandt werde um ihm bei dieser Arbeit
zu helfen; das heißt sie glauben nur, wenn die Angelegenheit dem
entspricht, was sie sich vorstellen:
“Und sie sagen: „ was ist das für ein Gesandter!
Er isst Speisen und begibt sich auf Märkte.
warum ist zu ihm kein Engel herabgesandt worden? Dann wäre er mit ihm
als war-nender! Oder warum ist zu ihm kein Schatz herabgeworfen?
Oder warum gibt es für ihn keinen
Garten, wovon er äße?“ Und die Ungerechten sagen: „Ihr folgt nur einem behexten
Mann.“ Schau, wie sie für dich die Beispiele anführen! Doch sie haben sich
verirrt und so sind sie keines Weges fähig. “
(Qurʾān, Surah 25, Verse 7-9)
Diese Beispiele veranschaulichen, dass die Diskussionspart-ner nicht
denselben Intelligenzgrad besitzen und sie auch kein konkretes Motiv hatten,
das sie am Glauben an die Propheten-schaft hinderte. Deshalb kamen ihre
Widerstände in mannigfa-cher Art ihrer Formen und verschieden in den Gründen
ihres Unglaubens, bis sie oft wie eine Art Sturheit und Hochmut aus-sahen. Und
diese Art bestätigt die Reaktion der Leute auf irgendeine neue Ideologie und
auf die Konfrontation irgendeiner Religion, deren Prinzipen den
Veränderungscharakter für das, was das
Volk an Gewohnheiten und Traditionen hat, tragen. Diese Erscheinung beschränkt
sich nicht nur auf die vergange-nen Gesellschaften, sondern gehört zum Inventar
der menschli-chen Gesellschaften und zu deren Merkmalen in allen Epochen und
Zeiten. was den Propheten an Argumenten und Beweise begegnete, ist nicht einzig
in seiner Art oder eine nicht wieder-kehrende Erscheinung, sondern das Wesen
jedes Eingeladenen, der zur Annahme einer für ihn neuen Religion aufgerufen
wird.
Es gibt keine Gesellschaft bar dieser Erscheinung, wie sehr auch immer die
Epochen sich unterscheiden und die Völker ver-schieden sein und die Länder und
Orte der Erde sich vonein-ander entfernen mögen. Deshalb sollen sich die mit
der Vorber-eitung der einladend Aufrufenden Beschäftigten mit der sorg-fältigen
Auswahl derer beschäftigen, die sie für diese Aufgabe qualifizieren. Es handelt
sich um die Aufgabe des Argumentie-rens mit den Hartnäckigen und Hochmütigen
und des Ringens mit all denen, die bereit sind die Zweifel im Glaubensbereich
und die Skepsis an der Wirksamkeit des
Islamischen Systems im modernen Leben beiseite zu legen. Sie wählen für dieses
Studium nur aus, wer die Kraft der Klugheit hat, die ihm das Verständnis der
Methoden der Leute, die Beherrschung wissen-schaftlich auf sie zu reagieren und
die Fertigkeit im Verfahren der Redemanöver ermöglicht. Denn wer seine
Unfähigkeit auf diesem Gebiet offenbar werden lässt, ist überhaupt nicht geeig-net
ein Verteidiger des Islam im Bereich der
Wortgefechte, auf der Ebene der rationalen Argumente und Beweise und an den
Stätten des Aufeinanderprallens der fiktiven Rechtfertigungen und Erklärungen,
zu sein. Der Erhabene sagt: … und
diskutiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist!... Niemand ist dazu fähig außer einer Art
von einladend Aufrufenden, die genau ausgewählt und gut qualifiziert wurden.
Es scheint für uns klar geworden zu sein, dass es drei Metho-den der Daʿwah gibt: die geistige Methode,
die ermahnende, lehrende Methode und die Methode der Konfrontation mit Argu-menten
und Beweisen sowie manchmal mittels Manöver und Kampf auf dem Schlachtfeld – je
nach ihrer Natur und ihren Erfordernissen. Der ehrwürdige Qurʾān legt diese
Methoden mit den Worten des Erhabenen fest:
“Rufe auf zum Wege deines Herrn mit Weisheit und
sich geziemender Ermahnung und diskutiere mit ihnen in jener Weise, die die
beste ist!...” (Qurʾān, Surah 16, Vers 125)
Unter Weisheit ist zu verstehen, dass man die Daʿwah den Leuten aus geistiger Perspektive darstellt, damit
sie sich von deren Berechtigung und Integrität überzeugen – als eine Religion,
an die der Mensch glauben und deren Prinzipien
er als ein System in seinem Leben nehmen soll.
Und mit der ermahnenden, lehrenden Methode ist gemeint, die Prinzipen der
Religion dem, der glaubt, zu erklären, und ihn deren Bestimmungen und
Rechtsvorschriften zu lehren, damit er sein anbetendes Dienen auf richtige Art
und Weise ausführt und in seinem Leben den Weg des Islam
beschreitet und diese Handlung ein Setzling des religiösen Geistes im Muslim,
die Verfeinerung dessen Charakters, das Schärfen dessen Einsatzes im Dienste
des Islam sowie die Reinigung dessen Seele von den materiellen Verunreinigungen und
dem Schmutz des Egoismus begleitet. Dies kommt nur mittels sanfter Rede, auf Geist und Seele der Leute
einwirkender Formulierung und der geistigen Methode, die auf die Gefühle der
Menschen wirkt, und es macht sie immun dagegen, in die Stätten des Strauchelns
und auf die Wege des Satans zu geraten.
Was aber das Diskutieren in bester Weise betrifft, so handelt es sich dabei um das Begegnen der
Hartnäckigen und Hoch-mütigen, die keine Mühe scheuen den Islam auf jedwede ihnen
mögliche Weise zu bekämpfen. Manchmal streuen sie Argwohn um in die Herzen der
Gläubigen Zweifel zu bringen. Und zuweilen verleumden sie die einladend
Aufrufenden und Recht-schaffenen im Volk durch Anschuldigungen um deren Bild
vor den Leuten zu entstellen, auf dass sie keinen Einfluss im Bereich der DaYwah haben. Ein anderes Mal verkünden sie ein Wort-gefecht
gegen den einladend Aufrufenden, das sich vielleicht in ein Kräftemessen und
Debattieren wandelt, was wiederum zu einem bewaffneten
Zusammenstoß führt...
Die einladend Aufrufenden sollen diesen Leuten mit dem Begegnen, was den
Verhältnissen und Begleitumständen entspri-cht. Verlangt die Angelegenheit das
Anführen von Beweisen, dann obliegt ihnen die Anwendung dessen. Zwingen die
Umstä-nde sie andere Wege zu verfolgen, dann müssen sie diese benut-zen um die
Religion zu verteidigen. Auf jedem Weg, den sie beschreiten, verfolgen das, was
der Islam für die einladend Auf-rufenden festlegt.
Der ehrwürdige Qurʾān fordert von den
Muslimen, dass sie mit ihren Kontrahenten in bester Weise diskutieren
und nicht den Weg der Methode verlassen, die die Situation erfordert, die die
Umstände notwendig machen und die die Begleitumstände bedingen.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass jede Methode Leute hat, die mit ihr
arbeiten können. So fordert die ermahnende, lehrende Methode vom einladend
Aufrufenden:
·
dass er die Bestimmungen und
Lehren der IslÁmischen
Šarīʿah sowie die Historie der
Muslime und deren Mitteilun-gen kennt
·
und dass er in hohem Maß mit der
Psychologie und den Sozialwissenschaften vertraut ist, was ihm dabei hilft, dass er seine Aufgabe in
vollkommener Art und Weise ausführt..
Die geistige Methode fordert, dass der einladend Aufrufende die menschliche
Geistesgeschichte studiert sowie Inhalt und Methode der ideologischen
Richtungen der Philosophie, Logik, Ethik und anderes begreift, was eine Beziehung zum früheren und modernen
geistigen Prozess hat, damit sich bei ihm die intellektuelle Begabung bildet,
die es ihm ermöglicht den IslÁm den Nicht-Gläubigen aus dem Blickwinkel des Verstandes und nicht aus
Sicht des Textes darzustellen.
Was die dritte Methode betrifft, nämlich die als Dialog beka-nnt ist, so
erfordert sie: Die Kenntnis des Dialogstils in der Geschichte des menschlichen
Denkens, insbesondere das, was es
zwischen den Propheten und deren Gegnern gab, da ihn dies in der gewünschten
Weise für die Ausübung dieser Arbeit quali-fiziert. Immer wenn der einladend
Aufrufende das Wissen um den Stil des geistigen Dialogs seit der menschlichen
Geschichte beherrscht und das, was
zwischen den Propheten und den Geg-nern stattfand, genau kennt und die
Hintergründe jeder Situation versteht, ist er in der Lage den Opponenten
entgegenzutreten.
Dementsprechend gibt es drei Bereiche der Daʿwah:
·
Die Daʿwah zum Islam für die Nicht- Muslime;
·
Das Erklären der Lehren des IslÁm für die Muslime und das Erinnern für sie an das, was
GOTT den Gehorsamen verspro-chen und für die Sünder vorbereitet hat;
·
die Konfrontation mit den
Starrsinnigen und Widersprechen-den. Daraus lernen wir, dass der Arbeitsbereich
des einladend
Aufrufenden drei Kategorien von Menschen umfasst:
·
Muslime …;
·
Nicht-Muslime, die vom IslÁm überhaupt nichts
wissen;
·
Nicht-Muslime unter den
Opponenten und Gegnern des Islam.
Diese Kategorien treffen jedoch in der
IslÁmischen Gesellschaft und bei den
Muslimen vielleicht zusammen, inso-fern als man bemerkt, dass es eine
Gruppe von Muslimen gibt, die dazu neigt
et was an Prinzipien und Lehren nur dann zu übernehmen, wenn der Verstand sich
zu diesen bekennt. Der einladend Aufrufende muss also im Umgang mit jenen
Leuten zur Verwendung von rationalen Beweisen tendieren, damit er das, was in deren Köpfen an Zweifeln haftet,
auswischt.
Des Weiteren gibt es eine andere Gruppe von
Muslimen, die unter den Einfluss fremder geistiger Strömungen geraten
ist. Diese haben begonnen, Zweifel an den Lehren des Islam
hervor-zurufen. Der einladend Aufrufende muss also mit jenen Musli-men eine dritte Methode anwenden.
Die mit der Vorbereitung der einladend Aufrufenden Beschäf-tigten haben die
Natur der Ballungszentren sowie das Bildungs-niveau deren Individuen in
Erwägung zu ziehen und den ausge-zeichnet qualifizierten einladend Aufrufenden
entsprechend dem, was die Leute an
kulturellen Hintergründen und geistigen Strö-mungen besitzen, auszusenden.
Andererseits soll der einladend Aufrufende bei seinem Studium berücksichtigen,
was die Einzu-ladenden benötigen. Er fasst also Themen ins Auge, was deren Kultur, Ideologie und Interesse
entspricht, und zieht in Erwä-gung, dass er gleichsam ein Soldat auf dem
Schlachtfeld ist: Er benutzt seine Waffe
nur in dem Ausmaß wie es ihm die Kampfsituation diktiert. Er stürmt also nicht
vorwärts, wenn für ihn das Ab wahrten erforderlich ist, und er gibt nicht in
einer Situation, in der er das weitere Vorrücken fortsetzen muss, Fersengeld.
Es ist unbestritten, dass derjenige, der im hohen Maße qualifiziert wurde, mit
der letztgenannten Gruppe mit Weisheit und Können umzugehen in der Lage ist.
Und deshalb konzentrieren wir uns stets und immer auf die Pflicht, Sorge
für die bestmögliche Qualifizierung der einladend Aufrufenden zu tragen, damit deren Arbeit
einen guten Einfluss auf das Individuum und auf die Gesellschaft hat:
“Jene sind diejenigen, denen WIR das BUCH, die
Urteilskraft und die Prophetentum
gewährt haben . Wenn diese da aber das leugnen, so haben WIR damit bereits
Leute betraut, die dies nicht leugnen. Jene sind diejenigen, die GOTT
rechtgeleitet hat; lass dich also von ihrer Rechtleitung leiten! Sprich: „Ich
erfrage von euch keinen Lohn dafür. Dies ist nichts weiter als eine Ermahnung
für die Welten.“
(Qurʾān, Surah 6, Verse 89-90)
Prof.d. m.shama
[1]) Darunter Auch : Geschäftlicher Verkehr
[2] ) Glaube an die
Einheit Gottes.
[3]) Das Mindestvermögen, dessen Besitz zur Entrichtung der
Zakatsteuer verpflichtet
[4] ) Das bedeutet: Bald darauf aber verfielen sie wieder in
ihren Aberglauben.
[5]) Das bedeutet :
Entscheidung der Rechtsfrage auf Grund der
Interpretation der Quellen
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