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محاضرات في العقيدة
In
jüngster Zeit spricht man in vermehrtem Maße über die Jugend und über deren
Probleme, und es werden sogar Seminare auf den verschiedensten Ebenen
abgehalten. In Zeitungen und Zeitschriften tauchen Artikel auf und die Druckereien
geben Publi-kationen und Büchlein heraus. Sie alle behandeln die Probleme der
Jugendlichen aus jeglichen Perspektiven: Probleme der Aus-bildung, Kultur,
Wirtschaft, Politik, Gesellschaft oder Religion. Es ist indes festzustellen,
dass der Eckstein dieses Problems das religiöse Vakuum ist. Dieses Vakuum hat
einen wirkungsvollen Einfluss beim Verhalten der Jugendlichen und deren
Orientierun-gen. Es ist jedoch auch zu bemerken, dass es kulturell und wirt-schaftlich
rückständige Gesellschaften gibt, ohne dass in ihnen derartige
Verhaltensphänomene auftauchen, die suggerieren, dass es ein Problem gibt, das
die heranwachsende Generation zu ertragen hat. Und zwar ist es so, dass in
allem, dem eine Gesell-schaft an geistigen Strömungen, die die Charakteristika
der Reli-gion auslösen oder verwandeln, unterworfen ist, sich nur eine der
beiden folgenden im Widerstreit stehenden Orientierungen zeigt:
Die erste der beiden ist der totale Zerfall unter den Individuen[WU1] dieser Gesellschaft, insofern als sie in
materielle Vergnügungen eintauchen und hinter allem herlaufen, was ihnen
sexuellen Rausch, Glückseligkeit des Ruhmes sowie Geschmack an Samme-ln von
Vermögen und dessen Aufhäufen bringt. Sie verstehen sich meisterhaft auf das
Schaffen von Situationen, die sie ihre Ziele in diesen Bereichen erlangen
lässt.
Manchmal
bereiten ihnen die Dealer des Sex, die Vermittler des Materiellen, die Händler
der Politik und die Genies der internatio-nalen Spielereien den Weg, der zum
Eintauchen inmitten dieses stürmischen Meeres führt, so dass sie entweder keine
Religion oder Ethik anerkennen oder ihre Ohren vor der Stimme der Wahr-heit
verschlie-ßen sowie taub und stumm gegenüber diesem Appell sind. Sie wenden
sich von allem ab, was sie auch nur daran erinnert. Über ihren Herzen liegt ein
Schleier und in ihren Ohren ist Taubheit. Zwischen ihnen und dem Feld der
Scharia – hinsicht-lich Tugend, Ehre und Zuverlässigkeit – befindet sich ein
unfass-bares Hindernis, und selbst wenn sie es nach einer Weile des Nachdenkens
über den Lauf und das Ende aller Dinge erfassten, könnten sie es nicht
durchbrechen, geschweige denn versuchen es
ganz zu beseitigen. Nach diesem ideologischen Versuch kom-men sie auf
das zurück, worum sich der Lauf der Zeit mit all seinen Sünden und Bürden
dreht.
Die
zweite Orientierung besteht in Flucht vor den Lebensräu-men und
Introvertiertheit respektive Individualismus. Dies gilt als Reaktion auf die
erste Orientierung, wobei die unmoralischen Erscheinungen in einer Gesellschaft
auf einige Leute eine Spur hinterlassen. Dies veranlasst sie zur Flucht vor
ihnen – entweder infolge ihrer Unfähigkeit zum Einklang mit diesen Phänomenen
oder ob der Wachsamkeit ihres religiösen Gewissens. Sei nun dies oder jenes der
Grund zu ihrer Flucht, jedenfalls finden sie nur die Religion als einen
Zufluchtsort, zu dem sie sich vor diesem reißen-den Strom flüchten können. So
wenden sie sich von der Welt und deren Vergnügungen ab und stürzen sich auf
Religionsbücher und -gelehrte um einen Versuch zu unternehmen etwas zu
erlangen, was sie vor dem Unheil dieser sie umgebenden aufeinander prall-enden
Wogen bewahrt. Freilich trägt für sie die Tatsa-che vieler Religions-bücher und
-gelehrter nicht zum Ver-halten auf dem richtigen Weg bei, den der Islam
vorgezeichnet hat. So sehen wir unter ihnen eine Gruppe, die sich mit dem
ständigen Wiederholen einiger Worte begnügt, wobei sie glaubt, dass diese Worte
sie schon vor den Schicksalsschlägen dieser ausgemergelten Gesell-schaft
schützen werden. Eine weitere Gruppe versteht den Islam als etwas, was sie dazu
veranlasst alles abzulehnen, was es im Leben an guten Sachen für den
Lebensunterhalt gibt, sowie jede schöne Ausstattung in der Gesellschaft
abzustreiten. Wieder eine andere Gruppe neigt zur Gewalt als eine Waffe, mit
der sie versu-chen die Gesellschaft zu verändern, damit diese die Form und Gestalt
des Bildes annehme, das in ihrer Vorstellung vom Islam existiert.
All
diese Gruppen verstehen die Natur des Islam falsch, denn es handelt sich bei
ihm nicht um eine Religion, die von ihren Anhä-ngern verlangt den Geschehnissen
in der Gesellschaft negativ gegenüberzustehen. Wer sich mit dem bloßen
Wiederholen von Worten des Bittens um Vergebung und des Lobpreisens Gottes
begnügt – selbst wenn dies bei der Läuterung der Seele und deren Verbin-dung
mit der geistigen Seite im Islam wünschenswert ist –, der ist noch kein
vollkommener Muslim, denn der Islam verla-ngt von einem solchen, positiv in den
verschiedenen Wirkensbe-reichen zu sein. Somit trägt man auch die volle
Verantwortung für sein jeweiliges Spezialgebiet.. ʿAbdullāh Ibn ʿOmar (Gott sei
mit ihnen beiden zufrieden!) berichtete: „Ich habe den Gesandten Muhammad (Gott
segne ihn und schenke ihm Frieden!) sagen hören: »Jeder von euch ist ein Hirt und jeder von euch ist
verant-wortlich für die in seiner Obhut Stehenden. Der Imam ist ein Hirt und
verantwortlich für die in seiner Obhut Stehenden. Der Ehe-mann ist der Hirt
seiner Familie und verantwort-lich für die in seiner Obhut Stehenden. Die
Ehefrau ist eine Hirtin im Haus ihres Gatten und verantwortlich für die in
ihrer Obhut Stehenden. Der Diener ist ein Hirt des Besitztums seines Herrn und
verantwortlich für die in seiner Obhut Stehenden.« – Ibn ʿOmar sagte: »Ich habe
damit gerechnet, dass er sagen würde: „Der Mann ist ein Hirt des Besitztums
seines Vaters und verantwortlich für die in seiner Obhut Stehenden.« – »Jeder
von euch ist ein Hirt und verantwortlich für die in seiner Obhut Stehenden.«“[1]
Dieser
Ḥadīṯ belegt, dass der Muslim nicht introvertiert sein und sich nur mit dem
Pflichtgebet und der Lobpreisung Gottes begnü-gen soll, denn er ist
verantwortlich für jeden, für den er Sorge trägt. Zu den Erfordernissen dieser
Verantwortung gehört es, dass man um derentwilllen wirken soll, die in jemandes
Obhut stehen.
Was
nun aber jene Gruppe betrifft, die sich die Vergnügungen und die guten Dinge
des Lebens selbst vorenthält, so repräsen-tiert sie nicht den Geist des Islam,
denn Gott, der Erhabene, sagt:
„O Kinder Adams! Schmüch euch inerlhch und
äusserlich an jedem Gebetsplatz und esst
und trinkt und schweift nicht aus! Fürwahr, ER liebt die Ausschweifenden nicht.
Sprich: „Wer hat Schmück
Gottes, die ER für SEINE anbetend Dienenden hervorgebracht hat, verboten sowie
die guten Dinge vom Lebensunterhalt?“ Sprich: „Sie sind für diejeni-gen, die
glauben, im diesseitigen Leben, ausschließlich am Auferstehun-gstag.“ Auf diese
Weise legen WIR in allen Einzelheiten die Zeichen den Leuten, die wissen, dar.“ (Qurʾān,
Sure 7, Verse 31-32)
ER
sagt ferner:
„O ihr, die glauben!
Verbietet nicht die guten Dinge, die Gott euch erlaubt hat, ....“ (Qurʾān, Sure 5, Vers 87)
Das
Verbieten der guten Dinge des Lebens ist somit ein Mönch-tum, das Gott den
Gläubigen nicht vorgeschrieben hat und das die Propheten auch nicht praktiziert
haben. Sie waren vielmehr ganz normale Menschen, die essen, trinken und Frauen
heiraten. Wer von den Muslimen sich also etwas von all dem selbst verweh-rt,
ist vom geraden Weg abgewichen, den der Islam für die Gläu-bigen vorgezeichnet
hat.
Wer
nun aber die Gewalt als Mittel zur Veränderung in der Gesellschaft anwendet,
ist von der Erziehungsmethode abgewi-chen, den der Gesandte Gottes (Gott segne
ihn und schenke ihm Frieden!) uns im Rahmen des einladenden Aufrufs zu Gott
vorge-zeichnet hat, indem er zur Barmherzigkeit aufgerufen, zum Frie-den
angespornt und zum Befleißigen der Weisheit sowie zur Ver-pflichtung zum angemessenen
Ermahnen angehalten hat. Zur Schädigung des einladenden Aufrufs zum Islam und
zu dessen Zurückweisung gehört, dass der Zwang zu einer Methode des Glaubens an
ihn wird. Denn wenn man spürt, dass man zu etwas gezwungen wird, wendet man
sich von Wertschätzung, Respekt und Nachdenken darüber – ganz zu schweigen vom
Glauben daran – ab. Der Methode des Zwangs auf dem Gebiet des islami-schen
einladenden Aufrufs ist abzulehnen, denn der Islam verkün-det uns in aller
Deutlichkeit, dass es keinen Zwang in der Religion gibt. Gott, der Erhabene,
sagt:
„Es gibt keinen Zwang in der Religion.
Deutlich wurde ja schon das richtige vernünftige Verhalten gegenüber dem
sündhaften Fehlge-hen...“ (Qurʾān, Sure 2, Vers
256)
Das
Phänomen sowohl der Übertreibung als auch der Nachläs-sigkeit in der
islamischen Gesellschaft geht zurück auf die Unwis-senheit der Leute
hinsichtlich des Geistes der islamischen Lehren. Sie schwanken zwischen dessen
Leugnen, weil er ihrer Meinung nach den Erfordernissen des Aufschwungs in den
verschiedensten Lebensbereichen zuwideläuft, und dessen Übertreiben in einer
Weise, die die Kluft vertieft zwischen dem Islam und denen, die die
Notwendigkeit des Genießens dessen sehen, was die Zivilisa-tion in deren
verschiedensten Arten und Formen hervorbringt.
Als
man mich bat Berichte für ein vom ägyptischen Rundfunk ausgestrahltes Programm
zu schreiben, sah ich, dass ich die für die Menschen wichtigen Themen in einer
vereinfachten Weise behandeln sollte, damit sie für alle Bildungsniveaus
erreichbar sind. Ich habe mich dabei einer Methode verpflichtet, die für das
Ansprechen sowohl des Muslim als auch des Nicht-Muslim ange-messen ist, zumal
diese Berichte in über zehn Sprachen ausgest-rahlt und somit von Christen,
Juden, Buddhisten, Brahmanen und anderen verschiedenen Religions- und
Konfessions-anhängern gehört wurden.
Ebenso
zog ich es vor, diese Berichte als ein Mittel zur Darle-gung des Standpunktes
des Islam gegenüber vielen Problemen der Zeit zu gestalten, zu denen Fragen
nach der Haltung des Islam aufgeworfen werden. So kamen vielfältige Berichte
über deren verschiedene Themen und Programme wie etwa Glaubenslehre, Ethik,
religiöse Pflichthandlungen und im Bereich der Familie und der Probleme der
Zeit – seien diese politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Art.
Des
Weiteren behandelten sie den Standpunkt des Islam gegenüber den antigeistigen
Strömungen.
So
biete ich heute dem Leser diese Berichte an, wie ich sie zuvor den Hörern
angeboten habe. Mein Ziel und meine Absicht sind ein Beitrag auf dem Gebiet des
einladenden Aufrufs zu Gott um die Vorstellungen in der islamischen
Gesellschaft zu korrigie-ren und sie den Nicht-Muslimen klar und rein zu
präsentieren, so dass sie sowohl für diese als auch für jene als Argument
gelten können.
Ein
Teil davon (die Glaubenslehre) ist von Herrn Hasan Ndayi-senga übersetzt. Das letzte Kapitel (Eschatologie) ist aus dem Buch “ Koran und
Koranexgese , von Helmut Gätje) hinzugefügt.
Habe
ich alles übermittelt? O Gott, sei mein Zeuge!
Muhammad
Abdu-l-Ghani Shama
1.
Die Existenz Gottes
· Gott
wählte aus SEINER Schöpfung Gesandte aus, damit diese SEINE Botschaft
übermitteln. Viele Menschen glauben indes nicht an sie, weil sie nicht bereit
sind an die Existenz Gottes zu glauben. Der ehrwürdige Koran ist ein Zeuge
dafür. In ihm steht:
„Und
wenn du den meisten von denen auf Erden fol-gtest, brächten sie dich vom Weg
Gottes ab...“
(Qurʾān, Sure 6, Vers
116)
Wie
sehen nun die Argumente aus, die die Propheten den Gegenrednern und
Abstreitenden vorlegten?
Die
Belege waren je nach Verschiedenheit der Völker und der Natur der Epochen
unterschiedlich. Die Argumente gliedern sich in zwei Gruppen:
Erstens:
Argumente zur Beweisführung der Wahrhaftigkeit des Gesandten und des Erhaltens
der Offenbarungen von Gott.
Zweitens:
Argumente zur Beweisführung der Existenz Gottes für diejenigen, die DESSEN
Existenz abstreiten.
Was
nun die Beweisführung der Wahrhaftigkeit des Gesandten betrifft, so gab es
Wunder, die durch die Hand eines jeden Gesan-dten zutage traten um den
Abstreitenden zu beweisen, dass es sich um einen Gesandten Gottes handelt. So
war etwa das Wun-der Mose die Magie, das Wunder Jesu war das Auferwecken von
Toten und die Heilung von Blinden und Aussätzigen und das Wun-der Muhammads war
der ehrwürdige Koran.
·
Warum sind die
Wunder unterschiedlich?
Weil
ein Wunder nur dann jemanden vollkommen zwingt es anzuerkennen, wenn es zu
einem Bereich gehört, in dem die Leute sehr geschickt sind. So bringt der
Gesandte ihnen Dinge, die ihre Geschicklichkeit noch übertrifft, und somit ist
das Wunder ein wirkliches Wunder.
Das
Volk Mose war berühmt für Magie, und so brachte Moses etwas, was deren Magie
noch übertraf.
Die
Leute bei Jesus waren in der Medizin sehr bewandert, und so kam Jesus mit
Handlungen, die alles übertrafen, was die Leute auf diesem Gebiet erbrachten.
Und
die Leute bei Muhammad waren ob ihrer Redegewandt-heit und Sprachreinheit sehr
berühmt, und so brachte Muhammad etwas, zu dessen Nachahmen sie noch nicht
einmal hinsichtlich der kleinsten Sure imstande waren, nämlich den ehrwürdigen
Koran.
Was
nun indes die Beweisführung für die Existenz Gottes gegenüber den Abstreitenden
betrifft, so ist sie in fast allen Bot-schaften ähnlich, und zwar deshalb, weil
sie sich auf den Verstand und auf Beobachtungen in der Natur stützt. Sie
konzentriert sich ergo auf das sich verändernde und bewegende Erschaffene im
Universum und lenkt den Verstand auf das Nachdenken darüber um sel-bst dahin zu
gelangen, dass dieses Universum einen Schö-pfer haben muss. Der Erhabene sagt:
„Fürwahr,
im Aufeinanderfolgen der Nacht auf den Tag und in allem, was Gott in den
Himmeln und auf Erden erschaffen hat, sind gewiss Zeichen für Leute, die Gott
fürchten.“
(Qurʾān, Sure 10, Vers 6)
ER
sagt ferner:
„Dies
ist die Schöpfung Gottes. Nun zeigt MIR denn, was dieje-nigen unter Ausschluss
SEINER erschufen!......“
(Qurʾān Sure 31, Vers 11)
Und
ebenso:
„Sprich: „Habt ihr
denn eure Partner gesehen, die ihr unter Ausschluss Gottes anruft? Zeigt MIR,
was von der Erde sie erschufen!“...“ (Qurʾān, Sure 35, Vers 40)
Darüber
hinaus teilt uns Gott mit:
„Fürwahr,
in der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Aufeinanderfolgen der Nacht auf
den Tag sowie im Schiff, das auf dem Meer schwimmt, woraus die Leute Nutzen
ziehen, und in dem, was Gott vom Himmel an Wasser herabsendet, auf dass ER mit
ihm die Erde nach deren Verdorren neu belebe, und auf ihr an Getier verbreite,
und im Wechsel der Winde und in den Wolken, dienstbar gemacht zwischen den
Himmeln und der Erde, sind gewiss Zeichen für Leute, die verständig sind!“
(Qurʾān, Sure 2, Vers 164)
Und
schließlich sagt ER:
„Sprich:
„Habt ihr denn gesehen: Wenn Gott über euch die Nacht immerwährend bis zum Tag
der Auferstehung machte, wer wäre eine Gottheit außer Gott, die euch ein
Leuchten brächte? Hört ihr denn nicht?“ Sprich: „Habt ihr denn gesehen: Wenn
Gott über euch den Tag immerwährend bis zum Tag der Auferstehung machte, wer
wäre eine Gottheit außer Gott, die euch die Nacht brächte, in der ihr ruht?
Könnt ihr denn nicht einsehen? Aus SEINER Barmherzigkeit machte ER für euch die
Nacht und den Tag, damit ihr in ihr ruhet und damit ihr von SEINER Gnade etwas
erstrebt und vielleicht dankt.“
(Qurʾān, Sure 28, Verse 71-73)
Gott spornt den
Menschen dazu an selbst nachzudenken um den Weg zu seinem Schöpfer zu finden:
„Hat denn der
Mensch nicht gesehen, dass WIR ihn aus einem Samentropfen erschufen...“ (Qurʾān, Sure 36, Vers 77)
„So soll denn der Mensch betrachten,
woraus er erschaffen wurde. Erschaffen wurde er aus einer sich kräftig ergießenden
Flüssigkeit, die hervorkommt
zwischen den Lenden und den Brustwirbeln.“ (Qurʾān, Sure 86, Verse 5-7)
Des
Weiteren spornt Gott den Menschen zum Nachdenken über alles an, was ER IHM an
Gnaden von den Geschöpfen erweist:
„Sehen sie denn nicht, dass WIR für sie von dem, was UNSERE
Hände vollbrachten, das Weidevieh erschufen? So sind sie diejeni-gen, die es in
Besitz nehmen. Und WIR haben es für sie fügsam gemacht; so gibt es unter ihm
ihre Reittiere; und von ihm essen sie. Und sie haben von ihm Vorteile und
Getränke. Danken sie denn nicht?“
(Qurʾān, Sure 36, Verse 71-73)
Und
ER sagt auch:
„ER
ist DERJENIGE, DER die Winde aussendet – als eine frohe Kunde vor SEINER
Barmherzigkeit. Und WIR senden vom Himmel reines Wasser hinab, auf dass WIR mit
ihm die verdorrten Gefilde neu beleben und es trinken lassen, wen WIR erschufen
an Weide-vieh und Menschen in großer Menge.“
(Qurʾān, Sure 25, Verse 48-49)
Dann
richtet der ehrwürdige Koran die Worte an denjenigen, der über sich selbst und
die Machtsphäre Gottes sowie über alles, was Gott ihm an guten Dingen, die die
Erde für ihn hervorbringt, gewährt hat, sowie über die Tiere, die Gott den
Menschen dienst-bar gemacht hat, nicht nachdenkt. So fordert Gott etwa den Men-schen
her-aus mit etwas Ähnlichem dessen, was Gott ihm gewäh-rt hat, zu bringen oder
auch nur die kleinste Sache zu erschaffen. Gott sagt:
„O ihr Leute! Eine weise Lehre ist
erteilt, so hört sie: Fürwahr, diejenigen, die ihr unter Ausschluss Gottes anruft,
werden nie eine Fliege erschaffen, und wenn sie dazu zusammenkämen. Und wenn
die Fliege ihnen etwas entwendete, bekämen sie es nicht von ihr frei. Schwach
sind der Bittende und der Gebetene.“
(Qurʾān, Sure 22, Vers 73)
Und
ER sagt auch:
„Und die sie unter
Ausschluss Gottes anrufen, sie erschaffen nichts und sie werden erschaffen.“
(Qurʾān, Sure 16, Vers 20)
·
Einige Leute meinen nun jedoch, dass SEINE
Existenz sowie die Existenz des Universums per Zufall eingetreten seien. Wie
können wir nun diesen Fehler ihres Glaubens nachweisen und ihnen mittels eines
konkreten Beweises darlegen, dass es für dieses Universum einen Schöpfer gibt?
-
Die moderne Wissenschaft bestätigt, dass das Weltall sehr weit ausgedehnt ist.
In ihm bewegen sich blitzschnell ungezählte Sterne. Einige von ihnen
beschreiben ihre Umlaufbahn allein, einige von ihnen sind Doppelsterne und
laufen zu zweit und wieder andere bewegen sich in Form von Gruppen. Betrachtet
man nun das Sonnenlicht, das durch jemandes Zimmerfenster fällt, dann wird man
viele Staubpartikel sehen, die sich in der Luft hin und her bewegen. Wenn man
sich das nun in einem großen Bild vorstellen kann, dann ist man in der Lage
etwas an Verständ-nis für Planeten und Sterne im Universum zu erlangen – mit
dem gewaltigen Unterschied, der sich darin zeigt, dass die Staubpar-tikel sich
bewegen und aufeinander prallen, während die Sterne trotz ihrer Vielzahl
jeweils einzeln und getrennt von den anderen Sternen ihren Lauf über gewaltige
Entfernungen fortsetzen und sich nicht nähern und auch nicht zusammenstoßen.
Der gesunde Menschenverstand, der dieses erstaunliche System und diese subtile
Ordnung betrachtet, wird nicht lange zögern die Unmög-lichkeit festzustellen,
dass all dies aus sich selbst entstanden sein könnte, sondern urteilen, dass es
eine übernatürliche Kraft gibt, die diese großartige Ordnung entstehen lässt
sowie kontrolliert und beherrscht. Am Ende seiner Betrachtungen wird er dazu
gelangen, dass diese Kraft eine weise ist und über Willenskraft verfügt. Diese
Kraft ist ausschließlich Gott, der Hocherhabene, der Allwissende, der
Allkundige und DER das Universum und dessen Geheimnisse ins Leben ruft.
Hinzu kommt, dass es vieles gibt, was die
Existenz Gottes, des Hocherhabenen, bestätigt. Was die Wissenschaft bis zum
heutigen Tag entdeckt hat, ist angesichts dieser vielen Dinge noch gering, und
alles, was der Mensch an Wohltaten und Gnaden-bezeigungen Gottes beschreiben
kann, ist äußerst wenig. In wel-chem Umfang auch immer der Mensch also die
Geheimnisse des Universums detailliert darlegt und sich über sie auslässt, wird
es sich niemals auch nur auf einen Tropfen aus dem Ozean belaufen. So spricht
Gott die Wahrheit, wenn ER sagt:
„Und wenn nun, was auf Erden an Bäumen,
Schreibfedern wäre, und das Meer hernach
sieben Meere versorgten, erschöpften sich nicht die Worte Gottes. Fürwahr, Gott
ist allmächtig, allweise.“
(Qurʾān, Sure 31, Vers 27)
Und
ER sagte auch:
„Sprich: „Wäre das Meer Tinte für die Worte meines Herrn,
das Meer versiegte gewiss, bevor die Worte meines Herrn versiegten, auch wenn
WIR ein ebensolches zur Unterstützung
brächten.“
(Qurʾān, Sure
18, Vers 109)
Viele
Wissenschaftler spürten bereits die Existenz Gottes. Sie gelangten zu ihrem
Glauben durch das, was ihnen die Seiten des Universums enthüllten. Der amerika-nische
Naturwissenschaftler George Ireal Davis beispiels-weise antwortet denjenigen,
die behaupten, dass das Universum sich selbst erschaffen habe, indem er sagt:
„Wenn das Universum sich selbst erschaffen könn-te, dann würde dies heißen,
dass es sich der Eigenschaften des Schöpfers erfreute, und in diesem Fall wären
wir gezwungen zu glauben, dass das Universum Gott sei... Somit kommen wir zum
Anerkennen der Existenz einer Gottheit. Unsere Gottheit aber wird erstaunlich
sein: gleichzeitig übersinnlich und konkret. Ich bevor-zuge es nun an diese
Gottheit zu glauben, die diese materielle Welt erschuf, wobei sie kein
Bestandteil dieses Universums ist, sondern vielmehr dessen Herrscher, Verwalter
und Arrangeur, anstatt dass ich derartige Flunkereien übernehme.“
* * *
2.
Der eigentliche Sinn des Wortes دين (Religion)
Wir haben über das Wort Religion zu sprechen und dessen Bedeutung darzulegen, zumal es eine
Gruppe von Menschen gibt, die da meint:
Jede Weltanschauung, an die man glaubt, wird Religion
genannt.
Andere vertreten die Auffassung:
Die Bedeutung von Religion
beschränkt sich auf Himmelsbot-schaften.
Sie sagen:
Religion ist alles, was vom Himmel herabgesandt wurde, wie etwa
das Judentum, das Christentum und der Islam. Darüber hinaus gibt es keine
Religion.
Als ich die Wörterbücher aufschlug um nach der Bedeutung
des arabischen Wortes دين (Religion) zu suchen, brachte ich nichts
Überzeugendes zutage, und zwar deswegen, da ich zu diesem Wort lediglich fand,
dass das Wort دين (Religion) ملة (Bekenntnis, Religion) beinhaltet, und vice versa.
Folgen wir dementsprechend den Verwendungsweisen des
Wortes دين (Religion) in der Sprache, finden wir,
dass es eine ganze Reihe von Bedeutungen hat. So wendet man دين an, wenn man damit الجزاء (Vergeltung, Belohnung
respektive Bestrafung) zum Ausdruck bringen will. Dazu gehören etwa die
Worte des Erhabenen:
„Dem Alleinherrscher am Tag des jüngesten Gerichts.”
(Qurān, Sure 1, Vers 4)
Das heißt, der
Tag der Vergeltung, also der Belohnung respek-tive der Bestrafung, ist der Tag
der Auferstehung respektive des Letzten Gerichts.
Es wird ferner
angewandt, wenn man damit الحكم والسـلطان (Gesetz
und Urteil sowie Macht und Herrschaft) zum Ausdruck bringen will, wozu die
Worte des Erhabenen zählen:
„…Nicht
ergreifen können hätte er seinen Bruder nach dem Gesetz (دين) des Königs...“
(Qurʾān, Sure 12, Vers
76)
Das heißt,
nach der Gesetzgebung und unter der Herrschaft des Königs hätte Joseph seinen
Bruder nicht ergreifen können.
Außerdem wird دين angewandt auf عادة (Gewohnheit), wie in
den Worten des Dichters:
Sie sagte, als ich ihr den Sattelgurt auflegte:
Ist dies seine Gewohnheit immer und meine Gewohnheit (دين)?
Das heißt,
hier hat دين die
Bedeutung Gewohnheit.
Und des Weiteren wird das Wort angewandt, wenn man Gehorsam
und Gefügigkeit ausdrücken will. So sagt man etwa:
ودان له دينا وديانة Er leistete ihm Gehorsam
Und schließlich wird es angewandt um dadurch zum Ausdruck
zu bringen, an was jemand glaubt. So heißt es: Er glaubte (دان) an das und das, das heißt, er nahm es als
seine Religion an und widmete sich mittels derer Gottes.
Es gibt also die folgenden fünf Anwendungsbereiche: Gewohn-heit, Gehorsam, Gesetz, Vergeltung und
das, woran jemand glau-bt. Wenn wir
also sagen, dass das Wort دين das
bedeutet, woran der Mensch glaubt, dann bedeutet dies nicht, dass die weiteren
Bedeutungen nicht darin eingeschlossen sind. Wenn wir darüber tief nachdenken,
finden wir, dass sie alle in dieser Bedeutung einbezogen sind. Denn wenn man
sich zu einer Religion bekennt, dann werden deren Lehren für ihn zu einer
Gewohnheit und man folgt dem, was zum Gesetz dieser Religion gehört, und
unterwirft sich demütig deren Herrschaft und erhofft daraus Belohnung. Wir
sehen also, dass diese fünf Bedeutungen die Elemente des Wortes دين (Religion) im
bekannten Sinne bilden.
· Ist ergo jede diese Bedeutungen
umfassende Glaubensauf-fassung Religion?
Um diese Frage zu beantworten sollten wir dieses Thema
unter zwei Aspekten erörtern:
Erstens: Bedeutung
des Wortes دين (Religion) bei den Reli-gionsgelehrten.
Zweitens: Darlegung des Elementes, das das Wort دين (Religion)
von den Glaubensauffassungen trennt, die nicht als
Religionen bezeichnet werden.
Was nun den ersten Aspekt betrifft, so definieren einige
Religi-onsgelehrte Religion wie
folgt: Ein von Verständigen selbst erwäh-ltes, lenkendes göttliches Konzept zum
Wohl für das Diesseits und zum Erfolg für das Jenseits, das sowohl die Dogmen
als auch die Handlungen umfasst. Diese Definition gilt nun aber lediglich für
die Himmelsreligionen, als da sind das Judentum, das Christentum und der Islam.
Andere Glaubensrichtungen, die keinerlei himmli-sche Beziehung haben und auf
deren Bezeichnung als Religion sich
die Menschen verständigt haben, werden von diesen Gelehr-ten nicht als Religion bezeichnet. Denn deren Meinung
nach sind irdische Gesetzesbestimmungen auf Menschen zurückzuführen und haben
keinerlei Beziehung zu Gott, dem Hocherhabenen. Die Religion muss von Gott, dem
Höchsten und Besitzer von Macht und Autorität, herabgesandt worden sein.
Eine andere Gelehrtengruppe meint, Religion sei ein Ausdruck für Glauben und Anbetung in was für einer
Form auch immer. Danach ist der Glaube der Götzenanbeter Religion, der Glaube der Buddhisten ebenfalls Religion, der Glaube der Brahmanen desglei-chen Religion und jede Glaubensrichtung Religion, die den Glau-ben an eine oder
mehrere die Erde beherrschende Mächte beinha-ltet, die zu deren Befolgen in
Demut gegenüber dieser Macht sowie deren
Anbetung verpflichtet. Dies bedeutet, dass Religion
bei dieser Gruppe die Himmelsreligionen und die nicht auf himmli-schen
Ursprung zurückgehenden Religionen umfasst, die also die Menschen gegründet
haben und in keinerlei Beziehung zu Gott stehen. Diese Gelehrten argumentieren
mit Versen aus dem ehr-würdigen Koran, wie etwa mit den Worten des Erhabenen:
„Und wer außer dem Islam eine Religion sucht, so wird sie
von ihm nie angenommen werden, und er gehört im Jenseits zu den
Verlierern.“ (Qurʾān, Sure 3, Vers
85)
In diesem Vers
bezeichnet Gott die nichtigen Glaubensrichtun-gen als Religion. Des Weiteren benennt ER das, was es bei den den Islam
leugnenden Quraisch an Glaubensauffassungen und Götzen gab, mit Religion, insofern als der Erhabene an
sie die Worte richtete:
„Euch ist eure
Religion, und mir ist meine Religion.“
(Qurʾān, Sure 109, Vers 6)
Ich meine,
dass es keinen wesentlichen Unterschied
zwischen den beiden Gruppen gibt, und zwar deswegen, weil die erste Gru-ppe
beim Beschränken der Bedeutung von Religion
auf Judentum, Christentum und Islam einen ganz besonderen Blick auf das Wort Religion wirft, insofern als sie damit
die vom Himmel geoffenbarte Religion zum Ausdruck bringen will. Die zweite
Gruppe betrachtet indes Religion aus
einer allgemeinen Sicht: Sie ist alles, was den Glauben an eine Macht sowie das
demütige Unterwerfen unter diese und deren Anbetung beinhaltet – sei nun deren
Quelle der Himmel oder entspringe es der Erde.
Will nun diese
Gruppe die Bedeutung spezifizieren, dann sagt sie: Dies ist eine wahre Religion
und jenes ist eine nichtige Reli-gion. Alles ist bei ihnen Religion, es wird ihr indes jeweils das hinzugefügt, was ihre
Merkmale darlegt, ob sie also eine Himmels-religion oder eine vom Menschen
geschaffene Religion ist. Ferner wird das Urteil gefällt, ob es eine wahre oder
eine nichtige Reli-gion ist.
Wir müssen
auch in die aus der Religion gebildeten Elemente das Element des Glaubens an
die mit dessen Anbetenden abstrakt verbundene übersinnliche geistige Wesenheit
aufnehmen um die Dogmen im zeitgenössischen philosophischen Denken aus dem
Kreis der Religion auszusondern. Der Kommunismus und der Exis-tenzialismus
sowie andere Arten philosophischer Doktrinen wer-den somit nicht als Religion
bezeichnet, da sie ja nur an wahrneh-mbares zu Sehendes glauben, wohingegen man
bei der Religion an eine übersinnliche nicht zu sehende Macht glauben muss.
Mit anderen
Worten kann man sagen, dass jede Lehrrichtung respektive Glaubensorientierung,
die nicht an eine übersinnliche Macht glaubt, nicht als Religion betrachtet
wird. Folglich zeigen sich uns drei Arten:
-
Himmelsreligion
-
vom Menschen geschaffene Religion
-
Sensualismus
Auch wenn
einige diese letzte Art als Glaube bezeichnen, steht sie dennoch nicht im Kreis
der Religion und wird deshalb auch nicht Religion
genannt.
·
Es gibt zwei mit دين (Religion) in Verbindung stehende Wörter,
als da sind: ملة (Bekenntnis,
Religion) und النحلة (ethnische respektive religiöse Gruppe).
Sind Sie nicht
auch mit mir der Meinung, dass man die Bedeu-tung dieser beiden Wörter darlegen
sollte um voll und ganz davon zu profitieren?
Nun, man
verwendet gemäß dessen, was in den Sprachwörter-büchern steht, das Wort ملة (Bekenntnis, Religion) um die Šarīʿah respektive
die Religion (دين) zu
bezeichnen, wie etwa die Religion des Islam, der Christen oder der Juden.
Das heißt
also, das Wort ملة wird
für die geoffenbarten Reli-gionen verwandt. Al-Rāġib Al-ʾAṣfahānī meint: „الملة: Bezeich-nung für das, was Gott durch die Propheten SEINEN
anbetend Dienenden als Ge-setz vorgeschrieben hat, auf dass diese dadu-rch in
die Nähe Gottes gelangen.“ Der Unterschied zwischen diesem Wort und dem Wort دين (Religion)
besteht darin, dass das Wort ملة nur in Verbindung mit einem Propheten steht, zu dem
es gehört, wie etwa in den Worten des Erhabenen:
„Dann
offenbarten WIR dir: „Folge der Religion Abrahams!...“
(Qurʾān, Sure 16, Vers 123)
Und ebenso
SEINE Worte:
„Ich folge der Religion meiner Väter…“ (Qurʾān, Sure 12, Vers 38)
Man findet das Wort ملة kaum zusammen mit dem Namen Gott.
Auch Einzelpersonen wird es nicht beigefügt. Des Weiteren benutzt man es nur bei der Gesetzgebung
als Ganzes und nicht bei Einzelgesetzen. Man sagt also nicht ملةالله für
Religion Gottes oder ملتي für
meine Religion respektive ملةزيد für die Reli-gion
Zaids. Dahingegen sagt man دين الله für Religion
Gottes und دين زيد für die Religion Zaids.
Das
Wort النحلة (ethnische respektive religiöse Gruppe)
wird ver-wandt, wenn man etwas zum Ausdruck bringen will, was man für sich
selbst in Anspruch nimmt. Man sagt also انتحل فلان كذا und meint damit Herr X maßte sich ohne Recht das und das an.
Hieraus wird klar, dass der Sinn des Wortes auf eine Lüge respek-tive auf eine
Behauptung ohne eine Grundlage für Richtigkeit hinweist. Und genau das ist die
Natur der anmaßenden Behaup-tungen und Doktrinen, die die Zeichen Gottes
leugnen und SEINE Gesandten ablehnen. Und jeden ebensolchen einladenden Aufruf
bezeichnet man als نحلة (ethnische respektive religiöse Grup-pe),
da ja alles, was Gott und SEINE Gesandten leugnet, Lüge und Diffamierung ist.
Möge Gott uns vor dem Übel dieser
Tendenz bewahren und
uns zu SEINER wahren Religion führen, zur Religion des Islam. ER ist fürwahr
allhörend und die Gebete erhörend.
***
3.
Was ist Islam?
· Mir
fällt auf, dass das Wort Islam in
unterschiedlichen Aus-drücken und sprachlichen Konstruktionen benutzt wird und
von jedem Ausdruck verstehe ich eine Bedeutung, die von der Bedeu-tung in einem
anderen Ausdruck unterschiedlich ist. Weist nun das Wort Islam auf eine ganze Reihe
von Bedeutungen hin? Oder anders gesagt: Wird dieses Wort in unterschiedlichen
Verwendun-gen benutzt, wobei es in einer Verwendung eine Bedeutung hat, die
anders ist als die Bedeutung in einer anderen Verwendung? Oder gibt es zwischen
diesen zahlreichen Verwendungen einen gemeinsamen Nenner?
Wenn
man nach der Bedeutung irgendeines Wortes suchen will, soll man die Verwendung
des von diesem Wort abgeleiteten Verbs betrach-ten. Das Verb des Wortes Islam
ist nun أسـلم sich unterwerfen, sich ergeben,
sich anvertrauen, das heißt انقاد jemandem gehorchen, jemandem zu Willen
sein. Man sagt ich ergebe mich Gott und meint damit ich gehorche Gott oder ich befolge Gottes Anweisung. Somit
bedeutet Islam Befolgen, demütiges Unterwerfen und Gehorsam gegenüber Gott, dem
Hocherhabenen. Der ehrwürdige Koran erwähnt eine Geschichte über Abraham
(Friede sei mit ihm!):
„Und
wer verschmäht die Religion Abrahams außer dem, der sich selbst zum Narren
macht? WIR wählten ihn ja in der dies-seitigen Welt aus, und fürwahr, im
Jenseits gehört er gewiss zu den Rechtschaffenen. Als zu ihm sein Herr sprach:
„Unterwirf dich!“, sprach er: „Ich habe mich dem Herrn der Welten unterwo-rfen.“ (Qurʾān, Sure 2,
Verse 130-131)
·
Wenn man den Islam
als demütiges Unterwerfen, Befolgen und Gehorsam versteht, dann drängt sich
vielleicht die Vermutung auf, dass der Islam den Muslim dazu aufruft
indifferent zu sein. Denn das Wort انقياد Befolgen bedeutet,
sich in das zu ergeben, was sich ereignet und was geschieht – ohne Widerstand
und ohne den Versuch den Lauf der Geschehnisse zu beein-flussen. Und genau das
nennt man Fatalismus. Das heißt, der Mensch unterwirft sich einem fremden
Willen ohne zu versuchen den Lauf der Geschehnisse zu beeinflussen. Der Mensch
ist also wie eine in der Luft schwebende Feder, die der Wind bewegt, wohin er
will. Der Muslim unterwirft sich mithin den Geschehni-ssen durch sein Folgen
und interveniert nicht zu Gunsten deren Veränderung. Eben das kann man bei der
breiten Masse der Muslime beobachten. Sie sind indifferent, ja sogar faul.
Versucht man sie zur Arbeit anzuhalten, entgegnen sie einem: „Lass das für
Gott! Was für dich bestimmt ist, wird schon noch zu dir kom-men!“ Liegt der
Grund für diese Passivität vielleicht in dem, was man vom Wort Islam versteht, nämlich absolutes
Befolgen und demütiges Unterwerfen?
Wer
versteht, dass der Islam zur Faulheit und zur Passivität aufruft, macht einen
Fehler. Der Islam spornt vielmehr zu Arbeit und Beharrlichkeit an. Gott, der
Erhabene, sagt:
„Und sprich:
„Handelt!“ Denn Gott wird euer Handeln sehen und SEIN Gesandter...“ (Qurʾān, Sure 9, Vers 105)
Und
ER sagt ferner:
„Wer
Rechtschaffenes wirkte, ob Mann oder Frau, und er ist gläubig, den werden WIR
ganz gewiss ein gutes Leben gewähren. Und WIR werden es
ihnen ganz gewiss mit ihren Lohn vergelten mit dem Besten, was sie zu tun
pflegten.“
(Qurʾān, Sure 16, Vers 97)
Zählt
man die Verse, die im ehrwürdigen Koran im Zusammen-hang mit der Darlegung des
Ansporns zur Arbeit und der Vergel-tung für die Handelnden vorkommen, wird
einem die Zeit knapp. Das beweist, dass der Islam nicht will, dass der Muslim passiv
ist, sondern ihn vielmehr zur Arbeit drängt und ihm dann für dessen gute Taten
Belohnung verspricht.
·
Es besteht nicht die
geringste Meinungsverschiedenheit, dass der Islam die Muslime zur reichlichen Schaffung
guter Taten in den Bereichen der Anbetungshandlungen wie das Gedenken und
Lobpreisen Gottes und tägliche Pflichtgebet aufruft. Dahinge-gen gibt es
Meinungsverschiedenheiten bei den weltlichen Hand-lungen, nämlich beim Streben
nach dem, was einem Menschen materielles Wohlergehen erbringt. Viele Muslime
verpflichten sich zum Verrichten der Anbetungshandlungen und machen sich keine
Sorgen um das, was der Gesellschaft Wohlstand und zivilisatori-schen
Fortschritt verschafft, weil sie glauben, dass sie das im Jen-seits bekommen
werden. Was aber das Diesseits betrifft, so scha-de es ja nichts, wenn man arm
und notleidend lebe. So hört man viele von ihnen sagen: „Uns reicht das
Jenseits.“ Das heißt, wenn einem das Diesseits durch seine Faulheit und
Indifferenz entgeht, wird man schon im Jenseits bekommen, was einem im
Diesseits verwehrt bleibt.
· Es gibt zwei Punkte, die man sorgfältig
beachten sollte, als da sind:
Erstens:
Der Islam spornt sowohl zum Handeln im Bereich der Anbetungshandlungen als auch
zum Handeln im weltlichen Berei-ch an. Der Erhabene sagt:
„Wenn also das Gebet verrichtet ist, so
zerstreut euch im Land und trachtet nach der Gnade Gottes!...“ (Qurʾān, Sure 62,
Vers 10)
Und ER sagt
ferner:
„ER ist derjenige, DER für euch die
Erde willfährig machte. Zieht also durch ihre Gebiete und esset von SEINEM
Lebensunter-halt...“ (Qurʾān, Sure 67, Vers 15)
Und ER sagt
weiterhin:
„...Sprich: „Wer hat die angemessene
Kleidung Gottes, die ER für SEINE anbetend Dienenden hervorgebracht hat,
verboten sowie die guten Dinge vom Lebensunterhalt?“ Sprich: „Sie sind für
diejenigen, die glauben, im diesseitigen Leben, ausschließlich am
Auferstehungs-tag.“ (Qurʾān, Sure 7, Vers 32)
Der Prophet
Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!) sagte: „Wenn
jemand von euch sein Seil nimmt um ein Bündel Brennholz auf seinem Rücken zu
bringen und es zu verkaufen, damit Gott seine Selbstachtung schützt, ist das
besser als dass er die Leute bittet und dann geben sie ihm oder geben ihm nicht.“ (Al-Buḫārī, Kapitel Sozialpflichtabgabe)
Diese Texte
belegen, dass der Islam auch dann, wenn seine Bedeutung demütiges Unterwerfen
und Befolgen ist, demütiges Unterwerfen nur unter Gott und nicht unter die
einen umgeben-den materiellen Verhältnisse bedeutet. Der Muslim darf sich also
nicht den sich vor ihm aufbauenden Hindernissen auf seinem Weg in seinem
diesseitigen Leben ergeben. Er soll diese vielmehr durch Fleiß und
Beharrlichkeit bei der Arbeit, die ihm und seinen Kindern den Lebensunterhalt
erbringt, überwinden. Darin liegt auch ein Nutzen für die Gesellschaft, weil
sie durch die von ihren Bürgern erzielte Produktion für die Konfrontation mit
Gegenströmungen, die sich ihr entgegenstellen, gestärkt wird.
Der zweite
Punkt, den man beachten sollte, besteht darin, dass demütiges Unterwerfen unter Gott automatisch
Arbeit und Ernst-haftigkeit bei den weltlichen Handlungen erfordert, denn
demüti-ges Unterwerfen unter Gott bedeutet das Praktizieren all dessen, was
Gott anordnet. Und ER hat angeordnet, dass man nach dem Lebensunterhalt streben
und auf dem Gebiet der Produktion zur Stärkung der islamischen Gemeinschaft
ernst arbeiten muss. Wer also bei der Arbeit faulenzt, vergibt einen
Hauptaspekt bei seinem demütigen Unterwerfen unter Gott, das heißt sein Ergeben
ist mit einem Mangel behaftet, weil er nicht macht, was den Islam reali-siert.
· Wenn Islam
demütiges Unterwerfen und Gehorsam bedeutet, wird dann jeder, der sich Gott
demütig unterwirft und IHM Gehorsam leistet, als Muslim betrachtet?
Ja! Und
deshalb sagt Gott, der Hocherhabene:
„Abraham war kein Jude und kein Nazarener, vielmehr war
er ein Rechtgläubiger, ein Muslim...“
(Qurʾān, Sure 3, Vers
67)
Das heißt,
Abraham setzte bei seinem Verhalten in die Tat um, was Gott angeordnet hatte,
und leistete IHM Gehorsam., und er folgte nicht dem, was die Gelehrten und
Mönche der Religion Gottes hinzugefügt hatten. So betrachtet man jeden
Menschen, der der Rechtleitung Gottes folgt und praktiziert, was an Offen-barung
Gottes herabgekommen ist, als Gott Ergebener (= Muslim).
Joseph (Friede
sei mit ihm!) sagte:
„Mein Herr,
DU hast mir schon von der Herrschaft gegeben und mich von der Deutung der
Geschehnisse gelehrt. Schöpfer der Himmel und der Erde! DU bist mein Schutzherr
in der diesseitigen Welt und in der jenseitigen. Lass mich sterben als ein
Muslim und reihe mich in die Rechtschaffenen ein!“ (Qurʾān, Sure 12, Vers 101)
Und
Bilqis, die Königin von Saba, sagte:
„...Mein
Herr! Fürwahr, ich habe gegen mir selbst Unrecht zugefügt, und ich habe mich
mit Salomo Gott, dem Herrn der Welten, ergeben.“ (Qurʾān, Sure 27, Vers 44)
· Bedeutet
Islam ergo, dass er die Religion Gottes von Adam bis heute ist?
Ja!
Und wer nicht an ihn glaubt, folgt dem Weg des Teufels und stürzt sich in das,
was die Mönche und Gelehrten einem vorschreiben.
·
Man findet nun aber
viele Namen für die Religion, wie etwa Judentum hier und Christentum dort. Sind
denn diese beiden Religionen nicht auch von Gott? Und wenn dem so ist, warum
werden sie mit diesen beiden Namen benannt und warum bezei-chnet man sie nicht
als Islam?
Die
Religion Gottes ist Islam. Die Juden indes entstellten ihn. Also kam das
Christentum durch Jesus als Korrektur – beide sind ursprünglich die Religion
Gottes, nämlich der Islam. Als das Chris-tentum nun ebenfalls entstellt wurde,
kam die Offenbarung zu unserem Propheten Muhammad, dem Gesandten Gottes (Gott
segne ihn und schenke ihm Frieden!), um den Menschen die Reli-gion Gottes, als
da ist der Islam, zu übermitteln. Wer also nicht an den Islam glaubt, ist auch
kein Muslim. Konsequenterweise leistet er ihm auch keine Folge Gott, der
Erhabene, sagt:
„Fürwahr, die Religion bei Gott ist der Islam...“ (Qurʾān, Sure 3, Vers 19)
Das
heißt, was Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!) geoffenbart
wurde, denn dies ist die einzige Religion Gottes, die absolut frei ist von
Entstellung respektive Veränderu-ng. Es ist die Religion Gottes von Adam bis
Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Frieden!).
***
4.
Was ist Glaube?
·
Wir haben über den Islam gesprochen und wir haben
darge-legt, dass er demütiges Unterwerfen, Befolgen und Gehorsam gegenüber Gott
bedeutet. Und wir haben erklärt, dass diese Bedeutung keine Ursache dafür
darstellt, dass der Muslim indiffe-rent und faul ist, denn der Islam spornt zur
Arbeit an, sei es auf dem Gebiet der Anbetungshandlungen oder im Zusammenhang
mit diesseitigen weltlichen Angelegenheiten wie Handel, Land-wirtschaft,
Industrie und anderes. Es bleibt indes ein Aspekt, der unklar zu sein scheint,
nämlich was in einem edlen Hadith über-liefert ist, demzufolge der Prophet
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
sagte: „Der Islam ist auf fünferlei errichtet: Das Beken-ntnis, dass es keine
Gottheit außer Gott gibt und Muhammad der Gesandte Gottes ist, das Verrichten
des Pflichtgebetes, das Entri-chten der Sozialpflichtabgabe, das Fasten im
Ramadan und die Pilgerfahrt zum Haus Gottes in Mekka für den, der dazu in der
Lage ist.“ Wenn nun ein Muslim lediglich diese fünf Säulen prakti-ziert, wird
er dann auch als Muslim angesehen?
Ja! Denn wenn man diese Säulen erfüllt, führen sie
durch den, der sie erfüllt, dazu, dass Gutes verrichtet und Schlechtes unterla-ssen
wird. So verhindert etwa das Pflichtgebet unmoralisches Verhalten und Verwerfliches, die Sozialpflichtabgabe
erzieht den Muslim zur Naturveranlagung der Liebe zum Guten und zum Mit-gefühl
gegenüber denen, die etwas brauchen, das Fasten verfei-nert den Charakter des
Muslim, indem es ihn von den Trieben körperlicher Gelüste befreit, und die
Pilgerfahrt vertieft in den Herzen der Muslime die Gefühle der Einheit. Vor
allem befreit das Bekenntnis zu Gott den Muslim davon, von Menschen beherrscht
zu werden; er unterwirft sich demütig einzig und allein Gott.
·
Wenn der Muslim
sich mit all dem auszeichnet respektive
diese Säulen praktiziert, dann führt dies dazu, dass er ein Gott
gegenüber gehorsamer Muslim ist und SEINE Lehren ausführt. Warum sagt nun aber
Gott in SEINEM ehrwürdigen Offenbarungs-buch als Antwort auf die arabischen
Beduinen, die gekommen waren und dem Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) ihren Glauben
öffentlich verkündet hatten, dass sie eben keine Gläubigen seien, sondern lediglich
Muslime. ER sagt:
·
Die Araber[2] sagen: „Wir
glauben!“ Sprich: „Ihr glaubt nicht. Sagt vielmehr: «Wir sind Muslime.» Und der
Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingedrungen...“ (Qurʾān, Surah 49, Vers
14)
Ist somit der Glaube etwas anderes als der Islam?
Wir
müssen wissen, dass der Islam äußerlich formales demüti-ges Unterwerfen und
Befolgen bedeutet. Ist er nun auch eng mit einer Glaubensbestätigung im Herzen
verbunden, handelt es sich um den wahren Islam, da der Glaube Bestätigen durch
das Herz und Äußern mit der Zunge wie beim Aussprechen des Glaubens-bekenntnisses
oder Rezitieren des Koran oder durch Handeln wie bei den Anbetungshandlungen
ist. Genau das gilt als Zeichen für all das, was an Glauben im Herzen ist.
Handelt es sich also bei diesem Äußern um einen Widerhall dessen, was im Herzen
an Glaube ist, dann ist es ein wahrer Islam. Anderenfalls ist es ledig-lich ein
äußeres Vorgeben – wie dies der Fall bei den Heuch-lern war. Sie täuschten den
Islam nur vor, und der Glaube war noch nicht in ihre Herzen eingedrungen. So
geschah es seitens der Wüsten-araber, über die der oben erwähnte Koran-Vers
spricht. Sie kamen zwar demütig, aber der Glaube war noch nicht in ihren
Herzen.
Deshalb
kann man einen Menschen nicht beurteilen, ob dieser ein Gläubiger ist oder
nicht, denn diese Frage hängt mit dem Herzen zusammen, wobei ausschließlich
Gott, der Hocherhabene, über die Herzen informiert ist. Wir sagen indes nur,
der und der ist ein Muslim. Dies ist auch die Ursache der oftmaligen Verwen-dung
des Ausdrucks „die Muslime“ und der geringen Verwendung des Ausdrucks „die
Gläubigen“. Die Verwendung des Wortes „Glaube“ in Verbindung mit Muslimen ist
nur seitens Gottes, DER weiß, was in den Herzen ist. Somit kommt der Ausdruck
„diejeni-gen, die glauben“ im ehrwürdigen Koran mehr als zweihundertmal vor,
wohingegen der Ausdruck „diejenigen, die den Islam annah-men“ nur ein einziges
Mal vorkommt, indem Gott sagt:
„Fürwahr,
WIR haben die Thora herabgesandt, darin ist Recht-leitung und Licht, nach ihr
richten die Propheten, die den Islam annahmen, diejenigen, die Juden
sind...“
(Qurʾān, Surah 5, Vers 44)
Das
heißt, nach der Thora richten diejenigen, die Gott gehor-chen und sich nicht an
einer Gesetzgebung orientieren, die Men-schen für die jüdische Gesellschaft
aufgestellt haben.
· Der
Glaube ist also eine Bestätigung durch das Herz und der Islam ist ein
Aussprechen mit der Zunge sowie eine Handlung, die der anbetend Dienende als
Erfüllung dessen ausübt, was im ehrwür-digen Koran steht. Diese Handlung ist
möglicherweise lediglich formal äußerlich, wie es im Fall der Heuchler war, das
heißt sie täuschten den Gläubigen vor zu glauben, wobei der Glaube in deren
Herzen indes noch nicht eingedrungen war. Durch diese Handlung kann sich aber
auch die wahre Äußerung dessen ausdrücken, was sich im Herzen an Glauben
befindet. Wie kann man also zwischen den beiden Handlungen unterscheiden?
Das
Unterscheiden zwischen den beiden Handlungen ist sehr schwer: Die eine Handlung
verrichtet der Ausübende formal äußerlich, und die andere entspringt der
Wirklichkeit im Herzen. Dazu ist niemand in der Lage außer einem Wissenden um
die Geheimnisse der Herzen, und das ist Gott, der Hocherhabene. Der Mensch
indes stellt in der Regel – wenn die Situation günstig ist oder er ständig mit
jemandem eng verbunden ist – die Wahrhaf-tigkeit der Handlung des jeweiligen
Handelnden fest, und zwar wenn das Verhalten des Handelnden dessen Furcht vor
Gott und Streben nach dem Verrichten der Anbetungshandlungen entspri-cht.
Um
nun diese beiden Bedeutungen von Islam und Glaube zu verdeutlichen, wird das,
was mit dem Herzen zusammenhängt, als Glaube und das, was mittels der
Körperglieder zutage tritt, als Islam bezeichnet. Gott, der Erhabene, sagt bei der
Beschreibung der Gläubigen:
„Der Gesandte glaubt an das, was zu ihm
von seinem Herrn herabgesandt wurde – und die Gläubigen. Jeder glaubt an Gott
und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten...“
(Qurʾān,
Surah 2, Vers 285)
Denn
die Bestätigung wird nur durch das Herz realisiert, und so wird sie Glauben
genannt.
Was
aber den formal äußerlichen Aspekt betrifft, so wird er als Islam bezeichnet.
In einem Hadith des Gesandten Gottes
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), in dem Gabriel ihn über den Islam
befragte, steht des Gesandten Antwort: „Islam heißt zu bezeugen, dass es keine
Gottheit außer Gott gibt und Mu0ammad der Gesandte
Gottes ist, das Pflichtgebet zu verrichten, die Sozialpflichtabgabe zu
entrichten, im Ramaḍān zu fasten und die Pilgerfahrt zum Haus Gottes in Mekka für den, der dazu in der Lage
ist, durchzuführen.“ Das Aussprechen des Glaubensbekennt-nisses ist nun eine
formal äußerliche Seite, und so ist es auch mit dem Pflichtgebet, mit dem Ramaḍān-Fasten,
mit der Sozialpflicht-abgabe und mit der Pilgerfahrt.
Der
Islam ist also alles, was mit dem formal Äußerlichen zusam-menhängt, denn der
Glaube ist ja nur echt, wenn er mit dem Herzen in Verbindung steht. Wenn indes
der Glaube vom Herzen ausgeschlossen ist, wird das formal äußerliche Handeln
heuchleri-sch und stellt nicht den Islam dar. Nur Gott weiß das, da ER ja die
Herzen besser kennt. Deshalb ist es nicht richtig einem Muslim, der am
Verrichten der formal äußerlichen Handlungen festhält, den Glauben abzustreiten
und von Leugnen des Islam oder von Heucheln sprechen, zumal dies unsere
Fähigkeiten übersteigt. Es wäre besser auf ihn lediglich die Bezeichnung Muslim
anzuwen-den.
Was
nun aber die Bezeichnung als Gläubiger betrifft, so über-lassen wir diese Gott,
dem Hocherhabenen, denn nur ER allein weiß, was im jeweiligen Herzen ist.
***
5.
Die Offenbarung
Von Umar Ibn Al-Ḫaṭṭāb (möge Gott an ihm Wohlgefallen
haben!) sind uns die folgenden Worte überliefert: „Wir befanden uns gerade beim
Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), als ein Mann in
strahlendweißer Kleidung und mit pechschwarzem Haar herbeikam. Man sah an ihm
keine Spur von einer Reise, aber absolut niemand von uns kannte ihn. Er näherte
und setzte sich schließlich vor den Gesandten
Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!), wobei seine Knie die Knie
des Gesan-dten berührten. Er sagte: «O Muhammad! Unterrichte mich über den
Islam!» Der Gesandte Gottes (Gott segne
ihn und schenke ihm Heil!) erwiderte: «Islam heißt zu bezeugen, dass es keine
Gottheit außer Gott gibt und Muhammad der Gesandte Gottes ist, das Pflichtgebet zu verrichten, die
Sozialpflichtabgabe zu entrichten, im Rama01n zu fasten und die Pilgerfahrt zum Haus Gottes in Mekka für den, der dazu in der Lage
ist, durchzuführen.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Da waren wir ob seiner
Frage und seiner Bestätigung erstaunt. Dann fragte er: «Aber was ist Glaube?»
Der Gesandte entgegnete: «Dass man an Gott als den Alleinigen glaubt und an
SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE Gesandten sowie an an die Auferstehung
nach dem Tod und das Paradies und die Hölle sowie an die Vorherbestimmung, sei
sie gut oder schlecht.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Dann fragte er: «Aber
was ist Gutes tun?» Der Gesandte antwor-tete: «Dass man Gott anbetend dient,
als ob man IHN sähe, denn auch wenn man IHN nicht sieht, so sieht ER einen
doch.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Er sagte: «Und nun unterrichte mich
über die Letzte Stunde!» Da meinte der Gesandte: «Der Gefragte weiß über sie
nicht mehr als der Fragende.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Da sagte er:
«Dann unterrichte mich über ihre Zeichen!» Der Gesandte sagte: «Dass eine
Sklavin ihre Gebieterin gebiert und dass man die nackten und barfüßigen
Schafhirten sieht wie sie einander beim Bau von guten Häusern einander zu
überbieten suchen.» Der Mann sagte: «Du hast Recht.» Dann entfernte er sich.
Wir verharrten eine lange Zeit, dann sagte der Gesandte Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm
Heil!): «O Umar! Weißt du, wer dieser Mann war?» Ich gab zur Antwort: «Gott und
SEIN Gesandter wissen es am besten.» Der Gesandte sagte: «Das war Gabriel. Er
ist zu euch gekommen um euch in der Angelegenheit der Religion zu unterweisen.
Und er kam zu mir immer in einer Gestalt, in der ich ihn erkannte, außer in der
diesmaligen Gestalt.»“ (Al-Buḫārī, Teil 1, S. 6)
Dieser Ḥadīṯ umfasst vier Problemkreise, als da sind
Islam, Glaube, Gutes tun und Zeichen der Letzten Stunde. Über zwei von ihnen
haben wir bereits gesprochen, nämlich Islam und Glaube. Und ich möchte hier
auch nicht, dass wir über die beiden übrigen Problemkreise sprechen, also über
Gutes tun und Zeichen der Letzten Stunde, denn das Thema Gutes tun wird kommen,
wenn wir über die Ethik sprechen, und das Thema der Letzten Stunde, wenn die
Rede ist von den Dingen, von denen wir nur hören. Was ich indes jetzt in
Erfahrung bringen möchte: Wer ist Gabriel?
Gabriel ist ein hebräsches Wort und heißt nach einer
Über-lieferung von Ibn ʿAbbās entweder ʿAbdu-r-raḥmān (anbetend Dienender gegen-über dem Allerbarmer) oder ʿAbdu-l-ʿAzīz
(= anbetend Dienender des Allmächtigen).
Gabriel ist der Engel, den Gott mit der Übermittlung der Offenbarung an SEINE
Propheten und Gesandten (Friede sei mit ihnen!) betraute. Sein Name ersch-eint
im ehrwürdigen Koran in drei Versen, nämlich in Gottes Worten:
„Sprich: „Wer nun aber ein Feind Gabriels ist,
so hat er ihn (Gabriel den Qurʾān;
Anm. d. Übers.) fürwahr auf dein Herz mit der Erlaubnis Gottes hinabgesandt, als eine Bestätigung
dessen, was vor ihm war...“ (Qurʾān,
Surah 2, Vers 97)
Und in SEINEN Worten:
„Wer nun aber ein Feind Gottes und DESSEN Engel und DESSEN Gesandter
und Gabriels und Michaels ist, so ist Gott fürwahr ein Feind der
Islam-Leugner.“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 98)
Und in SEINEN Worten:
„Wenn ihr beide gemeinsame Sache gegen ihn
macht, so ist fürwahr Gott, ist ER sein Schutzherr und Gabriel und der Recht-schaffene
der Gläubigen...“ (Qurʾān, Surah 66, Vers
4)
Die Gelehrten sagen, dass Gabriel ein hochgestellter
Engel ist und Gott ihm deshalb die Übermittlung der Offenbarung an SEINE
Gesandten übertrug.
·
Was ist also die Bedeutung von Offenbarung?
Sprachwissenschaftlich bedeutet Offenbarung
„Eingebung“, wie etwa in den Worten des Erhabenen:
„Und
dein Herr gab den Bienen ein: „Baut euch Behausung in Bergen, in den Bäumen und
in den von Menschen errichteten Bienenstöcken” (Qurʾā,
Surah 16, Vers 68)
Und in den Worten des Erhabenen:
„Und
als ICH den Jüngern eingab, dass sie an MICH glauben mögen und an MEINEN
Gesandten!...“ (Qurʾān,
Surah 5, Vers 111)
Ferner kommt es in SEINEN Worten vor:
„Wir
gaben der Mutter des Moses durch Offenbarung ein und sagten : „Säuge ihn; wenn
du aber seinetwegwn Angst hast, dann lege ihn in den Fluss und fürchte dich
nicht und betrübe dich nicht….” (Qurʾān,
Surah 28,
Vers 7)
Was nun aber die Bedeutung von Offenbarung als
Terminus technicus betrifft, so versteht man darunter alles, was auf die Pro-pheten
und Gesandten an Rechtsnormen herabgesandt wurde um diese ihren jeweiligen
Völkern zu übermitteln.
Gott richtete an Muhammad (Gott segne ihn und schenke
ihm Heil!) folgende Worte:
„Fürwahr,
WIR haben dir geoffenbart wie WIR Noah geoffen-bart haben sowie den Propheten
nach ihm...“
(Qurʾān, Surah 4, Vers
163)
Das heißt, WIR sandten dir wie auch Noah und den
Propheten eine Rechtsnorm herab. Ergo ist der ehrwürdige Koran die Offen-barung,
mit der Gabriel von Gott zu Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
herabkam, damit dieser ihn den Menschen übermittle. Und die Thora ist die
Offenbarung, mit der Gabriel von Gott zu Moses (Friede sei mit ihm!) herabkam,
damit dieser sie den Kindern Israel übermittle. Und das Evangelium ist die
Offen-barung, mit der Gabriel zu Jesus (Friede sei mit ihm!) herabkam, damit
dieser es seinem Volk über-mittle. Und der Psalter ist die Offenbarung, mit der
Gabriel zu David (Friede sei mit ihm!) herab-kam, und noch viele andere, über
die uns der ehrwürdige Koran nichts mitteilt. Gott sagte zu SEINEM Propheten:
„WIR schickten Gesandte schon vor dir; zu ihnen gehören
einige, von denen WIR dir berichteten, und zu ihnen gehören einige, von denen
WIR dir nicht berichteten. Und es geziemt keinem Gesandten, dass er mit einem
Zeichen komme außer mit der Erlaubnis
Gottes... (Qurʾān, Surah
40, Vers 78)
Somit ist die Offenbarung alles, was Gott zu SEINEM
Gesandten durch Gabriel (Friede sei mit ihm!) mit der Anweisung der
Übermittlung herabsandte, wie Gott, der Erhabene, sagte:
„Sprich: „Welche Sache ist das bedeutendste
Bezeugen?“
Sprich:
„Gott als Zeuge zwischen mir und euch. Und geoffen-bart ward mir dieser Koran,
damit ich euch durch ihn warne und wen er erreicht. Fürwahr, wollt ihr denn
gewiss bezeugen, dass es mit Gott andere Gottheiten gibt?“ Sprich: „Ich bezeuge
nicht.“ Sprich: „Fürwahr, ER ist ja nun die Eins-Seiende Gottheit, und fürwahr,
ich bin frei von dem, was ihr beigesellt.“
(Qurʾān, Surah 6, Vers
19)
Und ER sagte auch:
„Und
rezitiere, was dir geoffenbart ward vom BUCH deines Herrn...“ (Qurʾān, Surah 18, Vers 27)
·
Gehören nun zur Bedeutung von Offenbarung nicht auch
die Träume der Propheten, die sie gehabt hatten, bevor der Engel zu ihnen mit
der Offenbarung Gottes kam?
Der Traum gehört nicht zur Bedeutung von Offenbarung
im Sinne, dass die Propheten nicht mit der Übermittlung dessen beauftragt
wurden, was sie im Schlaf sahen. Der Traum war auch kein Mittel zur
Gesetzgebung, er war vielmehr lediglich eine Vor-aussage nahe einer
Offenbarung. Die Propheten pflegten Träume vor der Beauftragung zur
Übermittlung zu haben, und die Gesche-hnisse bestätigten, was sie geträumt
hatten.
Dieser Zeitraum geht dem Kommen der Offenbarung zum
Gesandten voraus. Von ʿĀʾišah (möge Gott an ihr Wohlgefallen haben!) wird
überliefert, dass sie sagte: „Der ersten Offenbarung an den Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
ging ein Gutes verkündender Traum im Schlaf voraus. Seine Träume erschienen ihm
nur wie das Frühlicht der Morgendämme-rung, dann wurde ihm die
Zurückgezogenheit lieb und er zog sich in die Höhle von Hirāʾ zurück. Dort
suchte er nachts die Nähe Gottes, bis
der Engel zu ihm kam, als er gerade in der Höhle war. Der Engel sagte zu ihm: «
Lies!» Der Prophet entgegnete: «Ich kann nicht lesen!» Der Prophet sagte
weiter: «Da presste mich der Engel, bis er mich ganz erschöpfte. Darauf ließ er
mich los und sagte: ‚Lies!‛ Ich erwiderte: ‚Ich kann nicht lesen!‛ Da ergriff
er mich und presste mich erneut, bis er mich ganz erschöpfte. Dann ließ er mich
los und sagte: „Lies!“ Ich erwiderte: ‚Ich kann nicht lesen!‛ Da ergriff er
mich und pesste mich ein drittes Mal, bis er mich ganz erschöpfte. Schließlich
ließ er mich los und sagte:
„Lies im Namen deines Herrn, DER erschuf,
erschuf den Men-schen aus geronnenem Blut! Lies, und dein Herr ist der
Gütigste.“
(Qurʾān, Surah 96,
Verse 1-3)
Der Hadi&
teilt zwei Fälle mit. Der erste Fall ist der wahre Traum und der Gesandte (Gott
senge ihn und schenke ihm Heil!)
übermittelte uns nicht, was er gesehen hatte. Folglich sind wir nicht dem
verpflichtet, was auf dem Weg des Traums kam, selbst wenn dieser als Vorbote
der Offenbarung betrachtet würde. Was nun aber den zweiten Fall betrifft, so
handelt es sich um das Erscheinen Gabrieles beim Propheten, wobei er diesen den
ersten Vers, der vom ehrwürdigen Koran herabgesaust wurde, lesen ließ. Und
diesen Fall übermittelte uns der Prophet (Gott senge ihn und schenke ihm Heil!), da ihm ja das
Übermitteln dessen, mit dem der Engel Gabriel von Gott, dem Hocherhabenen, zu
ihm kam, aufgetragen wurde.
Die Offenbarung ist also, womit Gabriel von Gott zu SEINEM
Propheten (Gott senge ihn und schenke ihm Heil!) herabkam und was er diesem
befahl zu übermitteln. Daher bezeichnet man den ehrwürdigen Qurʾān als die
Offenbarung Gottes, denn Gabriel (Friede sei mit ihm!) brachte ihn zum
Propheten (Gott senge ihn und schenke
ihm Heil!) und trug ihm auf ihn zu übermitteln.
Gabriel ist somit der Mittler zwischen Gott und DESSEN
Gesand-ten. Er ist auch der Träger der Offenbarung zu den Propheten. Manchmal
kommt er in Gestalt eines Engels und manchmal in der eines Menschen, wie es beim
obengenannten Habit der Fall war. Man nennt ihn „der Geist“. Der Erhabene sagt:
„Mit ihm kam der vertrauenswürdige Geist
herab, auf dein Herz, damit du einer von den Warnen seiest, in deutlicher arabi-scher
Sprache.“ (Qurʾān, Sarah 26, Verse 193-195)
Des Weiteren nennt man ihn den „Geist der Lauterkeit“.
Der Erhabene sagt:
Sprich: „Den Qurʾān hat mir Gabriel, der
heilige Geist , vom Herrn mit der Wharheit gebracht. Damit die Gläbigen im
Glauben gefestigt werden…..”
(Qurʾān, Surah 16, Vers 102)
· Ist Gabriel nun der bei
den Christen bekannte Heilige Geist?
Ja, aber die Christen betrachten den Heiligen Geist
als einen Teil der Trinität, wobei sie glauben, das er den Jüngern erschien und
ihnen offenbarte, obwohl sie keine Propheten waren. Dieser Geist erscheint
ferner den Päpsten und vielleicht anderen Indivi-duen, die keine Propheten
sind. Was aber Gabriel betrifft, den der Islam auch den „heiligen Geist“ nennt,
so ist er ein Engel, den Gott wie andere erschuf. So gehört er zu den
Geschöpfen Gottes und DESSEN anbetend Dienenden. Der Koran spricht über die
Engel, indem er sagt:
„Jesus Christus wir es nicht aus Hochmut
ablehnen, Gott Diener zu sein: desgleichen die Gott nahestehenden Engel.“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 172)
Und er sagt auch:
„Und vor Gott wirft sich nieder, was
in den Himmeln und was auf Erden an Tieren und die Engel, und sie sind nicht
hochmütig.“
(Qurʾān, Surah 16, Vers 49)
Und des Weiteren sagt er :
„Und sehen wirst du die Engel kreisend rings
um den Thron, den Preis ihres Herrn verkündend“ (Qurʾān, Surah 39, Vers 75)
Also sind die Engel anbetend Dienende gegenüber Gott,
die nicht gegen das aufbegehren, was Gott ihnen befiehlt, und tun, was ihnen
befohlen wird. Und Gabriel erschien nur Propheten, denen geoffenbart wurde. Und
was die Behauptung der Christen betrifft, das er Individuen, die keine
Propheten sind, erscheinen könne, so gibt es für deren Richtigkeit keinerlei
Grundlage.
6.
Unterscheidung zwischen Gläubigen, Islam-Leugnern und Frevlern
Zu den Wörtern,
die im Rahmen des Urteilens über einen Menschen hinsichtlich dessen religiösen
Verhaltens oft zirkulieren, gehören die beiden Wörter Unglaube und Frevel sowie
deren Ableitungen. Wir hören viele Leute eine Handlung als Unglaube beurteilen,
wohingegen wir andere sehen, die dieselbe Handlung als Frevel bezeichnen. Gibt
es also einen Unterschied zwischen den beiden Wörtern?
Um die Bedeutung
dieser beiden Wörter klarzumachen, müssen wir den beiden das Wort Glaube
hinzufügen, denn eine Sache wird durch ihr Gegenteil charakterisiert. Wir haben
schon den Glauben als Anerken-nung der Existenz Gottes sowie als festigendes
Bekennen und als Gehor-sam IHM gegenüber definiert. Zu dieser Bestätigung
gehören auch DESSEN Gesandte sowie das Eingestehen, das ER Engel hat und auf
SEINE Gesandten und Propheten Offenbarungsbücher hinabsauste sowie das Paradies
und die Hölle erschuf und für die Taten aller Men-schen, die sie in deren Leben
ausübten, zur Rechenschaft ziehen wird. Wer also Gutes tut, den wird ER ins
Paradies schicken, und wer Böses tut, den wird ER in die Hölle werfen. All das
ist zusammengefsst in den Worten Gottes, des Erhabenen:
„Der Gesandte
glaubt an das, was zu ihm von seinem Herrn herab-gesaust war – und die
Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE
Gesandten. „Wir machen keinen Unter-schied zwischen einem von SEINEN
Gesandten.“
(Qurʾāan, Surah 2, Vers 285)
Der Unglaube ist
das Gegenteil des Glaubens, das heißt wer nicht an Gott glaubt oder Gott eine
andere Gottheit beigesellt, ist im Hinblick auf den Islam ein Ungläubiger. Und
wer an die Gesandten nicht glaubt, ist im Hinblick auf den Islam ebenfalls ein
Ungläubiger. Und wer an die Engel und an die auf SEINE Gesandten herabgesandten
Bücher oder an den Jüngsten Tag nicht glaubt, ist im Hinblick auf den Islam
auch ein Ungläubiger. Gott, der Erhabene, sagt:
„...Wer Gott leugnet und SEINE Engel und SEINE Bücher
und SEINE Gesandten und den Jüngsten Tag, dessen Fehlgehen ist ja bereits sehr
weit gegangen.“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 136)
Im ehrwürdigen Qurʾān
stehen die beiden Wörter „Leugnen des Islam“ und „Islam-Leugner“ in zahlreichen
Versen, die alle um den krei-sen, der an Gott nicht glaubt oder einen von
DESSEN Gesandten dementiert oder nicht dem folgt, was ER SEINEN Gesandten an
Anbetu-ngshandlungen und Gesetzesnormen herabsandte, oder der die Auferste-hung
und die Abrechnung oder das Paradies respektive die Hölle abstreitet.
· Es gibt zwei Punkte, die
der Verdeutlichung bedürfen, von denen der erste lautet: Wird jemand, der an
einen Gesandten glaubt und einen anderen ableugnet, als Islam-Leugner
betrachtet? Und der zweite Punkt: Die Muslime sind verschiedener Meinung beim
Verstehen islamischer Texte. Als Folge dieser Meinungsverschiedenheit bildeten
sich zahlrei-che Gruppierungen. Ist es nun recht, dass eine Gruppe über eine
andere urteilt, dass diese den Islam leugnend ist, also des Islam-Leugnens
beschuldigt, nur weil sie einer anderen Meinung ist?
· Was nun den ersten Punkt
betrifft, so muss man wissen, dass man ein Islam-Leugner wird, wenn man an
einen Gesandten glaubt, einen ande-ren aber ableugnet. Der ehrwürdige Qurʾān
bestimmt dazu mit den Worten des Erhabenen:
„.. und die
Gläubigen. Jeder glaubt an Gott und SEINE Engel und SEINE Bücher und SEINE
Gesandten. „Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von SEINEN
Gesandten.“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 285)
Wir unterscheiden also
bei der Pflicht des Glaubens an alle Gesandten nicht zwischen ihnen. Glaubt
jemand an den Islam, ist dieser Glaube
nur dann richtig, wenn er auch an alle im ehrwürdigen Qurʾān
mitgeteilten Gesandten glaubt, die vor dem Islam auftraten. Wer somit an Muham-mad
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!)
glaubt, muss auch an Jesus, Moses, Abraham, Noah und alle Propheten glauben,
die im ehrwürdigen Qurʾān erwähnt werden, denn glaubt man an einen von ihnen
nicht, leugnet man ja einen Text im ehrwürdigen Qurʾān ab. Und wer auch nur
einen einzigen Buchstaben in diesem ableugnet, ist ein Islam-Leugner.
Dementsprechend wird jemand auch als Islam-Leugner bezeichnet, wenn er etwa an
Moses und nicht an Muhammad oder an Jesus und nicht an Muhammad glaubt; er ist
ein Islam-Leugner, da er ja den gesamten Qurʾān ableugnet.
Was den zweiten
Punkt betrifft, nämlich das Beurteilen einer Grup-pierung der Muslime als
Islam-Leugner, nur weil sie eine von anderen abweichende Meinung und ein
anderes Verständnis hat, so ist dieses Urteil nur dann richtig, wenn diese
Gruppierung eine der Grundlagen der Religion abstreitet, wie etwa das
Abstreiten des Ḥadīṯes, oder die Verbindlichkeit des Pflichtgebets, der
Sozialpflichtabgabe oder der Pilgerfahrt nicht anerkennt. Alles Übrige darf nicht
als Leugnen des Islam gebrandmarkt werden; man kann es höchstens als Irrtum
oder Abweichen von der allgemeinen Konzeption bezeichnen, wenn die Meinungen
dieser Gruppierung extrem sind.
Das bedeutet, es
gibt in der Religion Grundlagen, die den Islam-Leugner vom an den Islam
Glaubenden trennen. Diese Grundlagen sind der Glaube an die Worte des
ehrwürdigen Qurʾān – wenn man also einen Buchstaben ableugnet, ist man
Islam-Leugner – sowie der Glaube an die Ḥadīṯe des Gesandten Gottes. Das heißt,
wenn es ganz sicher ist, dass ein Ḥadīṯ vom Gesandten Gottes (Gott segne
ihn und schenke ihm Heil!) stammt, und
eine Gruppe streitet ihn einfach um des Leugnens willen ab, wird dies als
Leugnen des Islam betrachtet. Denn es gilt als In Abrede-Stellen des Gesandten
Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm
Heil!). Leugnet indes eine Gruppe den Hadīṯ mit dem Argument, es gebe keine
echte Bestätigung, dass der Gesandte ihn wirklich sagte, dann ist sie mit
dieser Verleugnung nicht den Islam leugnend, denn sie stellt ja nicht den
Gesandten Gottes (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!) in Abrede, sondern die Überlieferer. So ist es nicht
richtig, denjenigen, der den Ḥadīṯ ob der Unrichtigkeit der Überliefererkette
ableugnet, als Islam-Leugner zu
bezeichnen. Gleichfalls ist niemand ein Islam-Leug-ner, der den Text anerkennt
und hinsichtlich des Verständnisses und der Auslegung eine andere Meinung
vertritt. Aus diesem Grund sagten die traditionellen Rechtsgelehrten über den
ehrwürdigen Qurʾān: „Das Definitive des Textes ist alles Denkbare der Erklärung
der Bedeutung.“ Das heißt, der Qurʾān-Text steht definitiv fest und wer auch
nur einen Buchstaben von ihm leugnet, ist ein Islam- Leugner, und alles
Denkbare der Erklärung der Bedeutung heißt, die Bedeutung ist von einer Person
zur anderen unterschiedlich und hieraus entstand die Meinungsverschie-denheit
bei der Auslegung und Interpretation. Dementsprechend befin-det sich jede Gruppe
innerhalb des Kreises des Glaubens, solange sie nicht eindeutig vom Islam
abweicht, was wiederum nur geschieht durch Ableugnung eines authentischen
Textes oder durch die Beurteilung unter Annullierung einer anerkannten notwendigen
Sache in der Reli-gion wie der Vorschrift der fünf Pflichtgebete und der
Unerlässlichkeit des Bemühens (Ğihād) um Gottes willen und anderer
Bestimmungen, die unablässig zusammengetragen wurden. Abgesehen davon sind alle
Muslime, auch wenn ihre Meinungen in der Auslegung unterschiedlich sind.
Nachdem wir das
Wort Islam-Leugnung dargelegt haben, kommen wir nun zum Wort Frevel zurück. Was
ist damit gemeint? Wann wird es genannt? Und wer wird so genannt?
Man muss wissen,
dass dieses Wort im ehrwürdigen Qurʾān in drei Versen vorkommt, und zwar in den
Worten des Erhabenen:
„Verboten sind
euch das Verendete und das Blut und das Schweine-fleisch sowie das, worüber ein
anderer Name als Gottes gerufen ward, und das Erstickte und das Erschlagene und
das zu Tode Gestürzte und das durch Niederstoßen Umgekommene und das von
Raubtieren Angef-ressene außer, was ihr geschlachtet habt und was auf dem
Götzenopfer-tisch geopfert ward, und dass ihr durch Lospfeile bei einer
Gottheit ein Orakel sucht. All jenes gilt euch als Frevel...“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 3)
Und in SEINEN
Worten:
„Und esst nicht
von dem, worüber Gottes Name nicht erwähnt ward! Und fürwahr, es ist gewiss ein
Frevel...“ (Qurʾān,
Surah 6, Vers 121)
Sowie in SEINEN
Worten:
„Sprich: „Nicht
finde ich in dem, was mir geoffenbart ward, Verbo-tenes für einen Essenden, der
es isst, außer dass es Verendetes sei oder vergossenes Blut oder
Schweinefleisch. Fürwahr, es ist ein Gräuel oder ein Frevel, über dem ein
anderer als Gott gerufen ward..“
(Qurʾān, Surah 6, Vers 145)
Wir bemerken nun,
dass das Wort Frevel in den drei Versen bei der Beschreibung all des Essens,
das Gott verbot, vorkommt, das heißt es bezeichnet das Ausüben einer Sünde. Und
das wiederum bedeutet, wer das tut, ist ein Frevler, obwohl er gleichzeitig an
Gott glaubt. Das führt dazu, dass das Wort nur den Kreis von Sünden erfasst,
auch wenn es im ersten Vers auf denjenigen, der auf dem Götzenopfertisch opfert
und durch Lospfeile bei einer Gottheit ein Orakel sucht – was ja beides zu den
Taten derjenigen gehört, die nicht an Gott glauben –, angewandt wird, wobei
aber die praktische Seite und nicht die dogmatische Seite berücksichtigt wird.
Das heißt, das Wort wird angewandt auf ein abwei-chendes Verhalten. Wer also
eine Sünde begeht, dessen Tat wird als Frevel betrachtet, und der Sündige wird
als Frevler bezeichnet.
Wenn wir nun das
im ehrwürdigen Qurʾān vorkommende Wort Frevler verfolgen, dann finden wir, dass
es in der Regel im Anschluss an die Darlegung eines abweichenden Verhaltens
vorkommt. So geschieht es, dass Gott die Heuchler mit diesem Wort beschreibt.
ER sagt:
„...Sie stellen
euch zufrieden mit ihren Mündern und ihre Herzen verweigern sich und die
meisten von ihnen sind Frevler.“
(Qurʾān, Surah 9, Vers 8)
Und ER sagt:
„...Vergessen
haben sie Gott, so hat ER sie vergessen. Fürwahr, die Heuchler, sie sind die
Frevler.“ (Qurʾān, Surah 9, Vers 67)
Denn das Verhalten
der Heuchler bei ihrem Vortäuschen von Ver-pflichtungen, die Gott ihnen
auferlegt hat, war ein abweichendes Ver-halten. Wenn Gott aber den
Islam-Leugnern Frevel zuschreibt, dann ist das ob der Korrelation, denn aus
ihrem Leugnen des Islam ergibt sich in der Regel die Abweichung in ihrem
Verhalten. Sie fühlen sich ja nicht den Regeln verpflichtet, die sie am
Abweichen in ihrem Verhalten hindern könnten.
Der Frevel wird
ergo im Allgemeinen mit Sünde beschrieben. Wer an Gott glaubt und sündigt, der
ist ein frevelnder Gläubiger. Der Ausdruck Frevel kann aber auch Islam-Leugner
kennzeichnen, wobei zu berück-sichtigen ist, dass ihr Leugnen sie grundsätzlich
von der Verpflichtung zu den von Gott den Gläubigen vorgeschriebenen
Verhaltensregeln entfernt.
Im Qurʾān stehen
drei Verse gleichen Inhalts, nämlich das Nichtbe-folgen dessen, was Gott
herabgesandt hat. Allerdings ist die Beschrei-bung desjenigen, der nicht gemäß
dem urteilt, was Gott herabgesandt hat, in den drei Versen unterschiedlich.
Manchmal wird er Islam-Leug-ner genannt, manchmal Ungerechter und ein drittes
Mal Frevler. Diese drei Verse sind die folgenden Worte des Erhabenen:
„Fürwahr,
WIR haben die Thora herabgesandt, darin ist Recht-leitung und Licht, nach ihr
richten die Propheten, die den Islam annahmen, diejenigen, die Juden sind,
sowie die Rabbiner und die Schriftgelehrten nach dem, was ihnen vom BUCH Gottes
anvertraut war und wovon sie Zeugen waren. Darum fürchtet nicht die Menschen,
und fürchtet MICH! Und Meine offenbarten
Rechtsbestimmungen dürft ihr um keinen Preis umgehen! Und wer nicht
gemäß dem richtet, was Gott hinabgesandt hat, so sind jene, sind sie die
Islam-Leugner.“ (Qurʾān, Surah 5, Vers 44)
Und die Worte des
Erhabenen:
„Und WIR haben
ihnen darin vorgeschrieben: Leben um Leben und Auge um Auge und Nase um Nase
und Ohr um Ohr und Zahn um Zahn, sowie bei Verletzungen Vergeltung. Wer aber
darauf verzichtet, so ist ihm das eine Sühne. Wer aber nicht nach dem richtet,
was Gott herab-gesandt hat, so sind jene, sind sie die Ungerechten. Und WIR
ließen auf ihren Spuren Jesus, den Sohn der Maria, folgen, das bestätigend, was
vor ihm in der Thora war; und WIR gaben ihm das Evangelium, darin ist
Rechtleitung und Licht und es ist das bestätigend, was vor ihm in der Thora
war, und eine Rechtleitung und Ermahnung für die Gott Fürch-tenden. Und die
Leute des Evangeliums sollen gemäß dem richten, was Gott mit ihm herabgesandt
hat; und wer nicht gemäß dem richtet, was Gott herabgesandt hat, so sind jene,
sind sie die Frevler.“
(Qurʾān, Surah 5, Verse 45-47)
Warum
unterscheidet sich nun die Beurteilung, obwohl doch das Handeln in den drei
Versen, nämlich das Nichtbefolgen dessen, was Gott herabgesandt hat, jeweils
dasselbe ist?
Das Handeln in den
drei Versen ist nun eben nicht ein einziges, wie man sich vielleicht vorstellen
mag!
Denn der erste
Vers spricht über denjenigen, der leugnet, was Gott herabgesandt hat. Und der
Beweis dafür ist, dass ER sagt: „Und erhan-delt nicht für MEINE Zeichen
einen geringen Preis!“ Und das
heißt „Leugnet um etwas Vorübergehenden und Vergehenden willen nicht ab, was
Gott herabgesandt hat!“.
Im zweiten Vers
steht die Angelegenheit indes im Zusammenhang mit dem Begehen einer Sünde, denn
der Urteilende glaubt ja an das, was Gott herabgesandt hat. Er weicht jedoch
vom Weg der Gerechtigkeit ab und handelt nicht gemäß Auge um Auge und Zahn um
Zahn usw. Somit setzt er eins der legislativen Grundprinzipien nicht in die
Praxis um und richtet vielmehr auf Grund einer anderen Sache. Auf diese Weise
bricht er aus dem Rahmen der göttlichen Gerechtigkeit aus und ist mithin bei
seinem Richten ungerecht. Aber er ist kein Islam-Leugner, da er ja an die Thora
als ein Buch von Gott glaubt und die Umsetzung dessen, was in ihr an
Richtlinien steht, unterlässt.
Was nun den
dritten Vers betrifft, so steht er mit dem Verhalten in Verbindung insofern als
in ihm Rechtleitung, Licht und Ermahnung er-wähnt werden. Dies alles sind
Dinge, die mehr mit dem Verhalten zu tun haben als mit der Dogmatik. Wer bei
seinem Richten von diesem Verha-lten abweicht, wird als Frevler angesehen,
genau wie derjenige, der vom Verhalten an sich abweicht. Und wer die Sünde
gutheißt, wird als Frevler betrachtet, wie derjenige, der sie sich zu Schulden
kommen lässt. Wer nicht nach dem richtet, was im Evangelium steht, wird
beschrieben als jemand, der ein Frevler ist. Dies resultiert aus dem
Gesichtspunkt, dass das Evangelium mit Ermahnungen und Verhaltensweisen kam,
aber nicht mit Rechtsnormen. Denn was in der Thora steht, ist verbindlich für
den, der an das Evangelium glaubt, und wer nicht befolgt und nicht gemäß dem
handelt, was im Evangelium als ein Urteilsmaßstab für das Verhalten steht, ist
ein Frevler.
***
7.
Das Allwissen Gottes und SEIN Wille
Als wir über die
Faktoren gesprochen haben, die den Islam von ande-ren Glaubensanschauungen und
Ideologien trennen, erwähnten wir, dass der Glaube an übersinnliche Kräfte
notwendig ist, die in moralischer Verbindung mit deren anbetend Dienenden
stehen.
Das betrifft die
Religion ganz allgemein.
Was nun aber den
Islam im Besonderen betrifft, so obliegt es einem Gläubigen daran zu glauben,
dass Gott Eigenschaften besitzt, die alle vollkommen sind: Das Eingeständnis,
dass Gott absolut ewig ist und nur ER der Bleibende ist. Entsprechend berichtet
der ehrwürdige Koran mit den Worten des Erhabenen:
„ER ist der Erste und der Letzte...“
(Qurʾān, Surah 57,
Vers 3)
Und SEINE Worte:
„Jeder, der auf ihr (auf Erden; Anm. d. Übers.) ist, ist vergänglich, und es bleibt das Angesicht deines Herrn, des
Herrn der Majestät und Ehrwürdigkeit.“ (Queān, Surah 55, Verse 26-27)
Ferner obliegt es
dem Gläubigen daran zu glauben, dass ER „all-hörend“ und „allsehend“ ist, den
Worten Gottes, des Erhabenen, gemäß:
„So ist es, denn Gott läßt die
Nacht in den Tag übergehen und läßt den Tag in die Nacht übergehen lässt und
Gott ist allhörend, allsehend.“ (Qurʾān, Surah
22, Vers 61)
Und dass
ER „allwissend“ ist, den Worten Gottes, des Erhabenen, gemäß:
„Es ist unvereinbar mit Gott, dass ER Leute fehlgehen
lässt, nachdem ER sie rechtgeleitet hat, damit ER ihnen darlege, wovor sie
sich hüten. Fürwahr, Gott ist um jede
Sache allwissend.“
(Qurʾān,
Surah 9, Vers 115)
Und dass ER
allwollend ist. Der Erhabene sagt:
„SEIN Befehl, wenn ER etwas will, ist nun
aber, dass ER zu ihm spricht: „Sei!“ Und es ist.“ (Qurʾān, Surah 36, Vers 82)
Und ER sagt:
„...Und wenn Gott gewollt hätte, hätten sie nicht
miteinander gekämpft, aber Gott macht, was ER will.“
(Qurʾān, Surah 2, Vers 253)
Wenn auch in einigen Religionen die Gottheit in der gleichen Art wie
die Natur ist oder eine Kraft, deren Verbindung zur Welt abgeschnitten ist,
oder unfähig ist zu erfassen, was im Universum abläuft, so ist hingegen im
Islam die Gottheit Gott, der Schöpfer des Universums und dessen Planer und mit
ihm in einer Weise des Planens und Entwickelns sowie der Fürsorge verbunden.
Ferner ist ER mit aller Vollkommenheit beschrieben; so ist ER der alles
Könnende und Bestimmende, allwissend, allhörend, allse-hend respektive
allwollend. Die Beschreibung mit diesen Eigen-schaften bedeutet, dass ER dem
Menschen nicht ähnelt.
Nein, ER ist mit überhaupt nichts zu vergleichen!
Es gehört zu den elementaren Grundwahrheiten, dass es nichts gibt, was
zwischen Gott und dem Menschen gleich wäre. Wenn Gott mit einer Eigenschaft
beschrieben wird, die auch einen Men-schen kennzeichnet, dann bedeutet das
nicht, dass ER dem Men-schen ähnelte oder gleich wäre. Denn die Eigenschaft
Gottes ist anders als die Eigenschaft des anbetend Dienenden: Die Eigen-schaft
Gottes ist vollkommen, wohingegen es sich bei der Eigen-schaft des anbetend Dienenden um etwas
handelt, das Gott ihm verleiht, damit dieser sich ihrer bedient um sich
gegenüber dem Leben zu behaupten. Es gibt allerdings zwei Eigenschaften, die
der näheren Erklärung bedürfen, da sie beide mit dem Handeln des anbetend
Dienenden und dessen Verantwortung ver-bunden sind. Diese beiden Eigenschaften
sind:
das Wissen und der Wille
respektive das Wollen.
Das Wissen Gott ist nun vollkommen und allumfassend. Es um-schließt,
was im Universum an Erschaffenem ist, seien es nun Gegenstände, Pflanzen oder
Tiere, denn ER ist ja ihr Schöpfer. Es ist unumgänglich, dass ER alle Details
dessen kennt, was ER erschaffen hat. Dies ist eine unbestrittene Tatsache des
normalen Lebens. Wenn jemand eine Maschine erfindet, dann zweifelt doch niemand
daran, dass er jedes Einzelteil in ihr kennt, wie kompli-ziert und komplex in
ihrer Bedienung sie auch immer sein mag. Wenn dies nun so beim erworbenen
Wissen ist, da ja der Erfinder die Fähigkeit des Erfindens in seinem Fachgebiet
durch Studieren, Nachdenken und Experimentieren sowie lange Erfahrung erwor-ben
hat, wie soll das dann erst bei jemandem so sein, dessen Wissen für ihn eine
obligatorisch unabtrennbare Eigenschaft ist und der das Universum ohne Muster
und ohne Modell erschaffen hat! Dies gehört ja nun zu SEINER Fähigkeit und zu
SEINEM Allwi-ssen. Man hat also notwendigerweise zuzustimmen, dass ER jedes
auch noch so kleine und den Augen noch so verborgene Einzeltei-lchen Millionen
bergender musterhafter Ähnlichkeiten dieses Uni-versums kennt.
Gott hat uns die Umfassendheit SEINES Wissens um das Uni-versum im
ehrwürdigen Koran in zahlreichen Versen mitgeteilt, von denen wir folgende
Worte des Erhabenen erwähnen:
„Er sprach: „Mein Herr weiß um das im Himmel und auf
Erden Gesprochene und ER ist der Allhörende, der Allwissende.“
(Qurʾān,
Surah 21, Vers 4)
Und SEINE Worte:
„Weißt du denn nicht, dass Gott kennt, was im Himmel und
auf Erden ist? Fürwahr, jenes ist in einem BUCH. Fürwahr, jenes ist für Gott
leicht.“ (Qurʾān, Surah 22, Vers 70)
Und SEINE Worte:
„Sprich: „Herabgesandt hat ihn DER, DER um das Geheimnis
in den Himmeln und auf Erden weiß...“
(Qurʾān, Surah 25, Vers 6)
Und SEINE Worte:
„Sprich: „Niemand, wer in den Himmeln und auf Erden ist,
weiß um das Übersinnliche außer Gott...“ (Qurʾān,
Surah 27, Vers 65)
Und SEINE Worte:
„Fürwahr, Gott
weiß um das Übersinnliche der Himmel und der Erde. Und Gott ist allsehend, was
ihr tut.? (Qurʾān, Surah 49, Vers 18)
Und SEINE Worte:
„... ER weiß, was in die Erde eindringt und was aus ihr
hervor-geht, was vom Himmel herabkommt und was in ihn hinaufsteigt. Und ER ist
mit euch, wo immer ihr auch seid. Und Gott ist, was ihr tut, allsehend.“ (Qurʾān, Surah 57, Vers 4)
Und SEINE Worte:
„Siehst du denn nicht, dass Gott weiß, was in den Himmeln
und was auf Erden ist?...“
(Qurʾān, Surah 58, Vers 7)
Und SEINE
Worte:
„ER weiß, was in den Himmeln und auf Erden ist...“
(Qurʾān, Surah
64, Vers 4)
Und daneben
gibt es noch andere Verse, die klar zum Ausdruck bringen, dass das Allwissen
Gottes das gesamte Universum um-schließt. Somit weiß ER, was im Himmel abläuft
und was auf Erden passiert so-wie was der Mensch für sich behält und was hinter
den Kulissen und Barrieren geschieht. All dies belegt, dass SEIN Allwissen
nicht den bekannten menschlichen Gesetzen hat.
Deshalb weiß
allein ER um das Übersinnliche. ER hat absolut niemandem die Fähigkeit
verliehen über das Übersinnliche Wissen zu erlangen – es sei denn, ER hat etwas
davon den Propheten
Darüber wird
im ehrwürdigen Koran berichtet, indem dieser sagt:
„Der Allwissende um das Übersinnliche, ER enthüllt
niemandem SEIN Übersinnliches, außer dem, mit wem von einem Gesandten ER zufrieden
ist. Fürwahr, ER platziert vor ihm und hinter ihm eine Wache, da-mit ER
erfahre, dass sie die Botschaften ihres Herrn auch wirklich übermitteln. Und ER
ist vertraut mit dem, was bei ihnen ist, und ER erfasst ganz genau jede Sache
zahlenmäßig.“
(Qurʾān, Surah
72, Verse 26-28)
Zu den das
Wissen über das Übersinnliche und nicht Sichtbare – sei dies nun in den Herzen
und Seelen der Menschen oder im Erdinnern verschlossen oder zwischen den hohen
Sternen verde-ckt – belegenden Versen gehören die Worte des Erhabenen:
„ER sprach:
„Habe ICH euch nicht gesagt: «Fürwahr, ICH weiß um das Übersinnliche der
Himmel und der Erde, und ICH weiß um das, was ihr äußert und was ihr zu
verheimlichen pflegt.»?“
(Qurʾān,
Surah 2, Vers 33)
Und SEINE
Worte:
„Wissen sie
denn nicht, dass Gott um ihr Geheimnis weiß und um ihr Flüstergespräch und dass
Gott der Allwissende der über-sinnlichen Dinge ist?“ (Qurʾān, Surah 9, Vers 78)
Und SEINE
Worte:
„Gott weiß, was jedes weibliche Geschöpf trägt und was
die Mutter-leiber abnehmen und was sie zunehmen. Und alles bei IHM ist in einem
bestimmten Maß. ER ist der Allwissende des Übersinnlichen und des
Sichtbaren...“ (Qurʾān,
Surah 13, Verse 8-9)
Und SEINE Worte:
„Unser Herr!
Fürwahr! DU weißt, was wir verbergen und was wir bekannt geben, und nichts
bleibt vor Gott verborgen auf Erden und nichts im Himmel.“ (Qurʾān, Surah 14, Vers 38)
Wir haben uns diese Verse vor Augen zu führen, und unter ihnen
insbesondere jene, die die Ausschließlichkeit mit dem Wissen Gottes um das
Übersinnliche betreffen, und zwar deshalb, weil viele Leute sie zuweilen
vergessen oder unberücksichtigt lassen. Wenn sie jemanden treffen, der ihnen
gegenüber behaup-tet hellsehen oder ihnen das Verborgene in deren Zukunft aufde-cken
zu können, dann sind sie in dieser Situation sofort bereit ihm zu glauben und
ihm zuzuhören und sie vergessen, dass Gott abso-lut niemandem das Wissen um das
Übersinnliche gibt, so wie es ihm ehrwürdigen Koran steht – es sei denn, es
handle sich um einen Propheten. Und sogar einen Propheten unterrichtet ER nicht
über das gesamte Übersinnliche, sondern nur in dem Ausmaß, in dem er
aufgefordert wurde es zu übermitteln.
Wer ergo für sich das Wissen um das Übersinnliche in Anspruch nimmt,
der ist ein Lügner!!!
·
Wir sehen indes, dass einige
Menschen etwas mitteilen, das an einem ganz anderen Ort stattgefunden hat. Ist
denn diese Mittei-lung nicht auch als etwas Übersinnliches zu betrachten?
Wir müssen zwischen zwei Dingen unterscheiden: Ein Ereignis, das
tatsächlich geschehen ist, allerdings an einem ganz anderen, vom Informierenden
weit entfernten Ort. Und dies können einige Menschen, nämlich jene, denen die
Fähigkeit zu einer besonderen geistigen Kraft gegeben ist – das Mitteilen
einiger, aber nicht aller Dinge, oder das Mitteilen von verstreuten
Einzelteilen dieser Dinge ohne davon ein Gesamtbild zu geben. Das nennen wir
Tele-pathie, was Kommunikation eines Geistes mit einem anderen in irgendeiner
Art und Weise und außerhalb eines jeden normalen Rahmens bedeutet. Aber dies
wird nicht als Mitteilung von etwas Übersinnlichem bezeichnet, da sich ja das
Vorkommnis de facto ereignet hat und der Informant auch nicht in der Lage ist
uns alle Einzelheiten mitzuteilen, sondern nur Hinweise darüber gibt. Es
besteht auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese falsch sind. Und auch wenn sie
richtig sind, geben sie kein Gesamtbild über das Ereignis. Was nun aber das
Informieren über das betrifft, was erst noch geschehen wird, so ist es
niemandem möglich, über was für geistige Kräfte auch immer er verfügen möge,
darüber eine Aus-kunft zu geben. Denn das gehört zu dem, was Gott für SICH in
Anspruch nimmt und wozu ER niemandem die Fähigkeit verleiht.
Wer also etwas über die Zukunft mitteilt, der ist ein Lügner. Und wer
für sich das Informieren darüber, was an ganz anderen Orten passiert ist,
geltend macht, von dem wird nicht alles, was er behauptet, angenommen, sondern
nur dass es ein Bild dessen ist, was der Grundlage des Geschehenen entspricht.
Denn wenn auch sein Geist dazu in der Lage ist, so wird er doch nie in der Lage
sein das Gesamtbild des Ereignisses zu vermitteln. Es ist besser ihm nicht zu
glauben, denn viele Schwindler üben diese Tätigkeit aus um durch Verbotenes etwas
zu verdienen.
Was im Bereich der Astronomie an Wettervorhersagen bekannt gegeben
wird, gehört nicht zum Informieren übersinnlicher Dinge. Denn hierbei handelt
es sich ja um eine Schlussfolgerung aus Naturerscheinungen, die sich aus
anderen Erscheinungen ergeben und de facto vorhanden sind. Durch Erfahrung ist
beka-nnt, was jeweils aus etwas anderem folgt. Und damit wollen wir es an
dieser Stelle bewenden lassen. Wir werden indes noch ein-mal auf dieses Thema
zurückkommen um die Darlegung eines verbleibenden Punktes zu ergänzen, als da
ist der Zusammenhang zwischen dem göttlichen Willen und dem Handeln der
anbetend Dienenden.
***
8. Das Handeln des Menschen und dessen
Zusammenhang mit der Allwissenheit
und
dem Willen Gottes
Nachdem wir in der vorangegangenen Erörterung dazu
gelangt sind, dass die Allwissenheit Gottes vollkommen ist und alles umfa-sst,
was geschehen ist und was sich noch ereignen wird, müssen wir auch darlegen,
dass SEIN Wollen vollkommen ist. Denn was Gott will, geschieht, und was ER
nicht will, geschieht nicht. Wenn Gott weiß, dass etwas geschieht, dann wollte
ER es, und wenn ER etwas will, dann ist dessen Eintreffen unabdingbar. Denn
nichts weicht vom Wissen Gottes und von DESSEN Willen ab, und es geschieht nichts
in diesem Universum, ohne dass Gott, der Hoch-erhabene, dies will. Es gibt
viele Koran-Verse, die das belegen, wie etwa die Worte des Erhabenen:
„Und ihr wollt
nicht, es sei denn, dass Gott, der Herr der Welten, will.“ (Qurʾān, Surah 81, Vers 29)
Und SEINE Worte:
„Selbst wenn
WIR sogar zu ihnen Engel hinabgesandt und zu ihnen die Toten gesprochen und WIR
ihnen gegenüber alle Dinge zusammengebracht hätten, hätten sie doch nicht
geglaubt, ohne dass Gott wollte...“
(Qurʾān, Surah 6, Vers 111)
Und SEINE Worte:
„...Wenn dein
Herr gewollt hätte, hätten sie es nicht getan...“
(Qurʾān, Surah
6, Vers 112)
Und SEINE Worte:
„Und wenn dein Herr wollte, glaubte gewiss, wer auf
Erden, alle von ihnen zusammen...“ (Qurʾān, Surah 10, Vers 99)
Und SEINE
Worte:
„Wen indes Gott will, dass ER ihn
rechtleitet, dessen Brust weitet ER für den Islam. Und wen ER will, dass ER ihn
fehlgehen lässt, dessen Brust macht ER eng, so bedrückend als ob er nichts
anderes tue als in den Himmel aufzusteigen...“
(Qurʾān, Surah 6, Vers 125)
Und SEINE
Worte:
„Und mein guter Rat nützte euch nichts, wenn ich euch
einen guten Rat geben wollte, wenn Gott will, dass ER euch fehlgehen lässt...“ (Qurʾān, Surah 11, Vers 34)
Und SEINE Worte:
„...Wen Gott will,
lässt ER fehlgehen, und wen ER will, bringt ER auf einen geraden Weg.“ (Qurʾān, Surah 6, Vers 39)
Aus dem Wollen Gottes ergibt
sich also unweigerlich das Eintre-ffen der Tat, und nichts weicht von dem ab,
was Gott will.
Es ist indes nicht richtig,
dass jemand damit argumentiert um seine Handlungen zu rechtfertigen, wie das
etwa die Islam-Leug-ner als Argument benutzen, was wir in den Worten des
Erhabenen finden:
„Diejenigen, die beigesellen, werden sagen: „Wenn Gott
wollte, gesellen wir nicht bei und nicht unsere Väter...“
(Qurʾān,
Surah 6, Vers 148)
Und in SEINEN Worten:
„Und es sagen diejenigen, die beigesellen: „Wenn Gott
wollte, dienten wir nichts unter Ausschluss von IHM anbetend, weder wir noch
unsere Väter, und wir verwehrten nichts unter Ausschluss von IHM...“ (Qurʾān, Surah 16, Vers 35)
Und SEINE Worte:
Und sie sagen: „Hätte der Barherzige gewollt, würden wir
diese nicht anbeten. „Sie verfügen über kein Wissen und sprechen nur so
dahin.“ (Qurʾān, Surah 43, Vers 20)
Denn Gott tadelt sie in
dieser ihren Haltung und missbilligt ihre Beweisführung hinsichtlich des
Wollens Gottes für ihr Ausüben der Sünde. Genauso tadelt ER Iblis, da er das
sündhafte Fehlgehen auf Gott zurückführte, indem er sagte:
„...Mein Herr! Da DU mich hast fehlgehen lassen, so
werde ich ihnen auf Erden gewiss Schmackhaftes aufschwatzen und sie
allesamt in die Irre gehen lassen.“ (Qurʾān, Surah 15, Vers 39)
Viele Menschen gehen auf diese
Angelegenheit ein und argu-mentieren, dass das Wissen Gottes vom Wollen nicht
abweiche. Wenn man folglich etwas wolle und Gott will etwas anderes, dann
geschieht nicht das, was man wollte. Denn was Gott will, tritt unweigerlich
ein. Und somit gibt es kein Vergehen für den, der eine Sünde begeht, und man
soll auch niemandem Vorwürfe machen, der Schlechtes tut, zumal er ja nur das
Wissen und Wollen Gottes in die Tat umsetze und er gar keine Möglichkeit habe
etwas anderes zu tun.
Auf ihm laste ergo keine
Sünde, denn Gott habe es verfügt und so gewollt, und was Gott will, das ist,
und was ER nicht will, ist nicht. Einige fahren sogar darüber hinaus noch
weiter fort und sagen: „Gott wollte von den Islam-Leugnern, dass diese den
Islam leugnen, und von den Sündern, dass sie die Sünde bege-hen, und wenn der
Islam-Leugner den Islam nicht leugne und der Sünder die Sünde nicht begehe,
dann gäbe es ja eine Diskrepanz gegenüber dem Willen Gottes.“ Das ist absurd.
Wenn die Leute an die
Richtigkeit jenes Trugschlusses glaub-ten, würden die Religion zerstört und das
Ziehen zur Verantwor-tung beseitigt. Denn wer nicht das ausführt, was er an
Verpflich-tungen hat, wird jene falsche Behauptung als Argument gegen den
verwenden, der gegen ihn Vorwürfe erhebt. Er wird zu ihm sagen: „Gott hat das
so gewollt. Und ich tue nichts anderes, als dass ich SEINEN Willen ausführe.“
Mit diesem Beweis argumentie-ren die Freigeister und ignorierende Toren, wenn
ihnen etwas aufgetragen oder etwas anderes verboten wird. Es geschah einmal,
dass ein Dieb sich vor ʿOmar (möge Gott an ihm Wohlgefallen haben!)
rechtfertigte, dass Gott es gewollt habe, dass er stehle, und er also das
Wollen Gottes in die Tat umgesetzt habe. Es handle sich dabei um ein für ihn
festgeschriebenes Schicksal und dessen Ausführung sei ihm unabdingbar. Er habe
dabei ja gar keine Wahl. Da entgegnete ihm Umar: „Und ich schlage dir durch den
Beschluss Gottes und DESSEN Vorherbes-timmung die Hand ab. Gott hat gewollt,
dass du stiehlst, und ER hat gewollt, dass ich deine Hand abschlage.“
Zur Verdeutlichung dessen,
was den Menschen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen dem Wollen Gottes und
dem Eintref-fen eines Ereignisses unklar ist, und zur Darlegung, dass die
Allwissenheit Gottes und DESSEN Wollen nicht der Grund für das Eintreffen eines
Ereignisses sind, führen wir das folgende Beispiel an: Stellen wir uns einmal
vor, wir seien zu Besuch bei einem unserer Freunde. Während wir nun
zusammensitzen, hören wir ihn seinen Sohn davor warnen hinauszugehen und auf
der Straße zu spielen. Bei Zuwiderhandlung drohe ihm eine Bestrafung. Als der
Sohn nun im Haus bleibt, sich aber von seinem Vater und von uns entfernt,
vertraut uns der Vater an, dass sein Sohn nie und nimmer im Haus bleiben kann,
sondern stets dazu neige das Haus zu verlassen und auf der Straße zu spielen,
weil er sich nämlich mit den Kindern außerhalb des Hauses verbunden fühle, und
er sei ganz sicher, dass sein Sohn das Haus nach nur wenigen abzäh-lbaren
Minuten verlassen werde. Und tatsächlich – nur ein paar Minuten vergehen und
der Sohn verlässt das Haus. Also schickt sich sein Vater an die Strafe an ihm
durchzuführen.
Hat nun das Kind das Recht zu
argumentieren, dass sein Vater doch – angesichts dessen, dass er aus seiner
Erfahrung die Neigung der Kinder kenne – gewusst habe, dass es hinausgehen werde
und dies somit die Durchführung dessen sei, auf dass das Wissen des Vaters
nicht zu diesem Erziehungsaspekt in Wider-spruch stehe, und doch das Wissen des
Vaters sozusagen gleich-bedeutend mit einer Aufforderung an das Kind sei diese
Handlung auszuführen und es deshalb für den Vater auch nicht statthaft sei es
zu bestrafen?
Natürlich nicht! Denn das
Wissen des Vaters um das Hinaus-gehen des Kindes ist nie und nimmer eine
Aufforderung zum Hin-ausgehen und auch keine Ursache für das Hinausgehen des
Kindes.
Dieses Beispiel macht
deutlich, dass die Allwissenheit Gottes und SEIN Wollen keine Aufforderung
Gottes darstellen eine Hand-lung auszuführen und auch nicht eine Zustimmung von
IHM für das, was der Mensch an Leugnen des Islam und an Sünden bewerkstelligt.
Es ist vielmehr unter dem Gesichtspunkt zu betra-chten, dass das Wissen Gottes
vollkommen ist. Das bedeutet keinen Widerspruch. Gott weiß seit jeher, dass
dieser anbetend Dienende zu den gläubigen Rechtschaffenen und jener anbetend
Dienende zu den sündigen Islam-Leugnern gehören wird. Und ER weiß auch, was
jeder der beiden tun wird. Und somit will ER es und schreibt es fest. Der
Mensch bleibt frei und kann uneingesch-ränkt entscheiden, zumal er ja gar nicht
weiß, was für ihn fest-gelegt ist. Aus diesem Grund enthüllt Gott ihm nicht,
was ER will, damit seine Entscheidung nicht beeinflusst wird. Somit ist der
Mensch hundertprozentig in allem, was er entscheidet, frei. Über allem steht
also, dass Gott im Voraus weiß, was der anbetend Dienende wählen wird, da SEIN
Wissen vollkommen ist und das Gegenwärtige und das Zukünftige umfasst.
Gott kritisierte die
Polytheisten, die ihr Beigesellen damit beg-ründen, dass es sich um eine
Angelegenheit handle, die Gott so für sie wollte, zumal sie ja sein Wollen
nicht kannten. Als sie das Leugnen des Islam erwählten, waren sie in ihrer
Entscheidung frei. Gott zwang sie nicht dazu. Über allem steht, dass ER in
SEINEM Wissen vollkommen ist, und die Vollkommenheit hinsich-tlich der
Allwissenheit bedingt das Wissen auch dessen, was in Zukunft geschehen wird;
anderenfalls wäre es ja unvollkommen.
Fassen wir also das Gesagte
zusammen: Das Wissen Gottes ist voll-kommen. ER weiß, was geschehen wird. Unter
das, was geschehen wird, fallen auch die Handlungen der Menschen. Gott hat sie
somit gewollt und festgeschrieben, da sie nicht ausbleiben, sie aber vor den
Menschen verborgen, damit diese bei ihren Ent-scheidungen nicht beeinflusst
werden. Somit treffen sie für ihre Handlungen die Wahl in einer Atmosphäre der
Freiheit, und des-halb werden sie auch bestraft, wenn sie dem Leugnen des Islam
beipflichten, und belohnt, wenn sie sich für den Glauben entschei-den und
rechtschaffene Werke verrichten.
9.
Vertrauen und Indifferenz
Das Prinzip des Glaubens an Beschluss und
Vorherbestimmung Gottes im Islam beeinflusst so manchen. So wird verstanden,
dass es zur Annahme führt, der Mensch sei zu allem gezwungen und nicht frei,
und man denkt, der Muslim sei wie eine frei in der Luft schwebende Feder, die
der Wind nach Gutdünken hin- und herbe-wegt. Der Mensch habe also weder beim
Sagen noch beim Han-deln Wahlfreiheit. Vielmehr sei alles, womit er sich
befasst, Besch-luss und Vorherbestimmung Gottes. Seine Kraft sei lediglich ein
Werkzeug in der Hand des Beschlusses und der Vorherbestim-mung Gottes – ein
Werkzeug ohne Macht und Stärke. Es unter-liege einer anderen Kraft, die es
antreibt, wie etwa eine Maschine elektrischen Strom braucht. Dieses Verständnis
ist hinsichtlich Beschluss und Vorherbestimmung Gottes falsch, und zwar desha-lb,
weil der Mensch im Islam in allem, was er tut, frei ist. Er hat auch einen
Willen bei dem, was er in Angriff nimmt und was er bei seinen Verhaltensweisen
und Orientierungen unterlässt. Das bestätigen die Worte Gottes, des Erhabenen:
„Wer Rechtschaffenes tut, so ist es für seine Seele; und
wer Schlechtes tut, so ist es wider sie; und dein Herr ist nicht unge-recht
gegen-über den anbetend Dienenden.“
(Qurʾān, Surah
41, Vers 46)
Und SEINE Worte:
„Wer den Islam leugnet, so ist
wider ihn sein Islam-Leugnen, und wer Rechtschaffenes tut, so bahnen sie den
Weg für sich selbst.“ (Qurʾān,
Surah 30, Vers 44)
Zu dieser Verantwortung kann aber nur gezogen
werden, wer in seinen Handlungsweisen frei und keinem Einfluss von außen unterworfen ist, wenn er das Leugnen des
Islam wählt oder den Glauben und das rechtschaffene Handeln bevorzugt
Der Glaube an Beschluss und
Vorherbestimmung Gottes gehört zu den bedeutendsten Gründen, die einen Muslim
dazu veranlas-sen die Arbeit fortzusetzen sowie zu Ernsthaftigkeit und Fleiß
anzuspornen, sei jenes auf dem Gebiet der Anbetungshandlungen oder in den
verschiedensten Bereichen des weltlichen Lebens. Denn das Leben des Menschen
ist nicht frei von Fehltritten. Wenn er nun an Beschluss und Vorherbestimmung
Gottes glaubt, veran-lasst ihn sein Glaube weiterzugehen und weiterzuarbeiten
statt herumzusitzen und sein Los zu beklagen sowie über das zu lamen-ieren, was
ihm entgangen ist, und über dies und jenes Vorwürfe zu machen. Von ihm ist
vielmehr gefordert – diesem Prinzip des Glaubens an Beschluss und Vorherbestimmung
Gottes gemäß –, dass er seine Pflicht voll und ganz erfüllt. Scheitert er
dabei, soll er weitergehen und nicht auf das achten, was hinter ihm liegt, es
sei denn mit der Absicht die Fehlerquellen kennen zu lernen um diese in Zukunft
zu vermeiden. Wer gesagt hat „Es obliegt mir rührig zu sein und es obliegt mir
nicht das Erlangen des Erfolgs“, hat vollkommen Recht. Denn dies bedeutet, dass
die Pflicht für einen Gläubigen im ernsthaften Sich-Rühren liegt, wohingegen
das Garantieren des Erfolgs Gott, dem Erhabenen, anzuvertrauen ist.
Um den Unterschied zwischen
demjenigen, der an Beschluss und Vorherbestimmung Gottes glaubt, und
demjenigen, der nicht daran glaubt, darzulegen, führen wir folgendes Beispiel
an:
Nehmen wir einmal an, es gäbe
zwei Personen, die auf irgend-inem Gebiet zusammenarbeiten und scheitern, das
heißt sie haben entweder keinen Erfolg beim Erreichen ihres gemeinsamen Zieles
oder erleiden einen Rückschlag, was beide an der Verwirkli-hung ihres
gemeinsamen Zieles hindert. Wer nun nicht an Besch-uss und Vorherbestimmung
Gottes glaubt, verharrt an seinem Platz und beklagt immer wieder sein Los:
„Hätte ich doch so und so gemacht, dann wäre jetzt so und so! Und hätte ich
nicht auf diese Weise gehandelt, wäre das nicht passiert. Und wenn sich nicht
dieser und jener eingemischt hätte, wäre ich nicht in dieses Dilemma geraten.“
Und so verharrt er in diesem Zustand eine gewisse Weile. Möglicherweise befällt
ihn ein Seelenschaden, so dass er paralysiert wird, was ihn an der Fortsetzung
seiner Arbeit oder am Versuch der Wiederaufnahme des Beschreitens des
Lebensweges hindert.
Wer von den beiden hingegen
an Beschluss und Vorherbestim-ung Gottes glaubt, erkennt, dass er getan hat,
was er tun musste, und dass er hinsichtlich dessen, was ihm widerfuhr, keine
Mögli-heit hatte es zu vermeiden und sein Ziel ein weiteres Mal ansteu-rn muss.
Auf diese Weise kann er vielleicht zu seiner Aktivität zurückkehren und die
durch die misslichen Ereignisse hervorgeru-enen psychologischen Auswirkungen
auf ihn abschwächen.
Dementsprechend wirkt der
Glaube an Beschluss und Vorher-esimmung Gottes ermutigend zum Handeln und nicht
dämpfend. In diesem Sinne äußerte sich der Gelehrte Muhmad ʿAbduh indem er
sagte: „Wenn der Glaube an Beschluss und Vorherbes-immung Gottes von der
Grässlichkeit des Zwangs befreit wird, folgen ihm die Eigenschaften des Mutes,
des Unternehmungs-eistes sowie ein Charakter der Tapferkeit und
Unerschrockenheit, was einen wiederum in Gefahren stürzen lässt, vor denen
sogar die Herzen von Löwen erzittern und die Gallen von Tigern über-aufen.
Dieser Glaube drückt den Seelen den Stempel der Beharr-ichkeit sowie des
Ertragens von Unannehmlichkeiten und Schick-salsschlägen auf und ziert sie
durch die Zierde des Großmuts und der Großzügigkeit. Er ruft sie zum Verzicht
all dessen auf, was zu erlangen für sie schwierig ist. Ja, er spornt sie sogar
zu aufop-fernder Hingabe und zur Aufgabe des Glanzes des Lebens an. All dies
ist um der Wahrheit willen, die sie dazu aufgerufen hat an dieses Dogma zu
glauben.
Wie kann jemand, der fest
glaubt, dass die Lebensdauer begre-nzt und der Lebensunterhalt gewährleistet
ist sowie alles in der Hand Gottes liegt und ER es regelt wie ER will, bei der
Verteidi-gung seines Rechts und Erhöhung des Namens seiner Nation und Religion
den Tod sowie das Ausüben all dessen, was Gott ihm davon vorgeschrieben hat,
fürchten? Und wie kann jemand, der den göttlichen Anordnungen und den
Grundlagen der menschli-chen Gesellschaften entsprechend von seinem Vermögen um
der Stärkung des Rechts und des Aufbaus von Ruhm und Ehre willen spendet, Angst vor Armut haben?
Gott hat die Gläubigen ob
dieses Glaubens gelobt und dabei dessen Vorzug dargelegt, indem ER, der
Wahrhaftige, sagte:
„Diejenigen,
zu denen die Menschen sprachen: „Fürwahr, die Menschen haben sich bereits wider
euch versammelt; fürchtet sie also!“ – es stärkte sie im Glauben, und sie
sprachen: „Unsere Genüge ist Gott und was für ein vorzüglicher beschützender
Sach-walter!“ So kehrten sie mit Gnade von Gott und Huld zurück, kein Übel traf
sie. Und sie folgten dem Wohlgefallen Gottes, und Gott ist voll gewaltiger
Huld.“ (Qurʾān,
Surah 3, Verse 173-174)
Durch diesen
Glauben wurden die Schritte einiger weniger von ihnen angesichts der Heere, mit
denen der Raum vollgepfropft ist und die Weite der Erde eng wird, gefestigt.
Aber sie zogen ihnen den Boden weg und sie machten auf den Fersen kehrt (Biografie
des Imam, Teil 2, S. 259f, zitiert nach: Moderne Islamische Ideo-logie
und ihr Zusammenhang mit der Kolonisation des Westens.
Dr. Muhammad Bahi, S. 156f.).
Der Glaube an
Beschluss und Vorherbestimmung Gottes ist äußerst eng verbunden mit dem Vertrauen auf IHN, und
zwar deshalb, weil derjenige, der daran glaubt, das tut, was er tun muss. Er
vertraut auf Gott bei dem, was er an Zielen zu erreichen beabsichtigt, und ist
dabei überzeugt davon, dass Gott mit ihm ist und ihm Erfolg verleiht und ihn
unterstützt. Gott, der Erhabene, sagt:
„...Und wer auf Gott vertraut, so ist ER seine Genüge...“
(Qurʾān,
Surah 65, Vers 3)
Und ER sagt:
„...Die Entscheidung liegt bei niemandem weiter als bei
Gott. Auf IHN vertraue ich und so sollen auf IHN vertrauen die Vertra-uenden.“ (Qurʾān, Surah
12, Vers 67)
Vertrauen auf
Gott bedeutet nun sich auf Gott zu stützen. Vertrauen auf Gott ist nicht
einfach ein Ausdruck, den ein Gläu-biger ausspricht um Hilfe von Gott zu
erbitten, sondern bedeutet vor allem das Folgen des geraden Weges, den die
Offenbarung im ehrwürdigen Koran als ein Vorzeichnen der Grenzen, denen sich
der Muslim verpflichtet zu fühlen hat, brachte. Vertrauen auf Gott heißt ergo,
dass man die im ehrwürdi-gen Koran stehenden Empfehlungen und Anordnungen in
die Praxis umsetzt und sich von allem fernhält, was Gott verboten hat. Wenn
jemand das, wozu er verpflichtet ist, nicht ausführt, wird sein Vertrauen auf
Gott zur Indifferenz, und diese missbilligt der Islam.
Zu den eindeutigen Fehlern gehört, was viele Muslime
heutzutage unter dem Begriff Vertrauen auf Gott verstehen, dass er nämlich
so-wohl im Bereich des Bemühens um den Lebensunterhalt als auch beim Tätigsein
in den mannigfachen Lebensbereichen das Schieben der Verantwortung auf Gott
bedeute. Dann sitzt der Vertrauende herum ohne zu arbeiten und ist davon
überzeugt, dass Gott ihm genügt und ihm den Lebens-unterhalt schenkt, und führt
nicht aus, wozu Gott ihn im ehrwür-digen Koran verpflichtet hat, wie etwa das
Ziehen durch die Gebiete der Erde und das Suchen sowie Schürfen und Bohren
danach, was ihm das zum Leben Nötige sichert und ihm sowie der islamischen
Gemeinschaft Wohlergehen bringt.
Gott, der Erhabene,
sagt:
„... Zieht also durch ihre Gebiete und esset von SEINEM
Leben-sunterhalt!...“ (Qurʾān, Surah 67, Vers 15)
Und ER sagt auch:
„Wenn also das Gebet verrichtet ist, so
zerstreut euch im Land und strebt nach der Gnade Gottes!“ (Qurʾān, Surah 62, Vers 10)
Das heißt: Sucht auf
Erden danach, was Gott an Gnaden erwie-sen hat und somit auf ihr verteilt hat,
damit ihr davon esst!
Vertrauen auf Gott
in diesem Sinne, nämlich das Unterlassen von
Bemühen sowie Faulheit und Erschlaffen bei der Arbeit, steht sicher
nicht im ehrwürdigen Koran, und die Propheten sowie die Gesandten riefen ihre
Völker nicht dazu auf. Denn das gilt in dieser Form als Indifferenz, Faulheit
und Stagnation im mensch-lichen Leben und Gott verbiete, dass ER eine Sache
befehle, die das Leben in der Gesellschaft zur Lähmung und zum Stehen bringt!
Der Mensch wurde
erschaffen um zu arbeiten und sich zu bemühen. Er wurde erschaffen um sich nach
rechts und nach links zu bewegen und um den Faktoren der Erschöpfung und des
Dahinschwindens in dieser Welt zu widerstehen und gegen sie anzukämpfen. Er
wurde mithin erschaffen um ein Leben auf dieser Erde zu führen, aber ein Leben
nur des Bemühens, des Arbeitens und
Widerstandes.
Wer also arbeitet,
hat das Recht Gott um Hilfe zu bitten, das heißt auf IHN zu vertrauen, wobei er
davon überzeugt ist, dass Gott ihn unterstützen wird.
Wer aber die Arbeit
lässt, hat kein Recht darauf, auf Gott zu vertrauen.
Wer nun nachlässig in dem ist, was von ihm an
Verpflichtun-gen gefordert wird, so ist es nicht möglich, dass Gott ihm Genüge
ist, denn Gott ist dem Genüge, der auf IHN vertraut, und der Vertrauende muss
all das in die Praxis umsetzen, womit er beauftragt ist.
Und zu dem, was ihm
aufgetragen ist, gehören die Arbeit und das Bemühen. Es gibt keine Hilfe von
Gott für den, der nicht arbeitet, und es gibt keine Unterstützung von IHM für
den, der indifferent ist respektive nicht arbeitet und Hilfe von Gott verlangt.
Darum antwortete der Prophet (Gott segne ihn
und schenke ihm Heil!) dem Beduinenaraber, der vor der Tür der Moschee
stand und ihn fragte, ob er seine Kamelstute festbinden oder loslassen und dann
auf Gott vertrauen solle, mit den Worten: „Binde sie fest und vertraue auf
Gott!“
Das heißt das
Loslassen der Kamelstute ohne Fußfessel bedeu-tet Indifferenz und nicht
Vertrauen auf Gott, denn jener Bedu-inenaraber übernahm nicht das Bewachen der
Kamelstute, und jenes belegen der ehrwürdige Koran und der Geist der islami-schen
Rechtsnorm. Somit ist das Festbinden der Kamelstute Pflicht und was danach
folgt ist das Sich-Verlassen auf Gott. Denn solange der Mensch seine Pflicht
tut, also hier das Festbinden, wird das Bitten Gottes um Schutz für die
Kamelstute zu diesem Zeitpunkt als ein richtiges Verhalten angesehen. Wenn
dieser Mensch sie nun aber ohne Fußfessel lässt, dann vernachlässigt er das,
was von ihm erwünscht ist, und somit gilt das Vertrauen auf Gott als
unangebracht.
Der Muslim soll also
seine Pflichten wahrnehmen, als da sind Ernsthaftigkeit und Bemühung bei der
Arbeit. Er soll aber nicht nachlässig oder leichtfertig sein. Er soll auf Gott
vertrauen, näm-lich IHN um Erfolg beim Erreichen des Zieles bitten. Scheitert
er, soll dieses sein Scheitern ihn nicht daran hindern den Weg fortzu-setzen,
denn auf das, was geschehen ist, kann er nicht einwirken, es sind ja Beschluss
und Vorherbestimmung Gottes. Er muss immer wieder versuchen, und vielleicht
verleiht Gott ihm Erfolg bei der Erreichung des von ihm verfolgten Ziels in
diesem Leben.
***
10.
Wahre Bedeutung von Gutund
Böse
und wie der Mensch
beides
sieht
Früher wie auch
heute standen und stehen die Meinungen über die Definition von Gut und Böse im
Widerspruch zueinander. Was heißt Gut und Böse? Und was sind ihre Quellen? Gibt
es in den unterschiedlichen Epochen und Zeitaltern nur ein einziges Kriteri-um
für Gut und Böse? Ist ein einziges Kriterium für die Bewertung von Gut und Böse
für alle Völker mit deren unterschiedlichen Rassen, Farben und
Glaubensrich-tungen geeignet?
Zu den
offensichtlichsten Meinungsverschiedenheiten, die um dieses Problem entstehen,
gehört die Differenz, die im Zusam-menhang steht mit Position und Wert des
Guten. Gibt es also eine absolute Existenz des Guten? Oder gibt es Gutes im
allgemeinen Sinne? Oder ist es stets relativ entsprechend der Zustimmung oder
Bevorzugung eines bestimm-ten Individuums? Was der eine für Gutes hält, ist für
den anderen kein Gutes. Und betrachten die zeitgenössischen Menschen, was bei
denen in der Vergangenheit als Gutes bekannt war, dies als Böses?
Trotz dieser
Meinungsverschiedenheit meinen viele Gelehrte, dass es nur ein einziges
Richtmaß für Gut und Böse gibt, das seit ewig richtig ist und dem die gesamte
Menschheit folgen soll. Dieses Richtmaß gilt nicht nur in internationaler
umfassender Hinsicht, sondern ist auch unabhängig von Zeit und geografischer
Lage. Es ist nicht bekannten gesellschaftlichen Traditionen unter-worfen und
nicht von aufgestellten Rechtsbräuchen beeinflusst. Diese hat schon Gott
aufgestellt und zu SEINEN Propheten und Gesandten herabgesandt. Hätten die
Menschen also an eine einzige Gottheit geglaubt, wie die Gesandten sie
angewie-sen hatten, und das, was die Offenbarung brachte, für wahr gehalten und
wären sie dem, was den Gesandten herabgesandt wurde, gefolgt, wären ihr Urteil,
ob Dinge gut sind oder nicht, ein einziges sowie ihre Sichtweise bei der
Bewertung menschlichen Verhaltens identisch.
Was nun an
Meinungsverschiedenheiten bei der Beurteilung der Dinge unter Anhängern
derselben Glaubensrichtung erschei-nt, geht nicht auf den Widerstreit bei der
Quelle der göttlichen Bewertung der Dinge zurück, sondern auf den der Gläubigen
beim Verstehen religiöser Texte. Denn es ist unabdingbar, dass Gott nur einen
allgemein gültigen Ethik-kodex herabsendet, in dem es weder Differenzen noch
Diskrepanzen gibt und der auch von keinem Widerspruch und keiner
Unvereinbarkeit befallen ist. Dementsprechend sind Diskrepanzen bei der
Beurteilung der Dinge sowie Differenzen bei den Standpunkten hinsichtlich des
Guten und Bösen von Ort zu Ort und von Epoche zu Epoche ledig-lich
zurückzuführen auf das Nichtwissen um den Willen Gottes, der in den religiösen
Texten zum Ausdruck kommt. Hätten alle Menschen den gött-lichen Willen gekannt,
hätten sie alle nur einen einzigen Ethikkodex und würden sie all dieselben
Dinge als „Gutes" und dieselben Taten als rechtschaffen bezeichnen.
Solange die
Himmelsbotschaften die Quelle der Beurteilung der Taten und Dinge mit gut oder
nicht gut sind, kann man sagen, das Gute sei die Basis, die Arbeit, der Ertrag,
das Bemühen um die Verbesserung des Lebens, die gegenseitige Liebe unter den
Menschen und deren Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Lebensschwierigkeiten
und Empfehlungen dessen, was ihnen Nutzen im Diesseits bringt und zum Erhalten
der Belohnung im Jenseits führt. Das Böse ist das Gegenteil davon, bedeutet
also Zerstörung, Faulheit, Nachlassen bei der Produktivität und Ver-such des
Hinderns am Fortschritt im Leben sowie der Hass der Menschen untereinander und
Nichtzusammenarbeit bei dem, was Nutzen bringt sowie Begehen dessen, wodurch
man das mensch-liche Leben zerstört und die Demontage der Familie respektive
der Gesellschaften bewirkt und was zu Streit und Hass unter den Nationen und
Völkern sowie innerhalb der Familie und den men-schlichen Gesellschaften führt.
Da Gott nur mit dem
Guten zufrieden ist und Anweisungen nur für das gibt, was Nutzen und Vorteil
für den Menschen bringt, erschuf ER den Menschen und vertraute ihm die Liebe
zum Guten an. Zu der Natur des Menschen gehören also das Neigen zum Wachstum,
zur Entwicklung sowie zum Versuch des Beitragens am Aufbau der menschlichen
Zivilisation und an der Hebung der Lebensweise der Menschheit. In der
menschlichen Seele gibt es also latente Kräfte, die zum Aufbau neigen und das
Auftauchen in rechtschaffener Arbeit suchen sowie zur Änderung der in der Seele
existierenden sinnlichen und reizbaren körperlichen und geistigen Aspekte
hinstreben. All das hat eine gute Quelle und gilt als Bestätigung der Aussage
des Gesandten Gottes (Gott segne ihn und
schenke ihm Heil!): „Jedes neugeborene Kind wird mit der natürlichen
moralischen Anlage geboren“ – das heißt mit der Anlage zum Guten, wie es in den
Worten des Erhabenen heißt:
„Fürwahr, er ist in der Liebe zum Guten gewiss stark.“
(Qurʾān, Surah 100, Vers 8)
Zuweilen geschieht
es jedoch, dass diese menschliche Neigung zum Guten auf einige äußere Kräfte
stößt, die ihr Freisetzen verhindern, und sehr schnell wandelt sich die
schöpferische Energie des Aufbaus in eine vernichtende tierische Energie um.
Dann neigt der Mensch zum Bösen und geht auf dessen Weg, bis dass die bei ihm
vorhandenen Kräfte des Guten von den erworbenen Charakteristika des Bösen
dominiert werden. Das bedeutet, der Mensch wird nicht mit einer schlechten
Natur geboren, sondern er wird ein böser Mensch, wenn das Erscheinen der Kräfte
des Guten bei ihm schwindet. So beseitigen die äuße-ren bösen Strömungen seine
Neigung zur Produktivität und er wird das Opfer einer Psychose oder aggressiver
vernichtender Tendenzen und somit ein böser Mensch.
Das heißt, was den
Menschen sich zum Bösen wandeln lässt, steckt nicht in ihm selbst, sondern
vollzieht sich bei ihm von außen, nämlich aus der Umwelt oder den Methoden der
Erziehung und Ausbildung oder den Mitteln der Kultur, die er von seinen Eltern,
Freunden, Nachbarn oder seiner Gesellschaft erhalten hat. Der Gesandte Gottes
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) hat also Recht, als er sagte: „Jedes neugeborene
Kind wird mit der natürlichen moralischen Anlage geboren, aber seine Eltern
machen ihn zu einem Juden, zu einem Christen oder zu einem Feueranbeter.“
Das bedeutet, der
Mensch wird mit einer guten Naturanlage geboren und erwirbt das Böse durch
seine Gesellschaft, in der er lebt. Das Gute ist mithin die Quelle der Existenz
im menschlichen Wesen und das Böse eine plötzlich sich vollziehende Erscheinung,
die das Hemmen aufbauender Energie im Menschen versucht. Der Versuch beschränkt
sich nicht nur auf das Hemmen, sondern wan-delt diese Energie in vernichtende
Neigungen um, die in die Seele des Menschen durch Erlernen und Umgang eingepflanzt werden. Und
so begeht der Mensch Sünden und verübt schlechte Taten und wird die Tendenz zum
Bösen in ihm dominierend, bis sie sogar ein Teil von ihm, das heißt identisch
mit seiner Seele wird. Und das ist es, was der ehrwürdige Koran mit seinen
folgenden Worten zum Ausdruck bringt:
„...Fürwahr, die Seele ist gewiss eine zum Bösen
Antreibende ...“ (Qurʾān, Surah
12, Vers 53)
Diese Seele erwirbt
man durch die Umwelt. Was es also an Antipathie, Streitigkeiten und Unruhe
gibt, geht an sich auf die Einflüsterung dieser Seele zurück, die ihren
Besitzer dazu antreibt Spaltung und Konflikt sowie das Stellen des Krieges über
denHeil zu verbreiten.
Diese aus der Umwelt
erworbene Seele lässt ihren Besitzer zum meisterhaften Beherrscher beim
Erschaffen verschiedener Spie-larten des Folterns und Peinigens werden. Wenn
der Mensch einmal die Eigenschaften des Bösen aus der Umwelt erworben hat, geht
er auf diesem Weg weiter und stiftet hinsichtlich der Werte Verwirrung. Er
versucht das Festigen der Pfeiler der Diffe-renzen unter den moralischen
Normen, denn er vergaß den richti-gen Ethikkodex. Er vergaß, was Gott herabsandte
und jene Eigenschaften, die er von schlechten Menschen annahm, ließen es ihn
vergessen. Was er sich also an bösen Taten zu Schulden kommen lässt, entspringt
dieser Seele:
„Was dich an Gutem trifft, so ist es von Gott;
und was dich an Bösem trifft, so ist es von deiner Seele...“ (Qurʾān, Surah 4, Vers 79)
Denn diese Seele
verführt einen und treibt einen zum Begehen der vernichtenden Sünde sowie zur
Verübung der Vergehen, die auf einen selbst sowie auf jeden Mitmenschen und auf
das, was einen umgibt, mit schrecklicher Zerstörung zurückfallen.
Um nun die
Gesellschaft weit von diesen schlechten Taten und Sünden zu halten, soll man
sich mit den Quellen der Kultur besch-äftigen und die richtigen Verfahrensweisen
im Leben der Familie bewahren. Da die menschlichen Ordnungen und die Familien-gewohnheiten
durch schlechte Neigungen beeinflusst werden und keine Gesellschaft von deren
Propagandisten frei ist, müssen wir an dem, was Gott herabsandte, festhalten
und dürfen nichts davon aufgeben um uns selbst sowie unsere Gesellschaften vor
den Faktoren des Zerfalls und der Zerstörung zu schützen. Das erste, wozu wir
verpflichtet sind, ist also der Glaube an Gott.
Gott, der Erhabene,
sagt:
„O ihr Menschen! Zu euch gekommen
ist bereits der Gesandte mit der Wahrheit von eurem Herrn. Glaubt also zu eurem
Guten!...“ (Qurʾān, Surah
4, Vers 170)
Es ist also etwas
Gutes, wenn wir an IHN glauben und nieman-dem außer IHM anbetend dienen um
nicht zwischen den Bestim-mungen der Scharia und den Gesetzen, bei denen man
Richtiges und Falsches nicht erkennt sowie Recht und Unrecht nicht deutlich
werden, umherzuirren. Der Glaube an Gott sowie daran, was Gott zu Muhammad
(Gott segne ihn und schenke ihm Heil!) herab-sandte, ist das Gute für die
islamische Gemeinschaft und für die Menschheit:
„Und wenn
die Leute des BUCHes glaubten, wäre es besser für sie...“ ( Qurʾān, Surah 3, Vers 110)
Der Glaube ist also
das Gute und das Leugnen des Islam ist das Böse. Der Erhabene sagt:
„Fürwahr, die schlimmsten
Lebewesen bei Gott sind diejenigen, die den Islam leugnen. Sie glauben mithin
nicht.“
(Qurʾān,
Surah 8, Vers 55)
Die Gerechtigkeit
und das Verrichten guter Taten sowie Verwandtschaftsbande, sei diese
Verwandtschaft auf Grund von Nachbarschaft oder durch Abstammung, gelten
ebenfalls als Gutes.
Unmoral und
Verwerfliches sind ein Übel. Der Erhabene sagt:
„Fürwahr, Gott gebietet Gerechtigkeit und das
Verrichten guter Taten und Freigebigkeit gegenüber den in
Verwandtschaftsbeziehung Ste-henden und verbietet Unmoral und Verwerfliches und
Gewalttätig-keit...“ (Qurʾān,
Surah 16, Vers 90)
Zusammenfassend
können wir sagen: Alles, was Gott, der Hocherhabene, gebietet, gehört zum
Guten, und was ER verbie-tet, zum Bösen. Wer dem Gebot Gottes nicht Folge
leistet, ist ein Mensch, der nach Verbreitung von Unmoral auf Erden strebt,
wobei Gott aber die Unmoralischen nicht liebt. Auf den Unmora-lischen lastet
auf Erden der Fluch Gottes und für sie ist die schli-mmste Qual am Jüngsten Tag
vorgesehen. Gott, der Erhabene, sagt:
„die den Bund Gottes
nach seiner Errichtung brechen und zerschneiden, was Gott gebot, dass es
verbunden sei, und unmo-ralisch auf Erden handeln, jene, sie sind die
Verlierenden....“
(Qurʾān,
Surah 2, Vers 27)
Und ER sagt:
„Und die den Bund
Gottes nach seiner Errichtung brechen und zerschneiden, was Gott gebot, dass es
verbunden sei, und unmo-ralisch auf Erden handeln, jene, für sie ist der Fluch
und für sie ist eine schlimme Wohnstatt.“ (Qurʾān, Surah 13, Vers 25)
***
11.
Werke des Menschen im Diesseits
und
ihre Vergeltung
Gott erschuf den
Menschen und vertraute ihm eine Reihe von den Trieben und Eigenschaften an, die
den Menschen auf mannig-fache Neigungen und Wünsche einstellten. Zu diesen
Eigenschaf-ten gehören seine Neigung zum Erwerb größtmöglichen Nutzens, sei
dieser materiell oder ideell. Deshalb sehen wir den Menschen in den
verschiedensten Lebensbereichen zum Erreichen dieses Ziels hinstreben. Er ist
ernsthaft bemüht und strengt sich an um Besitz oder Nimbus und Macht zu erlangen
oder um die auf Berühmtheit und Prunksucht abzielenden sehlischen Wünsche in
sich zu erfüllen.
Wer jedoch seinen
Verstand in diesen gewaltigen Wogen der reißenden Ströme in verschiedenen
Lebensbereichen unter Kont-rolle hat, findet immer zu einem Beschreiten von
Wegen, die ihm dauernde seelische Konsolidation und eine Vergeltung garantie-ren,
der keine Reue folgt respektive die ihn nicht ins Verderben führt. Deshalb
sehen wir die Vernünftigen und diejenigen mit aus-geglichenen Wünschen, sich in
ihrem Leben für das verpflichten, was ihnen ihr unbestechliches Gewissen diktiert,
wie Bewahren der gesellschaftlichen Traditionen, mit deren Notwendigkeit im
gesellschaftlichen Leben die Leute vertraut sind, und das Nicht-Übertreten des
Gesetzes, das die Beziehungen unter den Men-schen regelt, sowie die
Verpflichtung zur Ausübung dessen, was für das Individuum und für die Nation
Gutes und Glück mit sich bringt.
Bildet nun also die
himmlische Offenbarung die einzige Quelle für die Gesellschaftsordnung und das
Aufstellen der Regeln, denen sich jedes Individuum zu verpflichten hat um seine
integre und korrekte Rolle beim Aufbau der Gesellschaft zu spielen, ist erst
recht der Gläubige zu ihrer Bewahrung in all seinen Lebens-bereichen
verpflichtet. Solange er also ausübt, was Gott ihm gebot, und auf das
verzichtet, was Gott ihm verbot, beschreitet er den richtigen Weg, der ihn zur
Erfüllung seines Wunsches führt den größten Nutzen im Diesseits und im Jenseits
zu erlangen. Das Beschreiten dieses Weges wird ihn während der langen Zeit im
Diesseits vor Fehltritten bewahren und ihn von der schmerzhaften Pein im
Jenseits befreien.
Denn es ist so, dass
Gott jeden belohnt, der rechtschaffene Werke verrichtet. Der Erhabene sagt:
„Wer
Rechtschaffenes wirkt, ob Mann oder Frau, und er ist gläubig, dem werden WIR
ganz gewiss ein gutes Leben gewäh-ren. Und WIR werden es
ihnen ganz gewiss mit ihrem Lohn verge-lten mit dem Besten, was sie zu tun
pflegten.“
(Qurʾān, Surah
16, Vers 97)
Ferner sagt ER:
„Und es sind weder
eure Besitztümer noch eure Kinder, die euch in die unmittelbare Nähe von UNS
bringen, außer diejenigen, die glauben und Rechtschaffenes tun, jene sind es,
für die Vergel-tung des Vielfachen ist für das, was sie getan haben, und sie
sind in Sicherheit in den oberen Gemächern.“
(Qurʾān, Surah
34, Vers 37)
Gott belohnt den
Gläubigen für dessen Werk nicht nur im Jen-seits, sondern vergilt es ihm im
Diesseits und belohnt ihn im Jen-seits. Gott, der Erhabene, sagt:
„Und
zu denen, die Gott fürchteten, wird gesprochen: „Was hat euer Herr
hinabgesandt?“ Sie sagen: „Gutes!“ Für diejenigen, die Gutes tun in der
diesseitigen Welt, ist Gutes. Aber die Wohnstatt des Jenseits ist besser. Wie
herrlich ist doch gewiss die Wohnstatt der Gott Fürchten-den! Die Gärten Edens.
Sie treten in sie ein. Fließende Gewässer durcheilen sie. Für sie ist in ihnen,
was sie wollen. So vergilt es Gott den Gott Fürchtenden.“
(Qurʾān, Surah 16, Verse 30-31)
Und ER sagt:
„O MEINE MICH anbetend Dienende, die ihr
glauben! Fürchtet euren Herrn! Für diejenigen, die in der diesseitigen Welt
Gutes tun, ist Gutes. Und Gottes Erde ist weit. Den Standhaften wird nun aber
deren Lohn gewährt werden – ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden.“
(Qurʾān,
Surah 39, Vers 10)
ER sagt
ferner:
„Und nicht war ihre
Rede*, außer dass sie sprachen: „Unser Herr! Vergib uns unsere Sünden und
unsere Maßlosigkeit bei unserer Angelegenheit und festige unsere Schritte und
hilf uns gegen die den Islam leugnenden Leute!“ So gab ihnen Gott den Lohn des
Diesseits und das Schöne des Lohns des Jenseits. Und Gott liebt die Gutes
Wirken-den.“ (Qurʾān, Surah 3, Verse 147-148)
· Das
bedeutet: Die Worte der Gläubigen, deren Schritte bei den Bemühungen im Einsatz
um Gottes willen gefestigt wurden.
Wie Gott den
Gläubigen die frohe Kunde des Paradieses gab, drohte ER den Islam-Leugnern das
Höllenfeuer an.
ER, der
Erhabene, sagt:
„Und
diejenigen, die den Islam leugnen und UNSERE Zeichen abstrei-ten, jene sind die
Insassen des Höllenfeuers, sie verweilen darin ewig.“ (Qurʾān, Surah 2, Vers 39)
Und ER sagt
auch:
„Fürwahr,
diejenigen, die Gottes Zeichen leugnen, für sie ist eine schlimme Pein...“ (Qurʾān, Surah 3, Vers 4)
ER sagt
ferner:
„...Und verkünde denen, die den Islam leugnen,
eine schmerzhafte Pein!“
(Qurʾān, Surah 9, Vers 3)
Was man in
der diesseitigen Welt an meistens auf materiellen Genüssen begründetem Besitz
der Islam-Leugner und Sünder sieht, ist kein Beweis für Gottes Billigung deren
Glaubensstand-ortes. Vielmehr spricht der ehrwürdige Koran über dieses Phäno-men
und legt dar, dass es zum Gewähren eines Zeitaufschubs gegenüber den
Islam-Leugnern gehört, damit das wahre Gesicht der zum Bösen antreibenden Seele
des Islam-Leugners erscheine. Denn diese Seele überschreitet das Maß und sie
überschreitet das Maß in fortgesetztem Maße, wenn sie fühlt, dass sie
materielle Kräfte besitzt. Gott, der Erhabene, sagt:
„Keinesfalls!
Fürwahr, der Mensch überschreitet gewiss das Maß. Dass er sich sieht, er sei auf niemanden
angewiesen.“
(Qurʾān, Surah 96, Verse 6-7)
Deshalb sagt
Gott, der Erhabene, um die Weisheit darzulegen, dass einige Islam-Leugner zu
Vermögen und Nimbus gelangen:
„Und nicht
sollen diejenigen, die den Islam leugnen, damit rechnen, dass das, was WIR
ihnen an Aufschub gewähren, für ihre Seelen gut sei. WIR gewähren ihnen
Aufschub nichts weiter als nur deshalb, damit sie zunehmen an Sünde. Und für
sie ist schimpfliche Pein.“ (Qurʾān,
Surah 3, Vers 178)
Und ER sagt
auch:
„...Sprich:
„Genieße dein Leugnen des Islam ein wenig! Für-wahr, du gehörst zu den Insassen
des Höllenfeuers!“
(Qurʾān, Surah 39, Vers 8)
Das
Kernstück des Lohnes und der Vergeltung im Jenseits ist mithin der Glaube. Wer also
glaubt sowie Rechtschaffenes wirkte, dessen Werk wird belohnt, wobei ihm aber
der Lohn im Jenseits vervielfacht wird. Wirkt er Schlechtes, wird er lediglich
mit dem ihm Vergleichbaren bestraft. Das heißt, dass Gott den Wunsch des
Menschen durch Erlangen der Vergeltung dessen, was dieser Mensch tut, erfüllt.
So gibt Gott dem Menschen mehr als dessen Handeln, wenn es rechtschaffen war,
und bestraft ihn nur mit dem Vergleichbaren seiner schlechten Tat. Gott teilt
uns mit, dass ER die gute Tat mit etwas Besserem als diese vergilt und die
schlechte Tat lediglich mit dem ihr Vergleichbaren bestraft. So sagt ER in
SEINEM brillanten BUCH:
„Wer mit
einer guten Tat kommt, für den ist Besseres als das. Und wer mit einer
schlechten Tat kommt, so wird denjenigen, die schlechte Taten verrichten,
nichts vergolten außer, was sie zu tun pflegten.“ (Qurʾān, Surah 28, Vers 84)
Die Erhöhung
des Lohnes für gute Taten kann sogar das Zehnfache erreichen. Gott, der
Erhabene, sagt:
„Wer mit
einer guten Tat kommt, für den ist deren Zehnfache. Und wer mit einer
schlechten Tat kommt, so wird ihm nichts ver-golten außer das ihm Gleiche. Und
sie werden nicht ungerecht behandelt.“ (Qurʾān, Surah
6, Vers 160)
Das
bedeutet, sie werden nicht ungerecht behandelt, wenn sie für die schlechte Tat
mit etwas ihr Ähnlichem bestraft werden. Was aber Gott für eine gute Tat mit
Zehnfachem belohnt, so ist das eine sie ehrende gnädige Vergünstigung des
Hocherhabenen, denn als Erstes glaubten sie und fügten dann ihrem Glauben eine
rechtschaffene Handlung hinzu.
Möglicherweise
verhüllt Gott die schlechten Taten des Gläubi-gen, wenn dieser sich der
rechtschaffenen Handlung verpflichtet. Das gehört zur Verzeihung der Sünden,
wenn dessen allgemeine Verhaltensmerk-male gut sind. Gott, der Erhabene, sagt:
„...Und wer
an Gott glaubt und Rechtschaffenes tut, dessen schlechte Taten wird ER ihm
verhüllen...“ (Qurʾān, Surah 64, Vers 9)
Das
geschieht nur, wenn die Sünde mit einem Recht Gottes, des Erhabenen,
zusammenhängt, der Mensch also etwas Schlech-tes macht, das mit dem Schädigen
irgendeines anderen Menschen nichts zu tun hat. Hängt indes die schlechte Tat
mit einem Recht des anbetend Dienenden zusammen, ist die Handlung also ein
unmittelbarer oder mittelbarer Grund für das Schädigen eines Menschen, wie etwa
dessen Beraubung oder Zufügung irgend-einer Form der Schädigung, sind die
Rückgabe des Gestohlenen respektive das Vergeben desjenigen, dem Schaden
zugefügt wurde, unabdingbar – als eine der Bedingungen der Vergebung dieser
seiner schlechten Tat durch Gott. Auch wenn die Handlung eine Schädigung für
die Gesellschaft darstellt, wie etwa Raub
öffentlichen Vermögens oder dessen Missbrauch, sind Rückgabe des
Vermögens sowie Wiedergutmachung für den Missbrauch erforderlich, damit eine
große Hoffnung besteht, dass Gott einem diese schlechte Tat vergibt.
Die
rechtschaffene Handlung ist einer der Gründe der Sühnung der schlechten Tat,
sofern diese spontan und ohne Vorsatz respe-ktive ohne Kontinuität begangen
wurde. Wer glaubt und Recht-schaffenes tut, dessen sich dann aber von Zeit zu
Zeit Schwäche bemächtigt, wird ein Opfer der Verführung und begeht eine Sün-de.
Gedenkt er nun aber Gottes und kehrt er zu IHM zurück und entsagt er dem, in
was er ver-fallen ist, und nimmt er Abstand davon diesen krummen Weg weiterhin
zu beschreiten und bittet er Gott um Vergebung, wird Gott ihm diesen Lapsus
vergeben, zumal dieser etwas Spontanes ist und dieser Mensch jenen Lapsus zu
einem Zeitpunkt der Unachtsamkeit gegenüber den Anweisun-gen Gottes, des
Hocherhabenen, beging. Dies ist aber eine Gunst-bezeigung von Gott
ausschließlich für den Gläubigen. Was aber den Islam-Leugner betrifft, wird
Gott ihm absolut niemals verge-ben. Gott, der Erhabene, sagt:
„Fürwahr, Gott vergibt nicht, dass IHM beigesellt wird, und
ER vergibt, was unterhalb diesem ist, wem ER will...“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 48)
Was auch
immer der Islam-Leugner an rechtschaffenen Taten verrichtet, wird das kein
Grund für seine Rettung von der Hölle sein. Gott, der Erhabene, sagt:
„Fürwahr,
diejenigen, die den Islam leugnen und sterben und sie sind Islam-Leugner, so
wird niemals von einem einzigen von ihnen der Erde Fülle an Gold angenommen,
falls er sich damit loskaufen wollte. Jene, für sie ist eine schmerzliche Pein
und es gibt für sie niemanden an Helfenden.“
(Qurʾān, Surah 3, Vers 91)
Und ER sagt auch:
„Und
diejenigen, die den Islam leugnen, ihre Werke sind wie eine Fata Morgana in
einer weiten Ebene, die der Durstige für Wasser hält, bis er, wenn er zu ihr
kommt, sie als Nichts vorfindet. Und er findet Gott bei sich. ER lässt ihm
seine Abrechnung wider-fahren, und Gott ist schnell im Abrechnen.“
(Qurʾān, Surah 24, Vers 39)
Kurz gesagt:
Die Belohnung im Jenseits ist nur für den, der glaubt und Rechtschaffenes
verrichtet. Er wird somit für seinen Glauben und für das, was er an
rechtschaffenem Handeln vorwei-sen kann, belohnt. Diese Belohnung erreicht
möglicherweise das Zehnfache dessen, was er an rechtschaffenen Taten vorweist.
Wenn aber jemand eine schlechte Tat begeht, wird diese mit dem Gleichen von ihr
bestraft. Vielleicht vergibt Gott sie ihm, wenn es sich bei ihr um etwas
Vorübergehendes handelt, das heißt, wenn es nur einmal passiert und der Mensch
sich von ihr sofort wieder ablässt und Gott um Vergebung bittet sowie alles
zurückgibt, was er zu Unrecht hat, falls es mit dem Individuum oder der Gesell-schaft
zusammenhängt.
Was indes
den Islam-Leugner betrifft, so gibt es als Vergeltung für dessen Leugnen des
Islam ausschließlich das Höllenfeuer, und was sein rechtschaffenes Handeln
angeht, so hat dies auf ihn keinerlei Auswirkung, das heißt es rettet ihn nicht
vor dem Betre-ten der Hölle, wenngleich die rechtschaffene Tat dem Islam-Leug-ner
die Höllenpein erleichtert. Das bedeutet, der Islam-Leugner, der im Diesseits
eine rechtschaffene Tat für die Mitbürger seiner Heimat oder seiner menschlichen
Gesellschaft wirkt, dessen Pein wird geringer sowie leichter sein als die Pein
des Islam-Leugners, der keine rechtschaffene Tat im Diesseits vollbringt. So
wie das Paradies Abstufungen hat, hat auch die Hölle Abstufungen. Deren
unterste und hinsichtlich der Pein schlimmste Stufe ist für den, der den Islam
leugnete und nichts Rechtschaffenes während seines Lebens wirkte. Die
schwächste Abstufung ist für den, der den Islam leugnet, aber rechtschaffenen
Werke vorweisen kann, die den Mitbürgern seiner Heimat nützten oder die einen
Schmerz der Menschheit linderten.
Erhält der
Gläubige Gutes im Diesseits, lobpreist er Gott. Trifft ihn indes ein Unheil,
ist er geduldig, weil jenes eine Heimsuchung und eine Prüfung für das Ausmaß
der Kraft seines Glaubens an Gott darstellt. Gott, der Erhabene, sagt:
“Rechnen
denn die Menschen damit, dass sie gelassen werden, dass sie sagen „Wir
glauben.“ und sie werden nicht auf die Probe gestellt? Und WIR haben ja schon
diejenigen vor ihnen auf die Probe gestellt. So weiß Gott ganz gewiss um
diejenigen, die wahr-haft sind, und ER weiß ganz gewiss um die Lügner.“
(Qurʾān, Surah 29, Verse 2-3)
Wenn der
Gläubige sieht, dass dem Islam-Leugner eine Gnade zuteil wird, die ihm selbst
verwehrt ist, dann soll er wissen, dass es sich um eine Weisheit handelt, um
die Gott, der Erhabene, weiß. Er soll ferner daran denken, dass jenes
vielleicht auch eine Prüfung für ihn sein kann, damit die Seele ihre
Wahrhaftigkeit demonstriert. Wäre die menschliche Seele nicht schwach, und
hätte sie die Fähigkeit dazu eine derartige Probe zu ertragen, würde Gott das
Vermögen des Islam-Leugners vermehren. Gott, der Erhabene, sagt:
„Und wenn
nicht sein sollte, dass die Menschen eine einzige Gemeinschaft würden, hätten
WIR denen, die den Allerbarmer leugnen, gewiss für ihre Häuser Dächer aus
Silber gemacht und Stufen, auf denen sie hinaufsteigen. Und für ihre Häuser
Türen und Betten, auf denen sie ruhen. Und Goldschmuck. Aber all jenes wäre nur
ein Nießbrauch für das diesseitige Leben, und das Jenseits bei deinem Herrn ist
für die Gott Fürchtenden.“
(Qurʾān, Surah 43, Verse 33-35)
Das heißt,
Gott gab dem Islam-Leugner dies nicht, damit nicht alle Menschen Islam-Leugner
werden, denn die Seele ist schwach und
bricht angesichts dieser materiellen Verführungen schnell zusammen. Der
Gläubige soll also diese Wahrheit begreifen und er soll auch wissen, dass das
Ergebnis für ihn besser und dauer-hafter ist. Trotzdem soll dieser Sinn kein
Grund für des Gläubigen Vernachlässigung bei dessen Arbeit oder für dessen
Faulheit beim Erlangen materieller Dinge auf legitimem Wege sein. Denn Faul-heit
ist Sünde, für die man bestraft wird, und Ernsthaftigkeit sowie Handeln in den
verschiedenen Lebens-bereichen sind rechtschaf-fene Taten, für die man belohnt
wird. Man soll also ernsthaft und fleißig sein um zur Gruppe derjenigen zu
gehören, die an Gott glauben und das Rechtschaffene verrichten. Und jene werden
den höchsten Rang haben.
***
12. Hinführung zum Glück im
Diesseits und Jenseits
Alle
Menschen streben danach Wege zu beschreiten, die sie dahin führen, dass sie
glücklich leben, wenn auch die Vorstellung von Glück von einer Person zur
anderen unterschiedlich ist. Wäh-rend einige Menschen sehen, dass ihr Glück nur
durch Erlangen größtmöglicher Menge an Vermögen oder Bekleiden hoher Ämter
verwirklicht wird, die ihnen Macht, Ansehen und Berühmtheit unter den Menschen
verleihen, sehen andere das Glück in der
Verteidigung edler Prinzipien oder im Leisten von Hilfe gegenüber den
Schwachen, Unterstützung der Bedürftigen, sowie im Aufru-fen der Menschen zur
Liebe des Guten untereinander und im Anhalten zur Verpflichtung gegenüber den
moralischen Prinzipien, damit die Menschen in Sicherheit, Ruhe, Liebe und
Harmonie leben und einer dem anderen hilft. Dementsprechend schützt ein Bruder
seinen Bruder, hat ein Nachbar Mitgefühl mit seinem Nachbarn und verhindert ein
Bürger das Zufügen von etwas Bösen gegenüber seinem Mitbürger und stützen die
Völker und Individuen sich Seite an Seite bei der Konfrontation von Wechsel-fällen
der Zeit und Stürmen des Lebens.
Trotz der
Verschiedenheit von Orientierungen und Trends bei der Interpretation der
Bedeutung von Glück sowie der Wege zu ihm gibt es eine allgemeine Bedeutung, um
die sich fast alle Menschen sammeln, dass nämlich das Glück in Zuversicht der
Seele, Ruhe des Gewissens, Lauterkeit des Herzens und dessen Freisein von Groll
und Hass sowie Sorge um die Zukunft begrün-det ist. Deshalb erwähnt Gott dieses
Bild im Zusammenhang mit dem Erweisen von Wohltaten für die Gott Fürchtenden,
indem ER sagt:
„Fürwahr,
die Gott Fürchtenden sind in Gärten und an Quellen. „Tretet in sie ein inHeil,
sicher!“ Und WIR entfernen, was in ihrer Brust an Groll ist. Wie Brüder, auf
Ruhekissen einander gegen-über. Es er-fasst sie auf ihnen keine Mattheit, und
sie werden nie von ihnen vertrieben. „ (Qurʾān,
Surah 14, Verse 45-48)
Denn es ist
so, dass die den Menschen umgebende psychische Atmosphäre einen tiefgehenden
Einfluss auf all dessen Nerven hat. Beherrschen ihn also Stress, Sorge und
Angst, spiegelt sich dies in den Nerven wider, und deren Struktur wird erschüttert
und deren Tätigkeit gestört. So befallen den Menschen Gefühle, die er nicht
erklären und deren unmittelbaren Grund, den er beseitigen könnte, er nicht
verstehen kann. In diesem Moment helfen ihm weder Vermögen noch Kinder und
retten ihn weder Nimbus noch Herrschaft. Diese materiellen Gnaden werden
möglicherweise Faktoren, die seine Krankheit vermehren und seine Heilung auf-schieben
und sie sind vielleicht der Grund dieser Krankheit, und zwar wenn ihn die Liebe
zum Vermögen und Nimbus beherrscht. So
beschreitet er Wege, von denen er glaubt, dass sie ihn das Ziel erreichen
lassen, wobei sie aber seine Krankheit vermehren und seine Schmerzen
vervielfachen. Denn er hegt Hassgefühle gegen-über dem, der ihn auf diesem
Gebiet überragt, und strebt danach auf dessen Weg Hindernisse zu legen und
gegen diesen Versch-wörungen anzuzetteln um das, was sich in dessen Besitz
befindet, zu rauben oder ihn von dessen Position zu entfernen um diese selbst
zu erlangen.
Egal ob er
dabei Erfolg hat oder scheitert, er führt sein ganzes Leben in ständiger Sorge.
Er fürchtet, dass seine Pläne keinen Erfolg beim Erreichen des Ziels haben,
oder er hat Angst seine Ziele, die er schon verwirklicht und in seinen Händen
hat, wieder zu verlieren. Denn er glaubt, dass die anderen sich gegen ihn
verschwören, wie er es selbst mit den Leuten gemacht hat, und seinen eigenen
Besitz rauben, wie er es ebenfalls selbst mit den Leuten gemacht hat.
Vermögen und
Nimbus gehören also nicht zu den Ursachen des Glücks an sich, sondern sind nur
ein Mittel der Erleichterung der Last des materiellen Lebens für den Menschen.
Sie sind ergo eine zwei-schneidige Waffe, das heißt sie sind möglicherweise
einer der Ursache des Glücks des Gläubigen, wenn dieser bei deren Erlangen den
von Gott, dem Erhabenen, vorgezeichneten Wegen folgt. Er behandelt also
niemanden ungerecht und hasst keinen Menschen, der sich von ihm durch die Menge
des Vermögens unterscheidet oder ihn beim Bekleiden von Ämtern übertrifft oder
eine hohe Position unter seinen Mitbürgern erhalten hat. Wenn er dies tut, ist
seine Seele zuversichtlich und mit dem zufrieden, was Gott für sie bestimmt
hat. Darin besteht weitreichende Glückselig-keit, die man nur dann sehen kann,
wenn man in ihrem Schatten lebt. Der ehrwürdige Koran bringt dies zum Ausdruck,
indem Gott, der Erhabene, sagt:
„O du Seele in Ruhe! Kehre zurück zu deinem
Herrn zufrieden und zufriedenstellend! So tritt ein zu MEINEN anbetend
Dienenden und tritt ein in MEIN Paradies!“
(qurʾān, Surah
89, Verse 27-30)
Die Seele
ist nur dann in Ruhe, wenn sie mit dem zufrieden ist, was Gott für sie bestimmt hat, und den Menschen
Gutes wünscht, wie es im Ḥadiṯ des Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke
ihm Frieden!) steht, in dem der Gesandte sagt: „Jemand von euch glaubt erst,
wenn er seinem Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht.“
Der Glaube
an Gott und die Verpflichtung zu legalen Wegen in den Bereichen des materiellen
Lebens und die Liebe des Men-schen zu dessen Mitmenschen sowie nicht das
Verschwinden des-sen zu wünschen, was der andere an Gnade hat, sind Wegweiser,
die zum realen Glück im Diesseits sowie im Jenseits führen.
Was aber den
Hass betrifft, so zerstört er Seele und Körper. Er ist auch der Hauptgrund, der
den Menschen zur Schädigung des-sen Bruders treibt, wobei er nicht beachtet,
dass dies auch eine Schädigung seiner selbst darstellt. Denn dieser Hass bringt
sei-nem Leben psychische Sorge und Nervosität. Auf diese Weise verwirklicht
sich ihm die Glückseligkeit nicht, und somit genießt er auch das Leben nicht,
denn das Gefühl des wahren Genusses ging ja verloren. Ferner beherrscht ihn die
Suggestion dahingehend, dass er dadurch über jene triumphiert, die er für seine
Feinde hält, wobei dieses Handeln ihn in Zerstörung und Verderben stür-zt. Er
erkennt das erst, wenn es zu spät ist, und dann er soll er nur noch sich selbst
tadeln. Gott, der Erhabene, berichtet von dieser Seele mit den Worten:
„Und ich spreche
mich selbst nicht frei; fürwahr, die Seele ist gewiss eine zum Bösen
Antreibende...“ (Qurʾān, Surah 12,
Vers 53)
Und ER sagt
ferner:
„... und was dich an Bösem trifft, so ist es von deiner
Seele...“
(Qurʾān, Surah 4, Vers 79)
Die andere
Seite des Vermögens ist dessen Verwendung zum Zufügen von Schaden für die
Menschen respektive dessen Erlan-gen auf illegalen Wegen wie etwa durch Raub,
Betrug bei Hande-lsverbindungen oder Überteuerung um auf Kosten der Schwachen
und Bedürftigen einen höchstmöglichen Gewinn zu erzielen – ganz abgesehen
davon, dass man ob dieser Arbeit im Jenseits bestraft wird. Hierin liegt auch
einer der Gründe des Elends im Diesseits. Denn wer dieser illegalen Methode
beim Erwerb von Vermögen folgt, ist schon unvermeidlich von der Liebe zum Reich-tum
beherrscht, und zwar in einer Weise, die ihn unruhig sichtlich hinsichtlich
dessen, was sich in seinen Händen befindet, sowie unzufrieden mit dem werden
lässt, was er erlangt hat. Dieser Zustand lässt ihn das Glück verlieren und
veranlasst ihn Tag und Nacht in Sorge zu leben sowie zu fürchten, dass er
verliert, was sich in seinen Händen befindet. Ferner hat er Angst, dass er
nicht noch mehr erlangen kann.
Kurz gesagt,
das Vermögen wird nur dann zu einer der Ursa-chen des Glücks, wenn man sich an
die legalen Wege bei seinem Erwerb hält und auch das entrichtet, was einem an
Sozialpflicht-abgabe obliegt. Gott, der Erhabene, sagt:
„Nimm von ihrem Vermögen eine Abgabe, durch
die du sie reinigst und läuterst...“ (Quʾān, Surah 9, Vers 103)
Und ER sagt auch:
„Es sind zu vergleichen diejenigen, die ihr Vermögen für
den Einsatz um Gottes willen aufwenden, mit einem Samenkorn, das sieben Ähren
wachsen lässt, in jeder Ähre hundert Samenkörner. Und Gott vervielfacht, wem ER
will, und Gott ist allumfassend, allwissend. Die ihr Ver-mögen für den Einsatz
um Gottes willen aufwenden und dann dem, was sie aufgewandt haben, weder
Vorrechnung noch Kränkung folgen lassen, denen ist ihr Lohn bei ihrem Herrn und
keine Furcht über ihnen und sie, sie werden nicht traurig sein.“ (Quʾān,
Surah 2, Verse 261-262)
Der Glaube und der Erwerb des Vermögens auf
legalem Wege und den Armen deren Recht darauf zu geben garantieren das Glück,
denn Gott versprach dem, der sich zu
jenem verpflichtet, Sicherheit und innere Zufriedenheit im Diesseits und
Vergeltung und Belohnung im Jenseits.
Geht der Glaube hingegen verloren, gibt es
kein Glück, sondern Hass gegen den anderen und Angst vor diesem sowie ein
Hinterherrennen hinter dem Vermögen auf allen Wegen. In all diesem liegen
Vernichten der Seele und Zerstörung des Körpers, ganz zu schweigen davon, dass
das Ende Hölle und Qual im Jenseits sind. Gott, der Erhabene, sagt:
„Bewundere nicht ihr Vermögen und auch nicht
ihre Kinder! Gott will ja nichts weiter, als dass ER sie damit im diesseitigen
Leben peinige, und ihre Seelen werden zunichte und sie sind
Islam-Leugner.“ (Qurʾān,
Surah 9, Vers 55)
Zu den Faktoren des Glücks gehört auch die
Zufriedenheit mit dem, was Gott bestimmt. Es steht in einem Heiligen Hadith,
dass Gott sagt: „O MEIN anbetend Dienender! Fürwahr, du willst und ICH will.
Wenn du mit dem zufrieden bist, was ICH will, gebe ICH dir, was du willst. Und
wenn du mit dem, was ICH will, nicht zufrieden bist, mache ICH dich unglücklich
bei dem, was du willst, und nichts ereignet sich in MEINER Herrschaft außer,
was ICH will.“
So soll kein Mensch nach dem streben, was sich in den
Händen der Menschen befindet, sondern sich bei seiner Arbeit bemühen, und wenn
er in eine Position gelangt, soll er Gott dafür lobpreisen und seine Arbeit
fortsetzen. Er soll ferner keine Hassgefühle gegen jemanden hegen, der sich vor
ihm in einer Position oder hinsichtlich seines Nimbus auszeichnet. Denn es
handelt sich um eine Sünde, und in einer Sünde liegt der Verlust des Glücks sowohl
im Diesseits als auch im Jenseits.
Der Weg des Glücks im Diesseits und im Jenseits
konzentriert sich auf den Glauben und die rechtschaffene Tat, egal ob diese Tat
von Anbetungshandlungen oder zivilrechtlichen Handlungen abhängt. Bei den
Anbetungshandlungen soll der Gläubige darauf bedacht sein die religiösen
Pflichten zu ihren festgelegten Zeiten zu verrichten und sich den Tugenden, mit
denen Gott zufrieden ist, zu verpflichten.
Was
die zivilrechtlichen Handlungen betrifft, soll das Streben des Gläubigen nach
Erlangen von Vermögen auf legalem Weg sein. Er soll es auch für das aufwenden,
was ihm, seiner Familie und seiner Nation Gutes bringt. Er soll sich ferner in
den gegen-seitigen Beziehungen mit den Menschen den islamischen Prinzi-pien
verpflichten, die zu Liebe, Mitgefühl und gegenseitiger Hilfe unter den
Mitmenschen aufrufen. All dies realisiert das Glück für alle.
Das
Glück in einer Nation wird nur durch das Ermahnen zum Recht vollkommen. Dies
passiert, wenn es in der Gesellschaft solche gibt, die die Leute zum Guten
aufrufen und ihnen das Böse verbieten. Gott, der Erhabene, sagt:
„Ihr seid die beste Gemeinschaft, hervorgebracht für
die Men-schen; ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche...“
(Qurʾān,
Surah 3, Vers 110)
Der
einladende Aufruf zu Gott verwirklicht das Glück für den einladend Aufrufenden,
der bei der Erfüllung dieser Tätigkeit Befriedigung der religiösen Haltung bei
sich und Zufriedenstellung Gottes sieht. Genauso führt das zum Glück der
Nation, indem nämlich der Glaube und seine Symptome vorherrschen sowie der
Irrtum und seine Auswirkungen verschwinden. Deshalb schreibt Gott für sie als
Vergeltung für das, was sie im Diesseits vorbereitet haben, die Gärten Edens im
Jenseits fest. Gott lässt den Lohn derer, deren Werke gut sind, gewiss nicht
verloren gehen.
***
13.
Notwendigkeit der Sendung
der
Gesandten
Blickte
der Mensch um sich und betrachtete er genau die Ersch-einungsbilder des Lebens
und beschäftigte er sich in seinen Geda-nken eingehend mit den Wesenszügen
jedes einzelnen Menschen, erfasste er mannigfaltige Verschiedenheiten,
zahlreiche Sinnesar-ten, vielfältige Naturelle und unterschiedliche Meinungen,
die an die Grenze von Widerspruch, Unvereinbarkeit und sogar langda-uerndem
Widerstreit reichen, was die Gesellschaft an den Abgru-nd des Untergangs oder
ins Verderben führt.
Diese
Verschiedenheit und dieser Widerstreit umfassen zwei Aspekte des Menschen: den
physiologischen und den geistigen. Die Gestalt eines jeden Menschen und dessen
Wesenszüge unter-scheiden sich von der Gestalt des anderen, selbst wenn er ein
leiblicher Bruder von gleichen Eltern wäre. Genauso sind die Ideen derart
mannigfaltig, dass es selten – oder sogar fast unmöglich – ist, dass Ideen
zweier Personen völlig identisch sind. Was wir indes von Zeit zu Zeit an
geistiger oder körperlicher Übereinstim-mung zwischen zwei Personen hören, ist
lediglich im generell Allgemeinen, das heißt im größten Teil der Wesenszüge
oder Ideen. Eine totale Übereinstimmung ist jedoch unmöglich.
Der
ehrwürdige Qurʾān weist auf dieses Phänomen in den Worten des Erhabenen hin:
„Und wenn dein Herr wollte, machte ER die Menschen gewiss zu einer einzigen Gemeinschaft, und sie sind
immer noch unter-schiedlich.“ (Qurʾān,
Surah 11, Vers 118)
Die
Verschiedenheit und die Mannigfaltigkeit der Ideen und Orientierungen sind eine
notwendige Eigenschaft für die Gesell-schaften und Individuen. Die Gelehrten
begründen dies damit, dass der Mensch ein Produkt seiner Umwelt ist. Da die Umwelten
unterschiedlich und mannigfaltig sind, muss auch die Konstitution der Menschen
mannigfach und unterschiedlich sein. Sogar bei den Individuen, die in einer
einzigen Umwelt leben, zeigen sich Unter-schiedlichkeiten, denn auch eine
Umwelt enthält zahlreiche Elem-ente. Die Fähigkeit des Menschen tendiert zu
einem Element, zu dem ein anderer vielleicht nicht tendiert. Daher kommt die
Verschiedenheit unter den Mitgliedern einer einzigen Gesellschaft, sogar unter
den Angehörigen einer einzigen Familie.
Dementsprechend
ist es nicht möglich, dass die Menschen sich von selbst in einem geistigen
Prinzip treffen oder sich auf eine einzige Ordnung in ihrem Leben einigen
respektive durch ihren Verstand zu einem einheitlichen System in ihrem sozialen
Leben geleitet werden, in-dem sie vereinbaren, dass dieses System das
glückliche Leben für sie garantiert oder sie vor Schmach bei ihrem
gesellschaftlichen Umgang und ihren gegenseitigen Beziehungen bewahrt. Die Ereignisse
der vergangenen und gegenwärtigen Historie bestätigen uns diesen Sinn. Die
Historie informierte uns und die Ereignisse, die wir jeden Tag sehen, künden
uns von unterschiedlichen Meinungen, zahlreichen Ideologien und schran-kenlosen
politischen Orientierungen, wobei ihre Anhänger behau-pten, dass sie das
idealste, beste und geeignetste System für die menschliche Gesellschaft
brächten. Der Anhänger eines jeden Prinzips behauptet, dass das, was er
besitze, das Richtige sei, und was der andere besitze, das Falsche und für das
Bewegen des Schiffsruders des menschlichen Lebens nicht geeignet sei.
Inmitten dieser miteinander im Widerstreit stehenden
Behaup-tungen und den streitenden Stimmen ist es für den Menschen mit dessen
begrenztem Denkvermögen nicht möglich, dass er eine Meinung vor einer anderen
bevorzugt oder sich ohne Zweifel auf die Richtigkeit einer Orientierung unter
Ausschluss einer anderen verlässt. Ja es ist sogar unmöglich, dass irgendeine
Orientierung im Einklang mit der Wahrheit in allen Lebensbereichen steht, denn
ihre Anhänger und Erfinder sind ja Menschen, die in ihrer Menta-lität bestimmen
kulturellen Umwelten unterworfen sind. Es ist mithin nicht möglich, dass der
Verstand allein zu all dem führt, was der Menschheit nützt, zumal er ja bestimmten
Umständen unterworfen ist, deren Überwindung er nicht vermag.
Deshalb war das Schicken von Gesandten nötig, damit
sie den Menschen darlegten, was zu verstehen diese nicht in der Lage sind, oder
sie ihnen deutlich erklärten, was ihnen durch deren milieubedingte
Nach-lässigkeit entfallen war, und sie auf den geraden Weg führten sowie ihnen
den Aspekt des Fehlgehens aufzeigten, in das deren unfähiger Verstand
hinsichtlich der Dogmen und des gesellschaftlichen Umgangs gelangt war. Somit
werden ihre Dogmen geradlinig und ihr Leben verläuft in eine gerade Richtung.
Gott, der Erhabene, sagt:
„Und WIR schickten keinen Gesandten es sei
denn mit der Sprache dessen Volkes, damit er ihnen erläutere...“
(Qurʾān, Surah 14, Vers
4)
Das heißt, er soll ihnen den Irrtum, in dem sie sich
befinden, aufzeigen und sie anweisen diesen zu vermeiden sowie ihnen die
Offenbarung Gottes übermitteln und ihnen empfehlen dieser zu folgen.
Das Schicken der Gesandten ist also notwendig zur
Darlegung dessen, worin die Menschen unterschiedlicher Meinung sind, und zum
Herausführen dessen, der aus ihren Reihen im Fehlgehen übereinstimmte, aus dem
Kreise dieses Irrtums zum Licht des Glaubens sowie zur Rechtleitung dessen, der
bei der Interpreta-tion der vorangegangenen Botschaften irrte oder verwundene
Wege beim Heranziehen religiöser Texte beschritt und sie in einer Weise
interpretierte, die seinen sich gegen das Recht auflehnen-den Neigungen diente
und seine Vorliebe für die auf die tiefsten Stufen gestürzten Leidenschaft und
Begierde befriedigte. Gott, der Erhabene, sagt:
Die Menschen waren eine einzige Gemeinschaft.[3] Da
sandte Gott die Propheten als Überbringer froher Botschaft und Warner und
sandte mit ihnen das BUCH mit der Wahrheit hinab, damit es unter den Menschen
in dem richte, worin sie uneins waren. Uneins waren indes nur diejenigen, denen
es gegeben ward, nachdem zu ihnen deutliche Beweise gekommen waren, aus Neid
untereinander. So leitete Gott diejenigen, die glaubten, zu dem, worin sie
hinsichtlich der Wahrheit mit SEINER Erlaubnis uneins waren, und Gott leitet,
wen ER will, auf einen geraden Weg.“
(Qurʾān, Surah 2, Vers
213)
Das Schicken der Gesandten ist also für die
Rechtleitung des unfähigen menschlichen Verstands zu einem unfehlbaren Weg, da
es ja vom Allwissenden und Allweisen ist, sowie für die Übermit-tlung der
rechten Entscheidung für die Menschen bei dem, worüber sie streiten, und für
die Bekanntgabe an sie, dass der Lohn dessen, der Gottes durch die auf die
Gesandten herabgesan-dte Offenbarung vorgezeichnetem Weg folgt, das Paradies
und das Ende desjenigen, der von diesem Weg abweicht, die Hölle sein wird.
Gott, der Erhabene, sagt:
„Und
WIR schicken die Gesandten nur als Überbringer froher Botschaft und
Warner...“ (Qurʾān, Surah 6, Vers 48)
Das Schicken der Gesandten ist auch für das Aufstellen
eines Argu-ments gegen die Leute. Gott, der Erhabene, sagt:
„Gesandte, Überbringer froher Botschaften und
Warner, damit die Menschen gegen Gott kein Argument nach den Gesandten
haben...“ (Qurʾān, Surah 4, Vers
165)
Und ER sagt
auch:
„Und dein Herr ist keine Orte vernichtend, bis
ER in ihre Metro-pole einen Gesandten schickt, der ihnen UNSERE Verse rezi-tiert...“ (Qurʾān, Surah 28, Vers
59)
Es gibt also
keine Entschuldigung für den, der dem Glauben ab-schwört und mit dem Leugnen
des Islam fortfährt und auch nicht für den, der fehlgeht und somit seiner
Vorliebe folgt, und für den, dessen Verstand unfähig ist den geraden Weg zu
errei-chen und der sich auf seine Unfähigkeit stützte. Er stellte seine Leitung
nicht den Gesandten und Propheten anheim, denen die Offenbarung herabgesandt
wurde. Aber ausschließlich sie waren es, die den Menschen alles erklärten, was
mit dem Glauben zusa-mmenhängt, und ihnen den Weg der Rechtlei-tung aufzeigten.
Deshalb wird derjenige nicht erhört, der die Botschaft der Gesand-ten und
Propheten ableugnet, wenn er um Schutz bittet, während er sich am Tag der
Auferstehung in der Pein des Höllenfeuers befindet. Und es werden auch als seine
Bestrafung für seinen Standpunkt gegenüber den Gesandten im Diesseits weder
sein Schreien noch sein Heulen berücksichtigt werden. Gott, der Erha-bene,
sagt:
„Und diejenigen, die im Höllenfeuer sind,
werden zu den Hütern der Hölle sagen: „Ruft euren Herrn an, ER möge uns einen
Tag die Pein erleichtern!“ Sie werden sagen: „Pflegten denn zu euch eure Gesandten
nicht mit deutlichen Zeichen zu kommen?“ Sie werden sagen: „Jawohl!“ Sie werden
sagen: „So bittet!“ Und das Bittgebet der Islam-Leugner ist nur verloren.“
(Qurʾān, Surah 40, Verse 49-50)
Und ER sagt auch:
„Reisten sie denn nicht im Land umher und
sahen, wie das Ende derer war, die vor ihnen waren? Sie waren stärker an Kraft
als sie und an Spuren im Land. Doch erfasste sie Gott in ihren Sünden, und es
gab für sie gegenüber Gott keinerlei Beschützer. Dies war so, weil ihre
Gesandten immer wieder mit deutlichen Beweisen zu ihnen kamen, sie aber ungläubig blieben. Da erfas-ste
sie Gott. Fürwahr, ER ist stark, streng im Strafen.“
(Qurʾān, Surah 40, Verse 21-22)
Kurz gesagt, die Verschiedenheit der natürlichen und
kulturel-len Umwelten stellen einen Grund der Verschiedenheit der Men-schen bei
deren Neigungen und Ideen dar, was die menschlichen Gesellschaften in den
unterschiedlichsten geistigen Orientierun-gen nur so wimmeln lässt, wobei der
menschliche Verstand zum Erkennen des Richtigen und Falschen nicht fähig ist.
Deshalb schickte Gott die Gesandten um den Menschen das zu erklären sowie diese
vor zerstörenden Fehden und vernichtenden Streitig-keiten zu erretten. So
führen sie ein glückliches Leben im Diesseits und erhalten eine gute Vergeltung
im Jenseits. Gott bestätigt dies, indem ER sagt:
„O ihr, die glauben!
Leistet Gott und dem Gesandten Folge, wenn er euch zu dem aufruft, was euch
Leben gibt!..“ (Qurʾān, Surah
8, Vers 24)
Denn die Verschiedenheit der Ideen, deren Fehden sowie
die Unfähigkeit zur Kenntnis dessen, was davon nützt und was scha-det, ist
Leblosigkeit der Gesellschaften und Individuen. Wenn jemand zu ihnen kommt,
nämlich die Gesandten, um ihnen zum Befolgen dessen aufzu-rufen, was sie vor
dieser geistigen Verwir-rung errettet, sollen sie ihm folgen, denn darin liegt
für sie das Leben.
***
[1] Ṣaḥīḥ-l-Buḫārī
[2] ) dies soll auf den Beduinenstamm der Ban2 Asad gehen, welche in einer Hungersnot nach Medina und
Glauben heucheltn, um Lebensmittel zu erhalten. Wichtig ist hier der
Unterschied zwischen “den Islam annehmen” als äusserem rechtlichen Akt, und “Glauben”
DAs eine Beteiligung des Herzens voraussetzt.
[3] ) Das heißt hinsichtlich ihres Abweichens und Entfernens von
der Wahrheit.
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