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الأربعاء، 18 أغسطس 2021

 

 

 

 

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 محاضرات في مناهج الدعوة يناير 2022 رقم 1

أ‌.       د/ محمد شامة

1.    Und 2. Woche

 

Vorwort

 

Die historischen Ereignisse haben nachgewiesen, dass die Wendephase eine der gefährlichsten Phasen ist, die die menschlichen Gesellschaften durchlaufen. Sie bildet nämlich die Phase eines scharfen Konflikts unter den geistigen Strömungen, die in ihren Quellen und Ursprüngen verschieden sind, in ihrem Inhalt und ihren Formen miteinander in Widerstreit stehen und in ihren Zielen und Zwecken weit auseinander liegen. Es ist ja so, dass das Weltsystem auf dem Prinzip der Bewegung und des Wachstums beruht und die Grundlage der Lebensdynamik sich auf Veränderung beschränkt. Wenn dies dem Gedächtnis der Leute entfallen ist, kommt das Pulsieren des Daseins zum Stillstand und nimmt die Lebensbewegung bis in Ewigkeit ab. Aber das Sich-Gewöhnen der Leute an das Vertraute und deren Angst vor der Zukunft stürzen sie in die Annahme, dass alles Neue in sich eine überraschende Gefahr birgt, die die Grundlagen, auf denen ihr Leben basiert, zerstört und die Stabilität, mit der sie vertraut und an die sie gewöhnt sind, erschüttert. Ja, es ist sogar ein Grund betreffs dessen, was es bei ihnen an Dekadenz und Rück-ständigkeit gibt. Sie sind zufrieden mit dem, was sie bei ihren Eltern vorfanden und unter dessen Schatten sie groß wurden und sich entwickelten, wenn es auch in einigen ihrer Aspekte etwas gibt, was deren Fortgang behindert und ihnen das Erreichen dessen, was ihre Entlastung bewirkt und ihre Schmerzen absch-wächt, unmöglich macht. Somit beginnt der Konflikt zwischen denen, die zur Befreiung von den Spuren der Vergangenheit auf-fordern und zum Öffnen der Arme für alles Neue und zum Akzeptieren von allem Modernen aufrufen, weil das – ihrer Meinung nach – das Leben zum Fortschritt vorantreibt und bei der Befreiung von den Spuren der Vergangen-heit hilft, insofern als es Dekadenz und Rückständigkeit in allen Lebens-bereichen gibt, und denen, die das Erneuern ablehnen und auf dem Festhal-ten am Alten beharren, wie auch dessen Wert und Auswirkung im Leben seien. Sie meinen, dass die Neuerung kein Gewicht habe und so ihr Akzeptie-ren nicht erlaubt sei. Und sie habe auch keine Wurzeln, die deren Vorhanden-sein in der Gesellschaft ergeben und den Menschen zum Beschäftigen mit ihr veranlas-sen. So sei sie eine „Ketzerei“ (Bid ʿah), die irreführt, wer ihr folgt, und diesen somit in ein fernes bodenloses Tal führe, in dem er seine Identität verliere und sich seine Konturen inmitten der neuen Bilder und Formen auflösten. Und damit zerrinne seine Persönlichkeit und zerfalle als eine der Folgen dieses neu Angekommenen seine Wesenheit.

Zwischen diesen und jenen gibt es eine Gruppe, die sich für die Neuerung nicht begeistert. Vielmehr zwingen sie die Lebensumstände zur Beschäfti-gung mit ihnen. Diese Gruppe leugnet das Alte nicht, aber unter dem Druck der Lebensumstände verschließt sie ihre Augen vor ihm und zieht sich angesichts der Gegebenheiten der Zeit und der Lebenserfordernisse von ihm zurück. Deshalb sieht man sie verwirrt und kopflos. Die vielfältigen Trends wetteifern in ihr und die geistigen Strömungen aus allen Richtungen werfen sie hin und her. Sie hört auf jene, die am Alten festhalten, und neigt gänzlich zu ihnen. Ihre Gefühle sind vertraut mit dem, was sie an Argumenten und Beweisen wiederholen, da das Alte tief darin verwurzelt ist und die Wur-zeln sich in ihren Gefühlen und Empfindungen verzweigen. Und sie lauscht jenen, die zur Neuerung aufrufen. Und sie verweigert ihnen kein Gehör und schlägt ihnen kein Argument und keinen Beweis ab, da die Realität des Lebens sie bestärkt und der Wunsch nach Fortschritt und Aufstieg sie bestätigt und die Hoffnung auf die Befreiung von der Oberhand jener, die das Heft der Tech-nologie des Zeitalters in der Hand haben, unterstützt sie und bringt die Zöge-rnden zur Parteinahme für ihre Reihen. 

Sind die Standpunkte der Neuerer und der Konservativen ein-deutig, so ist der Standpunkt der breiten Masse noch schwankend. Sie pendelt zwischen diesen und jenen und zuweilen neigt sie gänzlich zur Seite der Neuerer, und zwar wenn das weltliche Interesse überwiegt und die Auswirkung der Zivili-sation und deren Glanz vor den Augen und Ohren klar werden. Und dann wieder ist sie fanatisch für das Alte, sofern die Gefühle überwiegen und die Gemüter erregt sind und die Empfindungen entflammen.

Das ist das Bild der zeitgenössischen islamischen Gesellschaften, denn wenn sie einen direkten Kontakt mit der westlichen Zivilisation aufnahmen, öffneten sich die Augen der Muslime für einige Lebensgewohnheiten und musterhafte Verhaltensvorbilder, die sie zuvor nicht gekannt und über die sie kein Wissen hinsichtlich ihres Wesens und ihrer Dimensionen verfügt hatten. Es steht bei ihnen nur fest, dass Fortschritt und Aufstieg jener Nationen im Produktionsbereich mit all seinen Teilgebieten auf deren Wahl dieser Metho-den bei der Organisation der Angelegenheiten des Lebens und Ausrichtung des Verhaltens der Individuen in der Gesellschaft zurückzuführen sind. So lässt sich eine Gruppe von Muslimen dazu hinreißen zur Befreiung von allen Spuren der Vergangenheit und zum Annehmen der musterhaften Vorbilder des westlichen Lebens als eine Grundlage für uns bei der Gestaltung unseres Lebens und bei der Formung unseres Verhaltens aufzufordern, damit wir sie beim Fortgang des Fortschritts und Aufstiegs einholen können. Zu dem, was diesen Aufruf einschließt, gehört die Aufforderung, dass wir ihren Spuren in allen Bereichen folgen, seien es nun politische, wirtschaftliche oder soziale Bereiche. Und das erfordere, dass diese Bereiche aus der Vorherrschaft der Religion befreit werden, mit dem Argument, dass der Islam für das Leben in der modernen Zeit als nicht mehr geeignet gelte. Und deshalb solle er sich nur auf den Bereich der reinen Anbetungshandlungen beschränken, das heißt es müsse eine Trennung zwischen Religion und Staat geben, was von  ihnen „Laizismus“ genannt wird. So ist der laizistische Staat ein Staat, in dem die Religion keine Macht über die Angelegenheiten des Lebens hat, sondern sich nur auf die Rolle der Anbetung beschränkt und die Angelegenheiten des Lebens lässt. Sie führt die Leute durch die  Methode, die sie für sich als richtig betrachten.

Es ist natürlich, dass eine andere Gruppe gegen sie opponiert. Sie sieht, dass der Islam sowohl Religion als auch irdisches Leben sowie Moschee als auch Institution für das Leben in all dessen Bereichen ist, in Anlehnung an das, was die historischen Bücher an musterhaften Vorbildern überliefern, die bestätigen, dass der Islam eine riesige Gemeinschaft mit vielfältigen Rassen und Abstammungen in einer Weise führte, die es irgendeinem System unmög-lich macht etwas Ähnliches bei der Verwirklichung von Freiheit, Gerechtig-keit, sozialer Garantie und Erarbeitung der Bedingungen, die beim Fortschritt, Kreieren und Erfinden helfen, zu erreichen. Wollen wir also eine Beschleuni-gung beim Lauf der Zivilisation, so hat der Islam für uns die Überlegenheit über alle Nationen in diesem Bereich bereits verwirklicht – wenn wir ihn denn so anwenden wie es sein sollte und wie es GOTT für uns unter SEINEM Schutz will.

In dieser Zeit erreichten nur wenige im Namen des Islam Sprechende einen Grad an Kultur und Wissen, der ihnen das Verstehen der Realität der zeitgenössischen menschlichen Gesellschaften und das Unterscheiden zwi-schen dem, dessen Annahme unter den gegenwärtigen Umständen notwendig ist, und dem, was man ablehnen soll, ermöglichte. So ist auf keinen Fall in den islamischen Gesellschaften Großzügigkeit in dem Sinne statthaft, dass diese sie zur Ablehnung all dessen führt, was mit der modernen Zivilisation zusammenhängt, ja sogar wenn es keine negative Auswirkung auf die religiö-se Seite hat. 

Sie stellten das Beschäftigen mit jeglicher Erscheinungsform der Zivili-sation in Abrede, selbst wenn die Religion es nicht in Abrede stellt oder verbietet. 

Sie legten dem Verhalten der Leute Beschränkungen auf und stützten sich auf die Meinung eines Rechtsgelehrten – ohne Berufung auf einen eindeuti-gen Text. 

Ihre Rechtsgutachten sind durch Einschränkung und Kontrolle der Freiheit der Leute gekennzeichnet, obwohl es eindeutige Texte gibt, die erläutern, dass GOTT den Leuten keine Bedrängnis in der Religion auferlegt, sondern diese eine Erziehung und ein Geraderichten im Rahmen der Einfachheit und Leich-tigkeit ist. 

Dieser Standpunkt einiger Geistlicher war ein Grund für das Beharren der zum Laizismus des Staates Aufrufenden auf ihrem Standpunkt. Denn es lieferte ihnen den Beweis dafür, dass die Religion für das zeitgenössische Leben nicht geeignet sei, das durch Schnelligkeit von Veränderungen und Vielzahl von Neuerungen gekennzeichnet ist. Es ist nicht möglich das Fest-halten an alten Formen, die das Bewegen des Fortschritts hemmen oder als Hindernis innerhalb der Gesellschaft stehen, mit dem Aufbruch zum Weg des Aufstiegs und der Zivilisation in Einklang zu bringen. Zu dem, was diese Leute in ihrem Standpunkt stützt, gehören die unter den Radikalen bekannten Standpunkte, die die Elite der Gebildeten der Nation für überhaupt nicht annehmbar in der zeitgenössischen Gemeinschaft hält, insbesondere was mit dem Politik- und Herrschaftsbereich zusammenhängt. Zu den bekanntesten dieser Standpunkte gehört, was einige Geistliche meinen, dass nämlich die Beratung, die der ehrwürdige Qurʾān festlegt, dass sie zu den notwendigen Eigenschaften für die islamische Gesellschaft gehört, für die Herrscher nicht verpflichtend sei. Denn die Laizisten bezeichnen diesen Standpunkt als der Demokratie zuwiderlaufend, mit der die Gesellschaften in der modernen Zeit dahingehend bekannt wurden, dass sie die optimale Methode bei der Verwal-tung der Herrschaftsangelegenheiten sei. Kommt also jemand und entledigt sie ihres Hauptinhaltes und vereitelt ihre Grundwirkung, so ist es nur natür-lich, dass er einen starken Widerspruch findet, sogar wenn er seine Meinung mit dem Mantel des Islam umhüllt. Wie steht es dann mit einer Meinung, die kein Gewicht im Bereich der islamischen Rechtswissenschaft hat, selbst wenn jemand, der sich selbst als einen Rechtsgelehrten bezeichnet, an ihr festhält. Die Laizisten griffen diese Meinung jedoch auf und erhoben sie als eine Waffe, mit der sie verängstigen, wer über den einladenden Aufruf zur Anwen-dung der islamischen Šarīʿah im Bereich der Herrschaft nachdenkt, insofern als sie ihre Stimme erheben, dies bedeute eine religiöse Diktatur, solange der Herrscher nicht zu der Meinung derer verpflichtet sei, die er zu Rate zieht.

Zu den Dingen, bei denen die Laizisten gegen die Herrschaft der Religion in den Lebensbereichen Einwände erheben, gehört ihre Angst vor dem Nicht-Vorhandensein eines Einwands – oder Raumes für Kritik an maßgebenden Leuten – unter dem Schutz der religiösen Herrschaft; denn der Herrscher verbirgt sich hinter der Heiligkeit der Religion, gegen die Einwände zu erhe-ben niemandem gestattet ist. Und damit stirbt die andere Meinung und der, in dessen Hand die Macht ist, besitzt ohne Mitstreiter allein die Herrschaft. So gibt es niemanden, der Mut zur Kritik an ihn hat, da man fürchtet des Abwei-chens von der Religion beschuldigt zu werden. Und es gibt niemanden, der gegen seinen Beschluss Einspruch erhebt ohne  ein Meuterer gegen die Reli-gionslehren zu sein.. 

Es ist merkwürdig, dass einige derer, die diese Waffen angesichts der zur islÁmischen Herrschaft Aufrufenden erheben, keine Beziehung zur Meinun-gsfreiheit im Bereich der Herrschaft haben. Und es gibt Feindseligkeit zwi-schen ihnen und dem Prinzip der Ausdehnung des Raums zum Einwand, die die Historie auf ihren Seiten vermerkte. In ihren Prinzipien oder politischen Programmen gibt es nichts, was darauf hinweist, dass sie Aufrufende zur Demokratie sind oder das Vorhandensein eines Einwands in der Gemeinschaft befürworten oder die Ausübung von Kritik am Herrschaftssystem erlauben. Deren Wurzeln sind diktatorisch, und einige von ihnen haben sie bereits für einen gewissen Zeitraum ausgeübt. Und deren Führer und Lehrer üben sie nach wie vor in umfangreichem Maß aus. Denn wie nehmen sie das, was sie „die Diktatur der Geistlichen“ nennen, als eine Waffe, mit der sie die Allge-meinheit und die Volksmassen in der islamischen Gesellschaft verängstigen? 

Das ist in der Tat ein großer Trugschluss. Die Lehre des Islam hat zwei Teile:

Ein Teil hängt mit den reinen Anbetungshandlungen zusam-men, und diese sind detailliert und konkret festgesetzt. Deshalb ist deren Änderung oder Umbildung niemandem erlaubt. Der Muslim hat sie also wie sie über-liefert wurden und ohne Hinzufügung oder Verringerung an vereinbarten Quellen auszuüben.

Was aber den zweiten Teil betrifft, und zwar was es außer den reinen Anbetungshandlungen gibt – was nämlich mit den Angelegenheiten des Lebens zusammenhängt – so erlaubt es der Islam den Muslimen sich um sie zu bemühen und, wenn es der Fall erfordert, deren Entwicklung. Sie haben das Recht dazu, solange sie dem generellen Rahmen verpflichtet sind. Zu den Dingen, die diesen Kurs veranschaulichen, gehört, was der Islam im Bereich der Herrschaft festlegt. Er macht zur Bedingung, dass die Angelegenheit Beratung sei, das heißt, man muss jedem die Möglichkeit geben seine Meinung zu äußern. Was über dies an Form und Weise der Herrschaft hinausgeht, so bleibt deren Angelegenheit den Leuten überlassen. Sie haben das Recht zu wählen, was zu ihnen passt. Und sie haben ferner das Recht zu ändern, was sie angewandt hatten, wenn sie sehen, dass es einen Mangel hat, unter der Bedingung, dass das System, das sie beschließen – wie seine Art und Form auch sei – auf dem Prinzip der Beratung beruht und das Prinzip einschließt jedem Individuum die Gelegenheit seine Meinung zu äußern zu geben.

Das ist die islamische Methode, die Aufgeschlossenheit für alle politi-schen und wirtschaftlichen Ideen und Experimente in der Welt erlaubt und gestattet, davon zu übernehmen, was dem islamischen Staat Ungebundenheit und Fortschritt möglich macht, und alle Elemente des wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Aufstiegs zu übernehmen. Wird nun zur Anwendung der islamischen Šarīʿah aufgerufen, soll jeder Mensch mit ausge-wogenem Verstand verstehen, dass deren Grundlage das Prinzip der Beratung ist. Unter ihrem Schutz sind das Anwenden von Demokratie in deren liberalen Sinne, nämlich durch das Mehrparteiensystem, sowie, wenn dies zum Wohl der Gesellschaft ist, das Errichten von Verfassungsorganen möglich. Denn zu den Grundlagen der islamischen Rechtslehre gehört „Wo das Wohl ist, ist GOTTes Gesetz“. Sind die Meinungen der Rechtsgelehrten bei irgendeiner Frage vielfältig, wird von ihnen nur das ein Beschluss und ein alle Leute verpflichtendes Gesetz, was auf Basis der Zufriedenheit der Mehrheit in Übereinstimmung mit dem Prinzip der Beratung das Wohl der Leute erzielt. Damit fällt die von den Laizisten gezeigte Verlegenheit angesichts der Fülle von Meinungen der Rechtsgelehrten bei einer einzigen Frage fort, und ihre Angst vor dem gewaltsamen Durchsetzen deren Meinungen durch die rigoros Unnachgiebi-gen zerrinnt. Das Prinzip der Beratung, das der Islam festlegte, ist mit dem gewaltsamen Durchsetzen der Meinung unvereinbar und bietet den Meinungen, die das Wohl der Leute verwirklichen, die Gelegenheit zum Überwinden anderer Meinungen … sogar wenn deren Vertreter sich in den Mantel des Islam hüllen und auf ihren Köpfen dessen Hut oder Zeichen tragen.

Was aber die Laizisten vorbringen, dass nämlich die Blütezeit der islami-schen Herrschaft – in der überall im Staat Gerechtigkeit herrschte und die Leute Meinungsfreiheit genossen und das Prinzip der Gleichheit unter ihnen angewandt wurde und so Stammesfanatismus und rassistisches Sektierertum verschwanden – kurz war, da sie ja nicht über die Zeit der rechtgeleiteten Kalifen – mit Ausnahme der zweiten Hälfte der Herrschaft des dritten Kalifen – und die Zeit von ʿOmar Ibn ʿAbdi-l-ʿAzīz, die drei Jahre nicht überstieg, hinausging und dann wieder der Fana-tismus erschien, der die Meinungs-freiheit bei der Wahl des Herrschers beseitigte und alles – oder zumindest einen großen Teil –, zu dem der Islam im Bereich von Politik und Herrschaft aufruft, auslöschte, so wollen wir doch mit ihnen keine byzanti-nischen Diskgussionen über die Merkmale der islÁmischen Herrschaft in den Epo-chen nach der Zeit der rechtgeleiteten Kalifen beginnen, da uns dies in ein endloses Labyrinth führen würde. Es reichen in diesem Zusammenhang die Worte, dass wir nun also alle zugestehen, dass der Islam die Regeln für einen demokratischen Staat schuf und deren Anwendung damals ermöglichte, als die Verwirklichung der Demokratie ein uner-füllbarer Traum war; ja die Verwirklichung dessen war sogar unmöglich inmitten einer Welt, über die Diktatur in all ihren Arten, sei sie nun rassistischer, sektiererischer oder religiöser Art, herrschte. Dies ist also ein Beweis für die Einfachheit der Anwendung in unserer Zeit, in der der Klang der Demokratie alles andere übertönt – oder fast übertönt. Also sind die Prinzipien, die ihre Existenz in der Welt der pechschwarzen Finsternisse nachwiesen, fähig dazu ihre Aktivität in einer Zeit, in der sich die Intensität dieser Finsternis abschwächte, in noch besserer Art und Weise zu bestätigen.

Einige der Opponenten des Prinzips der Macht der Religion über die Orientierung und Regelung des Lebens in der Gesellschaft meinen, dass der Lebensstil sich gründlich verändert habe, weshalb die Anwendung der Prinzi-pien und Lehren der alten Zeiten in der zeitgenössischen Gesellschaft unmög-lich sei. Denn wie könne ein Mensch der Moderne mit einer Methode fertig werden, die dem Charakter seines zeitgenössischen Lebens widerspreche? Und wie könne ein Mensch des 21. Jahrhunderts Gesetzen unterliegen, die für die  Regelung des Lebens eines Menschen im ersten Jahrhundert formuliert wurden, als es Nomadentum, Einfachheit und keine Kompliziertheit gab? Darüber hinaus sei, was in den Nomaden-Gesellschaften akzeptabel war, vom zeitgenössischen Menschen nicht leicht zu schlucken. Ja, es gebe sogar einige Fragen, die in der Vergangenheit unbestritten waren und keinen Zweifel zulie-ßen und die der Verstand heutzutage voll und ganz ablehnt und mit denen die Gefühle und Empfindungen nicht harmonieren, da diese Fragen nicht mit der gegenwärtigen Zivilisationsstufe im Einklang stehen und den Anforderungen des zeitgenössischen Lebens nicht entsprechen sowie mit den Gegebenheiten der Zeit nicht harmonieren, sondern sie verabscheuen und nicht mögen. 

Die Antwort auf dieses Argument gliedert sich in zwei Teile:

Ein Teil hängt mit der Frage der Dinge zusammen, die Veränderungen unterworfen sind. Der andere Teil befasst sich mit den Pfeilern, auf denen die Zivilisation beruht und der Fortschritt der Völker und Nationen aufgebaut wird.

Was die Frage der Dinge, die Veränderungen unterworfen sind, betrifft, so gibt es keinen Zweifel, dass GOTT das Universum erschuf und die Bewe-gung in dieser Welt zu einem auslösenden Moment  für das Leben machte. Käme nun diese Bewegung zum Stillstand,  verschwände das Leben gänzlich. Eine der Notwendigkeiten des Lebens ist die ständige Veränderung, da nichts auf der Erde in einem Zustand zwei Momente verharrt. Es befindet sich viel-mehr in einer permanenten Wechselwirkung und ununterbrochenen Verände-rung. Deshalb sehen wir, dass Gesellschaften, die dieses göttliche Gesetz nicht erkennen, Lähmung befällt, wenn sie dessen Bewegung verlangsamen oder die Unabänderlichkeit der Bewegung, die die Grundlage der Entwick-lung und des Fortschritts sowie die Quelle des Aufstiegs und des Aufbaus der Zivilisationen ist, ignorieren. 

Da dieses Prinzip die Grundlage des ununterbrochenen Fortschritts ist, ist also zu beachten, dass keine Erscheinungsform des Lebens fest bleibt, sonst wäre sie ein Hindernis, das den normalen Fortgang des Lebens hemmt. Deshalb musste der Mensch seine Lebensweise ändern um sich dem Gesetz der Entwicklung anzupassen und auch seine Gesetze modifizieren um sie mit den Bildern des erneuerten Lebens in Einklang zu bringen und um den Bedür-fnissen der Gesellschaft, die den ständigen Wechselwirkungen bei den gesell-schaftlichen Phänomenen entstammen, zu begegnen. Wollen also die Angehö-rigen einer Nation von der Verrichtung dieser Arbeit nichts wissen oder glau-ben sie, dass das, was die Ahnen ihnen hinterließen, etwas Unveränderliches sei, da dies zu den heiligen Angelegenheiten gehöre, deren Auslöschung oder Verzicht oder Modifizierung nicht statthaft sei, so haben sie bereits über sich selbst das Urteil der Starrheit gefällt und zwischen sich und dem Fortschritt einen Zaun errichtet, der zwischen ihnen und ihrer Beteiligung am Aufbau der internationalen Zivilisation ein Hindernis bildet.

Man soll jedoch unter diesem Weltgesetz nicht verstehen, dass sich alles im Leben der Gesellschaft im Zustand der Veränderung und ständigen Erneu-erung befindet, da dies zur Verwirrung und Instabilität führt. Die Systeme und sich verändernden Gesetze haben also feste und unveränderliche Aspekte, damit sie für das Leben dessen Stabilisierung sind. Darüber hinaus haben das Leben der Leute und deren soziales Verhalten unveränderliche Grundlagen und unaustauschbare Prinzipien. Gäbe es also im Leben keine festen Elemen-te und stabile Prinzipien, befiele die Gesellschaft das Fieber der raschen Veränderung und des ständigen Wandels, was weder beruhigt noch stabili-siert. So gerät das Leben in Schwierigkeiten und wird gestört, und die Ange-legenheiten vermengen und verflechten sich. Und so stürzt die Vernunft in Verlegenheit, und die Nation befällt Lähmung, denn sie ist nicht zur Defini-tion der Begriffe dessen, was sich um sie ereignet, fähig. Was also gestern tauglich war, ist heute verdorben, und an was die Nation in der jüngeren Vergangenheit festhielt, da sie glaubte, dass dies für ihr Leben passte, leugnet sie heute und betrachtet es mit den Augen des Spottes und der Verhöhnung.

Freilich ist die Fähigkeit des Menschen  nicht  zur Festlegung der Prinzi-pien im Stande, die die Stabilität bewahren. Gleichzeitig behindert sie nicht die Veränderung, die die Bewegung des Fortschritts und der zivilisierten Lebensweise fordert, und sie verbietet nicht die Neuerung, die für den Fort-gang des Lebens auf dem Weg einer definitiven Entwicklung in der Umge-bung des Menschen notwendig ist. Denn wie hoch auch die Anzahl an geisti-gen Bildern über die Vergangenheit und Gegenwart in dessen Geist im Berei-ch der veränderlichen und stabilen Dinge sei, so kann er die künftigen verän-derlichen Dinge nicht in der Weise kennen, die es ihm ermöglicht festzulegen, was an  Gesetzen geeignet ist, die das Leben der Gesellschaft regeln und das Verhalten deren Individuen begrenzen. Wenn der Mensch als Folge beobach-tete Erscheinungen auch voraussagen kann, was in naher Zukunft auf sozia-lem Gebiet passiert, so wird seine Einschätzung bezüglich dessen, was sich in zwei oder drei Jahrhunderten ereignen wird, doch nicht einwandfrei sein. Der menschliche Verstand ist nicht fähig dazu Gesetze und Systeme, die sich auf universale, feste und unveränderliche Prinzipien konzentrieren, festzulegen, damit diese für das Leben dessen Stabilisierung bedeuten. Gleichzeitig erlaubt sie die für die Bewegung des Fortschritts und des Aufstiegs notwen-dige Veränderung, da die geistigen Möglichkeiten des Menschen mit dessen Zeit verbunden und durch dessen Raum begrenzt sind. Und deshalb ist die Verwirklichung der beiden folgenden Faktoren erfor-derlich: Die Kontinuität universaler Prinzipien und der Möglichkeit zur Änderung  sekundärer Details zur Konfrontation mit der ständigen Veränderung – dass nämlich die Fähig-keit des Urhebers dieses Gesetzes hinsichtlich Zeit und Ort unbegrenzt sein muss, damit er es vollkommen erlassen kann, ohne dass ihm ein Mangel oder eine Schwäche anhaftet oder  es irgendwann wegen veränderter Umstände eine Untauglichkeit erfährt. Und niemand ist dazu fähig außer GOTT, geprie-sen und erhaben ist ER..

Deshalb legte GOTT Gesetzesbestimmungen fest, die universale Regeln enthalten, die für alle Zeiten und Epochen gültig sind und im Einklang mit dem stehen, was das Leben an Stabilität haben soll, und mit den Aspekten übereinstimmen, an denen sich alle Menschengeschlechter beteiligen. Was aber die Details und sekundären Dinge betrifft, so überließ GOTT sie dem Verstand des Menschen, der sie gemäß seiner Zeit und Umwelt herauskrista-llisiert und nach den Anforderungen seiner ihn umgebenden Verhältnisse schlussfolgert, damit er den Anforderungen der Zeit Folge leistet. Gleich-zeitig sollen die Details nicht von der Hauptlinie abweichen, die der Islam als ein allgemeines Prinzip entwarf, zu dem die Allgemeinheit verpflichtet ist, oder als eine Verfassung, die die Leute als eine Grundregel für die Gesetzgebung annehmen, aus der alles hervorgeht, was sie an Gesetzen beschließen sowie für sich an Durchführungsbestimmungen und Verordnun-gen entwerfen. 

Es genügt ein einziger Blick auf das, was die Gesellschaften an großen Fragen beschäftigt – um nur einige Beispiele zu nennen: Beratung im Bereich der Herrschaft, Freiheit zur Kritik in allen Lebensbereichen, Frage der Gleichheit unter den Menschen auf der Grundlage eigener Fähigkeit, und nicht auf der Grundlage einer Rasse oder Farbe oder irgendeines Aspektes der Aspekte des materiellen Lebens,  Gerechtigkeit bei der Verteilung des Volks-vermögens sowie weitere grundlegende Angelegenheiten, auf denen das Leben der Gesellschaften beruht und die einen starken Einfluss auf den Aufstieg der Nationen und Gesellschaften ausüben – und der Standpunkt des Islam gehört dazu, er erläutert, dass er in Übereinstimmung mit ihnen – und mit anderen grundlegenden Fragen – für die Gesetze des Lebens gekommen ist. Er entwarf feste Regeln und überließ den Rechtsgelehrten die Details und sekundären Dinge, damit diese einen Bereich für Bemühung und Aufberei-tung bilden um sich um die gesetzlichen Formen, die zu deren Milieu und Epochen passen, zu bemühen. 

Auf dieser Grundlage richtete sich die Daʿwah (das einladen-de Aufrufen) an jeden auf der Erde sich zum Islam zu bekennen. Denn dieser bildet das System, das mit der Natur des Lebens und dessen ständigen Bewegung über-einstimmt und zu dem passt, was an festen Regeln erforderlich ist. Auf diesen Regeln beruhen die sich ändernden Dinge, damit sie nicht zerstört werden oder sich ihre Merkmale inmitten dieses reißenden Stromes der erneuernden Ereignisse nicht auflösen. 

Wer also die sich ändernden Dinge im Universum und im Leben als Beweis für die Unangemessenheit des Islam für das zeitgenössische Leben nimmt, da die Gegebenheiten der Zeit sich völlig von dem unterscheiden, was im sechsten nachchristlichen Jahrhundert vorhanden war,  der kennt in der Tat nicht die Besonderheiten der islamischen Gesetzgebung und begreift nicht deren Pfeiler. Denn die Grundprinzipien im Leben der menschlichen Gesell-schaften verändern sich nicht, und sie sind es, die die islamische Šarīʿah fest-legte. Was aber zu den sich verändernden Dingen an sekundären Dingen und Details passt, so ließ sie der Islam für das Sich Bemühen der Rechtsgelehrten und Gesetzgeber, die sie entsprechend den Erfordernissen der Zeit und den Milieuverhältnissen von dem gestalten, was dem Islam die Tauglichkeit der Anwendung in allen Zeitaltern und verschiedenen Milieus gibt.

Was die Opponenten des Anwendens der islamischen Šarīʿah behaupten, dass nämlich die Herrschaft der Religion die Bewegung des Fortschritts behindere und den Lauf des Zivilisationsaufstiegs hemme, wobei die Geist-lichen dem Denken Fesseln aufzwingen, und was sie – kraft ihres geistigen Standortes – an ideologischer Vorherrschaft über schöpferische und kreieren-de Kräfte beim Menschen als Beweis für die Richtigkeit ihrer Meinung hinsi-chtlich dessen praktizieren, was in Europa in der Zeit der Renaissance geschah, als die Europäer ihre Zivilisation erst dann aufbauen konnten, als sie sich der Vormacht der Kirche entledigt und sich von den Gedanken der Geist-lichen, die ihnen alles Neue verboten und die Ausübung von Kritik verwehrt hatten – anderenfalls wären sie als Ungläubige und Ketzer beurteilt worden –, befreit hatten – all diese Behauptungen bedürfen einer wohlüberlegten Posi-tion, aus der wir in Ruhe diskutieren, was in den Köpfen jener Leute hinsich-tlich der religiösen Vormacht und Willkür religiöser Institutionen gegenüber der Bewegung des Denkens und dem Fortschreiten der Zivilisation haftet.

Der Islam gab niemandem – wie auch dessen Stellung sei – die Vormund-schaft über das Denken über andere, wie das der Fall beim Papst in der christ-lichen Gesellschaft vor dem Zeitalter der Renaissance der Fall war. Darüber hinaus sprach er nieman-den von Fehlern frei – oder mit einem Terminus technicus: er erklärte niemanden für unfehlbar –, so dass er der Gesellschaft eine Meinung mit dem Argument aufzwingt, es sei nicht erlaubt ihn zu kriti-sieren. Denn Kritik richtet sich ja nur an jemanden, der einen Fehler macht. Solange sein Fehler unmöglich ist, ist Kritik an ihm ein Verbrechen, für das bestraft wird, wer sich erdreistet ihm zu widersprechen, wie das hinsichtlich der Christen beim Papst der Fall war. Entfällt also im Islam die gedankliche Vormundschaft, hat jedes Individuum unter seinem Schutz das Recht frei zu denken und das von ihm Gedachte ohne behindert zu werden und ohne Beschränkungen, die über die Freiheit der Meinungsäußerung verhängt wer-den, zu äußern. Das Prinzip der Verneinung der Unfehlbarkeit des Menschen hatte eine Auswirkung auf die Ausweitung der Kritikbewegung; denn es gestattete Kritik an irgendeinem Denken, wie auch die Stel-lung des Äußern-den sein mag. Es gibt also niemanden, der sich einer Immunität gegen von ihm abweichende Meinungen erfreut, auch wenn sein Ansehen in den geisti-gen Positionen hoch ist und er das höchste ihrer offiziellen Ämter bekleidet oder sich in einer Stellung behauptet, die die breite Masse für Seine Heilig-keit hält, wegen seiner Nähe – demzufolge, was sie glauben – zum Inhaber der Mission hinsichtlich Abstammung oder Wissen oder Gottesfurcht und Rechtschaffenheit.

Blicken wir also auf die Pfeiler der Renaissance in irgend-einer mensch-lichen Gesellschaft, finden wir, dass die Freiheit zu denken – und die Nicht-Bevormundung – den ersten Platz einnimmt, da die Kontinuität des Fort-schritts nur realisiert wird, wenn die Gesellschaft zur Erneuerung der Ent-wicklung und des Denkens fähig ist und sich in Verhältnissen befindet, die ihr die Erkenntnis des Rechtschaffenen und des Verdorbenen ermöglichen und ihr die Freiheit zur Ausübung dessen, was ihr beim Vorantreiben der Besch-leunigung des Fortschritts hilft, garantiert und sie bei der Beständigkeit der Aktivität beim Aufbau und Aufstieg unterstützt. Da nun der Islam dem Muslim diese Umstände bot – mit dem, was er als Prinzip der Freiheit des Den-kens für jedem Menschen festlegte, und mit dem, was er den Leuten als Nicht-Vorhandensein eines unfehlbaren Menschen erläuterte –, beruht das, was die Opponenten behaupten, dass nämlich das Befolgen der islamischen Šarīʿah die Bewegung des Fortschritts behindere und das Fortschreiten des Aufstiegs und der Zivilisation hemme, auf keinem stichhaltigen Beweis. Viel-mehr strafen dies die Texte Lügen, und der Geist der Prinzipien des Islam und dessen Stützpfeiler stellen dies in Abrede. Es gibt zahlreiche Verse, die zum Forschen und Betrachten und Erkunden aufrufen, wie etwa die Worte des Erhabenen:

    „Sprich: „Zieht umher auf Erden! Dann seht, wie ER die  Schöp-fung begann! …“               (Qurʾān, Surah 29, Vers 20)

  

Und SEINE Worte:

   Betrachten sie denn nicht die Wolken, wie sie erscha-ffen wurden, und den Himmel, wie er emporgehoben wurde, und die Berge, wie sie aufgerichtet sind, und die Erde, wie sie ausgebreitet ist?“

                                                       (Qurʾān, Surah 88, Verse 17-20)

 

Der Islam hindert nicht am Denken, selbst wenn das dazu führt ihn zu leugnen. Er zwingt also niemanden sich zu Eigen zu machen, was man ablehnt. GOTT, der Erhabene, sagt:

 

 „ … Wer nun will, der soll glauben! Und wer will, der soll leugnen! … „                               (Qurʾān, Surah 18, Vers 29)

 

Und ER sagt auch:

 

  Es gibt keinen Zwang  in der Religion. Bereits stellte sich das richtige Verhalten gegenüber dem sündhaften Fehlgehen heraus …“

                                (Qurʾān, Surah 2, Vers 256)

 

 

Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass eine Religion zum Betrachten und Forschen aufruft sowie dem Menschen die Freiheit in dem gibt, was er glaubt. Es ist nicht möglich, dass die Religion auf dem Weg des Fortschritts einen Stolperstein ist. Vielmehr treibt er den Menschen stark zur Beschleunigung beim Aufbau und Aufstieg durch das an, was er ihm an Gelegenheiten zur Freiheit im Denken und Äußern der Meinung bietet. 

Zu dem, was diesen Aspekt noch mehr verdeutlicht, gehört, dass der Islam einen Muslim nur in einem Maße zum anbetenden Dienen verpflichtet, das ihn zum Kultivieren der Erde quali-fiziert. Der Erhabene sagt:

„… ER hat euch aus der Erde hervorgebracht und hat euch auf ihr angesiedelt …“                 (Qurʾān, Surah 11, Vers 61)

 

Die Kultivierung ist aber nur das Ergebnis von Handeln und Produktion und einer der Aspekte des Aufstiegs und Fortschritts.

Also ist nicht das anbetende Dienen an sich gemeint, sondern vielmehr das, was sich aus ihr hinsichtlich der Qualifikation des Individuums ergibt, insofern als sie es zum Schaffen und Gestalten befähigt und im Bereich der Zivilisation zum Beeinflussen und zum Beeinflusst-Werden heranbildet. Man denke über die Worte des Erhabenen nach:

„… GOTT will nicht, dass ER euch eine Bedrängnis auf-erlege, sondern ER will euch  reinigen .“           (Qurʾān, Surah 5, Vers 6)

 

Die Reinheit hat nun zwei Aspekte: die äußere und die innere. Ihr äußerer Faktor besteht darin, dass der Mensch in einem schönen Aussehen erscheint, adrett angezogen ist und bei allen, mit denen er geschäftlich zu tun hat, geordnet ist sowie mit denen um ihn herum harmoniert.

 

Was aber den anderen Aspekt der Reinheit betrifft, so besteht er darin, dass er einen guten Charakter, ein reines Herz und eine reine Gesinnung hat, niemanden betrügt, keinen Menschen hasst und für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht.

Es besteht kein Zweifel daran, dass die Produktivität des moralischen Aspekte– und zwar ist das der innere –, wenn er mit Fähigkeit und Unter-stützung zusammentrifft, in den verschiedenen Lebensbereichen die Basis für den Aufstieg und die Zivilisation darstellt, und diese ist es, deren Auswir-kungen auf den Menschen sichtbar werden. 

Somit sollen die Opponenten der Anwendung der islamischen Šarʿīah sich die folgenden Tatsachen vor ihre Augen führen:

Erstens: Der Islam ruft zum Handeln im weltlichen Bereich auf. „Also kein Mönchtum im Islam.“ Wer also behauptet, dass Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit im weltlichen Bereich zu den Kennzeichen des Islam gehören, und zwar mit dem Argument, vom Muslim werde gefordert die Anbetungs-handlungen zu vermehren, selbst wenn dies auf Kosten der Produktivität ginge, der ist nicht Korrekt. GOTT, der Erhabene, sagt:

„Wenn also das Gebet verrichtet ist, so zerstreut euch im Land  …“                               (Qurʾān, Surah 62, Vers 10)

Hinsichtlich des Anspornes zum weltlichen Handeln gibt es nichts Bered-teres als dies. 

Zweitens: Der Islam erläuterte, dass das Ziel der Existenz des Menschen die Kultivierung der Erde ist. Die Kultivierung auf ihr wird aber nur durch Aufstieg und Fortschritt realisiert. Wessen Ziel seiner Existenz also der Auf-bau von Zivilisationen ist, der darf nicht passiv auf dem Kampfplatz des Auf-baus und Fortschritts stehen bleiben, ganz zu schweigen vom Behindern der Bewegung des Fortschritts und vom Aufhalten des Fortgangs der Zivilisa-tion. 

Drittens: Der Islam hat nicht den Genuss der Früchte der Zivilisation verboten, sofern daraus kein Schaden resultiert. Er will vielmehr vom Gerede derer, die jenes verbieten, nichts wissen. Denn der Erhabene sagt: 

„Sprich: „Wer hat den Schmuck GOTTes verboten, den ER für SEINE anbetend Dienenden hervorgebracht, und die guten Dinge vom Lebensunterhalt?“ Sprich: „Sie sind für diejenigen, die im diesseitigen Leben glauben, besonders am Tag der Auferstehung.“        

                 (Qurʾān, Surah 7, Vers 32) 

Ja er wies den Menschen sogar an das zu genießen, was es im Diesseits an guten Dingen gibt. Der Erhabene sagt:

„O ihr, die glauben! Esst von den guten Dingen, die WIR euch als Lebensunterhalt gewährten! …“(Qurʾān, Surah 2, Vers 172)

Wer also das Verbot der Verwendung dessen, was die Zivilisation produ-ziert hat, sieht, darf seine Meinung nicht dem Islam zuschreiben; denn die Texte des ehrwürdigen Qurʾān verbieten die Beschäftigung mit irgendetwas, das die Zivilisation hervorgebracht hat, überhaupt nicht – es sei denn, es ergäbe sich daraus ein Schaden für das Individuum oder eine Verderbtheit in der Gesellschaft.

Wer also diese Tatsachen kennt, darf demzufolge der Anwendung der isla-mischen Šarīʿah nicht widersprechen – in Anlehnung an das, was sich unter der Masse der Gebildeten verbreitete, dass nämlich der Islam das Fortschrei-ten der Zivilisation hemme oder die Geschwindigkeit des Rades des Fortsch-ritts begrenze. Das Ausmaß des Einflusses des Glaubens auf das Antreiben des Laufes der Zivilisation ist ja nun klar geworden. Falls der Glaube bei der Führung der Nation benutzt wird, beschleunigen wir unsere Schritte auf dem Weg des zivilisatori-schen Aufbaus. 

Der Standpunkt des Islam gegenüber den Fragen der Freiheit, der Demok-ratie und der Zivilisation ist nicht alles, was ihn für alle Zeit und für jeden Ort geeignet und für alle Milieus und Gesellschaften passend macht; vielmehr wurde seine ganze Methode – sei sie nun im Bereich der Politik und Herr-schaft oder in den Pavillons der Wirtschaft und des Kapitals oder in den Sälen der Forschung und des Studiums oder in anderen Dingen – auf die Grundlage des Nicht-Einschränkens zeitlicher und örtlicher Bereiche gestellt. Denn GOTT hat den Menschen in all diesem zum Angelpunkt SEINER Prinzipien und Regeln, zum Ziel SEINER Gebote und Verbote sowie zum Zweck der Befolgung SEINER Bestimmungen und Rechtsvorschriften gemacht. Was es im Islam an Dogmen, Anbetungshandlungen, Ethik und Bestimmungen gibt, ist ausschließlich aus Fürsorge für den Menschen und dessen Interesse, so dass die Stürme des Irrtums und der Verleumdung ihn nicht zerstören und der Wind des Hasses und der Aggression sein Wesen nicht niederreißt und sein Selbst nicht auslöscht und die Pfeiler seiner Gesellschaft nicht erschüttert werden und seine persönliche individuelle Struktur oder Abstammung nicht geschwächt wird. Die Grundlagen des Glaubens im Islam stimmen also mit der natürlichen Veranlagung des Menschen überein, und deshalb harmonisie-ren sie mit seinen Empfindungen und Gefühlen und sind geordnet für sein Leben und seine Orientierungen sowie auf  seine Verhaltensweisen und Gewohnheiten ausgerichtet, so dass er sich innerlich mit sich selbst im Ein-klang findet und nach außen mit denen, die sich um ihn befinden, und mit dem, was sich um ihn befindet. Wo auch immer man sich dem islÁmischen Garten zuwendet, findet man alles, was es in ihm an Glauben, Anbetung, Handlungen und Bestimmungen im Dienst des Menschen und des Lebens gibt. Und er führt – wer ihn anwendet, wie GOTT es will – zur Harmonie in der Melodie des ganzen Lebens und bewirkt einen positiven Einfluss beim Antrieb des Rades des Fortschritts und des Aufstiegs.

Diejenigen, die sich mit Daʿwah beschäftigen, sollen die vorgetragene Ideen studieren, da sie mit solchen Problemen ständig konfrontiert werden.

 

                                            Prof. Dr. Muhammad  Shama

 


 

 

3.Woche

Das Bedeutungsfeld „Einladender

Aufruf„ (Daʿ wah)

 

Die Verwendung des Ausdrucks „Einladender Aufruf (Daʿ-wah)“ hat in unserem modernen Zeitalter in der Islamischen Gesellschaft stark zugenom-men. Die Bücher und Veröffentlichungen, die über den  Islam sprechen, sind vielfältig; sie legen dessen Grundzüge Dar und setzen sich unter der Rubrik  Islamische Daʿwah für dessen Angelegenheiten ein. Des Weiteren gelangte die  Islamische Bibliothek in den Besitz einer gan-zen Reihe von Büchern, die ihre Aufmerksamkeit auf Phasen der Verbreitung des  Islam unter diesem Stichwort richten, und ihre Themen sind vielfältig: Die mekkanische und medinensische Phase, die Epoche der ulafāʾ, usw. Darüber hinaus sind an den  Islamischen Universitäten unter diesem Namen Fakultäten entstanden; es haben sich Abteilungen für Daʿwah in Fakultäten für  Islamisches Recht und Religionsgrundlagen und  Islamische Studien gebildet. Und trotz dieser Flut von Anwendungen für diesen Begriff ist bis jetzt keine klare wissen-schaftliche Definition für dessen Bedeutungsfeld festgelegt. Infolgedessen kennen die Absolventen auf diesem Spezialgebiet hinsichtlich der Abgr-enzung nicht ihr Forschungsfeld. Und aus diesem Grund sieht man sie auch in allerlei Themenbereichen unter dem Begriff Daʿwah forschen. Dies führt indes zu einem Ausmaß, dass die Forschenden bei der Auswahl eines The-mas zum Erlangen eines wissenschaftlichen Grades das Wort Daʿwah ins Thema der Forschungsarbeit selbst dann hineinzerren, wenn es in diesem Zusammenhang überhaupt nicht passt, nur um die Zustimmung der verant-wortlichen Stellen für das Thema zu gewährleisten. So sieht man  Forschun-gsarbeiten über Religionen, die den Namen Daʿwah tragen, und andere über soziologische Bereiche, die ebenfalls diesen Namen tragen… Und auf diese Weise ist es möglich geworden, dass das Wort Daʿwah in jeder Forschungs-arbeit in allen Islamischen Wissenschaftsdisziplinen niederge-schrieben wird.

 

Kann es nun auch möglich sein, dass dieser Gebrauch im Bereich der Forschung korrekt ist?

 

Wenn wir Verse des ehrwürdigen Qurʾān studieren, finden wir, dass das Wort Daʿwah in vier Versen erwähnt wird: Das erste Mal im Wort des Erha-benen: 

“Und wenn dich MEINE Diener nach MIR fragen, ICH bin für wahr nah. ICH erhöre das Flehen (Daʿwah) des Flehenden, wenn er MICH anfleht. So sollen sie MIR Folge leisten und an MICH glauben; vielleicht sind sie ja rechtgläubig.”           (Qurʾān, Surah 2, Vers 186)      

 

Hier hat es die Bedeutung Flehen, Bittgebet, das heißt Das Erflehen und bittende Wünschen von GOTT, dem Hocherha-benen.

      Das zweite Mal finden wir das Wort in der Rede des Erhabenen:

Und von SEINEN Zeichen, dass Himmel und Erde auf SEIN Geheiß bestehen. Als dann, wenn ER euch mit einem Ruf (Daʿwah) aus der Erde ruft, dann seid ihr es, die ihr hervorkommt.           (Qurʾān, Surah  30,  Vers  25)                                                                  

Diesmal steht das Wort im Zusammenhang mit der Auferstehung an einem Tag, an dem die Toten gerufen werden aus ihren Gräbern  aufzustehen.

In diesen beiden Versen ist dieses Wort weit entfernt von jeder Beziehung zu dessen Bedeutungsfeld der Themenbereiche in den die Daʿwah betreffenden Büchern und Fakultäten und Fachabteilungen.

was nun das dritte Vorkommen betrifft, so finden wir das Wort in der Rede des Erhabenen:

„IHM gebührt die Anbetung (Daʿwah) in IHM zustehender Weise; und jene, die sie unter Ausschluss SEINER anflehen, leisten ihnen in nichts Folge – nur wie der seine beiden Hände nach dem  Wasser Ausstre-ckende, damit dieses seinen Mund erreiche, und es erreicht ihn über-haupt nicht. Und das Flehen der  Islamleugner ist nur in einer Irrung.“ 

                                                         (Qurʾān, Surah 13, Vers 14)                                                                         

Und Anbetung in IHM zustehender Weise bedeutet hier Tauḥīd, das heißt das anbetende Dienen soll einzig und allein für GOTT sein; es darf  IHM also niemand beigesellt werden. Und wer dennoch eine GOTTheit außer GOTT anbetet oder sich um die Gunst von GOTTheiten neben GOTT bemüht, der wird scheitern und zu Grunde gehen.

Das vierte Mal finden wir das Wort in der Rede des Erhabenen:

„Und o mein Volk!  warum rufe ich euch eigentlich zur Errettung auf und ihr ruft mich zum Feuer auf? Ihr ruft mich dazu auf, dass ich GOTT leugne und IHM etwas beigeselle, worüber ich kein Wissen besitze; und ich rufe euch zum Allmächtigen, zum viel Verzeihenden auf. Es ist sicher, dass dem, wozu ihr mich aufruft, gewiss kein Verdie-nst (Daʿwah) zuko-mmt – weder im Diesseits noch im Jenseits – und dass   unsere Rückkehr gewiss zu GOTT ist und dass die Maßlosen, sie gewiss die Leute des Fegefeuers sind.”        (Qurʾān, Surah 40, Vers 41-43)                                                                          

In diesem Vers bedeutet (Daʿwah): Dass das Götzenbild nichts machen kann, wie Muǧāhid sagte. Und Qatādah sagte: Das Göt-zenbild nutzt nicht und schadet nicht. Und As-Suddiyy meinte: Es erhört einen ihn Anrufenden weder im Diesseits noch im Jenseits.

Auf Grund des Geschilderten wird klar, dass das im ehrwürdigen Qurʾān erwähnte Wort Daʿwah nicht anwendbar ist auf die Bereiche, in denen sich die mit der Daʿwah Befassten bewegen – sei es nun im Forschungs- oder Lehrbereich oder aktiv im Schu-lungs- und Bildungsbereich. Es sei denn,  jenes ist aus Darlegungsgründen,  was das Studium des  Islam und dessen Gesetzge-bung umfasst, dass nämlich GOTT Das Bittgebet dessen erhört, der sich an IHN mit einer Bitte wendet, oder um zu erklären,  was der freundschaftliche ermahnende Rat des Gläubigen der Familie Pharaos an sein Volk beinhaltet, dass nämlich alles,  was man an Stelle von GOTT anbetet, weder schadet noch nutzt, da all jenes ja vollkommen machtlos ist, oder als Ermahnung an die Menschen, dass GOTT sie nämlich am Auferstehungstag aus ihren Gräbern  ruft. All dies beschränkt sich auf das jeweils vorhandene Einzelne, und es geht nicht, dass es ein allgemein gültiger Fachterminus ist, unter dem alle Aktivitäten im Bereich des  Islam hinsichtlich der Forschung, des Studiums, des Predigens, der geistlichen Wegleitung und ähnlicher Dinge, die zu Tätigkeiten gehören, den Menschen die Bestimmungen und Lehren des  Islam zu übermitteln, eingestuft werden.

Von den Qurʾānversen, in denen das Wort Daʿwah erwähnt wird, bleibt außer dem Vers in Surah 13 IHM gebührt die Anbetung (Daʿwah) in IHM zustehender Weise nichts, von dem man als Exegese sagen könnte: Genau das ist der  Islam. Die Anbe-tung in IHM zustehender Weise (Daʿwatu-l-aqq) ist ein Merkmal der Botschaft des  Islam, das heißt der  Islam selbst ist die echte Daʿwah. Alles außer ihm ist nichtig. Es ist Pflicht für die Menschen seine Lehren zu befolgen und anderen nicht zu folgen. Denn durch sie trennen sich die Wege und entstehen Sekten und Gruppierungen, die sich gegenseitig bekämpfen.

Im ehrwürdigen Qurʾān kommen eine ganze Reihe flektierter Formen des Wortes Daʿwah in zahlreichen Bedeutungen vor, wobei es dienlich ist, es in diesem Zusammenhang drei Mal zu erwähnen, weil es eine Verbindung zu unserer Erörterung gibt.

Die erste Bedeutung ist das dienende Anbeten, wie etwa in den Worten des Erhabenen:

„Und schmähet nicht diejenigen, die sie unter Ausschluss GOTTes anflehen! Sie schmähten dann in feindseligem Vorgehen GOTT ohne Wissen…“          (Qurʾān, Surah 6, Vers 108)

Das heißt: Schmähet nicht diejenigen, die andere als GOTT anbetend dienen, sonst schmähten sie GOTT.                                                                                                        

Die zweite Bedeutung: Das bittende Wünschen, wie et wah in den Worten des Erhabenen:

„Und wenn ihr sie zur Rechtleitung einladend aufruft, folgen sie euch nicht. Es ist gleich für euch, ob ihr sie einla-dend aufruft oder ob ihr schweigend seid. „    (Qurʾān, Surah 7, Vers 193)                                       

Das heißt, dass diese Götzen das Bittgebet desjenigen, der sie anfleht, nicht hören, und es ist bei ihnen gleich, wer sie anfleht oder sie missachtet, denn die hören und sehen nicht, und sie haben absolut über nichts Macht. Wie also kann der Bitte eines Bittenden entsprochen oder das Bittgebet eines Flehenden erhört werden?

Die dritte Bedeutung: Übermittlung, wie etwa in den Worten des Erhabe-nen: 

„Und wer ist besser hinsichtlich des Redens als derjenige, der zu GOTT einladend aufruft und Rechtschaffenes tut und sagt: „Fü    (Qurʾān, Surah 41, Vers 33)

                                                                          

Das heißt, wer ist besser als derjenige, der den Menschen die Botschaft GOTTes übermittelt; er ruft sie einladend zum anbete-nden Dienen gegenüber ihrem Herrn auf.

 

Diese Bedeutungen drehen sich um einen einzigen Angel-punkt, nämlich den Anzubetenden, gleich ob es sich dabei um den überzeugten Glauben an IHN handelt oder um das Wünschen und Bitten von IHM oder um das einladende Auf-rufen zu IHM. Worauf wir uns indes konzentrieren werden, das ist die dritte Bedeutung, also das einladende Aufrufen zu IHM. Das Bedeutungsfeld „Einladender Aufruf (Daʿwah)“ ist also: Das Anspornen der Menschen zum Guten,  was GOTT angeordnet hat, sowie zu deren Überzeugtsein von den Prinzipien des  Islam; denn die Daʿwah ist der Weg, der die Menschen zu dem rechtleitet,  was ihr Wohlergehen im Diesseits und ihr Erfolg im Jenseits ist. Dieser Gebrauch  wahr freilich in der Frühzeit des  Islam nicht bekannt; viel-mehr bedienten sich die Muslime anderer Wörter für diesen Bedeutungsgehalt, und zwahr:

 

1.    Lehrendes Predigen: Das ist der gute freundschaftliche Rat zum Guten auf eine Art und Weise, in der das Herz des Hörenden sich dafür erwärmt, und in einer Form, die zur Annahme der  Wahrheit und zu entsprechendem Handeln führt. Einige Gelehrte definierten das Wort mit dem  wahrhaf-ten Reden, das die Herzen erweicht und auf die Seelen einwir-kt, den Trotz der widerspenstigen Seelen bändigt sowie Glau-ben und Rechtleitung in den wohlerzogenen Seelen vermehrt.

2.    Ermahnen: Das ist das Informieren der Menschen über die Gnade GOTTes mit der Darlegung der Pflicht, dass der Men-sch dem Erhabenen für diese Gnade dankt, sowie die  Wahr-nung vor der Zuwiderhandlung der Anordnungen GOTTes um so die Bestrafung zu vermeiden. Der Erhabene sagt:

                 „und gemahne sie an die Tage GOTTes!..  (Qurʾān, Surah 14, Vers 5)

 

                Und weiterhin sagte ER:

 

             „Und ermahne, denn fürwahr, die Ermah-nung nutzt den Gläubigen!“

                                    (Qurʾān, Surah 51,Vers 55)

 

3       Geistliche Wegleitung: Das ist das Rechtleiten der Menschen auf den geraden Weg, und zwar dadurch, dass sie man sie über das belehrt,  was sie im Hinblick auf rituelle Handlungen und allgemeine Verhaltensweisen[1] zu tun haben, sowie sie dazu anspornt, auf dem Feld des Benehmens und der zwi-schenmenschlichen Beziehungen Gutes zu tun.

4       Verkünden guter Nachricht: Das ist das Informieren, durch das Freude und frohe Entspannung in die Herzen einzieht. Der Erhabene sagt:

 

„Und diejenigen, die sich von den Götzen fernhalten, dass sie sie anbeten, und sich reuig zu GOTT wenden – für sie ist die gute Nachricht.  So verkünde MEINEN Dienern, die auf die Rede hören und ihrem Besten folgen, gute Nachricht! „           (Qurʾān, Surah 39, Vers 17-18)

                                                                                                              

Und der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: „Verkündet gute Nachricht und flößt keine Abneigung und keinen Widerwillen ein!“

5.  Wecken von Interesse: Das ist das Informieren der Men-schen   über die Belohnung, die für sie für den Tag des Jüngsten Gerichts vorbereitet ist, sofern sie die Anordnun-gen GOTTes befolgen und SEINE Verbote beachten. Dazu gehört auch, dass sie davon überzeugt sind, dass GOTT ihnen die Lebensumstände erleichtern wird, wenn sie SEINEN Weg beschreiten und SEINE Lehren anwenden.

6.  Einschüchtern: Das ist das darlegen dessen,  was GOTT den Sündigen Strafen vorbereitet um die Menschen vom Verüben von Sündigen an abzuhalten. GOTT hat SEINE Diener vor dem Sündigen gegen IHN gewarnt. Und ER hat für sie Beispiele dafür angeführt,  was ER mit den Sündi-gen getan hat. So sagt der Erhabene:

 

„Als sie UNS nun erzürnten, übten WIR Strafvergel-tung an ihnen. Also ertränkten WIR sie allesamt.“

                                                      (Qurʾān, Surah 43, Vers 55)                                          

 

Und ER sagt:

 

Als sie trotzig  wahren hinsichtlich dessen,  was ihnen verboten worden  wahr, sprachen WIR zu ihnen: „Seid ausgestoßene Affen!“                  (Qurʾān, Surah 7, Vers 166)

 

Bei diesen Bedeutungen, die im Zusammenhang mit DaYwah zu GOTT und mit dem Verbot all dessen,  was IHN erzürnt, stehen, fehlt auch nicht das Wort isbah (= Kontrolle von Gewi-chten und Maßen), denn die Leute werden bei ihren Worten und Taten kontrolliert und alle, die eine Sünde begehen oder etwas tun,  was die von GOTT gesetzten Grenzen überschreitet, wer-den bestraft. Der mutasib ist somit jemand, der Kontrolle aus-übt über die Aktivitäten der Menschen, besonders auf den Mär-kten, wo ja seine Arbeit bekannt ist durch das Überwachen der  Wagen und Gewichte sowie der Preise der  wahren, insofern als dabei niemand die Gesetze GOTTes übertreten soll.

 

Die Muslime haben diese Termini im Bereich der Daʿwah zu GOTT benutzt, und deshalb haben sie jemanden, der in diesem Bereich tätig ist, als einen lehrenden Prediger bezeichnet. Er ist derjenige, der den Leuten lehrend predigt und sie sanft und mit-fühlend einladend aufruft. Machthaber haben niemanden speziell mit dieser Tätigkeit betraut; vielmehr  war es die Pflicht eines jeden Muslim und einer jeden Muslimin – ausgehend von der Aufforderung zum Guten und vom Verbort des Verwerflichen, womit GOTT alle Menschen beauftragt hat. Vom Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) ist überlie-fert, Dass er gesagt habe: „Es obliegt auch, zum Guten aufzufor-dern respektive das Verwerfliche zu verbieten, oder GOTT wird gewiss eure Übeltäter gegen euch richten. Die Besten von euch sprechen also Bittgebete, aber sie werden nicht erhört.“ Und von ihm ist ebenfalls überliefert: „Wer von euch et was Verwerf-liches sieht, soll es ändern. Wenn er nicht kann, dann in seinem Herzen, und dies ist der schwächste Glaube.“

 

Die Arbeit eines muÎtasib verrichtet jedoch niemand außer auf Anordnung der Obrigkeit. Denn dessen Arbeit steht der Arbeit der Polizei näher als der des Predigers, insofern als er die Gese-tze und Anordnungen mit Erlaubnis des Vorgesetzten über wacht; er hilft diesem und dem Richter also bei der Durchfüh-rung dessen,  was der Vorgesetzte anordnet und auf Basis dessen der Richter urteilt.

 

4.Woche

 

Die Geistesbildung des einladend

Aufrufenden

Die Aufgabe des lehrenden Predigers unterscheidet sich von dem,  was der muḥtasib verrichten soll. Denn der muḥtasib ist ein Beamter der Obrigkeit und führt aus,  was an dessen Erlassen ergeht; er überwacht die Leute bei der Durchführung der Gesetze und Bestimmungen. Der lehrende Prediger indes ist in der Frühzeit des  Islam kein Beamter, der die Anordnungen der Exeku-tive ausführt oder der Legislative folgt. Seine Tätigkeit ist viel-mehr frei und entspringt seinem Bewusstsein gegenüber der Ausübung dessen,  was GOTT im Bereich der Daʿwah zu SEINER Religion angeordnet hat, um die Men-schen zur Annahme des  Islam zu veranlassen respektive die Muslime zu den Bestimmungen der Religion GOTTes rechtzuleiten. Deshalb bestand seine Tätigkeit in der Exegese des Buches GOTTes, im Ableiten der Islamischen Gesetzesbestimmungen aus dem Qurʾān und aus der Sunnah, im Erwecken des Wunsches in den Menschen, dem Weg der Rechtleitung zu folgen und in deren Abschreckung vor dem Weg des Satans. Er folgt somit den Fuß-spuren des Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!), dem Menschen die Daʿwah GOTTes zu übermitteln. Dabei erfüllt er die Anwei-sung des Erhabenen in SEINEN Worten:

„Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten auffordert und das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbie-tet...“              (Qurʾān, Surah 3, Vers 104)                         

Er befolgt weiterhin die Anweisung GOTTes an SEINEN Gesandten in SEINEN Worten:

„Rufe auf zum Wege deines Herrn mit Weisheit und sich geziemender Ermahnung und debattiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist!...“                 (Qurʾān, Surah 16, Vers 125)

Der einladend Aufrufende ist also der Übermittler der Daʿwah GOTTes an die Menschen insgesamt, der Exeget SEINES Buches, der Darlegende der ÍadÐ×e SEINES Gesandten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) und Erklärer dessen Sunnah. Ihm obliegt es also, der Methode dessen zu folgen,  was der ehrwürdige Vers beschreibt. Somit richtet er das Wort an die  Islam-Leugner in rationaler Weise, tilgt das Unwissen der Muslime, ruft in ihnen den Geist der Glaubenslehre wach und stärkt in ihnen das Glaubensempfin-den in vortrefflichen Predigen. Mit jenen indes, die vom Weg abweichen und vom Weg GOTTes abkommen sowie die Irreführung anderer versuchen, müssen sich die einladend Aufrufenden in der besten Weise auseinander setzen. Wenn die Umstände das Zitieren von Geschichtsereig-nissen und von dem,  was sich zwischen den früheren Propheten und deren Völkern abspiel-te, erforderlich macht, dann obliegt ihnen diese Vorgehensweise mit diesen Verwerfenden; und wenn sie sich in einer Zwangslage befinden eine andere Methode anzuwenden, dann sollen sie diese anwenden. Denn der Vers über-lässt ihnen die Bewertung dessen,  was den Umständen und Verhältnissen angemessen ist, wobei er ihnen aufträgt, sich in der Weise auseinander zu setzen, die am besten ist.

Der Vers hat nun für die Daʿwah die folgenden drei Methoden vorgezeich-net: 

1.    Logik und Rationalität.

2.    Gutes lehrendes Predigen. Dies geschieht durch das Erklären von GOTTes Buch und der Sunnah SEINES Gesandten.

3.    Diskussion, und zwar der Disput mit dem Opponenten je nach den   Umständen und Verhältnissen.

Die Geistesbildung des einladend Aufrufenden muss derart sein, dass sie ihn voll und ganz zur Durchführung dieser Aufgabe befähigt. Das Aufrufen der Nicht- Muslime zum  Islam macht es erforderlich, dass der einladend Aufrufende völlig vertraut ist mit der Kultur derer, die er einladend aufruft, dass er deren Denkweise begreift, dass er umfassende Kenntnis hat von deren Traditionen und Gewohnheiten und dass er sich gut auf die neuzeitlichen Denkströmungen versteht. Ferner ist es notwendig, dass der einladend Aufru-fende völlig vertraut ist mit der Psychologie, damit er von psychologischer Seite die Begründungen eines ihm Widersprechenden versteht. Denn wer die Schwankungen der Psyche und deren Stimmungen nicht kennt, der führt den Appell an sie nicht zum Guten. Die ersten einladend Aufrufenden kannten von ihrer Natur aus in hohem Maß die Psychologie, obwohl sie sie nicht genau studiert hatten. Sie befanden sich im reinen Zustand ihrer Natur,  waren scharfsinnig und begabt und hatten das, mit dem sie der ehrwürdige Qurʾān mit seinen Versen und der Gesandte mit seinen Erläuterungen und seiner Verstandeskraft rechtleitete, wodurch sie in der Lage  waren die Leute vom  Islam zu überzeugen. Dank ihrer Bemü-hungen auf dem Gebiet der Daʿwah nahmen zahlreiche Völker den  Islam an; durch ihre Vermittlung leitete GOTT viele von denen recht, die sich widersetzt hatten und keine andere Meinung gelten lassen wollten. Der Grund hierfür lag darin,  was GOTT ihnen an Stärke in der Auseinandersetzung und an Sprachgewahndtheit gab. Wenn die heutigen einladend Aufrufenden einen Erfolg wie jenen Erfolg oder einen ihm ähnelnden wollen, dann müssen sie folgendes studieren:

·       Geschichte, damit sie die Gründe und Ursprünge der Unmoral bei den Glaubensgrundlagen und Charaktereigenschaften und Anbetungshandlun-gen begreifen. So errichten sie ihre Daʿwah auf einer gesunden Grundlage.

·       Psychologie, damit sie im Stande sind mit allen Bevölkerungsschichten in der Welt in einer Ausdrucksweise zu reden, die zu ihnen passt.

·       Landes- und Völkerkunde, damit sie auf jedes Land vorbereitet sind, wenn sie ihre Daʿwah an dessen Bevölkerung richten.

·       Ethik, damit sie die Tugenden sowie die Art und Weise der Erziehung der Menschen zu ihnen gut kennen und damit sie weiterhin die Defizite in der Seele sowie die Wege zu deren Vorbeugung erkennen. Dies gehört zu den bedeutendsten Wissenschaften, derer die einladend Aufrufenden bedürfen, so dass sie in der Lage sind die Seele zu behandeln und gut zu erziehen.

·       Religionen und Glaubensrichtungen, damit es ihnen leicht fällt zu erklä-ren,  was in ihnen falsch ist; denn wenn sie nicht in der Lage sind dies denen zu erklären, die sie zum  Islam aufrufen, dann werden sie keine Ohren finden, die dem lauschen,  was sie über den  Islam sagen.

·       Kenntnisse in den Sprachen derer, an die sie die Daʿwah richten. Es ist überliefert, dass der Gesandte (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) einige Gefährten beauftragt hat, ob der Juden, die in Madinah als Nachbarn lebten, die hebräische Sprache zu lernen. Denn die Kenntnisse in der Sprache derer, an die man die Daʿwah richtet, bewirkt einen Einfluss, der bei Nichtkenntnis der Sprache nicht erzielt wird. Es ist notwendig, dass die Sprachkenntnisse hervorragend sind, weil die Sprachschwäche eines Redners eine negative Auswirkung auf die Beweisführung des einladend Aufrufenden widerspiegelt.

·       Sozialwissenschaft, damit sie die Verhältnisse der Nationen kennen und mit den Gründen derer Schwächen und Stärken sowie deren Fortschritts oder Rückstands vertraut sind. Insofern ist es notwendig, dass der einla-dend Aufrufende Kenntnisse über die Zustände der Menschen besitzt und ein Fachmann für Gesellschaftskrankheiten ist, damit er jede Gruppe ent-sprechend aufrufen und anleiten kann. Wenn ihm hingegen die Zustände der Menschen und deren Leiden nicht bekannt sind, begeht er bei der Verbesserung der Herzen und bei der Behandlung der Seelen viele Fehler. Er ist dann wie ein Quacksalber, der ein Medikament bei einer besonderen Krankheit ausprobiert und Erfolg hat und dann genau dasselbe Medika-ment jedem Kranken verschreibt. das bedeutet eine ernste Gefahr für den Körper, und dasselbe gilt auch für das Herz.

Wenn der Bereich des einladend Aufrufenden die  Islamische Gesellschaft ist, dann besteht dessen Kapital im Erklären der Offenbarungsschrift und der Sunnah um darzulegen, was auf dem Gebiet der religiösen Pflichten und allgemeinen Verhaltensweisen zu tun für die Muslime verbindlich ist. Und falls es erforderlich ist, erklärt er ihnen anhand der Offenbarungsschrift und der Sunnah genau die Fragen des Tauḥīd, und zwar weit ab von den Ansich-ten der Scholastiker und von den Meinungsverschiedenheiten der Rechtsschu-lenvertreter – seien es nun Rechts- oder adīṯgelehrte. Der einladend Aufru-fende ist unter den Muslimen quasi ein Lehrer für sie. Und deshalb muss er die Religionswissenschaften kennen. Er macht sich mit den Versen des Tauḥīd[2] im ehrwürdigen Qurʾān vertraut und beschäftigt sich mit den adīṯen des Gesandten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!), die ihm bei der Erklärung der Geheimnisse und bei der Darlegung derer verborgenen Hintergründe helfen. Des Weiteren soll er über Wissen hinsichtlich der Anwendung von Verstandesmethoden beim Anführen von Qurʾānischen Wundern verfügen, die das Eins-Sein GOTTes sowie SEIN Allein-Sein hinsi-chtlich der Macht und Herrschaft über alles,  was im gesamten Universum vor sich geht, beweisen.

Im Bereich der religiösen Pflichten muss er das  Islamische Recht und dessen Grundlagen studiert haben, damit er in der Lage ist, deren Bestim-mungen den Menschen zu erklären, so dass er einen Beitrag zur Beseitigung deren religiösen Unwissenheit leistet. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass dies den wichtigsten Bereich für den einladend Aufrufenden unter den Muslimen bildet, denn auf religiösem Gebiet widmen die Muslime das höchste Interesse der Kenntnis der Bestimmungen der rituellen Reinheit und der Art und Weise der Gebetsverrichtung sowie den Bestimmungen des Fastens und dessen Verhaltensmaßregeln und den Erhebungsgrenzen[3] der Sozialpflicht-abgabe und deren Entrichtung sowie der Grundlagen der Pilger-fahrt nach Mekka und deren Pflichten. Die Muslime fragen ferner viel nach dem Gesetz GOTTes und dessen Bestimmungen hinsichtlich der Eheschlie-ßung, der Scheidung und des Erbrechts. Weiterhin erkundigen sie sich nach dem Erlaubten und dem Verbotenen bei den verschiedenartigsten Verhaltens-weisen, wie sie auch darauf bedacht sind, hinsichtlich dessen,  was sie an Zweifeln an den von GOTT festgesetzten Strafen bewegt, zur endgültigen Entscheidung zu gelangen. Je kompetenter der einladend Aufrufende im Bereich der Angelegenheiten des  Islmischen Rechts und je kenntnisreicher er in den Vorschriften der Offenbarungsschrift und der Sunnah ist, desto mehr ist er in der Lage, in der  Islamischen Gesellschaft die Aufgabe der Daʿwah durchzuführen. Deshalb sollen sich die Daʿwah-Institute auch darauf konzen-trieren ihre Teilnehmer in den Lehren der Šarīʿah zu unterrichten,  was sie dann dazu qualifiziert ihre Aufgabe in vollem Umfang durchzuführen. Sie lehren sie also im  Islamischen Recht,  was sie dazu befähigt sich mit Rechts-gutachten zu befassen, und in der Qurʾān-Auslegung,  was ihnen dazu verhilft die Anordnungen GOTTes kennen zu lernen. Des Weiteren obliegt es ihnen, die  Islamische Geschichte sowie das Leben des Propheten und der recht-geleiteten ulafāʾ und anderer bedeutender Persönlichkeiten der  Islamischen Nation zu studieren, damit sie sich über das Geheimnis deren außerordent-licher Eigenschaften und die Gründe deren Fähigkeit für das,  was sie der  Islamischen Gesellschaft an Gaben reichlich schenkten, unterrichten lassen, so dass dies sogar ein leuchtendes Beispiel für sie selbst und auch für andere wird sowie ein Unterrichts-gegenstand, auf den sie im Bereich der Daʿwah zurückgreifen können.

Die Aufgabe des mahnenden Predigers gehört also zu den wichtigsten Aufgaben und dessen Beruf zu den bedeutendsten Berufen. Die Stellung des einladend Aufrufenden in der  Islamischen Gemeinschaft steht der Bedeutung der Stellung der kämpfenden Führer und der aktiven Großen in nichts nach. Denn ebenso wie der Erfolg des Führers von dessen Vorbereitungsgrad und dem Spielraum dessen Fähigkeiten auf dem Gebiet des Planens und sorgfäl-tigen Nachdenkens sowie des Weitblicks  und der Umsichtigkeit abhängt, so hängt auch der Erfolg des einladend Aufrufenden von dessen Beherrschen der  Islamischen Gesetzeswissenschaften und von den religiösen Charakter-eigenschaften, vom Spielraum dessen Kenntnissen der Soziologie und der Kosmologie sowie vom Spielraum dessen Fähigkeiten bei der Verknüpfung dessen, was im ehrwürdigen Qurʾān an kosmischen Erscheinungen und Zei-chen vorkommt, mit dem, über  was die Fachleute in diesem Bereich an Theorien und Ansichten verfügen. Denn die Unkenntnis des einladend Aufru-fenden in diesen grundsätzlichen Dingen macht ihn unfähig das zu erklären,  was im ehrwürdigen Qurʾān an kosmischen Versen steht – auf eine Art und Weise, die zu den Erkenntnissen auf diesem Gebiet nicht im Widerstreit steht und die überhaupt keinen Zweifel lässt, dass das Zutagetreten der Unwissen-heit des einladend Aufrufenden in Angelegenheiten, die die jungen Schüler schon kennen, eine Gelegenheit bietet, dass man sich über den mahnenden Prediger lustig macht und dass diejenigen, die die Verse GOTTes leugnen, darüber spotten. Das Vertrauen der Leute in die Worte des mahnenden Predi-gers ist also gering und man glaubt ihm nicht,  was er sagt. Infolgedessen fügen sie sich nicht dessen Anordnungen und so wird er zu einem Abschre-ckungsmittel für die Lehre des  Islam, anstatt dass seine Arbeit eine Triebkraft von den Triebkräften zum Erwecken des Wunsches nach Durchführung der Anordnungen GOTTes darstellt.

Zusammengefasst ist es also für den einladend Aufrufenden – oder ent-sprechend des jeweils verwandten Fachausdrucks für den mahnenden Predi-ger Pflicht, dass er das Islamische Recht eingehend studiert und die Gesetzes-wissenschaft der Offenbarungsschrift und der Sunnah kennt sowie vertraut ist mit der Prophetenbiografie und der  Islamamischen Geschichte. Es ist ferner unabdingbar, dass er die Grundlagen der Soziologie und Kosmologie kennt, damit er seine Aufgabe in vollkommener Weise durchführen kann, zumal sonst seine Worte fehlschlagen sowie seine Anleitungen vergeblich sind und er zum Gegenstand des Gelächters wird und die Spaßmacher sich über ihn lustig machen und die Abweichler sowie die Gegner des  Islam als Zeuge für sein Unvermögen auftreten.


4.    Woche

Formen der Diskussion und

des Dialogs 

Das Studium der Historie hat festgestellt, dass jede menschliche Gesell-schaft vielfältige gedankliche Tendenzen in sich birgt, die in ihren Inhalten und ihre Zielen zwischen ganz rechts und ganz links schwanken. Deshalb ist die Reaktion auf jeden Aufruf  unterschiedlich. Es gibt einige, die glauben sofort beim Hören des Rufenden an sie, während andere eine Weile zögern. Die Zeit des Zögerns ist verschieden vom einem zum  anderen und hängt ab von dessen gedanklichen und bildungsmäßigen Struktur sowie von den Gesellschafts- und Umweltsituationen oder dessen Umfang der Überzeugung vom Glauben seiner Väter und Großväter und der Eigenart dieses Glaubens hinsicht-lich dessen Gegebenheiten für die verschiedenen Lebensanforde-rungen.

Die Dialoge beanspruchten mit dieser zögernden Art viel Zeit von der Zeit der einladend Aufrufenden und nahmen viel Raum auf den Seiten der Daʿwah ein. Denn je verhafteter die einladend Aufgerufenen mit ihrer Vergangenheit und je versklavter sie durch ihre überkommenen Gewohnheiten und ihre zu missbilligenden Traditionen sind, desto mehr zieht sich die Diskussion in die Länge und nimmt mannigfache Arten und unterschiedliche Weisen des Dialo-gs und des Lavierens an. Die auf den Seiten der Historie aufgezeichneten Nachrichten der einladend Aufrufenden teilen uns mit, dass der längste und härteste Dialog mit den Hartnäckigen ist, deren Gedanken der Vergangenheit sich ihres Verstandes bemächtigt und die Glaubenslehren der Väter in ihren Herzen und Seelen beherrscht haben. Deshalb sahen wir die Propheten mit ihnen jeden Weg beschreiten, der zu deren Überzeugung, deren Anspornen zur Anbetung GOTTes und auf das Unterlassen deren Irrtümer führte. Als Beispiel hierzu berichtet uns der ehrwürdige Qurʾān über das Gespräch Abrahams mit dessen Volk über die Anbetung der Götzenbilder. Der Erha-bene sagt:

Und WIR gaben dem Abraham schon zuvor seine Rechtschaffenheit, und WIR kannten ihn. Da er zu seinem Vater und seinem Volke sprach: " was sind das für Standbilder, denen ihr euch widmet?" Sie sprachen: "Wir fanden unsere Väter ihnen gegenüber als anbetend Dienende." Er sprach: "Ihr und eure Väter seid gewiss in offenkundigem Irrtum gewe-sen!" Sie sprachen: "Bist du mit der  Wahrheit zu uns gekommen oder gehörst du zu denen, die Scherze treiben?" Er sprach: "Nein, vielmehr ist euer Herr der Herr der Him-mel und der Erde, DER sie erschaffen hat, und ich gehöre zu den hiervon Zeugenden. Und bei GOTT! Ich will gewiss eine List gegen eure Götzenbilder ersinnen, nachdem ihr den Rücken kehrend weggegangen seid." Und er machte aus ihnen kleine Stücke mit  Ausnahme des Mächtigen von ihnen, damit sie sich vielleicht an ihn  wahndten. Sie spra-chen: "Wer hat dies mit unseren GOTTheiten getan? Für wahr, er ist gewiss der Frevler einer!" Sie sprachen: "Wir hörten einen Jüngling von ihnen reden, den man Abraham nennt." Sie sprachen: "So bringt ihn vor die Augen der Leute, vielleicht legen sie Zeugnis ab." Sie sprachen: "Bist du derjenige, der dies mit unseren GOTTheiten getan hat, O Abraham?" Er sprach: "Nein, vielmehr hat es dieser Mächtige von ihnen getan. Fragt sie nur, so sie sich denn äußern!" Da überprüften sie sich selbst und sprachen: „Ihr, für wahr ihr seid die Ungerechten!“ daraufhin mussten sie ihre Köpfe hängen lassen[4]: „Du weißt gewiss, diese äußern sich nicht!“ Er sprach: „Verehrt ihr denn unter Ausschluss von GOTT,  was euch nichts nutzt und euch keinen Schaden zufügt? Pfui über euch und über das,  was ihr unter Aussch-luss von GOTT anbetet! Begreift ihr denn nicht?“ 

                              (Qurʾān, Surah 21, Verse 51-67 

Der ehrwürdige Qurʾān erzählt darüber hinaus noch eine andere Art und Weise seines Gespräches mit den Götzendienern:

Und als Abraham zu seinem Vater ʿĀzar sprach: „Nimmst du Göt-zenbilder zu Göttern? Für wahr, ich sehe dich und dein Volk in offen-kundigem Irrtum.“ Und ebenso zeigten WIR Abraham das Reich der Himmel und der Erde, und auf dass er zu den Überzeugten gehöre. Als nun die Nacht über ihn hereinbrach, sah er einen Stern. Er sprach: „Das ist mein Herr.“ Da er nun aber unterging, sprach er: “Ich liebe nicht die Untergehenden.“ Als er nun den Mond aufgehen sah, sprach er: „Das ist mein Herr.“ Da er nun aber unter-ging, sprach er: „Hätte nicht mein Herr mich rechtgeleitet, hätte  ich gewiss zu den Irregehenden gehört.“ Als er nun die Sonne aufgehen sah, sprach er: „Das ist mein Herr. Das ist größer.“ Da sie nun aber unterging, sprach er: „O mein Volk! Fürwahr, ich bin frei von dem, was ihr beigesellt. Für wahr, ich habe mein Ange-sicht als Rechtgläubiger zu DEM gewandt, DER die Himmel und die Erde erschuf, und ich gehöre nicht zu den Polytheisten.“ Und sein Volk stritt mit ihm. Er sagte: „Streitet ihr mit mir über GOTT, und ER hat mich bereits rechtgeleitet? Und ich fürchte nicht das,  was ihr IHM beigesellt, außer dass  mein Herr etwas will. Mein Herr umfasst alle Dinge mit Wissen. Seid ihr denn nicht eingedenk? Und wie fürchte ich,  was ihr beigesellt, und ihr fürchtet nicht, dass ihr GOTT beigesellt habt, wofür ER euch keine Legitimation herabgesandt hat?“ Welche der bei-den Parteien hat also größeres Anrecht auf Sicherheit,  so ihr es denn wisset? „          (Qurʾān, Surah 6, Verd 74-81)                                                                               

Die Arten der Diskussion und des Dialoges sind zahlreich mit dem, der auf dem Leugnen des Islam beharrt und mit seinen Irrtümern versucht den Vormarsch der neuen Daʿwah in der Gesellschaft zum Stehen zu bringen. Der ehrwürdige Qurʾān erzählt diese Beispiele nur zum Trost des Gesandten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) und zum Einkehren der Ruhe in dessen Herz. Er erklärt ihm darin nämlich, dass die Gesandten, wenn ihnen Schaden zugefügt und Widerstand geleistet wird, den Sieg davontragen wer-den, egal, ob es im Bereich des Wortgefechtes oder Machtkampfes auf dem Schlachtfeld ist. Wenn die menschlichen Gesellschaften in diesem Bereich ähnlich gegenüber deren alten sind, sind sie nicht verschieden von deren neuen und zeichnen sich ihre Zivilisierten gegenüber ihren Primitiven nicht aus. Es steht fest, dass in jeder Epoche Opponenten gegen den Glauben und Gegner der zu diesem einladend Aufrufenden erscheinen, ihre Gedanken in der Gesellschaft verbreiten und mannigfache Methoden anwenden, um die Stimme der einladend Aufrufenden zu stören und deren Bild bei den Jugend-lichen zu entstellen. Wenn die einladend Aufrufenden für ihre Konfrontation mit ihnen nicht gerüstet sind, verlieren sie ihren Kampf und erleiden sie einen Fehlschlag und eine Nieder-lage. 

Und hierbei handelt es sich um den dritten Bereich, für den der einladend Aufrufende gerüstet sein muss, damit er sich dem Kampf nicht mit leeren Händen stellt und die Opponenten seine Unwissenheit nicht zu einem Gegen-stand für die Bekräftigung ihrer falschen Behauptungen und zu einem Beweis für die Stärke ihrer Argumente nehmen. Deshalb müssen die einladend Aufru-fenden die modernen geistigen Strömungen studieren, sich mit deren Fein-heiten beschäftigen sowie deren Gesamtheit und deren Einzelheiten erfahren. Sie studieren also die philosophischen Tendenzen und kennen die gesell-schaftlichen und pädagogischen Theorien. Und sie machen sich mit den wirt-schaftlichen Doktrinen vertraut, damit sie mit jedem über alles,  was sie wissen, disputieren – als Verifikation der Worte GOTTes, des Erhabenen:

„…und diskutiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist!….                       (Qurʾān, Surah 16, Vers 125)

Vielleicht nimmt die Diskussion in gütiger, friedfertiger Weise eine andere Form an. Das gilt für den Fall, dass man den  Islam mit Gewalt verteidigen muss.. Wir werden das später darlegen, wenn wir darüber sprechen,  was für jeden Muslim – je nach seiner Kultur und wo auch immer sein Aktivitäts-zentrum in der Gesellschaft sein mag – im Bereich der Daʿwah notwendig ist..

 

6.    Und 7. Woche

 

Die beiden Bereiche des Rechten und

des Verwerflichen

Die Forscher sind sich hinsichtlich der Aktivität der Anhänger im Bereich des einladenden Aufrufs zu Religionen  in deren Einteilung in zwei Arten einig: Eine Art, bei der deren Anhänger  mit sich selbst beschäftigt sind. Sie rufen andere nicht zum Annehmen ihres Glaubens auf und gehen davon aus, dass dieser deren Privatsache ist und sich bei ihnen niemand daran beteiligt. Sie überzeugen andere nicht von ihrem Glauben, sondern lehnen die Annah-me ihrer Religion durch jemand anderen ab. Die Religionsgelehrten nennen eine derartige Religion eine mit keiner Botschaft verbundenen Religion – und sie meinen damit, dass sie keine Botschaft enthält, die ihre Anhänger zur Verbreitung einer derartigen Religion unter den Leuten verpflichtet – wie das Judentum, der Brahmanismus und der Zoroastrismus.

Die andere Art sind solche Religionen, die heilige Texte ent-hält, die deren Anhänger zur Verbreitung unter den Leuten einladend aufrufen. Die Religio-nsgelehrten nennen diese Religionen  mit einer Botschaft verbundenen Relig-ionen, das heißt, dass deren Anhänger verantwortlich mit der Verbreitung ihrer religiösen Botschaft unter den Leuten beauftragt sind. Die Religions-gelehrten erwähnten, dass zu diesen Religionen der Budismus, das Christen-tum und der  Islam gehören. Max Müller erklärt,  was mit der Religion  der Botschaft gemeint ist, mit folgenden Worten: „Es handelt sich um die Reli-gion, in der die Verbreitung der  Wahrheit und das Führen der Leugner des  Islam auf den rechten Weg zu einer heiligen Pflicht durch den Religions-gründer oder dessen Nachfolger nach ihm emporhe-ben... Es handelt sich um den Geist der  Wahrheit in den Herzen der Gläubigen, der nicht gefestigt ist, bis er im Denken, im Reden und im Handeln zu Tage tritt, und er wird sich nicht begnügen, bis er seine Botschaft zu jeder menschlichen Seele gebracht haben wird und die Individuen der menschlichen Gemeinschaft das anerken-nen, von dem sie glauben, Dass es die  Wahrheit ist.“ 

Wenn der Buddhismus und das Christentum mit dem Islam in diesem Bereich auch zusammengegangen sind, stützt sich dieses Zusammengehen dennoch nur auf ein oder zwei Texte von ihren heiligen Texten; das heißt es ist ein schwaches Zusammengehen, weil die Daʿwah zum  Islam ein Kern des  Islamischen Glaubens ist. Sie ist eine Pflicht für jeden Muslim und jede Muslimin. Ein Beweis dafür ist, dass die Qurʾānischen Verse, die den Muslim zur Daʿwah zu GOTT anspornen, zahlreich sind; die heiligen Texte dieser beiden Religionen können bei ihr mit dem ehrwürdigen Qurʾān nicht vergli-chen werden.. GOTT, der Hocherhabene, befiehlt dem Muslim in vielen Versen, das Gute zu gebie-ten und das Verwerfliche zu verbieten. So sagt der Erhabene:

“Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten auffordert und das Rechte gebietet und Das Verwerf-liche verbietet. Und jene sind die Erfolgreichen."     (Qurʾān, Surah 3 Vers 104)                                                                          

    Und ER sagt:

„Sie sind nicht gleich. Zum Volke der Schrift gehört eine immer feste Gemeinschaft. Sie rezitiert GOTTes Verse wäh-rend der Nacht und sie wirft sich nieder. Sie glaubt an GOTT und an den Jüngsten Tag und gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche und vollziehen eilends gute Werke. Und jene gehören zu den Rechtschaffenen.“

                                            (Qurʾn, Surah 3 Vers 113-114)                                                                                             

Und ER sagt:

„Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer von ihnen des anderen vertrauter Freund. Sie gebieten das Rechte und ver-bieten das Verwerfliche und verrichten das Gebet“     (Qurʾān, Surah 9, Vers 71)

ER erklärt den Gläubigen sogar, dass auf denjenigen, der diese Pflicht nicht ausübt, die Flüche GOTTes fallen werden, wie es den Kindern  Israel geschah, als diese jene Pflicht unter-ließen. Der Erhabene sagt:

„Verflucht wurden diejenigen, die Ungläubigen unter den Kindern Israel, durch die Zunge Davids und Jesu, des Sohnes der Maria. Dies, weil sie widerspenstig  waren und sich zu vergehen pflegten. Sie pflegten einander von nichts Verwerflichem, das sie verübten, abzuhalten. Schli-mm ist gewiss das,  was sie zu tun pflegten.“                  

                                   (Qurʾān, Surah 5, Verse 78-79) 

Weiterhin erklärt ER den Muslimen, dass sie das beste Volk auf  Erden nur durch das sind,  was sie im Bereich der Daʿwah für GOTT an Anstrengungen unternehmen. So sagt der Erhabene:

„Ihr seid die beste Gemeinschaft, hervorgebracht für die Menschen; ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche “                                                           (Qurʾān, Surah 3, Vers 110)                                          

Zu ihren religiösen Pflichten in diesem Leben gehören also das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen nach besten Kräften. Der Erhabene sagt: 

„Denjenigen, die, wenn WIR ihnen auf der Erde Macht geben, das Gebet verrichten und die Sozialpflichtabgabe zah-len und das Rechte gebieten sowie das Verwerfliche verbieten..." (Qurʾān,  Surah 22, Vers 41)                  

Zu dem, was die Bedeutung dieser Pflicht beweist, gehört auch, dass GOTT sie vorzüglicher als die Anbetung machte, ja sogar des Anbetenden Erlangen einer Belohnung für seine Anbe-tung GOTTes mit dessen Aktivität im Bereich der gesell-schaftlichen Wohltätigkeiten verbindet. So sagt der Erhabene: 

„Nichts Gutes ist in vielem ihrer heimlichen Reden - es sei denn, wer zu Almosen oder zum Rechten oder zur Versöhnung unter den Menschen aufruft. Und wer das tut im Trach-ten nach GOTTes Wohlgefallen, dem werden WIR einen gewaltigen Lohn gewähren.“      (Qurʾān, Surah 4, Vers 114)

Der Erhabene verpflichtet ferner die Muslime, zwischen mit-einander Streitenden zu versöhnen,und zwar mit SEINEN Worten:

„Wenn zwei Parteien der Gläubigen sich einander bekämpfen, dann stiftet Heil unter ihnen beiden! Und wenn eine von ihnen beiden gegen die andere gewaltsam Unrecht begeht, so bekämpft die Partei, die gewal-tsam Unrecht begeht, bis sie zu GOTTes Anordnung zurückkehrt. Kehrt    sie zurück, dann stiftet Heil unter ihnen beiden nach Gerechtigkeit und handelt gerecht! GOTT liebt für wahr die gerecht Handelnden."

                                           (Qurʾān, Surah 49, Vers 9)

Und diese Arbeit gehört zum Hauptanliegen des Gebietens des Rechten und des Verbietens des Verwerflichen.

Aus dem Erwähnten wird klar, dass die Daʿwah zu GOTT eine Haupt-grundlage im  Islam darstellt. An ihr zeigt sich nur uninteressiert  und ihre Ausführung unterlässt nur, wessen Glaube in seinem Herzen in Folge des Versinkens in den Meeren des Materiellen, deren Wogen ihn von der Küste der Sicherheit entfernen, schwach wurde:

„Und wer ist besser hinsichtlich des Redens als derjenige, der zu GOTT einladend aufruft und Rechtschaffenes tut und sagt: „Für wahr, ich bin einer der ergebenen Bekenner.“

                                                           (Qurʾān, Surah 41, Vers 33)

Es sind zahlreiche adīṯe überliefert, die bestätigen,  was im ehrwürdigen Qurʾān von der Pflicht, das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten, steht und die Muslime vor der Vernachlässigung dieser Pflicht in ihrem Leben  warnen. Über Abu Bakr A-iddīq (GOTT möge an ihm Wohl-gefallen haben!) wird berichtet, dass er in einer von ihm gehaltenen Anspra-che sagte: „O Leute! Für wahr, ihr lest folgenden Vers und interpretiert ihn im Gegensatz zu seiner Interpretation:

„O ihr, die glauben! Ihr obliegt euch selbst! Es fügt euch keinen Schaden zu, wer irregeht, sofern ihr rechtgeleitet seid“ 

                                             (Qurʾān, Surah 5, Vers 105) 

Ich, Abu Bakr, habe den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schen-ke ihm Heil!) sagen hören: „Es existiert kein Volk, das  Sünden begeht und in dem es jemanden gibt, der ihm dies zu verargen in der Lage ist, dies jedoch nicht tut, ohne dass wenig daran fehlt, dass GOTT dieses Volk allgemein mit einer Strafe von IHM belegt.“ Und es wird über Abu aʿlabah Al-ašnī beri-chtet, dass er den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) nach der Interpretation der Worte des Erhabenen „Es fügt euch keinen Schaden zu, wer irregeht, sofern ihr rechtgeleitet seid“ gefragt und der Gesandte geantwortet habe: „O Abā aʿlabah! Gebiete das Rechte und verbiete das Verwerfliche! Wenn du jemanden siehst, der einer Gier ergeben ist oder einer Leidenschaft folgt oder von der Welt beeindruckt ist oder jemanden, der eine Ansicht vertritt und diese seine Meinung bewundert, dann beschäftige dich mit dir selbst und lass die breite Masse!“

In der Sunnah steht geschrieben, welchen Nutzen es hat, dass jedes Volk Schicksalsschläge heimsuchen, wenn es dieses  Islmische Prinzip leugnet und unbeachtet lässt. Der Prophet (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: „Ihr sollt gewiss das Rechte gebieten und das Verwerfliche verbieten, oder GOTT wird gewiss auf euch die schlechten Leute unter euch hetzen; dann werden die gute Leute unter euch einladend aufrufen, aber man wird ihnen keine Folge leisten!“ 

Des Weiteren ist überliefert, dass alle gute Handlungen geringerwertig gegenüber dem Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen sind. Es wird berichtet, dass der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: „Die pietätvollen Handlungen sind gegenüber dem Kampf um GOTTes willen lediglich wie ein Tropfen aus einem unergründ-lich tiefen Meer, und die gesamten pietätvollen Handlungen und der Kampf um GOTTes willen sind gegenüber dem Gebieten des Rechten und dem Verbieten des Verwerflichen lediglich wie ein Tropfen aus einem unergründ-lich tiefen Meer.“ Abu ʿObeidah Ibn Al-Ğarrāḥ  sagte: „Ich fragte: ‚O Gesan-dter GOTTes! Welcher Märtyrer ist vornehmer bei GOTT, dem Hocherhabe-nen?‘“ Der Prophet antwortete: „Ein Mann ging zu einem despotischen Herr-scher und gebot ihm das Rechte und verbot ihm das Verwerfliche. Da tötete der Herrscher ihn. Hätte er ihn indes nicht getötet, wäre danach nichts Negati-ves über den Mann in dessen Lebensbuch geschrieben worden, solange er auch gelebt hätte.“ Und Al-asan Al-Barī sagte: „Der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: ‚Der beste Märtyrer in mei-nem Volk ist ein Mann, der zu einem despotischen führenden Mann geht und ihm das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet, wonach ihn der füh-rende Mann deswegen tötet. Jener ist ein Märtyrer, und sein Rang im Para-dies liegt zwischen ÍḤamzah und Ğaʿfar.‘“ 

Ob der enormen Bedeutung dieser Arbeit und der Erhabenheit ihres Ran-ges unter allen Aktivitäten des Menschen in dessen Leben verzeiht GOTT,  was man dabei an kleinen Fehlern macht. Der Gesandte GOTTes (GOTT seg-ne ihn und schenke ihm Heil!) sagte: „Hütet euch vor dem Sitzen auf den Straßen!“ Sie erwiderten: „Wir brauchen das unbedingt. Es bildet  unser gesellschaftliches Beisammensein, bei dem wir uns miteinander unterhalten.“ Er sagte: „Wenn ihr das ablehnt, gebt der Straße ihr Recht!“ Sie fragten: „Und worin besteht das Recht der Straße?“ Er antwortete: „Das Senken des Blickes und das Absehen von Belästigungen sowie die Erwiderung des Grußes und das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen.“

Die Muslime entsprachen dem,  was der ehrwürdige Qurʾān gebietet und was die prophetischen adīṯen bekräftigen. Sie nahmen also ihre Religion und fuhren mit ihr in die fernsten Gebiete der Erde, um zu GOTT einladend aufzurufen, das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten. Ihre Tätigkeit breitete sich vom Norden der Erde bis zu ihrem Süden und von ihrem Osten bis zu ihrem Westen aus, so dass die Gruppen der einladend Aufrufenden China und Russland erreichten und sie beim einladenden Aufrufen der Leute zu GOTT aktiv  wahren. So nahmen viele Menschen die Religion GOTTes an und so sehen wir jetzt Muslime an jedem Ort auf dem Erdenrund, so dass es jetzt für den  Islam Anhänger in Amerika, Australien, Japan, Sibirien und auf den meisten in den Meeren und Ozeanen der Welt verstreuten Inseln gibt. Und das geschah nur durch die Anstrengungen der einladend Aufrufenden und deren Aufopfe-rung im Dienste der Ausbreitung des Islam.

Wenn der Ausdruck im ehrwürdigen Qurʾān über die Pflicht des einla-denden Aufrufs zu GOTT deutlich vorkommt, steht die Arbeit der einladend Aufrufenden in Deutlichkeit der Willfährigkeit der Muslimen gegenüber der Aufforderung GOTTes, des Hocherhabenen, in diesem Bereich in nichts nach; sie geduldeten sich vielmehr und wetteiferten in Geduld bei ihrer Arbeit und nahmen sich ein Beispiel am Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) und folgten dessen Vorgehensweise beim einla-denden Aufrufen zu GOTT als eine Verwirk-lichung der Worte GOTTes, des Erhabenen:

 

„Ihr habt im Gesandten GOTTes gewiss ein schönes Vor-bild für den, der auf GOTT und den Jüngsten Tag hofft und GOTTes viel gedenkt.“

                    (Qurʾān, Surah 33, Vers 21)

 

Sie gaben das höchste Beispiel im Bereich des einladenden Aufrufens inso-fern als sie ihm ihr Leben widmeten sowie um seinetwillen die Annehmlich-keiten des Lebens opferten und auf vieles vom Lebenswohlstand verzichteten – im Wunsche nach Erlangen der Belohnung GOTTes für ihre Arbeit in einem Bereich, der der ehrenhafteste Bereich menschlichen Wirkens ist. Und Das ist der einladende Aufruf zu GOTT. Es ist die Arbeit der Propheten und Gesandten. Wie glücklich ist der Mensch, wenn er fühlt, dass er das macht,  was die, die GOTT unter den Weltbewohnern ausgewählt hat, gemacht haben. Bei GOTT gehören sie zu den nahestehenden Vortrefflichen.

 

Der Begriff des Gebietens des Rechten und des Verbietens des Verwerf-lichen im  Islam beschränkt sich nicht auf eine Ansprache, die  den Massen gehalten wird, oder auf einen  Unterricht, den sie ihnen erteilen, oder auf einen gut gemeinten Rat, der von Zeit zu Zeit erteilt wird. Das Rechte um-fasst vielmehr jede Äußerung oder Handlung, die in Übereinstimmung mit den Texten der  Islamischen Šarīʿah sowie deren allgemeinen Prinzipen und deren Geist unternommen werden soll, wie et wah das Annehmen untadeliger Charaktereigenschaften, das Verzeihen nach Vermögen, die Versöhnung zwi-schen Streitenden, Das Bevorzugen des Jenseits vor dem Diesseits, die Wohl-tätigkeit gegenüber den Armen und Bedürftigen, die Gründung von Institu-ten, Waisen- und Obdachlosenheimen und Krankenhäusern, der Beistand des Unterdrückten, die Schlichtung zwischen Prozessgegnern beim Urteilen, der Aufruf zur Beratung, die Demut gegenüber der Meinung der Gemeinschaft und die Ausführung von deren Willen, das Zahlen öffentlicher Gelder ... sowie andere Tätigkeiten, die zum Dienst des Individuums und der Gesell-schaft beitragen, so dass das Leben in Übereinstimmung mit der Ordnung der  Islamischen Gesetzgebung läuft.

 

Das Verwerfliche hingegen, dessen Bekämpfung Pflicht ist, ist jede Widerspenstigkeit, die die  Islamische Šarīʿah verbietet, wobei es gleich ist, ob sie von jemandem ausgeführt wird, der zur Einhaltung der religiösen Vor-schriften verpflichtet ist, oder von jemandem, der zur Einhaltung der reli-giösen Vorschriften nicht verpflichtet ist.. Wer also einen Knaben oder einen Irren ein alkoholisches Getränk trinken sieht, muss es ihm verbieten und dessen alkoholisches Getränk wegschütten lassen sowie die Maßnahmen ergreifen, die jenem bei dessen Erziehung und beim Abbringen von der Widerspenstigkeit gegen GOTT helfen. Wenn derjenige, der sich diese Widerspenstigkeit zu Schulden kommen lässt, indes ein Rechtsfähiger ist, soll er durch das abgehalten werden, was den Umständen und der Art der von ihm begangenen Widerspenstigkeit entsprechend am besten passt. Vielleicht besteht das Abhalten aus Worten wie etwa das Verbieten des Trinkens alko-holischer Getränke. Vielleicht besteht es aber auch aus einer Handlung wie etwa das Wegschü-tten des alkoholischen Getränks oder das Verhindern seines Trinkens mit Gewalt oder das Ergreifen gesetzlicher Maßnah-men zu dessen Bestrafung. Wenn es sich um Worte handelt, dann bildet es das Verbieten des Verwerflichen. Und wenn es aus einer Handlung besteht, dann bildet es die Umwandlung des Verwerflichen. Wenn es sich in das Stadium der Ausführung der der Šarīʿah gemäßen Bestrafung des das Verwerfliche Begehenden verlagert, ist dies ein Schutz und eine Vorbeugung für die Gesellschaft.

 

So sind das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen nicht eine Tat für nur eine Einzelperson allein oder einen Beruf einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht. Vielmehr ist jeder Muslim verantwortlich zur Durchführung dieser Tätigkeit verpflichtet, wie seine Position in der Gesell-schaft auch immer aussehen mag. Die Regierung gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche, die Gemeinschaften gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche und auch die Einzelpersonen gebieten das Rechte und verbieten das Ver-werfliche. Und damit bleibt das Gebieten des Guten innerhalb der Gemeinschaft stabil und das Verwerfliche und die Verderbt-heit werden durch das Zusammenwirken von Jugendlichen und Älteren sowie von Herrschern und Beherrschten ausgerottet.

Allerdings ist jede Einzelperson nach deren besten Kräften und innerhalb der Möglichkeiten deren Stellung in der Gesellschaft zu dieser Angelegenheit aufgefordert. So liegt der Bereich des Gelehrten im Reden und im gut gemeinten Rat sowie im Unterrichten der Leute in deren Pflichten und Auf-gaben. Der Herrscher soll die im Widerspruch zu GOTTes Anweisungen Stehe-nden bestrafen und  zwar durch das,  was er an Durchsetzungskraft der Ausführung von Urteilen besitzt. Andere außer diesen beiden geben mit Wor-ten gute Ratschläge in Dingen, in denen man gute Ratschläge geben kann. Darüber hinaus muss jeder Muslim – sei es nun ein Gelehrter oder ein Unwi-ssender, ein Herrschender oder ein Beherrschter – in seiner Arbeit und in seinem Verhalten eine Daʿwah zu GOTT Darstellen, und zwar indem er das gute Arbeiten als Pflicht sieht und alles vermeidet, von dem sein Verstand nichts wissen will und  was die Šarīʿah verbietet.

 

Obwohl die Daʿwah zu GOTT – oder das Gebieten des Rechten und das Verbieten des Verwerflichen – eine Pflicht für jeden Muslim ist, bedingen die Rechtsgelehrten aus, dass wer das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet ein Rechtsfähiger sein muss, das heißt im Vollbesitz seiner geisti-gen Kräfte und auf Grund freier  Wahl handelnd, und Dass er an die  Islami-sche Religion glaubt. Einzig und allein dem Muslim ist die Pflicht auferlegt das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten. Dahingegen ist der Nicht-Muslim nicht mit dieser Pflicht beauftragt.


Im Bedingen dieser Voraussetzung wird auf die volle Freiheit für den Nicht-Muslim Rücksicht genommen ihn glauben zu lassen,  was er will, sowie auf dessen Schutz vor dem Zwang zur Annahme dessen,  was seiner Religion zuwiderläuft. In das Gebieten des Guten und das Verbieten des Verwerflichen fließt das Anordnen all dessen ein,  was die Šarīʿah auszuüben befieh-lt oder den Leuten zu tun anempfiehlt wie etwa das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt, die Lehre vom Eins-Sein GOTTes und anderes Und in das Verbieten des Verwerflichen fließt das Verbieten all dessen ein,  was der Šarīʿah an Worten und Hand-lungen zuwiderläuft. So umfasst es das Verbot der Trinität und der Äußerung, der Messias sei gekreuzigt und getötet wor-den. Es beinhaltet ferner das Verbot des Mönchslebens, das Trinken alkoho-lischer Getränke, das Essen von Schweinefleisch und Weiteres, in dem andere Religionen der  Islamischen Šarīʿah zuwiderlaufen. Wenn der Nicht-Muslim mit dem Gebieten des Rechten und Verbieten des Verwerflichen beauftragt würde, hätte er ja auch die Pflicht zu sagen,  was der Muslim sagt, und zu glauben,  was der Muslim glaubt. Und er wäre verpflichtet sein religiöses Bekenntnis abzulegen und offen den Glauben des  Islam zu erklä-ren. Aber das ist der Zwang in der Religion, den die  Islamische Šarīʿah auf Grund folgender Worte GOTTes, der Erhabenen, verbietet:

 

Es gibt keinen Z wahng  in der Religion ...  

                                                         (Qurʾān, Surah 2, Vers 256)

 

Für den Schutz der Glaubensfreiheit wurde also nur dem Muslim diese Pflicht auferlegt und sonst niemandem. 

Vom Muslim wird nur dann gefordert, dass er das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet, wenn er in der Lage ist beeinflussend Eindruck in diesem Bereich zu machen. Falls er nicht fähig ist, soll er lediglich mit dem Herzen Anstoß nehmen, das heißt an den Widerspenstigkeiten Anstoß nehmen und das Verhalten der schlechten und unmoralischen Leute auf der Erde missbilligen. sowie keinerlei Beziehung mit dem aufnehmen, der die Erde verheert oder beim Begehen von Widerspenstigkeiten hilft.

Die Pflicht der Daʿwah zu GOTT entfällt für den Muslim nicht nur ob des sinnlichen Unvermögens, sondern es entfällt für jeden diese Pflicht auch ob all dessen,  was ihm möglicherweise Schaden zufügt. Wenn er sich et wah vor der Gewalttätigkeit eines Herrschers oder vor der Schädigung eines Tyrannen auf Erden fürchtet und er von dieser Gewalttätigkeit, die zu seinem Verderben führen wird, überzeugt ist, entfällt für ihn diese Pflicht. Auch wer sicher ist, dass sein Gebieten oder Verbieten nutzlos sein und er geschlagen wird, wenn er spricht, soll nicht gebieten oder verbieten. Er soll lediglich die Wider-spenstigkeit hassen, an ihr mit seinem Herzen Anstoß nehmen, die Beziehung mit dem abbrechen, der sie ausübt, und auch nicht zu den Stätten von Wider-spenstigkeiten und von Verwerflichem gehen. 

Wer weiß, dass sein Verbieten – wenn er das Verwerfliche verbietet – zu dessen Beseitigung führen wird oder dazmu, dass es beseitigt wird und ihm et was folgt,  was sich auf einer niedrigeren Stufe als jenes befindet, muss das Verwerfliche verbieten. Wenn er hingegen sicher ist, dass sein Verbieten des Verwerflichen zu einem anderen Verwerflichen auf derselben Stufe füh-ren wird, steht er vor der  Wahl: Wenn er will, verhindert er das Verwerfliche und verbietet es, und wenn er will, lässt er es. Das hängt davon, wozu sein Fleiß[5] führt. Wenn er hingegen weiß, dass sein Beseitigen des Verwer-flichen zu etwas führen wird,  was schlechter ist, entfällt für ihn die Pflicht, ja das Verbieten ist ihm sogar nicht erlaubt. Wenn er als Beispiel dazu jemanden ein erlaubtes Getränk, das unrein ist, weil etwas Unsauberes in es gefallen ist, trinken sieht, soll er ihm verbieten dieses Getränk zu sich zu nehmen. Wenn er jedoch weiß, dass diese Person dazu übergehen wird ein alkoholisches Getränk zu trinken, falls er ihn davon abhält dieses Getränk zu sich zu neh-men, dann ist es nutzlos ihm daran zu hindern das Unreine zu trinken und es wegzuschütten, da dies zum Begehren einer höheren Widerspenstigkeit füh-ren wird, nämlich zum Trinken des alkoholischen Getränkes. Es wird berich-tet, dass Ibn Teimijah mit einigen seiner Gefährten zur Zeit der Tataren bei einer Menschenmenge vorbeikam, die alkoholische Getränke trank. Die Gefährten Ibn Taimijas  warfen ihnen das Trinken des Alkohols vor, Ibn Teimijah aber wiederum  warf seinen Gefährten deren Äußerung vor und sagte zu ihnen: „GOTT hat ja alkoholische Getränke verboten, da sie vom Gedenken GOTTes und vom Gebet abhalten. Und der Alkohol hielt diese Leute vom Töten von Menschenseelen ab, von der Gefangennahme von Nachkommen und vom Wegnehmen des Geldes von Leuten. Lasst sie also und ihre alkoholischen Getränke!“

Vielleicht hängt das Unvermögen nicht von der Furcht vor einem Schaden oder von der Angst vor einer Reaktion mit viel schlechteren Auswirkungen, sondern vom wissenschaftlichen Unvermögen des Muslim ab, dem Verwerfli-chen entgegenzutreten oder die positiven Seiten im  Islam im Entgegentreten der fremden Gedanken deutlich zu machen. Wenn er ein einfacher Mensch ist, braucht er nicht das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbie-ten, es sei denn in den Sachen, die beim gemeinen Volk bekannt sind, wie das Trinken alkoholischer Getränke, Unzucht, das Lassen des Gebets, die Dieb-stahl … und andere Sachen, die den Muslimen der breiten Masse nicht unbe-kannt sind.  was jedoch darüber hinausgeht, so braucht der einfache Mensch den Zuwiderhandelnden und Unmoralischen nicht entgegenzutreten und zu fürchten, die Leute mit Rechtsgutachten, die keine Grundlage in der  Islami-schen Šarīʿah haben,  irrezuführen.

Was nun aber den Gebildeten ohne  Islamische Bildung betri-fft, so geht er nicht auf die religiösen Problemstellungen ein, es sei denn innerhalb dessen,  was er aus Religionsbüchern weiß oder  was er sich in guter Weise in seinem Gedächtnis von dem,  was er von den Fachgelehrten hört, einprägt. Er braucht nicht auf Grund von Eifer für die Religion und Begeisterung im Bereich der Daʿwah in etwas einzudringen, was er nicht kennt. Möglicherweise ergeben sich daraus Auswirkungen, die die DaYwah mehr schädigen als ihr dienen, insbesondere  was im Zusammen-hang steht mit modernen Lebenssystemen mit kulturellen Verwicklungen in ihnen und mit dem, was auf deren Ober-fläche an neu entwickelten Formen und mannigfachen Erscheinungen in allerlei Bereichen treibt. 

Darum ist der Jugendliche, der sich nicht auf Religionswissenschaften spezialisiert hat, verpflichtet, seiner Religion zu dienen und seinen Glauben durch die Überlegenheit im Bereich seiner Spezialisierung zu schützen. Ist er Ingenieur, dann ist das,  was er dem Islam darbringt, seine Fertigkeit in seiner Arbeit und seine Überlegenheit im Bereich des Ingenieurwesens, damit die  Islamische Gesellschaft keine Hilfe von Nicht- Muslimen auf diesem Gebiet braucht. Und genauso verhält es sich mit dem Arzt, dem Buchhalter, dem Ökonom, dem Agronom, usw. Die Stärke der Muslime in diesen Bereichen schützt sie vor dem Fallen in den Einflussbereich von Fremden, die den Muslimen auf diesen Gebieten helfen, die hinsichtlich des modernen Lebens vital geworden sind. Will der Jugendliche dann für sich eine Tätigkeit im Bereich der Daʿwah zu GOTT, so soll das durch sein Verhalten unter seinen Mitarbeitern und durch seine Charakterzüge mit den Kunden und Geschäfts-partnern in seinem Bereich sein, zumal dies Widerhall in deren Seelen findet, der meist die Wirkung einer Ansprache der Prediger und des Unterrichts der Religionswissenschaftler übersteigt.

  

Wolken

Der Mensch neigt von seiner Natur her dazu, dass er ein Mittelpunkt des Interesses für die Leute um ihn herum wird. Sie schauen auf ihn bewundernd und überwältigt, versammeln sich um ihn in Hochachtung, leisten seinen Anordnungen sich annähernd und mit Beifall aufnehmend Folge und schreiben ihm Meisterleistungen zu,  was seine Stellung zwischen ihnen stärkt und seinen Einfluss im größeren Kreis in ihrer Gesellschaft ver-tieft. Deshalb sehen wir viele Leute jeden Weg verfolgen, von dem sie glauben, dass er sie zu dieser Stellung unter den Leuten führt. Und sie beschäftigen sich mit sozialen Aktivitäten, durch die sie die Gefühle ihrer Mitbürger gewinnen und auf deren Ver-stand und deren Gedanken einwirken.

 

Die Bereiche in den menschlichen Gesellschaften unterschei-den sich – hinsichtlich des Einflusses auf die Leute – nach der Art der Verbindung der Leute mit ihnen. Je mehr deren Verbin-dung mit einem Bereich zunimmt, desto mehr wird dieser Berei-ch ein Mittel zum Erreichen derer Herzen und Sinne. Wenn seine Auswirkung Allgemeingut wird, dann verbindet sich sein Einflu-ss mit allen Individuen der Gesellschaft, und er ist für das Errei-chen der angesehenen Stellung geeigneter und besser als wenn er sich nur auf eine einzige Gruppe der Gesellschaftsschichten beschränkt; denn wer das Allgemeine zum Thema nimmt, spricht jedes einzelne Individuum des Volkes an. Wer sich jedoch auf ein Problem beschränkt, das nur eine bestimmte Gruppe intere-ssiert, dessen Wirkung seiner Aktivität in ihr wird über die, die sich für dieses Problem interessieren, nicht hinausgehen. Wenn wir aus diesem  Blickwinkel das Interesse der Leute betrachten, finden wir, dass die häufigsten Fragenbereiche, die mit ihnen verknüpft sind, folgende sind: die Politik und die Religion. Denn jeden Menschen, der unter den Einfluss politischer Beschlüsse gerät, treffen deren Ergebnisse: Sind ihre Ergebnisse gut, ist auch die Wirkung gut; und sind sie schlecht, ist die Wirkung ebenfalls schlecht. Sein praktisches, wirtschaftliches und sozia-les Leben wird durch sie beeinflusst, sei es nun durch direkte oder indirekte Weise. Somit hängt seine Lebensordnung von der Art und Methode des politischen Systems ab, unter dem er lebt. So interessiert sich jedes Individuum in der Gesellschaft für diesen Aspekt entsprechend der jeweiligen Verschiedenheit zwi-schen ihnen.

 

Deshalb finden wir, dass jeder, der sich um das Erreichen einer angesehenen Stellung in der Gesellschaft bemüht, wobei die Leute sich um ihn scharen, sich in diese Richtung bewegt – das gilt auch für den, der nach Macht und Herrschaft strebt. Man sieht ihn über die verschiedensten Themen sprechen, die in Verbindung mit Herrschaft;  Politik, Wirtschaft, Verfassungs-organen, Parteiorganisationen u.a. stehen,  was ihm einen Nim-bus verleiht, der die Leute zu ihm lockt und um ihn sammelt. Weil dieser Bereich für alle Menschen verführerisch ist, macht von ihm jeder Gebrauch, der sich nach dem Thron der Macht den Hals verrenkt, und dringt jeder in ihn ein, der einen Rang unter seinen Gefährten begehrt. Und so sehen wir die stattliche Menge der Redner in der Politik und hören wir die große Viel-zahl von Meinungen zu den meisten komplizierten Problemen – kompliziert sogar für diejenigen, die in diesem Bereich lernten und sich darauf spezialisierten.

 

Das Gespräch über Politik und Rechtsgutachten dazu insgesa-mt ist erlaubt für jeden, der das will, und eine offene Arena für jeden, der sich das anmaßt. Es gibt hierbei keinen Unterschied zwischen einem unwissenden Ungebildeten und einem glänzen-den Spezialisten der Kenntnis politischer Theorien und interna-tionaler Gegebenheiten, die einen Einfluss auf den Lauf von Ereignissen und auf das Fassen von Beschlüssen haben. Dieses Phänomen bestätigt die  Wahrheit  dessen, der behauptet: Es gibt zwei Bereiche, von denen jeder –  sei er nun ein Ungebildeter oder ein Universitätsprofessor – behauptet, dass er in ihnen ein Experte sei, nämlich die Politik und die Religion. Jeder Mensch unternimmt – wenn sich ihm eine Gelegenheit dazu bietet – ein Gespräch über Religion und Politik, auch wenn er ein A nicht von einem B unterscheiden kann, da es sich um zwei Bereiche handelt, die vom Leben eines jeden Menschen abhängen. Wer ein breites Publikum gewinnen will, soll sich mit Politik oder Religion beschäftigen.

 

Die Religion ist der zweite Bereich, der alle Leute dazu veran-lasst, darüber zu sprechen – nicht als ein Verlangen nach Erlan-gen einer weltlichen angesehenen Stellung, sondern als eine Bef-riedigung des religiösen Gefühls und als ein Bekunden – oder eine Vortäuschung  von Merkmalen der GOTTesfurcht. Wer sich dem Gespräch über religiöse Dinge zuwendet, dessen Wunsch ist es – meistens –, dass die Leute von ihm wissen, dass er eine gute Verbindung zu GOTT hat. Er hält die Erfüllung seiner religiösen Pflichten ein und meidet die verbotenen Dinge, die im ehrwürdi-gen Qurʾān stehen. Die Unterhaltung über diese Themen ist eine Bestätigung für die Leute, dass er religiös und fromm ist und deshalb auf religiöse Themen eingeht. Er gibt oft ein Rechtsgut-achten in den heikelsten Fragen ab und insistiert auf einer Mei-nung zu etwas, in dem die Rechtsgelehrten  unterschiedlicher Meinung sind,  was eine schlechte Auswirkung auf das Verhal-ten der Leute und deren Beziehung zur religiösen Seite hat. Zu den Merkmalen dieses Phänomens gehört,  was wir von Jugend-lichen sehen und hören, die keine Verbindung zu religiösen Stu-dien haben. Sie verbreiten an Meinungen und Belehrungen im Namen des  Islam,  was weit entfernt vom Geist des  Islam und dessen Lehre ist. Sie glauben, dass sie damit der  Islamischen Daʿwah einen Dienst leisten. In Wirklichkeit stellen sie jedoch den  Islam in einer Form dar, die viel Abneigung bei menschli-chen Gesellschaften wie auch bei Individuen gegen die Religion bewirkt,  was wiederum deren Verhalten zu einem Werkzeug der Abneigung gegen den  Islam macht und nicht zu einer Methode der Daʿwah zu GOTT. Und das nur deshalb, weil sie unfähig sind die  wahren Sachverhalte der Religion und deren Gesetzes-wissenschaft zu verstehen. Aus diesem Grund soll ihnen keine Erlaubnis zum Eingehen auf die Auslegung religiöser Texte gegeben werden, denn  was sich aus ihrem Eingehen auf das, wovon sie keine Ahnung haben, an Fehlerhaftigkeit ergibt, passt nicht zu dem,  was sie an geistigem Einfluss auf die Gesellschaft bewirken. Sie verderben mehr als sie reformieren.

 

Wenn es auch jedem Menschen erlaubt ist über Politik zu sprechen – da es kein Gesetz gibt, das dies verbietet –, so ist es doch seitens der Religion verboten, dass jemand in der Religion über etwas spricht, wovon er keine Ahnung hat, weil das ihn in die Bestrafungssphäre GOTTes führt. Es steht im ehrwürdigen Qurʾān,  was dem religiösen Menschen verboten ist, dass er auf Bereiche, die er nicht kennt, nicht eingeht. Wenn es jedoch notwendig ist, dann muss man der  Wahrheit in den Dingen, über die man spricht, verpflichtet sein und darf eine Erklärung nur zu dem,  was man weiß, abgeben. Der Erhabene sagt:

 

“Und es folgen die meisten von ihnen nur einer Vermu-tung. Für wahr, die Vermutung nutzt nichts gegenüber der  wahrheit.”           (Qurʾān, Surah 10,Vers 36)

 

Und ER sagt:

 

“Und kleidet nicht die  Wahrheit in Lüge …”

                                            (Qurʾān, Surah 2, Vers 42)

 

 

 

Und ER sagt:

 

 “Heute wird euch mit der Pein der Schmach vergolten für das,  was ihr über GOTT an Unwahrem zu reden pflegtet “

                                    (Qurʾān, Surah 6, Vers 93)

                                 

Und ER sagt:

 

“Und befasse dich mit nichts, wovon du kein Wissen hast! Für wahhr, das Ohr, das Auge und das Herz  - all jene wer-den dafür zur Rechenschaft gezogen.”    (Qurʾān, Surah 17, Vers 36)

                                                     

Die Verantwortung des Muslim für alles, über  was er in reli-giösen Angelegenheiten spricht, ist groß, weil ein Fehler darin nicht wie ein Fehler im Politikbereich ist. Wenn es auch in der Politik Raum zum Beheben von Fehlern geben mag oder für das Nichtvorhandensein eines klar erscheinenden Fehlers bei der Unterhaltung über sie oder für das Fehlen des Gewissens, das seinen Besitzer tadelt, wenn dieser weiß, dass er ein Fehler macht, so sind die Fehler im Bereich der Religion verschieden, zumal der Mensch in religiösen Dingen große Scham und Gewi-ssensbisse fühlt, wenn ihm klar wird, dass er eine Meinung abgibt, die der Lehre des  Islam nicht entspricht. Denn die Stel-lung des Glaubens bei ihm treibt ihn dazu an darauf bedacht zu sein, nicht gegen diesen auf irgendeine Art durch etwas Schle-chtes zu verstoßen. Und der Glaube selbst hat ihn zum Versuch angetrieben, über ihn zu sprechen in dem Glauben, dass er sich dadurch GOTT nähert.

 

Somit soll der Muslim sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen und über religiöse Dinge sprechen, von denen er keine Ahnung hat, damit er kein Opfer der Gewissensbisse wird, wenn sich bei ihm ein Fehler zeigt, und jene Stärke zementiert, die seinem religiösen Einsatz dem  Islam in seinem Arbeitsbereich einen Dienst zu erweisen entspringt, wobei er das Gespräch über den Glauben und die Šcharīʿah mit ihren Teilgebieten und Details den Fachleuten überlässt, die das Reden darüber beherr-schen – durch  das Wissen, Das sie im Fiqh des Qurʾān und der Sunnah erlangt haben.

 

Wenn die Stellung des Menschen in diesem Leben es ihm auch erlaubt sich in die Welt der Politik zu stürzen und sich in ihr frei zu bewegen, soll er doch seinen inneren Trotz bändigen und dem Reden auf dem Gebiet der Religion nicht freien Lauf lassen, außer wenn er in Kenntnis und sich im Klaren darüber ist,  was er sagt.

 

Und demgemäß gibt es niemanden, dem es gestattet ist das Ermahnen und Leiten auszuüben, außer dem für diese Aufgabe wissenschaftlich Qualifizierten. Somit kann man das verstehen,  was einige Rechtsgelehrte für den, der das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet, ausbedingten, dass nämlich ein Imām oder Herrscher ihm dies erlaubt. Sie beweisen das damit, dass der Imam in der Lage ist jemanden auszuwählen, der diesen Beruf gut ausübt. Und sie meinen damit, dass mit dieser Aufgebe einen wissenschaftlich Qualifizierten betraut, damit nichts gesch-ieht,  was ob des Eindringens des in diesem Bereich nicht Quali-fizierten zu Verderbtheit und Aufruhr führt, indem sie nämlich – in ihrer Unkenntnis der Bestimmungen – durch ihr äußerst widersprüchliches Gerede, das sich auf keinerlei Beweise stützt, zu keinerlei Weisheit führt oder Lebensrespektive Glaubens-interessen darlegt, Unruhe unter den Leuten verbreiten und in deren Herzen Ratlosigkeit ausstreuen.

 

Vollkommene Redefreiheit für alle Leute im religiösen Bereich hat böse Folgen im Bereich der Daʿwah zu GOTT. Wenn sie auch in mancherlei Hinsicht gute Auswirkungen in der Gesellschaft hat, entstehen aus ihr doch Wolken, die die Tolera-nz des  Islams verdecken und dessen Wirksamkeit auf die mode-rnen Wissenschaftsdisziplinen sowie die Möglichkeiten der Beteiligung dessen, der sich beim Aufbau der modernen Kultur mit all ihren Teilgebieten an ihn hält, den Blicken der Nicht- Muslime – und auch vieler  Muslime – entziehen,  was die Schu-ltern des einladend Aufrufenden beim Entgegentreten der gedan-klichen Strömung belastet, die dem  Islam Feind sind.

 

 

 

 

 

8.Woche

 

Verhalten des einladend Aufrufenden

 

Die Mehrheit der Rechtsgelehrten meint, dass die Arbeit des einladend Aufrufenden sich nicht nur auf eine Erlaubnis von einer führenden Persönlichkeit oder einem Herrscher beschränkt, sondern dass jeder, der in sich selbst die Fähigkeit findet diese Aufgabe in einer Weise  zu verrichten, die dem  IslÁm dient, die Daʿwah zu GOTT leisten muss ohne eine Erlaubnis von irgendeinem Menschen oder irgendeiner Behörde zu erhalten, weil die Texte, die im ehrwürdigen QurXÁn über das Gebieten des Rechten und Verbieten des Verwerflichen stehen, jeden Muslim verpflichten diesen Auftrag durchzuführen, sofern er wissenschaftlich, vom Milieu her und seelisch fähig ist. Ja, die Lehren des  IslÁm besagen sogar, dass jeder, der etwas Verwerf-liches sieht und dazu schweigt, als Widerspenstiger angesehen wird, weil sie ihn verpflichten, das Verwerfliche, wo und wie auch immer er es sieht, zu verbieten.

 

Wenn ein Imam bestimmte Männer ausersieht, die DaYwah zu GOTT durchzuführen, da sie über Wissen und Kenntnisse verfügen, dann bedeutet dies nicht den Wegfall der Verpflich-tung zum Gebieten des Rechten und Verbieten des Verwerfli-chen für den, der fähig ist das zu tun und dem der Imam dafür keine Erlaubnis gegeben oder ihn nicht mit diesem Amt betreute. Die Wissenschaftler, die die Erlaubnis des Gelehrten dazu ausbe-dingen, meinen mit dieser Bedingung lediglich das Organisieren des Gebietens des Rechten und Verbietens des Verwerflichen, damit es in diesem Bereich kein Chaos gibt oder dieses Erschei-nungsbild ob der Beschäftigung der Leute mit den Angelegen-heiten ihres Lebens und ob des Bemühens um ihren Lebens-unterhalt vor der  Islamischen Gesellschaft verborgen wird. Und sie meinen mit dieser Bedingung auch nicht das Verbot der Daʿwah für den, der innerhalb der Grenzen seiner Fähigkeit keine Erlaubnis hat. So bringt er sich selbst nicht in eine Posi-tion, in der er diese Aufgabe nicht in einer Weise, die dem  Islam dient, durchführen kann; denn wenn sein Unvermögen sichtbar wird, kehrt sich das Ergebnis vielleicht in das Gegenteil dessen um,  was er will und  was er im Dienst für den  Islam und als Beitrag zur Ausbreitung seiner Lehren wünscht.

 

Wer sich mit dem Gebieten des Rechten und dem Verbieten des Verwerflichen auseinandersetzen will, soll sich an die Besti-mmungen GOTTes halten und den Leuten keine Ratschläge erteilen und er ist zugleich selbst weit von dem,  was er von ihnen fordert zu tun, entfernt  oder ihnen nichts Verwerfliches verbieten und sein Verhalten spricht zugleich dafür, dass er sich selbst jenem nicht entzieht. Der Erhabene sagt:

 

“Gebietet ihr den Leuten Frömmigkeit und vergesst euch selbst?…”                      (Qurʾān, Surah 2, Vers 44)

 

     

Und ER sagt:

 

“O ihr, die glauben!  warum sagt ihr,  was ihr nicht tut? Groß ist der Abscheu bei GOTT, dass ihr sagt,  was ihr nicht tut.”                              (Qurʾān, Surah 61, Verse 2-3)

 

Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Rechtleiten der ande-ren ein Teilgebiet des eigenen Rechtgeleitetseins und die Verbe-sserung der anderen ein Teilgebiet der eigenen Geradlinigkeit ist und dass derjenige, der fähig ist sich selbst zu verbessern, am meisten dazu fähig ist die anderen zu verbessern.         

 

Mālik Ibn Dīnhr sagte: „Wenn der Gelehrte mit seinem Wissen nicht arbeitet, entfernt sich seine Mahnrede von den Herzen wie sich die Tropfen vom Safā ( = Stein ) entfernen.“ Wer zum Bemühen um Tugendhaftigkeit anspornt und sie selbst nicht hat oder gebietet von  Untugend Abstand zu nehmen und selbst damit verseucht ist, dessen Rede erntet nur Entgegnung und erfährt nur Abkehr und Nichtberücksichtigung. Er wird viel-mehr zum Anlass von Ratlosigkeit einfacher Menschen und nach Meinung der Verständigen zum Gegenstand des Spottes. Wer etwas zu sich nimmt und den Leuten sagt  „Nehmt das nicht zu euch, denn es handelt sich um ein  tödliches Gift“, über den machen sich die Leute lustig, und sie verspotten ihn und ziehen ihn in seiner Religion, in seinem Wissen und in seiner Frömmig-keit in Zweifel, und ihr Streben nach dem,  was er ihnen verbo-ten hat, nimmt zu. So sagen sie etwa: „Wenn es die beste Sache wäre, würde er es für sich in Anspruch nehmen.“ Das gleiche gilt für den einladend Aufrufenden, wenn sein Handeln von seinem Reden verschieden ist.

 

Das Verhalten des einladend Aufrufenden gehört zu den Hauptfaktoren des Erfolges in seiner Daʿwah, weil die Erziehung und die Verfeinerung der Seelen auf einem rechtschaffenen Vor-bild und gutem Beispiel beruhen. Es ist somit undenkbar, dass in der Seele des Eingeladenen etwas geschieht,  was es im Verhal-ten des einladend Aufrufenden nicht gibt. Wenn sich sein Han-deln auf bloßes Reden beschränkt und ohne praktische Anwen-dung in sich selbst ist, hat seine Daʿwah keinen Anteil am Erfo-lg. Sein Beispiel ist wie das eines Halmes und des Schattens: Wie es undenkbar ist, dass der Schatten gerade wird, solange der Stengel krumm ist, ist es auch undenkbar, dass die Eingeladenen gerade werden, wenn der einladend Aufrufende in seinem Verhalten nicht gerade ist, und dass das,  was er sagt, verbindlich ist. Ḥuǧǧattu-l- Islam Al-Ġazālī (GOTT erbarme SICH seiner!) sagte in dem,  was er an Abuāmid Ibn Salāmah in Mossul schrieb: „ was aber das ermahnende Predigen betrifft, sehe ich, dass ich selbst dafür nicht qualifiziert bin, da das ermahnende Predigen eine Sozialpflichtabgabe ist und dessen Erhebungs-grenze (=Das Mindestvermögen, dessen Besits zur Entrichtung der Zakāt-Steuer) liegt darin, dass man sich Ermahnungen zu Herzen nimmt. Wer nun aber nichts an Erhebungsgrenze hat, wie kann er dann die Sozialpflichtabgabe bezahlen? Und wer das Licht verloren hat, wie kann er einen anderen damit erleuchten? Und  wann wird der Schatten gerade, solange der Halm krumm ist?“

 

Deshalb sagte der Dichter in diesem Zusammenhang:

 

Verbiete keine Charaktereigenschaft und du treibst  das Gleiche!

Eine Schande für dich, wenn du das machst!

Fang mit deiner Seele an und verbiete ihr deren Fehlgehen!

Wenn sie damit aufhört, dann bist du ein Weiser!

Denn es gibt jemanden, der hört,  was du sagst,  und rächt sich

An den Worten von dir, und die Lehre wird nützlich.

 

Es gibt adīṯe, die den vor schmerzlicher Strafe  warnen, der den Leuten mahnend predigt und sich selbst die Ermahnungen nicht zu Herzen nimmt. Über Usāmah Ibn Zaid Ibn Ḥāriah (GOTT möge an ihnen beiden Wohlgefallen haben!) wird berichtet, dass er sagte: „Ich habe den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) sagen hören: „Jemand wird am Jüngsten Tag gebracht und in die Hölle geworfen wer-den. Dann wird sein Mageninhalt ausgegossen. Er wird darum herumgeführt wie der Esel um die Mühle herumgeführt wird. Dann werden die Leute der Hölle ihn fragen: „O, Soundso!  was ist mit dir? Pflegtest du nicht das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten?“ Darauf wird er antworten: „Ich pfle-gte das Rechte zu gebieten und es nicht zu tun sowie das Ver-werfliche zu verbieten und es zu tun.“

Kurz gesagt: Die verantwortliche Person soll aus wissenscha-ftlicher Sicht Leute heranbilden und sie mit der Durchführung von Aufgaben der Daʿwah verpflichten. Dieses Vorgehen ersetzt nicht die Verpflichtung zur Daʿwah für die anderen  Muslime. Wer dazu in der Lage ist, muss die Daʿwah durchführen. Des Weiteren soll der einladend Aufrufende sich selbst zu gutem Verhalten verpflichten, denn sonst hat seine Daʿwah eine schle-chte Auswirkung auf die Allgemeinheit und auf den, der die Anhänger anderer Religionen zum  Islam einladend aufruft.

 

 

 

 

 

 

9. und 10. Woche

 

Die Methoden der Daʿwah

 

Der ehrwürdige Qurʾān legt drei Hauptmethoden für die Daʿwah zu GOTT fest und bestimmt für jede Methode deren Verfahrensweise, die der Rufer  verfolgen soll, wenn er für seine Aktivität in diesem Bereich eine gute Auswirkung und ein akze-ptables Echo will. Wer zu GOTT aufrufen will, für den ist es nicht möglich, dass er seine Pflicht auf diesem Gebiet bestmög-lich erfüllt, ohne dass er über Möglichkeiten verfügt, die ihn für die Kenntnis jeder Methode qualifizieren, und jene verschiede-nen Kenntnisse und Geistesbildungen besitzt, die ihm helfen Eingeladene zu überzeugen und sich deren Gefühle und Empfin-dungen anzueignen. Dies geschieht durch seine Beweise, seine Argumente, seine interessante Darstellung und seine Behandlung der Themen, die den ihn umgebenden Umständen und Situatio-nen entsprechen, sowie durch seine Fähigkeit, tief in den Boden derer einzudringen, die er aufruft, zu vertiefen. Dies geschieht durch das Verstehen ihrer Probleme, das Interesse an ihren Ge-wohnheiten und Traditionen, die Vertrautheit mit ihren kulture-llen Hintergründen und das Begreifen dessen,  was sie sich an ideologischen Dogmen und Glaubensrichtungen zu Eigen gemacht haben.

 

Worin bestehen nun diese Methoden? Und  was ist vom einla-dend Aufrufenden erwünscht zu tun, damit er vorbereitet ist, den Weg seines Rechtleitens zu gehen?

 

GOTT, der Hocherhabene, erwähnte diese Methoden in einem einzigen Vers. Es handelt sich um die Worte des Erhabenen:

 

„Rufe auf zum Wege deines Herrn mit Weisheit und sich geziemender Ermahnung und diskutiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist!...“                (Qurʾān, Surah 16, Vers 125)

 

Die Kommentatoren interpretieren den Vers, dass mit Weis-heit hier Qurʾān und Sunnah gemeint und mit sich geziemender Ermahnung das beabsichtigt sei,  was in beiden an Hinderungs-gründen und Konflikten steht. Da wird den Menschen berichtet, und sie nehmen sich in Acht vor der Macht GOTTes, des Erha-benen.  was aber das Dialog in jener Weise, die die beste ist betrifft, so wird dazu gesagt: Wer von den Eingeladenen einen Dialog und eine Diskussion braucht, dann soll dies in einer guten Art und Weise geschehen: mittels Nachsicht, Milde und freundli-chen Ansprechens.

 

Ich meine allerdings, dass mit Weisheit gemeint ist, dass sie eine Art und Weise des Stils des einladend Aufrufenden hinsich-tlich derer, die zur Annahme des  Islam aufgerufen werden: Jene werden zum Weg GOTTes mit einem intellektuellen Stil aufge-rufen. Man zitiert keinen Qurʾān-Vers oder adīṯe an, weil die Aufgerufenen an diesen Beweis noch nicht glauben; vielmehr wird ihr Denken zu kosmischen Zeichen hingeführt, die die Existenz GOTTes und DESSEN Eins-Sein beweisen. Es werden ihnen Systeme und Lehren angeführt, die ihnen die Notwendig-keit dieser Religion für das Leben der Individuen sowie die Verpflichtung derer Bestimmungen und Lehren für die Gesell-schaft darlegen – wenn die Leute ein soziales Leben wollen, das frei ist von menschlicher Altersschwäche und weit entfernt von den Erkrankungen, die Gesellschaften zerstören wie Egoismus, Aggressivität, Anbeten des Materiellen, Eintauchen in Begierden und zerstörerische Vergnügungen bis auf den Grund und das Stürzen in Seuchengefilde, die das Leben der Individuen und der Gesellschaften ruinieren.

 

Es ist bekannt, dass die Kulturstufe der Eingeladenen es dem einladend Aufrufenden zur Pflicht macht den entsprechenden Weg zu beschreiten und sich an einen Stil, den die Hörenden verstehen, zu halten. Wenn sie auf einem hohen Bildungsniveau stehen, soll er sich mit seinen rationalen Beweisen auf ihr Niveau begeben, damit seine Worte auf ihre Seelen einwirken und seine Beweise in ihrem Verstand auf zustimmende Aufna-hme stoßen. Befinden sie sich auf einem mittleren Bildungs-niveau, soll er sich an sie mit etwas wenden,  was sie verstehen, und sie mit einem ihren kulturellen Sinnen entsprechenden Stil einladend aufrufen. Es gibt im ehrwürdigen Qurʾān mannigfache Formen für diese Methode. GOTT, der Erhabene, gebietet das Betrachten der Geschöpfe und das Nachdenken darüber,  was diese an verborgenen Hintergründen der Erschaffung und an Erstaunlichem der Exaktheit und vorzüglichen Vollendung haben. So sagt der Erhabene:

 

“Und zu SEINEN Zeichen gehören die Erschaffung der Himmel und der Erde und die Verschiedenartigkeit eurer Sprachen und eurer Farben. Für wahr, hierin sind gewiss Zeichen für die Wissenden.”                (Qurʾān, Surah 30, Vers 22)

 

Und ER sagt:

 

“So soll denn der Mensch betrachten, woraus er erschaf-fen wurde. Erschaffen wurde er aus einem sich kräftig ergie-ßenden  Wasser, das zwischen den Lenden und den Brust-wirbeln hervorkommt.               (Qurʾān, Surah 86, Verse 5-7)

                                            

Es gibt keinen Zweifel daran, dass dies sich an den richtet, der mit seinem geistigen Vermögen zur Präzision der Erschaffung im Kosmos und zum Wunder der Schöpfung im Menschen gela-ngen kann, weil er sich möglicherweise mittels dieser Beweise zum Glauben an den majestätisch hoch erhabenen Schöpfer füh-ren lässt.

 

An anderen Vers richtet der erhabene GOTT im Qurʾān seine Rede an diejenigen, dessen Ausbildung knapp ist . ER sagt:

 

“O ihr Menschen, eine weise Lehre ist erteilt, so hört dar-auf: Für wahr, diejenigen, die ihr statt GOTTes anruft, werden keine Fliege erschaffen, und wenn sie dazu zusam-menkämen. Und wenn die Fliege ihnen et was entwendete, retteten sie es nicht vor ihr. Schwach sind der Bittende und der Gebetene. Sie wertschätzen GOTT nicht SEINEM Wert gemäß; für wahr, GOTT ist stark, allmächtig.”

                                   (Qurʾān, Surah 22, Vers 73-74)

                    

 

    Und ER sagt weiterhin:

 

“Und sie nehmen außer IHM Götter, die nichts erschaffen und erschaffen werden, und sie vermögen weder einen Scha-den für sich noch einen Nutzen und sie beherrschen weder Tod noch Leben noch Auferstehung.”   (Qurʾān, Surah 25, Vers 3)

                                                          

Der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) pflegte mit jedem Menschen so zu reden, dass dieser in der Lage  war zu verstehen, und mit ihm anhand von Beweisen zu diskutieren, deren Auswirkung auf dessen Seele groß  war. Es wird berichtet, dass ein Mann namens Al-aein unter den Quraiš eine angesehene Stellung hatte. Eines Tages schickten sie ihn zum Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!), damit er mit diesem rede, dessen Daʿwah zu beenden. Als er zum Propheten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) kam, sagte dieser: „Macht dem Scheich den Platz frei!“ Da sagte Al-aein: „ was ist das,  was uns über dich berichtet wird? Du beschimpfst und erwähnst unsere Götter?“ Der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) erwiderte: „O, aein! Wie viele Götter betest du an?“ Er antwortete: „Sieben auf der Erde und einen im Himmel.“ Der Gesandte fragte: „Wenn dir ein Leid widerfährt, wen rufst du an?“ Er ent-gegnete: „Den, der im Himmel ist.“ Der Gesandte fragte: „Wenn der Besitz zerstört ist, wen rufst du an?“ Er antwortete: „Den, der im Himmel ist.“ Der Gesandte sagte: „Er allein erhört dich und du gesellst ihm andere bei? Werde ein Muslim, und du bist wohlbehalten!“ Da wurde aein Muslim.

 

Diese Beispiele legen uns klar dar, dass der einladend Aufru-fende bei denen, die er zum  Islam aufruft, eine intellektuelle Methode anwenden und die Lage dessen, den er aufruft, berück-sichtigen muss. Wenn dessen Kultur hochstehend ist, entwickelt er seine Beweisführung ihr entsprechend nach oben.. Und wenn sie niedrig ist, dann soll er seinen Beweis entsprechend dessen Kultur und in Übereinstimmung mit den Erfordernissen der Umstände und den Gegebenheiten der Situationen führen, wie es der Gesandte GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) mit Al-aein gemacht hat. Das ist die beabsichtigte Bedeutung der ersten Methode, deren Ausdrucksweise im Vers  mit den Worten GOTTes  Rufe auf zum Wege deines Herrn mit Weis-heit … steht. Die Weisheit ist also das Anwenden der rationalen Beweisführung gegenüber den Eingeladenen – bei jedem ent-sprechend dessen Lage und dessen Bildungsniveaus.

 

Die zweite Methode betrifft die Daʿwah zu GOTT durch das Erinnern der  Muslime an die Wohltaten und Gnadenerweise GOTTes ihnen gegenüber und durch das Erwecken ihres geisti-gen Bewusstseins und das Anfachen der Glaubenshitze in ihren Seelen, so dass ihre Herzen ständig am Glauben hängen und mit dem Sich-Erinnern an GOTT verbunden sind und ihre Glied-maßen den Grenzen GOTTes verpflichtet bleiben. Dabei helfen ihnen ihr eingehendes Wissen in ihrer Religion sowie ihre Kenn-tnis in den Bestimmungen ihrer Šarīʿah. Dies ist jedoch nur mög-lich, wenn die einladend Aufrufenden ihre Pflicht in diesem Bereich erfüllen, also die Leute unterrichten und sie in deren Religion unterweisen. Das versteht man von den Worten des Erhabenen und sich geziemender Ermahnung. Das heißt, die Gläubigen – insbesondere die einladend Aufrufenden unter ihnen – müssen die Pflicht erfüllen, die Leute die Bestimmungen der Šarīʿah zu lehren und sie von Zeit zu Zeit daran zu erinnern,  was ihre Herzen weich werden lässt und in ihren Seelen wirkt, so dass die Tore vor dem Teufel versperrt werden: Dann hat er keine Möglichkeit, auf die Gläubigen einzuwirken.

 

Es ist bekannt, dass das Wirken der einladend Aufrufenden in diesem Bereich ähnlich wie die Arbeit der Ärzte ist. Denn so wie die Ärzte die Kranken heilen und die Leute die Vorbeugemaß-nahmen für  Krankheiten lehren, so heilen auch die einladend Aufrufenden die Krankheiten der Seelen und schützen sie durch dem Qurʾān und der Sunnah entnommene mahnende Lehren, Hinweise und gut gemeinte Ratschläge vor tödlichen Krank-heiten. Denn nur dadurch werden die Seelen geheilt und nur durch das Hören und das Bewusstmachen dessen, was im Qurʾān und in der Sunnah steht, werden die Herzen vor Gefahren sicher. Die Seelen entsagen ihrem Fehlgehen nur durch das Ermahnen an das,  was die Unheilstifter und Hochmütigen heimgesucht hat. Der Erhabene sagt:

 

“Und ermahne, denn für wahr, die Ermahnung nutzt den Gläubigen!”                                     (Qurʾān, Surah 51, Vers 55)

 

Das ermahnende Predigen und das anleitende Hinweisen sind die erfolgreiche Heilbehandlung für das Volk. Eine Bestätigung dessen ist, dass das Volk, in dem die Prediger und Redner ihre Lehren unter die Leute bringen, entsprechend den Fähigkeiten dieser Prediger und Redner, die sozialen Krankheiten zu heilen, lebt und seine Stärke sich festigt und von den Krankheiten immer dann geheilt wird, wenn die religiöse Strömung ihren richtigen Weg in den Seelen seiner Bewohner findet. Wenn der Prediger erfahren und der Redner weise ist, kann er einen der Wege des anleitenden Hinweisens beschreiten, der die Herzen von ihren Krankheiten heilt, das Gewissen aus seinem Schlaf erweckt, die Seelen vom Schmutz der Mangel- und Lasterhaftig-keit  reinigt und vor ihnen die zum richtigen vernünftigen Verha-lten führenden Wege erleuchtet, damit das Volk von seinem sün-digen Fehlgehen ablässt und zur Grenze der Geradheit zurück-kehrt, und sich in Tugend und Vollkommenheit zeigt.

 

Das gehört zur ideellen, anleitend hinweisenden Sicht vom guten mahnenden Predigen. Eine andere Betrachtungsweise ist die Seite des Lehrens und des eingehenden Beschäftigens mit der Religion. Es ist Pflicht für die  Muslime – in Befolgung der Anordnung GOTTes den  Muslimen mahnend zu predigen –, dass es unter ihnen eine Gruppe von Rechtsgelehrten in der Reli-gion gibt, die die Gesetzgebungsbestimmungen kennt und die Leute die Bestimmungen ihrer Religion sowie die Rechtswissen-schaft ihrer ŠarÐYah lehrt, damit die Leute ihre Anbetung in der richtigen Form durchführen und sich im klaren über die Bewer-tung der unterschiedlichen Angelegenheiten des Lebens sind. Dann führen die Stimmen der Unheilstifter sie nicht in die Irre und die Meinungen der Unwissenden und derjenigen, die Behau-ptungen aufstellen, lassen sie nicht vom geraden Weg abkom-men.

 

Es ist notwendig, dass sich eine solche Gruppe in der  Islamischen Gesellschaft befindet, weil sie der Leuchtturm sind, bei dem die Ratlosen Führung suchen, und die Lampen, mittels deren Licht die nicht Geleiteten rechtgeleitet werden.. Ihre Existenz ist in der Gesellschaft erforderlich. Es ist den  Musli-men nicht erlaubt bei der Bereitstellung dieser auf die Erklärung der Bestimmungen GOTTes und deren Unterrichten spezialisier-ten Gruppe nachlässig zu sein, sogar wenn sie in einem Zustand sind, der es jedem einzelnen Muslim auferlegt sich den Verteidi-gern des  Islam auf dem Schlachtfeld anzuschließen. GOTT bef-reit von dieser Pflicht diejenigen, die sich dem Studium der religiösen Wissenschaften widmen. Der Erhabene sagt:

 

“Und es ist nicht an den Gläubigen allesamt auszurücken.  warum also rückt nicht von jeder Abteilung unter ihnen eine Gruppe aus um in der Religionswissenschaft bewahndert zu werden und ihre Leute, wenn sie zu ihnen zurückkehren, ermahnen auf das sie vielleicht auf der Hut seien.”

                                                      (Qurʾān, Surah 9, Vers 122)

                                                       

Denn das Streben nach Wissen in der Religion gehört zu den einwirkenden Faktoren im Leben der Gesellschaft in deren Heil und Krieg. Hierin zeigt sich ein rechtschaffener Muslim, der GOTT – als Ergebnis der religiösen Erziehung der Rechtsgelehr-ten – in seiner Arbeit respektiert und IHN in seinem Umgang mit den Leuten fürchtet. Eine starke Gesellschaft ist nichts anderes als Individuen, die in ihrer Arbeit rechtschaffen und in ihrem Verhalten gerade sind. Immer  wenn die Arbeit der Individuen gut wird, ist das Volk in seinem Schaffen und seinen Leistungen in allen Bereichen des Lebens stark. Immer wenn das Verhalten der Individuen aufrecht und deren Leben geradlinig ist, nehmen die Stärke des Volkes und dessen Macht zu. So kann dessen Feind dessen Struktur nicht erschüttern oder dessen sozialen Zusammenhalt lockern.Und demgemäß ist die Arbeit des einla-dend Aufrufenden – sei es nun im Bereich des Lehrens und des Lernens oder im Bereich des Ermahnens und des  Warnens – die Basis beim Aufbauen eines Volkes. Wer die Errichtung eines starken Volkes wünscht, darf diesen vitalen Aspekt beim Aufbau nicht unberücksichtigt lassen.

 

Die dritte Methode im Bereich der Daʿwah beschreibt GOTT mit SEINEN Worten und diskutiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist! Vielleicht ist das geforderte Beste hier das Aus-wählen des guten Wortes, das niemanden schädigt und nieman-des Ehre verletzt. Möglicherweise ist auch das Verhalten der beste Weg, der zur Überzeugung des Gegners ohne Ereifern und eventuell zum Verschleiern der Warheit leitenden Erregung führt und ein Verachten der Gedanken dessen vermeidet, zu dessen Meinung der einladend Aufrufende im Widerspruch steht. Er missachtet ihn nicht, verspottet ihn nicht und beschimpft ihn nicht, solange das Ziel des einladend Aufrufenden im Gelangen zur Überzeugung derer, die er zum  Islam aufruft, besteht. Er muss sie zunächst geneigt machen und ihr Vertrauen gewinnen, da dies sie veranlasst seine Worte zu hören, seinen Argumenten zu lauschen und über seine Beweise nachzudenken.

 

Wenn jedoch die an sie gerichtete Rede grob ist, haben sie eine Antipathie gegen sie und hören seiner Beweisführung nicht zu. Vom einladend Aufrufenden ist die Sanftheit in der Rede gefordert, sogar unter denen, die glauben und deren Seelen mit dem,  was er sagt, zufrieden sind und deren Gliedmaßen sich dem fügen,  was er anordnet. Der Erhabene sagt:

 

„Und wärest du rauh und harten Herzens gewesen, hätten sie sich aus deiner Nähe sich zerstreuend entfernt. So verzei-he ihnen und bitte für sie um Vergebung!“

                                             (Qurʾān, Surah 3, Vers 159)

 

Wenn der einladend Aufrufende die Meinung derer, die er zum  Islam aufruft, verspottet und verunglimpft,  was sie glau-ben, braucht er von ihnen nichts zu erwarten außer die Vergel-tung mit Gleichem, weil der Mensch auf das Verspotten seiner nicht schweigt, selbst wenn er einer niedrigen Gesellschaftsschi-cht angehört. Er ist auch nicht zufrieden mit der Verhöhnung seiner Anschauungen, selbst wenn sie vernünftigen Menschen und Leuten mit gesundem Menschenverstand unnütz erscheinen. GOTT verbietet uns, die Götter der den  Islam Leugnenden und der Apostaten zu beschimpfen – trotz deren Nichtigkeit und  Wertlosigkeit in der Welt der Bewertung von Gedanken und Steinen. Der Erhabene sagt:

 

“Und schmähet nicht diejenigen, die sie unter Ausschluss GOTTes anflehen! Sie schmähten dann in feindseligem Vor-gehen GOTT ohne Wissen…”            (Qurʾān, Surah 6, Vers 108)

                                             

Der ehrwürdige Qurʾān lehrt uns vielmehr die Art und Weise des Umgangs mit den sich hartnäckig Widersetzenden, wenn sie auf ihrem Eigensinn beharren und die Anbetung der Götzenbil-der und Steingötter fortsetzen oder daran Geschmack finden GOTT etwas beizugesellen. Der Erhabene sagt erklärend,  was gegenüber den den  Islam Leugnenden  zu verfolgen erforderlich ist:

 

„Sprich: „O ihr den  Islam Leugnenden! Ich diene nicht anbetend, was ihr anbetend dient. Und ihr seid keine anbe-tend Dienenden dessen,  was ich anbetend diene. Und ich bin kein anbetend Dienender dessen,  was ihr anbetend dient. Und ihr seid keine anbetend Dienenden dessen, was ich anbetend diene. Euch ist eure Religion, und mir ist meine Religion.“     (Qurʾān, Surah 109, Verse 1-6)                       

 

Und der Erhabene sagt:

 

“Sprich: "O Leute des BUCHes! Kommt her zu einem Wort, das gleich ist zwischen uns und euch: Dass wir nur GOTT anbetend dienen und IHM nichts beigesellen und die einen von uns die anderen nicht als Herren neben GOTT annehmen." Wenn sie sich aber abwenden, dann sprecht: "Bezeuget, dass wir Muslime sind!" 

                                              (Qurʾān, Surah 3, Vers 64)

                                          

 

Das heißt, wenn der einladend Aufrufende die Botschaft seines Herrn denjenigen, die außer GOTT Götter anbeten, über-mittelt und mit ihnen mit sanften Worten und klaren Argumenten diskutiert, halten sie an ihrer Religion fest, gehen über dieses Festhalten aber nicht hinaus und bekämpfen nicht die Daʿwah und stehen der Arbeit des einladend Aufrufenden nicht im Weg,  und dann lassen wir sie und deren Angelegenheit, da die Auf-gabe des einladend Aufrufenden ja nur im Übermitteln besteht. Er darf diese Aufgabe nicht zum gewaltsamen Zwang des Glau-bens überschreiten. Der Erhabene hat SEINEM Propheten (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) offenbart:

 

“Und wenn dein Herr wollte, glaubte gewiss, wer auf Erden,  alle von ihnen zusammen. Willst du also die Men-schen dazu zwingen, dass sie Gläubige sind?“

                                             (Qurʾān  Surah 10, Vers 99)

 

Auf diese Weise ist das Gute im Dialog durch das Verfolgen des Stils der Diskutierenden selbst, das heißt ihre Unterhaltung mit der Methode, der sie folgen. Wenn sie Philosophen und Ideologen sind, führt der einladend Aufrufende mit ihnen ein gedankliches Gespräch über die Natur des Kosmos und dessen Ursprung, dessen harmonische Komponenten in deren Wechsel-wirkung und Proportion. Er diskutiert  mit ihnen auch über die Konzeption des Lebens und dessen Zweck- Bestimmungen sowie über die Beziehung des Menschen zu dem,  was es um ihn an physikalischen Erscheinungen und in ihm an physiologischen Strukturen und seelischen und geistigen Symptomen gibt. Wenn sie Ökonomen sind, legt er ihnen die Bestimmungen und die Gesetzgebung des  Islam bei den Transaktionen in der Gesell-schaft und die Weise der Verteilung auf deren Individuen dar. Wenn sie Soziologen sind, erklärt er ihnen den Einfluss des  Islam beim Bilden der sozialen Gruppen und die Wichtigkeit dessen Lehren in der Organisation der Beziehungen zwischen allen Teilen der menschlichen Parteien. Und so ist sein Gespräch mit jeder Gruppierung entsprechend den Interessen ihrer Indi-viduen und ihren Spezialisierungen, auch der breiten Masse. Er beschreitet mit ihnen einen Weg, der in Übereinstimmung mit ihren Kenntnissen steht und zu ihrem geistigen Vermögen passt.

 

Wenn die Eingeladenen die Grenzen des geistigen Dialoges jedoch überschreiten und die Muslime angreifen oder die einla-dend Aufrufenden mit Methoden bekämpfen, die den Kreis der gedanklichen Diskussion hin zum Anwenden von Gewalt und  Gebrauch der Macht verlassen, besteht das Gute des Dialogs in diesem Fall nur in Äquivalentem und in Konfrontation mit Gewalt. Die einladend Aufrufenden machen davon jedoch keinen Gebrauch, da in diesem Fall die Angelegenheit außerhalb ihrer Kapazität und Spezialisierung liegt Jenes ist vielmehr die Pflicht des Herrschers oder Verantwortlichen. Er ist in diesem Fall zur Daʿwah zu GOTT mit dem,  was er an Herrschaft und Gewalt besitzt, aufgerufen. Der Erhabene sagt:

 

„Erlaubnis wird denen gegeben, die bekämpft werden, die weil ihnen Unrecht zugefügt wurde; und GOTT hat für wahr die Macht ihnen beizustehen. Denjenigen, die aus ihren Häu-sern zu Unrecht vertrieben wurden, nur da sie sagen: „Unser Herr ist GOTT.“ Und wenn GOTT nicht die einen Menschen vor den anderen geschützt hätte, dann wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen, in denen der Name GOTT häufig genannt wird, zerstört worden. Und GOTT wird gewiss helfen, wer IHM hilft. GOTT ist für wahr stark, allmächtig.“ (Qurʾān, Surah 22, Verse 39-40)

                                          

Die dritte Methode, nämlich das Diskutieren in jener Weise, die die beste ist, umfasst also die gute Rede, den sanftmütigen Stil und das Auswählen von Beweisen, die mit der Bildungsstufe der Diskussionspartner und der Art deren Spezialisierung über-einstimmt. Sie umfasst ferner das Anwenden von Gewalt, sofern der Gegner Feindseligkeit offen erklärt und seine Herrschaft und Gewalt anwendet um die einladend Aufrufenden zu hindern die Daʿwah zu verbreiten oder seine Gewalt für das Peinigen und Misshandeln dessen benutzt, der an den  IslÁm glaubt.

 

Der Stil der Daʿwah  wahr seit MuÎammads (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) Befolgen des Auftrags durch Weisheit gekennzeichnet. Der  Islam wurde den Anhängern anderer Reli-gionen und  Glaubensrichtungen nur aus der Sicht des Intellekts gezeigt. Das Anerkennen seiner Lehren und Bestimmungen wurde von ihnen nur auf der Basis gefordert, dass man von ihnen überzeugt  wahr und ihnen zustimmte, nicht aber als ein Unter-werfen unter eine Tradition oder aus Furcht vor einer Herrschaft und Peinigung. Des Weiteren betraute der Gesandte (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) seine Gefährten mit Respekt. Er lehrte sie die Bestimmungen GOTTes in einer sanften Weise und erweckte ihre religiösen Gefühle mit Mahnreden, die ihre Herzen bewegten. Er schuf in ihren Herzen durch das Rezitieren der Offenbarung GOTTes vor ihnen volles Mitgefühl und besse-rte ihr Verhalten durch das,  was er ihnen an Beispielen gab – im  Verhalten, Reden und Anführen dessen,  was den Vergangenen geschah. Ferner brachte er die Diskussionspartner und Hartnä-ckigen durch die Kraft seiner Erklärung, die strahlende Klarheit seiner Beweisführung sowie das gute Auswählen des jeweilig passenden Stils und der Methode, die auf sie wirkte, zum Ver-stummen.

 

Diese Methode bei der Übermittlung wurde danach zu einer Rechtsvorschrift für die einladend Aufrufenden. Sie verfahren nach ihr, wenn sie für ihre Daʿwah Erfolg und Kontinuität wollen, weil sie alle menschlichen Gruppierungen erfasst – ob zu ihnen nun gehört, wer der Ruf der Daʿwah zum ersten Mal hört oder wer glaubt und dem Korps der  Muslime beitritt oder wer sich widerstehend und hochmütig entgegenstellt. Und desglei-chen wer sich erdreistet und dem  Islam und den  Muslimen den Krieg erklärt. Für jeden gibt es eine Art und Weise mit ihm zu reden und für jeden gibt es einen Weg, den die  Muslime verfol-gen müssen. Al-Imām Al-Ġazālī sagt in seinem Buch Al-Qisṭās (Die gerade  Waage): „Wer mit Weisheit zu GOTT, dem Erha-benen, einladend aufgerufen wird, ist jemand mit eigener Menta-lität, und wer mit mahnender Predigt einladend aufgerufen wird, ist jemand mit anderer Mentalität und wer mittels Dialog einla-dend aufgerufen wird, ist jemand mit wieder anderer Menta-lität... Wenn also die durch ermahnende Predigt einladend Aufzurufenden mit Weisheit gespeist werden, wird ihnen geschadet wie das Ernähren mit Vogelfleisch das säugende Kind schädigt. Wenn bei den durch Weisheit einladend Aufzurufen-den der Dialog angewandt wird, empfinden diese davor Abscheu wie die Natur eines starken Mannes vor dem Säugen mit Mutter-milch Abscheu empfindet... Und wer bei den mittels des Dialogs einladend Aufzurufenden den Dialog nicht durch die beste Art und Weise, wie er es vom Qurʾān gelernt hat, anwendet, ist wie jemand, der den Beduinen mit Weizenbrot ernährt, obwohl dieser nur Datteln zu essen pflegt, oder den Stadtbewohner mit Datteln, obwohl dieser nur Weizenbrot zu essen pflegt.“

 

Freilich meinen einige Forscher, dass diese Einteilung nicht die Einteilung der menschlichen Gruppierungen hinsichtlich ihrer Einstellung zur Daʿwah bildet, sondern eine Darstellung der Situationen, in die die Individuen geraten. Im Menschen gibt es drei Kräfte: Das Herz, den Verstand und das Gefühl. Für jede gibt es eine Art und Weise sowie eine Methode sie anzureden. Da der  Islam eine allgemeine Religion für alle Menschen und auch eine Religion der Logik und Weisheit ist und auf die Erzie-hung aller Sinne des Menschen abzielt, ist es normal, dass er jedes einzelne Individuum der menschlichen Gesellschaften anspricht und sich zur selben Zeit an die Erziehung aller Seelen-kräfte wendet und diese verfeinert, damit sie hinsichtlich Glau-ben und Erziehung der Persönlichkeit des Menschen im Einver-nehmen stehen.

 

Und demgemäß soll der Stil der Daʿwah flexibel sein und sich  den Umständen und Verhältnissen anpassen, damit er für die Gruppierungen der Menschen taugt, wenn die Konfrontation sichtbar wird, die in den menschlichen Gesellschaften beim einladenden Aufrufen der Leute zur Annahme einer neuen Reli-gion erscheint oder eine neumodische geistige Strömung die Gesellschaft durchdringt. Da beginnt der einladend Aufrufende die Daʿwah in einer geistigen Weise darzustellen. Wenn der Eingeladene glaubt, lehrt der einladend Aufrufende ihn die Bestimmungen der Šarīʿah und weckt dessen religiöse Gefühle mit gutem mahnenden Predigen auf. Wenn er indes hochmütig ist und streitet, behandelt der einladend Aufrufende ihn in der entsprechenden Weise, damit er in seiner Daʿwah die gute Methode nicht verlässt.

 

Der einladend Aufrufende soll darüber hinaus zu jeder Zeit auf die Beantwortung der Fragen derer, die einige Unklarheiten ergreifen, vorbereitet sein. Wenn es sich lediglich um eine Nach-frage handelt, die verschwommenen Vorstellungen entspringt, wird diese auf intellektuelle Weise gelöst. Wenn sie vom Disku-ssionspartner beherrscht werden, treiben sie ihn zum Dialog in Abwehr der irreführenden geistigen Strömung an und der einla-dend Aufrufende muss mit ihm in der besten Weise diskutieren. Wenn er weit davon entfernt ist, soll der einladend Aufrufende bei ihm die gute ermahnende Predigt pflegen und ihn die Besti-mmungen GOTTes lehren.

 

Mögen die einladend Aufrufenden immer der Worte GOTTes, des Erhabenen, eingedenk sein:

 

“So sprecht beide zu ihm sanfte Worte! Vielleicht ist er eingedenk oder fürchtet.”                   (Qurʾān, Surah 20, Vers 44)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11. Woche

 

Qualifikation der einladend Aufrufenden

 

Jede Konfession oder jede Religion – ja sogar jede geistige Strömung, die ein Verbreitungsgepräge trägt oder deren Anhän-ger danach streben, dass die Leute an sie glauben – braucht jemanden, der sie zu den Eingeladenen trägt; das heißt den, der sie seinen Ruf hören lässt, und zwar mittels der Darstellung ihrer Prinzipen und Erklärung ihrer Ideen mit dem Versuch sie davon zu überzeugen. Sie werden mit vielen Namen bezeichnet. Einige von ihnen werden Sprecher im Namen der Konfession oder Philosoph der Partei oder der Gruppierung oder Sachwelhalter der Ideologie der Gruppe genannt. Im Bereich der Religionen ist er unter den Namen Priester, Pfarrer, Missionar oder  Brahmane bekannt. Im  Islam wird er jedoch der einladend Aufrufende genannt, da er die Leute zur Religion GOTTes einladend aufruft und  dabei jedes Mittel anwendet, das zu ihrer Überzeugung dessen,  was er sagt, und zu ihrem Glauben an das führt,  was er ihnen an GOTTes Bestimmungen und SEINEN Gesetzgebungen erklärt.

 

Es gibt keinen Zweifel daran, dass bei jedem, der sich mit dieser Arbeit beschäftigt, zahlreiche Bedingungen erfüllt sein müssen. Einige von ihnen hängen von dessen Persönlichkeit und physikalischen Struktur ab. Andere sind an dessen Kultur und Vertrautheit mit den Prinzipen, zu denen er aufruft, und an die Meisterung deren Details sowie an die ganz genaue Kenntnis deren Verzweigungen gebunden. Wir werden jetzt das Reden über die Merkmale seiner Persönlichkeit und die Dimension sei-ner physikalischen Struktur zurückstellen, bis der Zeitpunkt da-für herankommt, zu dem wir die Mittel der DaYwah mit ausfüh-rlichen Erklärungen behandeln werden. Wir beschränken unsere Erläuterung auf die Merkmale seiner Kultur und seiner Beherr-schung dessen, wozu er aufruft.

 

Es ist bekannt, dass derjenige, der sich mit der Daʿwah mit dem Ziel der Überzeugung eines Gedanken auseinandersetzt, zur Erklärung der Prinzipen dieses Gedankens in der Lage sein muss, denn sonst ist er unfähig diejenigen, die er aufruft, zu überzeugen,  was sich auf das Konzept dessen, wozu er aufruft, auswirkt und dessen Bild unter den Leuten entstellt. Deshalb streben die Anhänger jeder Konfession und Religion nach der Bildung einer auf Wissen gegründeten Gruppe von Leuten zur Durchführung dieser Aufgabe unter den Leute. Immer wenn die für diese Arbeit Qualifizierten auf einer hohen kulturellen Stufe stehen, werden ihr Erfolg größer, ihre Fähigkeit zum Über-zeugen stärker und ihr Einfluss auf die Geschwindigkeit der Ausbreitung ihrer Konfession klarer. Das geht nur, wenn die Programme der Ausarbeitung dem Ziel entsprechen, nach dem die Vertreter der Ideologie streben. Wenn wir behandeln,  was mit unserem Thema zusammenhängt, nämlich die Daʿwah zum  Islam, sehen wir, dass das Programm der Vorbereitung das in die Tiefe gehende Studium des ehrwürdigen Qurʾān und der prophe-tischen adīṯe umfassen muss, wobei der einladend Aufrufende zu einer Qualifikation gelangt, die ihm das Verstehen der Texte sowie das Erschließen der Bestimmungen aus ihnen ermöglicht. Und daraus ergibt sich die Fähigkeit seiner genauen Kenntnisse der Problemkreise der  Islamischen Gesetzeswissenschaft, denn diese Studienfächer, als da sind die Qurʾān Auslegung, die adīṯe und die  Islamische Gesetzeswissenschaft, sind seine  Ware, die er den Leuten anbietet. Wenn er sie nicht beherrscht, wird seine Aktivität im Bereich der  Islamischen Daʿwah eine Behinderung der Verbreitung des  Islam. Denn seine Nichtbeher-rschung jener Wissensgebiete wirft dunkle Schatten auf den Weg der Daʿwah. Aus diesem Grund werden dann die  Muslime irre-geführt und seine Nichtbeherrschung wird eine Quelle der Stärke der Skeptiker und Zögernden sowie eine Hürde, deren Überspri-ngen zum Gelangen in das Gebiet des  Islam dem Nicht-Muslim unmöglich ist.

 

Des Weiteren benötigt der einladend Aufrufende eine gewisse Vertrautheit mit den Prinzipen der Psychologie und Soziologie, damit er im Verstehen der seelischen Zustände bei den Indivi-duen nicht irrt oder beim Interpretieren der sozialen Erscheinun-gen strauchelt, die die Orientierungen der Leute und deren Ver-halten beeinflussen und  Gewohnheiten und Traditionen formen. Denn seine Unwissenheit in diesen Prioritäten lässt ihn bei der Behandlung dessen,  was er in der Gesellschaft mit dem  Islam im Widerspruch stehend sieht, unsicher werden. Und seine Un-wissenheit in den Gesetzen der Gesellschaft macht ihm die Orientierung der Gesellschaft hin zum  Islam unmöglich. Viel-leicht treibt es ihn zum Vermeiden des Gesprächs über diese Problemkreise, die zum Kern des Lebens der menschlichen Gesellschaften gehören, und zur Isolierung weit entfernt von dem,  was den Geist der Menschen beschäftigt, wobei er sich auf die Wiederholung von Formulierungen beschränkt, die von der Realität der Menschen weit entfernt sind und in deren Ohren seltsam klingen sowie wertlos für die Ausrichtung deren Verhal-tens sind.

 

Es gibt keinen Zweifel, dass dies den Muslim zu mannigfa-chen Fragestellungen treibt, und zwar: Ist das,  was der  Islam unterbreitet, für meine jetzige Zeit und für meine Zukunft not-wendig und passend, wie es auch für meine Vergangenheit pas-send  wahr? Oder handelt es sich um einen Bericht über eine Vergangenheit, über die sich der einladend Aufrufende hinweg tröstet, oder eine Art Wirklichkeit oder Fantasie oder beides zusammen, womit er sich in der jetzigen Zeit zufrieden gibt? Oder ist es eine Vermutung für die Zukunft, die sich der Mensch als Ablenkung von seiner gegenwärtigen Zeit und seinen Belas-tungen und im Zusammenhang mit hohen Hoffnungen und Wün-schen aneignet? Der erfolgreiche einladend Aufrufende ist jema-nd, der den Hörenden veranlasst von diesen Fragestellungen abzulassen und ihn zur Überzeugung dessen,  was er ihm mittei-lt,  und zum Verhalten, das er von ihm fordert, bringt. Das geht nur, wenn der einladend Aufrufende die Sorgen und Leiden der Leute versteht und deren Heilung nicht in einer Art und Weise versucht, die mit ihnen in den Himmel der Fantasie abhebt und mit ihnen in die Welt der Unwirklichkeit fliegt, sondern mit dem,  was der  IslÁm an Realem erklärt und an Lebensweisen bestimmt, die die Menschenwürde schützen und ihn vor dem Zusammenbruch bewahrt, so dass die Eingeladenen überzeugt sind, dass das, wozu der einladend Aufrufende aufruft, notwen-dig für ihre gegenwärtige Zeit und erforderlich für den Aufbau ihrer Zukunft ist.

 

Wenn den an der Daʿwah zum Islam Interessierten die wissenschaftliche Qualifizierung einer Gruppe von  Muslimen gelingt, so dass jeder einzelne für diese Arbeit Qualifizierte das Vertrauen der Leute durch seine religiösen Kenntnisse erwirbt – wobei es gleich ist, ob das eine Auslegung der Verse des ehr-würdigen Qurʾān, eine Darlegung der adīṯe des Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) oder eine Verdeutlichung dessen, was es an Bestimmungen und Rechts-vorschriften im Bereich der Islamischen Gesetzeswissenschaft in Verbindung mit seiner Fähigkeit gibt, all dies mit dem Leben der Leute als Individuen oder Gesellschaftsgruppen zu verbinden –, die es ihnen ermöglichen, sie zu einer  Islamischen Orientierung zu bewegen, damit sie das,  was sich auf ihrem Weg an Hinder-nissen entgegenstellt und ihnen an Ereignissen in allen Lebens-bereichen begegnet, überwinden, dann haben sie das geleistet,  was sie um der Erhaltung des Glaubens der  Muslime in der  Islamischen Gesellschaft  und der Führung der  Muslime zu deren Befolgung der Pflichten in ihren verschiedenen Lebens-angelegenheiten willen zu leisten haben.

 

Freilich beschränkt sich ihre Arbeit im Bereich der Vorberei-tung der einladend Aufrufenden nicht nur auf diesen Aspekt, es bedarf vielmehr auch der Aufwendung von Bemühungen für die Qualifizierung einer Gruppe von einladend Aufrufenden, die dazu in der Lage ist den  Islam den Nicht- Muslimen darzustel-len. Das erfordert – unter Hinzufügung zur vorigen Methode – ihre sorgfältige intellektuelle Vorbereitung; das heißt sie sollen die Philosophie mit all ihren Disziplinen wie Logik, Ethik, Psy-chologie und andere, die eine Beziehung zum geistigen Prozess beim Menschen haben, studieren, da ihre  Waffe bei den Nicht- Muslimen der Verstand ist. Er ist sozusagen das Verständigungs-mittel und die Stütze der gemeinsamen Beweise unter allen Men-schen. Denn Argumentieren und Diskutieren funktionieren nur in den geistigen Kanälen. Ist der einladend Aufrufende mit dieser Kunst nicht vertraut, wird sein darstellen der  Islamischen Prinzipen schwach und seine Beweisführung bei der Konfronta-tion mit den Beweisen und Einwänden der Anderen haltlos. Ja mehr noch, vielleicht bewirkt seine Schwäche ein Abwenden vom Weg GOTTes und ein Entfernen dessen, der zur Annahme des  Islams bereit ist, da die zerbrechliche Form, mit der der wissenschaftlich schwache einladend Aufrufende erscheint, ausreicht zum Löschen des Blinken des Lichtes, das einige Nicht- Muslime dazu treibt zum  Islam zu neigen und zu ihm hingezogen zu werden, und auch einen der störenden Faktoren auf die Herzen derer darstellt, in deren Herzen ein Blinken des Lichtes auftaucht, das sie zum Beginn des Weges des  Islam führt. Deshalb ist die negative Auswirkung der Schwäche des einladend Aufrufenden in den Seelen der Nicht- Muslime von hohem Ausmaß und sehr tiefgehend, so dass sie – meistens – das Band der Rückkehr dessen, der sich deswegen vom  Islam entfe-rnt hat, zerschneidet, nachdem er ganz dicht davor stand den  Islamischen Glauben als eine Religion für sich anzunehmen und dazu neigte Das System des  Islam als ein Programm und eine Methode für sein Leben zu akzeptieren.

 

Somit müssen die Interessierten an der Vorbereitung der einladend Aufrufenden diesem Aspekt höchste Aufmerksamkeit schenken, wobei sie in das Programm ihrer Vorbereitung folgen-des aufnehmen: die griechische Philosophie, die modernen philosophischen Strömungen und Schulen mit ihren verschiede-nen Methoden, die geistigen Phänomene auf internationaler Ebene, welche Heimat und welchen Inhalt sie auch haben mögen, sowie die kulturelle Historie derer, die er aufruft, und  was sie an ihren Gewohnheiten, Traditionen sowie Glaubens- und Religions-richtungen enthalten. Tun sie das nicht, sollen sie diese Themenbereiche lieber nicht berühren, da im Bereich der Daʿwah außerhalb der  Islamischen Gesellschaften im Fall der wissenschaftlichen Schwäche der einladend Aufrufenden ein Verzicht auf die Arbeit besser ist als das Offenbaren der Blöße, die vielleicht Auswirkungen hinterlassen, die durch viele Epo-chen nicht gelöscht werden und die Arbeit der Qualifizierten beim Eingehen auf diesen Bereich eventuell behindern, nachdem die Schwachen unter den einladend Aufrufenden das Bild des  Islam in den Köpfen der Leute verzerrt haben.

 

Der Weg der DaYwah zu GOTT im Bereich der Nicht- Mus-lime erfordert vom einladend Aufrufenden, dass dieser mit einer Kultur gut vertraut ist, die über den hinausgeht, der auf dem Gebiet der Daʿwah innerhalb der Islamischen Gesellschaft arbei-tet oder seine Arbeit auf das Lehren und Ausbilden der  Muslime beschränkt, da das Wesen der Begegnung mit den Anderen eine eigene Vorbereitung fordert. Die Methoden dieser Vorbereitung sollen sich nicht nur auf festliegende und bestimmte Formen beschränken; sie müssen vielmehr entsprechend den Verhältni-ssen und Zuständen der Eingeladenen und je nach  Erforderni-ssen von Zuständen und Krisen geändert werden, wobei es gleich ist, ob dies auf nationaler Ebene oder im internationalen Rahmen geschieht. Deshalb müssen die Programme für die Vorbereitung dieser Art von einladend Aufrufenden in alle Richtungen beweglich sein, damit sie zu jedem Umstand, zu den Erfordernissen jeder Umwelt und zu den Gegebenheiten jeder Epoche passen.

 

 

 

 

 

 

12. Woche

 

Zusammenfassung

 

Es ist nicht leicht, den Menschen geistig zu führen. Es gehört vielmehr zu den schwierigsten Dingen, denen einladend Aufru-fende und Vertreter ideologischer Lehren ausgesetzt sind. Denn obwohl der Mensch dafür bekannt ist, dass er das Lebewesen darstellt, das in Freiheit handelt, hat er doch eine starke Beziehung zu seinen ererbten Gewohnheiten und Traditionen und hält an der Religion seiner Väter und Großväter in höchstem Grade fest. Deshalb litten die Propheten und Gesandten viel um der Überzeugung der Eingeladenen mit der Hinfälligkeit deren Glaubens willen und mit dem Irregehen deren Gedanken, die sie von den Großvätern geerbt hatten. Dieser Aspekt dauert – vergli-chen mit ihrem Aktivitätsbereich, die Gläubigen deren Glauben und Bestimmungen deren Šarīʿah zu lehren – sogar längere Zeit und erfordert größere Bemühung von den einladend Aufrufen-den. Wer die Historie der  Islamischen Daʿwah betrachtet, findet, dass die Diskussion mit den Bewohnern Mekkas dreizehn Jahre der dreiundzwanzig Jahre dauernden Prophetenschaft anhielt. Des Weiteren sehen wir, dass die Verse der Bestimmungen im ehrwürdigen Qurʾān weniger sind als die Verse, die sich auf die Darlegung der Existenz und des Eins-Seins GOTTes und Erklä-rung der Glaubensgrundlage und Formen der Diskussion und des Dialogs mit den Hartnäckigen konzentrieren.

 

Es ist zu bemerken, dass die Leugner der Prophetenschaft nicht auf derselben Stufe von Klugheit standen und ihre Ausein-andersetzungen nicht denselben geistigen Standard hatten; die Gründe ihres Widerstandes  wahren ja verschieden, und ihre Methoden in der Reaktion auf den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) unterschieden sich. Manchmal begründeten sie ihr Beharren auf der  Götzenanbetung damit, dass die Götzen Vermittler bei GOTT für sie seien:

 

 „Wir dienen ihnen anbetend, nur damit sie uns in die unmittelbare Nähe GOTTes bringen.“  (Qurʾān, Surah 39, Vers 3)

 

Und ein anderes Mal lehnt ihr Verstand es ab, sich das Eins-Sein GOTTes vorzustellen:

 

“Sie sprachen: „Bist du zu uns gekommen, damit wir GOTT allein anbetend dienen und lassen, wem unsere Väter anbetend zu dienen pflegten? So führe uns herbei,  was du uns androhst, so du denn der wahrhaftigen einer bist.“

                                           (Qurʾān, Surah 7, Vers 70)

                                                              

Dann berichtet der ehrwürdige Qurʾān, dass ihre Widerstände keine logische Basis hatten: Sie zeihen den Gesandten GOTTes (GOTT segne ihn und schenke ihm Heil!) nicht der Lüge, da er unter ihnen mit der Wahrhaftigkeit bekannt wahr, sondern strit-ten ohne Grund.  Der Erhabene sagt:

 

“… Für wahr, sie zeihen nicht dich der Lüge, die Ungerechten bestreiten vielmehr die Zeichen GOTTes.”

                                                           (Qurʾān, Surah 6, Vers 33)

 

Als sie indes am Ende ihrer Weisheit  wahren und unfähig  waren einen logischen Grund zu nennen, klagten sie ihn einmal der Magie an. Der Erhabene sagt:

 

“Und als die Wahrheit zu ihnen gekommen wahr, spra-chen sie: „Das ist Zauberei! Für wahr, wir sind nicht daran Glaubende.“                                          (Qurʾān, Surah 43, Vers 30)

                                                                  

Und zuweilen behaupteten sie, dass das, was er ihnen beri-chtet, Fabeleien der früheren Geschlechter seien. Er erlerne es von denen, die Wissen über die Vorfahren hätten. Der Erhabene sagt:

 

“Und diejenigen, die den  Islam leugnen, sagen: „Dies ist nichts weiter als Schwindel, den er lügnerisch ersonnen und geholfen haben ihm dabei andere Leute.“ Doch sie äußern da Ungerechtigkeit und Falschheit. Und sie sagen: „Fabeleien früherer Geschlechter; er hat sie sich aufschreiben lassen; vorgelesen werden sie ihm am Morgen und am Abend.“ Sprich: „Herabgesandt hat ihn DER, DER das Geheimnis in den Himmeln und auf Erden kennt. ER ist für wahr vergebend, barmherzig.“       (Qurʾān, Surah 25, Verse 4-6)

 

Ja, sie leugneten sogar, dass der Qurʾān einem einfachen Mann vom Volk offenbart wird:

 

“Und sie sprachen: „ warum wurde dieser Qurʾān nicht auf einen bedeutenden Mann aus den beiden Ansiedlungen herab-gesandt? Verteilen et wah sie die Barmherzigkeit deines Herrn? WIR verteilen unter ihnen den Lebensunter-halt im diesseitigen Leben und erhöhen die einen von ihnen in den Rängen über die anderen, …”

                                              (Qurʾān, Surah 43, Verse 31-32)

                                           

Weiterhin leugneten sie, dass der Gesandte, den GOTT auser-wählte, Arbeiten aufnimmt, die andere Leute aufnehmen. Sie fragten danach, ob es denn nicht möglich sei, dass ein Engel zu ihm herabgesandt werde um ihm bei dieser Arbeit zu helfen; das heißt sie glauben nur, wenn die Angelegenheit dem entspricht,  was  sie sich vorstellen:

 

“Und sie sagen: „ was ist das für ein Gesandter! Er isst Speisen und begibt sich auf Märkte.  warum ist zu ihm kein Engel herabgesandt worden? Dann wäre er mit ihm als  war-nender! Oder warum  ist zu ihm kein Schatz herabgeworfen? Oder  warum gibt es für ihn keinen Garten, wovon er äße?“ Und die Ungerechten sagen: „Ihr folgt nur einem behexten Mann.“ Schau, wie sie für dich die Beispiele anführen! Doch sie haben sich verirrt und so sind sie keines Weges fähig.

                                              (Qurʾān, Surah 25, Verse 7-9)

Diese Beispiele veranschaulichen, dass die Diskussionspart-ner nicht denselben Intelligenzgrad besitzen und sie auch kein konkretes Motiv hatten, das sie am Glauben an die Propheten-schaft hinderte. Deshalb kamen ihre Widerstände in mannigfa-cher Art ihrer Formen und verschieden in den Gründen ihres Unglaubens, bis sie oft wie eine Art Sturheit und Hochmut aus-sahen. Und diese Art bestätigt die Reaktion der Leute auf irgendeine neue Ideologie und auf die Konfrontation irgendeiner Religion, deren Prinzipen den Veränderungscharakter für das,  was das Volk an Gewohnheiten und Traditionen hat, tragen. Diese Erscheinung beschränkt sich nicht nur auf die vergange-nen Gesellschaften, sondern gehört zum Inventar der menschli-chen Gesellschaften und zu deren Merkmalen in allen Epochen und Zeiten. was den Propheten an Argumenten und Beweise begegnete, ist nicht einzig in seiner Art oder eine nicht wieder-kehrende Erscheinung, sondern das Wesen jedes Eingeladenen, der zur Annahme einer für ihn neuen Religion aufgerufen wird.

 

Es gibt keine Gesellschaft bar dieser Erscheinung, wie sehr auch immer die Epochen sich unterscheiden und die Völker ver-schieden sein und die Länder und Orte der Erde sich vonein-ander entfernen mögen. Deshalb sollen sich die mit der Vorber-eitung der einladend Aufrufenden Beschäftigten mit der sorg-fältigen Auswahl derer beschäftigen, die sie für diese Aufgabe qualifizieren. Es handelt sich um die Aufgabe des Argumentie-rens mit den Hartnäckigen und Hochmütigen und des Ringens mit all denen, die bereit sind die Zweifel im Glaubensbereich und die Skepsis an der Wirksamkeit des  Islamischen Systems im modernen Leben beiseite zu legen. Sie wählen für dieses Studium nur aus, wer die Kraft der Klugheit hat, die ihm das Verständnis der Methoden der Leute, die Beherrschung wissen-schaftlich auf sie zu reagieren und die Fertigkeit im Verfahren der Redemanöver ermöglicht. Denn wer seine Unfähigkeit auf diesem Gebiet offenbar werden lässt, ist überhaupt nicht geeig-net ein Verteidiger des  Islam im Bereich der Wortgefechte, auf der Ebene der rationalen Argumente und Beweise und an den Stätten des Aufeinanderprallens der fiktiven Rechtfertigungen und Erklärungen, zu sein. Der Erhabene sagt: … und diskutiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist!... Niemand ist dazu fähig außer einer Art von einladend Aufrufenden, die genau ausgewählt und gut qualifiziert wurden.

 

Es scheint für uns klar geworden zu sein, dass es drei Metho-den der Daʿwah gibt: die geistige Methode, die ermahnende, lehrende Methode und die Methode der Konfrontation mit Argu-menten und Beweisen sowie manchmal mittels Manöver und Kampf auf dem Schlachtfeld – je nach ihrer Natur und ihren Erfordernissen. Der ehrwürdige Qurʾān legt diese Methoden mit den Worten des Erhabenen fest:

 

“Rufe auf zum Wege deines Herrn mit Weisheit und sich geziemender Ermahnung und diskutiere mit ihnen in jener Weise, die die beste ist!...”                  (Qurʾān, Surah 16, Vers 125)

                                                                                     

Unter Weisheit ist zu verstehen, dass man die Daʿwah den Leuten aus geistiger Perspektive darstellt, damit sie sich von deren Berechtigung und Integrität überzeugen – als eine Religion, an die der Mensch  glauben und deren Prinzipien er als ein System in seinem Leben nehmen soll.

 

Und mit der ermahnenden, lehrenden Methode ist gemeint, die Prinzipen der Religion dem, der glaubt, zu erklären, und ihn deren Bestimmungen und Rechtsvorschriften zu lehren, damit er sein anbetendes Dienen auf richtige Art und Weise ausführt und in seinem Leben den Weg des Islam beschreitet und diese Handlung ein Setzling des religiösen Geistes im Muslim, die Verfeinerung dessen Charakters, das Schärfen dessen Einsatzes im Dienste des Islam sowie die Reinigung dessen Seele von den materiellen Verunreinigungen und dem Schmutz des Egoismus begleitet. Dies kommt nur mittels  sanfter Rede, auf Geist und Seele der Leute einwirkender Formulierung und der geistigen Methode, die auf die Gefühle der Menschen wirkt, und es macht sie immun dagegen, in die Stätten des Strauchelns und auf die Wege des Satans zu geraten.

 

Was aber das Diskutieren in bester Weise betrifft, so handelt  es sich dabei um das Begegnen der Hartnäckigen und Hoch-mütigen, die keine Mühe scheuen den  Islam auf jedwede ihnen mögliche Weise zu bekämpfen. Manchmal streuen sie Argwohn um in die Herzen der Gläubigen Zweifel zu bringen. Und zuweilen verleumden sie die einladend Aufrufenden und Recht-schaffenen im Volk durch Anschuldigungen um deren Bild vor den Leuten zu entstellen, auf dass sie keinen Einfluss im Bereich der DaYwah haben. Ein anderes Mal verkünden sie ein Wort-gefecht gegen den einladend Aufrufenden, das sich vielleicht in ein Kräftemessen und Debattieren  wandelt,  was wiederum zu einem bewaffneten Zusammenstoß führt...

 

Die einladend Aufrufenden sollen diesen Leuten mit dem Begegnen, was den Verhältnissen und Begleitumständen entspri-cht. Verlangt die Angelegenheit das Anführen von Beweisen, dann obliegt ihnen die Anwendung dessen. Zwingen die Umstä-nde sie andere Wege zu verfolgen, dann müssen sie diese benut-zen um die Religion zu verteidigen. Auf jedem Weg, den sie beschreiten, verfolgen das, was der Islam für die einladend Auf-rufenden festlegt.

 

Der ehrwürdige Qurʾān fordert von den  Muslimen, dass sie mit ihren Kontrahenten in bester Weise diskutieren und nicht den Weg der Methode verlassen, die die Situation erfordert, die die Umstände notwendig machen und die die Begleitumstände bedingen.

 

Es gibt keinen Zweifel daran, dass jede Methode Leute hat, die mit ihr arbeiten können. So fordert die ermahnende, lehrende Methode vom einladend Aufrufenden:

 

·       dass er die Bestimmungen und Lehren der  IslÁmischen Šarīʿah sowie die Historie der  Muslime und deren Mitteilun-gen kennt

·       und dass er in hohem Maß mit der Psychologie und den Sozialwissenschaften vertraut ist,  was ihm dabei hilft, dass er seine Aufgabe in vollkommener Art und Weise ausführt..

 

Die geistige Methode fordert, dass der einladend Aufrufende die menschliche Geistesgeschichte studiert sowie Inhalt und Methode der ideologischen Richtungen der Philosophie, Logik, Ethik und anderes begreift,  was eine Beziehung zum früheren und modernen geistigen Prozess hat, damit sich bei ihm die intellektuelle Begabung bildet, die es ihm ermöglicht den  IslÁm den Nicht-Gläubigen aus dem Blickwinkel des Verstandes und nicht aus Sicht des Textes darzustellen.

 

Was die dritte Methode betrifft, nämlich die als Dialog beka-nnt ist, so erfordert sie: Die Kenntnis des Dialogstils in der Geschichte des menschlichen Denkens, insbesondere das,  was es zwischen den Propheten und deren Gegnern gab, da ihn dies in der gewünschten Weise für die Ausübung dieser Arbeit quali-fiziert. Immer wenn der einladend Aufrufende das Wissen um den Stil des geistigen Dialogs seit der menschlichen Geschichte beherrscht und das,  was zwischen den Propheten und den Geg-nern stattfand, genau kennt und die Hintergründe jeder Situation versteht, ist er in der Lage den Opponenten entgegenzutreten. 

 

Dementsprechend gibt es drei Bereiche der Daʿwah:

 

·       Die Daʿwah zum  Islam für die Nicht- Muslime;

·       Das Erklären der Lehren des  IslÁm für die  Muslime und das Erinnern für sie an das, was GOTT den Gehorsamen verspro-chen und für die Sünder vorbereitet hat;

·       die Konfrontation mit den Starrsinnigen und Widersprechen-den. Daraus lernen wir, dass der Arbeitsbereich des                   einladend Aufrufenden drei Kategorien von Menschen umfasst:

·       Muslime …;

·       Nicht-Muslime, die vom  IslÁm überhaupt nichts wissen;

·       Nicht-Muslime unter den Opponenten und Gegnern des  Islam.

 

Diese Kategorien treffen jedoch in der  IslÁmischen Gesellschaft und bei den  Muslimen vielleicht zusammen, inso-fern als man bemerkt, dass es eine Gruppe von  Muslimen gibt, die dazu neigt et was an Prinzipien und Lehren nur dann zu übernehmen, wenn der Verstand sich zu diesen bekennt. Der einladend Aufrufende muss also im Umgang mit jenen Leuten zur Verwendung von rationalen Beweisen tendieren, damit er das,  was in deren Köpfen an Zweifeln haftet, auswischt.

 

Des Weiteren gibt es eine andere Gruppe von  Muslimen, die unter den Einfluss fremder geistiger Strömungen geraten ist. Diese haben begonnen, Zweifel an den Lehren des Islam hervor-zurufen. Der einladend Aufrufende muss also mit jenen  Musli-men eine dritte Methode anwenden.

 

Die mit der Vorbereitung der einladend Aufrufenden Beschäf-tigten haben die Natur der Ballungszentren sowie das Bildungs-niveau deren Individuen in Erwägung zu ziehen und den ausge-zeichnet qualifizierten einladend Aufrufenden entsprechend dem,  was die Leute an kulturellen Hintergründen und geistigen Strö-mungen besitzen, auszusenden. Andererseits soll der einladend Aufrufende bei seinem Studium berücksichtigen, was die Einzu-ladenden benötigen. Er fasst also Themen ins Auge,  was deren Kultur, Ideologie und Interesse entspricht, und zieht in Erwä-gung, dass er gleichsam ein Soldat auf dem Schlachtfeld ist: Er benutzt seine  Waffe nur in dem Ausmaß wie es ihm die Kampfsituation diktiert. Er stürmt also nicht vorwärts, wenn für ihn das Ab wahrten erforderlich ist, und er gibt nicht in einer Situation, in der er das weitere Vorrücken fortsetzen muss, Fersengeld. Es ist unbestritten, dass derjenige, der im hohen Maße qualifiziert wurde, mit der letztgenannten Gruppe mit Weisheit und Können umzugehen in der Lage ist.

 

Und deshalb konzentrieren wir uns stets und immer auf die Pflicht, Sorge für die bestmögliche Qualifizierung der einladend  Aufrufenden zu tragen, damit deren Arbeit einen guten Einfluss auf das Individuum und auf die Gesellschaft hat:

“Jene sind diejenigen, denen WIR das BUCH, die Urteilskraft und  die Prophetentum gewährt haben . Wenn diese da aber das leugnen, so haben WIR damit bereits Leute betraut, die dies nicht leugnen. Jene sind diejenigen, die GOTT rechtgeleitet hat; lass dich also von ihrer Rechtleitung leiten! Sprich: „Ich erfrage von euch keinen Lohn dafür. Dies ist nichts weiter als eine Ermahnung für die Welten.“

                                                   (Qurʾān, Surah 6, Verse 89-90)

 

 

Prof.d. m.shama

 



[1]) Darunter Auch : Geschäftlicher Verkehr

[2] )   Glaube an die Einheit Gottes.

[3]) Das Mindestvermögen, dessen Besitz zur Entrichtung der Zakatsteuer verpflichtet

[4] ) Das bedeutet: Bald darauf aber verfielen sie wieder in ihren Aberglauben.

[5])  Das bedeutet : Entscheidung der Rechtsfrage auf Grund der    Interpretation der Quellen

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                  مقدمة المدونة تعددت الأصوات المطالبة بتجديد الخطاب الديني؛ إذ أدلى بدلوه في هذا المجال المتخصصون وغير المتخصصين ...