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الأربعاء، 18 أغسطس 2021

 

 

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محاضرات في العقيدة

أ لعقيدة 

In jüngster Zeit spricht man in vermehrtem Maße über die Jugend und über deren Probleme, und es werden sogar Seminare auf den verschiedensten Ebenen abgehalten. In Zeitungen und Zeitschriften tauchen Artikel auf und die Druckereien geben Publi-kationen und Büchlein heraus. Sie alle behandeln die Probleme der Jugendlichen aus jeglichen Perspektiven: Probleme der Aus-bildung, Kultur, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft oder Religion. Es ist indes festzustellen, dass der Eckstein dieses Problems das religiöse Vakuum ist. Dieses Vakuum hat einen wirkungsvollen Einfluss beim Verhalten der Jugendlichen und deren Orientierun-gen. Es ist jedoch auch zu bemerken, dass es kulturell und wirt-schaftlich rückständige Gesellschaften gibt, ohne dass in ihnen derartige Verhaltensphänomene auftauchen, die suggerieren, dass es ein Problem gibt, das die heranwachsende Generation zu ertragen hat. Und zwar ist es so, dass in allem, dem eine Gesell-schaft an geistigen Strömungen, die die Charakteristika der Reli-gion auslösen oder verwandeln, unterworfen ist, sich nur eine der beiden folgenden im Widerstreit stehenden Orientierungen zeigt:

 

Die erste der beiden ist der totale Zerfall unter den Individuen[WU1]  dieser Gesellschaft, insofern als sie in materielle Vergnügungen eintauchen und hinter allem herlaufen, was ihnen sexuellen Rausch, Glückseligkeit des Ruhmes sowie Geschmack an Samme-ln von Vermögen und dessen Aufhäufen bringt. Sie verstehen sich meisterhaft auf das Schaffen von Situationen, die sie ihre Ziele in diesen Bereichen erlangen lässt.

 

Manchmal bereiten ihnen die Dealer des Sex, die Vermittler des Materiellen, die Händler der Politik und die Genies der internatio-nalen Spielereien den Weg, der zum Eintauchen inmitten dieses stürmischen Meeres führt, so dass sie entweder keine Religion oder Ethik anerkennen oder ihre Ohren vor der Stimme der Wahr-heit verschlie-ßen sowie taub und stumm gegenüber diesem Appell sind. Sie wenden sich von allem ab, was sie auch nur daran erinnert. Über ihren Herzen liegt ein Schleier und in ihren Ohren ist Taubheit. Zwischen ihnen und dem Feld der Scharia – hinsicht-lich Tugend, Ehre und Zuverlässigkeit – befindet sich ein unfass-bares Hindernis, und selbst wenn sie es nach einer Weile des Nachdenkens über den Lauf und das Ende aller Dinge erfassten, könnten sie es nicht durchbrechen, geschweige denn versuchen es  ganz zu beseitigen. Nach diesem ideologischen Versuch kom-men sie auf das zurück, worum sich der Lauf der Zeit mit all seinen Sünden und Bürden dreht.

 

Die zweite Orientierung besteht in Flucht vor den Lebensräu-men und Introvertiertheit respektive Individualismus. Dies gilt als Reaktion auf die erste Orientierung, wobei die unmoralischen Erscheinungen in einer Gesellschaft auf einige Leute eine Spur hinterlassen. Dies veranlasst sie zur Flucht vor ihnen – entweder infolge ihrer Unfähigkeit zum Einklang mit diesen Phänomenen oder ob der Wachsamkeit ihres religiösen Gewissens. Sei nun dies oder jenes der Grund zu ihrer Flucht, jedenfalls finden sie nur die Religion als einen Zufluchtsort, zu dem sie sich vor diesem reißen-den Strom flüchten können. So wenden sie sich von der Welt und deren Vergnügungen ab und stürzen sich auf Religionsbücher und -gelehrte um einen Versuch zu unternehmen etwas zu erlangen, was sie vor dem Unheil dieser sie umgebenden aufeinander prall-enden Wogen bewahrt. Freilich trägt für sie die Tatsa-che vieler Religions-bücher und -gelehrter nicht zum Ver-halten auf dem richtigen Weg bei, den der Islam vorgezeichnet hat. So sehen wir unter ihnen eine Gruppe, die sich mit dem ständigen Wiederholen einiger Worte begnügt, wobei sie glaubt, dass diese Worte sie schon vor den Schicksalsschlägen dieser ausgemergelten Gesell-schaft schützen werden. Eine weitere Gruppe versteht den Islam als etwas, was sie dazu veranlasst alles abzulehnen, was es im Leben an guten Sachen für den Lebensunterhalt gibt, sowie jede schöne Ausstattung in der Gesellschaft abzustreiten. Wieder eine andere Gruppe neigt zur Gewalt als eine Waffe, mit der sie versu-chen die Gesellschaft zu verändern, damit diese die Form und Gestalt des Bildes annehme, das in ihrer Vorstellung vom Islam existiert.

 

All diese Gruppen verstehen die Natur des Islam falsch, denn es handelt sich bei ihm nicht um eine Religion, die von ihren Anhä-ngern verlangt den Geschehnissen in der Gesellschaft negativ gegenüberzustehen. Wer sich mit dem bloßen Wiederholen von Worten des Bittens um Vergebung und des Lobpreisens Gottes begnügt – selbst wenn dies bei der Läuterung der Seele und deren Verbin-dung mit der geistigen Seite im Islam wünschenswert ist –, der ist noch kein vollkommener Muslim, denn der Islam verla-ngt von einem solchen, positiv in den verschiedenen Wirkensbe-reichen zu sein. Somit trägt man auch die volle Verantwortung für sein jeweiliges Spezialgebiet.. ʿAbdullāh Ibn ʿOmar (Gott sei mit ihnen beiden zufrieden!) berichtete: „Ich habe den Gesandten Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!) sagen hören: »Jeder von euch  ist ein Hirt und jeder von euch ist verant-wortlich für die in seiner Obhut Stehenden. Der Imam ist ein Hirt und verantwortlich für die in seiner Obhut Stehenden. Der Ehe-mann ist der Hirt seiner Familie und verantwort-lich für die in seiner Obhut Stehenden. Die Ehefrau ist eine Hirtin im Haus ihres Gatten und verantwortlich für die in ihrer Obhut Stehenden. Der Diener ist ein Hirt des Besitztums seines Herrn und verantwortlich für die in seiner Obhut Stehenden.« – Ibn ʿOmar sagte: »Ich habe damit gerechnet, dass er sagen würde: „Der Mann ist ein Hirt des Besitztums seines Vaters und verantwortlich für die in seiner Obhut Stehenden.« – »Jeder von euch ist ein Hirt und verantwortlich für die in seiner Obhut Stehenden.«“[1]

 

Dieser Ḥadīṯ belegt, dass der Muslim nicht introvertiert sein und sich nur mit dem Pflichtgebet und der Lobpreisung Gottes begnü-gen soll, denn er ist verantwortlich für jeden, für den er Sorge trägt. Zu den Erfordernissen dieser Verantwortung gehört es, dass man um derentwilllen wirken soll, die in jemandes Obhut stehen.

 

Was nun aber jene Gruppe betrifft, die sich die Vergnügungen und die guten Dinge des Lebens selbst vorenthält, so repräsen-tiert sie nicht den Geist des Islam, denn Gott, der Erhabene, sagt:

 

„O Kinder Adams! Schmüch euch inerlhch und äusserlich an  jedem Gebetsplatz und esst und trinkt und schweift nicht aus! Fürwahr, ER liebt die Ausschweifenden nicht. Sprich: „Wer hat Schmück Gottes, die ER für SEINE anbetend Dienenden hervorgebracht hat, verboten sowie die guten Dinge vom Lebensunterhalt?“ Sprich: „Sie sind für diejeni-gen, die glauben, im diesseitigen Leben, ausschließlich am Auferstehun-gstag.“ Auf diese Weise legen WIR in allen Einzelheiten die Zeichen den Leuten, die wissen, dar.“   (Qurʾān, Sure 7, Verse 31-32)

 

 

 

 

ER sagt ferner:

 

„O ihr, die glauben! Verbietet nicht die guten Dinge, die Gott euch erlaubt hat, ....“         (Qurʾān, Sure 5, Vers 87)

 

Das Verbieten der guten Dinge des Lebens ist somit ein Mönch-tum, das Gott den Gläubigen nicht vorgeschrieben hat und das die Propheten auch nicht praktiziert haben. Sie waren vielmehr ganz normale Menschen, die essen, trinken und Frauen heiraten. Wer von den Muslimen sich also etwas von all dem selbst verweh-rt, ist vom geraden Weg abgewichen, den der Islam für die Gläu-bigen vorgezeichnet hat.

 

Wer nun aber die Gewalt als Mittel zur Veränderung in der Gesellschaft anwendet, ist von der Erziehungsmethode abgewi-chen, den der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!) uns im Rahmen des einladenden Aufrufs zu Gott vorge-zeichnet hat, indem er zur Barmherzigkeit aufgerufen, zum Frie-den angespornt und zum Befleißigen der Weisheit sowie zur Ver-pflichtung zum angemessenen Ermahnen angehalten hat. Zur Schädigung des einladenden Aufrufs zum Islam und zu dessen Zurückweisung gehört, dass der Zwang zu einer Methode des Glaubens an ihn wird. Denn wenn man spürt, dass man zu etwas gezwungen wird, wendet man sich von Wertschätzung, Respekt und Nachdenken darüber – ganz zu schweigen vom Glauben daran – ab. Der Methode des Zwangs auf dem Gebiet des islami-schen einladenden Aufrufs ist abzulehnen, denn der Islam verkün-det uns in aller Deutlichkeit, dass es keinen Zwang in der Religion gibt. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Es gibt keinen Zwang in der Religion. Deutlich wurde ja schon das richtige vernünftige Verhalten gegenüber dem sündhaften Fehlge-hen...“   (Qurʾān, Sure 2, Vers 256)

Das Phänomen sowohl der Übertreibung als auch der Nachläs-sigkeit in der islamischen Gesellschaft geht zurück auf die Unwis-senheit der Leute hinsichtlich des Geistes der islamischen Lehren. Sie schwanken zwischen dessen Leugnen, weil er ihrer Meinung nach den Erfordernissen des Aufschwungs in den verschiedensten Lebensbereichen zuwideläuft, und dessen Übertreiben in einer Weise, die die Kluft vertieft zwischen dem Islam und denen, die die Notwendigkeit des Genießens dessen sehen, was die Zivilisa-tion in deren verschiedensten Arten und Formen hervorbringt.

 

Als man mich bat Berichte für ein vom ägyptischen Rundfunk ausgestrahltes Programm zu schreiben, sah ich, dass ich die für die Menschen wichtigen Themen in einer vereinfachten Weise behandeln sollte, damit sie für alle Bildungsniveaus erreichbar sind. Ich habe mich dabei einer Methode verpflichtet, die für das Ansprechen sowohl des Muslim als auch des Nicht-Muslim ange-messen ist, zumal diese Berichte in über zehn Sprachen ausgest-rahlt und somit von Christen, Juden, Buddhisten, Brahmanen und anderen verschiedenen Religions- und Konfessions-anhängern gehört wurden.

 

Ebenso zog ich es vor, diese Berichte als ein Mittel zur Darle-gung des Standpunktes des Islam gegenüber vielen Problemen der Zeit zu gestalten, zu denen Fragen nach der Haltung des Islam aufgeworfen werden. So kamen vielfältige Berichte über deren verschiedene Themen und Programme wie etwa Glaubenslehre, Ethik, religiöse Pflichthandlungen und im Bereich der Familie und der Probleme der Zeit – seien diese politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Art.

 

Des Weiteren behandelten sie den Standpunkt des Islam gegenüber den antigeistigen Strömungen.

 

So biete ich heute dem Leser diese Berichte an, wie ich sie zuvor den Hörern angeboten habe. Mein Ziel und meine Absicht sind ein Beitrag auf dem Gebiet des einladenden Aufrufs zu Gott um die Vorstellungen in der islamischen Gesellschaft zu korrigie-ren und sie den Nicht-Muslimen klar und rein zu präsentieren, so dass sie sowohl für diese als auch für jene als Argument gelten können.

 

Ein Teil davon (die Glaubenslehre) ist von Herrn Hasan Ndayi-senga übersetzt. Das letzte Kapitel (Eschatologie) ist aus dem Buch “ Koran und Koranexgese , von Helmut Gätje) hinzugefügt.

 

Habe ich alles übermittelt? O Gott, sei mein Zeuge!

 

 

                                       Muhammad Abdu-l-Ghani Shama

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Die Existenz Gottes

 

· Gott wählte aus SEINER Schöpfung Gesandte aus, damit diese SEINE Botschaft übermitteln. Viele Menschen glauben indes nicht an sie, weil sie nicht bereit sind an die Existenz Gottes zu glauben. Der ehrwürdige Koran ist ein Zeuge dafür. In ihm steht:

 

„Und wenn du den meisten von denen auf Erden fol-gtest, brächten sie dich vom Weg Gottes ab...“

                                       (Qurʾān, Sure 6, Vers 116)

 

Wie sehen nun die Argumente aus, die die Propheten den Gegenrednern und Abstreitenden vorlegten?

 

Die Belege waren je nach Verschiedenheit der Völker und der Natur der Epochen unterschiedlich. Die Argumente gliedern sich in zwei Gruppen:

 

Erstens: Argumente zur Beweisführung der Wahrhaftigkeit des Gesandten und des Erhaltens der Offenbarungen von Gott.

 

Zweitens: Argumente zur Beweisführung der Existenz Gottes für diejenigen, die DESSEN Existenz abstreiten.

 

Was nun die Beweisführung der Wahrhaftigkeit des Gesandten betrifft, so gab es Wunder, die durch die Hand eines jeden Gesan-dten zutage traten um den Abstreitenden zu beweisen, dass es sich um einen Gesandten Gottes handelt. So war etwa das Wun-der Mose die Magie, das Wunder Jesu war das Auferwecken von Toten und die Heilung von Blinden und Aussätzigen und das Wun-der Muhammads war der ehrwürdige Koran.

 

 

·                            Warum sind die Wunder unterschiedlich?

 

Weil ein Wunder nur dann jemanden vollkommen zwingt es anzuerkennen, wenn es zu einem Bereich gehört, in dem die Leute sehr geschickt sind. So bringt der Gesandte ihnen Dinge, die ihre Geschicklichkeit noch übertrifft, und somit ist das Wunder ein wirkliches Wunder.

 

Das Volk Mose war berühmt für Magie, und so brachte Moses etwas, was deren Magie noch übertraf.

 

Die Leute bei Jesus waren in der Medizin sehr bewandert, und so kam Jesus mit Handlungen, die alles übertrafen, was die Leute auf diesem Gebiet erbrachten.

 

Und die Leute bei Muhammad waren ob ihrer Redegewandt-heit und Sprachreinheit sehr berühmt, und so brachte Muhammad etwas, zu dessen Nachahmen sie noch nicht einmal hinsichtlich der kleinsten Sure imstande waren, nämlich den ehrwürdigen Koran.

 

Was nun indes die Beweisführung für die Existenz Gottes gegenüber den Abstreitenden betrifft, so ist sie in fast allen Bot-schaften ähnlich, und zwar deshalb, weil sie sich auf den Verstand und auf Beobachtungen in der Natur stützt. Sie konzentriert sich ergo auf das sich verändernde und bewegende Erschaffene im Universum und lenkt den Verstand auf das Nachdenken darüber um sel-bst dahin zu gelangen, dass dieses Universum einen Schö-pfer haben muss. Der Erhabene sagt:

„Fürwahr, im Aufeinanderfolgen der Nacht auf den Tag und in allem, was Gott in den Himmeln und auf Erden erschaffen hat, sind gewiss Zeichen für Leute, die Gott fürchten.“       

 (Qurʾān, Sure 10, Vers 6)

 

ER sagt ferner:

 

„Dies ist die Schöpfung Gottes. Nun zeigt MIR denn, was dieje-nigen unter Ausschluss SEINER erschufen!......“

                                (Qurʾān Sure 31, Vers 11)

 

Und ebenso:

 

„Sprich: „Habt ihr denn eure Partner gesehen, die ihr unter Ausschluss Gottes anruft? Zeigt MIR, was von der Erde sie erschufen!“...“        (Qurʾān, Sure 35, Vers 40)

 

Darüber hinaus teilt uns Gott mit:

 

„Fürwahr, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Aufeinanderfolgen der Nacht auf den Tag sowie im Schiff, das auf dem Meer schwimmt, woraus die Leute Nutzen ziehen, und in dem, was Gott vom Himmel an Wasser herabsendet, auf dass ER mit ihm die Erde nach deren Verdorren neu belebe, und auf ihr an Getier verbreite, und im Wechsel der Winde und in den Wolken, dienstbar gemacht zwischen den Himmeln und der Erde, sind gewiss Zeichen für Leute, die verständig sind!“

                                            (Qurʾān, Sure 2, Vers 164)

 

Und schließlich sagt ER:

 

„Sprich: „Habt ihr denn gesehen: Wenn Gott über euch die Nacht immerwährend bis zum Tag der Auferstehung machte, wer wäre eine Gottheit außer Gott, die euch ein Leuchten brächte? Hört ihr denn nicht?“ Sprich: „Habt ihr denn gesehen: Wenn Gott über euch den Tag immerwährend bis zum Tag der Auferstehung machte, wer wäre eine Gottheit außer Gott, die euch die Nacht brächte, in der ihr ruht? Könnt ihr denn nicht einsehen? Aus SEINER Barmherzigkeit machte ER für euch die Nacht und den Tag, damit ihr in ihr ruhet und damit ihr von SEINER Gnade etwas erstrebt und vielleicht dankt.“

                                         (Qurʾān, Sure 28, Verse 71-73)

 

Gott spornt den Menschen dazu an selbst nachzudenken um den Weg zu seinem Schöpfer zu finden:

 

„Hat denn der Mensch nicht gesehen, dass WIR ihn aus einem Samentropfen erschufen...“      (Qurʾān, Sure 36, Vers 77)

 

„So soll denn der Mensch betrachten, woraus er erschaffen wurde. Erschaffen wurde er aus einer sich kräftig ergießenden Flüssigkeit, die hervorkommt zwischen den Lenden und den Brustwirbeln.“   (Qurʾān, Sure 86, Verse 5-7)

 

Des Weiteren spornt Gott den Menschen zum Nachdenken über alles an, was ER IHM an Gnaden von den Geschöpfen erweist:

 

„Sehen sie denn nicht, dass WIR für sie von dem, was UNSERE Hände vollbrachten, das Weidevieh erschufen? So sind sie diejeni-gen, die es in Besitz nehmen. Und WIR haben es für sie fügsam gemacht; so gibt es unter ihm ihre Reittiere; und von ihm essen sie. Und sie haben von ihm Vorteile und Getränke. Danken sie denn nicht?“          (Qurʾān, Sure 36, Verse 71-73)

 

Und ER sagt auch:

 

„ER ist DERJENIGE, DER die Winde aussendet – als eine frohe Kunde vor SEINER Barmherzigkeit. Und WIR senden vom Himmel reines Wasser hinab, auf dass WIR mit ihm die verdorrten Gefilde neu beleben und es trinken lassen, wen WIR erschufen an Weide-vieh und Menschen in großer Menge.“     (Qurʾān, Sure 25, Verse 48-49)

 

Dann richtet der ehrwürdige Koran die Worte an denjenigen, der über sich selbst und die Machtsphäre Gottes sowie über alles, was Gott ihm an guten Dingen, die die Erde für ihn hervorbringt, gewährt hat, sowie über die Tiere, die Gott den Menschen dienst-bar gemacht hat, nicht nachdenkt. So fordert Gott etwa den Men-schen her-aus mit etwas Ähnlichem dessen, was Gott ihm gewäh-rt hat, zu bringen oder auch nur die kleinste Sache zu erschaffen. Gott sagt:

 

„O ihr Leute! Eine weise Lehre ist erteilt, so hört sie: Fürwahr, diejenigen, die ihr unter Ausschluss Gottes anruft, werden nie eine Fliege erschaffen, und wenn sie dazu zusammenkämen. Und wenn die Fliege ihnen etwas entwendete, bekämen sie es nicht von ihr frei. Schwach sind der Bittende und der Gebetene.“   

                                  (Qurʾān, Sure 22, Vers 73)

 

 

Und ER sagt auch:

 

„Und die sie unter Ausschluss Gottes anrufen, sie erschaffen nichts und sie werden erschaffen.“

                                      (Qurʾān, Sure 16, Vers 20)

 

·                             Einige Leute meinen nun jedoch, dass SEINE Existenz sowie die Existenz des Universums per Zufall eingetreten seien. Wie können wir nun diesen Fehler ihres Glaubens nachweisen und ihnen mittels eines konkreten Beweises darlegen, dass es für dieses Universum einen Schöpfer gibt?

 

- Die moderne Wissenschaft bestätigt, dass das Weltall sehr weit ausgedehnt ist. In ihm bewegen sich blitzschnell ungezählte Sterne. Einige von ihnen beschreiben ihre Umlaufbahn allein, einige von ihnen sind Doppelsterne und laufen zu zweit und wieder andere bewegen sich in Form von Gruppen. Betrachtet man nun das Sonnenlicht, das durch jemandes Zimmerfenster fällt, dann wird man viele Staubpartikel sehen, die sich in der Luft hin und her bewegen. Wenn man sich das nun in einem großen Bild vorstellen kann, dann ist man in der Lage etwas an Verständ-nis für Planeten und Sterne im Universum zu erlangen – mit dem gewaltigen Unterschied, der sich darin zeigt, dass die Staubpar-tikel sich bewegen und aufeinander prallen, während die Sterne trotz ihrer Vielzahl jeweils einzeln und getrennt von den anderen Sternen ihren Lauf über gewaltige Entfernungen fortsetzen und sich nicht nähern und auch nicht zusammenstoßen. Der gesunde Menschenverstand, der dieses erstaunliche System und diese subtile Ordnung betrachtet, wird nicht lange zögern die Unmög-lichkeit festzustellen, dass all dies aus sich selbst entstanden sein könnte, sondern urteilen, dass es eine übernatürliche Kraft gibt, die diese großartige Ordnung entstehen lässt sowie kontrolliert und beherrscht. Am Ende seiner Betrachtungen wird er dazu gelangen, dass diese Kraft eine weise ist und über Willenskraft verfügt. Diese Kraft ist ausschließlich Gott, der Hocherhabene, der Allwissende, der Allkundige und DER das Universum und dessen Geheimnisse ins Leben ruft.

 

   Hinzu kommt, dass es vieles gibt, was die Existenz Gottes, des Hocherhabenen, bestätigt. Was die Wissenschaft bis zum heutigen Tag entdeckt hat, ist angesichts dieser vielen Dinge noch gering, und alles, was der Mensch an Wohltaten und Gnaden-bezeigungen Gottes beschreiben kann, ist äußerst wenig. In wel-chem Umfang auch immer der Mensch also die Geheimnisse des Universums detailliert darlegt und sich über sie auslässt, wird es sich niemals auch nur auf einen Tropfen aus dem Ozean belaufen. So spricht Gott die Wahrheit, wenn ER sagt:

 

„Und wenn nun, was auf Erden an Bäumen, Schreibfedern wäre, und  das Meer hernach sieben Meere versorgten, erschöpften sich nicht die Worte Gottes. Fürwahr, Gott ist allmächtig, allweise.“    

                                                       (Qurʾān, Sure 31, Vers 27)

 

Und ER sagte auch:

 

„Sprich: „Wäre das Meer Tinte für die Worte meines Herrn, das Meer versiegte gewiss, bevor die Worte meines Herrn versiegten, auch wenn WIR ein ebensolches  zur Unterstützung brächten.“

                                           (Qurʾān, Sure 18, Vers 109)

 

Viele Wissenschaftler spürten bereits die Existenz Gottes. Sie gelangten zu ihrem Glauben durch das, was ihnen die Seiten des Universums enthüllten. Der amerika-nische Naturwissenschaftler George Ireal Davis beispiels-weise antwortet denjenigen, die behaupten, dass das Universum sich selbst erschaffen habe, indem er sagt: „Wenn das Universum sich selbst erschaffen könn-te, dann würde dies heißen, dass es sich der Eigenschaften des Schöpfers erfreute, und in diesem Fall wären wir gezwungen zu glauben, dass das Universum Gott sei... Somit kommen wir zum Anerkennen der Existenz einer Gottheit. Unsere Gottheit aber wird erstaunlich sein: gleichzeitig übersinnlich und konkret. Ich bevor-zuge es nun an diese Gottheit zu glauben, die diese materielle Welt erschuf, wobei sie kein Bestandteil dieses Universums ist, sondern vielmehr dessen Herrscher, Verwalter und Arrangeur, anstatt dass ich derartige Flunkereien übernehme.“

 

 

                      *    *    * 

 

 

2. Der eigentliche Sinn des Wortes دين  (Religion)

 

Wir haben über das Wort Religion zu sprechen und dessen Bedeutung darzulegen, zumal es eine Gruppe von Menschen gibt, die da meint:

 

Jede Weltanschauung, an die man glaubt, wird Religion genannt.

 

Andere vertreten die Auffassung:

 

Die Bedeutung von Religion beschränkt sich auf Himmelsbot-schaften.

 

Sie sagen:

 

Religion ist alles, was vom Himmel herabgesandt wurde, wie etwa das Judentum, das Christentum und der Islam. Darüber hinaus gibt es keine Religion.

 

Als ich die Wörterbücher aufschlug um nach der Bedeutung des arabischen Wortes دين (Religion) zu suchen, brachte ich nichts Überzeugendes zutage, und zwar deswegen, da ich zu diesem Wort lediglich fand, dass das Wort دين (Religion) ملة (Bekenntnis, Religion)  beinhaltet, und vice versa.

 

Folgen wir dementsprechend den Verwendungsweisen des Wortes دين (Religion) in der Sprache, finden wir, dass es eine ganze Reihe von Bedeutungen hat. So wendet man دين  an, wenn man damit الجزاء (Vergeltung, Belohnung respektive Bestrafung) zum Ausdruck bringen will. Dazu gehören etwa die Worte des Erhabenen:

„Dem Alleinherrscher am Tag des jüngesten Gerichts.

                                      (Qurān, Sure 1, Vers 4)

 

Das heißt, der Tag der Vergeltung, also der Belohnung respek-tive der Bestrafung, ist der Tag der Auferstehung respektive des Letzten Gerichts.

 

Es wird ferner angewandt, wenn man damit الحكم والسـلطان (Gesetz und Urteil sowie Macht und Herrschaft) zum Ausdruck bringen will, wozu die Worte des Erhabenen zählen:

 

„…Nicht ergreifen können hätte er seinen Bruder nach dem Gesetz  (دين) des Königs...“              (Qurʾān, Sure 12, Vers 76)

 

Das heißt, nach der Gesetzgebung und unter der Herrschaft des Königs hätte Joseph seinen Bruder nicht ergreifen können.

 

Außerdem wird دين  angewandt auf عادة (Gewohnheit), wie in den Worten des Dichters:

 

Sie sagte, als ich ihr den Sattelgurt auflegte:

Ist dies seine Gewohnheit immer und meine Gewohnheit (دين)?

 

Das heißt, hier hat دين  die Bedeutung Gewohnheit.

Und des Weiteren wird das Wort angewandt, wenn man Gehorsam  und Gefügigkeit ausdrücken will. So sagt man etwa:

ودان له دينا وديانة   Er leistete ihm Gehorsam

Und schließlich wird es angewandt um dadurch zum Ausdruck zu bringen, an was jemand glaubt. So heißt es: Er glaubte (دان) an das und das, das heißt, er nahm es als seine Religion an und widmete sich mittels derer Gottes.

 

Es gibt also die folgenden fünf Anwendungsbereiche: Gewohn-heit, Gehorsam, Gesetz, Vergeltung und das, woran jemand glau-bt. Wenn wir also sagen, dass das Wort دين  das bedeutet, woran der Mensch glaubt, dann bedeutet dies nicht, dass die weiteren Bedeutungen nicht darin eingeschlossen sind. Wenn wir darüber tief nachdenken, finden wir, dass sie alle in dieser Bedeutung einbezogen sind. Denn wenn man sich zu einer Religion bekennt, dann werden deren Lehren für ihn zu einer Gewohnheit und man folgt dem, was zum Gesetz dieser Religion gehört, und unterwirft sich demütig deren Herrschaft und erhofft daraus Belohnung. Wir sehen also, dass diese fünf Bedeutungen die Elemente des Wortes دين  (Religion) im bekannten Sinne bilden.

 

·    Ist ergo jede diese Bedeutungen umfassende Glaubensauf-fassung Religion?

 

Um diese Frage zu beantworten sollten wir dieses Thema unter zwei Aspekten erörtern:

 

Erstens:  Bedeutung des Wortes دين  (Religion) bei den Reli-gionsgelehrten.

 

Zweitens: Darlegung des Elementes, das das Wort دين (Religion) von den Glaubensauffassungen trennt, die nicht als 
 Religionen bezeichnet werden.

 

Was nun den ersten Aspekt betrifft, so definieren einige Religi-onsgelehrte Religion wie folgt: Ein von Verständigen selbst erwäh-ltes, lenkendes göttliches Konzept zum Wohl für das Diesseits und zum Erfolg für das Jenseits, das sowohl die Dogmen als auch die Handlungen umfasst. Diese Definition gilt nun aber lediglich für die Himmelsreligionen, als da sind das Judentum, das Christentum und der Islam. Andere Glaubensrichtungen, die keinerlei himmli-sche Beziehung haben und auf deren Bezeichnung als Religion sich die Menschen verständigt haben, werden von diesen Gelehr-ten nicht als Religion bezeichnet. Denn deren Meinung nach sind irdische Gesetzesbestimmungen auf Menschen zurückzuführen und haben keinerlei Beziehung zu Gott, dem Hocherhabenen. Die Religion muss von Gott, dem Höchsten und Besitzer von Macht und Autorität, herabgesandt worden sein.

 

Eine andere Gelehrtengruppe meint, Religion sei ein Ausdruck für Glauben und Anbetung in was für einer Form auch immer. Danach ist der Glaube der Götzenanbeter Religion, der Glaube der Buddhisten ebenfalls Religion, der Glaube der Brahmanen desglei-chen Religion und jede Glaubensrichtung Religion, die den Glau-ben an eine oder mehrere die Erde beherrschende Mächte beinha-ltet, die zu deren Befolgen in Demut gegenüber dieser Macht  sowie deren Anbetung verpflichtet. Dies bedeutet, dass Religion bei dieser Gruppe die Himmelsreligionen und die nicht auf himmli-schen Ursprung zurückgehenden Religionen umfasst, die also die Menschen gegründet haben und in keinerlei Beziehung zu Gott stehen. Diese Gelehrten argumentieren mit Versen aus dem ehr-würdigen Koran, wie etwa mit den Worten des Erhabenen:

 

„Und wer außer dem Islam eine Religion sucht, so wird sie von ihm nie angenommen werden, und er gehört im Jenseits zu den Verlierern.“                      (Qurʾān, Sure 3, Vers 85)

 

In diesem Vers bezeichnet Gott die nichtigen Glaubensrichtun-gen als Religion. Des Weiteren benennt ER das, was es bei den den Islam leugnenden Quraisch an Glaubensauffassungen und Götzen gab, mit Religion, insofern als der Erhabene an sie die Worte richtete:

„Euch ist eure Religion, und mir ist meine Religion.“

                                                        (Qurʾān, Sure 109, Vers 6)

Ich meine, dass es keinen wesentlichen  Unterschied zwischen den beiden Gruppen gibt, und zwar deswegen, weil die erste Gru-ppe beim Beschränken der Bedeutung von Religion auf Judentum, Christentum und Islam einen ganz besonderen Blick auf das Wort Religion wirft, insofern als sie damit die vom Himmel geoffenbarte Religion zum Ausdruck bringen will. Die zweite Gruppe betrachtet indes Religion aus einer allgemeinen Sicht: Sie ist alles, was den Glauben an eine Macht sowie das demütige Unterwerfen unter diese und deren Anbetung beinhaltet – sei nun deren Quelle der Himmel oder entspringe es der Erde.

 

Will nun diese Gruppe die Bedeutung spezifizieren, dann sagt sie: Dies ist eine wahre Religion und jenes ist eine nichtige Reli-gion. Alles ist bei ihnen Religion, es wird ihr indes jeweils das hinzugefügt, was ihre Merkmale darlegt, ob sie also eine Himmels-religion oder eine vom Menschen geschaffene Religion ist. Ferner wird das Urteil gefällt, ob es eine wahre oder eine nichtige Reli-gion ist.

 

Wir müssen auch in die aus der Religion gebildeten Elemente das Element des Glaubens an die mit dessen Anbetenden abstrakt verbundene übersinnliche geistige Wesenheit aufnehmen um die Dogmen im zeitgenössischen philosophischen Denken aus dem Kreis der Religion auszusondern. Der Kommunismus und der Exis-tenzialismus sowie andere Arten philosophischer Doktrinen wer-den somit nicht als Religion bezeichnet, da sie ja nur an wahrneh-mbares zu Sehendes glauben, wohingegen man bei der Religion an eine übersinnliche nicht zu sehende Macht glauben muss.

 

Mit anderen Worten kann man sagen, dass jede Lehrrichtung respektive Glaubensorientierung, die nicht an eine übersinnliche Macht glaubt, nicht als Religion betrachtet wird. Folglich zeigen sich uns drei Arten:

-                                         Himmelsreligion

-                                         vom Menschen geschaffene Religion

-                                         Sensualismus

 

Auch wenn einige diese letzte Art als Glaube bezeichnen, steht sie dennoch nicht im Kreis der Religion und wird deshalb auch nicht Religion genannt.

 

·          Es gibt zwei mit دين  (Religion) in Verbindung stehende Wörter, als da sind: ملة  (Bekenntnis, Religion) und النحلة (ethnische respektive religiöse Gruppe).

 

Sind Sie nicht auch mit mir der Meinung, dass man die Bedeu-tung dieser beiden Wörter darlegen sollte um voll und ganz davon zu profitieren?

 

Nun, man verwendet gemäß dessen, was in den Sprachwörter-büchern steht, das Wort ملة  (Bekenntnis, Religion) um die Šarīʿah respektive die Religion (دين) zu bezeichnen, wie etwa die Religion des Islam, der Christen oder der Juden.

 

Das heißt also, das Wort ملة  wird für die geoffenbarten Reli-gionen verwandt. Al-Rāġib Al-ʾAṣfahānī meint: الملة: Bezeich-nung für das, was Gott durch die Propheten SEINEN anbetend Dienenden als Ge-setz vorgeschrieben hat, auf dass diese dadu-rch in die Nähe Gottes gelangen.“ Der Unterschied zwischen diesem Wort und dem Wort دين  (Religion) besteht darin, dass das Wort ملة  nur in Verbindung mit einem Propheten steht, zu dem es gehört, wie etwa in den Worten des Erhabenen:

 

„Dann offenbarten WIR dir: „Folge der Religion Abrahams!...“

                                       (Qurʾān, Sure 16, Vers 123)

 

Und ebenso SEINE Worte:

 

„Ich folge der Religion meiner Väter…“    (Qurʾān, Sure 12, Vers 38)

 

Man findet das Wort ملة  kaum zusammen mit dem Namen Gott. Auch Einzelpersonen wird es nicht beigefügt. Des Weiteren benutzt man es nur bei der Gesetzgebung als Ganzes und nicht bei Einzelgesetzen. Man sagt also nicht ملةالله  für Religion Gottes oder ملتي  für meine Religion respektive ملةزيد  für die Reli-gion Zaids. Dahingegen sagt man دين الله für Religion Gottes und دين زيد für die Religion Zaids.

 

Das Wort النحلة (ethnische respektive religiöse Gruppe) wird ver-wandt, wenn man etwas zum Ausdruck bringen will, was man für sich selbst in Anspruch nimmt. Man sagt also انتحل فلان كذا und meint damit Herr X maßte sich ohne Recht das und das an. Hieraus wird klar, dass der Sinn des Wortes auf eine Lüge respek-tive auf eine Behauptung ohne eine Grundlage für Richtigkeit hinweist. Und genau das ist die Natur der anmaßenden Behaup-tungen und Doktrinen, die die Zeichen Gottes leugnen und SEINE Gesandten ablehnen. Und jeden ebensolchen einladenden Aufruf bezeichnet man als نحلة  (ethnische respektive religiöse Grup-pe), da ja alles, was Gott und SEINE Gesandten leugnet, Lüge und Diffamierung ist.

 

Möge Gott uns vor dem Übel dieser Tendenz bewahren und uns zu SEINER wahren Religion führen, zur Religion des Islam. ER ist fürwahr allhörend und die Gebete erhörend.

 

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3. Was ist Islam?

 

· Mir fällt auf, dass das Wort Islam in unterschiedlichen Aus-drücken und sprachlichen Konstruktionen benutzt wird und von jedem Ausdruck verstehe ich eine Bedeutung, die von der Bedeu-tung in einem anderen Ausdruck unterschiedlich ist. Weist nun das Wort Islam  auf eine ganze Reihe von Bedeutungen hin? Oder anders gesagt: Wird dieses Wort in unterschiedlichen Verwendun-gen benutzt, wobei es in einer Verwendung eine Bedeutung hat, die anders ist als die Bedeutung in einer anderen Verwendung? Oder gibt es zwischen diesen zahlreichen Verwendungen einen gemeinsamen Nenner?

 

Wenn man nach der Bedeutung irgendeines Wortes suchen will, soll man die Verwendung des von diesem Wort abgeleiteten Verbs betrach-ten. Das Verb des Wortes Islam  ist nun أسـلم sich unterwerfen, sich ergeben, sich anvertrauen, das heißt انقاد  jemandem gehorchen, jemandem zu Willen sein. Man sagt ich ergebe mich Gott und meint damit ich gehorche Gott oder ich befolge Gottes Anweisung. Somit bedeutet Islam Befolgen, demütiges Unterwerfen und Gehorsam gegenüber Gott, dem Hocherhabenen. Der ehrwürdige Koran erwähnt eine Geschichte über Abraham (Friede sei mit ihm!):

 

„Und wer verschmäht die Religion Abrahams außer dem, der sich selbst zum Narren macht? WIR wählten ihn ja in der dies-seitigen Welt aus, und fürwahr, im Jenseits gehört er gewiss zu den Rechtschaffenen. Als zu ihm sein Herr sprach: „Unterwirf dich!“, sprach er: „Ich habe mich dem Herrn der Welten unterwo-rfen.“       (Qurʾān, Sure 2, Verse 130-131)

 

·          Wenn man den Islam als demütiges Unterwerfen, Befolgen und Gehorsam versteht, dann drängt sich vielleicht die Vermutung auf, dass der Islam den Muslim dazu aufruft indifferent zu sein. Denn das Wort انقياد Befolgen bedeutet, sich in das zu ergeben, was sich ereignet und was geschieht – ohne Widerstand und ohne den Versuch den Lauf der Geschehnisse zu beein-flussen. Und genau das nennt man Fatalismus. Das heißt, der Mensch unterwirft sich einem fremden Willen ohne zu versuchen den Lauf der Geschehnisse zu beeinflussen. Der Mensch ist also wie eine in der Luft schwebende Feder, die der Wind bewegt, wohin er will. Der Muslim unterwirft sich mithin den Geschehni-ssen durch sein Folgen und interveniert nicht zu Gunsten deren Veränderung. Eben das kann man bei der breiten Masse der Muslime beobachten. Sie sind indifferent, ja sogar faul. Versucht man sie zur Arbeit anzuhalten, entgegnen sie einem: „Lass das für Gott! Was für dich bestimmt ist, wird schon noch zu dir kom-men!“ Liegt der Grund für diese Passivität vielleicht in dem, was man vom Wort Islam versteht, nämlich absolutes Befolgen und demütiges Unterwerfen?

 

Wer versteht, dass der Islam zur Faulheit und zur Passivität aufruft, macht einen Fehler. Der Islam spornt vielmehr zu Arbeit und Beharrlichkeit an. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Und sprich: „Handelt!“ Denn Gott wird euer Handeln sehen und SEIN Gesandter...“                     (Qurʾān, Sure 9, Vers 105)

 

Und ER sagt ferner:

 

„Wer Rechtschaffenes wirkte, ob Mann oder Frau, und er ist gläubig, den werden WIR ganz gewiss ein gutes Leben gewähren. Und WIR werden es ihnen ganz gewiss mit ihren Lohn vergelten mit dem Besten, was sie zu tun pflegten.“            

                                       (Qurʾān, Sure 16, Vers 97)

 

Zählt man die Verse, die im ehrwürdigen Koran im Zusammen-hang mit der Darlegung des Ansporns zur Arbeit und der Vergel-tung für die Handelnden vorkommen, wird einem die Zeit knapp. Das beweist, dass der Islam nicht will, dass der Muslim passiv ist, sondern ihn vielmehr zur Arbeit drängt und ihm dann für dessen gute Taten Belohnung verspricht.

 

·                Es besteht nicht die geringste Meinungsverschiedenheit, dass der Islam die Muslime zur reichlichen Schaffung guter Taten in den Bereichen der Anbetungshandlungen wie das Gedenken und Lobpreisen Gottes und tägliche Pflichtgebet aufruft. Dahinge-gen gibt es Meinungsverschiedenheiten bei den weltlichen Hand-lungen, nämlich beim Streben nach dem, was einem Menschen materielles Wohlergehen erbringt. Viele Muslime verpflichten sich zum Verrichten der Anbetungshandlungen und machen sich keine Sorgen um das, was der Gesellschaft Wohlstand und zivilisatori-schen Fortschritt verschafft, weil sie glauben, dass sie das im Jen-seits bekommen werden. Was aber das Diesseits betrifft, so scha-de es ja nichts, wenn man arm und notleidend lebe. So hört man viele von ihnen sagen: „Uns reicht das Jenseits.“ Das heißt, wenn einem das Diesseits durch seine Faulheit und Indifferenz entgeht, wird man schon im Jenseits bekommen, was einem im Diesseits verwehrt bleibt.

·     Es gibt zwei Punkte, die man sorgfältig beachten sollte, als da sind:

 

Erstens: Der Islam spornt sowohl zum Handeln im Bereich der Anbetungshandlungen als auch zum Handeln im weltlichen Berei-ch an. Der Erhabene sagt:

 

„Wenn also das Gebet verrichtet ist, so zerstreut euch im Land und trachtet nach der Gnade Gottes!...“     (Qurʾān, Sure 62, Vers 10)

 

Und ER sagt ferner:

 

„ER ist derjenige, DER für euch die Erde willfährig machte. Zieht also durch ihre Gebiete und esset von SEINEM Lebensunter-halt...“              (Qurʾān, Sure 67, Vers 15)

 

Und ER sagt weiterhin:

 

„...Sprich: „Wer hat die angemessene Kleidung Gottes, die ER für SEINE anbetend Dienenden hervorgebracht hat, verboten sowie die guten Dinge vom Lebensunterhalt?“ Sprich: „Sie sind für diejenigen, die glauben, im diesseitigen Leben, ausschließlich am Auferstehungs-tag.“       (Qurʾān, Sure 7, Vers 32)

 

Der Prophet Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!) sagte: „Wenn jemand von euch sein Seil nimmt um ein Bündel Brennholz auf seinem Rücken zu bringen und es zu verkaufen, damit Gott seine Selbstachtung schützt, ist das besser als dass er die Leute bittet und dann geben sie ihm oder geben ihm nicht.“ (Al-Buḫārī, Kapitel Sozialpflichtabgabe)

 

Diese Texte belegen, dass der Islam auch dann, wenn seine Bedeutung demütiges Unterwerfen und Befolgen ist, demütiges Unterwerfen nur unter Gott und nicht unter die einen umgeben-den materiellen Verhältnisse bedeutet. Der Muslim darf sich also nicht den sich vor ihm aufbauenden Hindernissen auf seinem Weg in seinem diesseitigen Leben ergeben. Er soll diese vielmehr durch Fleiß und Beharrlichkeit bei der Arbeit, die ihm und seinen Kindern den Lebensunterhalt erbringt, überwinden. Darin liegt auch ein Nutzen für die Gesellschaft, weil sie durch die von ihren Bürgern erzielte Produktion für die Konfrontation mit Gegenströmungen, die sich ihr entgegenstellen, gestärkt wird.

Der zweite Punkt, den man beachten sollte, besteht darin, dass  demütiges Unterwerfen unter Gott automatisch Arbeit und Ernst-haftigkeit bei den weltlichen Handlungen erfordert, denn demüti-ges Unterwerfen unter Gott bedeutet das Praktizieren all dessen, was Gott anordnet. Und ER hat angeordnet, dass man nach dem Lebensunterhalt streben und auf dem Gebiet der Produktion zur Stärkung der islamischen Gemeinschaft ernst arbeiten muss. Wer also bei der Arbeit faulenzt, vergibt einen Hauptaspekt bei seinem demütigen Unterwerfen unter Gott, das heißt sein Ergeben ist mit einem Mangel behaftet, weil er nicht macht, was den Islam reali-siert.

 

·    Wenn Islam demütiges Unterwerfen und Gehorsam bedeutet, wird dann jeder, der sich Gott demütig unterwirft und IHM Gehorsam leistet, als Muslim betrachtet?

 

Ja! Und deshalb sagt Gott, der Hocherhabene:

 

„Abraham war kein Jude und kein Nazarener, vielmehr war er ein Rechtgläubiger, ein Muslim...“             (Qurʾān, Sure 3, Vers 67)

 

Das heißt, Abraham setzte bei seinem Verhalten in die Tat um, was Gott angeordnet hatte, und leistete IHM Gehorsam., und er folgte nicht dem, was die Gelehrten und Mönche der Religion Gottes hinzugefügt hatten. So betrachtet man jeden Menschen, der der Rechtleitung Gottes folgt und praktiziert, was an Offen-barung Gottes herabgekommen ist, als Gott Ergebener (= Muslim).

 

Joseph (Friede sei mit ihm!) sagte:

 

„Mein Herr, DU hast mir schon von der Herrschaft gegeben und mich von der Deutung der Geschehnisse gelehrt. Schöpfer der Himmel und der Erde! DU bist mein Schutzherr in der diesseitigen Welt und in der jenseitigen. Lass mich sterben als ein Muslim und reihe mich in die Rechtschaffenen ein!“                           (Qurʾān, Sure 12, Vers 101)

 

Und Bilqis, die Königin von Saba, sagte:

 

„...Mein Herr! Fürwahr, ich habe gegen mir selbst Unrecht zugefügt, und ich habe mich mit Salomo Gott, dem Herrn der Welten, ergeben.“                   (Qurʾān, Sure 27, Vers 44)

 

·    Bedeutet Islam ergo, dass er die Religion Gottes von Adam bis heute ist?

 

Ja! Und wer nicht an ihn glaubt, folgt dem Weg des Teufels und stürzt sich in das, was die Mönche und Gelehrten einem vorschreiben.

 

·          Man findet nun aber viele Namen für die Religion, wie etwa Judentum hier und Christentum dort. Sind denn diese beiden Religionen nicht auch von Gott? Und wenn dem so ist, warum werden sie mit diesen beiden Namen benannt und warum bezei-chnet man sie nicht als Islam?

 

Die Religion Gottes ist Islam. Die Juden indes entstellten ihn. Also kam das Christentum durch Jesus als Korrektur – beide sind ursprünglich die Religion Gottes, nämlich der Islam. Als das Chris-tentum nun ebenfalls entstellt wurde, kam die Offenbarung zu unserem Propheten Muhammad, dem Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!), um den Menschen die Reli-gion Gottes, als da ist der Islam, zu übermitteln. Wer also nicht an den Islam glaubt, ist auch kein Muslim. Konsequenterweise leistet er ihm auch keine Folge Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Fürwahr, die Religion bei Gott ist der Islam...“     (Qurʾān, Sure 3, Vers 19)

 

Das heißt, was Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!) geoffenbart wurde, denn dies ist die einzige Religion Gottes, die absolut frei ist von Entstellung respektive Veränderu-ng. Es ist die Religion Gottes von Adam bis Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!).

 

 

 

 

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4. Was ist Glaube?

 

·    Wir haben über den Islam gesprochen und wir haben darge-legt, dass er demütiges Unterwerfen, Befolgen und Gehorsam gegenüber Gott bedeutet. Und wir haben erklärt, dass diese Bedeutung keine Ursache dafür darstellt, dass der Muslim indiffe-rent und faul ist, denn der Islam spornt zur Arbeit an, sei es auf dem Gebiet der Anbetungshandlungen oder im Zusammenhang mit diesseitigen weltlichen Angelegenheiten wie Handel, Land-wirtschaft, Industrie und anderes. Es bleibt indes ein Aspekt, der unklar zu sein scheint, nämlich was in einem edlen Hadith über-liefert ist, demzufolge der Prophet (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) sagte: „Der Islam ist auf fünferlei errichtet: Das Beken-ntnis, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und Muhammad der Gesandte Gottes ist, das Verrichten des Pflichtgebetes, das Entri-chten der Sozialpflichtabgabe, das Fasten im Ramadan und die Pilgerfahrt zum Haus Gottes in Mekka für den, der dazu in der Lage ist.“ Wenn nun ein Muslim lediglich diese fünf Säulen prakti-ziert, wird er dann auch als Muslim angesehen?

 

Ja! Denn wenn man diese Säulen erfüllt, führen sie durch den, der sie erfüllt, dazu, dass Gutes verrichtet und Schlechtes unterla-ssen wird. So verhindert etwa das Pflichtgebet unmoralisches Verhalten und  Verwerfliches, die Sozialpflichtabgabe erzieht den Muslim zur Naturveranlagung der Liebe zum Guten und zum Mit-gefühl gegenüber denen, die etwas brauchen, das Fasten verfei-nert den Charakter des Muslim, indem es ihn von den Trieben körperlicher Gelüste befreit, und die Pilgerfahrt vertieft in den Herzen der Muslime die Gefühle der Einheit. Vor allem befreit das Bekenntnis zu Gott den Muslim davon, von Menschen beherrscht zu werden; er unterwirft sich demütig einzig und allein Gott.

 

·     Wenn der Muslim sich mit all dem auszeichnet respektive  diese Säulen praktiziert, dann führt dies dazu, dass er ein Gott gegenüber gehorsamer Muslim ist und SEINE Lehren ausführt. Warum sagt nun aber Gott in SEINEM ehrwürdigen Offenbarungs-buch als Antwort auf die arabischen Beduinen, die gekommen waren und dem Propheten (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) ihren Glauben öffentlich verkündet hatten, dass sie eben keine Gläubigen seien, sondern lediglich Muslime. ER sagt:

 

·         Die Araber[2] sagen: „Wir glauben!“ Sprich: „Ihr glaubt nicht. Sagt vielmehr: «Wir sind Muslime.» Und der Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingedrungen...“                (Qurʾān, Surah 49, Vers 14)

 

Ist somit der Glaube etwas anderes als der Islam?

 

Wir müssen wissen, dass der Islam äußerlich formales demüti-ges Unterwerfen und Befolgen bedeutet. Ist er nun auch eng mit einer Glaubensbestätigung im Herzen verbunden, handelt es sich um den wahren Islam, da der Glaube Bestätigen durch das Herz und Äußern mit der Zunge wie beim Aussprechen des Glaubens-bekenntnisses oder Rezitieren des Koran oder durch Handeln wie bei den Anbetungshandlungen ist. Genau das gilt als Zeichen für all das, was an Glauben im Herzen ist. Handelt es sich also bei diesem Äußern um einen Widerhall dessen, was im Herzen an Glaube ist, dann ist es ein wahrer Islam. Anderenfalls ist es ledig-lich ein äußeres Vorgeben – wie dies der Fall bei den Heuch-lern war. Sie täuschten den Islam nur vor, und der Glaube war noch nicht in ihre Herzen eingedrungen. So geschah es seitens der Wüsten-araber, über die der oben erwähnte Koran-Vers spricht. Sie kamen zwar demütig, aber der Glaube war noch nicht in ihren Herzen.

 

Deshalb kann man einen Menschen nicht beurteilen, ob dieser ein Gläubiger ist oder nicht, denn diese Frage hängt mit dem Herzen zusammen, wobei ausschließlich Gott, der Hocherhabene, über die Herzen informiert ist. Wir sagen indes nur, der und der ist ein Muslim. Dies ist auch die Ursache der oftmaligen Verwen-dung des Ausdrucks „die Muslime“ und der geringen Verwendung des Ausdrucks „die Gläubigen“. Die Verwendung des Wortes „Glaube“ in Verbindung mit Muslimen ist nur seitens Gottes, DER weiß, was in den Herzen ist. Somit kommt der Ausdruck „diejeni-gen, die glauben“ im ehrwürdigen Koran mehr als zweihundertmal vor, wohingegen der Ausdruck „diejenigen, die den Islam annah-men“ nur ein einziges Mal vorkommt, indem Gott sagt:

 

„Fürwahr, WIR haben die Thora herabgesandt, darin ist Recht-leitung und Licht, nach ihr richten die Propheten, die den Islam annahmen, diejenigen, die Juden sind...“         

                                 (Qurʾān, Surah 5, Vers 44)

 

Das heißt, nach der Thora richten diejenigen, die Gott gehor-chen und sich nicht an einer Gesetzgebung orientieren, die Men-schen für die jüdische Gesellschaft aufgestellt haben.

 

·       Der Glaube ist also eine Bestätigung durch das Herz und der Islam ist ein Aussprechen mit der Zunge sowie eine Handlung, die der anbetend Dienende als Erfüllung dessen ausübt, was im ehrwür-digen Koran steht. Diese Handlung ist möglicherweise lediglich formal äußerlich, wie es im Fall der Heuchler war, das heißt sie täuschten den Gläubigen vor zu glauben, wobei der Glaube in deren Herzen indes noch nicht eingedrungen war. Durch diese Handlung kann sich aber auch die wahre Äußerung dessen ausdrücken, was sich im Herzen an Glauben befindet. Wie kann man also zwischen den beiden Handlungen unterscheiden?

 

Das Unterscheiden zwischen den beiden Handlungen ist sehr schwer: Die eine Handlung verrichtet der Ausübende formal äußerlich, und die andere entspringt der Wirklichkeit im Herzen. Dazu ist niemand in der Lage außer einem Wissenden um die Geheimnisse der Herzen, und das ist Gott, der Hocherhabene. Der Mensch indes stellt in der Regel – wenn die Situation günstig ist oder er ständig mit jemandem eng verbunden ist – die Wahrhaf-tigkeit der Handlung des jeweiligen Handelnden fest, und zwar wenn das Verhalten des Handelnden dessen Furcht vor Gott und Streben nach dem Verrichten der Anbetungshandlungen entspri-cht.

 

Um nun diese beiden Bedeutungen von Islam und Glaube zu verdeutlichen, wird das, was mit dem Herzen zusammenhängt, als Glaube und das, was mittels der Körperglieder zutage tritt, als Islam bezeichnet. Gott, der Erhabene, sagt bei der Beschreibung der Gläubigen:

 

„Der Gesandte glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn herabgesandt wurde – und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten...“

                                    (Qurʾān, Surah 2, Vers 285)

 

Denn die Bestätigung wird nur durch das Herz realisiert, und so wird sie Glauben genannt.

 

Was aber den formal äußerlichen Aspekt betrifft, so wird er als Islam bezeichnet. In einem Hadith des Gesandten  Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), in dem Gabriel ihn über den Islam befragte, steht des Gesandten Antwort: „Islam heißt zu bezeugen, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und Mu0ammad der Gesandte Gottes ist, das Pflichtgebet zu verrichten, die Sozialpflichtabgabe zu entrichten, im Ramaḍān zu fasten und die Pilgerfahrt zum Haus  Gottes in Mekka für den, der dazu in der Lage ist, durchzuführen.“ Das Aussprechen des Glaubensbekennt-nisses ist nun eine formal äußerliche Seite, und so ist es auch mit dem Pflichtgebet, mit dem Ramaḍān-Fasten, mit der Sozialpflicht-abgabe und mit der Pilgerfahrt.

 

Der Islam ist also alles, was mit dem formal Äußerlichen zusam-menhängt, denn der Glaube ist ja nur echt, wenn er mit dem Herzen in Verbindung steht. Wenn indes der Glaube vom Herzen ausgeschlossen ist, wird das formal äußerliche Handeln heuchleri-sch und stellt nicht den Islam dar. Nur Gott weiß das, da ER ja die Herzen besser kennt. Deshalb ist es nicht richtig einem Muslim, der am Verrichten der formal äußerlichen Handlungen festhält, den Glauben abzustreiten und von Leugnen des Islam oder von Heucheln sprechen, zumal dies unsere Fähigkeiten übersteigt. Es wäre besser auf ihn lediglich die Bezeichnung Muslim anzuwen-den.

 

Was nun aber die Bezeichnung als Gläubiger betrifft, so über-lassen wir diese Gott, dem Hocherhabenen, denn nur ER allein weiß, was im jeweiligen Herzen ist.

 

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5. Die Offenbarung

 

Von Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!) sind uns die folgenden Worte überliefert: „Wir befanden uns gerade beim Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), als ein Mann in strahlendweißer Kleidung und mit pechschwarzem Haar herbeikam. Man sah an ihm keine Spur von einer Reise, aber absolut niemand von uns kannte ihn. Er näherte und setzte sich schließlich vor den Gesandten  Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), wobei seine Knie die Knie des Gesan-dten berührten. Er sagte: «O Muhammad! Unterrichte mich über den Islam!» Der Gesandte  Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) erwiderte:  «Islam heißt zu bezeugen, dass es keine Gottheit außer Gott gibt und Muhammad der Gesandte  Gottes ist, das  Pflichtgebet zu verrichten, die Sozialpflichtabgabe zu entrichten, im Rama01n zu fasten und die Pilgerfahrt zum Haus  Gottes in Mekka für den, der dazu in der Lage ist, durchzuführen.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Da waren wir ob seiner Frage und seiner Bestätigung erstaunt. Dann fragte er: «Aber was ist Glaube?» Der Gesandte entgegnete: «Dass man an Gott als den Alleinigen glaubt und an SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten sowie an an die Auferstehung nach dem Tod und das Paradies und die Hölle sowie an die Vorherbestimmung, sei sie gut oder schlecht.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Dann fragte er: «Aber was ist Gutes tun?» Der Gesandte antwor-tete: «Dass man Gott anbetend dient, als ob man IHN sähe, denn auch wenn man IHN nicht sieht, so sieht ER einen doch.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Er sagte: «Und nun unterrichte mich über die Letzte Stunde!» Da meinte der Gesandte: «Der Gefragte weiß über sie nicht mehr als der Fragende.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Da sagte er: «Dann unterrichte mich über ihre Zeichen!» Der Gesandte sagte: «Dass eine Sklavin ihre Gebieterin gebiert und dass man die nackten und barfüßigen Schafhirten sieht wie sie einander beim Bau von guten Häusern einander zu überbieten suchen.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Dann entfernte er sich. Wir verharrten eine lange Zeit, dann sagte der Gesandte  Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!): «O Umar! Weißt du, wer dieser Mann war?» Ich gab zur Antwort: «Gott und SEIN Gesandter wissen es am besten.» Der Gesandte sagte: «Das war Gabriel. Er ist zu euch gekommen um euch in der Angelegenheit der Religion zu unterweisen. Und er kam zu mir immer in einer Gestalt, in der ich ihn erkannte, außer in der diesmaligen Gestalt.»“     (Al-Buḫārī, Teil 1, S. 6)

 

Dieser Ḥadīṯ umfasst vier Problemkreise, als da sind Islam, Glaube, Gutes tun und Zeichen der Letzten Stunde. Über zwei von ihnen haben wir bereits gesprochen, nämlich Islam und Glaube. Und ich möchte hier auch nicht, dass wir über die beiden übrigen Problemkreise sprechen, also über Gutes tun und Zeichen der Letzten Stunde, denn das Thema Gutes tun wird kommen, wenn wir über die Ethik sprechen, und das Thema der Letzten Stunde, wenn die Rede ist von den Dingen, von denen wir nur hören. Was ich indes jetzt in Erfahrung bringen möchte: Wer ist Gabriel?

 

Gabriel ist ein hebräsches Wort und heißt nach einer Über-lieferung von Ibn ʿAbbās entweder ʿAbdu-r-raḥmān (anbetend Dienender gegen-über dem Allerbarmer) oder ʿAbdu-l-ʿAzīz (= anbetend Dienender des Allmächtigen). Gabriel ist der Engel, den Gott mit der Übermittlung der Offenbarung an SEINE Propheten und Gesandten (Friede sei mit ihnen!) betraute. Sein Name ersch-eint im ehrwürdigen Koran in drei Versen, nämlich in Gottes Worten:

 

„Sprich: „Wer nun aber ein Feind Gabriels ist, so hat er ihn (Gabriel den Qurʾān; Anm. d. Übers.) fürwahr auf dein Herz mit der Erlaubnis  Gottes hinabgesandt, als eine Bestätigung dessen, was vor ihm war...“                     (Qurʾān, Surah 2, Vers 97)

 

Und in SEINEN Worten:

 

„Wer nun aber ein Feind  Gottes und DESSEN Engel und DESSEN Gesandter und Gabriels und Michaels ist, so ist Gott fürwahr ein Feind der Islam-Leugner.“

                                            (Qurʾān, Surah 2, Vers 98)

 

Und in SEINEN Worten:

 

„Wenn ihr beide gemeinsame Sache gegen ihn macht, so ist fürwahr Gott, ist ER sein Schutzherr und Gabriel und der Recht-schaffene der Gläubigen...“                 (Qurʾān, Surah 66, Vers 4)

 

Die Gelehrten sagen, dass Gabriel ein hochgestellter Engel ist und Gott ihm deshalb die Übermittlung der Offenbarung an SEINE Gesandten übertrug.

 

·       Was ist also die Bedeutung von Offenbarung?

 

Sprachwissenschaftlich bedeutet Offenbarung „Eingebung“, wie etwa in den Worten des Erhabenen:

 

„Und dein Herr gab den Bienen ein: „Baut euch Behausung in Bergen, in den Bäumen und in den von Menschen errichteten Bienenstöcken”                                  (Qurʾā, Surah 16, Vers 68)

 

 

 

 

 

Und in den Worten des Erhabenen:

 

„Und als ICH den Jüngern eingab, dass sie an MICH glauben mögen und an MEINEN Gesandten!...“    (Qurʾān, Surah 5, Vers 111)

 

Ferner kommt es in SEINEN Worten vor:

 

„Wir gaben der Mutter des Moses durch Offenbarung ein und sagten : „Säuge ihn; wenn du aber seinetwegwn Angst hast, dann lege ihn in den Fluss und fürchte dich nicht und betrübe dich nicht….”      (Qurʾān, Surah 28, Vers 7)

 

Was nun aber die Bedeutung von Offenbarung als Terminus technicus betrifft, so versteht man darunter alles, was auf die Pro-pheten und Gesandten an Rechtsnormen herabgesandt wurde um diese ihren jeweiligen Völkern zu übermitteln.

 

Gott richtete an Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) folgende Worte:

 

„Fürwahr, WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geoffen-bart haben sowie den Propheten nach ihm...“           

                                             (Qurʾān, Surah 4, Vers 163)

 

Das heißt, WIR sandten dir wie auch Noah und den Propheten eine Rechtsnorm herab. Ergo ist der ehrwürdige Koran die Offen-barung, mit der Gabriel von Gott zu Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) herabkam, damit dieser ihn den Menschen übermittle. Und die Thora ist die Offenbarung, mit der Gabriel von Gott zu Moses (Friede sei mit ihm!) herabkam, damit dieser sie den Kindern Israel übermittle. Und das Evangelium ist die Offen-barung, mit der Gabriel zu Jesus (Friede sei mit ihm!) herabkam, damit dieser es seinem Volk über-mittle. Und der Psalter ist die Offenbarung, mit der Gabriel zu David (Friede sei mit ihm!) herab-kam, und noch viele andere, über die uns der ehrwürdige Koran nichts mitteilt. Gott sagte zu SEINEM Propheten:

 

„WIR schickten Gesandte schon vor dir; zu ihnen gehören einige, von denen WIR dir berichteten, und zu ihnen gehören einige, von denen WIR dir nicht berichteten. Und es geziemt keinem Gesandten, dass er mit einem Zeichen komme außer mit der Erlaubnis  Gottes...       (Qurʾān, Surah 40, Vers 78)

 

Somit ist die Offenbarung alles, was Gott zu SEINEM Gesandten durch Gabriel (Friede sei mit ihm!) mit der Anweisung der Übermittlung herabsandte, wie Gott, der Erhabene, sagte:

 

„Sprich: „Welche Sache ist das bedeutendste Bezeugen?“

 

 Sprich: „Gott als Zeuge zwischen mir und euch. Und geoffen-bart ward mir dieser Koran, damit ich euch durch ihn warne und wen er erreicht. Fürwahr, wollt ihr denn gewiss bezeugen, dass es mit Gott andere Gottheiten gibt?“ Sprich: „Ich bezeuge nicht.“ Sprich: „Fürwahr, ER ist ja nun die Eins-Seiende Gottheit, und fürwahr, ich bin frei von dem, was ihr beigesellt.“

                                            (Qurʾān, Surah 6, Vers 19)

 

Und ER sagte auch:

 

„Und rezitiere, was dir geoffenbart ward vom BUCH deines Herrn...“      (Qurʾān, Surah 18, Vers 27)

 

·       Gehören nun zur Bedeutung von Offenbarung nicht auch die Träume der Propheten, die sie gehabt hatten, bevor der Engel zu ihnen mit der Offenbarung Gottes kam?

 

Der Traum gehört nicht zur Bedeutung von Offenbarung im Sinne, dass die Propheten nicht mit der Übermittlung dessen beauftragt wurden, was sie im Schlaf sahen. Der Traum war auch kein Mittel zur Gesetzgebung, er war vielmehr lediglich eine Vor-aussage nahe einer Offenbarung. Die Propheten pflegten Träume vor der Beauftragung zur Übermittlung zu haben, und die Gesche-hnisse bestätigten, was sie geträumt hatten.

 

Dieser Zeitraum geht dem Kommen der Offenbarung zum Gesandten voraus. Von ʿĀʾišah (möge Gott an ihr Wohlgefallen haben!) wird überliefert, dass sie sagte: „Der ersten Offenbarung an den Gesandten  Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) ging ein Gutes verkündender Traum im Schlaf voraus. Seine Träume erschienen ihm nur wie das Frühlicht der Morgendämme-rung, dann wurde ihm die Zurückgezogenheit lieb und er zog sich in die Höhle von Hirāʾ zurück. Dort suchte er nachts die Nähe  Gottes, bis der Engel zu ihm kam, als er gerade in der Höhle war. Der Engel sagte zu ihm: « Lies!» Der Prophet entgegnete: «Ich kann nicht lesen!» Der Prophet sagte weiter: «Da presste mich der Engel, bis er mich ganz erschöpfte. Darauf ließ er mich los und sagte: ‚Lies!‛ Ich erwiderte: ‚Ich kann nicht lesen!‛ Da ergriff er mich und presste mich erneut, bis er mich ganz erschöpfte. Dann ließ er mich los und sagte: „Lies!“ Ich erwiderte: ‚Ich kann nicht lesen!‛ Da ergriff er mich und pesste mich ein drittes Mal, bis er mich ganz erschöpfte. Schließlich ließ er mich los und sagte:

 

„Lies im Namen deines Herrn, DER erschuf, erschuf den Men-schen aus geronnenem Blut! Lies, und dein Herr ist der Gütigste.“ 

                                                    (Qurʾān, Surah 96, Verse 1-3)

 

Der Hadi& teilt zwei Fälle mit. Der erste Fall ist der wahre Traum und der Gesandte (Gott senge ihn  und schenke ihm Heil!) übermittelte uns nicht, was er gesehen hatte. Folglich sind wir nicht dem verpflichtet, was auf dem Weg des Traums kam, selbst wenn dieser als Vorbote der Offenbarung betrachtet würde. Was nun aber den zweiten Fall betrifft, so handelt es sich um das Erscheinen Gabrieles beim Propheten, wobei er diesen den ersten Vers, der vom ehrwürdigen Koran herabgesaust wurde, lesen ließ. Und diesen Fall übermittelte uns der Prophet (Gott senge ihn  und schenke ihm Heil!), da ihm ja das Übermitteln dessen, mit dem der Engel Gabriel von Gott, dem Hocherhabenen, zu ihm kam, aufgetragen wurde.

 

Die Offenbarung ist also, womit Gabriel von Gott zu SEINEM Propheten (Gott senge ihn und schenke ihm Heil!) herabkam und was er diesem befahl zu übermitteln. Daher bezeichnet man den ehrwürdigen Qurʾān als die Offenbarung Gottes, denn Gabriel (Friede sei mit ihm!) brachte ihn zum Propheten (Gott senge ihn  und schenke ihm Heil!) und trug ihm auf ihn zu übermitteln.

 

Gabriel ist somit der Mittler zwischen Gott und DESSEN Gesand-ten. Er ist auch der Träger der Offenbarung zu den Propheten. Manchmal kommt er in Gestalt eines Engels und manchmal in der eines Menschen, wie es beim obengenannten Habit der Fall war. Man nennt ihn „der Geist“. Der Erhabene sagt:

 

„Mit ihm kam der vertrauenswürdige Geist herab, auf dein Herz, damit du einer von den Warnen seiest, in deutlicher arabi-scher Sprache.“                      (Qurʾān, Sarah 26, Verse 193-195)

 

Des Weiteren nennt man ihn den „Geist der Lauterkeit“. Der Erhabene sagt:

 

Sprich: „Den Qurʾān hat mir Gabriel, der heilige Geist , vom Herrn mit der Wharheit gebracht. Damit die Gläbigen im Glauben gefestigt werden…..”                    (Qurʾān, Surah 16, Vers 102)

 

·    Ist Gabriel nun der bei den Christen bekannte Heilige Geist?

 

Ja, aber die Christen betrachten den Heiligen Geist als einen Teil der Trinität, wobei sie glauben, das er den Jüngern erschien und ihnen offenbarte, obwohl sie keine Propheten waren. Dieser Geist erscheint ferner den Päpsten und vielleicht anderen Indivi-duen, die keine Propheten sind. Was aber Gabriel betrifft, den der Islam auch den „heiligen Geist“ nennt, so ist er ein Engel, den Gott wie andere erschuf. So gehört er zu den Geschöpfen Gottes und DESSEN anbetend Dienenden. Der Koran spricht über die Engel, indem er sagt:

 

„Jesus Christus wir es nicht aus Hochmut ablehnen, Gott Diener zu sein: desgleichen die Gott nahestehenden Engel.“

                                            (Qurʾān, Surah 4, Vers 172)

Und er sagt auch:

 

„Und vor Gott wirft sich nieder, was in den Himmeln und was auf Erden an Tieren und die Engel, und sie sind nicht hochmütig.“

                                         (Qurʾān, Surah 16, Vers 49)

Und des Weiteren sagt er :

 

„Und sehen wirst du die Engel kreisend rings um den Thron, den Preis ihres Herrn verkündend“        (Qurʾān, Surah 39, Vers 75)

 

Also sind die Engel anbetend Dienende gegenüber Gott, die nicht gegen das aufbegehren, was Gott ihnen befiehlt, und tun, was ihnen befohlen wird. Und Gabriel erschien nur Propheten, denen geoffenbart wurde. Und was die Behauptung der Christen betrifft, das er Individuen, die keine Propheten sind, erscheinen könne, so gibt es für deren Richtigkeit keinerlei Grundlage.

6. Unterscheidung zwischen Gläubigen, Islam-Leugnern und  Frevlern

 

Zu den Wörtern, die im Rahmen des Urteilens über einen Menschen hinsichtlich dessen religiösen Verhaltens oft zirkulieren, gehören die beiden Wörter Unglaube und Frevel sowie deren Ableitungen. Wir hören viele Leute eine Handlung als Unglaube beurteilen, wohingegen wir andere sehen, die dieselbe Handlung als Frevel bezeichnen. Gibt es also einen Unterschied zwischen den beiden Wörtern?

 

Um die Bedeutung dieser beiden Wörter klarzumachen, müssen wir den beiden das Wort Glaube hinzufügen, denn eine Sache wird durch ihr Gegenteil charakterisiert. Wir haben schon den Glauben als Anerken-nung der Existenz Gottes sowie als festigendes Bekennen und als Gehor-sam IHM gegenüber definiert. Zu dieser Bestätigung gehören auch DESSEN Gesandte sowie das Eingestehen, das ER Engel hat und auf SEINE Gesandten und Propheten Offenbarungsbücher hinabsauste sowie das Paradies und die Hölle erschuf und für die Taten aller Men-schen, die sie in deren Leben ausübten, zur Rechenschaft ziehen wird. Wer also Gutes tut, den wird ER ins Paradies schicken, und wer Böses tut, den wird ER in die Hölle werfen. All das ist zusammengefsst in den Worten Gottes, des Erhabenen:

 

„Der Gesandte glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn herab-gesaust war – und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten. „Wir machen keinen Unter-schied zwischen einem von SEINEN Gesandten.“

       (Qurʾāan, Surah 2, Vers 285)

Der Unglaube ist das Gegenteil des Glaubens, das heißt wer nicht an Gott glaubt oder Gott eine andere Gottheit beigesellt, ist im Hinblick auf den Islam ein Ungläubiger. Und wer an die Gesandten nicht glaubt, ist im Hinblick auf den Islam ebenfalls ein Ungläubiger. Und wer an die Engel und an die auf SEINE Gesandten herabgesandten Bücher oder an den Jüngsten Tag nicht glaubt, ist im Hinblick auf den Islam auch ein Ungläubiger. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„...Wer Gott leugnet und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten und den Jüngsten Tag, dessen Fehlgehen ist ja bereits sehr weit gegangen.“                                (Qurʾān, Surah 4, Vers 136)

 

Im ehrwürdigen Qurʾān stehen die beiden Wörter „Leugnen des Islam“ und „Islam-Leugner“ in zahlreichen Versen, die alle um den krei-sen, der an Gott nicht glaubt oder einen von DESSEN Gesandten dementiert oder nicht dem folgt, was ER SEINEN Gesandten an Anbetu-ngshandlungen und Gesetzesnormen herabsandte, oder der die Auferste-hung und die Abrechnung oder das Paradies respektive die Hölle abstreitet.

 

·       Es gibt zwei Punkte, die der Verdeutlichung bedürfen, von denen der erste lautet: Wird jemand, der an einen Gesandten glaubt und einen anderen ableugnet, als Islam-Leugner betrachtet? Und der zweite Punkt: Die Muslime sind verschiedener Meinung beim Verstehen islamischer Texte. Als Folge dieser Meinungsverschiedenheit bildeten sich zahlrei-che Gruppierungen. Ist es nun recht, dass eine Gruppe über eine andere urteilt, dass diese den Islam leugnend ist, also des Islam-Leugnens beschuldigt, nur weil sie einer anderen Meinung ist?

·       Was nun den ersten Punkt betrifft, so muss man wissen, dass man ein Islam-Leugner wird, wenn man an einen Gesandten glaubt, einen ande-ren aber ableugnet. Der ehrwürdige Qurʾān bestimmt dazu mit den Worten des Erhabenen:

 

„.. und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten. „Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von SEINEN Gesandten.“         (Qurʾān, Surah 2, Vers 285)

 

Wir unterscheiden also bei der Pflicht des Glaubens an alle Gesandten nicht zwischen ihnen. Glaubt jemand an den Islam, ist dieser Glaube  nur dann richtig, wenn er auch an alle im ehrwürdigen Qurʾān mitgeteilten Gesandten glaubt, die vor dem Islam auftraten. Wer somit an Muham-mad (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) glaubt, muss auch an Jesus, Moses, Abraham, Noah und alle Propheten glauben, die im ehrwürdigen Qurʾān erwähnt werden, denn glaubt man an einen von ihnen nicht, leugnet man ja einen Text im ehrwürdigen Qurʾān ab. Und wer auch nur einen einzigen Buchstaben in diesem ableugnet, ist ein Islam-Leugner. Dementsprechend wird jemand auch als Islam-Leugner bezeichnet, wenn er etwa an Moses und nicht an Muhammad oder an Jesus und nicht an Muhammad glaubt; er ist ein Islam-Leugner, da er ja den gesamten Qurʾān ableugnet.

 

Was den zweiten Punkt betrifft, nämlich das Beurteilen einer Grup-pierung der Muslime als Islam-Leugner, nur weil sie eine von anderen abweichende Meinung und ein anderes Verständnis hat, so ist dieses Urteil nur dann richtig, wenn diese Gruppierung eine der Grundlagen der Religion abstreitet, wie etwa das Abstreiten des Ḥadīṯes, oder die Verbindlichkeit des Pflichtgebets, der Sozialpflichtabgabe oder der Pilgerfahrt nicht anerkennt. Alles Übrige darf nicht als Leugnen des Islam gebrandmarkt werden; man kann es höchstens als Irrtum oder Abweichen von der allgemeinen Konzeption bezeichnen, wenn die Meinungen dieser Gruppierung extrem sind.

 

Das bedeutet, es gibt in der Religion Grundlagen, die den Islam-Leugner vom an den Islam Glaubenden trennen. Diese Grundlagen sind der Glaube an die Worte des ehrwürdigen Qurʾān – wenn man also einen Buchstaben ableugnet, ist man Islam-Leugner – sowie der Glaube an die Ḥadīṯe des Gesandten Gottes. Das heißt, wenn es ganz sicher ist, dass ein Ḥadīṯ vom Gesandten Gottes (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) stammt, und eine Gruppe streitet ihn einfach um des Leugnens willen ab, wird dies als Leugnen des Islam betrachtet. Denn es gilt als In Abrede-Stellen des Gesandten Gottes (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!). Leugnet indes eine Gruppe den Hadīṯ mit dem Argument, es gebe keine echte Bestätigung, dass der Gesandte ihn wirklich sagte, dann ist sie mit dieser Verleugnung nicht den Islam leugnend, denn sie stellt ja nicht den Gesandten Gottes (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) in Abrede, sondern die Überlieferer. So ist es nicht richtig, denjenigen, der den Ḥadīṯ ob der Unrichtigkeit der Überliefererkette ableugnet, als  Islam-Leugner zu bezeichnen. Gleichfalls ist niemand ein Islam-Leug-ner, der den Text anerkennt und hinsichtlich des Verständnisses und der Auslegung eine andere Meinung vertritt. Aus diesem Grund sagten die traditionellen Rechtsgelehrten über den ehrwürdigen Qurʾān: „Das Definitive des Textes ist alles Denkbare der Erklärung der Bedeutung.“ Das heißt, der Qurʾān-Text steht definitiv fest und wer auch nur einen Buchstaben von ihm leugnet, ist ein Islam- Leugner, und alles Denkbare der Erklärung der Bedeutung heißt, die Bedeutung ist von einer Person zur anderen unterschiedlich und hieraus entstand die Meinungsverschie-denheit bei der Auslegung und Interpretation. Dementsprechend befin-det sich jede Gruppe innerhalb des Kreises des Glaubens, solange sie nicht eindeutig vom Islam abweicht, was wiederum nur geschieht durch Ableugnung eines authentischen Textes oder durch die Beurteilung unter Annullierung einer anerkannten notwendigen Sache in der Reli-gion wie der Vorschrift der fünf Pflichtgebete und der Unerlässlichkeit des Bemühens (Ğihād) um Gottes willen und anderer Bestimmungen, die unablässig zusammengetragen wurden. Abgesehen davon sind alle Muslime, auch wenn ihre Meinungen in der Auslegung unterschiedlich sind.

 

Nachdem wir das Wort Islam-Leugnung dargelegt haben, kommen wir nun zum Wort Frevel zurück. Was ist damit gemeint? Wann wird es genannt? Und wer wird so genannt?

 

Man muss wissen, dass dieses Wort im ehrwürdigen Qurʾān in drei Versen vorkommt, und zwar in den Worten des Erhabenen:

„Verboten sind euch das Verendete und das Blut und das Schweine-fleisch sowie das, worüber ein anderer Name als Gottes gerufen ward, und das Erstickte und das Erschlagene und das zu Tode Gestürzte und das durch Niederstoßen Umgekommene und das von Raubtieren Angef-ressene außer, was ihr geschlachtet habt und was auf dem Götzenopfer-tisch geopfert ward, und dass ihr durch Lospfeile bei einer Gottheit ein Orakel sucht. All jenes gilt euch als Frevel...“    (Qurʾān, Surah 5, Vers 3)

 

Und in SEINEN Worten:

 

„Und esst nicht von dem, worüber Gottes Name nicht erwähnt ward! Und fürwahr, es ist gewiss ein Frevel...“    (Qurʾān, Surah 6, Vers 121)

 

Sowie in SEINEN Worten:

 

„Sprich: „Nicht finde ich in dem, was mir geoffenbart ward, Verbo-tenes für einen Essenden, der es isst, außer dass es Verendetes sei oder vergossenes Blut oder Schweinefleisch. Fürwahr, es ist ein Gräuel oder ein Frevel, über dem ein anderer als Gott gerufen ward..“

                                                                       (Qurʾān, Surah 6, Vers 145)

 

Wir bemerken nun, dass das Wort Frevel in den drei Versen bei der Beschreibung all des Essens, das Gott verbot, vorkommt, das heißt es bezeichnet das Ausüben einer Sünde. Und das wiederum bedeutet, wer das tut, ist ein Frevler, obwohl er gleichzeitig an Gott glaubt. Das führt dazu, dass das Wort nur den Kreis von Sünden erfasst, auch wenn es im ersten Vers auf denjenigen, der auf dem Götzenopfertisch opfert und durch Lospfeile bei einer Gottheit ein Orakel sucht – was ja beides zu den Taten derjenigen gehört, die nicht an Gott glauben –, angewandt wird, wobei aber die praktische Seite und nicht die dogmatische Seite berücksichtigt wird. Das heißt, das Wort wird angewandt auf ein abwei-chendes Verhalten. Wer also eine Sünde begeht, dessen Tat wird als Frevel betrachtet, und der Sündige wird als Frevler bezeichnet.

 

Wenn wir nun das im ehrwürdigen Qurʾān vorkommende Wort Frevler verfolgen, dann finden wir, dass es in der Regel im Anschluss an die Darlegung eines abweichenden Verhaltens vorkommt. So geschieht es, dass Gott die Heuchler mit diesem Wort beschreibt. ER sagt:

 

„...Sie stellen euch zufrieden mit ihren Mündern und ihre Herzen verweigern sich und die meisten von ihnen sind Frevler.“

                                                        (Qurʾān, Surah 9, Vers 8)

 

Und ER sagt:

 

„...Vergessen haben sie Gott, so hat ER sie vergessen. Fürwahr, die Heuchler, sie sind die Frevler.“                      (Qurʾān, Surah 9, Vers 67)

 

Denn das Verhalten der Heuchler bei ihrem Vortäuschen von Ver-pflichtungen, die Gott ihnen auferlegt hat, war ein abweichendes Ver-halten. Wenn Gott aber den Islam-Leugnern Frevel zuschreibt, dann ist das ob der Korrelation, denn aus ihrem Leugnen des Islam ergibt sich in der Regel die Abweichung in ihrem Verhalten. Sie fühlen sich ja nicht den Regeln verpflichtet, die sie am Abweichen in ihrem Verhalten hindern könnten.

 

Der Frevel wird ergo im Allgemeinen mit Sünde beschrieben. Wer an Gott glaubt und sündigt, der ist ein frevelnder Gläubiger. Der Ausdruck Frevel kann aber auch Islam-Leugner kennzeichnen, wobei zu berück-sichtigen ist, dass ihr Leugnen sie grundsätzlich von der Verpflichtung zu den von Gott den Gläubigen vorgeschriebenen Verhaltensregeln entfernt.

Im Qurʾān stehen drei Verse gleichen Inhalts, nämlich das Nichtbe-folgen dessen, was Gott herabgesandt hat. Allerdings ist die Beschrei-bung desjenigen, der nicht gemäß dem urteilt, was Gott herabgesandt hat, in den drei Versen unterschiedlich. Manchmal wird er Islam-Leug-ner genannt, manchmal Ungerechter und ein drittes Mal Frevler. Diese drei Verse sind die folgenden Worte des Erhabenen:

 

„Fürwahr, WIR haben die Thora herabgesandt, darin ist Recht-leitung und Licht, nach ihr richten die Propheten, die den Islam annahmen, diejenigen, die Juden sind, sowie die Rabbiner und die Schriftgelehrten nach dem, was ihnen vom BUCH Gottes anvertraut war und wovon sie Zeugen waren. Darum fürchtet nicht die Menschen, und fürchtet MICH! Und Meine offenbarten     Rechtsbestimmungen dürft ihr um keinen Preis umgehen! Und wer nicht gemäß dem richtet, was Gott hinabgesandt hat, so sind jene, sind sie die Islam-Leugner.“      (Qurʾān, Surah 5, Vers 44)

 

Und die Worte des Erhabenen:

 

„Und WIR haben ihnen darin vorgeschrieben: Leben um Leben und Auge um Auge und Nase um Nase und Ohr um Ohr und Zahn um Zahn, sowie bei Verletzungen Vergeltung. Wer aber darauf verzichtet, so ist ihm das eine Sühne. Wer aber nicht nach dem richtet, was Gott herab-gesandt hat, so sind jene, sind sie die Ungerechten. Und WIR ließen auf ihren Spuren Jesus, den Sohn der Maria, folgen, das bestätigend, was vor ihm in der Thora war; und WIR gaben ihm das Evangelium, darin ist Rechtleitung und Licht und es ist das bestätigend, was vor ihm in der Thora war, und eine Rechtleitung und Ermahnung für die Gott Fürch-tenden. Und die Leute des Evangeliums sollen gemäß dem richten, was Gott mit ihm herabgesandt hat; und wer nicht gemäß dem richtet, was Gott herabgesandt hat, so sind jene, sind sie die Frevler.“

                                                                    (Qurʾān, Surah 5, Verse 45-47)

 

Warum unterscheidet sich nun die Beurteilung, obwohl doch das Handeln in den drei Versen, nämlich das Nichtbefolgen dessen, was Gott herabgesandt hat, jeweils dasselbe ist?

 

Das Handeln in den drei Versen ist nun eben nicht ein einziges, wie man sich vielleicht vorstellen mag!

 

Denn der erste Vers spricht über denjenigen, der leugnet, was Gott herabgesandt hat. Und der Beweis dafür ist, dass ER sagt: „Und erhan-delt nicht für MEINE Zeichen einen geringen Preis!“ Und das heißt „Leugnet um etwas Vorübergehenden und Vergehenden willen nicht ab, was Gott herabgesandt hat!“.

 

Im zweiten Vers steht die Angelegenheit indes im Zusammenhang mit dem Begehen einer Sünde, denn der Urteilende glaubt ja an das, was Gott herabgesandt hat. Er weicht jedoch vom Weg der Gerechtigkeit ab und handelt nicht gemäß Auge um Auge und Zahn um Zahn usw. Somit setzt er eins der legislativen Grundprinzipien nicht in die Praxis um und richtet vielmehr auf Grund einer anderen Sache. Auf diese Weise bricht er aus dem Rahmen der göttlichen Gerechtigkeit aus und ist mithin bei seinem Richten ungerecht. Aber er ist kein Islam-Leugner, da er ja an die Thora als ein Buch von Gott glaubt und die Umsetzung dessen, was in ihr an Richtlinien steht, unterlässt.

 

Was nun den dritten Vers betrifft, so steht er mit dem Verhalten in Verbindung insofern als in ihm Rechtleitung, Licht und Ermahnung er-wähnt werden. Dies alles sind Dinge, die mehr mit dem Verhalten zu tun haben als mit der Dogmatik. Wer bei seinem Richten von diesem Verha-lten abweicht, wird als Frevler angesehen, genau wie derjenige, der vom Verhalten an sich abweicht. Und wer die Sünde gutheißt, wird als Frevler betrachtet, wie derjenige, der sie sich zu Schulden kommen lässt. Wer nicht nach dem richtet, was im Evangelium steht, wird beschrieben als jemand, der ein Frevler ist. Dies resultiert aus dem Gesichtspunkt, dass das Evangelium mit Ermahnungen und Verhaltensweisen kam, aber nicht mit Rechtsnormen. Denn was in der Thora steht, ist verbindlich für den, der an das Evangelium glaubt, und wer nicht befolgt und nicht gemäß dem handelt, was im Evangelium als ein Urteilsmaßstab für das Verhalten steht, ist ein Frevler.

 

***

 

 

7. Das Allwissen Gottes  und SEIN Wille

 

Als wir über die Faktoren gesprochen haben, die den Islam von ande-ren Glaubensanschauungen und Ideologien trennen, erwähnten wir, dass der Glaube an übersinnliche Kräfte notwendig ist, die in moralischer Verbindung mit deren anbetend Dienenden stehen.

 

Das betrifft die Religion ganz allgemein.

 

Was nun aber den Islam im Besonderen betrifft, so obliegt es einem Gläubigen daran zu glauben, dass Gott Eigenschaften besitzt, die alle vollkommen sind: Das Eingeständnis, dass Gott absolut ewig ist und nur ER der Bleibende ist. Entsprechend berichtet der ehrwürdige Koran mit den Worten des Erhabenen:

 

„ER ist der Erste und der Letzte...“            (Qurʾān, Surah 57, Vers 3)

Und SEINE Worte:

„Jeder, der auf ihr (auf Erden; Anm. d. Übers.) ist, ist vergänglich, und es bleibt das Angesicht deines Herrn, des Herrn der Majestät und Ehrwürdigkeit.“                                        (Queān, Surah 55, Verse 26-27)

 

Ferner obliegt es dem Gläubigen daran zu glauben, dass ER „all-hörend“ und „allsehend“ ist, den Worten Gottes, des Erhabenen, gemäß:

 

„So ist es, denn Gott läßt die Nacht in den Tag übergehen und läßt den Tag in die Nacht übergehen lässt und Gott ist allhörend, allsehend.“      (Qurʾān, Surah 22, Vers 61)

 

Und dass ER „allwissend“ ist, den Worten Gottes, des Erhabenen, gemäß:

 

„Es ist unvereinbar mit Gott, dass ER Leute fehlgehen lässt, nachdem ER sie rechtgeleitet hat, damit ER ihnen darlege, wovor sie sich  hüten. Fürwahr, Gott ist um jede Sache allwissend.“

                                            (Qurʾān, Surah 9, Vers 115)

 

Und dass ER allwollend ist. Der Erhabene sagt:

 

„SEIN Befehl, wenn ER etwas will, ist nun aber, dass ER zu ihm spricht: „Sei!“ Und es ist.“                             (Qurʾān, Surah 36, Vers 82)

 

Und ER sagt:

 

„...Und wenn Gott gewollt hätte, hätten sie nicht miteinander gekämpft, aber Gott macht, was ER will.“          

                                       (Qurʾān, Surah 2, Vers 253)

 

Wenn auch in einigen Religionen die Gottheit in der gleichen Art wie die Natur ist oder eine Kraft, deren Verbindung zur Welt abgeschnitten ist, oder unfähig ist zu erfassen, was im Universum abläuft, so ist hingegen im Islam die Gottheit Gott, der Schöpfer des Universums und dessen Planer und mit ihm in einer Weise des Planens und Entwickelns sowie der Fürsorge verbunden. Ferner ist ER mit aller Vollkommenheit beschrieben; so ist ER der alles Könnende und Bestimmende, allwissend, allhörend, allse-hend respektive allwollend. Die Beschreibung mit diesen Eigen-schaften bedeutet, dass ER dem Menschen nicht ähnelt.

 

Nein, ER ist mit überhaupt nichts zu vergleichen!

 

Es gehört zu den elementaren Grundwahrheiten, dass es nichts gibt, was zwischen Gott und dem Menschen gleich wäre. Wenn Gott mit einer Eigenschaft beschrieben wird, die auch einen Men-schen kennzeichnet, dann bedeutet das nicht, dass ER dem Men-schen ähnelte oder gleich wäre. Denn die Eigenschaft Gottes ist anders als die Eigenschaft des anbetend Dienenden: Die Eigen-schaft Gottes ist vollkommen, wohingegen es sich bei der  Eigen-schaft des anbetend Dienenden um etwas handelt, das Gott ihm verleiht, damit dieser sich ihrer bedient um sich gegenüber dem Leben zu behaupten. Es gibt allerdings zwei Eigenschaften, die der näheren Erklärung bedürfen, da sie beide mit dem Handeln des anbetend Dienenden und dessen Verantwortung ver-bunden sind. Diese beiden Eigenschaften sind:

 

         das Wissen und der Wille respektive das Wollen.

 

Das Wissen Gott ist nun vollkommen und allumfassend. Es um-schließt, was im Universum an Erschaffenem ist, seien es nun Gegenstände, Pflanzen oder Tiere, denn ER ist ja ihr Schöpfer. Es ist unumgänglich, dass ER alle Details dessen kennt, was ER erschaffen hat. Dies ist eine unbestrittene Tatsache des normalen Lebens. Wenn jemand eine Maschine erfindet, dann zweifelt doch niemand daran, dass er jedes Einzelteil in ihr kennt, wie kompli-ziert und komplex in ihrer Bedienung sie auch immer sein mag. Wenn dies nun so beim erworbenen Wissen ist, da ja der Erfinder die Fähigkeit des Erfindens in seinem Fachgebiet durch Studieren, Nachdenken und Experimentieren sowie lange Erfahrung erwor-ben hat, wie soll das dann erst bei jemandem so sein, dessen Wissen für ihn eine obligatorisch unabtrennbare Eigenschaft ist und der das Universum ohne Muster und ohne Modell erschaffen hat! Dies gehört ja nun zu SEINER Fähigkeit und zu SEINEM Allwi-ssen. Man hat also notwendigerweise zuzustimmen, dass ER jedes auch noch so kleine und den Augen noch so verborgene Einzeltei-lchen Millionen bergender musterhafter Ähnlichkeiten dieses Uni-versums kennt.

 

Gott hat uns die Umfassendheit SEINES Wissens um das Uni-versum im ehrwürdigen Koran in zahlreichen Versen mitgeteilt, von denen wir folgende Worte des Erhabenen erwähnen:

 

„Er sprach: „Mein Herr weiß um das im Himmel und auf Erden Gesprochene und ER ist der Allhörende, der Allwissende.“

                                                  (Qurʾān, Surah 21, Vers 4)

 

Und SEINE Worte:

 

„Weißt du denn nicht, dass Gott kennt, was im Himmel und auf Erden ist? Fürwahr, jenes ist in einem BUCH. Fürwahr, jenes ist für Gott leicht.“                               (Qurʾān, Surah 22, Vers 70)

 

Und SEINE Worte:

 

„Sprich: „Herabgesandt hat ihn DER, DER um das Geheimnis in den Himmeln und auf Erden weiß...“        (Qurʾān, Surah 25, Vers 6)

 

 

 

Und SEINE Worte:

 

„Sprich: „Niemand, wer in den Himmeln und auf Erden ist, weiß um das Übersinnliche außer Gott...          (Qurʾān, Surah 27, Vers 65)

 

Und SEINE Worte:

 

„Fürwahr, Gott weiß um das Übersinnliche der Himmel und der Erde. Und Gott ist allsehend, was ihr tut.?   (Qurʾān, Surah 49, Vers 18)

 

Und SEINE Worte:

 

„... ER weiß, was in die Erde eindringt und was aus ihr hervor-geht, was vom Himmel herabkommt und was in ihn hinaufsteigt. Und ER ist mit euch, wo immer ihr auch seid. Und Gott ist, was ihr tut, allsehend.“           (Qurʾān, Surah 57, Vers 4)

 

Und SEINE Worte:

 

„Siehst du denn nicht, dass Gott weiß, was in den Himmeln und was auf Erden ist?...“                    (Qurʾān, Surah 58, Vers 7)

 

Und SEINE Worte:

 

„ER weiß, was in den Himmeln und auf Erden ist...“

                                                     (Qurʾān, Surah 64, Vers 4)

 

Und daneben gibt es noch andere Verse, die klar zum Ausdruck bringen, dass das Allwissen Gottes das gesamte Universum um-schließt. Somit weiß ER, was im Himmel abläuft und was auf Erden passiert so-wie was der Mensch für sich behält und was hinter den Kulissen und Barrieren geschieht. All dies belegt, dass SEIN Allwissen nicht den bekannten menschlichen Gesetzen  hat.

 

Deshalb weiß allein ER um das Übersinnliche. ER hat absolut niemandem die Fähigkeit verliehen über das Übersinnliche Wissen zu erlangen – es sei denn, ER hat etwas davon den Propheten  

 

Darüber wird im ehrwürdigen Koran berichtet, indem dieser sagt:

 

„Der Allwissende um das Übersinnliche, ER enthüllt niemandem SEIN Übersinnliches, außer dem, mit wem von einem Gesandten ER zufrieden ist. Fürwahr, ER platziert vor ihm und hinter ihm eine Wache, da-mit ER erfahre, dass sie die Botschaften ihres Herrn auch wirklich übermitteln. Und ER ist vertraut mit dem, was bei ihnen ist, und ER erfasst ganz genau jede Sache zahlenmäßig.“

                                     (Qurʾān, Surah 72, Verse 26-28)

 

Zu den das Wissen über das Übersinnliche und nicht Sichtbare – sei dies nun in den Herzen und Seelen der Menschen oder im Erdinnern verschlossen oder zwischen den hohen Sternen verde-ckt – belegenden Versen gehören die Worte des Erhabenen:

 

„ER sprach: „Habe ICH euch nicht gesagt: «Fürwahr, ICH weiß um das Übersinnliche der Himmel und der Erde, und ICH weiß um das, was ihr äußert und was ihr zu verheimlichen pflegt.»?“  

 

                                                                        (Qurʾān, Surah 2, Vers 33)

Und SEINE Worte:

 

„Wissen sie denn nicht, dass Gott um ihr Geheimnis weiß und um ihr Flüstergespräch und dass Gott der Allwissende der über-sinnlichen Dinge ist?“                      (Qurʾān, Surah 9, Vers 78)

 

 

Und SEINE Worte:

 

„Gott weiß, was jedes weibliche Geschöpf trägt und was die Mutter-leiber abnehmen und was sie zunehmen. Und alles bei IHM ist in einem bestimmten Maß. ER ist der Allwissende des Übersinnlichen und des Sichtbaren...“     (Qurʾān, Surah 13, Verse 8-9)

 

Und SEINE Worte:

 

„Unser Herr! Fürwahr! DU weißt, was wir verbergen und was wir bekannt geben, und nichts bleibt vor Gott verborgen auf Erden und nichts im Himmel.“                       (Qurʾān, Surah 14, Vers 38)

 

Wir haben uns diese Verse vor Augen zu führen, und unter ihnen insbesondere jene, die die Ausschließlichkeit mit dem Wissen Gottes um das Übersinnliche betreffen, und zwar deshalb, weil viele Leute sie zuweilen vergessen oder unberücksichtigt lassen. Wenn sie jemanden treffen, der ihnen gegenüber behaup-tet hellsehen oder ihnen das Verborgene in deren Zukunft aufde-cken zu können, dann sind sie in dieser Situation sofort bereit ihm zu glauben und ihm zuzuhören und sie vergessen, dass Gott abso-lut niemandem das Wissen um das Übersinnliche gibt, so wie es ihm ehrwürdigen Koran steht – es sei denn, es handle sich um einen Propheten. Und sogar einen Propheten unterrichtet ER nicht über das gesamte Übersinnliche, sondern nur in dem Ausmaß, in dem er aufgefordert wurde es zu übermitteln.

 

Wer ergo für sich das Wissen um das Übersinnliche in Anspruch nimmt, der ist ein Lügner!!!

 

·       Wir sehen indes, dass einige Menschen etwas mitteilen, das an einem ganz anderen Ort stattgefunden hat. Ist denn diese Mittei-lung nicht auch als etwas Übersinnliches zu betrachten?

Wir müssen zwischen zwei Dingen unterscheiden: Ein Ereignis, das tatsächlich geschehen ist, allerdings an einem ganz anderen, vom Informierenden weit entfernten Ort. Und dies können einige Menschen, nämlich jene, denen die Fähigkeit zu einer besonderen geistigen Kraft gegeben ist – das Mitteilen einiger, aber nicht aller Dinge, oder das Mitteilen von verstreuten Einzelteilen dieser Dinge ohne davon ein Gesamtbild zu geben. Das nennen wir Tele-pathie, was Kommunikation eines Geistes mit einem anderen in irgendeiner Art und Weise und außerhalb eines jeden normalen Rahmens bedeutet. Aber dies wird nicht als Mitteilung von etwas Übersinnlichem bezeichnet, da sich ja das Vorkommnis de facto ereignet hat und der Informant auch nicht in der Lage ist uns alle Einzelheiten mitzuteilen, sondern nur Hinweise darüber gibt. Es besteht auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese falsch sind. Und auch wenn sie richtig sind, geben sie kein Gesamtbild über das Ereignis. Was nun aber das Informieren über das betrifft, was erst noch geschehen wird, so ist es niemandem möglich, über was für geistige Kräfte auch immer er verfügen möge, darüber eine Aus-kunft zu geben. Denn das gehört zu dem, was Gott für SICH in Anspruch nimmt und wozu ER niemandem die Fähigkeit verleiht.

 

Wer also etwas über die Zukunft mitteilt, der ist ein Lügner. Und wer für sich das Informieren darüber, was an ganz anderen Orten passiert ist, geltend macht, von dem wird nicht alles, was er behauptet, angenommen, sondern nur dass es ein Bild dessen ist, was der Grundlage des Geschehenen entspricht. Denn wenn auch sein Geist dazu in der Lage ist, so wird er doch nie in der Lage sein das Gesamtbild des Ereignisses zu vermitteln. Es ist besser ihm nicht zu glauben, denn viele Schwindler üben diese Tätigkeit aus um durch Verbotenes etwas zu verdienen.

 

Was im Bereich der Astronomie an Wettervorhersagen bekannt gegeben wird, gehört nicht zum Informieren übersinnlicher Dinge. Denn hierbei handelt es sich ja um eine Schlussfolgerung aus Naturerscheinungen, die sich aus anderen Erscheinungen ergeben und de facto vorhanden sind. Durch Erfahrung ist beka-nnt, was jeweils aus etwas anderem folgt. Und damit wollen wir es an dieser Stelle bewenden lassen. Wir werden indes noch ein-mal auf dieses Thema zurückkommen um die Darlegung eines verbleibenden Punktes zu ergänzen, als da ist der Zusammenhang zwischen dem göttlichen Willen und dem Handeln der anbetend Dienenden.

 

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8.  Das Handeln des Menschen und dessen Zusammenhang mit der Allwissenheit

und dem Willen Gottes 

 

Nachdem wir in der vorangegangenen Erörterung dazu gelangt sind, dass die Allwissenheit Gottes vollkommen ist und alles umfa-sst, was geschehen ist und was sich noch ereignen wird, müssen wir auch darlegen, dass SEIN Wollen vollkommen ist. Denn was Gott will, geschieht, und was ER nicht will, geschieht nicht. Wenn Gott weiß, dass etwas geschieht, dann wollte ER es, und wenn ER etwas will, dann ist dessen Eintreffen unabdingbar. Denn nichts weicht vom Wissen Gottes und von DESSEN Willen ab, und es geschieht nichts in diesem Universum, ohne dass Gott, der Hoch-erhabene, dies will. Es gibt viele Koran-Verse, die das belegen, wie etwa die Worte des Erhabenen:

 

„Und ihr wollt nicht, es sei denn, dass Gott, der Herr der Welten, will.“                           (Qurʾān, Surah 81, Vers 29)

 

Und SEINE Worte:

 

„Selbst wenn WIR sogar zu ihnen Engel hinabgesandt und zu ihnen die Toten gesprochen und WIR ihnen gegenüber alle Dinge zusammengebracht hätten, hätten sie doch nicht geglaubt, ohne dass Gott wollte...“                         (Qurʾān, Surah 6, Vers 111)

 

Und SEINE Worte:

 

„...Wenn dein Herr gewollt hätte, hätten sie es nicht getan...“

                                (Qurʾān, Surah 6, Vers 112)

 

Und SEINE Worte:

 

„Und wenn dein Herr wollte, glaubte gewiss, wer auf Erden, alle von ihnen zusammen...“                   (Qurʾān, Surah 10, Vers 99)

 

Und SEINE Worte:

 

„Wen indes Gott will, dass ER ihn rechtleitet, dessen Brust weitet ER für den Islam. Und wen ER will, dass ER ihn fehlgehen lässt, dessen Brust macht ER eng, so bedrückend als ob er nichts anderes tue als in den Himmel aufzusteigen...“

                                       (Qurʾān, Surah 6, Vers 125)

 

Und SEINE Worte:

 

„Und mein guter Rat nützte euch nichts, wenn ich euch einen guten Rat geben wollte, wenn Gott will, dass ER euch fehlgehen lässt...“           (Qurʾān, Surah 11, Vers 34)

 

Und SEINE Worte:

 

„...Wen Gott will, lässt ER fehlgehen, und wen ER will, bringt ER auf einen geraden Weg.“              (Qurʾān, Surah 6, Vers 39)

 

Aus dem Wollen Gottes ergibt sich also unweigerlich das Eintre-ffen der Tat, und nichts weicht von dem ab, was Gott will.

 

Es ist indes nicht richtig, dass jemand damit argumentiert um seine Handlungen zu rechtfertigen, wie das etwa die Islam-Leug-ner als Argument benutzen, was wir in den Worten des Erhabenen finden:

 

„Diejenigen, die beigesellen, werden sagen: „Wenn Gott wollte, gesellen wir nicht bei und nicht unsere Väter...

                                             (Qurʾān, Surah 6, Vers 148)

 

Und in SEINEN Worten:

 

„Und es sagen diejenigen, die beigesellen: „Wenn Gott wollte, dienten wir nichts unter Ausschluss von IHM anbetend, weder wir noch unsere Väter, und wir verwehrten nichts unter Ausschluss von IHM...                (Qurʾān, Surah 16, Vers 35)

 

Und SEINE Worte:

 

Und sie sagen: „Hätte der Barherzige gewollt, würden wir diese nicht anbeten. „Sie verfügen über kein Wissen und sprechen nur so dahin.“                            (Qurʾān, Surah 43, Vers 20)

 

Denn Gott tadelt sie in dieser ihren Haltung und missbilligt ihre Beweisführung hinsichtlich des Wollens Gottes für ihr Ausüben der Sünde. Genauso tadelt ER Iblis, da er das sündhafte Fehlgehen auf Gott zurückführte, indem er sagte:

 

„...Mein Herr! Da DU mich hast fehlgehen lassen, so werde ich ihnen auf Erden gewiss Schmackhaftes aufschwatzen und sie allesamt  in die Irre gehen lassen.“        (Qurʾān, Surah 15, Vers 39)

 

Viele Menschen gehen auf diese Angelegenheit ein und argu-mentieren, dass das Wissen Gottes vom Wollen nicht abweiche. Wenn man folglich etwas wolle und Gott will etwas anderes, dann geschieht nicht das, was man wollte. Denn was Gott will, tritt unweigerlich ein. Und somit gibt es kein Vergehen für den, der eine Sünde begeht, und man soll auch niemandem Vorwürfe machen, der Schlechtes tut, zumal er ja nur das Wissen und Wollen Gottes in die Tat umsetze und er gar keine Möglichkeit habe etwas anderes zu tun.

 

Auf ihm laste ergo keine Sünde, denn Gott habe es verfügt und so gewollt, und was Gott will, das ist, und was ER nicht will, ist nicht. Einige fahren sogar darüber hinaus noch weiter fort und sagen: „Gott wollte von den Islam-Leugnern, dass diese den Islam leugnen, und von den Sündern, dass sie die Sünde bege-hen, und wenn der Islam-Leugner den Islam nicht leugne und der Sünder die Sünde nicht begehe, dann gäbe es ja eine Diskrepanz gegenüber dem Willen Gottes.“ Das ist absurd.

 

Wenn die Leute an die Richtigkeit jenes Trugschlusses glaub-ten, würden die Religion zerstört und das Ziehen zur Verantwor-tung beseitigt. Denn wer nicht das ausführt, was er an Verpflich-tungen hat, wird jene falsche Behauptung als Argument gegen den verwenden, der gegen ihn Vorwürfe erhebt. Er wird zu ihm sagen: „Gott hat das so gewollt. Und ich tue nichts anderes, als dass ich SEINEN Willen ausführe.“ Mit diesem Beweis argumentie-ren die Freigeister und ignorierende Toren, wenn ihnen etwas aufgetragen oder etwas anderes verboten wird. Es geschah einmal, dass ein Dieb sich vor ʿOmar (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!) rechtfertigte, dass Gott es gewollt habe, dass er stehle, und er also das Wollen Gottes in die Tat umgesetzt habe. Es handle sich dabei um ein für ihn festgeschriebenes Schicksal und dessen Ausführung sei ihm unabdingbar. Er habe dabei ja gar keine Wahl. Da entgegnete ihm Umar: „Und ich schlage dir durch den Beschluss Gottes und DESSEN Vorherbes-timmung die Hand ab. Gott hat gewollt, dass du stiehlst, und ER hat gewollt, dass ich deine Hand abschlage.“

 

Zur Verdeutlichung dessen, was den Menschen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen dem Wollen Gottes und dem Eintref-fen eines Ereignisses unklar ist, und zur Darlegung, dass die Allwissenheit Gottes und DESSEN Wollen nicht der Grund für das Eintreffen eines Ereignisses sind, führen wir das folgende Beispiel an: Stellen wir uns einmal vor, wir seien zu Besuch bei einem unserer Freunde. Während wir nun zusammensitzen, hören wir ihn seinen Sohn davor warnen hinauszugehen und auf der Straße zu spielen. Bei Zuwiderhandlung drohe ihm eine Bestrafung. Als der Sohn nun im Haus bleibt, sich aber von seinem Vater und von uns entfernt, vertraut uns der Vater an, dass sein Sohn nie und nimmer im Haus bleiben kann, sondern stets dazu neige das Haus zu verlassen und auf der Straße zu spielen, weil er sich nämlich mit den Kindern außerhalb des Hauses verbunden fühle, und er sei ganz sicher, dass sein Sohn das Haus nach nur wenigen abzäh-lbaren Minuten verlassen werde. Und tatsächlich – nur ein paar Minuten vergehen und der Sohn verlässt das Haus. Also schickt sich sein Vater an die Strafe an ihm durchzuführen.

 

Hat nun das Kind das Recht zu argumentieren, dass sein Vater doch – angesichts dessen, dass er aus seiner Erfahrung die Neigung der Kinder kenne – gewusst habe, dass es hinausgehen werde und dies somit die Durchführung dessen sei, auf dass das Wissen des Vaters nicht zu diesem Erziehungsaspekt in Wider-spruch stehe, und doch das Wissen des Vaters sozusagen gleich-bedeutend mit einer Aufforderung an das Kind sei diese Handlung auszuführen und es deshalb für den Vater auch nicht statthaft sei es zu bestrafen?

 

Natürlich nicht! Denn das Wissen des Vaters um das Hinaus-gehen des Kindes ist nie und nimmer eine Aufforderung zum Hin-ausgehen und auch keine Ursache für das Hinausgehen des Kindes.

 

Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Allwissenheit Gottes und SEIN Wollen keine Aufforderung Gottes darstellen eine Hand-lung auszuführen und auch nicht eine Zustimmung von IHM für das, was der Mensch an Leugnen des Islam und an Sünden bewerkstelligt. Es ist vielmehr unter dem Gesichtspunkt zu betra-chten, dass das Wissen Gottes vollkommen ist. Das bedeutet keinen Widerspruch. Gott weiß seit jeher, dass dieser anbetend Dienende zu den gläubigen Rechtschaffenen und jener anbetend Dienende zu den sündigen Islam-Leugnern gehören wird. Und ER weiß auch, was jeder der beiden tun wird. Und somit will ER es und schreibt es fest. Der Mensch bleibt frei und kann uneingesch-ränkt entscheiden, zumal er ja gar nicht weiß, was für ihn fest-gelegt ist. Aus diesem Grund enthüllt Gott ihm nicht, was ER will, damit seine Entscheidung nicht beeinflusst wird. Somit ist der Mensch hundertprozentig in allem, was er entscheidet, frei. Über allem steht also, dass Gott im Voraus weiß, was der anbetend Dienende wählen wird, da SEIN Wissen vollkommen ist und das Gegenwärtige und das Zukünftige umfasst.

 

Gott kritisierte die Polytheisten, die ihr Beigesellen damit beg-ründen, dass es sich um eine Angelegenheit handle, die Gott so für sie wollte, zumal sie ja sein Wollen nicht kannten. Als sie das Leugnen des Islam erwählten, waren sie in ihrer Entscheidung frei. Gott zwang sie nicht dazu. Über allem steht, dass ER in SEINEM Wissen vollkommen ist, und die Vollkommenheit hinsich-tlich der Allwissenheit bedingt das Wissen auch dessen, was in Zukunft geschehen wird; anderenfalls wäre es ja unvollkommen.

 

Fassen wir also das Gesagte zusammen: Das Wissen Gottes ist voll-kommen. ER weiß, was geschehen wird. Unter das, was geschehen wird, fallen auch die Handlungen der Menschen. Gott hat sie somit gewollt und festgeschrieben, da sie nicht ausbleiben, sie aber vor den Menschen verborgen, damit diese bei ihren Ent-scheidungen nicht beeinflusst werden. Somit treffen sie für ihre Handlungen die Wahl in einer Atmosphäre der Freiheit, und des-halb werden sie auch bestraft, wenn sie dem Leugnen des Islam beipflichten, und belohnt, wenn sie sich für den Glauben entschei-den und rechtschaffene Werke verrichten.

9. Vertrauen und Indifferenz

 

Das Prinzip des Glaubens an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes im Islam beeinflusst so manchen. So wird verstanden, dass es zur Annahme führt, der Mensch sei zu allem gezwungen und nicht frei, und man denkt, der Muslim sei wie eine frei in der Luft schwebende Feder, die der Wind nach Gutdünken hin- und herbe-wegt. Der Mensch habe also weder beim Sagen noch beim Han-deln Wahlfreiheit. Vielmehr sei alles, womit er sich befasst, Besch-luss und Vorherbestimmung Gottes. Seine Kraft sei lediglich ein Werkzeug in der Hand des Beschlusses und der Vorherbestim-mung Gottes – ein Werkzeug ohne Macht und Stärke. Es unter-liege einer anderen Kraft, die es antreibt, wie etwa eine Maschine elektrischen Strom braucht. Dieses Verständnis ist hinsichtlich Beschluss und Vorherbestimmung Gottes falsch, und zwar desha-lb, weil der Mensch im Islam in allem, was er tut, frei ist. Er hat auch einen Willen bei dem, was er in Angriff nimmt und was er bei seinen Verhaltensweisen und Orientierungen unterlässt. Das bestätigen die Worte Gottes, des Erhabenen:

 

„Wer Rechtschaffenes tut, so ist es für seine Seele; und wer Schlechtes tut, so ist es wider sie; und dein Herr ist nicht unge-recht gegen-über den anbetend Dienenden.“

                                           (Qurʾān, Surah 41, Vers 46)

 

Und SEINE Worte:

 

„Wer den Islam leugnet, so ist wider ihn sein Islam-Leugnen, und wer Rechtschaffenes tut, so bahnen sie den Weg für sich selbst.“        (Qurʾān, Surah 30, Vers 44)

 

Zu dieser Verantwortung kann aber nur gezogen werden, wer in seinen Handlungsweisen frei und keinem Einfluss von außen  unterworfen ist, wenn er das Leugnen des Islam wählt oder den Glauben und das rechtschaffene Handeln bevorzugt

 

Der Glaube an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes gehört zu den bedeutendsten Gründen, die einen Muslim dazu veranlas-sen die Arbeit fortzusetzen sowie zu Ernsthaftigkeit und Fleiß anzuspornen, sei jenes auf dem Gebiet der Anbetungshandlungen oder in den verschiedensten Bereichen des weltlichen Lebens. Denn das Leben des Menschen ist nicht frei von Fehltritten. Wenn er nun an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes glaubt, veran-lasst ihn sein Glaube weiterzugehen und weiterzuarbeiten statt herumzusitzen und sein Los zu beklagen sowie über das zu lamen-ieren, was ihm entgangen ist, und über dies und jenes Vorwürfe zu machen. Von ihm ist vielmehr gefordert – diesem Prinzip des Glaubens an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes gemäß –, dass er seine Pflicht voll und ganz erfüllt. Scheitert er dabei, soll er weitergehen und nicht auf das achten, was hinter ihm liegt, es sei denn mit der Absicht die Fehlerquellen kennen zu lernen um diese in Zukunft zu vermeiden. Wer gesagt hat „Es obliegt mir rührig zu sein und es obliegt mir nicht das Erlangen des Erfolgs“, hat vollkommen Recht. Denn dies bedeutet, dass die Pflicht für einen Gläubigen im ernsthaften Sich-Rühren liegt, wohingegen das Garantieren des Erfolgs Gott, dem Erhabenen, anzuvertrauen ist.

 

Um den Unterschied zwischen demjenigen, der an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes glaubt, und demjenigen, der nicht daran glaubt, darzulegen, führen wir folgendes Beispiel an:

 

Nehmen wir einmal an, es gäbe zwei Personen, die auf irgend-inem Gebiet zusammenarbeiten und scheitern, das heißt sie haben entweder keinen Erfolg beim Erreichen ihres gemeinsamen Zieles oder erleiden einen Rückschlag, was beide an der Verwirkli-hung ihres gemeinsamen Zieles hindert. Wer nun nicht an Besch-uss und Vorherbestimmung Gottes glaubt, verharrt an seinem Platz und beklagt immer wieder sein Los: „Hätte ich doch so und so gemacht, dann wäre jetzt so und so! Und hätte ich nicht auf diese Weise gehandelt, wäre das nicht passiert. Und wenn sich nicht dieser und jener eingemischt hätte, wäre ich nicht in dieses Dilemma geraten.“ Und so verharrt er in diesem Zustand eine gewisse Weile. Möglicherweise befällt ihn ein Seelenschaden, so dass er paralysiert wird, was ihn an der Fortsetzung seiner Arbeit oder am Versuch der Wiederaufnahme des Beschreitens des Lebensweges hindert.

 

Wer von den beiden hingegen an Beschluss und Vorherbestim-ung Gottes glaubt, erkennt, dass er getan hat, was er tun musste, und dass er hinsichtlich dessen, was ihm widerfuhr, keine Mögli-heit hatte es zu vermeiden und sein Ziel ein weiteres Mal ansteu-rn muss. Auf diese Weise kann er vielleicht zu seiner Aktivität zurückkehren und die durch die misslichen Ereignisse hervorgeru-enen psychologischen Auswirkungen auf ihn abschwächen.

 

Dementsprechend wirkt der Glaube an Beschluss und Vorher-esimmung Gottes ermutigend zum Handeln und nicht dämpfend. In diesem Sinne äußerte sich der Gelehrte Muhmad ʿAbduh indem er sagte: „Wenn der Glaube an Beschluss und Vorherbes-immung Gottes von der Grässlichkeit des Zwangs befreit wird, folgen ihm die Eigenschaften des Mutes, des Unternehmungs-eistes sowie ein Charakter der Tapferkeit und Unerschrockenheit, was einen wiederum in Gefahren stürzen lässt, vor denen sogar die Herzen von Löwen erzittern und die Gallen von Tigern über-aufen. Dieser Glaube drückt den Seelen den Stempel der Beharr-ichkeit sowie des Ertragens von Unannehmlichkeiten und Schick-salsschlägen auf und ziert sie durch die Zierde des Großmuts und der Großzügigkeit. Er ruft sie zum Verzicht all dessen auf, was zu erlangen für sie schwierig ist. Ja, er spornt sie sogar zu aufop-fernder Hingabe und zur Aufgabe des Glanzes des Lebens an. All dies ist um der Wahrheit willen, die sie dazu aufgerufen hat an dieses Dogma zu glauben.

 

Wie kann jemand, der fest glaubt, dass die Lebensdauer begre-nzt und der Lebensunterhalt gewährleistet ist sowie alles in der Hand Gottes liegt und ER es regelt wie ER will, bei der Verteidi-gung seines Rechts und Erhöhung des Namens seiner Nation und Religion den Tod sowie das Ausüben all dessen, was Gott ihm davon vorgeschrieben hat, fürchten? Und wie kann jemand, der den göttlichen Anordnungen und den Grundlagen der menschli-chen Gesellschaften entsprechend von seinem Vermögen um der Stärkung des Rechts und des Aufbaus von Ruhm und Ehre willen spendet,  Angst vor Armut haben?

 

Gott hat die Gläubigen ob dieses Glaubens gelobt und dabei dessen Vorzug dargelegt, indem ER, der Wahrhaftige, sagte:

 

„Diejenigen, zu denen die Menschen sprachen: „Fürwahr, die Menschen haben sich bereits wider euch versammelt; fürchtet sie also!“ – es stärkte sie im Glauben, und sie sprachen: „Unsere Genüge ist Gott und was für ein vorzüglicher beschützender Sach-walter!“ So kehrten sie mit Gnade von Gott und Huld zurück, kein Übel traf sie. Und sie folgten dem Wohlgefallen Gottes, und Gott ist voll gewaltiger Huld.“        (Qurʾān, Surah 3, Verse 173-174)

Durch diesen Glauben wurden die Schritte einiger weniger von ihnen angesichts der Heere, mit denen der Raum vollgepfropft ist und die Weite der Erde eng wird, gefestigt. Aber sie zogen ihnen den Boden weg und sie machten auf den Fersen kehrt (Biografie des Imam, Teil 2, S. 259f, zitiert nach:  Moderne Islamische Ideo-logie und ihr Zusammenhang mit der Kolonisation des Westens.

                                                      Dr. Muhammad Bahi, S. 156f.).

 

Der Glaube an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes ist äußerst  eng verbunden mit dem Vertrauen auf IHN, und zwar deshalb, weil derjenige, der daran glaubt, das tut, was er tun muss. Er vertraut auf Gott bei dem, was er an Zielen zu erreichen beabsichtigt, und ist dabei überzeugt davon, dass Gott mit ihm ist und ihm Erfolg verleiht und ihn unterstützt. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„...Und wer auf Gott vertraut, so ist ER seine Genüge...“

                                             (Qurʾān, Surah 65, Vers 3)

 

Und ER sagt:

 

„...Die Entscheidung liegt bei niemandem weiter als bei Gott. Auf IHN vertraue ich und so sollen auf IHN vertrauen die Vertra-uenden.“       (Qurʾān, Surah 12, Vers 67)

 

Vertrauen auf Gott bedeutet nun sich auf Gott zu stützen. Vertrauen auf Gott ist nicht einfach ein Ausdruck, den ein Gläu-biger ausspricht um Hilfe von Gott zu erbitten, sondern bedeutet vor allem das Folgen des geraden Weges, den die Offenbarung im ehrwürdigen Koran als ein Vorzeichnen der Grenzen, denen sich der Muslim verpflichtet zu fühlen hat, brachte. Vertrauen auf Gott heißt ergo, dass man die im ehrwürdi-gen Koran stehenden Empfehlungen und Anordnungen in die Praxis umsetzt und sich von allem fernhält, was Gott verboten hat. Wenn jemand das, wozu er verpflichtet ist, nicht ausführt, wird sein Vertrauen auf Gott zur Indifferenz, und diese missbilligt der Islam.

 

Zu den eindeutigen Fehlern gehört, was viele Muslime heutzutage unter dem Begriff Vertrauen auf Gott verstehen, dass er nämlich so-wohl im Bereich des Bemühens um den Lebensunterhalt als auch beim Tätigsein in den mannigfachen Lebensbereichen das Schieben der Verantwortung auf Gott bedeute. Dann sitzt der Vertrauende herum ohne zu arbeiten und ist davon überzeugt, dass Gott ihm genügt und ihm den Lebens-unterhalt schenkt, und führt nicht aus, wozu Gott ihn im ehrwür-digen Koran verpflichtet hat, wie etwa das Ziehen durch die Gebiete der Erde und das Suchen sowie Schürfen und Bohren danach, was ihm das zum Leben Nötige sichert und ihm sowie der islamischen Gemeinschaft Wohlergehen bringt.

 

Gott, der Erhabene, sagt:

 

„... Zieht also durch ihre Gebiete und esset von SEINEM Leben-sunterhalt!...“                              (Qurʾān, Surah 67, Vers 15)

 

Und ER sagt auch:

 

„Wenn also das Gebet verrichtet ist, so zerstreut euch im Land und strebt nach der Gnade Gottes!“                        (Qurʾān, Surah 62, Vers 10)

 

Das heißt: Sucht auf Erden danach, was Gott an Gnaden erwie-sen hat und somit auf ihr verteilt hat, damit ihr davon esst!

 

Vertrauen auf Gott in diesem Sinne, nämlich das Unterlassen von  Bemühen sowie Faulheit und Erschlaffen bei der Arbeit, steht sicher nicht im ehrwürdigen Koran, und die Propheten sowie die Gesandten riefen ihre Völker nicht dazu auf. Denn das gilt in dieser Form als Indifferenz, Faulheit und Stagnation im mensch-lichen Leben und Gott verbiete, dass ER eine Sache befehle, die das Leben in der Gesellschaft zur Lähmung und zum Stehen bringt!

 

Der Mensch wurde erschaffen um zu arbeiten und sich zu bemühen. Er wurde erschaffen um sich nach rechts und nach links zu bewegen und um den Faktoren der Erschöpfung und des Dahinschwindens in dieser Welt zu widerstehen und gegen sie anzukämpfen. Er wurde mithin erschaffen um ein Leben auf dieser Erde zu führen, aber ein Leben nur des Bemühens, des Arbeitens und  Widerstandes.

 

Wer also arbeitet, hat das Recht Gott um Hilfe zu bitten, das heißt auf IHN zu vertrauen, wobei er davon überzeugt ist, dass Gott ihn unterstützen wird.

 

Wer aber die Arbeit lässt, hat kein Recht darauf, auf Gott zu vertrauen.

 

 Wer nun nachlässig in dem ist, was von ihm an Verpflichtun-gen gefordert wird, so ist es nicht möglich, dass Gott ihm Genüge ist, denn Gott ist dem Genüge, der auf IHN vertraut, und der Vertrauende muss all das in die Praxis umsetzen, womit er beauftragt ist.

 

Und zu dem, was ihm aufgetragen ist, gehören die Arbeit und das Bemühen. Es gibt keine Hilfe von Gott für den, der nicht arbeitet, und es gibt keine Unterstützung von IHM für den, der indifferent ist respektive nicht arbeitet und Hilfe von Gott verlangt. Darum antwortete der Prophet (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!) dem Beduinenaraber, der vor der Tür der Moschee stand und ihn fragte, ob er seine Kamelstute festbinden oder loslassen und dann auf Gott vertrauen solle, mit den Worten: „Binde sie fest und vertraue auf Gott!“

 

Das heißt das Loslassen der Kamelstute ohne Fußfessel bedeu-tet Indifferenz und nicht Vertrauen auf Gott, denn jener Bedu-inenaraber übernahm nicht das Bewachen der Kamelstute, und jenes belegen der ehrwürdige Koran und der Geist der islami-schen Rechtsnorm. Somit ist das Festbinden der Kamelstute Pflicht und was danach folgt ist das Sich-Verlassen auf Gott. Denn solange der Mensch seine Pflicht tut, also hier das Festbinden, wird das Bitten Gottes um Schutz für die Kamelstute zu diesem Zeitpunkt als ein richtiges Verhalten angesehen. Wenn dieser Mensch sie nun aber ohne Fußfessel lässt, dann vernachlässigt er das, was von ihm erwünscht ist, und somit gilt das Vertrauen auf Gott als unangebracht.

 

Der Muslim soll also seine Pflichten wahrnehmen, als da sind Ernsthaftigkeit und Bemühung bei der Arbeit. Er soll aber nicht nachlässig oder leichtfertig sein. Er soll auf Gott vertrauen, näm-lich IHN um Erfolg beim Erreichen des Zieles bitten. Scheitert er, soll dieses sein Scheitern ihn nicht daran hindern den Weg fortzu-setzen, denn auf das, was geschehen ist, kann er nicht einwirken, es sind ja Beschluss und Vorherbestimmung Gottes. Er muss immer wieder versuchen, und vielleicht verleiht Gott ihm Erfolg bei der Erreichung des von ihm verfolgten Ziels in diesem Leben.

 

 

 

***

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10. Wahre Bedeutung von Gutund

Böse und wie der Mensch

beides sieht

 

Früher wie auch heute standen und stehen die Meinungen über die Definition von Gut und Böse im Widerspruch zueinander. Was heißt Gut und Böse? Und was sind ihre Quellen? Gibt es in den unterschiedlichen Epochen und Zeitaltern nur ein einziges Kriteri-um für Gut und Böse? Ist ein einziges Kriterium für die Bewertung von Gut und Böse für alle Völker mit deren unterschiedlichen Rassen, Farben und Glaubensrich-tungen geeignet?

 

Zu den offensichtlichsten Meinungsverschiedenheiten, die um dieses Problem entstehen, gehört die Differenz, die im Zusam-menhang steht mit Position und Wert des Guten. Gibt es also eine absolute Existenz des Guten? Oder gibt es Gutes im allgemeinen Sinne? Oder ist es stets relativ entsprechend der Zustimmung oder Bevorzugung eines bestimm-ten Individuums? Was der eine für Gutes hält, ist für den anderen kein Gutes. Und betrachten die zeitgenössischen Menschen, was bei denen in der Vergangenheit als Gutes bekannt war, dies als Böses?

 

Trotz dieser Meinungsverschiedenheit meinen viele Gelehrte, dass es nur ein einziges Richtmaß für Gut und Böse gibt, das seit ewig richtig ist und dem die gesamte Menschheit folgen soll. Dieses Richtmaß gilt nicht nur in internationaler umfassender Hinsicht, sondern ist auch unabhängig von Zeit und geografischer Lage. Es ist nicht bekannten gesellschaftlichen Traditionen unter-worfen und nicht von aufgestellten Rechtsbräuchen beeinflusst. Diese hat schon Gott aufgestellt und zu SEINEN Propheten und Gesandten herabgesandt. Hätten die Menschen also an eine einzige Gottheit geglaubt, wie die Gesandten sie angewie-sen hatten, und das, was die Offenbarung brachte, für wahr gehalten und wären sie dem, was den Gesandten herabgesandt wurde, gefolgt, wären ihr Urteil, ob Dinge gut sind oder nicht, ein einziges sowie ihre Sichtweise bei der Bewertung menschlichen Verhaltens identisch.

 

Was nun an Meinungsverschiedenheiten bei der Beurteilung der Dinge unter Anhängern derselben Glaubensrichtung erschei-nt, geht nicht auf den Widerstreit bei der Quelle der göttlichen Bewertung der Dinge zurück, sondern auf den der Gläubigen beim Verstehen religiöser Texte. Denn es ist unabdingbar, dass Gott nur einen allgemein gültigen Ethik-kodex herabsendet, in dem es weder Differenzen noch Diskrepanzen gibt und der auch von keinem Widerspruch und keiner Unvereinbarkeit befallen ist. Dementsprechend sind Diskrepanzen bei der Beurteilung der Dinge sowie Differenzen bei den Standpunkten hinsichtlich des Guten und Bösen von Ort zu Ort und von Epoche zu Epoche ledig-lich zurückzuführen auf das Nichtwissen um den Willen Gottes, der in den religiösen Texten zum Ausdruck kommt. Hätten alle Menschen den gött-lichen Willen gekannt, hätten sie alle nur einen einzigen Ethikkodex und würden sie all dieselben Dinge als „Gutes" und dieselben Taten als rechtschaffen bezeichnen.

 

Solange die Himmelsbotschaften die Quelle der Beurteilung der Taten und Dinge mit gut oder nicht gut sind, kann man sagen, das Gute sei die Basis, die Arbeit, der Ertrag, das Bemühen um die Verbesserung des Lebens, die gegenseitige Liebe unter den Menschen und deren Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Lebensschwierigkeiten und Empfehlungen dessen, was ihnen Nutzen im Diesseits bringt und zum Erhalten der Belohnung im Jenseits führt. Das Böse ist das Gegenteil davon, bedeutet also Zerstörung, Faulheit, Nachlassen bei der Produktivität und Ver-such des Hinderns am Fortschritt im Leben sowie der Hass der Menschen untereinander und Nichtzusammenarbeit bei dem, was Nutzen bringt sowie Begehen dessen, wodurch man das mensch-liche Leben zerstört und die Demontage der Familie respektive der Gesellschaften bewirkt und was zu Streit und Hass unter den Nationen und Völkern sowie innerhalb der Familie und den men-schlichen Gesellschaften führt.

 

Da Gott nur mit dem Guten zufrieden ist und Anweisungen nur für das gibt, was Nutzen und Vorteil für den Menschen bringt, erschuf ER den Menschen und vertraute ihm die Liebe zum Guten an. Zu der Natur des Menschen gehören also das Neigen zum Wachstum, zur Entwicklung sowie zum Versuch des Beitragens am Aufbau der menschlichen Zivilisation und an der Hebung der Lebensweise der Menschheit. In der menschlichen Seele gibt es also latente Kräfte, die zum Aufbau neigen und das Auftauchen in rechtschaffener Arbeit suchen sowie zur Änderung der in der Seele existierenden sinnlichen und reizbaren körperlichen und geistigen Aspekte hinstreben. All das hat eine gute Quelle und gilt als Bestätigung der Aussage des Gesandten Gottes (Gott segne ihn  und schenke ihm Heil!): „Jedes neugeborene Kind wird mit der natürlichen moralischen Anlage geboren“ – das heißt mit der Anlage zum Guten, wie es in den Worten des Erhabenen heißt:

 

„Fürwahr, er ist in der Liebe zum Guten gewiss stark.“

                                                 (Qurʾān, Surah 100, Vers 8)

 

Zuweilen geschieht es jedoch, dass diese menschliche Neigung zum Guten auf einige äußere Kräfte stößt, die ihr Freisetzen verhindern, und sehr schnell wandelt sich die schöpferische Energie des Aufbaus in eine vernichtende tierische Energie um. Dann neigt der Mensch zum Bösen und geht auf dessen Weg, bis dass die bei ihm vorhandenen Kräfte des Guten von den erworbenen Charakteristika des Bösen dominiert werden. Das bedeutet, der Mensch wird nicht mit einer schlechten Natur geboren, sondern er wird ein böser Mensch, wenn das Erscheinen der Kräfte des Guten bei ihm schwindet. So beseitigen die äuße-ren bösen Strömungen seine Neigung zur Produktivität und er wird das Opfer einer Psychose oder aggressiver vernichtender Tendenzen und somit ein böser Mensch.

 

Das heißt, was den Menschen sich zum Bösen wandeln lässt, steckt nicht in ihm selbst, sondern vollzieht sich bei ihm von außen, nämlich aus der Umwelt oder den Methoden der Erziehung und Ausbildung oder den Mitteln der Kultur, die er von seinen Eltern, Freunden, Nachbarn oder seiner Gesellschaft erhalten hat. Der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) hat also Recht, als er sagte: „Jedes neugeborene Kind wird mit der natürlichen moralischen Anlage geboren, aber seine Eltern machen ihn zu einem Juden, zu einem Christen oder zu einem Feueranbeter.“

 

Das bedeutet, der Mensch wird mit einer guten Naturanlage geboren und erwirbt das Böse durch seine Gesellschaft, in der er lebt. Das Gute ist mithin die Quelle der Existenz im menschlichen Wesen und das Böse eine plötzlich sich vollziehende Erscheinung, die das Hemmen aufbauender Energie im Menschen versucht. Der Versuch beschränkt sich nicht nur auf das Hemmen, sondern wan-delt diese Energie in vernichtende Neigungen um, die in die Seele des Menschen durch  Erlernen und Umgang eingepflanzt werden. Und so begeht der Mensch Sünden und verübt schlechte Taten und wird die Tendenz zum Bösen in ihm dominierend, bis sie sogar ein Teil von ihm, das heißt identisch mit seiner Seele wird. Und das ist es, was der ehrwürdige Koran mit seinen folgenden Worten zum Ausdruck bringt:

 

„...Fürwahr, die Seele ist gewiss eine zum Bösen Antreibende ...“           (Qurʾān, Surah 12, Vers 53)

 

Diese Seele erwirbt man durch die Umwelt. Was es also an Antipathie, Streitigkeiten und Unruhe gibt, geht an sich auf die Einflüsterung dieser Seele zurück, die ihren Besitzer dazu antreibt Spaltung und Konflikt sowie das Stellen des Krieges über denHeil zu verbreiten.

 

Diese aus der Umwelt erworbene Seele lässt ihren Besitzer zum meisterhaften Beherrscher beim Erschaffen verschiedener Spie-larten des Folterns und Peinigens werden. Wenn der Mensch einmal die Eigenschaften des Bösen aus der Umwelt erworben hat, geht er auf diesem Weg weiter und stiftet hinsichtlich der Werte Verwirrung. Er versucht das Festigen der Pfeiler der Diffe-renzen unter den moralischen Normen, denn er vergaß den richti-gen Ethikkodex. Er vergaß, was Gott herabsandte und jene Eigenschaften, die er von schlechten Menschen annahm, ließen es ihn vergessen. Was er sich also an bösen Taten zu Schulden kommen lässt, entspringt dieser Seele:

 

„Was dich an Gutem trifft, so ist es von Gott; und was dich an Bösem trifft, so ist es von deiner Seele...“                 (Qurʾān, Surah 4, Vers 79)

 

Denn diese Seele verführt einen und treibt einen zum Begehen der vernichtenden Sünde sowie zur Verübung der Vergehen, die auf einen selbst sowie auf jeden Mitmenschen und auf das, was einen umgibt, mit schrecklicher Zerstörung zurückfallen.

 

Um nun die Gesellschaft weit von diesen schlechten Taten und Sünden zu halten, soll man sich mit den Quellen der Kultur besch-äftigen und die richtigen Verfahrensweisen im Leben der Familie bewahren. Da die menschlichen Ordnungen und die Familien-gewohnheiten durch schlechte Neigungen beeinflusst werden und keine Gesellschaft von deren Propagandisten frei ist, müssen wir an dem, was Gott herabsandte, festhalten und dürfen nichts davon aufgeben um uns selbst sowie unsere Gesellschaften vor den Faktoren des Zerfalls und der Zerstörung zu schützen. Das erste, wozu wir verpflichtet sind, ist also der Glaube an Gott.

 

Gott, der Erhabene, sagt:

 

„O ihr Menschen! Zu euch gekommen ist bereits der Gesandte mit der Wahrheit von eurem Herrn. Glaubt also zu eurem Guten!...“         (Qurʾān, Surah 4, Vers 170)

 

Es ist also etwas Gutes, wenn wir an IHN glauben und nieman-dem außer IHM anbetend dienen um nicht zwischen den Bestim-mungen der Scharia und den Gesetzen, bei denen man Richtiges und Falsches nicht erkennt sowie Recht und Unrecht nicht deutlich werden, umherzuirren. Der Glaube an Gott sowie daran, was Gott zu Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) herab-sandte, ist das Gute für die islamische Gemeinschaft und für die Menschheit:

 

„Und wenn die Leute des BUCHes glaubten, wäre es besser für sie...“                          ( Qurʾān, Surah 3, Vers 110)

 

Der Glaube ist also das Gute und das Leugnen des Islam ist das Böse. Der Erhabene sagt:

 

„Fürwahr, die schlimmsten Lebewesen bei Gott sind diejenigen, die den Islam leugnen. Sie glauben mithin nicht.“    

                                           (Qurʾān, Surah 8, Vers 55)

 

Die Gerechtigkeit und das Verrichten guter Taten sowie Verwandtschaftsbande, sei diese Verwandtschaft auf Grund von Nachbarschaft oder durch Abstammung, gelten ebenfalls als Gutes.

 

Unmoral und Verwerfliches sind ein Übel. Der Erhabene sagt:

 

„Fürwahr, Gott gebietet Gerechtigkeit und das Verrichten guter Taten und Freigebigkeit gegenüber den in Verwandtschaftsbeziehung Ste-henden und verbietet Unmoral und Verwerfliches und Gewalttätig-keit...“                       (Qurʾān, Surah 16, Vers 90)

 

Zusammenfassend können wir sagen: Alles, was Gott, der Hocherhabene, gebietet, gehört zum Guten, und was ER verbie-tet, zum Bösen. Wer dem Gebot Gottes nicht Folge leistet, ist ein Mensch, der nach Verbreitung von Unmoral auf Erden strebt, wobei Gott aber die Unmoralischen nicht liebt. Auf den Unmora-lischen lastet auf Erden der Fluch Gottes und für sie ist die schli-mmste Qual am Jüngsten Tag vorgesehen. Gott, der Erhabene, sagt:

 „die den Bund Gottes nach seiner Errichtung brechen und zerschneiden, was Gott gebot, dass es verbunden sei, und unmo-ralisch auf Erden handeln, jene, sie sind die Verlierenden....“

                                           (Qurʾān, Surah 2, Vers 27)

 

Und ER sagt:

 

 „Und die den Bund Gottes nach seiner Errichtung brechen und zerschneiden, was Gott gebot, dass es verbunden sei, und unmo-ralisch auf Erden handeln, jene, für sie ist der Fluch und für sie ist eine schlimme Wohnstatt.“            (Qurʾān, Surah 13, Vers 25)

 

***

 

 

 

11. Werke des Menschen im Diesseits

und ihre Vergeltung

 

Gott erschuf den Menschen und vertraute ihm eine Reihe von den Trieben und Eigenschaften an, die den Menschen auf mannig-fache Neigungen und Wünsche einstellten. Zu diesen Eigenschaf-ten gehören seine Neigung zum Erwerb größtmöglichen Nutzens, sei dieser materiell oder ideell. Deshalb sehen wir den Menschen in den verschiedensten Lebensbereichen zum Erreichen dieses Ziels hinstreben. Er ist ernsthaft bemüht und strengt sich an um Besitz oder Nimbus und Macht zu erlangen oder um die auf Berühmtheit und Prunksucht abzielenden sehlischen Wünsche in sich zu erfüllen.

 

Wer jedoch seinen Verstand in diesen gewaltigen Wogen der reißenden Ströme in verschiedenen Lebensbereichen unter Kont-rolle hat, findet immer zu einem Beschreiten von Wegen, die ihm dauernde seelische Konsolidation und eine Vergeltung garantie-ren, der keine Reue folgt respektive die ihn nicht ins Verderben führt. Deshalb sehen wir die Vernünftigen und diejenigen mit aus-geglichenen Wünschen, sich in ihrem Leben für das verpflichten, was ihnen ihr unbestechliches Gewissen diktiert, wie Bewahren der gesellschaftlichen Traditionen, mit deren Notwendigkeit im gesellschaftlichen Leben die Leute vertraut sind, und das Nicht-Übertreten des Gesetzes, das die Beziehungen unter den Men-schen regelt, sowie die Verpflichtung zur Ausübung dessen, was für das Individuum und für die Nation Gutes und Glück mit sich bringt.

 

Bildet nun also die himmlische Offenbarung die einzige Quelle für die Gesellschaftsordnung und das Aufstellen der Regeln, denen sich jedes Individuum zu verpflichten hat um seine integre und korrekte Rolle beim Aufbau der Gesellschaft zu spielen, ist erst recht der Gläubige zu ihrer Bewahrung in all seinen Lebens-bereichen verpflichtet. Solange er also ausübt, was Gott ihm gebot, und auf das verzichtet, was Gott ihm verbot, beschreitet er den richtigen Weg, der ihn zur Erfüllung seines Wunsches führt den größten Nutzen im Diesseits und im Jenseits zu erlangen. Das Beschreiten dieses Weges wird ihn während der langen Zeit im Diesseits vor Fehltritten bewahren und ihn von der schmerzhaften Pein im Jenseits befreien.

 

Denn es ist so, dass Gott jeden belohnt, der rechtschaffene Werke verrichtet. Der Erhabene sagt:

 

„Wer Rechtschaffenes wirkt, ob Mann oder Frau, und er ist gläubig, dem werden WIR ganz gewiss ein gutes Leben gewäh-ren. Und WIR werden es ihnen ganz gewiss mit ihrem Lohn verge-lten mit dem Besten, was sie zu tun pflegten.“

                                         (Qurʾān, Surah 16, Vers 97)

 

Ferner sagt ER:

 

„Und es sind weder eure Besitztümer noch eure Kinder, die euch in die unmittelbare Nähe von UNS bringen, außer diejenigen, die glauben und Rechtschaffenes tun, jene sind es, für die Vergel-tung des Vielfachen ist für das, was sie getan haben, und sie sind in Sicherheit in den oberen Gemächern.“

                              (Qurʾān, Surah 34, Vers 37)

     

Gott belohnt den Gläubigen für dessen Werk nicht nur im Jen-seits, sondern vergilt es ihm im Diesseits und belohnt ihn im Jen-seits. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Und zu denen, die Gott fürchteten, wird gesprochen: „Was hat euer Herr hinabgesandt?“ Sie sagen: „Gutes!“ Für diejenigen, die Gutes tun in der diesseitigen Welt, ist Gutes. Aber die Wohnstatt des Jenseits ist besser. Wie herrlich ist doch gewiss die Wohnstatt der Gott Fürchten-den! Die Gärten Edens. Sie treten in sie ein. Fließende Gewässer durcheilen sie. Für sie ist in ihnen, was sie wollen. So vergilt es Gott den Gott Fürchtenden.“

                                 (Qurʾān, Surah 16, Verse 30-31)

 

Und ER sagt:

 

„O MEINE MICH anbetend Dienende, die ihr glauben! Fürchtet euren Herrn! Für diejenigen, die in der diesseitigen Welt Gutes tun, ist Gutes. Und Gottes Erde ist weit. Den Standhaften wird nun aber deren Lohn gewährt werden – ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden.“

                                              (Qurʾān, Surah 39, Vers 10)

ER sagt ferner:

 

„Und nicht war ihre Rede*, außer dass sie sprachen: „Unser Herr! Vergib uns unsere Sünden und unsere Maßlosigkeit bei unserer Angelegenheit und festige unsere Schritte und hilf uns gegen die den Islam leugnenden Leute!“ So gab ihnen Gott den Lohn des Diesseits und das Schöne des Lohns des Jenseits. Und Gott liebt die Gutes Wirken-den.“                   (Qurʾān, Surah 3, Verse 147-148)

    

·       Das bedeutet: Die Worte der Gläubigen, deren Schritte bei den Bemühungen im Einsatz um Gottes willen gefestigt wurden.

 

Wie Gott den Gläubigen die frohe Kunde des Paradieses gab, drohte ER den Islam-Leugnern das Höllenfeuer an.

    

ER, der Erhabene, sagt:

 

„Und diejenigen, die den Islam leugnen und UNSERE Zeichen abstrei-ten, jene sind die Insassen des Höllenfeuers, sie verweilen darin ewig.“                                      (Qurʾān, Surah 2, Vers 39)

Und ER sagt auch:

 

„Fürwahr, diejenigen, die Gottes Zeichen leugnen, für sie ist eine schlimme Pein...“                            (Qurʾān, Surah 3, Vers 4)

 

ER sagt ferner:

 

„...Und verkünde denen, die den Islam leugnen, eine schmerzhafte Pein!“                     (Qurʾān, Surah 9, Vers 3)

    

Was man in der diesseitigen Welt an meistens auf materiellen Genüssen begründetem Besitz der Islam-Leugner und Sünder sieht, ist kein Beweis für Gottes Billigung deren Glaubensstand-ortes. Vielmehr spricht der ehrwürdige Koran über dieses Phäno-men und legt dar, dass es zum Gewähren eines Zeitaufschubs gegenüber den Islam-Leugnern gehört, damit das wahre Gesicht der zum Bösen antreibenden Seele des Islam-Leugners erscheine. Denn diese Seele überschreitet das Maß und sie überschreitet das Maß in fortgesetztem Maße, wenn sie fühlt, dass sie materielle Kräfte besitzt. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Keinesfalls! Fürwahr, der Mensch überschreitet gewiss das Maß. Dass  er sich sieht, er sei auf niemanden angewiesen.“  

                                                 (Qurʾān, Surah 96, Verse 6-7)

 

Deshalb sagt Gott, der Erhabene, um die Weisheit darzulegen, dass einige Islam-Leugner zu Vermögen und Nimbus gelangen:

 

„Und nicht sollen diejenigen, die den Islam leugnen, damit rechnen, dass das, was WIR ihnen an Aufschub gewähren, für ihre Seelen gut sei. WIR gewähren ihnen Aufschub nichts weiter als nur deshalb, damit sie zunehmen an Sünde. Und für sie ist schimpfliche Pein.“         (Qurʾān, Surah 3, Vers 178)

Und ER sagt auch:

 

„...Sprich: „Genieße dein Leugnen des Islam ein wenig! Für-wahr, du gehörst zu den Insassen des Höllenfeuers!“

                                         (Qurʾān, Surah 39, Vers 8)

 

Das Kernstück des Lohnes und der Vergeltung im Jenseits ist mithin der Glaube. Wer also glaubt sowie Rechtschaffenes wirkte, dessen Werk wird belohnt, wobei ihm aber der Lohn im Jenseits vervielfacht wird. Wirkt er Schlechtes, wird er lediglich mit dem ihm Vergleichbaren bestraft. Das heißt, dass Gott den Wunsch des Menschen durch Erlangen der Vergeltung dessen, was dieser Mensch tut, erfüllt. So gibt Gott dem Menschen mehr als dessen Handeln, wenn es rechtschaffen war, und bestraft ihn nur mit dem Vergleichbaren seiner schlechten Tat. Gott teilt uns mit, dass ER die gute Tat mit etwas Besserem als diese vergilt und die schlechte Tat lediglich mit dem ihr Vergleichbaren bestraft. So sagt ER in SEINEM brillanten BUCH:

 

„Wer mit einer guten Tat kommt, für den ist Besseres als das. Und wer mit einer schlechten Tat kommt, so wird denjenigen, die schlechte Taten verrichten, nichts vergolten außer, was sie zu tun pflegten.“          (Qurʾān, Surah 28, Vers 84)

 

Die Erhöhung des Lohnes für gute Taten kann sogar das Zehnfache erreichen. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Wer mit einer guten Tat kommt, für den ist deren Zehnfache. Und wer mit einer schlechten Tat kommt, so wird ihm nichts ver-golten außer das ihm Gleiche. Und sie werden nicht ungerecht behandelt.“               (Qurʾān, Surah 6, Vers 160)

 

Das bedeutet, sie werden nicht ungerecht behandelt, wenn sie für die schlechte Tat mit etwas ihr Ähnlichem bestraft werden. Was aber Gott für eine gute Tat mit Zehnfachem belohnt, so ist das eine sie ehrende gnädige Vergünstigung des Hocherhabenen, denn als Erstes glaubten sie und fügten dann ihrem Glauben eine rechtschaffene Handlung hinzu.

 

Möglicherweise verhüllt Gott die schlechten Taten des Gläubi-gen, wenn dieser sich der rechtschaffenen Handlung verpflichtet. Das gehört zur Verzeihung der Sünden, wenn dessen allgemeine Verhaltensmerk-male gut sind. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„...Und wer an Gott glaubt und Rechtschaffenes tut, dessen schlechte Taten wird ER ihm verhüllen...“    (Qurʾān, Surah 64, Vers 9)

 

Das geschieht nur, wenn die Sünde mit einem Recht Gottes, des Erhabenen, zusammenhängt, der Mensch also etwas Schlech-tes macht, das mit dem Schädigen irgendeines anderen Menschen nichts zu tun hat. Hängt indes die schlechte Tat mit einem Recht des anbetend Dienenden zusammen, ist die Handlung also ein unmittelbarer oder mittelbarer Grund für das Schädigen eines Menschen, wie etwa dessen Beraubung oder Zufügung irgend-einer Form der Schädigung, sind die Rückgabe des Gestohlenen respektive das Vergeben desjenigen, dem Schaden zugefügt wurde, unabdingbar – als eine der Bedingungen der Vergebung dieser seiner schlechten Tat durch Gott. Auch wenn die Handlung eine Schädigung für die Gesellschaft darstellt, wie etwa Raub  öffentlichen Vermögens oder dessen Missbrauch, sind Rückgabe des Vermögens sowie Wiedergutmachung für den Missbrauch erforderlich, damit eine große Hoffnung besteht, dass Gott einem diese schlechte Tat vergibt.

 

Die rechtschaffene Handlung ist einer der Gründe der Sühnung der schlechten Tat, sofern diese spontan und ohne Vorsatz respe-ktive ohne Kontinuität begangen wurde. Wer glaubt und Recht-schaffenes tut, dessen sich dann aber von Zeit zu Zeit Schwäche bemächtigt, wird ein Opfer der Verführung und begeht eine Sün-de. Gedenkt er nun aber Gottes und kehrt er zu IHM zurück und entsagt er dem, in was er ver-fallen ist, und nimmt er Abstand davon diesen krummen Weg weiterhin zu beschreiten und bittet er Gott um Vergebung, wird Gott ihm diesen Lapsus vergeben, zumal dieser etwas Spontanes ist und dieser Mensch jenen Lapsus zu einem Zeitpunkt der Unachtsamkeit gegenüber den Anweisun-gen Gottes, des Hocherhabenen, beging. Dies ist aber eine Gunst-bezeigung von Gott ausschließlich für den Gläubigen. Was aber den Islam-Leugner betrifft, wird Gott ihm absolut niemals verge-ben. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Fürwahr, Gott vergibt nicht, dass IHM beigesellt wird, und ER vergibt, was unterhalb diesem ist, wem ER will...“

                                          (Qurʾān, Surah 4, Vers 48)

 

Was auch immer der Islam-Leugner an rechtschaffenen Taten verrichtet, wird das kein Grund für seine Rettung von der Hölle sein. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Fürwahr, diejenigen, die den Islam leugnen und sterben und sie sind Islam-Leugner, so wird niemals von einem einzigen von ihnen der Erde Fülle an Gold angenommen, falls er sich damit loskaufen wollte. Jene, für sie ist eine schmerzliche Pein und es gibt für sie niemanden an Helfenden.“

                                                   (Qurʾān, Surah 3, Vers 91)

 

 

 

     Und ER sagt auch:

 

„Und diejenigen, die den Islam leugnen, ihre Werke sind wie eine Fata Morgana in einer weiten Ebene, die der Durstige für Wasser hält, bis er, wenn er zu ihr kommt, sie als Nichts vorfindet. Und er findet Gott bei sich. ER lässt ihm seine Abrechnung wider-fahren, und Gott ist schnell im Abrechnen.“

                                        (Qurʾān, Surah 24, Vers 39)

 

Kurz gesagt: Die Belohnung im Jenseits ist nur für den, der glaubt und Rechtschaffenes verrichtet. Er wird somit für seinen Glauben und für das, was er an rechtschaffenem Handeln vorwei-sen kann, belohnt. Diese Belohnung erreicht möglicherweise das Zehnfache dessen, was er an rechtschaffenen Taten vorweist. Wenn aber jemand eine schlechte Tat begeht, wird diese mit dem Gleichen von ihr bestraft. Vielleicht vergibt Gott sie ihm, wenn es sich bei ihr um etwas Vorübergehendes handelt, das heißt, wenn es nur einmal passiert und der Mensch sich von ihr sofort wieder ablässt und Gott um Vergebung bittet sowie alles zurückgibt, was er zu Unrecht hat, falls es mit dem Individuum oder der Gesell-schaft zusammenhängt.

 

Was indes den Islam-Leugner betrifft, so gibt es als Vergeltung für dessen Leugnen des Islam ausschließlich das Höllenfeuer, und was sein rechtschaffenes Handeln angeht, so hat dies auf ihn keinerlei Auswirkung, das heißt es rettet ihn nicht vor dem Betre-ten der Hölle, wenngleich die rechtschaffene Tat dem Islam-Leug-ner die Höllenpein erleichtert. Das bedeutet, der Islam-Leugner, der im Diesseits eine rechtschaffene Tat für die Mitbürger seiner Heimat oder seiner menschlichen Gesellschaft wirkt, dessen Pein wird geringer sowie leichter sein als die Pein des Islam-Leugners, der keine rechtschaffene Tat im Diesseits vollbringt. So wie das Paradies Abstufungen hat, hat auch die Hölle Abstufungen. Deren unterste und hinsichtlich der Pein schlimmste Stufe ist für den, der den Islam leugnete und nichts Rechtschaffenes während seines Lebens wirkte. Die schwächste Abstufung ist für den, der den Islam leugnet, aber rechtschaffenen Werke vorweisen kann, die den Mitbürgern seiner Heimat nützten oder die einen Schmerz der Menschheit linderten.

 

Erhält der Gläubige Gutes im Diesseits, lobpreist er Gott. Trifft ihn indes ein Unheil, ist er geduldig, weil jenes eine Heimsuchung und eine Prüfung für das Ausmaß der Kraft seines Glaubens an Gott darstellt. Gott, der Erhabene, sagt:

 

“Rechnen denn die Menschen damit, dass sie gelassen werden, dass sie sagen „Wir glauben.“ und sie werden nicht auf die Probe gestellt? Und WIR haben ja schon diejenigen vor ihnen auf die Probe gestellt. So weiß Gott ganz gewiss um diejenigen, die wahr-haft sind, und ER weiß ganz gewiss um die Lügner.“

                                (Qurʾān, Surah 29, Verse 2-3)

 

Wenn der Gläubige sieht, dass dem Islam-Leugner eine Gnade zuteil wird, die ihm selbst verwehrt ist, dann soll er wissen, dass es sich um eine Weisheit handelt, um die Gott, der Erhabene, weiß. Er soll ferner daran denken, dass jenes vielleicht auch eine Prüfung für ihn sein kann, damit die Seele ihre Wahrhaftigkeit demonstriert. Wäre die menschliche Seele nicht schwach, und hätte sie die Fähigkeit dazu eine derartige Probe zu ertragen, würde Gott das Vermögen des Islam-Leugners vermehren. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Und wenn nicht sein sollte, dass die Menschen eine einzige Gemeinschaft würden, hätten WIR denen, die den Allerbarmer leugnen, gewiss für ihre Häuser Dächer aus Silber gemacht und Stufen, auf denen sie hinaufsteigen. Und für ihre Häuser Türen und Betten, auf denen sie ruhen. Und Goldschmuck. Aber all jenes wäre nur ein Nießbrauch für das diesseitige Leben, und das Jenseits bei deinem Herrn ist für die Gott Fürchtenden.“

                                       (Qurʾān, Surah 43, Verse 33-35)

 

Das heißt, Gott gab dem Islam-Leugner dies nicht, damit nicht alle Menschen Islam-Leugner werden, denn die Seele ist schwach und  bricht angesichts dieser materiellen Verführungen schnell zusammen. Der Gläubige soll also diese Wahrheit begreifen und er soll auch wissen, dass das Ergebnis für ihn besser und dauer-hafter ist. Trotzdem soll dieser Sinn kein Grund für des Gläubigen Vernachlässigung bei dessen Arbeit oder für dessen Faulheit beim Erlangen materieller Dinge auf legitimem Wege sein. Denn Faul-heit ist Sünde, für die man bestraft wird, und Ernsthaftigkeit sowie Handeln in den verschiedenen Lebens-bereichen sind rechtschaf-fene Taten, für die man belohnt wird. Man soll also ernsthaft und fleißig sein um zur Gruppe derjenigen zu gehören, die an Gott glauben und das Rechtschaffene verrichten. Und jene werden den höchsten Rang haben.

 

 

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12. Hinführung zum Glück im

Diesseits und Jenseits

 

Alle Menschen streben danach Wege zu beschreiten, die sie dahin führen, dass sie glücklich leben, wenn auch die Vorstellung von Glück von einer Person zur anderen unterschiedlich ist. Wäh-rend einige Menschen sehen, dass ihr Glück nur durch Erlangen größtmöglicher Menge an Vermögen oder Bekleiden hoher Ämter verwirklicht wird, die ihnen Macht, Ansehen und Berühmtheit unter den Menschen verleihen, sehen  andere das Glück in der Verteidigung edler Prinzipien oder im Leisten von Hilfe gegenüber den Schwachen, Unterstützung der Bedürftigen, sowie im Aufru-fen der Menschen zur Liebe des Guten untereinander und im Anhalten zur Verpflichtung gegenüber den moralischen Prinzipien, damit die Menschen in Sicherheit, Ruhe, Liebe und Harmonie leben und einer dem anderen hilft. Dementsprechend schützt ein Bruder seinen Bruder, hat ein Nachbar Mitgefühl mit seinem Nachbarn und verhindert ein Bürger das Zufügen von etwas Bösen gegenüber seinem Mitbürger und stützen die Völker und Individuen sich Seite an Seite bei der Konfrontation von Wechsel-fällen der Zeit und Stürmen des Lebens.

 

Trotz der Verschiedenheit von Orientierungen und Trends bei der Interpretation der Bedeutung von Glück sowie der Wege zu ihm gibt es eine allgemeine Bedeutung, um die sich fast alle Menschen sammeln, dass nämlich das Glück in Zuversicht der Seele, Ruhe des Gewissens, Lauterkeit des Herzens und dessen Freisein von Groll und Hass sowie Sorge um die Zukunft begrün-det ist. Deshalb erwähnt Gott dieses Bild im Zusammenhang mit dem Erweisen von Wohltaten für die Gott Fürchtenden, indem ER sagt:

 

„Fürwahr, die Gott Fürchtenden sind in Gärten und an Quellen. „Tretet in sie ein inHeil, sicher!“ Und WIR entfernen, was in ihrer Brust an Groll ist. Wie Brüder, auf Ruhekissen einander gegen-über. Es er-fasst sie auf ihnen keine Mattheit, und sie werden nie von ihnen vertrieben. „               (Qurʾān, Surah 14, Verse 45-48)                                                                               

 

Denn es ist so, dass die den Menschen umgebende psychische Atmosphäre einen tiefgehenden Einfluss auf all dessen Nerven hat. Beherrschen ihn also Stress, Sorge und Angst, spiegelt sich dies in den Nerven wider, und deren Struktur wird erschüttert und deren Tätigkeit gestört. So befallen den Menschen Gefühle, die er nicht erklären und deren unmittelbaren Grund, den er beseitigen könnte, er nicht verstehen kann. In diesem Moment helfen ihm weder Vermögen noch Kinder und retten ihn weder Nimbus noch Herrschaft. Diese materiellen Gnaden werden möglicherweise Faktoren, die seine Krankheit vermehren und seine Heilung auf-schieben und sie sind vielleicht der Grund dieser Krankheit, und zwar wenn ihn die Liebe zum Vermögen und Nimbus beherrscht.  So beschreitet er Wege, von denen er glaubt, dass sie ihn das Ziel erreichen lassen, wobei sie aber seine Krankheit vermehren und seine Schmerzen vervielfachen. Denn er hegt Hassgefühle gegen-über dem, der ihn auf diesem Gebiet überragt, und strebt danach auf dessen Weg Hindernisse zu legen und gegen diesen Versch-wörungen anzuzetteln um das, was sich in dessen Besitz befindet, zu rauben oder ihn von dessen Position zu entfernen um diese selbst zu erlangen.

 

Egal ob er dabei Erfolg hat oder scheitert, er führt sein ganzes Leben in ständiger Sorge. Er fürchtet, dass seine Pläne keinen Erfolg beim Erreichen des Ziels haben, oder er hat Angst seine Ziele, die er schon verwirklicht und in seinen Händen hat, wieder zu verlieren. Denn er glaubt, dass die anderen sich gegen ihn verschwören, wie er es selbst mit den Leuten gemacht hat, und seinen eigenen Besitz rauben, wie er es ebenfalls selbst mit den Leuten gemacht hat.

 

Vermögen und Nimbus gehören also nicht zu den Ursachen des Glücks an sich, sondern sind nur ein Mittel der Erleichterung der Last des materiellen Lebens für den Menschen. Sie sind ergo eine zwei-schneidige Waffe, das heißt sie sind möglicherweise einer der Ursache des Glücks des Gläubigen, wenn dieser bei deren Erlangen den von Gott, dem Erhabenen, vorgezeichneten Wegen folgt. Er behandelt also niemanden ungerecht und hasst keinen Menschen, der sich von ihm durch die Menge des Vermögens unterscheidet oder ihn beim Bekleiden von Ämtern übertrifft oder eine hohe Position unter seinen Mitbürgern erhalten hat. Wenn er dies tut, ist seine Seele zuversichtlich und mit dem zufrieden, was Gott für sie bestimmt hat. Darin besteht weitreichende Glückselig-keit, die man nur dann sehen kann, wenn man in ihrem Schatten lebt. Der ehrwürdige Koran bringt dies zum Ausdruck, indem Gott, der Erhabene, sagt:

 

„O du Seele in Ruhe! Kehre zurück zu deinem Herrn zufrieden und zufriedenstellend! So tritt ein zu MEINEN anbetend Dienenden und tritt ein in MEIN Paradies!“                             (qurʾān, Surah 89, Verse 27-30)

 

Die Seele ist nur dann in Ruhe, wenn sie mit dem zufrieden ist, was  Gott für sie bestimmt hat, und den Menschen Gutes wünscht, wie es im Ḥadiṯ des Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!) steht, in dem der Gesandte sagt: „Jemand von euch glaubt erst, wenn er seinem Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht.“

 

Der Glaube an Gott und die Verpflichtung zu legalen Wegen in den Bereichen des materiellen Lebens und die Liebe des Men-schen zu dessen Mitmenschen sowie nicht das Verschwinden des-sen zu wünschen, was der andere an Gnade hat, sind Wegweiser, die zum realen Glück im Diesseits sowie im Jenseits führen.

 

Was aber den Hass betrifft, so zerstört er Seele und Körper. Er ist auch der Hauptgrund, der den Menschen zur Schädigung des-sen Bruders treibt, wobei er nicht beachtet, dass dies auch eine Schädigung seiner selbst darstellt. Denn dieser Hass bringt sei-nem Leben psychische Sorge und Nervosität. Auf diese Weise verwirklicht sich ihm die Glückseligkeit nicht, und somit genießt er auch das Leben nicht, denn das Gefühl des wahren Genusses ging ja verloren. Ferner beherrscht ihn die Suggestion dahingehend, dass er dadurch über jene triumphiert, die er für seine Feinde hält, wobei dieses Handeln ihn in Zerstörung und Verderben stür-zt. Er erkennt das erst, wenn es zu spät ist, und dann er soll er nur noch sich selbst tadeln. Gott, der Erhabene, berichtet von dieser Seele mit den Worten:

 

„Und ich spreche mich selbst nicht frei; fürwahr, die Seele ist gewiss eine zum Bösen Antreibende...“                        (Qurʾān, Surah 12, Vers 53)

 

Und ER sagt ferner:

 

„... und was dich an Bösem trifft, so ist es von deiner Seele...“

                                           (Qurʾān, Surah 4, Vers 79)

 

Die andere Seite des Vermögens ist dessen Verwendung zum Zufügen von Schaden für die Menschen respektive dessen Erlan-gen auf illegalen Wegen wie etwa durch Raub, Betrug bei Hande-lsverbindungen oder Überteuerung um auf Kosten der Schwachen und Bedürftigen einen höchstmöglichen Gewinn zu erzielen – ganz abgesehen davon, dass man ob dieser Arbeit im Jenseits bestraft wird. Hierin liegt auch einer der Gründe des Elends im Diesseits. Denn wer dieser illegalen Methode beim Erwerb von Vermögen folgt, ist schon unvermeidlich von der Liebe zum Reich-tum beherrscht, und zwar in einer Weise, die ihn unruhig sichtlich hinsichtlich dessen, was sich in seinen Händen befindet, sowie unzufrieden mit dem werden lässt, was er erlangt hat. Dieser Zustand lässt ihn das Glück verlieren und veranlasst ihn Tag und Nacht in Sorge zu leben sowie zu fürchten, dass er verliert, was sich in seinen Händen befindet. Ferner hat er Angst, dass er nicht noch mehr erlangen kann.

 

Kurz gesagt, das Vermögen wird nur dann zu einer der Ursa-chen des Glücks, wenn man sich an die legalen Wege bei seinem Erwerb hält und auch das entrichtet, was einem an Sozialpflicht-abgabe obliegt. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Nimm von ihrem Vermögen eine Abgabe, durch die du sie reinigst und läuterst...“                                      (Quʾān, Surah 9, Vers 103)

 

Und ER sagt auch:

 

„Es sind zu vergleichen diejenigen, die ihr Vermögen für den Einsatz um Gottes willen aufwenden, mit einem Samenkorn, das sieben Ähren wachsen lässt, in jeder Ähre hundert Samenkörner. Und Gott vervielfacht, wem ER will, und Gott ist allumfassend, allwissend. Die ihr Ver-mögen für den Einsatz um Gottes willen aufwenden und dann dem, was sie aufgewandt haben, weder Vorrechnung noch Kränkung folgen lassen, denen ist ihr Lohn bei ihrem Herrn und keine Furcht über ihnen und sie, sie werden nicht traurig sein.“         (Quʾān, Surah 2, Verse 261-262)

 

Der Glaube und der Erwerb des Vermögens auf legalem Wege und den Armen deren Recht darauf zu geben garantieren das Glück, denn  Gott versprach dem, der sich zu jenem verpflichtet, Sicherheit und innere Zufriedenheit im Diesseits und Vergeltung und Belohnung im Jenseits.

 

Geht der Glaube hingegen verloren, gibt es kein Glück, sondern Hass gegen den anderen und Angst vor diesem sowie ein Hinterherrennen hinter dem Vermögen auf allen Wegen. In all diesem liegen Vernichten der Seele und Zerstörung des Körpers, ganz zu schweigen davon, dass das Ende Hölle und Qual im Jenseits sind. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Bewundere nicht ihr Vermögen und auch nicht ihre Kinder! Gott will ja nichts weiter, als dass ER sie damit im diesseitigen Leben peinige, und ihre Seelen werden zunichte und sie sind Islam-Leugner.“                         (Qurʾān, Surah 9, Vers 55)

 

Zu den Faktoren des Glücks gehört auch die Zufriedenheit mit dem, was Gott bestimmt. Es steht in einem Heiligen Hadith, dass Gott sagt: „O MEIN anbetend Dienender! Fürwahr, du willst und ICH will. Wenn du mit dem zufrieden bist, was ICH will, gebe ICH dir, was du willst. Und wenn du mit dem, was ICH will, nicht zufrieden bist, mache ICH dich unglücklich bei dem, was du willst, und nichts ereignet sich in MEINER Herrschaft außer, was ICH will.“

 

So soll kein Mensch nach dem streben, was sich in den Händen der Menschen befindet, sondern sich bei seiner Arbeit bemühen, und wenn er in eine Position gelangt, soll er Gott dafür lobpreisen und seine Arbeit fortsetzen. Er soll ferner keine Hassgefühle gegen jemanden hegen, der sich vor ihm in einer Position oder hinsichtlich seines Nimbus auszeichnet. Denn es handelt sich um eine Sünde, und in einer Sünde liegt der Verlust des Glücks sowohl im Diesseits als auch im Jenseits.

 

Der Weg des Glücks im Diesseits und im Jenseits konzentriert sich auf den Glauben und die rechtschaffene Tat, egal ob diese Tat von Anbetungshandlungen oder zivilrechtlichen Handlungen abhängt. Bei den Anbetungshandlungen soll der Gläubige darauf bedacht sein die religiösen Pflichten zu ihren festgelegten Zeiten zu verrichten und sich den Tugenden, mit denen Gott zufrieden ist, zu verpflichten.

 

Was die zivilrechtlichen Handlungen betrifft, soll das Streben des Gläubigen nach Erlangen von Vermögen auf legalem Weg sein. Er soll es auch für das aufwenden, was ihm, seiner Familie und seiner Nation Gutes bringt. Er soll sich ferner in den gegen-seitigen Beziehungen mit den Menschen den islamischen Prinzi-pien verpflichten, die zu Liebe, Mitgefühl und gegenseitiger Hilfe unter den Mitmenschen aufrufen. All dies realisiert das Glück für alle.

 

Das Glück in einer Nation wird nur durch das Ermahnen zum Recht vollkommen. Dies passiert, wenn es in der Gesellschaft solche gibt, die die Leute zum Guten aufrufen und ihnen das Böse verbieten. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Ihr seid die beste Gemeinschaft, hervorgebracht für die Men-schen; ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche...“

                                      (Qurʾān, Surah 3, Vers 110)

 

Der einladende Aufruf zu Gott verwirklicht das Glück für den einladend Aufrufenden, der bei der Erfüllung dieser Tätigkeit Befriedigung der religiösen Haltung bei sich und Zufriedenstellung Gottes sieht. Genauso führt das zum Glück der Nation, indem nämlich der Glaube und seine Symptome vorherrschen sowie der Irrtum und seine Auswirkungen verschwinden. Deshalb schreibt Gott für sie als Vergeltung für das, was sie im Diesseits vorbereitet haben, die Gärten Edens im Jenseits fest. Gott lässt den Lohn derer, deren Werke gut sind, gewiss nicht verloren gehen.

 

 

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13. Notwendigkeit der Sendung

der Gesandten

 

Blickte der Mensch um sich und betrachtete er genau die Ersch-einungsbilder des Lebens und beschäftigte er sich in seinen Geda-nken eingehend mit den Wesenszügen jedes einzelnen Menschen, erfasste er mannigfaltige Verschiedenheiten, zahlreiche Sinnesar-ten, vielfältige Naturelle und unterschiedliche Meinungen, die an die Grenze von Widerspruch, Unvereinbarkeit und sogar langda-uerndem Widerstreit reichen, was die Gesellschaft an den Abgru-nd des Untergangs oder ins  Verderben führt.

 

Diese Verschiedenheit und dieser Widerstreit umfassen zwei Aspekte des Menschen: den physiologischen und den geistigen. Die Gestalt eines jeden Menschen und dessen Wesenszüge unter-scheiden sich von der Gestalt des anderen, selbst wenn er ein leiblicher Bruder von gleichen Eltern wäre. Genauso sind die Ideen derart mannigfaltig, dass es selten – oder sogar fast unmöglich – ist, dass Ideen zweier Personen völlig identisch sind. Was wir indes von Zeit zu Zeit an geistiger oder körperlicher Übereinstim-mung zwischen zwei Personen hören, ist lediglich im generell Allgemeinen, das heißt im größten Teil der Wesenszüge oder Ideen. Eine totale Übereinstimmung ist jedoch unmöglich.

 

Der ehrwürdige Qurʾān weist auf dieses Phänomen in den Worten des Erhabenen hin:

 

„Und wenn dein Herr wollte, machte ER die Menschen gewiss zu  einer einzigen Gemeinschaft, und sie sind immer noch unter-schiedlich.“                           (Qurʾān, Surah 11, Vers 118)

 

Die Verschiedenheit und die Mannigfaltigkeit der Ideen und Orientierungen sind eine notwendige Eigenschaft für die Gesell-schaften und Individuen. Die Gelehrten begründen dies damit, dass der Mensch ein Produkt seiner Umwelt ist. Da die Umwelten unterschiedlich und mannigfaltig sind, muss auch die Konstitution der Menschen mannigfach und unterschiedlich sein. Sogar bei den Individuen, die in einer einzigen Umwelt leben, zeigen sich Unter-schiedlichkeiten, denn auch eine Umwelt enthält zahlreiche Elem-ente. Die Fähigkeit des Menschen tendiert zu einem Element, zu dem ein anderer vielleicht nicht tendiert. Daher kommt die Verschiedenheit unter den Mitgliedern einer einzigen Gesellschaft, sogar unter den Angehörigen einer einzigen Familie.

 

Dementsprechend ist es nicht möglich, dass die Menschen sich von selbst in einem geistigen Prinzip treffen oder sich auf eine einzige Ordnung in ihrem Leben einigen respektive durch ihren Verstand zu einem einheitlichen System in ihrem sozialen Leben geleitet werden, in-dem sie vereinbaren, dass dieses System das glückliche Leben für sie garantiert oder sie vor Schmach bei ihrem gesellschaftlichen Umgang und ihren gegenseitigen Beziehungen bewahrt. Die Ereignisse der vergangenen und gegenwärtigen Historie bestätigen uns diesen Sinn. Die Historie informierte uns und die Ereignisse, die wir jeden Tag sehen, künden uns von unterschiedlichen Meinungen, zahlreichen Ideologien und schran-kenlosen politischen Orientierungen, wobei ihre Anhänger behau-pten, dass sie das idealste, beste und geeignetste System für die menschliche Gesellschaft brächten. Der Anhänger eines jeden Prinzips behauptet, dass das, was er besitze, das Richtige sei, und was der andere besitze, das Falsche und für das Bewegen des Schiffsruders des menschlichen Lebens nicht geeignet sei.

 

Inmitten dieser miteinander im Widerstreit stehenden Behaup-tungen und den streitenden Stimmen ist es für den Menschen mit dessen begrenztem Denkvermögen nicht möglich, dass er eine Meinung vor einer anderen bevorzugt oder sich ohne Zweifel auf die Richtigkeit einer Orientierung unter Ausschluss einer anderen verlässt. Ja es ist sogar unmöglich, dass irgendeine Orientierung im Einklang mit der Wahrheit in allen Lebensbereichen steht, denn ihre Anhänger und Erfinder sind ja Menschen, die in ihrer Menta-lität bestimmen kulturellen Umwelten unterworfen sind. Es ist mithin nicht möglich, dass der Verstand allein zu all dem führt, was der Menschheit nützt, zumal er ja bestimmten Umständen unterworfen ist, deren Überwindung er nicht vermag.

 

Deshalb war das Schicken von Gesandten nötig, damit sie den Menschen darlegten, was zu verstehen diese nicht in der Lage sind, oder sie ihnen deutlich erklärten, was ihnen durch deren milieubedingte Nach-lässigkeit entfallen war, und sie auf den geraden Weg führten sowie ihnen den Aspekt des Fehlgehens aufzeigten, in das deren unfähiger Verstand hinsichtlich der Dogmen und des gesellschaftlichen Umgangs gelangt war. Somit werden ihre Dogmen geradlinig und ihr Leben verläuft in eine gerade Richtung. Gott, der Erhabene, sagt: 

 

„Und WIR schickten keinen Gesandten es sei denn mit der Sprache dessen Volkes, damit er ihnen erläutere...“

                                        (Qurʾān, Surah 14, Vers 4)

 

Das heißt, er soll ihnen den Irrtum, in dem sie sich befinden, aufzeigen und sie anweisen diesen zu vermeiden sowie ihnen die Offenbarung Gottes übermitteln und ihnen empfehlen dieser zu folgen.

 

Das Schicken der Gesandten ist also notwendig zur Darlegung dessen, worin die Menschen unterschiedlicher Meinung sind, und zum Herausführen dessen, der aus ihren Reihen im Fehlgehen übereinstimmte, aus dem Kreise dieses Irrtums zum Licht des Glaubens sowie zur Rechtleitung dessen, der bei der Interpreta-tion der vorangegangenen Botschaften irrte oder verwundene Wege beim Heranziehen religiöser Texte beschritt und sie in einer Weise interpretierte, die seinen sich gegen das Recht auflehnen-den Neigungen diente und seine Vorliebe für die auf die tiefsten Stufen gestürzten Leidenschaft und Begierde befriedigte. Gott, der Erhabene, sagt:

 

Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft.[3]  Da sandte Gott die Propheten als Überbringer froher Botschaft und Warner und sandte mit ihnen das BUCH mit der Wahrheit hinab, damit es unter den Menschen in dem richte, worin sie uneins waren. Uneins waren indes nur diejenigen, denen es gegeben ward, nachdem zu ihnen deutliche Beweise gekommen waren, aus Neid untereinander. So leitete Gott diejenigen, die glaubten, zu dem, worin sie hinsichtlich der Wahrheit mit SEINER Erlaubnis uneins waren, und Gott leitet, wen ER will, auf einen geraden Weg.“

                                    (Qurʾān, Surah 2, Vers 213)

 

Das Schicken der Gesandten ist also für die Rechtleitung des unfähigen menschlichen Verstands zu einem unfehlbaren Weg, da es ja vom Allwissenden und Allweisen ist, sowie für die Übermit-tlung der rechten Entscheidung für die Menschen bei dem, worüber sie streiten, und für die Bekanntgabe an sie, dass der Lohn dessen, der Gottes durch die auf die Gesandten herabgesan-dte Offenbarung vorgezeichnetem Weg folgt, das Paradies und das Ende desjenigen, der von diesem Weg abweicht, die Hölle sein wird. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Und WIR schicken die Gesandten nur als Überbringer froher Botschaft und Warner...“                 (Qurʾān, Surah 6, Vers 48)

 

Das Schicken der Gesandten ist auch für das Aufstellen eines Argu-ments gegen die Leute. Gott, der Erhabene, sagt:

 

„Gesandte, Überbringer froher Botschaften und Warner, damit die Menschen gegen Gott kein Argument nach den Gesandten haben...“               (Qurʾān, Surah 4, Vers 165)

 

 Und ER sagt auch:

 

„Und dein Herr ist keine Orte vernichtend, bis ER in ihre Metro-pole einen Gesandten schickt, der ihnen UNSERE Verse rezi-tiert...“                       (Qurʾān, Surah 28, Vers 59)

 

  Es gibt also keine Entschuldigung für den, der dem Glauben ab-schwört und mit dem Leugnen des Islam fortfährt und auch nicht für den, der fehlgeht und somit seiner Vorliebe folgt, und für den, dessen Verstand unfähig ist den geraden Weg zu errei-chen und der sich auf seine Unfähigkeit stützte. Er stellte seine Leitung nicht den Gesandten und Propheten anheim, denen die Offenbarung herabgesandt wurde. Aber ausschließlich sie waren es, die den Menschen alles erklärten, was mit dem Glauben zusa-mmenhängt, und ihnen den Weg der Rechtlei-tung aufzeigten. Deshalb wird derjenige nicht erhört, der die Botschaft der Gesand-ten und Propheten ableugnet, wenn er um Schutz bittet, während er sich am Tag der Auferstehung in der Pein des Höllenfeuers befindet. Und es werden auch als seine Bestrafung für seinen Standpunkt gegenüber den Gesandten im Diesseits weder sein Schreien noch sein Heulen berücksichtigt werden. Gott, der Erha-bene, sagt:

 

„Und diejenigen, die im Höllenfeuer sind, werden zu den Hütern der Hölle sagen: „Ruft euren Herrn an, ER möge uns einen Tag die Pein erleichtern!“ Sie werden sagen: „Pflegten denn zu euch eure Gesandten nicht mit deutlichen Zeichen zu kommen?“ Sie werden sagen: „Jawohl!“ Sie werden sagen: „So bittet!“ Und das Bittgebet der Islam-Leugner ist nur verloren.“

                                  (Qurʾān, Surah 40, Verse 49-50)

 

Und ER sagt auch: 

 

„Reisten sie denn nicht im Land umher und sahen, wie das Ende derer war, die vor ihnen waren? Sie waren stärker an Kraft als sie und an Spuren im Land. Doch erfasste sie Gott in ihren Sünden, und es gab für sie gegenüber Gott keinerlei Beschützer. Dies war so, weil ihre Gesandten immer wieder mit deutlichen Beweisen zu ihnen  kamen, sie aber ungläubig blieben. Da erfas-ste sie Gott. Fürwahr, ER ist stark, streng im Strafen.“

                                         (Qurʾān, Surah 40, Verse 21-22)

 

Kurz gesagt, die Verschiedenheit der natürlichen und kulturel-len Umwelten stellen einen Grund der Verschiedenheit der Men-schen bei deren Neigungen und Ideen dar, was die menschlichen Gesellschaften in den unterschiedlichsten geistigen Orientierun-gen nur so wimmeln lässt, wobei der menschliche Verstand zum Erkennen des Richtigen und Falschen nicht fähig ist. Deshalb schickte Gott die Gesandten um den Menschen das zu erklären sowie diese vor zerstörenden Fehden und vernichtenden Streitig-keiten zu erretten. So führen sie ein glückliches Leben im Diesseits und erhalten eine gute Vergeltung im Jenseits. Gott bestätigt dies, indem ER sagt:

 

„O ihr, die glauben! Leistet Gott und dem Gesandten Folge, wenn er euch zu dem aufruft, was euch Leben gibt!..“       (Qurʾān, Surah 8, Vers 24)

 

Denn die Verschiedenheit der Ideen, deren Fehden sowie die Unfähigkeit zur Kenntnis dessen, was davon nützt und was scha-det, ist Leblosigkeit der Gesellschaften und Individuen. Wenn jemand zu ihnen kommt, nämlich die Gesandten, um ihnen zum Befolgen dessen aufzu-rufen, was sie vor dieser geistigen Verwir-rung errettet, sollen sie ihm folgen, denn darin liegt für sie das  Leben.

 

 

***

 

 



[1] Ṣaḥīḥ-l-Buḫārī

[2] ) dies soll auf den Beduinenstamm der Ban2 Asad gehen, welche in einer Hungersnot nach Medina und Glauben heucheltn, um Lebensmittel zu erhalten. Wichtig ist hier der Unterschied zwischen “den Islam annehmen” als äusserem rechtlichen Akt, und “Glauben” DAs eine Beteiligung des Herzens voraussetzt.

[3] ) Das heißt hinsichtlich ihres Abweichens und Entfernens von der Wahrheit.


 [WU1]

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                  مقدمة المدونة تعددت الأصوات المطالبة بتجديد الخطاب الديني؛ إذ أدلى بدلوه في هذا المجال المتخصصون وغير المتخصصين ...